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#1454227 - 12/29/20 07:47 PM Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? [Re: Ride Worldwide]
Holger
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Vielleicht gibt es unterschiedliche Definitionen von "tiefgehend". Was verstehst Du darunter?
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#1454232 - 12/29/20 08:19 PM Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? [Re: Holger]
Rennrädle
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Genau das habe ich mich auch gefragt.

Zu sagen, dass die Sprache für ein tiefergehendes Gespräch nur für einen kleinen Teil wichtig wäre, kann ich nicht nachvollziehen und gilt für mich definitiv nicht.

Ausnahme ist vielleicht die Gebärdensprache? Da kenne ich mich jedoch nicht aus.

Rennrädle
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#1454236 - 12/29/20 08:36 PM Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? [Re: Ride Worldwide]
Toxxi
Moderator Accommodation network
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In Antwort auf: Ride Worldwide
Tiefergehende Gespräche habe ich in den verschiedensten Ländern führen dürfen sowohl mit einheimischen als auch mit Reisenden. So habe ich im Kosovo mit einer Besitzerin eines Sportwarengeschäfts ein sehr eindrückliches Gespräch haben dürfen oder auch mit einem Mullah im Iran und zig mehr.

Und in welcher Sprache? Lass dir doch bitte nicht jedes Wort aus der Nase ziehen. schmunzel

In Antwort auf: Ride Worldwide
Ehrlich gesagt wundert mich deine Frage sehr. Laut deinem Profil bist du ja schon ganz schön rumgekommen. Hast du nie solche Erfahrungen machen dürfen?

Nie ist falsch. Aber so besonders häufig ist das auch nicht. Besonders dann nicht, wenn ich die Sprache gar nicht kann, und anstrengend, wenn ich die Sprache nur bruchstückhaft beherrsche. Wobei es sicherlich unterschiedliche Bedeutung von "tiefgehend" gibt. Smalltalk ist für mich nicht tiefgehend.

Wie schon in meinem vorherigen Beispiel - in Rumänien mit Leuten auf dem Zeltplatz (rumänische Touristen), die sehr gut Englisch sprachen. Mit denen wirklich über Gott und die Welt. Wir haben uns über die nächsten Tage immer wieder auf dem nächsten Zeltplatz getroffen.

Im Kosovo sprach gefühlt jeder zweite fließend Deutsch. Interessante Gespräche hatte ich, zum Beispiel was das persönliche Verhältnis zur serbischen Bevölkerung und zum Staat Albanien angeht. Aber ob das wirklich tiefgehend war?

In Weißrussland mit einem Pärchen junger Russen, die uns zum Grillen einluden. Mit meinem Russisch war es leicht holperig. Aber das ging es von der Flüchtlingspolitik der Kanzlerin übder das internationale Bild der Russen bis hin zur Luftverschmutzung im Ural (auf meine Frage, wie man dort Radreisen könne). Sehr interessant.

Und mit den weißrussischen Radfahren, die hervorragend englisch sprachen (und auf ihr aktuelles politisches System gar nciht gut zu sprechen waren). Wir haben uns dann bei einem abends getroffen und in einem wilden Gemisch aus Deutsch, Englisch, Rusisch und Polnisch palavert.

Aber so viel mehr Beispiele, bei denen es nicht nur beim Smalltalk blieb, fallen mir spontan nicht ein. Mit anderen Reiseradlern oder (Rucksack-)Touristen, die entweder gut deutsch oder englisch sprachen, blieb es auch meistens beim Smalltalk.

Und dann gelegentlich solche Beispiele:

Tschechien in einer Imbissbude mit zwei Samstag vormittags schon betrunken Tschechen über das Verhältnis von Tschechen, Österreichern und Deutschen zueinander. Mein Tschechisch ist wirklich extrem holperig und bruchstückhaft, und Fremdsprache konnten die nicht.

Ich fand das einerseits interessant, aber andererseits auch sehr anstrengend. Wollte eigentlich ein bisschen vor dem Starkregen flüchten und mich trocknen. Wenn ich dann ständig nach Worten suchen muss und selbst bloß die Hälfte verstehe, dann kommt irgendwann doch nicht mehr viel rum.

Gruß
Thoralf
Meine Räder und Touren im Radreise-Wiki
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#1454239 - 12/29/20 08:53 PM Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? [Re: Holger]
iassu
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In Antwort auf: Holger
Vielleicht gibt es unterschiedliche Definitionen von "tiefgehend". Was verstehst Du darunter?
Das ist meine (Nach-)Frage ebenfalls zu diesem Aspekt. Andreas´ Darstellung interpretiere ich so, daß er die Begegnungen mit anderen Menschen als teilweise sehr intensiv erlebt und daß für ein solches Sozialerlebnis Sprache nicht unbedingt erforderlich ist weil für ein solches Begegnen Reden nicht unbedingt Voraussetzung sein muß. Das kann ich nachvollziehen.

Wirkliches tiefgründiges Unterhalten ist in meinen Augen aber nochmal was anderes. Das könnte vielleicht auch zu Themen sein, die diese Menschen naturgemäß viel angehen, wie die politische Lage in ihrem Land oder sonstige Vergleiche. Aber mal ehrlich: tiefgehend finde ich als Option bei solchen Themen grundsätzlich nicht allzu erwartbar, wenn überhaupt möglich.

Tiefgehend würde ich jetzt eher in seelischen, also zB biografischen Bereichen oder auf geistigem Gebiet ansiedeln. Also ernsthafte Fragen wie man sein Leben gelebt hat, also innerlich betrachtet, zum Menschsein allgemein zB, was ist vielleicht die Signatur unseres Zeitalters, geradezu Philosophie, Religion usw. Und hier dürfte es ohne (quasi-)muttersprachlichen Fähigkeiten nicht allzu tief werden, wenn man auf Reise ist.
...in diesem Sinne. Andreas

Edited by iassu (12/29/20 08:55 PM)
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Off-topic #1454266 - 12/30/20 08:01 AM Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? [Re: iassu]
Holger
Moderator
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Posts: 18,328
In Antwort auf: iassu
In Antwort auf: Holger
Vielleicht gibt es unterschiedliche Definitionen von "tiefgehend". Was verstehst Du darunter?
Das ist meine (Nach-)Frage ebenfalls zu diesem Aspekt. Andreas´ Darstellung interpretiere ich so, daß er die Begegnungen mit anderen Menschen als teilweise sehr intensiv erlebt und daß für ein solches Sozialerlebnis Sprache nicht unbedingt erforderlich ist weil für ein solches Begegnen Reden nicht unbedingt Voraussetzung sein muß. Das kann ich nachvollziehen.

Das könnte ich auch nachvollziehen. Also, nicht nachvollziehen im Wortsinne, denn ich empfinde nicht so.

In Antwort auf: iassu
Wirkliches tiefgründiges Unterhalten ist in meinen Augen aber nochmal was anderes. Das könnte vielleicht auch zu Themen sein, die diese Menschen naturgemäß viel angehen, wie die politische Lage in ihrem Land oder sonstige Vergleiche. Aber mal ehrlich: tiefgehend finde ich als Option bei solchen Themen grundsätzlich nicht allzu erwartbar, wenn überhaupt möglich.

Ja, das sehe ich ähnlich. Das ist auch immer wieder eine Frage, was man unter "tiefgehend" versteht. Über Politik, Geschichte, Geographie, Fußball oder Kommunikation könnte ich auch mehr oder weniger fundierte Gespräche führen, die nicht nur an der Oberfläche bleiben (jeweils nur Teilbereiche dieser Gebiete natürlich). Dagegen kann ich zu Musik (sorry zwinker ) von mir aus meist nicht mehr sagen als "gefällt mir" oder "gefällt mir nicht". Da bin ich blutiger Amateur. Off-topic im Off-topic: Da kommt natürlich noch eine von Mensch zu Mensch unterschiedliche Wahrnehmung seiner eigenen Kenntnisse dazu. Wobei ich mich bei Musik sicher nicht täusche, auch im Fremdbild.


In Antwort auf: iassu
Tiefgehend würde ich jetzt eher in seelischen, also zB biografischen Bereichen oder auf geistigem Gebiet ansiedeln. Also ernsthafte Fragen wie man sein Leben gelebt hat, also innerlich betrachtet, zum Menschsein allgemein zB, was ist vielleicht die Signatur unseres Zeitalters, geradezu Philosophie, Religion usw. Und hier dürfte es ohne (quasi-)muttersprachlichen Fähigkeiten nicht allzu tief werden, wenn man auf Reise ist.

Ja, auch das sehe ich ähnlich. Und auch hier ist es, wie nachtregen schon zum Thema Kennenlernen anderer Menschen schrieb, individuell sehr unterschiedlich, wie offen man mit unterschiedlichen Themen umgehen kann. Ich bin da sehr zurückhaltend, je persönlicher es wird. Manche Themen würde ich auf einer Reise mit mir fremden Menschen nicht einmal besprechen wollen.
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#1454272 - 12/30/20 08:31 AM Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? [Re: Toxxi]
Fricka
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Posts: 3,848
Zu einem tiefergründigen Gespräch brauche ich die nötigen Sprachkenntnisse und ein längeres Beisammensein. Zum Beispiel habe ich einen Teil meiner Kindheit in Frankreich verbracht, so dass ich mich auf Französisch genauso gut unterhalten kann wie auf Deutsch. Französisch ist in Nord- und Westafrika sehr nützlich. Aber auch in Rumänien.

Dort haben wir mal einen Mann nach einer Übernachtungsmöglichkeit in seinem Ort gefragt, der uns daraufhin in die örtliche Kneipe einlud, wo wir sehr intensiv ins Gespräch kamen und erfuhren, dass er der Bürgermeister sei. Er bot uns das Rathaus zum Übernachten an. Wir landeten mit ihm, verschiedenen anderen Ortsansässigen und einem belgischen Ehepaar am Tisch im Ratssaal und quatschten die Nacht durch. Die Polizei kochte für alle aus unseren Vorräten zu Essen. Praktischerweise gab es sogar eine Dusche.

Am nächsten Morgen wurden wir gefragt, ob wir noch bleiben wollten. Der Bürgermeister war sehr stolz auf den von ihm organisierten Infrastrukturausbau, verfrachtete uns in einen Landrover zwecks ausführlicher Besichtigungsrundtour. Wir erfuhren viel über die Folgen des EU-Beitritts, die neue Schule, den Transport der Schulkinder, den Bau des Wasserleitungsnetzes und immer wieder über den Straßenbau. Es war schwer, irgendwann wieder abzureisen. Jedenfalls eine sehr intensive Begegnung.

Neben solchen Fahrtunterbrechungen, die auf kürzeren Touren gar nicht möglich sind, ergaben sich sehr intensive Gespräche sonst eher durch das gemeinsame Reisen. Da habe ich heute noch Kontakte nach Afrika und Asien. Facebook macht es heutzutage leichter. Früher wurden Briefe geschrieben.

Tiefgehende Erlebnisse lösen häufig tiefgehende Gespräche aus. Und können natürlich auch Auswirkungen auf sich ändernde Sichtweisen haben, die sich zu Hause vielleicht nicht ergeben hätten. Die Wiedereingliederung zu Hause wird dadurch erschwert. Die Effekte verlieren sich aber mit der Zeit. Man ist eben doch noch derselbe. Und die Lebensumstände zu Hause auch.

Man muss dazu natürlich auf Augenhöhe unterwegs sein. Wenn man mal tagelang gemeinsam geschaufelt hat, hinter einem Mäuerchen den Kopf eingezogen hat, weil darüber die Kugeln pfiffen - da tut sich schon was.
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