Liebes Forum

Ich plane mit vier Freunden eine 3-/4-wöchige Radtour, wir sind am aussuchen der Route und habe folgende drei Optionen festgemacht:

- Schweden
- Baltikum
- Frankreich

Bei der Durchsicht der Tourenberichte zum Baltikum bin ich auf einen gestossen, in dem über einen brutalen Raubüberfall berichtet wird.

http://www.olautner.de/main/Finnland/Litauen/achtlitauen.htm

Ich bin jetzt ziemlich abgeschreckt, wünsche mir daher weitere Erfahrungen zu lesen, gerne positive, aber am liebsten realistische Einschätzungen... Vielleicht kann mir jemand auch vom Baltikum abraten, und mir eine der anderen Touren empfehlen.

Wir sind noch nie richtig auf eine Radtour gegangen, sind aber körperlich belastbar und sehr motiviert. Wir haben aber sicher nicht vor, jeden Tag an die Grenzen zu gehen, wenn ich das mal so umschreiben darf.

Wir sind sehr wissbegierig, möchten aber vermeiden, Fehler zu begehen, die anderen schon zum Verhängnis geraten sind.

Liebe Grüsse

Tobias

Hi Tobias,

Mein Lieblingsland ist Frankreich. Du findest Informationen ueber alles, was es zu wissen gibt, hier ueber die Suchfunktion. Ein paar andere und meine Wenigkeit, wir haben hier unsere Erfahrungen sehr konsequent im Forum eingebracht.
Besonders fuer Neulinge ist es sicher nicht schlecht, da die Orientierung einfach ist, und es genug wenig befahrene Nebenstrassen gibt. Allerdings sollte mindestens einer von Euch Franzoesisch sprechen, das macht das Leben einfacher . Fuer die Anreise empfehle ich das Wochenend-Ticket bis zur Grenze, z.B. Basel oder Saarbruecken.
Bedenken muss man noch, dass es auch in Frankreich etliche sehr duenn besiedelte Landstriche gibt, und bei konstantem Gegenwind bei Fahrt gen Westen es unter Umstaenden ganz schoen weit bis zum naechsten Supermarkt werden kann.
Das Baltikum kenne ich nicht, deswegen kann ich dazu nix sagen. Schweden ist sehr schoen, ich war aber erst einmal mit dem Rad dort.

kleiner zusatz,wolfi: auch franzosen klauen gerne gute fahrräder,wie ich leidvoll erfahren mußte.
gruß.
fred

Hallo,
ich bin im August 2001 von Danzig aus durch Masuren und das Baltikum bis Tallin, zurück mit dem Zug über Südfinnland und Schweden gefahren, auch im Baltikum bin ich streckenweise in Züge gestiegen (Kaunas - Riga z.B.). Bedenken wegen Sicherheit habe ich nie gehabt, bei Valga habe ich auch (hinter dem Friedhof) wild gezeltet. Also, fahrt durch das Baltikum, bevor es auch vollkommen im EU - Kraftverkehr ersäuft (das passiert jetzt noch vor allem auf den Fernstraßen, die Autogeilheit nimmt aber zu). Radfahrer sind eigentlich kein typisches Überfallziel, sie kommen unregelmäßig und es ist sowiso nichts zu holen. Und wenn doch, dann kann es überall passieren.
Falk

Hallo Tobias!
Ich war bereits 1993 in den baltischen Staaten, seitdem hat sich mit Sicherheit vieles geändert, hatte mich aber damals (wir waren zu 2. unterwegs) nie wirklich unsicher gefühlt!
Die üblichen Vorsichtsmassnahmen solltet ihr aber schon einhaltten - gilt allerdings auch für alle anderen Ziele!!!

Als Anreise kann ich die Fähre empfehlen, z.B. Rostock - Tallinn, oder zurück ab Liepaja (LV), oder Klaipeda (LT) nach D.

Ansonsten, wenn du dich anmeldest hier, kannst auch in der Benutzerliste nach Leuten suchen, die bereits in den 3 baltischen Ländern waren, sowie auch einige andere weitere Funktionen nutzen!

Desweiteren kann ich dir die Suchfunktion hier empfehlen, zum Thema "Sicherheit in Osteuropa" - dazu gibt es regelmässig immer mal (zumeist positive) Artikel!

Hallo,
ich war im selben Jahr im Baltikum unterwegs und habe nur freundliche Leute getroffen.
Nachlesbar beispielsweise dort:
http://www.htwm.de/sstiller/nordkap/nordkap_bilder.html
(ab 27.08.)
Ich habe schon 2 andere Berichte gelesen, in denen zumindest versucht wurde, Radfahrer in der Gegend zu überfallen, aber nichts
davon war in den letzten 3 Jahren.

Falls es dir zu unsicher erscheint, dort allein rumzuradeln, kannst du dich einem Reiseveranstalter anschließen, so weit ich weiß, gibt es dort inzwischen geführte Radtouren.

Sandro

Hallo

Ein Freund von mir ist Pfadfinder Gruppenführer und mit den kleinen ständig irgendwo im Baltikum, Polen, Tschechien, Slowakei und so unterwegs. Da ist es nicht viel anders als sonstwo und er wurde auch noch nie Überfallen.

Man muss nähmlich auch ein bischen Pech haben!
Also viel spass im Baltikum, soll echt schön sein, weil ursprünglich.
Gruss Martin

In '92 fuhr ich manchmal aleine, manchmal mit Freunde durch's Baltikum. In '92 und '93 war ich oft dort, nicht nur mit dem Fahrrad. In '99 wieder mit dem Rad dort gefahren, und auch anderswie herumgereist. Nie führtle ich mich unsicher, nie ist mir was abhanden gekommen. Ich kann das Baltikum nur empfehlen, die Erinnerungen sind vollständig Positif.

Ivo

Wenn ich recht verstehe, ist der Tenor, dass Sicherheit überall ein Thema sein muss, nicht nur im Baltikum. Man kann wohl überall in diese Situationen geraten.

Wahrscheinlich kann man sich ungünstig verhalten, ich stelle mir aber vor, da wir zu fünft unterwegs sind, dass wir da gar nicht mal so ausgesetzt sind, oder?

Mit welchem Verhalten setzt man sich dem Riskio aus, was gilt es zu unterlassen??

Mich selber reizt eine Reise ins Baltikum sehr, da ich ausserordentlich viel Gutes dazu gehört und gelesen habe, auch hier im Forum. Hier Links zu den Reisehinweisen des EDA (Auswärtiges Amt) der Schweizer Regierung:


Lettland

Litauen

Estland

Es wird darin vor Diebstahl gewarnt, zudem wird auf schlechte Strassen hingewiesen.

Würde mich über weitere Meinungen sehr freuen!

Tobias

Hi Tobias,
also, was schlechte Straßen angeht, stimmt das so nicht ganz. Die "normalen" Straßen sind in etwa so gut wie in Deutschland, nur wenn Du auf Neben"wege" fährst, sind die Straßen oft sandig. Das ist aber gut festgewalzt, so daß es keine Probleme mit dem Fahren geben dürfte. Die Verkehrsdichte ist im übrigen außerhalb der Hauptstädte relativ dünn, was sich auf die Geschwindigkeit der Autofahrer negativ auswirkt.
Die Kriminalität im Baltikum ist nicht allzu schlimm. Wenn Du Dein Rad an irgendeine Laterne oder etwas ähnliches ankettest, müßte es eigentlich reichen. Dazu nimmst Du am besten ein Spiralschloß, das ausreichend lang ist.
Peter

Ich hab durch Zufall euer Forum gefunden...

Ich bin letztes Jahr mit 2 Freunden von Berlin nach Riga und dann an der Ostsee entlang nach Klaipeda und kann nur gutes Berichten. Zumindest über die Leute und die Sicherheit. Es war halt kalt und hat in Strömen geregnet aber sonst... es gab bei uns keine Situation in der wir uns gedacht haben wir sollten lieber woanders lang fahren.

Sehenswert sind auf alle Fälle die Hauptstädte und die gesamte Ostseeküste, wo auch eine gewisse touristische Infrastruktur vorhanden ist. Im Hinterland wird es rasch sehr sehr einsam.

Auf größeren Straßen sind die basltischen Autofahrer gewöhnungsbedürftig.

Ich kann dir den Trip nur empfehlen. Nicht zu vergessen: Selbst wenn du das Nachtleben in Riga und Vilnius mitnimmst ist das Baltikum bei den Preisen nicht mit einem Frankreich-Urlaub zu vergleichen.

Erfahrungen mit den baltischen Staaten habe ich keine, ich war aber sonst schon mehrfach im Osten unterwegs (Polen, Tschechien, Ungarn, Slowakei usw.) Man bekommt praktisch immer die selben Tipps, teilweise auch von Einheimischen, zB. dass man das Fahrrad als Kopfkissen unters Zelt legen soll usw. Ich bin diesen Sicherheitsexperten gegenueber unterdessen ziemlich skeptisch eingestellt. Mir wurde noch nie etwas gestohlen, von Ueberfaellen ganz zu schweigen. Meine Erfahrungen waren immer durchwegs positiv, die Menschen sehr nett und hilfsbereit.

Dieser Bericht da ist allerdings schon recht eindruecklich... muss ich sagen. Ich haette ihn wohl besser nicht gelesen.

Uebrigens, ein Fehler, den man nicht machen sollte: Zu nahe an irgendwelchen harmlos wirkenden Wegen zelten. Auch auf der einsamsten Schotter-/Sand-/Steinpiste rasen in der Nacht ploetzlich Leute mit unglaublichem Tempo (und moeglicherweise betrunken) vorbei.

Tobi:
Du bist Schweizer? Wie wollt ihr denn anreisen? Wir planen ebenfalls eine Baltikum-Tour, wissen aber nicht, wie wir hinfahren sollen, Fluege sind recht teuer und kompliziert, enorm lange Bahnreise (zB. von Tallinn zurueck). Wir erwaegen nun, nach Warschau zu fliegen und den Rest dann per Bahn/Fahrrad zurueckzulegen.

Ich war auch einmal kurz im Baltikum, übrigens genau an der Stelle, wo jemand schlechte Erfahrungen gemacht hat.
http://www.velofahren.de/Litauen-2003.html
Einige Radtourenberichte von anderen Leuten findet ihr unter
http://www.velofahren.de/baltikum.html
finden. Ich glaube, daß man sich nicht durch die Kriminalität von einer Baltikumsradtour abhalten lassen sollte, aber das muß jeder selber wissen.
Wegen der Bahnverbindungen habe ich die Erfahrung gemacht, daß die Fahrzeiten extrem lang werden, sobald man über Polen hinaus willst. Deshalb ist es vielleicht eine gute Idee, bis Lyck oder Bialystok oder Suwalki mit dem Zug zu fahren und ab da mit dem Fahrrad. Oder ein Schiff von Deutschland nach Litauen oder Lettland zu nehmen.

Hallo,
ich bin regelmäßig im Baltikum, weil meine Frau aus Tartu kommt. Wir hatten noch nie Probleme mit Überfällen oder ähnlichem. In Polen war es in den Städten ab und an etwas kniffelig, aber auf dem Land haben die Leute anderes zu tun, als Radfahrer auzurauben. Zum schlafen hat sich da, wo kein verschwiegenes Plätzchen war, bewährt, an den Tankstellen zu fragen, ob man das Zelt aufstellen darf. Da ist rund um die Uhr jemand, und man hat eine gewisse Sicherheit. Ansonsten ist das Baltikum auch nicht unsicherer als der frankfurter Bahnhof. Zum Radfahren eignen sich die Länder schon, weil die Steigungen moderat sind und der Verkehr sehr dünn. Wenn Ihr mehr wissen wollt, meldet Euch.
Gruß
Farmerhans

ach ja, wolte ich noch zufügen: schöne Anreise mit der Fähre Rostock-Helsinki-Tallin möglich. Bahn ist nahezu unbekannt, Bus geht, ist aber etwas kompliziert.

Was genau ist denn unter "kniffelig" zu verstehen?

Das baltische Eisenbahnproblem beginnt erst in Valga, es gibt keine Verbindung nach Estland mehr (Die estnische Regierung wollte sich von ihrer Eisenbahn zur EU- Anpassung vollständig trennen). Das erste Opfer war die Verbindung Riga-Tallinn. Nach Estland kommt man mit dem Zug nur noch über St. Petersburg, lange und visapflichtig. Leipzig-Riga geht in ca. 27h, das ist angesichts der Verhältnisse gar nicht so schlecht. Viele Strecken sind durch die Grenzschließungen in Randlagen gekommen, beim Bau hat man auf die damaligen Verwaltungsgrenzen nicht geachtet, und heute ohne Verkehr. 2001 war auch die Fahrradmitnahme, erprobt Kaunas-Riga, Riga-Walmiera und Viljandi-Tallinn, kein Problem.

na ja, ist wie immer sehr subjektiv. Wir wurden in den Städten häufiger ziemlich "begafft", und das mit einem weniger wohlwollenden Lächeln (im Gegensatz zum Dorf). Es gab auch einige Situationen, bei denen ich sehr deutlich klar machen musste, das wir es nicht so nett finden, wenn man in unserem Gepäck wühlt. Alsoman stiefelte halt heran, einer begann (natürlich auf Polnisch) zu diskutieren, die anderen kreisten um die bepackten Räder und fassten hier und da 'mal an. War einfach unangenehm. Beliebtes Spiel war auch, wenn einer Einkaufen war, einfach 'mal Straßenseite wchseln. Es dauert max. 5 Minuten, undes kümmert sich jemand um die "herrenlosen" Räder. Wenn man sich dann freundlich zu bemerken gibt, ist dann aber meist alles o.k. Trotzdem jederzeit wieder nach Polen, toles Land zum Radfahren, prima Leute dort und Landschaft ohne Ende. Man muss sich halt wie immer an dieRegeln halten.
Gruß

Farmerhans

Danke für die detaillierte Erläuterung von "kniffelig". Ich bin nämlich am Überlegen, eventuell für 3 Wochen nach Polen zu fahren. Ich habe schon Erfahrung in Litauen, Estland, Slowakei, Tschech. Republik,
Rumänien, Ungarn (alles niemals "kniffelig") und Polen (2 Tage), deine Schilderung macht mich aber doch etwas nachdenklich., insbesonders da ich allein fahren werde.

Nochmals danke.

Mich würde noch stark interessieren, in welchem Teil Polens es denn "Kniffelig" war?

Nu da wo Kniffel gespielt wird. Genau da

au weia, jetzt laufe ich wieder Gefahr, irgendwelche Landstriche total zu outen, nur weil ich vermutlich an den einzigen Idioten dort geraten bin. Ungeachtet dieser Gefahr hatten wir etwas Ärger in Pommern (wie gesagt, immer nur in Städten) und Danzig machte auch den Eindruck, das man das Rad keine Sekunde aus dem Auge lassen solte. Wir waren froh, als unsere Räder im "Hotel" eingeschlossen waren, denn an sich ist Danzig echt eine Reise Wert. In Augustow hatten wir auch noch etwas Stress der beschriebenen Art. Wer das jetzt auf Gesamtpolen überträgt, ist selber Schuld. Insgesamt überwogen bei weitem die positiven Begegnungen.

Danke für das "Outen".