Die Diskussionen im Forum über die Magura hs33 "Firmtech" etwa Mitte 2004 lässt erkennen, dass viele etwas über diese Möglichkeit zu bremsen wissen, einige mehr, andere weniger, viele gar nichts. Daher möchte ich euch nicht vorenthalten, was meine Recherche, im August und September, diesbezüglich ergeben hat.

Anlass war die fixe Idee mein Patria-Roadster um weitere Grämmchen zu erleichtern, mit der die hs66 und ihren Evolution-Adaptern auf die Waage drückt (obwohl das gute Stück komplett, trotz des Stahlrahmens, bereits deutlich unter 10 Kilo wiegt). Natürlich darf beim Abspecken die Funktion nicht leiden.
Grundsätzlich ist die "Firmtech" nichts anderes als eine modifizierte hs33 normaler Bauart. Sie benötigt allerdings zwingend spezielle Anlötsockel aus der hinteren Seite der Gabelscheiden. Wenn man die nicht hat geht gar nichts. Früher gab es diese Sockel und die passenden Bremsen nur zusammen mit Magura (Luft-)Federgabeln. Die "Firmtech" ist also für den CrossCountry-Betrieb konzipiert und entwickelt worden. Ihre Vorteile sollen sein: Gewicht im Bereich einer normalen V-Bremse, geringer Wartungsaufwand und Zuverlässigkeit sowie besseres Nassbremsverhalten wie bei der hs33, bauartbedingt ist kein Booster nötig und somit wird nochmal Gewicht eingespart.
Für mich wäre auch die unauffällige Optik ein weiterer Punkt. Das Roadster hat eine fast Rennradmäßige, schön verchromte Stahlgabel, an der der Evo-Adapter etwas klotzig ausschaut.

Und dann kam Herr Gaastra mit seinen idworx-Rädern: Vorne wie hinten "Firmtech", Sockel an der 28-Zoll Starrgabel. Geht doch, dachte ich. Und tatsächlich verkauft Magura seit diesem Jahr die FT einzeln. Zwei Fragen wären also zu klären: FT und hs66 Hebel - geht das? Ich will ja weiterhin am Rennlenker hängen. Was hält der Hersteller des Roadster, Herr Kleinebenne, von meiner Idee? Einige im Forum wissen bereits, dass es bei den hydraulischen Verzögerern das "Übersetzungsverhältnis" zu beachten gilt, was Scheiben- und Felgen-Maguras zueinander inkompatibel macht (dann ist da auch der Systemunterschied offen/geschlossen). Soweitsogut. Was ist mit den Felgenbremsen untereinander? Hat die hs11 wie die hs66 nicht einen Verzögerungswert von 3,9 m/s², während es bei der hs33, also auch bei der FT 4,2 m/s² sind? Das soll so sein.
Maguras FAQs-Abteilung beantwortet die Frage folgendermaßen: Grundsätzlich sind alle Magura-Felgenbremsen sowie ihre Teile untereinander kompatibel! Weiteres Nachbohren beim Technik-Support bezüglich der Lieferbarkeit von Starrgabeln mit FT-Sockeln bei diversen Herstellern blieb leider ohne Antwort. Ob die nicht wollen oder nicht können, wer weiß...
Zumindest weiß ich, dass Suntour demnächst eine exklusive 28-Zoll-Federgabel für FT auflegt. Das ist allerdings eine andere Geschichte.

Nächste Anfrage beim Hersteller: der schreibt prompt und dass die FT eine "sehr gute Bremse" sei. Knackpunkt sei nur, dass er leider keine Gabel mit FT-Sockeln herstellen könne. Warum nicht? Aufklärung verschafft Achim Nöll, anerkanntermaßen kompetenter Rahmenbauer mit neuerdings einem Firmtech-ausgerüsteten Reiserad im Programm. Hier fiel die Antwort präziser aus: FT-Sockel benötigen einen bestimmten Abstand der Gabelscheiden zueinander. Also wird´s nichts mit der gewünschten schmalen Gabel mit einem Raddurchlauf bis 32mm. Dicker geht dann wohl doch. Nein, als Einzelanfertigung zu aufwändig und somit zu teuer. Das Problem ist wohl die Genauigkeit mit der gearbeitet werden muss, damit das ganze möglichst reibungsintensiv funktioniert. Die weitere Recherche bei Velotraum bestätigte es. Die weigern sich sogar irgendeine weitere Frage zur FT zu beantworten. In den FAQs steht sinngemäß, dass selbst erfahrene Bruzzler um die 20% Ausschuss fabrizieren und FT für VT somit nicht in Frage kommt.
Wieso aber stellen andere ganze Räder inzwischen mit FT-Sockeln in Serie her? Hat sich vielleicht mittlerweile etwas auf dem Markt getan? Weiß jemand im Forum mehr über dieses Thema? Noch habe ich nicht Abschied von meiner fixen Idee genommen. (Sie mir mit vernünftgen Argumenten ausreden, müsst ihr nicht unbedingt)

Einen guten Start in die Woche euch allen

Micha

Hallo Micha,
Die schwierige Verarbeitung der FT Sockel ist bestimmt ein Argument für jeden Rahmenbauer sich genau zu überlegen, ob er sich mit diesem Problem herumärgern soll oder nicht. Canti-Sockel sind relativ unkritisch was die Ausrichtung und Höhe am Rahmen angeht. Noch einfacher wird´s mit Scheibenbremsaufnahmen am Ausfallende. Beide Varianten haben zudem den Vorteil der Flexibilität in der Auswahl der Bremse. Bei FT-Sockeln passen halt nur FT-Bremsen dran.
Aber gerade bei kleinen Schmieden, die sich auf Individualanfertigungen konzentrieren könnte man eigentlich erwarten dort gegen einen entsprechenden Obolus fündig zu werden.

Um ein wenig Deinen Neid zu wecken: R&M vertreibt das DeLite wahlweise mit FT- ,Canti-Sockeln oder nur mit Scheibenbremsaufnahmen. Es geht also, wenn man nur will.

Einen kleinen Nachteil haben die FT-Sockel übrigens: der Laufrad-Ausbau gestaltet sich überaschend fummelig. Wenn man die beiden Schnellspanner löst so werden die Bremsen magisch durch den Verbindungsschlauch in ihre Ausgangsposition zurückgezogen. Du mußt also mit einer Hand as Laufrad herausziehen (oder den Rahmen hochheben) und mit zwei weiteren Händen die Bremskörper nach Außen drücken.

Gruß Frank

Hallo,

ich weiß, dass Nöll auch FT-Bremsen anbietet.Schau doch mal unter www.noell-fahrradbau.de

Gruß Ueli

Hallo Ueli,
das war mir schon klar, dass der Herr Nöll auch ein FT-Rad im Programm hat. deshalb habe ich ihn ja nach der Gabel gefragt und seine Antwort lautete, die Gabelscheiden müssen weiter auseinanderliegen als von mir gewünscht, um die Sockel anzulöten. Nachdem ich ihn in einer zweiten Mail fragte, wie weit auseinander, kam bislang keine Antwort. Ich wäre da flexibel. Vielleicht stellt der Herr Nöll nur nicht so gerne einzelne Gabeln für Leute her, die ansonsten nichts von ihm wollen. Lohnt sich vielleicht gar nicht für ihn.

Inzwischen habe ich einen weiteren Kleinserienhersteller aufgetan, der ein feines, starres FT- Teilchen aus CroMo für die 26er-Freunde aus CroMo auch einzeln baut. Torture-Tools, Marke Pulcro, die Gabel heißt Head-Banger und ich finde sie mit 190 Schleifen ein wenig teuer. (Die Definition von Luxus wird ja bereits an anderer Stelle vorangetrieben).
Man wird wohl abwarten müssen, ob sich Firmtech in der Großserie durchsetzen kann. Eine schöne Alternative auch für´s Reiserad, finde ich, wäre sie schon.

Michael

Stella+Dietrich sind was so Sachen angeht auch innovationsfreudig. Frag mal da nach, die Teile sehen auch gut aus.
mfg,
Michael