Hallo zusammen,
nachdem ich aus diesem Forum viele nützliche Informationen für die Tour habe, die ich (31 Jahre, verheiratet, 2 Kinder) gemeinsam mit meinem Bruder (24 Jahre, Single) und meinem Vater (61 Jahre) unternahm, wollte ich mich mit einem kurzen Reisebericht bedanken.
Mein Bruder hatte eine 4-Tages-Tour, ich hatte in meinem Leben erst eine dreitägige Tour im Alter von 16 Jahren unternommen - erfahren kann man uns also nicht bezeichnen. Auch mit Zelten, Kochen auf dem Gaskocher, Wildsch... - eben dem ganz normalen Reiseradleralltag - hatten wir keinerlei Erfahrung.
Aus einer unbestimmt gefassten Idee zu einer Radtour wurde 2013 der Entschluss, den Rhein vollständig per Rad zu "erfahren". Erst nach einiger Recherche wurde klar, das es einen Radweg gibt, der den Rhein komplett abdeckt. Weiterhin wurde der Entschluss gefasst, die Tour
- ohne Handy
- ohne GPS
- ohne Kamera
durchzuziehen. Dafür aber mit
- (leerem) Tagebuch.
- 2 Zelte
- ein Wurfzelt
- ein altes Vaude Space I
- Primus Gaskocher
Unser Kontakt zur Zivilisation sollte sich nur auf das Notwendigste beschränken. Soll heißen, Trinkwasser besorgen, Lebensmittel kaufen und nach dem Weg zu fragen.
Wir starteten am Oberalppass (auf gut Schwyzerdütsch "der Oberalp") gegen 11:00 Uhr am 07.06. Der unbedingte Wunsch, zum Lai de Tuma - der Quelle des Vorderrheines - aufzusteigen, wurde fallengelassen, nachdem uns glaubhaft versichert wurde, das dort alles noch tief verschneit sei. Deshalb begnügten wir uns mit einer Besichtigung einer Stelle, die mit dem Rad gut zu erreichen war und der Rhein trotzdem noch mit nur einem Schritt überquert werden konnte: In der letzten Serpentinen - Linkskurve rechts rein und dann auf der alphatierten Strasse immer weiter, bis der Rhein von rechts unter der Strasse durchfliesst.
Am ersten Tag schafften wir es weitestgehend rechtsrheinisch bis nach Bonaduz, zum Zusammenfluss von Vorder- und Hinterrhein. Bis Disentis fährt man auf der normalen Strasse. In Disentis gut auf die Beschilderung achten - es geht an einer T-Kreuzung rechts und dann sofort wieder links am Bahnhof vorbei. Ab dann schöner Kiesweg.
Zu erwähnen wäre der tolle Ausblick nach dem Anstieg zwischen Valendaz und Carrera und die vielen Trinkwasserbrunnen in der Schweiz, die es einem Radreisenden sehr einfach machen, auch bei brachialen Temperaturen genügend zu trinken. Die meiste Zeit konnten wir auf Radwegen fahren, jedoch sind durchaus auch Strassenetappen mit dabei, die durch die wild rasenden Graubündner Autofahrer spannend werden können. Die Ausschilderung der EV15 in der Schweiz gehört zur besten Beschilderung der gesamten Tour, eine Karte war vollkommen unnötig. Unser Zelt konnten wir bei freundlichen Leuten im Garten aufstellen, sogar eine Dusche bekamen wir. Gekocht habe ich an diesem Abend Pasta aglio olio peperoncino - so ein Gaskocher hat doch ziemliches Potential.
Am nächsten Tag rechts- und linksrheinisch wechselnd mit einem kurzen Abstecher nach Lichtenstein bis an den Rheinspitz. Einen Zwischenstop machten wir im östereichischen Lustenau auf einem Pfadfinder-Fest, wo wir uns mit 3 Trinkbechern eindecken konnten (nur 1 € Pfand ;)), die sehr leicht und hitzebeständig waren und uns den Rest der Tour begleiteten - Müsli, Suppe, Kaffee - Multiple Einsatzmöglichkeiten
. Weiter gings bis an den Rheinspitz, wo wir uns im Bodensee das Salz vom Körper wuschen. Genau am Rheinspitz ist Zelten zwar verboten, aber wenn man das Naturschutzgebiet wieder verlässt - 4 km zurück -, kann man ziemlich gut versteckt links in einer Waldschneise ein Zelt aufschlagen.
Am dritten Tag - Pfingstmontag - gings konsequent am Bodensee entlang. Immer noch nicht einkaufen können. Die Ausschilderung war wie in der Schweiz üblich vorbildlich, die Fahrradwege immer gut befahrbar. Strasse war an diesem Tag überhaupt nicht mit dabei. Im Stadtgarten in Konstanz machten wir Mittagspause - traumhaftes Wetter. Durch das verlängerte Wochenende waren sehr viele Leute unterwegs, in der Stadt herrschte schon fast Gedränge. Es ging einfach immer weiter am Bodensee entlang. Eigentlich wollte wir vor Schaffhausen zelten, aber bis uns so richtig dazu entschlossen hatten, waren die Möglichkeiten, ein Zelt aufzustellen, auch schon vorbei. Also komplett durch Schaffhausen durch, am Rheinfall vorbei, den wir alle schon kannten und deshalb nicht genauer inspizierten. Am Rheinfall wechseleten wir auf die linksrheinische Seite und kamen nach Dachsen. Kurz vor dem Ortsausgang links hoch und dann unter einer Autobahnbrücke durch konnten wir bei einem freundlichen Bauern unsere Zelte aufschlagen. Unter der Brücke ging ein kleiner Bach hindurch: glasklar und SAUKALT! Genau das richtige nach einem Tag, der so heiß war, das jeder von uns 7 Liter Wasser trank. Frisch gewaschen abends in die Tüte steigen zu können ist schon was tolles.
Die weiteren Tage folgen nach und nach.
Grüße Fiet