Ansmann Hinterrad Pedelec Motor Nachrüstung bei meinem Velotraum Reiserad
Reiserad und E-Bike, ein Widerspruch? Immerhin liegen meine Reiseraddurchschnitte zwischen 50 und 100 km am Tag und sie führen mich oft in Gegenden, in denen am Ankunftsort nicht immer eine Steckdose vorhanden ist und dennoch?
Nun, die Ansmann Lösung besteht aus einem eingespeichten Hinterrad mit einem Kabel, das zum Akku führt. Dieser ist an den Flaschenhaltern am Unterrohr befestigt und es ist noch ein Tacho und ein Schalter dabei. Das war’s so ziemlich! Da dachte ich mir, dass ein flexibles Hin – und Herrüsten sicher ne tolle Möglichkeit ist und ich nicht ein Extra-Rad und wesentlich höhere Kosten würde tragen müssen. Und zudem kann ich mein -wie ein Handschuh passendes- Velotraum Fahrrad weiternutzen...
OK, zur Praxis: Der Einbau war so einfach wie die Anzahl der zu verbauenden Teile wenige. Hinterrad wechseln, lediglich beim Verlegen des Kabels über das Excenter Tretlager meines 7005EX Rahmens in L war etwas Probieren erforderlich damit es auch 150%ig liegt (pendantisches Beharren ist der Kobold kleiner Geister...), Tacho und Schalter am Lenker montiert, Akku dran und den Magnetabnehmer hinten anbringen, fertig! Akku laden, dann pairen von Akku und Tacho/Bedieneinheit (das Vorgehen steht alles mit Bildern in der Bedienungsanleitung ausführlich und verständlich) und dann: PROBEFAHRT!
Nach dem Einbau zeigt das Fahrrad eine gewisse Hinterradlastigkeit. Von Haus aus war mein Reiserad ja schon keine leichte Grazie, nun merkt man aber doch, dass hinten noch etwas mehr Gewicht ist. Es ist ein wenig wie mit gefüllten Packtaschen.
Dennoch kann man auch ohne Motor Unterstützung problemlos pedalieren und Geschwindigkeit halten. Eine wesentliche Bremse durch den Motor merkt man nicht. Auf der Ebene kann man beschleunigen, man muss halt ein paar Kilo mehr mit schleppen, aber es ist nicht so schlimm wie bei Mittelmotorpedelecs mit deutlich höherem Gewicht, bei denen gefühlt der Motor auch ausgeschaltet mitläuft.
Der Moment der Wahrheit kommt, Schalter auf die ersten beiden Unterstützungsstufen von deren fünf und man merkt ein kleines schiebendes Säuseln des Antriebes.
Interessant wird es dann im Normal Modus. Beim Antritt schiebt das Fahrrad sehr angenehm und gleichmäßig los. Beim Fahrer setzt automatisch ein breites Dauergrinsen ein. Hat man sich ein wenig eingewöhnt und schaltet dann auf den Power Modus, wird es richtig klasse. Die Haare fliegen, die Augen tränen, man erreicht Geschwindigkeiten von 23-25 km ohne Probleme.
Danach kommt die Abriegelungsgrenze. Laut Tacho fährt Herr Stiener bis zu 26,2 km mit Unterstützung, danach ist der Motor einfach weg. Bei vielen anderen Pedelecs habe ich bemerkt, dass man da quasi gegen eine Wand fährt, dass man subjektiv plötzlich unverhältnismäßig mehr Kraft einsetzen muss um die Geschwindigkeit bei etwas über der Abregelungsgeschwindigkeit zu halten. Dies ist hier beim Ansmann Pedelec Motor nicht der Fall. Natürlich muss man mehr eigene Leistung aufbringen, aber das Rad bremst gefühlt dabei nicht. Dennoch ist man ein wenig enttäuscht wenn der Geschwindigkeitsrausch hier ein Ende hat und man wünscht sich, doch ein großes mit 45 km/h genommen zu haben. Wenn man aber mal in Verkehr kommt mit anderen Fahrradfahrern, merkt man sehr schnell, dass man mit gut zu haltenden 25 km/h sehr zügig unterwegs ist. Man darf auch nicht vergessen, dass die motorisierten Verkehrsteilnehmer annehmen, dass ein Fahrrad grundsätzlich eher langsam unterwegs ist und von daher solch hohe Geschwindigkeiten schnell falsch einschätzen. Ich kann mir vorstellen, dass dies im Einzelfall zu sehr kritischen Situationen führen könnte.
Ein wesentliches Laufgeräusch des Motors konnte ich nicht feststellen, was insbesondere am Berg auch angenehm ist. Die doch sehr versteckte Einbauart des Antriebes führt dann bei den überholten Kollegen zu ziemlichen Fragezeichen im Gesicht. Insbesondere, wenn ich dann auch noch doch deutlich atmend an Ihnen vorbeiziehen und den Eindruck erwecke, das ja alles selber zu schaffen... da lacht der Schalk immer wieder!!
Folgende Nachteile konnte ich erkennen:
- Das Display ist nicht beleuchtet und auch nicht per Taster beleuchtbar. Im Dunkeln ist das beim Schalten der verschiedenen Unterstützungsstufen doof.
- Der Lenkerschalter ist mit Handschuhen schlecht zu bedienen. Für bloße Hände ist alles ok.
- Wenn man den Akku am unteren Ende anschaltet leuchtet eine kleine Diode, die man aber am Tag kaum erkennen kann. Anfangs weiß man daher nicht immer, ob der Akku gekoppelt ist oder nicht. Man merkt es aber beim Anfahren...
Über Reichweiten kann ich noch nichts sagen, aber mein Bewegungsspielraum und meine subjektive innere Freiheit haben sich deutlich vergrößert. In unserer bergigen Stadt und der Umgebung macht es nun ungeheuer Spaß mal auf die Schnelle runter in die Stadt zu fahren oder auf einen anderen Hügel, es macht geradezu süchtig und man fragt sich, ob es nicht noch etwas geben könnte, was man irgendwo zu erledigen habe... Nach den ersten 35 Kilometern sind 30% des Akkus laut Anzeige verbraucht. Die einzelnen Fahrten fanden bei 4 bis 10 Grad statt, führten dabei immer zur Hälfte bergab und dann wieder rauf, Unterstützungsmodus in der Regel „Normal“, damit man auch merkt, dass man Rad fährt. Die Rekuperation wird genutzt, ob sie tatsächlich hilft kann ich noch nicht sagen, zumindest hat man eine Art Motorbremse bergab.
Wie sieht es nun mit meinem eigentlichen Umrüstgedanke aus?
Zunächst sollte man in eine neue Kette und zwei neue Ritzelpakete investieren, damit in etwa Gleichlauf nach dem Wechseln der Hinterräder garantiert ist. Der eigentliche Umbau Aufwand beschränkt sich dann darauf, ein paar Kabelbinder zu opfern, die Akkuhalterung abzubauen und Flaschenhalter wieder zu montieren. Denke, wenn ich auf eine Tour gehe, werde ich das machen, nur für einen Tag lohnt sich der Aufwand für mich jedoch nicht, und mal ehrlich, wenn die Reichweite passt, dann will man das für den alltäglichen Einsatz ja auch gar nicht mehr!
Mit breitem Grinsen trotz des Wetters!
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