Hallo zusammen,
wir wollen im Sommer von Genf nach Barcelona fahren. Bis Montepellier ist unsere Route soweit klar. Meine Frage: Kann man dann gut an der Küste fahren oder muss man ins Innland und somit in die Berge ausweichen? Wer Erfahrungen auf der Strecke hat und uns einen Tip geben kann, wir sind sehr dankbar.
Allen noch ein schönes Weihnachtsfest
Axel und Ines

Küstennah geht, von ein paar Ecken an der Costa Brava abgesehen, durchaus. Behalte aber im Hinterkopf, dass das Relief so etwa ab Racou-Plage (bei Argelès sur Mer) bis Blanes ziemlich zermürbend wird. Es geht dann von Tal zu Tal ständig hoch und runter, und das nicht nur zwanzig Meter. Wenn es gar nicht mehr geht, es gibt mit einem kleinen Loch um die Grenze auf der ganzen Länge eine ganz ordentlich bediente Eisenbahnstrecke, nur verläuft die zwischen Llança und Massanes bzw Blanes ziemlich weit im Hinterland über Figueras und Gerona. Reinfahren nach Barcelona ist auch ein kleines bisschen gewöhnungsbedürftig. Wenn Nase voll, dann S-Bahn.
Die flachen Teile sind windanfällig. Solange er schiebt, kein Problem.

Wenn man von Montpellier nach Carnon oder Palavas an die Küste fährt, kann man bis Argelès-sur-Mer küstennah und flach radeln. Von Carnon bis Frontignan gibt es entlang des Canal du Rhône à Sète, der mitten durch die Lagunen verläuft, einen Weg, meist ungeteert aber gut befestigt. Das ist etwas eintönig aber man ist abseits des Touristentrubels. Von Sète bis Marseillan gibt es Radwege in Küstennähe, danach kann man bis Agde ein Stück am Canal du Midi entlang, sehr naturnah aber teilweise nur ein Fußpfad oder Treidelpfad in schlechtem Zustand.

Hinter Gruissan führt ein unbefestigter Weg am Canal de la Robine entlang nach Port-la-Nouvelle. Von dort gibt es einen Weg östlich der Bahnlinie am Strand entlang, kurz vor La Franqui kommt man wieder auf geteerte Straßen. Von Leucate bis Saint-Cyprien gibt es Radwege, teils ausgeschildert, teils nicht. Zwischen Saint Cyprien und Argelès ist der Radweg im Bau, aber schon weitestgehend fertiggestellt.

Zum Abschnitt Argelès - Llança/Roses gibt es hier regelmäßig Diskussionsfäden. Suche im Archiv mal nach "Banyuls Perthus Cerbère Portbou" in verschiedenen Kombinationen. Ich finde die Strecke an der Küste entlang trotz dem ständigen Auf und Ab weniger mühsam als die Alternativen landeinwärts und landschaftlich und kulturell auch interessanter.

Was die Mühe angeht, sollte natürlich der Tramontana nicht blasen. Die einfachste Küstenroute lässt sich jederzeit mit schwierigeren Parallelrouten aufwerten. Dazu darf man in meinen Pyrenäentouren 2011 und 2014 herumschnüffeln. Alternativen im Hinterland (auch teils flach oder leicht) empfehlen sich auch im Bereich der Costa Brava zu erwägen, wobei man Küste und Hinterland verbinden sollte, um nicht die schönsten Küstenabschnitte einerseits und die hübschesten Orte andererseits zu verpassen. Auskünfte dazu hat auch Pirineosaurus hinterlassen.

Zwischen franz./span. Grenze und Sant Pere Pescador bin ich den Camino de Ronda gewandert. Der führt nahezu immer in unmittelbarer Linie am Meer vorbei. An "Fahrradfahren auf Wanderwegen" - selbst wenn das manche Karte suggerieren sollte - ist hier aber nicht wirklich zu denken. Im Norden (zwischen Port de la Selva, Cadaques und Rosas) geht`s direkt an den steil abfallenden Klippen der "wilden Küste" auf schmalen Trampelpfaden entlang, teilweise mit heftigen, felsigen Auf-und Abstiegen. Eine "sanfte" Küstenstraße, wie auf französischer Seite, gibt`s hier nicht mehr. Eine alternative Strecke auf den kleinen Landstraßen quer durch die Berge (Ausläufer der Pyrenäen!) ist eher dem sportlich geübten Radler zu empfehlen, der auch stramme Alpenpässe mit Gepäck locker wegstecken würde...Die kürzeste (mir bekannte) Umgehung des "Felsmassivs um Cap de Creus" ist die Landstraße zwischen Llanca Richtung Figueres und dann - in Höhe von Vilajuiga - über Pau und Palau-Saverdera nach Roses/Empuriabrava. Danach wird`s Richtung Süden wieder flacher und auch der Straßenverlauf folgt, wenn auch nicht immer unmittelbar, mehr oder weniger der Küste.

Gruß
Ingo

Schonmal vielen lieben Dank für die bisherigen Antworten. Für uns ist das sehr hilfreich, da wir die gesamte Tour (Genf Barcelona) vorplanen und unsere Übernachtungen bereits buchen. Wir haben insgesamt 19 Tage Zeit. So plane ich ab Montpellier kürzere Etappen ein und kann anhand eurer Angaben den Streckenverlauf besser einschätzen.
Erstmal allen noch einen schönen Weihnachtsfeiertag
Ines und Axel

Ach ja, noch ein Gedanke...: Bitte verfallt im Bereich der nördlichen Costa Brava nicht dem Irrglauben, dass es eine durchgängige Strandpromenade mit ständigem "Meerblick" gibt. Diese wird immer wieder unterbrochen durch Naturschutzgebiete mit Fahrradverbot (die Aiguamolls zwischen Empuriabrava und Sant Pere Pescador), Flussmündungen (Muga, Fluvia, Ter) und Kanalausfahrten für Sportboote, deren nächste Brücke im "landesinneren Ort" liegt und Campingplätze direkt am Strand (wobei man hinsichtlich einer Möglichkeit zur "Durchfahrt" manchmal auf das Wohlwollen der Aufseher angewiesen ist. Ich habe mein Fahrrad mal 2km über den Strand geschoben/getragen, weil dem eifrigen "Schrankenwärter" meine Nase nicht passte! Woanders dagegen bin ich freundlich durchgelassen worden). Die großen Badeorte haben alle eine Flaniermeile am Strand; davor und danach führen die Landstraßen in Nord-Süd-Richtung oft 1-3 km abseits der Küstenlinie. In guten Regionalkarten 1:50.000/1:70.000 (eine sehr bekannte vierteilige Costa Brava - Karte gibt es überall vor Ort zu kaufen, komplett ca. 25€) sind aber auch Feld- und Wirtschaftswege zwischen den Landstraßen und der Strandlinie verzeichnet.

Gruß

Man. kann das umgehen, indem man etwas landeinwärts fährt, z.B. im südlichen Teil des Empordà auf dem Pirinexus-Fernradweg. Der führt zwar zum Teil über recht ûble Feldwege, vermittelt aber ein ganz anderes Bild der Costa Brava als man es von der Küste gewohnt ist. Einen Track von meiner Frühjahrstour findest du hier: http://blog.velocarte66.fr/de/node/299 . Auch Pirineosaurus ist da lang gefahren.

Nur am Rande: wenn man nicht unter Zeitdruck steht und ausreichend Konditionreserven hat, sollte man unbedingt von Llança nach Roses über das Cap de Creus fahren.

Zu der Strecke gibt es eigentlich eine Menge Infos im Forum. Vermutlich noch mehr zu dem Abschnitt von Genf bis ans Mittelmeer, Stichwort "Rhone". Lohnt sich zu lesen.
Gruß
Uli