Hallo Radcommunity.

Ich möchte euch ganz kurz ein Erlebnis schildern, das mir widerfahren ist und fände es spannend von euch zu lesen, falls ihr so etwas ähnliches auch schon mal erlebt habt.
Die Pfingstage habe ich mit einer Freundin genutzt, um das nahegelegene Elsaß mit dem Rad zu erkunden.
Bei der Hitze jetzt nicht unbedingt die beste Idee, aber das ist ein anderes Thema.
Am ersten Abend sind wir von Freiburg bis an den Rhein gekommen und dort haben wir am Ufer unser Zelt aufgeschlagen.
Da ich dort auch immer wieder als Kanuguide unterwegs bin kenne ich diese Gegend gut und weiß, dass man da gut und ungestört zelten kann.
Dachte ich zumindest.
Das Zelt stand nach kurzer Zeit und wir haben ein Feuer an einer Feuerstelle entzündet.
Holz war schnell gesammelt und das Abendessen zubereitet.
Da es sehr trockenes und dünnes Holz war, musste ich regelmäßig Holz nachlegen.
Um das Feuer war überall Schilf und zum Wasser war es ca. 3 Meter.
Als ich mich dann mal wieder hinkniete um Holz klein zu machen ist es dann passiert.
Schreiend bin ich aufgesprungen und bin brüllend davon gerannt.
Mich hat doch tatsächlich eine riesige Bisamratte in den Arsch gebissen.
Glücklicherweise nicht durch die Hose ( gut dass die Radhosen so ein dickes Polster hinten haben ) und es war nur eine oberflächliche Abschürfung zu sehen.
Anschließend hat sich das Biest dann über unsere Vorräte hergemacht und hat sich von nichts einschüchtern lassen.
Weder ein geschmissener Stein noch lautes Schreien und Trampeln, kein brennder Ast den ich ihr nah vor die Schnauze gehalten habe.
Sehr seltsam, denn wenn ich diese Tiere sonst auf dem Wasser sehe, dann sind die immer sofort weg und verstecken sich.
Letztendlich hat dann ein Ast mit angebundener Tüte und Innhalt und mehrfaches an den Kopf stoßen das Tier bewegt von uns zu lassen.
Man hatte die große Zähne.
War dann am nächsten Tag im Krankenhaus, habe ne Tetanusspritze bekommen und war heute noch mal beim Arzt zum Nachschauen....soweit alles gut, es wird halt ein riesiger blauer Fleck.
Beunruhigt bin ich halt, weil das Tier sich einfach super seltsam verhalten hat und ich bisher noch nie gehört habe, dass Bisamratten tatsächlich Menschen angreifen - selbst der Arzt konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Seid ihr auch schon mal von Tieren auf ner Tour gebissen worden und wie seid ihr damit umgegangen ?

Das nächste mal kommt sie auf den Grill ;-)

C u on the Road.

Gruß

Philipp aus Freiburg

Das ist wirklich seltsam. Bist Du sicher, dass es eine Bisamratte war? Ansonsten würde ich ernsthaft über Tollwut nachdenken. Bisamratten sind normalerweise sehr scheu und die ihr ähnlichen Verwandten eigentlich auch. Ich habe auch noch nie gehört, dass sie Vorräte fressen.
Vieleicht eine Wanderratte? Die hatte ich mal im Keller (in Flussnähe). Die fressen wirklich alles, greifen auch schon mal an, wenn sie sich beengt fühlen, übertragen die Tollwut und ihr Biss ist für den Menschen giftig.

KRASS !!!

Muss ein super Bild abgegeben haben - keine Fotos zum veröffentlichen ?

Nein mich hat so ein Vieh noch nie gebissen. Du schreibst dass du sehr trockenes und dünnes Holz gefunden hast ? Könnte es sein dass du dich am Bau der armen Ratte vergangen hast ?
Öfters sind die gar nicht gleich als solche ersichtlich !?

Was ich mir sonst noch vorstellen kann: entweder Paarungszeit oder es waren irgendwo Junge in der Nähe, da werden die Viecher dann aggressiv.

Nächstes Mal Messer raus und Nahrung für den Abend ist auch besorgt, soll anscheinend ganz gut schmecken und wenn du mehrere von Diesen erlegst kannst deiner Freundin mal einen Pelzmantel zusammenschustern.

Eine ergibt einen schönen Schal.

Deine Nest-Theorie ist gut. Vielleicht war der Nachwuchs unterm Holz?

Es wird sehr oft unterschätzt wie aggressiv Wildtiere werden können wenn sie den Nachwuchs in Gefahr sehen, geh mal zwischen Enten oder Schwänen und deren Jungen - auch wenn du sie nicht siehst - das kann ins Auge gehen, schon allein aus dem Grund da man nicht mit einem Angriff rechnet.

Tollwut wie von Vorposter geschrieben - Theoretisch natürlich möglich, nur würde das Krankenhaus (nehme ich mal an) auch anders reagieren wenn sie wüssten dass es Fälle in der Gegend gegeben hat. Und die wissen normalerweise Bescheid.

Zum Nest - Bin direkt neben der Donau (100 m)aufgewachsen und die Bauten kann man oft sehr schwer als solche erkennen, und ja wenn wir früher gegrillt haben haben wir uns öfters das Holz von solchen Bauten geholt. Perfektes Holz zum Feuermachen.

Bisamratten graben Erdhölen, bzw. lange Gänge. Nutrias, die oft mit Bisamratten verwechselt werden, nutzen Holz, bzw. legen teilweise auch ein Höhlen/Holzkombination an. Die haben riesige Zähne und werden eher mit Biebern verwechselt. Aber dass sie Vorräte von Reiseradler plündern, habe ich noch nie gehört.

Ich würde mich nicht darauf verlassen, dass sie im Krankenhaus schon Bescheid wissen, sondern einfach mal nachfragen, vieleicht beim Forstamt oder so, ob in der Gegend Tollwutfälle aufgetreten sind. Besser ein paar Spritzen zu früh bzw. umsonst. Tollwut ist nicht heilbar.

Ein ähnliches Verhalten kenne ich auch vom Fuchs. In Korsika hat der nachts einherstreifende Fuchs meine Radtaschen inspiziert und offenbar Brauchbares darin vermutet. Als ich ihn zu verjagen versuchte, reagierte er geschickt zwischen neugierigem Abwarten und kleinen Ausweichmanövern. Erst das Einschalten der Stirnlampe drängte ihn zur rasanten Flucht. Wenn ich tagsüber Füchse treffe, habe ich zwei Verhaltensmuster entdeckt: Auf offener Fläche schnelle und auch sehr veige Flucht (kein Warten zwischendurch, Fotografieren aussichtslos). Jüngst hat mich ein Fuchs in einiger Distanz erkannt, ist dann ins dichte Gras am Wegesrand und hat sich abgeduckt, im Glauben unsichtbar zu sein. Ich habe in zwar gesehen, habe ihm aber in seinem guten Glauben gelassen. Ein Foto hätte ich auch nicht erzwingen können - da wäre er wieder zu schnell weg gewesen. In den Pyrenäen hat mir ein Fuchs immerhin drei Schuhe nachts aus der Apsis entwendet - dabei hatte er auch keine Hemmungen, mir nahe zu kommen (der Diebstahlakt blieb von mir zunächst unbemerkt, da geschlafen). Wie schon oben von silkroad beschrieben, reagieren scheue Wildtiere in bestimmten Bedrohungssituationen eben ganz anders. Man denke auch an Schlangen oder sigar die Biene, die durch ihren Stich am Feind meistens ihrem eigen Leben ein Ende setzt.

Ja weiss ich schon aber die Eingänge wenn sie an Land sind (Sumpfgebiet) decken sie mit kleinen Ästen ab, sieht man oft an den Feuchtbiotopen and der Donau bzw. in den umliegenden Auen.
Von einer Nutria würde ich auch keine Biss abbekommen wollen...

So sehen Bisamratten aus. Sehr markant auch die orangenen Zähne.
Als Tolwutüberträger sind die Tiere wohl auch nicht grad berüchtigt. Etwas Desinfektionsmittel aufm Hintern dürfte reichen.

Job

Genau eben nicht - die orangen Zähne sind eindeutig Nutria

Das sind Nutria gewesen. Bisamratten sind extrem scheu und nur wenig größer als Hausratten. Ob sie orange Zähen haben, weiß ich gar nicht. Sie sind immer recht fix weg gewesen, wenn wir als Kinder welche aufgescheucht haben.

SORRY Job, jetzt hab ich mal nachgesehen - die haben wirklich auch orange Zähne, wenn auch nicht so furchteinflössend wie die der Nutria.

Sorry, aber genau das sind Nutrias

Jürgen.

Und ich habe noch nie davon gehört, dass Bisamratten beachtenswerte Tollwutüberträger seien. Hauptüberträger bei Tier-Mensch-Übertragungen von Tollwut sind Hunde, Füchse und Fledermäuse (die sind auch in Deutschland noch ein Thema) kommen schon eher unter "ferner liefen". Mit der Tetanusimpfung sollten eigentlichen alle relevanten Impfungen erfolgt sein.

Ich schon. Aber das ist wirklich lange her. Und da war es gar nicht mal so selten. Was meinst Du woher die Füchse die Tollwut bekommen. Tollwütige Mäuse oder Ratten fallen nur nicht so auf, wie Füchse mit Schaum vor dem Maul oder zutrauliche Rehe im Vorgarten ...

Ich meinte nicht, dass diese Tiere Tollwut theoretisch bekommen können, sondern dass Tier-Mensch-Übertragungen belegt sind. Das blöde an Tollwurt ist, dass sie immer tödlich endet. Aber das Risiko infiziert zu werden ist° sehr gering. In Deutschland reden wir wirklich von extremen Einzelfällen über mehrere Jahre, die meisten davon als "Urlaubsmitbringsel". Wahrscheinlich ist dies nur deshalb immer wieder ein Thema, weil es einen Impfstoff gibt. Bei vielen anderen "seltenen" aber wesentlich häufigeren (und auch tödlich endenden) Krankheiten wäre man froh, wenn einen Impfstoff hätte.



°) Zumindest im westlichen/nördlichen Mitteleuropa. In bestimmten fernen Regionen (allen voran Asien) kann dies anders aussehen.

Füchse fressen Mäuse und Ratten. Diese haben oft Tollwut und daher halt auch die Füchse. Bisamratten sind genau genommen keine Ratten sondern Wühlmäuse, wenn auch recht große.

Normalerweise beißen sie niemanden sondern tauchen weg. Und sie lassen sich nicht füttern. Wenn dich also eine Bisamratte angreift, dann kannst Du davon ausgehen, dass das der Ausreißer in der Tollwut-Statistik ist.

Nutrias sind da anders. Wenn die zuschnappen, dann musst Du eigentlich nur noch schauen, was sie dir nicht abgebissen haben. Da wäre Tollwut eher kein Thema.

Ich persönlich kenne 2 Tollwut-Fälle. Beide lange vor 2007. 1x süßes kleines Reh gestreichelt und 1x Hund gebissen, Hund erschossen, Tollwut festgestellt. Beide haben überlebt und erzählen heute noch von den 10 Spritzen ...

Gerechterweise muss man sagen, dass fast alle Bilder die man über Google zu dem Thema Bisamratte findet, Nutrias zeigen. Google weiß eben doch noch nicht alles.

Hallo,

ich finde es unpassend, sich in der Natur mit Lager und Feuerstelle breitzumachen und die dort lebenden Tiere mit Gewalt zu verscheuchen!
Wenn man beim Wildzelten bemerkt, das man in den engeren Lebensraum eines Tieres eingedrungen ist, dann sollte man ausweichen, der Rhein ist lang genug.
Das Tier lebt dort, du willst nur deine Freizeit dort verbringen, da ist mehr Rücksicht angebracht.

Hallo!

Man kanns auch einfach sagen: Reine Pflanzenfresser wie Nutrias haben ziemlich selten Tollwut. Fleischfresser oder Allesfresser haben weit häufiger Tollwut. Die Füchse, die sich in Österreich mit Tollwut angesteckt haben, haben sie (angeblich/wirklich, ich kenne die Quelle der Information nicht mehr) die Tollwut meistens von Mäusen aufgeschnappt.

In dem speziellen Fall kann ich mir für das völlig atypische Verhalten zwei Möglichkeiten vorstellen:
Einmal, dass der Nutria durch Füttern an Menschen gewöhnt ist und seine Scheu verloren hat. Wenn dann zwischen Mensch und Nutria etwas in der Kommunikation schief geht, beißt er natürlich leichter zu als sein Kollege mit intaktem Fluchtverhalten. Seltsam bei dieser Erklärung ist nur, dass er sich auch mit Schreien und Steinewerfen nicht vertreiben ließ.
Das nährt den zweiten Verdacht: Hat er wirklich Tollwut? Er braucht sich ja nur unabsichtlich auf eine ínfizierte Maus gesetzt haben, die ihn.... siehe Beginn des Threads.

Unwahrscheinlich, aber vielleicht auch nicht völlig unmöglich: Der Nutria hatte keine Tollwut, sondern nur einfach einen schweren Klopfer. Auf deutsch gesagt: Er spinnt.

Auch wenn natürlich bei Nutrias das Risiko einer Tollwut-Infektion ziemlich gering sein dürfte, möglich ist es ohne Weiteres. Und angesichts der dann möglichen Varianten, einmal eine unlustige Spritzenkur, andererseits ein mehr als unlustiger Tod wäre es dringend Zeit, sich mit dem Thema näher zu befassen.

lg!
georg

Das ist richtig. War sie tatsächlich tollwütig und hat dich angesteckt, würdest du unvermeidbar an dem Biss sterben.
Ich denke aber auch nicht, das sie tollwütig war. Tollwut ist bei uns ausgerottet worden.

Man sollte eines nicht vergessen: Tiere können auch einfach mal durchdrehen, wie Menschen auch. Deshalb kann ich auch der Wiederansiedlung von Großraubtieren im dichtbesiedelten Mitteleuropa nicht so viel abgewinnen.

Hallo Zusammen,
ich komme gerade aus dem Elsass zurück. Am Zusammenfluss von Colmar-Kanal und Canal du Rhone au Rhin hatte ich am hellen Tag eine Begegnung mit einem Nutria, der sich selbst auf eine Annäherung von 2 m durch mich nicht vertreiben ließ. Ich habe, vorsichtig, wie ich bin, peinlich genau darauf geachtet, daß immer das Fahrrad zwischen mir und dem Tier stand. Jetzt, wo ich diesen Bericht gelesen habe, bin ich heilfroh, dass ich mich dem Nutria nicht so weit angenähert habe, dass er sich veranlasst sah, auf mich los zu gehen.
Was es alles gibt.
LG aus HL an Alle