Wieder mal eine Reisebericht von mir - viel Spass beim Lesen - Gruß
www.michi-koller.deDer Jakobsweg der Spanier – auf der “Ruta de la Plate” von Malaga nach Santiago.
Süd – Nord – Route.
Auf den Spuren der “Ruta de la Plata”.
In Zeiten von Happe Kerkelin waren auf einmal die Begriffe “Jakobsweg” und “Pilgern” wieder in aller Munde. Die Hauptroute mit dem Namen “Camino France” geht von der Nähe von Bilbao bis Santiago de Compostella. Auch ich wollte in diesem Konzert mitspielen und informierte mich über alle möglichen Routen mit Option radtauglich. Nach kurzer Internet – Recherche stieß ich auf den Jakobsweg der Spanier mit der Bezeichnung: “Ruta de la Plata”. Die Ruta hatte ihren Weg von Sevilla – Merida – Salamanca – Ourenze – Santiago. Diese Variante ist bekannt dafür, dass man sie komplett mit dem Fahrrad zurück legen kann. Leider hatte ich in diesem Jahr nur die Möglichkeit im Dezember Urlaub zu nehmen, so dass ich mich schon mal auf ein kaltes Spanien einstellte. Flüge nach Sevilla gibt es von München quasi nicht aber mit der Condor geht es sehr günstig und direkt nach Malaga. Für 100€ einfach inkl. Fahrrad, das waren noch Zeiten. Zeit, die so vielleicht nie wieder kommen werden. Der Flug nach Andalusien war problemlos und auch der “Ausstieg” vom Flughafen auf kleinen Straßen ins Hinterland war mir bereits bestens bekannt. Der erste Eindruck war gut und warm und da Cafe von vor 4 Jahren hab ich auch gleich wieder gefunden. Lustig: Der Chef kannte mich noch. Nach einem leckeren Frühstück radelte ich gleich ins bergige Hinterland. Ronda – Morön und Utrera waren die Stationen auf dem Weg nach Sevilla. Insgesamt plante ich mal mit 1000km für die gesamte Tour.
Den einen zusätzlichen Tag von Malaga nach Sevilla nahm ich aber gerne noch in Kauf. Die erste Nacht verbrachte ich im Zelt in der nähe von Utrera irgendwo neben der Straße . Sevilla war nun nicht mehr weit und ich freute mich schon auf die vielen gelben Pfeile auf dem Jakobsweg. Sevilla ist groß und hat eine lange Tradition, heute wird Stierkampf und auch Fußball sehr groß geschrieben. Ich fragte in der Stadt ein paar Leute nach dem Jakobsweg, aber helfen konnte mir niemand. Komisch. Also radelte ich einfach mal vorbei am ehemaligen Expogelände in die Himmelsrichtung in die ich musste. Aber gelbe Pfeile waren weit und breit nicht zu finden. Was tun, ich entschied mich einfach mla den nächsten Ort “Italica” anzusteuern und hoffte, in einem kleineren Ort endlich eine Spur der “Ruta de la Plata” zu finden. Ja der erste Pfeil, jetzt kann es losgehen. Von nun an radelte ich Pfeil für Pfeil ab und sah viele schöne Dinge. In der Hoffnung keinen Pfeil zu übersehen fand ich gegen 18 Uhr einen schönen Schlafplatz unter einem Baum im freien Feld. Hier waren die Temperaturen noch angenehm, was sich später noch ändern sollte.
Größtenteils hielt ich mich an die original Route aber manchmal musste ich auch ein paar schnelle km machen und wechselte auf die Straße. Spanien ist im Inland sehr abwechslungsreich und bergig, ständig musste ich immer wieder nach oben radeln, was die Sache nicht leichter machte. Spanien ist schlimmer wie Österreich, dass aber nur am Rande. Vieles von so einer Tour vergisst man auch schnell wieder, aber dank der Fotos kann man das Puzzle auch schön wieder zusammen bauen. Die Strecke zwischen Merida und Salamanca kann ich somit gar nicht mehr so recht beschreiben. Ich weiß nur noch, das der Weg ziemlich mühsam war und die Temperatur immer kälter wurde. Zeltplätze hatte ich jeden Tag gut gefunden zumindest habe ich jede Nacht gut geschlafen. Ab Salamanca blieb das Zelt dann für immer in diesem Jahr in der Tasche, ab sofort ging es entweder in eine Pilger – Herberge oder Pension. Auf dieser Route gibt es nur wenige Herbergen. Ich wusste zwar wo die Herbergen waren aber es war auch ein wenig Glück am Abend genau da raus zu kommen, wo eine “Albergo” war. In der Nähe von Salamanca hatte ich mal das Vergnügen. Einfach im Ort die Kinder nach Alberge fragen und dann deren Weg folgen. Die Herbergen waren meist als solche nicht zu erkennen, aber die Tür war stets offen und ich war immer der einzige Gast. Prima! Ich konnte heiß duschen, ich hatte ein ganzes Schlaflager für mich alleine und die Bezahlung war auf freiwilliger Spendenbasis geregelt. Die letzten Einträge im Herbergsbuch waren alle vom September. Also war ich im Dezember klar ein Exot, aber ich fand diese günstigen Herbergen absolut Klasse und unkompliziert.
Am Rande, ich traf auf der ganzen Tour auch nur eine Pilgerin aus Holland und die war schon einige Jahre in Spanien unterwegs, weitere Kommentare hierzu erübrigen sich. Jetzt wurde es schon ziemlich zapfig und das Thermometer steig in der Früh nicht mehr über 10 Grad, somit war das Zeitfenster zum Radeln eher klein bemessen, in der Früh war es sehr kalt und ab halb Fünf war es schon wieder dunkel. Bei Zamora hatte ich auch mal das Vergnügen in einer spanischen Familienpension für 25€ zu nächtigen. Da war es schön und heimelig und ich gehörte für einen Abend zur Familie. Problem war nur das Essen, welches es erst ab 21:30 Uhr gab. Die Spanier essen sehr spät Abend und der Tisch war so reichlich gedeckt wie bei uns nur an Festtagen.
Mir wäre fast der Magen in der Mitte durchgebrochen aber meine Geduld hat sich ausgezahlt, die Familie war über meinen großen Appetit sehr erfreut. Weihnachten und Santiago kamen jetzt immer näher, das eine konnte ich gar nicht glauben und das andere war gut, weil ich dem Ziel jetzt schon entgegen sehnte. In Galizien in Nordspanien war es jetzt nochmal sehr bergig und ab Ourense wollte ich eigentlich nicht mehr, die Radsaison war heuer zu lang, irgendwie war jetzt die Luft raus. Zum Glück waren es nur noch wenige Km bis Santiago. Die große Freude kam bei mir aber erst auf, als ich die beiden Türme der bekannten Kathedrale vor Augen hatte.
Santiago ist nicht groß aber durch die vielen Pilger wird es im Sommer ganz schön aufgebläht. Die Einheimischen können schon keine Pilger mehr sehen, es sind immer die gleichen Fragen: Kathedrale? Herberge? Krankenhaus? Busbahnhof? Bank? Taxi? Man kann sich das in etwa vorstellen als wie wenn in München 8 Monate die Wien wäre. Jetzt hatte ich noch genau einen Tag Zeit um mir alles in Ruhe anzusehen. Hierfür war der Dezember genial, keine Leute, keine Wartezeiten vor der Kathedrale und keine Absage in der Herberge. In Santiago gibt es 2 große Herbergen, aber im Dezember hatte nur eine offen, so kann man sich vorstellen, dass wenig los war. Das Grab des Jakobus gesehen, ein Souvenir gekauft, ordentlich gefrühstückt ok das reicht jetzt konnte ich beruhigt zum Flughafen und mit Air Berlin heimfliegen – Danke für die schöne Tour!