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#1070856 - 09/29/14 07:50 PM Cols de Savoie…oder Klettern für Mwangoi #1
velOlaf
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Cols de Savoie…oder Klettern für Mwangoi

11.07.2014 bis 19.07.2014
870 km
24.000 m Gesamtanstieg

KARTE Pässetour Savoien 2014

Gefahrene Pässe in chronologischer Reihenfolge:

Col des Aravis – Col des Saisies – Cormet de Roselend – Col de la Madeleine – Col de la Croix de Fer – Col du Glandon – Col du Telegraphe – Col du Galibier – Col du Lautaret – Col de Sarenne – Col du Glandon – Col de la Croix de Fer – Col du Mollard – Col du Grand Cucheron – Col de Champ Laurent – Col du Frene – Col de Plainpalais – Mont Revard – Col de Leschaux – Col de la Forclaz (Annecy) – Col des Pitons



Drei Jahre trage ich diesen Gedanken mit mir herum, in den französischen Alpen Rad zu fahren. Auslöser war ein Bericht auf ARTE, der hatte aber nichts mit Radfahren zu tun, sondern mit einer weiteren Leidenschaft von mir… ESSEN. Sarah Wiener ist auf ihrer kulinarischen Reise im roten Käfer Cabrio in den Bergen um den Lac d`Annecy unterwegs gewesen. Das hat sich bei mir festgesetzt, nicht nur die wunderschöne Landschaft, sondern auch die Genüsse der Küche von Savoyen.
Die Entscheidung ist gefallen, im Juli will ich Pässe fahren. Die Tour de France kommt mir nicht in die Quere, die Jungs meiden dieses Jahr die Region.

Bei der Arbeit kommt mir die Schnapsidee, für jeden gefahrenen Höhenmeter einen Geldbetrag für einen wohltätigen Zweck zu spenden. Der Kollege, der mir gegenüber sitzt, findet die Idee super und will sich beteiligen. Ein weiterer Kollege schnappt das Gespräch auf und ist auch dabei. Es folgt ein Projekt unter den Arbeitskollegen von zuvor nicht absehbaren Ausmaß. Es gibt eine Spendenfahrt. Die Kollegen bestimmen ihren Einsatz je Höhenmeter und ich fahre für sie.

Eine Kollegin betreut seit Jahren ehrenamtlich ein Hilfsprojekt in ihrer Kirchengemeinde. Die unterstützen ihre Partnergemeinde Mwangoi in Tanzania. Das nehme ich zum Anlaß, für die Schulgeldhilfe zu sammeln. Ihre Berichterstattung nach einem Besuch in Tanzania vor einem Jahr ist nicht nur überzeugend, es beeindruckt mich sehr. Das Projekt ist für meine Aktion perfekt!
Mehr dazu später…


Seit Monaten bin ich topfit, eine Reise mit dem Tandem durch Süddeutschland beseitigt letzte Zweifel, ob ich denn gut genug für die Cols, die Pässe, bin. Dann kommt ein Grippevirus. Vier Tage vor der ersten Etappe liege ich mit Fieber und dösigen Kopf im Bett, die Beine fühlen sich an wie Gummibänder. Ab jetzt herrscht Ruhe, Ruhe, Ruhe und viel Schlaf.

Der Nachtzug führt mich nach Basel, dort steige ich in einen ICN nach Genf. Regen, nichts als Regen. Ich freue mich, wenigstens die Wasserfontäne im Genfer See zu erkennen. Sonst ist alles grau und trüb. Die Fahrt aus Genf hinaus nach Gaillard ist grausam. Miese Straßen, aggressiver Autoverkehr, anstrengend. Radfahrer dürfen die Busspur in der Fahrbahnmitte benutzen. Ohne Bus bleiben die Ampeln aber rot.

In meinem Körper ist noch nicht alles so wie es sein soll, ich fühle mich immer noch ein wenig schlapp und lustlos. Daher verzichte ich auf den ersten Pass, das „kleine Biest“, den Col de la Colombière. Stattdessen fahre ich durch den Gorge des Eveaux. Am Ortsende von St. Pierre-en-Faucigny geht es durch den Fels eine gemütliche Straße mit Felsüberhängen entlang.



Der Regen hat etwas nachgelassen, nur noch Niesel. Nun der erste Pass: Col des Aravis. Durch sanfte Hügel mit einigen Kehren geht es hinauf. Kurz vor dem Passscheitel kaufe ich am kleinen Bauernhof Käse ein, Reblochon und Tomme de la Ferme. Es gibt auf der gesamten Reise immer die Möglichkeit, Käse und Wurst recht günstig direkt beim Bauern einzukaufen.



Der Regen hat wieder zugenommen, daher gönne ich mir ein sehr günstiges Zimmer für die erste Nacht, na ja, eher ein großes Appartement, im gemütlichen und etwas rückständigen Flumet.

Am nächsten Morgen geht es gleich im Regen los. Hinter der Brücke über der tiefen Schlucht in Flumet beginnt der Anstieg zum Col de Saisies. Der Ort Saisies ist nicht schick, aber das Angebot in der Boulangerie / Patisserie La Chocolatine ist der Knaller. Es gibt sehr gutes Gebäck und den perfekten Café Crème.



Am Col du Méraillet steigen die Rennradfahrer, die mich zuvor überholt haben, ab und gehen ins Warme. Ich fahre im Regen weiter. Es sind 8°C und ich bin nass bis auf die Haut. Der Barrage de Roselend ist vage zu erkennen. Hier soll irgendwo der Mont Blanc zu sehen sein? Nix da. Nach langer Pause und heißem Tee in einem kleinen Café vor der Chapelle de Roselend hole ich einen Reiseradler aus Polen ein. Marek und ich haben Spaß und damit wird die kalte Fahrt durch den heftigen Dauerregen doch noch zur netten Angelegenheit. Am Cormet de Roselend sind dann auch mal schneebedeckte Berggipfel zu erkennen.



Nach langer Abfahrt scheint in Bourg-St-Maurice sogar die Sonne! Ab dort folge ich am Südhang hoch über dem Tal einer kleinen Straße mit schöner Aussicht bis Cote-d`Aime. Dort bin ich mit StefanS hier aus dem Forum verabredet. Wir möchten zwei Tage zusammen fahren. Es dauert schon eine Weile, bis er auftaucht. Er ist zwar ein sehr erfahrener Reiseradler, dennoch mache ich mir Sorgen. Der Betreiber vom Camping meint schon, er käme nicht mehr. Wenn ich mir nun seine Bilder von der Fahrt über den Cormet d'Arêches ansehe, weiß ich warum es länger gedauert hat. Für schlappe 20 Euro pro Person gönnen wir uns ein Mobilhome. Es ist alles drin, Dusche, WC, zwei Schlafzimmer, Küche, Essecke. So können wir immerhin die nassen Sachen trocknen.



Am nächsten Morgen folgt eine schnelle Fahrt die Nationalstraße bergab, zunächst ins menschenleere Aime und danach ins ebenfalls verwaiste Moutiers. Hier führt eine alte Steinbrücke über die Isère.



Irgendwie schlängelt sich eine kleine Straße erst neben und dann unter den Brücken der Nationalstraße nach Pussy. Dort beginnt die Anfahrt zum Col de la Madeleine, einer der bekanntesten Pässe der Tour de France, 1573 Höhenmeter auf 25 km Länge. Am Fuße der Auffahrt sticht mit lauten Anweisungen ein Team von Giant-Shimano an uns vorbei. Es sind die Jungs, die nicht bei der TdF teilnehmen. Haben die ein Glück, daß Stefan und ich stehen und uns mit Sonnencreme einschmieren! Anschließend ziehen wir langsam den Pass hoch. Ich bin etwas schneller als Stefan unterwegs. Auf halber Höhe treffen wir uns zur Pause, dann geht es weiter auf der schmalen, sehr verkehrsarmen Straße durch schöne Landschaften mit Ausblicken auf schneebedeckte Berge, Schluchten und Wasserfällen.



Eine Gruppe Amerikaner überholt mich. Man erkennt sie daran, daß sie erst gar nicht versuchen Französisch, sondern wie selbstverständlich amerikanisches Englisch sprechen. Am Gipfel sehe ich sie wieder, dort laden sie ihre Carbonrenner in den Bauch eines Busses und warten auf die Abfahrt. Ich hingegen belohne ich mich mit einem Crottin de Brebis, einem Kuchengebäck und einem Café Crème aus einem der Cafés am Pass. Es folgt das obligatorische Pass-Foto und die gemeinsame Abfahrt ins Tal mit Stefan.



St.-Jean-de-Maurienne ist komplett auf Radsport eingerichtet. Überall sind Symbole in den Farben und Mustern des gelben und grünen Trikots, sowie des besten Bergfahrers. Auf der Terrasse vom Campingplatz sitzen ein Paar Leute vor einem riesigen Fernseher und gucken die Etappe der Tour de France. Tony Martin gewinnt heute souverän nach langer Alleinfahrt. Heute Abend gehört DIESE Terrasse aber uns!
Zunächst müssen wir jedoch etwas essen. Wir wollen uns im Ort einen Teller Pasta gönnen, allerdings haben wir einige Schwierigkeiten, uns mit der freundlichen Kellnerin zu verständigen, obwohl Stefan schliesslich sehr gut französisch spricht. Kein Wunder, die Dame ist Italienerin…



Nun aber zurück zum Campingplatz. Es schauert einmal kurz. Dann ist Anpfiff. Es knallen Feuerwerke. Menschen sind unruhig. Es ist schon spät. Endlich haut Götze die Pille nach 115 min.



Fussballk(r)ampf in die Maschen der Argentinier. ABPFIFF!!! Schweinsteiger wird nun endlich nicht mehr auf den Knöchel getreten. Es ist schon der französische Nationalfeiertag und ein deutscher noch dazu. WIR sind wieder Fußballweltmeister. Die Franzosen schätzen die deutschen Erfolge bei der Tour mehr als den WM-Titel im Fußball, immer wieder höre ich Kiiittéll. Ab in die Falle, morgen kommt der längste Pass.

Hinter dem Kreisverkehr mit dem großen Opinel-Messer geht es gleich zur Sache. Hier beginnt der Anstieg zum Col de la Croix de Fer. Noch 28 km und ca. 1500 Hm. Hinter dem letzen Tunnel auf der Hauptstrecke führt rechts ab ein schmales Sträßchen, ausgeschildert als „Route panoramique“. Sie beginnt mit einer kurzen steilen Rampe und verschwindet anschliessend in einem engen schroffen Tunnel. Das Ende des Tunnels kommt aus einem Bilderbuchfels, dem sofort eine kleine Brücke angeschlossen ist. Traumhaft. Das Sträßchen folgt oberhalb dem Tal am Hang über St-Jean-d`Arves und mündet in St.-Sorlin-d`Arves wieder in die Hauptstraße.



Hier an der Kreuzung ist ein netter Laden mit Käse aus der Region. Hinter dem Ort geht es in Kehren hoch. Knapp unterhalb vom Pass ist ein kleiner See mit Schafen am Ufer. Oben am Pass gibt es wieder einen Kaffee und kurze Zeit später trifft Stefan ein. Auf der Sonnenterrasse des Cafés lassen wir es uns kurz gutgehen. Danach folgt die Weiterfahrt zum Col du Glandon.



Hier trennen sich unsere Wege. Stefan biegt links ab nach Le Bourg-d`Oisans, ich fahre die steile und schnelle Abfahrt nach Norden bis Ste-Marie-de-Cuines, dann wieder entlang der bereits bekannten Strecke durch die Maurienne bis St-Michel. Im Ort zweigt die Straße rechts ab nach Valloire. Noch ein Pass, der Col du Télégraphe, dann ist für heute Schluß.



Der Col du Télégraphe ist ganz schön böse, vielleicht liegt es aber auch daran, daß ich heute schon einige Höhenmeter hinter mir habe. Vom Scheitelpunkt bietet sich eine tolle Aussicht auf das tiefe Tal, ziemlich steil hier. Wieder eine schnelle Abfahrt und ich bin in Valloire. Hier wird auf der Eisbahn Eishockey gespielt…im Juli.



Die Nacht ist kalt in Valloire auf 1450 m Höhe. Der frühe Morgen empfängt mich mit Sonne und blauem Himmel vom Feinsten. Schnell das Zelt zusammen packen und wieder mal sofort bergauf fahren. Am Ortsausgang von Valloire stehen Skulpturen aus Stroh. Tolle Dinger, sehr skurril.


Wenig später ist die Baumgrenze erreicht und die Straße führt an Geröllhalden entlang- In Bonnenuit begrüßen mich die Murmeltiere und pfeifen laut. Hinter einer Brücke mit einem schönen Gebirgsbach geht es die Kehren hinauf zum Col du Galibier. Hier wurden Grischa und Voigte auf der Straße verewigt. Noch ein paar Kehren, an den obersten grenzen Schneeflecken an den Asphalt und ich bin oben am Galibier. Die Aussicht ist phänomenal!!! Nach Norden geht der Blick dorthin, wo ich hergekommen bin. Nach Süden wird der Blick auf hohe schneebedeckte Berge und den Gletscher La Meije freigegeben.





Es geht hinunter zum Col du Lautaret und weiter durch das Combe de Malaval. Die breite, aber dennoch nicht sehr verkehrsreiche Hauptstraße fahre ich entlang zum Stausee Barrage du Chambon. Hier mache ich kurz Pause und telefoniere mit meiner Arbeitskollegin. Ich melde ihr meine bislang gefahrenen Höhenmeter und sie nennt mir den Zwischenstand der Spenden nach einer Woche – meine Güte, ich bin platt und der Körper wird ganz weich vor Freude. Momente später wartet Stefan am Abzweig zum Col de Sarenne auf mich. Wir quatschen noch ein wenig dann verabschieden wir uns zum letzten Mal auf dieser Reise. Stefan, schön daß Du dabei gewesen bist und ich freue mich auf eine ähnliche Aktion, hoffentlich bald. Super, danke.



Bei zunächst 15 % Steigung und praller Sonne bei mehr als 30 ° C sind die ersten Meter hinauf bis Clavans echt hart. Anschliessend geht es sehr ruhig und in wunderschöner Landschaft hoch zum Sarenne. Auf der Nordseite von Alpe-d`Huez ist tote Hose. Gelegentlich kommen mir Rennradfahrer entgegen, einer meint sogar direkt in meiner Spur auf meiner Seite fahren zu müssen, so daß ich vom Asphalt herunter muß. Ach so, Asphalt…der ist seit Le Perron praktisch nicht mehr vorhanden, es dominiert der Rollsplitt. Wer den Sarenne fahren möchte, der nehme besser die Anfahrt von Süden, wie auch ich sie gefahren bin. Die Abfahrt zwischen Alpe-d`Huez und Le Perron ist durch den schlechten Fahrbahnbelag gefährlich.
Kurze Zeit später erreiche ich Alpe-d`Huez. Der Skiort ist wirklich so hässlich, daß die Stadtoberen es unterlassen haben, ein Ortseingangsschild aufzustellen.



Die 21 Kehren bergab lasse ich links liegen und biege in Huez rechts ab nach Villard-Reculas. Ab hier folge ich einer wunderschönen Panaromastrecke hinab ins Tal abseits der Kommerzkurven mit ihren Zeitmessungen.



Am nächsten Tag fahre ich bei kühlen Temperaturen durch das Defile de Maupas wieder hinauf zum Col du Glandon.






Da die Abfahrt nach Norden heute gesperrt ist –man kippt Rollsplitt auf die Fahrbahn- führt mich meine Tour auch nochmal über den Col de la Croix de Fer. Auch hier reizt mich wieder nicht die Hauptstrecke auf der D 926, somit biege ich bei Entraigues rechts ab und folge einem kleinen Sträßchen zum Col du Mollard. Von hier bieten sich phantastische Ausblicke auf die Berge der Region. Durch St.-Jean-de-Maurienne komme ich nun bereits zum dritten Mal. Etwas weiter nördlich in St.-Rémy-de-Maurienne übernachte ich auf dem schlechtesten Camping aller Zeiten.



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#1070857 - 09/29/14 07:50 PM Re: Cols de Savoie…oder Klettern für Mwangoi #2 [Re: velOlaf]
velOlaf
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Teil 2
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Gedanklich ist meine Reise vorbei und ich befinde mich mental auf der Rückreise. Die Pässe werden flacher und die Maurienne ist hier nicht so toll… bis ich nach Überwindung der Cols du Grand Cucheron und Champ-Laurent ins Tal der Isère komme.



In St.-Pierre-d´Albigny wechselt die Landschaft total. Es ist nicht mehr so hoch, dafür aber sehr lieblich und ich befinde mich im Massif des Bauges mit wunderschönen Almwiesen und Weinbergen. Es geht bei großer Hitze über flache Pässe wie Col du Frene und Plainpalais, bis ich in der Ferne einen Felsen erblicke, wo direkt auf der Kante des steilen Abhangs ein Gebäude steht. Ohne eine Vorstellung zu haben was mich erwartet, fahre ich dort hoch und mein Weg endet für heute am Mont Revard. Von diesem Aussichtspunkt hat man einen 300° Rundumblick über den Lac du Bourget mit Aix-les-Bains, bis in die weite Ferne Zentralfrankreichs. Im Rücken thront als mächtiger Klotz des vereiste Massiv des Mont Blanc. Ich bleibe stundenlang dort und schaue mir dieses Landschaftsspektakel an, während langsam die Sonne untergeht. Zwei Kilometer unterhalb des Mont Revard gibt es eine Gruppenunterkunft, Gite de Groupe, bei einer Schlittenhundezüchterin, Mikias. Die Unterkunft ist sehr nett und günstig, das gemeinsame Zusammensitzen mit anderen Gästen im großzügig ausgebauten Dachgeschoß macht Spaß.



Am nächsten Morgen trete ich nochmal kurz den Anstieg zum Aussichtspunkt hoch und genieße einen letzten Blick von diesem wunderbaren Ort, vielleicht einer der beeindruckendsten Ausblicke den ich bislang auf Reisen erlebt habe. Es folgt eine Etappe zum Lac d`Annecy. Zwischendurch gibt es zwei Schluchten zu bewundern, mit den interessanten Brücken Pont de l`Abime und Pont du Diable. Letztere überspannt eine Schlucht von vielleicht 30 Metern Tiefe, aber nur 1 Meter Breite.



Über den Col de Leschaux erreiche ich den Lac d`Annecy. Es gibt eine Fahrradstraße, die fast um den gesamten See führt, autofrei, zweispurig, breit und sehr oft direkt am Ufer. Annecy ist eine sehr sehenswerte, alte Stadt mit gutem Essensangebot.



Die Mittagspause verbringe ich bei sengender Hitze auf der Terrasse eines Restaurants und genieße Tartiflette, einem Auflauf aus Kartoffeln, Speck, Zwiebeln, Sahne, Sahne, Sahne und einem ganzen zerlaufenden Reblochon darüber. Tolle Sache, wenn das Thermometer nicht 38 ° C anzeigen würde und ich mich nicht auch noch den Col de la Forclaz am Ostufer des Sees hochkämpfen möchte, bei bis zu 15 % Steigung. Das hat zur Folge, daß ich doch ziemlich fertig oben ankomme, aber vom Ausblick am Aussichtspunkt für alle Mühen belohnt werde.






Am letzten Tag der Reise führt mich mein Weg in der Frühe am Ostufer des Lac d`Annecy entlang, nochmal in die Altstadt, dieses mal ohne Menschen und weiter nach Norden.



In der Molkerei in Villaz kaufe ich Käse für Zuhause ein und nehme mit Le Saleve die letzten Steigungen auf dem Weg nach Genf in Angriff. Dort gibt es nochmal einen schönen Aussichtspunkt mit Blick auf Genf.



Die Einfahrt nach Genf finde ich wieder total nervig, überhaupt ist es sehr laut und hektisch. Ich beschließe die nächste Bahnverbindung nach Basel zu nehmen und entscheide mich daher für 2 Stunden Zwischenstopp in Bern. Sehr schön, gemütlich, sauber, ruhig, keine Hektik. Von einer Brücke über die Aahre habe ich einigermaßen Sicht auf Eiger, Mönch und Jungfrau, dann geht es weiter mit dem Zug nach Basel.



Im völlig überhitzten und stickigen Bahnhof in Basel nehme ich mir eine Zeitung, setze mich auf den Boden und lese von dem Abschuß eines Linienflugzeugs über der Ukraine. Drei Polizeibeamte sprechen mich an, ob es mir gut geht, ob ich Ihre Sprache verstehe. Alle Bedingungen erfülle ich. Dann sagt einer zu mir: „Sie dürfen hier nicht auf dem Boden sitzen.“ Was, wie bitte? „Sie dürfen hier nicht auf dem Boden sitzen. In der Schweiz ist es verboten, auf dem Boden zu sitzen“. Jetzt verstehe ich nix mehr und fahre mit dem Zug heim.


Am nächsten Tag muß ich wieder zur Arbeit, der Tritt auf dem Rad ist schwer. Meine Kollegin ist überglücklich und die Spendenaktion ein voller Erfolg. Viele Kolleginnen und Kollegen haben mitgespielt und waren dabei auch noch sehr großzügig. Das Interesse an Bildern und Erzählungen ist groß.

Die Spendenfahrt bringt 1265 Euro ein, für die Schulkinder in Mwangoi.



Vielen Dank für die großartige Spendenbereitschaft und daß ihr mich so unterstützt habt!

Die nächste Pässetour ist im Sinn…

Weitere Fotos sind hier zu finden

Fotos Cols de Savoie 2014


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Edited by velOlaf (09/29/14 07:55 PM)
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#1070901 - 09/30/14 06:06 AM Re: Cols de Savoie…oder Klettern für Mwangoi #2 [Re: velOlaf]
Mütze
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Wau ! Hut ... äh ... Mütze ab !!
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Grüßchen, Ruth https://missesvelominiservice.com
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#1070913 - 09/30/14 08:01 AM Re: Cols de Savoie…oder Klettern für Mwangoi #2 [Re: velOlaf]
iassu
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Großartig!
...in diesem Sinne. Andreas
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#1070921 - 09/30/14 08:49 AM Re: Cols de Savoie…oder Klettern für Mwangoi #2 [Re: velOlaf]
Keine Ahnung
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Ganz toll - Neid!!!
Gruß, Arnulf

"Ein Leben ohne Radfahren ist möglich, aber sinnlos" (frei nach Loriot)
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#1070935 - 09/30/14 10:35 AM Re: Cols de Savoie…oder Klettern für Mwangoi #2 [Re: velOlaf]
veloeler
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Wow, tolle Tour, eindrücklich! bravo

In Antwort auf: velOlaf
Basler Polizeibeamter: "In der Schweiz ist es verboten, auf dem Boden zu sitzen."
verwirrt verwirrt verwirrt party
(es gibt hierzulande tatsächlich Orte, wo das Sitzen per Schild verboten ist, die gut frequentierten Treppen in der Halle des von dir kurz zuvor besuchten Bahnhofs Bern gehören z.B. dazu wirr )
Reiseblog: 2019 und 2017 Frankreich, 2016 Nordamerika, 2015 Neuseeland & Australien, 2014 Dubai->Schweiz, 2013 Schweiz->Nordkap->Schweiz
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#1070936 - 09/30/14 10:51 AM Re: Cols de Savoie…oder Klettern für Mwangoi #2 [Re: velOlaf]
veloträumer
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Klasse Tour, Olaf! Es macht auch einfach mal Sinn sich eine spezielle Region herauszupicken. Da kommt einfach mehr Flair rüber als wenn man immer nur einen geraden Strich durch die Länder fährt. Savoyen ist einfach herrlich, die Küche dort mag ich auch sehr (die guten Bergkäse allem voran). Legendäre Gebäckspezialitäten sind mir auch noch in Erinnerung (Butterkuchen aus Samoens, das du knapp verfehlt hast). Die meisten Pässe kenne ich ja, Wetter ist nie nur top - so schlecht in der Summe war allerdings dieses Jahr schon heftig. Am Col de Madeleine haben sie sich offenbar mal ein neues Passschild geleistet (das alte mit Blech war ja völlig von Aufklebern überdeckt). Die Leute in Valloire haben immer Sinn für Humor - die Strohskulpturen sind natürlich neu - auch nicht schlecht. Genf ist in der Tat auch in meiner Erinnerung von Frankreich aus ziemlich übel in der Einfahrt. Die Stadt erlebte ich auch eher als "überreizt". Die Schweizer Seite Richtung Lausanne hingegen ist ein wenig "gepflegter" - fast wieder zu viel "Kuratmosphäre". Schön, dass du die Tour mit einem guten Zweck verbinden konntest.
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
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Off-topic #1070937 - 09/30/14 11:01 AM Re: Cols de Savoie…oder Klettern für Mwangoi #2 [Re: veloeler]
veloträumer
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In Antwort auf: veloeler
Wow, tolle Tour, eindrücklich! bravo

In Antwort auf: velOlaf
Basler Polizeibeamter: "In der Schweiz ist es verboten, auf dem Boden zu sitzen."
verwirrt verwirrt verwirrt party
(es gibt hierzulande tatsächlich Orte, wo das Sitzen per Schild verboten ist, die gut frequentierten Treppen in der Halle des von dir kurz zuvor besuchten Bahnhofs Bern gehören z.B. dazu wirr )

Hier in Stuttgart haben sie jüngst vor einem Supermarkt mit Bushaltestelle ein Stehverbotschild aufgemalt. Es ging darum, einen Treffpunkt von Punkern zu beseitigen, da sich einige Besucher des Supermarktes belästigt fühlten - wohl kam es auch zu ein paar ungenehmen Übergriffen bis zu den Kassen im Laden. Die Punker stellten sich daraufhin ca. fünf Meter weiter auf die andere Seite des Eingangs. Schön zu sehen, dass auch die underdogs stilvollen zivilen Ungehorsam praktizieren können. Sage ich trotzdem, obwohl ich keine Freund der (dieser) Punker bin. Ich glaube, mittlerweile ist das Stehverbotsschild wieder entfernt worden, kollidierte wohl doch mit Bushaltestelle und mit unserer Freizügigkeit. Ansonsten können wir uns auch Putin-Nachäffer-Land nennen. Putin hat ohnehin von der Schweiz gelernt. träller
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
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#1070984 - 09/30/14 03:58 PM Re: Cols de Savoie…oder Klettern für Mwangoi #2 [Re: velOlaf]
anneradschi
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Wahnsinn!! Grandiose Tour!

Gruß Anne
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#1070992 - 09/30/14 04:21 PM Re: Cols de Savoie…oder Klettern für Mwangoi #2 [Re: veloeler]
velOlaf
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Ja, die Situation hat mich wirklich verschreckt. Da kommste aus dem Land der Gelassenheit und verstehst die schweizer Staatsgewalt nicht. Dennoch, für die nächste Pässetour steht die Schweiz ganz oben auf dem Programm. Das Sitzverbot kenne ich nun. Dann mach ich halt nen Kopfstand grins
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