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#1189182 - 02/07/16 09:52 AM 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France
Holger
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So, dann habe ich es endlich mal wieder geschafft, einen Reisebericht zu schreiben. Zumindest mal den ersten Teil, aber die restlichen sind auch schon in der Mache. Diesmal mit großen Fotos, die bei Klick noch etwas größer werden. Und los geht's:


=========================
Erster Teil: Schweiz Nord-West
=========================



Samstag, 4. Juli: Frankfurt am Main – Singen (Hohentwiel) (mit dem Zug)


Das Rad ist gepackt –

aber am ersten Tag wird es nur geschoben. Zur S-Bahn, im Frankfurter Hauptbahnhof – und in Singen am Bahnhof holte mich der Sohn von Freunden ab, bei denen ich übernachten durfte. Es war ziemlich warm, schon im Zug trotz Klimaanlage und erst recht draußen.

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Sonntag, 5. Juli: Singen (Hohentwiel) – Zug (mit dem Rad)
  • Kilometer: 121,1
  • Sattelstunden: 6:40
  • Höhenmeter: 0
  • Ausgaben für Getränke: 30,30 CHF
Eigentlich wollte ich heute nicht so weit fahren, um mich an die Hitze zu akklimatisieren und überhaupt. „Kurz hinter Zürich“ war morgens noch mein Maximalziel. Um 7:30 ging es los – die durchschnittliche Startzeit der Reiseetappen dieser Tour. Und noch in Singen wollte mich ein übereifriger Autofahrer auf den Radweg hupen, am Sonntagmorgen vor 8 Uhr! Ich bedankte mich und fuhr weiter. In die Schweiz. Stein am Rhein hat eine schöne Altstadt, die ich sehr langsam fahrend durchquerte. Und dann stellte ich fest, dass ich meine Schweizkarte vom Navi gelöscht habe, als ich noch schnell ein paar Stücke Italien draufladen wollte. Mist. Aber erstmal kein Problem, bis Zürich blieb ich weitgehend auf der regionalen Route 45 des www.veloland.ch, der Wyland-Downtown-Route. Außerdem fahre ich ja noch immer nicht ohne analoge Karten.

Die erste größere Pause in Winthertur am Bahnhof. 11 Uhr. Soll das heute wirklich noch heißer werden? Kalte Getränke gibt’s im im Migrolino am Bahnhof, sonntags geöffnet.


Keine schlechte Idee, das Fahrrad einfach stehen zu lassen bei der Hitze.


Ein begehbares Satellitenfoto der Schweiz reißt mich gleich wieder vom Rad.

Aber dann geht’s weiter, in Richtung Downtown Zürich. Mittags um eins war ich dort, der Migros im Hauptbahnhof versorgte mich im Tausch gegen erschreckend viele Franken mit etwas zu essen und viel zu trinken. Mittagspause. Trotz Hitze – es läuft gut. Also doch nicht nur bis kurz hinter Zürich, heute ist mehr drin. Ungefähr bis Zug könnte ich es schaffen. Neue Route, die Nr. 94, L’Areuse-Emme-Sihl – in meinem Fall umgekehrt, im Sihltal geht’s los


Zunächst fließt die Sihl idyllisch unter der Autobahn.

Adliswil, Langnau – dann wurde es wirklich schön, und im Wald entlang des Flusses vergaß ich sogar fast die Hitze. Nur fast. Sie machte auf sich aufmerksam und ich eine Pause mit teuren Kaltgetränken. Nach Zug ging es dann glücklicherweise eher bergab, ich verzichtete auf eine Stadtrundfahrt und suchte den Campingplatz.


Ich bat noch die Götter der SBB um Schutz für mein Rad …

… dann baute ich das erste Mal auf dieser Reise das Zelt auf, am Zuger See. Und es erwies sich als wasserdicht, das nächtliche Gewitter konnte mir nichts anhaben.

--------------------------------------------------

Montag, 6. Juli: Zug – Thun
  • Kilometer: 134,2
  • Sattelstunden: 7:19
  • Höhenmeter: 422
  • Ausgaben für Getränke: 27,15 CHF
Am Morgen gab es tatsächlich ein paar Regentropfen. Und Morgen hieß wirklich Morgen: Ich startete um 6.40 Uhr. Und fuhr erstmal knapp 20 km, bis es Frühstück gab. Das war in Küssnacht, mit Doppel-S in SZ – ja, das mit der hohlen Gasse. Die ließ ich aber links liegen, wg. Hunger.


Frühstück gab’s bewacht von Wilhelm Tell.

Mehr oder weniger entlang des Vierwaldstätter Sees fuhr ich nach Luzern, und es wurde wieder wärmer. Luzern teilte ich mir mit ziemlich vielen Chinesen.





Woran merkt man, dass man alt wird?


Emil am historischen Museum …

Die Velolandrouten für den Rest des Tages: Nr. 24 Emmental – Entlebuch, Nr. 4 Alpenpanoramaroute. In Emmen war es etwas schwierig, wegen großflächiger Baustellen, außerdem verpasste ich einen Abzweig und war plötzlich in einem Stahlwerk. Hat aber niemanden so recht gestört und ich fand die Route bald wieder. Nun standen so langsam die ersten Pässe auf dem Programm. In Schangnau, der Heimat von Beat Feuz, erreichte ich fast die Wasserkuppenhöhe. Und dann ging es wieder runter! Mist, das war nicht eingeplant. 300 statt 200 Höhenmeter auf den Schallenbergpass – okay, im Laufe der Reise lernte ich, über solche Zahlen zu lachen. Aber erstmal war es heiß und ziemlich steil und ich kämpfte. Kam aber trotzdem oben an, nachdem ich ausgiebig den Blick über das Emmental genießen durfte. Dann waren es noch etwas mehr als 20 km und ich war in Thun in einer klimatisierten Migros … und noch ein paar Kilometer weiter am Thuner See auf dem Campingplatz Gwatt. Über 30 Franken für einen Radler und ein Zelt! Tröstlich: es sollte der teuerste Campingplatz der Reise bleiben.


Camping Gwatt, Zeltwiese. Bei gefühlten 50 Grad im Schatten. Schatten?

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Dienstag, 7. Juli: Thun – Chateau d’Oex
  • Kilometer: 77,4
  • Sattelstunden: 4:49
  • Höhenmeter: 710
  • Ausgaben für Getränke: 20,35 CHF
Gestern war das ja noch mit leichtem Voralpen-Touch, heute: Richtige Berge.


Frühstück mit Blümlisalpblick.

Was das Ziel für heute ist, war ausnahmsweise schon morgens klar: Chateau-d’Oex. Und dort ein Hotel, denn es waren Gewitter vorhergesagt, und da bin ich ein Weichei. Von Spiez fuhr ich ins Simmental, gemäßigte Steigung bei hohen Temperaturen.


Im Simmental, eine der Zacken hinten ist das Bäderhorn.

Mittagspause in Zweisimmen, vor der richtigen Steigung. Okay, so richtig „richtig“ ist es hoch nach Saanenmöser auch nicht – aber bei der Hitze kein Kinderspiel. Runter nach Saanen lief es natürlich einfacher, obwohl ich mich gegen ziemlich starken Wind kämpfen musste. Von der romanischen Kapelle in Rougemont las ich leider erst am Abend, ich fuhr achtlos daran vorbei bis Chateau-d’Oex, dort quartierte ich mich im Hotel de Ville ein. In Frankreich geht das dann nicht mehr… Ich schaute auf die Speisekarte des Restaurants – und ging zum COOP, holte mir dort etwas. Abendessen im Hotelzimmer. Essen gehen gibt’s dann in Frankreich. Und im Hotel gab es natürlich einen Fernseher, in dem ich sehen konnte, wie Tony Martin ins gelbe Trikot fuhr.


Breitling Orbiter II - die Gondel des Ballons, mit dem Bertrand Piccard seine Weltumrundung von Château-d'Oex aus startete - und nicht über China fliegen durfte. Im dritten Versuch hat er dann die Weltumrundung geschafft.


Wolken!


Saint-Donat in Château-d'Oex.

--------------------------------------------------

Mittwoch, 8. Juli: Chateau-d’Oex – Amphion-les-Bains
  • Kilometer: 98,1
  • Sattelstunden: 5:56
  • Höhenmeter: 580
  • Ausgaben für Getränke: 13,10 CHF, 7,25 EUR
Es gewitterte wirklich in der Nacht, und auch am Morgen war es noch ziemlich bewölkt und erfreulich frisch. Ich fuhr hinauf in Richtung Col des Mosses, kurz vor der Passhöhe bog ich dann ab, auf die Veloroute 4, die Alpenpanoramaroute. Vor Jahren durfte ich dieses Stück entlang des Lac d’Hongrin nicht fahren, militärisches Sperrgebiet. Jetzt ging es. Bis ich an eine Schranke kam. Murks, wieder zurück, dachte ich – aber nein, ich bekam die laminierte Nr. 28, die ich bei der „Schießwache“ auf der anderen Seite wieder abgeben sollte.


Gut bewachte Veloroute.


Und die 28 landete wieder bei der Schießwache.

Der Weg entlang des Stausees war klasse: Gut asphaltiert für das Militär, aber kaum genutzt. Militär war nicht zu sehen, aber zu hören. Zu sehen war es kurze Zeit später, etwa zehn Meter neben der Straße – und zum Glück zwei bis drei Meter weiter oben – lag es und ballerte über mich hinweg. Und ich hatte den Helm nicht an!

Ein kurzes Stück später, nach der Schiesswache, sah ich dann plötzlich tief unten den Genfer See mit Montreux und Vevey. Da musste ich mehrere Fotostopps machen, eins der Fotos:


Der Genfer See – offensichtlich in der Sonne.

Tief unten – so tief musste ich jetzt runterrollen. Und bremsen. 1.150 Höhenmeter auf 13 km – zum Glück bin ich hier nicht hochgefahren. Oben gab es noch ein paar Tunnels, dann kamen viele, viele Serpentinen, ein kleines Dorf, nochmal Serpentinen, Weinberge und schließlich war ich in Aigle. Mittagessen, kurzer Besuch bei der UCI und dann nichts wie nach Frankreich.


Hell-dunkel-hell-dunkel-hell-dunkel.


Ein nicht-UCI-konformes Rad vor dem UCI-Hauptquartier.

Aber bevor ich Frankreich erreichte, musste ich mich noch gegen ziemlich heftigen Wind an den Genfer See kämpfen. Immerhin war die Sonne wieder da.


Das Schiff fährt aus dem Bild und ich aus der Schweiz.


Stürmischer See.

In Amphion-les-Bains gab es den von Archie angezeigten Campingplatz tatsächlich. Nah am See, abends machte ich noch einen kleinen Seespaziergang und gönnte mir eine Pizza mit Blick auf Lausanne. Die teure Schweiz war jetzt auf der anderen Seite des Sees. Und der erste Teil ist beendet. Weiter geht's bald in den Savoyen.

Hier noch der aufgezeichnete GPS-Track zu diesem Teil.

Edited by Holger (02/27/16 05:10 AM)
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#1189269 - 02/07/16 06:36 PM Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
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grins
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
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#1189272 - 02/07/16 06:46 PM Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
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Murks, wieder zurück, dachte ich – aber nein, ich bekam die laminierte Nr. 28, die ich bei der „Schießwache“ auf der anderen Seite wieder abgeben sollte.


Gut bewachte Veloroute.


Und die 28 landete wieder bei der Schießwache.


lach Was passiert denn, wenn ich den Ausweis verliere? verwirrt
Da will ich auch mal vorbei fahren. Würde mich dann aber über Fribourg bzw. Gruyères annähern, Simmental habe ich ja schon, fand ich auch nicht so aufregend. Vielleicht werden die Soldaten ja bald ganz eingespart und man nimmt Eintritt.

Danke schon mal für die bildreichen Eindrücke aus der Schweiz!
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#1189288 - 02/07/16 07:21 PM Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: veloträumer]
Holger
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[…]lach Was passiert denn, wenn ich den Ausweis verliere? verwirrt[…]


Dann darf man nie wieder ausreisen grins
War schon etwas seltsam, als die da nur wenige Meter über mich hinweg schossen.

Es ist eine schöne Straße, am besten gefallen haben mir die Blicke auf den Genfer See und dann ins Rhonetal. Am See entlang fand ich es nicht so toll, was aber auch ein bisschen daran lag, dass er recht leer war und man das an dem breiten vegetationslosen Streifen deutlich sah.
Jedoch ist sie häufiger mal komplett gesperrt, das klappt also nicht immer, da durchzufahren. Auf jeden Fall ist diese Richtung, sei es aus dem Simmental oder von Gruyère kommend, deutlich entspannter zu fahren als von Aigle. Dort steht so ein Veloland-Schild und verkündet: Montée 1.150 m sur 13 km.
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#1189420 - 02/08/16 06:23 AM Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
Holger
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Habe eben noch ganz unten den Track für den ersten Teil angehängt.
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#1189490 - 02/08/16 11:29 AM Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
veloeler
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Danke für deinen Bericht schmunzel bravo

Freue mich auf die Fortsetzung!

Gegen welche UCI-Regeln verstösst denn dein Rad? Für "Strasse/Bahn" vielleicht die Lenkerbreite? Und für "Downhill" etwa die Zusatzgewichte? grins

P.S. Gut möglich, dass wir uns am Sonntagnachmittag im Sihltal "begegnet" sind, im Simmental war ich "nur" am 4. Juli und am Wochenende nach dir wieder zwinker
Reiseblog: 2019 und 2017 Frankreich, 2016 Nordamerika, 2015 Neuseeland & Australien, 2014 Dubai->Schweiz, 2013 Schweiz->Nordkap->Schweiz
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#1189498 - 02/08/16 12:32 PM Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: veloeler]
Holger
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In Antwort auf: veloeler
[…]Gegen welche UCI-Regeln verstösst denn dein Rad?[…]

Weiß ich gar nicht so genau. Gepäckträger? Lenkerhörnchen? Ich hab's einfach mal vermutet grins

In Antwort auf: veloeler
[…]P.S. Gut möglich, dass wir uns am Sonntagnachmittag im Sihltal "begegnet" sind, im Simmental war ich "nur" am 4. Juli und am Wochenende nach dir wieder zwinker
Ich bin so gegen 2 in Zürich los und dann eigentlich ohne größere Pause bis Zug, das Sihltal habe ich bei Sihlbrugg verlassen. Es waren natürlich viele Radler unterwegs, war ja Sonntag schmunzel
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#1189516 - 02/08/16 04:00 PM Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
directdrive
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Und noch ein paar Kilometer weiter am Thuner See auf dem Campingplatz Gwatt. Über 30 Franken für einen Radler und ein Zelt! Tröstlich: es sollte der teuerste Campingplatz der Reise bleiben.


Vielen Dank für Deinen Bericht.

30 Franken für eine Übernachtung? Und das in meiner Stadt. peinlich peinlich

Hoffentlich hast Du Dich dafür wenigstens bei einem Bad im angrenzenden See abkühlen und den Blick auf unsere Viertausender Eiger, Mönch und Jungfrau genießen können. Das nächste Mal wenn Du in der Region bist melde dich, du kannst Dein Zelt gratis bei mir im Garten aufstellen.

Bist Du durch das Simmental der Veloroute Nr.9 gefolgt oder hast Du die Hauptstrasse benutzt?
Herzliche Grüsse - Tom

Einem Kameraden hilft man. Einem Kollegen mißtraut man. Mit einem Freunde ist man albern. (Peter Bamm, Schriftsteller, 1897-1975)

Edited by directdrive (02/08/16 04:03 PM)
Edit Reason: Ergänzung
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#1189517 - 02/08/16 04:23 PM Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: directdrive]
Holger
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Hätte ich das mal gewusst! Ja, wirklich 30 Franken - aber das war auch der teuerste Platz der ganzen Reise. Dafür gab es für Zelte wenigstens keinen Schatten schmunzel Baden mag ich nicht so, die Viertausender konnte ich aber erahnen - es war ziemlich diesig.

Im Simmental bin ich die Straße gefahren, weil ich vermutete, dass die Veloroute nicht asphaltiert ist und einige Zusatzhöhenmeter hat - wie etwa bei der Rheinroute in der Surselva. Ich wollte ja vorwärts kommen, um die teure Schweiz schnell zu verlassen grins Die Straße war aber gut zu fahren, der Verkehr war nicht sonderlich schlimm.
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#1189524 - 02/08/16 04:43 PM Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
directdrive
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Im Simmental bin ich die Straße gefahren, weil ich vermutete, dass die Veloroute nicht asphaltiert ist und einige Zusatzhöhenmeter hat - wie etwa bei der Rheinroute in der Surselva. Ich wollte ja vorwärts kommen, um die teure Schweiz schnell zu verlassen grins Die Straße war aber gut zu fahren, der Verkehr war nicht sonderlich schlimm.


Da hast Du ja die richtige Entscheidung getroffen. Die Veloroute ist zwar schön angelegt und sehr verkehrsarm, aber man fährt doch arg durch das Gemüse bis nach Weissenbach. Den Col des Mosses und die Hongrinstrasse haben wir im Ende August 2014 bei Nieselregen und 7°C gefahren. Dafür mussten wir kein "Nummero" fassen weil es Sammstag war.
Herzliche Grüsse - Tom

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Off-topic #1189528 - 02/08/16 04:56 PM Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: directdrive]
Holger
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Mal off-Topic: Ist das das Thuner Schloss bei Dir im Benutzerbild?
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Off-topic #1189534 - 02/08/16 05:28 PM Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
directdrive
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Ja, das Schloss mit dem Aufgang zum Schlosshof. Bis vor einigen Jahren war übrigens das Regionalgefängnis dort untergebracht. Die Zellen sind nun Hotelzimmer.
Herzliche Grüsse - Tom

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Off-topic #1189536 - 02/08/16 05:31 PM Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: directdrive]
Holger
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Hätte ich das gewusst - in einer Zelle schlafen wäre auch mal witzig
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Off-topic #1189537 - 02/08/16 05:35 PM Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
directdrive
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Herzliche Grüsse - Tom

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#1189549 - 02/08/16 06:37 PM Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
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Hallo Holger


Danke für die schönen Pigs !

In Antwort auf: Holger
Hätte ich das mal gewusst! Ja, wirklich 30 Franken - aber das war auch der teuerste Platz der ganzen Reise.

Bah, Schnäppchen! Du solltest mal in der Hochsaison an der Atlantiküste unterwegs sein ... aber im Ernst: Die Campeggios fand ich in CH noch in einem - aehem - gewissen Rahmen. Mit kühlen Getränken, mal eben so in Radfahrertypischen Mengen in der Kneipe genossen, DAS geht ins Geld...


In Antwort auf: Holger

Im Simmental bin ich die Straße gefahren, weil ich vermutete, dass die Veloroute nicht asphaltiert ist und einige Zusatzhöhenmeter hat


Das hatte ich damals auch so wie Du gemacht. So sehr ich die Velorouten in CH mag, gerade in gebirgigen Landesteilen bedeuten sie eine SAFTIGE Zusatzanstrengung - dafür habe ich nicht genug Angst vor den Autos zwinker ...

Rund um den Lac d'Hongrin gibts ne Menge kleiner Strässchen -lohnt sich sehr.
Liebe Grüsse - Panta Rhei
"Leben wie ein Baum, einzeln und frei doch brüderlich wie ein Wald, das ist unsere Sehnsucht." Nâzim Hikmet, Dâvet
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#1189551 - 02/08/16 07:10 PM Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: panta-rhei]
Holger
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Ja, Kneipen. Oder Restaurants. Deshalb bin ich schnell raus aus der Schweiz grins Speisen und Getränke kaufte ich fast ausschließlich im genossenschaftlichen Einzelhandel, Warmes gab es dann erst jenseits der Grenze wieder.
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#1189685 - 02/09/16 02:53 PM Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
veloträumer
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im genossenschaftlichen Einzelhandel

By the way - hast du mal geschaut, wie die Preise für Essen in den Migros-Restaurants sind? Früher war das zumindest tagsüber noch eine recht preiswerte und variable Essensmöglichkeit. Letztmalig habe ich da aber nur kleines Frühstück genommen - und das ist auch wieder ein paar Jahre her. Die Frage darf natürlich auch panta-rhei beantworten oder sonstwie eidgenössisch Befugte.
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Edited by veloträumer (02/09/16 02:53 PM)
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#1189686 - 02/09/16 02:56 PM Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: veloträumer]
Holger
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im genossenschaftlichen Einzelhandel

By the way - hast du mal geschaut, wie die Preise für Essen in den Migros-Restaurants sind? Früher war das zumindest tagsüber noch eine recht preiswerte und variable Essensmöglichkeit. Letztmalig habe ich da aber nur kleines Frühstück genommen - und das ist auch wieder ein paar Jahre her. Die Frage darf natürlich auch panta-rhei beantworten oder sonstwie eidgenössisch Befugte.

Das geht - habe ich ohne Rad in Chur getestet im August. Ist akzeptabel. Da liegt das Problem eher in den Öffnungszeiten - und in der Verfügbarkeit vor Ort. In Zug und in Thun gibt es wohl ein Migros mit Restaurant, aber da hätte ich jeweils wieder einige Kilometer vom CP aus hinfahren müssen, das wollte ich nicht. In Chateau d'Oex gab es nur den COOP, der hatte kein Restaurant, wenn ich mich nicht irre.
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#1189689 - 02/09/16 03:18 PM Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: veloträumer]
Uli
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Diese Infos sind natürlich online abrufbar, z.B. https://www.migros.ch/dam/jcr:dbc60f72-0898-4d11-b54c-8267ac283d3f/KW06MR.pdf
Für eine Hauptspeise inkl. Getränk und Nachtisch darf man bei denen mit ca. 20 SFR kalkulieren. Qualitativ würde ich das Angebot nach zwei Besuchen unter "gute Kantine" einstufen, was auch auf Ambiente und Service zutrifft.
Gruß
Uli
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Dear Mr. Putin, let’s speed up to the part where you kill yourself in a bunker.
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#1189699 - 02/09/16 03:45 PM Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Uli]
Holger
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In Antwort auf: Uli
[…]Qualitativ würde ich das Angebot nach zwei Besuchen unter "gute Kantine" einstufen, was auch auf Ambiente und Service zutrifft. […]


Ich auch. Für "mal wieder was warmes" nehme ich das schon auf mich. Das Problem sind eher die Öffnungszeiten - und ob es abends überhaupt noch warmes zu essen gibt. Ich habe da bisher nur Mittags gegessen.
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#1189700 - 02/09/16 03:46 PM Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Uli]
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Sehr zivil, darf man sagen. Ambiente und Qualität kenne ich gut aus vergangenen Zeiten. Das Problem mit der Verfügbarkeit wie Holger kenne ich aber nur zu gut, zumal ich Abendesser auf Radtouren bin und gerne erst den Tag radlerisch ausschöpfen möchte und dann auch noch eher in kleinen Orten pausiere.
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#1189715 - 02/09/16 04:49 PM Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: veloträumer]
Uli
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Zitat:
Sehr zivil, darf man sagen.

In Relation zu den Restaurant-Preisen bei den Eidgenossen, ja. Aber im Vergleich zum heimischem Preisniveau in den mir bekannten, vergleichbaren Schnellrestaurants ist es ebenso der Faktor 2, wie er beim Vergleich von Restaurant- und Hotelpreisen in 'schland und der Schweiz aktuell oft auch rauskommt.
Gruß
Uli
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#1189719 - 02/09/16 05:22 PM Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Uli]
veloträumer
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Gewiss, ja, ohne Bedienung etc. Aber doch ein paar Unterschiede. Cordon Bleu vom Kalb würdest du hier gar nicht bekommen in solchen Schnellrestaurants, und im Gasthof ist heute Kalb unverschämt teuer (man achte mal auf Preise für echtes Wiener Schnitzel). Die Qualität in Schnellrestaurants (kenne diesbezüglich eher Stuttgart nur gut, sonst eher selten außer amerik. Kette) ist bei niedrigen Preisen auch immer wieder erschreckend mies. Hunger ist nicht das Problem, volle Teller bekommst du schon. Die neuen Einkaufstempel hier in Stuttgart habe zisch hippe Fastfoods. Ich konnte aber bei Preisen 6-10 € (ohne Getränk) noch nirgendwo mein Herz hüpfen sehen. Ein Italiener dort sieht etwas gediegener aus, du zahlst aber gleich ca. 2-3 € über den anderen Angeboten (da kommen wir in den Migros-Bereich). Sicherlich gibt es auch in Deutschland einige Unterschiede je nach Region. Ich lebe da eher ungünstig.

Migros habe ich da in der Qualität besser in Erinnerung. 2009 war ich in Luzern bei einem asiatischen Schnellrestaurant. Für knapp 20 SFR nicht satt geworden, schlechte Qualität, zahlst du in Deutschland vielleicht 5-6 € heute, damals eher 4-5 Euro. Im Migros hier verlinkt immerhin Komplettgericht mit Cordon Bleu, Rostbraten etc. inklusive Beilagen deutlich unter 20 SFR, sogar unter 15 SFR, neuerdings darfst du sogar wieder ein kleines Zehntel abziehen in Euro umgerechnet. Ohne Genossenschaftskonzept sicherlich nicht denkbar.
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
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Off-topic #1189725 - 02/09/16 05:49 PM Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: veloträumer]
panta-rhei
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Hallo


Erlaube mir eine Anmerkung, da radreiserelevant grins (für ausländische Touristen) .

In Antwort auf: veloträumer

Migros habe ich da in der Qualität besser in Erinnerung. ... inklusive Beilagen deutlich unter 20 SFR, sogar unter 15 SFR.


Habe hier ein solches Schnellresto direkt ume Ecke, gehe da also manchmal hin.
Es ist preisleistungsmässig schon schlecht zu schlagen, die Mittagsmenüs fangen bei ca 12FS an (vegetarisch) bei guter Qualität. Wenn man sehr hungrig ist, empfiehlt sich die Selbstbedienungstheke, wo man alles nach Herzenslust mischen kann: Fleisch, Fisch, Gemüse, Teigwaren und auch einreichhaltiges Salatangebot und dies nach Gewicht. Essen nach Gewicht ist ja bei grösserem Hunger generell eine böse Kostenfalle - Migros deckelt aber den Preis bei 18,90 pro Teller zwinker ...

Alles in allem eine guter Tip, wenn man für wenig Geld was Warmes essen und ein paar h den Regen abwarten möchte - surfenderweise, WLAN gibts auch ... eigentlich schon fast eine Sozialleistung grins
Liebe Grüsse - Panta Rhei
"Leben wie ein Baum, einzeln und frei doch brüderlich wie ein Wald, das ist unsere Sehnsucht." Nâzim Hikmet, Dâvet

Edited by panta-rhei (02/09/16 05:49 PM)
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#1189754 - 02/09/16 08:35 PM Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
Holger
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Zweiter Teil: Savoyen – vom Genfer See über die großen Pässe
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Donnerstag, 9. Juli: Amphion-les-Bains – St.-Jean-de-Sixt
  • Kilometer: 95,7
  • Sattelstunden: 6:21
  • Höhenmeter: 1.318
  • Ausgaben für Getränke: 11,16 EUR

Start 7:15, eine halbe Stunde später war ich in Thonon. Baguette gekauft und gegessen, mit Blick auf den Genfer See. Zum Glück war es noch nicht ganz so warm. Leider war ich ein bisschen zu früh für den Fanshop des FC Evian Thonon Gaillard – ich hätte mir zu gerne so ein rosa Trikot gekauft. Es folgte der erste Pass, gleich in Thonon begann die Steigung, zum Glück nicht allzu steil. Und immer wieder gab es schöne Blicke zurück über den Genfer See auf den Jura.


Der Jura und der Genfer See.

Oben auf dem Col de Cou angekommen ließ erstmal die Schwerkraft wirken. Das exorbitante Systemgewicht muss ja auch mal Vorteile haben. Und so rollte ich durch das sommerliche Chablais – hier sind die Alpen noch Mittelgebirge.


Sommerliches Chablais.

In Viuz-en-Sallaz traf ich eine Gruppe Rennradler. Nichts besonderes, okay, aber ich sah sie im Laufe des Tages so häufig, dass ich mich wunderte, wieso die nicht schneller vorwärtskommen als ein übergewichtiger Reiseradfahrer auf einem Mountainbike mit über 20 kg Gepäck. In Saint-Jeoire kam ich ins Tal des Risse, ein Nebenfluss des Giffre, ein Nebenfluss der Arve, ein Nebenfluss der Rhône. Und auf einmal war es vorbei mit Mittelgebirge: Vor mir tauchte der höchste Berg der Alpen auf.


Bushaltestelle und Mont-Blanc.

Es wurde nun immer heißer. Bis Bonneville kämpfte ich mich gegen Hitze und Wind, dort gab es erstmal eine Mittagspause. Mit leckerer Minzmousse mit Schokoflözen. Großartig. Dann machte ich mich auf in die Bornes-Alpen, zu den nächsten Pässen. Zum Glück ging es nicht so steil bergauf, durch das tief eingeschnittene Tal der Borne bis Entremont, danach wurde das Tal zur Schlucht, und dann ging es für ein paar Kilometer doch etwas steiler nach oben.

Für Fußball findet sich überall ein Platz.

Um 17 Uhr war ich dann in St.-Jean-de-Sixt, meinem Etappenziel für heute. In einer Bar schaute ich das Ende der Tour-de-France-Etappe, die leider das Ende der Tour de France für Tony Martin war. Dann zum Campingplatz, der lag etwas außerhalb – und oberhalb! Steileres als dieses Sträßchen gab es auf der gesamten Reise nicht mehr. Zum Glück waren es nur ein paar hundert Meter. Zu meinem Geburtstagsabendessen lief ich dann aber lieber zu Fuß ins Dorf. Es gab mit Reblochon überbackene Kartoffeln. Lecker – und heiß!

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Freitag, 10. Juli: St.-Jean-de-Sixt– Beaufort
  • Kilometer: 61,4
  • Sattelstunden: 4:52
  • Höhenmeter: 1.286
  • Ausgaben für Getränke: 4,81 EUR

Der Zwei-Pässe-Tag. Aus den Bornes-Alpen ins Beaufortain. Durch die Heimat des Reblochon. Aber erstmal stürzte ich mich vom Campingplatz hinunter nach St.-Jean-de-Sixt, zum Croissant-und-Pain-au-Chocolat-Frühstück. Dann los, Pass eins von zwei wartet, der Col des Aravis.


Auf dem Weg zum Col des Aravis.


Zweizack.


Tierische Überzahl.


Mont-Blanc-Blick.

Und es ging überraschend einfach bergauf. Wenn man seinen Rhythmus gefunden hat, passt es. Allzu steil war er auch nicht, der Pass. Auf den Kilometersteinen stand jeweils die Höhe und die Durchschnittssteigung des kommenden Kilometers – selten waren das 8 %. Oben gab es mal wieder einen Mont-Blanc-Blick – und Reblochon. Hier schlägt sozusagen das Reblochon-Herz. Mein Lieblingskäse. Zudem eine Art subversiver Käse: „Reblocher“ ist savoyisch und heißt „zweimal melken“. Der Reblochon wird (okay, wurde früher) aus der heimlich, an der Melkkontrolle vorbei nachgemolkenen Milch fabriziert.

Der Col des Aravis markierte zudem meine erste Départementsgrenze, von Savoie (73) kam ich nun ins Département Haute Savoie (74). Nun vernichtete ich 600 der gewonnenen Höhenmeter und rauschte nach Flumet. Der Ort ist eine Art Käsegrenze, von dort geht es ins Beaufortain – der Beaufort ist allerdings ein Käse, den ich nicht so mag. Das hinderte mich aber nicht, über die Brücke hinein in die Steigung zu fahren.


Flumet.

Viele Serpentinen dicht übereinander, und schon bald hatte ich 200 Höhenmeter wieder gewonnen. Mittagspause machte ich in Notre-Dame-de-Bellecombe – natürlich mit Reblochon auf dem Baguette. Das war genug Stärkung für die restlichen 800 Höhenmeter hinauf auf den Col des Saisies. Langsam, aber stetig näherte ich mich den 2.000 Metern.


Dunkle Tannen, hohe Berge im Sonnenschein.

Heiß war es mal wieder, aber daran hatte ich mich schon fast gewöhnt. Die Landschaft war schön, der Mittelgebirgscharakter verschwand, schließlich ist der Col des Saisies die Grenze zwischen den Savoyer Voralpen und den Hochalpen. Die Passhöhe liegt fast im Skiort Les Saisies – und war dann doch nicht so idyllisch. Riesiger Parkplatz, Skiliftanlagen und ein großer Haufen Chalets.


Der zweite Pass des Tages, Col des Saisies.


Betonierter Campingplatz.


Ziemlich viele Chalets.

Auf der Abfahrt in Richtung Beaufort gab es dann wieder Mont-Blanc-Blicke satt. Nur eine kleine Auswahl folgt hier. Ich rollte fast bis Beaufort, nur die letzten Kilometer war es flach, mit etwas Gegenwind.


Der höchste Berg der Alpen, mit dem Tele.


Der höchste Berg der Alpen, mit Tal.

Der Campingplatz war etwas vor dem Ort, ich ließ ihn erstmal links liegen, um einzukaufen. Dann baute ich das Zelt dort auf, wo ich bald Schatten erwartete – und tatsächlich, die Sonne verschwand bald hinter Bäumen und Bergen. So war der Abendspaziergang nach Beaufort ohne allzuviel Schweiß möglich.


Ex-Polizei in Beaufort.

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Samstag, 11. Juli: Beaufort – Bourg-Saint-Maurice
  • Kilometer: 44,8
  • Sattelstunden: 3:51
  • Höhenmeter: 1.228
  • Ausgaben für Getränke: 13,64 EUR

Die Pässe wurden höher, die Etappen kürzer. Heute waren es keine 50 km, aber ich war fast auf 2.000 Höhenmetern. Ein paar Kilometer konnte ich mich einrollen, dann machte ich die Frühstückspause in Beaufort. Schon da merkte ich, dass Wochenende ist: Sehr, sehr viele Rennradfahrer machten sich auf den Weg zum Cormet de Roselend. Leider auch sehr viele Motorradfahrer, doch die kamen erst später.


Rückblick - ein paar Meter sind schon geschafft.

Bis zum Col du Meraillet auf 1.605 m ging es fast permanent mit ca. 8 % bergauf, also steiler als die Pässe bisher. Die Straße verläuft im Wald, daher war es noch recht schattig. In langen Serpentinen erreichte ich den Col du Meraillet, ein paar Pausen musste ich machen, vor allem, um Anti-Brumm zu versprühen. Es brummte wirklich nervend um mich herum, die Fliegen haben mich entdeckt. Ab und an nahm mir ein schnellerer Rennradfahrer welche ab, doch Nachschub brummte sofort heran. Anti-Brumm half nur bedingt. Und gar nicht gegen das noch lautere und noch nervendere Brummen der Motorräder. Die mich teilweise sehr knapp überholten.

Nach dem Col du Meraillet änderte sich die Landschaft radikal. Das lag zum einen am Stausee, an dem ich nun entlangfuhr. Und zum anderen daran, dass ich nun über der Waldgrenze war. Es wurde alpin, fast sogar hochalpin. Und ich wusste, wofür ich mich gequält hatte. Der restliche Anstieg bis zur Passhöhe war zwar immer noch anstrengend, aber dafür in grandioser Landschaft. Da verschmerzte ich sogar die paar Höhenmeter, die ich entlang des Sees wieder verlor. Fast hätten mich sogar die Motorradfahrer nicht mehr gestört. Aber nur fast.


Kapelle und Stausee.


Höhenunterschied.


Fast 2.000 m.

Ich hatte mir viel Zeit gelassen und startete erst gegen 14 Uhr von der Passhöhe. Und mit der Quälerei war es auch vorbei, vor mir lagen 20 km Abfahrt. Durch hochalpine Landschaft, nicht ganz so spektakulär wie auf der Nordseite (oder eher Westseite), aber trotzdem sehr schön und recht verlassen. Kühe gab es viele. Und einen schönen Blick auf den vergletscherten Mont Pourri.


Milchkannen und …


… ihre Quelle

Erst kurz vor Bourg-Saint-Maurice musste ich wieder in die Pedale treten. Schon um 15 Uhr war ich am Campingplatz. Im Intermarché versorgte ich mich ein wenig, hauptsächlich mit Getränken. Der Campingplatz war erstaunlich leer, auf der sehr großen Zeltwiese standen gerade mal drei Zelte. Und es gab einen Fernsehraum, den nutzte ich, um Tour de France zu schauen. Die war in der Bretagne, ganz am anderen Ende Frankreichs. Aber das Wetter war auch dort schön und ein Franzose gewann.


In Bourg-Saint-Maurice.

Am Abend machte ich mich zu Fuß auf nach Bourg-Saint-Maurice, um mir ein Restaurant zu suchen. Das war gar nicht so einfach, die meisten Open-Air-Plätze waren belegt – eine Art Straßenfest sorgte für viel Verkehr in der Fußgängerzone. Es spielte eine deutsche Band! Ich fand dann eine Pizzeria, die Pizza war für französische Verhältnisse sogar ziemlich gut.

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Sonntag, 12. Juli: Bourg-Saint-Maurice – Val d‘Isère
  • Kilometer: 35,0
  • Sattelstunden: 3:15
  • Höhenmeter: 1.026
  • Ausgaben für Getränke: 7,94 EUR

Die Etappe war noch kürzer als die gestrige. Aber ich plante sie ohnehin als halben Ruhetag. Den Col de l’Iseran wollte ich nicht an einem Wochenende fahren und mit den nervenden Motorrädern teilen. Also 35 km bei moderater bis starker Steigung. Leider recht wenige Serpentinen, stattdessen lange entlang des Hangs im Tal der jungen Isère nach oben. Bei Sainte-Foy-Tarentaise knickt die Straße nach Süden ab, hier begann die richtige Steigung. Relativ langweilig, bis auf schöne Blicke auf die andere Talseite. Motorräder waren natürlich wieder eine ganze Menge unterwegs. Irgendwann tauchte dann das ewige Eis auf, siehe oben, aber ich musste auf die Straße schauen. Der Verkehr nahm deutlich zu und ich habe noch nie so viele Motorradfahrer angebrüllt wie an diesem Tag. Serpentinenarme Strecke, die heizten mit 250 Sachen in einem Abstand von 20 cm an mir vorbei. Grr.


Villaroger – auf der anderen Seite.


Ewiges Eis - gesehen von ca. 30 Grad.

Die Staumauer des Lac du Chevril markiert das Ende des Anstiegs für heute. Es ist eine imposante Mauer, 180 m hoch. Das alte Dorf Tignes verschwand im See, das neue ist im Sommer eine Geisterstadt – im Winter nicht. Ich fuhr über die Staumauer und zurück, schaute ein wenig aufs Wasser und auf die Parkplätze und fuhr dann weiter.


Party.


Genügend Parkplätze.


Le Villaret, idyllisches Dörfchen …


… am Fuße von viel Beton, …


… dahinter viel Wasser.


Fast versteckt: Tignes, bewohnt im Winter.

Nach Val d’Isère sind es nun kaum noch Höhenmeter, ich war recht schnell da. Und ich fand ein Zimmer im Hotel Avancher, sogar mit Platz im Restaurant für das Abendessen. Ein Waschsalon war in der Nähe, sehr schön, da schmiss ich mal alles in die Maschine, was ich bisher anhatte. Und dann lief ich durch das Dorf. Okay, Dorf trifft es nicht mehr so ganz. Es sieht hier nicht ganz so schlimm aus wie in vielen anderen französischen Skistationen, man achtete ein wenig auf alpinen Baustil. Das Ergebnis sind zehngeschossige Chalets, auch nicht viel besser als die Hochhäuser von Tignes. Und man bemüht sich um Sommertourismus. Aber so richtig klappt das nicht, viele Häuser sehen aus wie die Hotels an der Playa de Palma im Winter. Geschlossen. Dennoch, Downhiller waren einige da und ließen sich mit Sesselliften nach oben bringen, außerdem fand irgend so ein Laufevent statt, bei dem die Läufer aus dem Wald heraus ins Dorf herunterliefen.


Val d’Isère: Vorhänge zu.


Weihnachtsbäume im Juli.


Schwebende Sessel und Kreisverkerh.


Angeseilt.

Ich ging nach dem kurzen Dorfrundgang zurück ins Hotel und las elektronische Bücher. Und dann gab’s leckeres Abendessen, wieder was mit Reblochon. Ich ging früh ins Bett, morgen warteten immer noch fast 1.000 Höhenmeter und eine Fahrt im Tal bis zum Fuße des Col du Télégraphe, vermutlich gegen den Wind.

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Montag, 13. Juli: Val d’Isère – St.-Michel-en-Maurienne
  • Kilometer: 93,6
  • Sattelstunden: 5:40
  • Höhenmeter: 910
  • Ausgaben für Getränke: 2,33 EUR

Frühstück im Hotel, lecker. Das muss man denen schon lassen, das klappt in den Bergen. Wieder das Rad bepacken und los ging es. Auf den höchsten Pass der Alpen. Okay, den höchsten Straßenpass. Und was ich gleich merke: Auf 1.800 m Höhe ist es morgens noch frisch. Aber nicht frisch genug für lange Ärmel, ins Schwitzen komme ich sofort, es geht bis zur Passhöhe nur bergauf. Zunächst entlang der ganz jungen Isère, die ich am Schluss der Reise in Grenoble – dann etwas breiter – wiedersehen sollte.


In die Sonne.


Winternarben.


Die ganz junge Isère.

Ich fuhr übrigens schon seit gestern im „Parc national de la Vanoise“, dem ersten Nationalpark Frankreichs. Hm, so richtig nach Nationalpark sah es aber nicht aus. Die Narben des Winters sind deutlich zu sehen. Wie kann das sein, es wird ein Nationalpark zum Schutz der unberührten Hochgebirgswelt eingerichtet – und darin sind riesige Skigebiete? Val d’Isère und Tignes gehören zum Verbund „Paradiski“ mit 425 km Pisten. Nun, es gab damals zwei konkurrierende Ideen. Zum einen die Nationalparks mit dem Naturschutz, zum anderen der „Plan Neige“, mit dem die Regierung Giscard allen Franzosen das Skifahren ermöglichen wollte. Und sowas wird in Frankreich zentral geplant. Von Paris. Les Arcs, La Plagne, Tignes oder Isola 2000 sind nur einige der Skistationen, die auf diesen Plan zurückgehen. Das hört sich aus heutiger Sicht nicht gerade fortschrittlich an – aber nicht alle Ideen dahinter waren schlecht. Auch die Architektur – Nordweststadt auf 2.000 m hörte ich mal als Beschreibung – war auf der Höhe der Zeit, teilweise entwarfen Stararchitekten die Retortenorte.


Es sind schon ein paar Höhenmeter geschafft.


Für eine andere Sportart.


Auch für eine andere Sportart.

Ich schwiff ab. Zurück auf die Passstraße, auf der ich mich von Kilometerstein zu Kilometerstein vorarbeitete – so richtig steil war es nicht, selten mehr als 8 % und es lief ganz gut. Zudem waren angenehm wenig Motorräder unterwegs. Überholt wurde ich von Rennrädern – und E-Bikes. Letztere in recht hohem Tempo und was mir auffiel: Sie grüßten nicht zurück. Richtige Radfahrer grüßten immer, selbst Autofahrer winkten mir zu und ermutigten mich. Ach ja, auch ein Skilangläufer überholte mich …


Blick zurück.


Blick nach vorne.

Die letzten Meter gingen dann ziemlich einfach, die Passhöhe war zu sehen und ich war gut in Form. Im Winter kommt man einfacher hoch, Seilbahnen und Skilifte prägen die Landschaft. Im Winter ist die Straße Skigebiet.


Die letzten Meter.


Auf dem höchsten Straßenpass der Alpen.

Aber jetzt war Sommer und ich hatte es geschafft, 2.764 m, der höchste Straßenpass der Alpen – die 2.770 m auf dem Schild sind nicht ganz korrekt. Aber egal, ein Passfoto musste natürlich sein, da nahm ich auch die Wartezeit in Kauf, denn ich war nicht der einzige, der sein Rad dort fotografieren wollte. Und – auch darauf habe ich mich lange gefreut – Schnee! Mitten im Juli.


Jetzt einen Meter Schnee.


14 km bergab rollen!

Und mit der Passhöhe änderte sich die Landschaft schlagartig. Natürlich war es immer noch Hochgebirge – aber auf einmal ohne Skilifte und Seilbahnen. Nun war ich in der Kernzone des Nationalparks. Das ist also der Kompromiss zwischen Nationalparks und Plan Neige: In den Kernzonen der Nationalparks herrscht strikter Naturschutz, in den Randzonen – nun ja, nicht so strikter.


Die Momente, für die sich die Qualen lohnen.


Straße im Fels.


Bonneval-sur-Arc.


Bonneval und das Arc-Tal und ein Gletscher und ein paar Berge.

Bis Bonneval-sur-Arc trat ich kein einziges Mal in die Pedale. Und ich dachte mir, zum Glück musste ich hier nicht hochfahren. Abfahrten kommen mir immer steiler vor als Auffahrten. Aber in diesem Fall stimmte das sogar, auf den Kilometersteinen standen häufig Steigungen von 10 oder 11 %. Bonneval liegt nicht mehr in der Kernzone des Nationalparks, dennoch, der Ort ist völlig anders als Val d’Isère auf der anderen Seite des Passes. Sanft soll der Tourismus hier sein, und so wirkt es auch. Es ist im Winter bestimmt sehr schön hier. Im Sommer ist es das auf jeden Fall.




Wie befürchtet musste ich nun gegen den Wind fahren – das merkte ich vor allem in den flacheren Passagen. Ich machte kurze Pausen, eine vom Teufel beobachtet in Bessans, um ein bisschen was zu essen. Vor Lanslevillard überraschte mich der Zwischenpass Col de la Madeleine nicht mehr, ich wusste, dass er kommt. Ab Lanslevillard war es dann vorbei mit der Einsamkeit, hier zweigt die Straße über den Col du Mont Cenis nach Italien ab und der Verkehr war deutlich stärker.


Teufelswasser.


Auf 1.674 m Höhe.

Der Wind wurde immer stärker und ich immer langsamer – und müder. Ein Rennradfahrer merkte das und bot mir Windschatten an. Sehr nett, aber ich lehnte dankend ab, ich wollte ihn nicht aufhalten und mit seiner Marco-Pantani-Figur hätte er mir und meinem Schwerlaster auch nicht so viel geholfen. Vor Modane wurde das Tal dann enger und auf der gegenüberliegenden Talseite erschien das Fort Victor Emmanuel. An das ich mich überhaupt nicht erinnerte, obwohl ich doch vor einigen Jahren schon mal hier entlangfuhr. Und damals muss es auch schon dort gestanden haben. Eine wirklich beeindruckende Anlage!


Das Fort Victor Emmanuel.


Verkehrswege in Modane.

In Modane machte ich nochmal kurz Pause. Idyllisch ist anders. Wenn durch ein enges Tal eine wichtige Bahnlinie und eine Autobahn führen, dann ist nicht mehr viel Platz für den Rest. Auch dem Ort sah man seine industrielle Vergangenheit an. Ich fuhr bald weiter, gegen den Wind nach St.-Michel-en-Maurienne. Dort gab es einen Campingplatz direkt am Ortseingang, mit Hotel – sehr schön, da buchte ich gleich ein Frühstück. Was nicht so einfach war: Das Zelt aufbauen. Steinharter Boden, ich musste diverse Steine zusammensuchen, Häringe in den Boden zu hämmern war unmöglich. Ich legte mich früh ins Zelt, denn morgen stand eine der höhenmeterreichsten Etappen auf dem Plan, über den Col du Télégraphe und den Col du Galibier.

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Dienstag, 14. Juli: St.-Michel-en-Maurienne – Briançon
  • Kilometer: 75,7
  • Sattelstunden: 5:53
  • Höhenmeter: 2.070
  • Ausgaben für Getränke: 18,66 EUR

Ab 7 Uhr sollte es das Frühstück geben im Hotel, aber irgendwie haben die verschlafen. Trotzdem saß ich einigermaßen früh, um 8 Uhr, auf dem Sattel. Viel einrollen war nicht, es ging gleich ordentlich bergauf. In weiten Serpentinen führte die Straße hinauf zum Col du Télégraphe, meistens im Wald, so dass sich nur selten schöne Blicke ins Tal boten. Unterwegs traf ich eine Kölnerin, die den Materialwagen für ihren rennradelnden Mann fuhr, der sich heute den Galibier vorgenommen hatte. Er war schneller oben als ich.


Na, zum Glück.


Zweikirchenblick.


Es geht bergauf.

Entlang der Straße standen immer wieder Mülltonnen, in die die bergwärts hetzenden Radler ihre Abfälle werfen konnten. Und dennoch lagen viel Energiegelaluminium am Straßenrand. Man muss nicht alles verstehen.


Für die umweltfreundliche Entsorgung ohne Stopp.


Okay, das haben nicht nur Radfahrer da reingeworfen.


Das Arc-Tal, wenig Platz neben Auto- und Eisenbahn.

Langsam, aber stetig radelnd erreichte ich die Passhöhe des Télégraphe. Mein Tacho zeigte eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 7,83 km an. Die sollte sich auf der Abfahrt nach Valloire etwas erhöhen.


Der Strohradler war vor mir auf dem Vorab-Pass.

Das ist das Blöde am Col du Galibier – man verliert etwa 150 der vorher mühsam gewonnenen Höhenmeter wieder. Valloire ist offensichtlich die Heimat eines Skiweltmeisters. Ich suchte einen Supermarkt, um mich mit genügend Kalorien für die folgenden 1.200 Höhenmeter einzudecken. Befürchtungen, ich könnte wegen des Nationalfeiertags keine Gelegenheit dazu bekommen, waren überflüssig – alle Geschäfte waren geöffnet.


Valloire.


Hier wohnt also ein Weltmeister.

Kurz hinter Valloire musste ich gleich wieder anhalten. Auf einer Wiese standen ein Affe, ein Känguruh mit Kind, ein Flieger, ein Pferd und vieles mehr – aus Stroh. Die „Géantes du Valloire“ – eine Attraktion, die vor allem viele Kinder begeisterte. Aber auch ein paar Reiseradler, von denen ich immer mehr sah, je weiter ich nach Süden kam.


Strohkunst zum ersten.


Strohkunst zum zweiten.

Nach vielen Fotos fuhr ich noch ein paar Kilometer weiter hoch und suchte mir ein schönes Plätzchen für meine Mittagspause. Das fand ich kurz hinter der Abzweigung nach Bonnenuit – so hieß das Kaff auch jetzt, mitten am Tag. Das war etwa auf der Hälfte der Strecke zwischen Valloire und dem Ausflugsrestaurant Plan Lachat. Etwa auf Höhe der Waldgrenze, großartige Landschaft.


Durchguck.




Der hat mich überholt.

Plan Lachat war das nächste Zwischenziel, ab dort wurde die Straße wieder interessanter – ich mag es nicht so, wenn es ohne Serpentinen einfach geradeaus geht. Gut, es geht schlimmer, immerhin war die Landschaft großartig – ich fürchte, ich wiederhole mich. Aber ab jetzt kamen Serpentinen, die Passstraße verließ das Tal und ich machte mich auf die letzten Kilometer zum Gipfel. Es wurde härter. Irgendwann kämpfte ich mich von Kilometerstein zu Kilometerstein und machte an jedem eine Pause. Schaute immer auf das Handy, um zu sehen, wieviele Höhenlinien ich jetzt geschafft hatte.


Schon über 2.000 m, aber noch lange nicht oben …


… aber bald.

Und auf einmal war das Handy weg. Das merkte ich beim Bergrestaurant am Tunneleingang. Großer Schreck. Zwei Kilometer weiter unten hatte ich es noch, also musste ich es vor einem Kilometer nicht zurück in die Tasche gesteckt haben. Ich lief runter – nichts. Ein belgisches Ehepaar sah meine Suche und bot mir Hilfe an. Netterweise fuhren sie mich noch einen Kilometer weiter runter – auch hier nichts. Dann zurück zum Bergrestaurant. Was tun? Ich merkte, wie erschreckend abhängig ich von dem Gerät war. Ich hatte ja kaum Telefonnummern im Kopf. Anrufen ging aber ohnehin nicht, nach Deutschland konnte ich aus dem Restaurant nicht telefonieren. Also beschloss ich, nach Briançon zu fahren und mir auf dem Weg zu überlegen, was ich nun machen sollte. Eine Lehre: Adrenalin hilft die Berge hoch. So schnell wie die letzten Kilometer zur Passhöhe bin ich selten bergauf gefahren.


Die Meije, wie auch immer man das ausspricht.


Geschafft!

Oben angekommen waren meine Gedanken immer noch beim Handy. Okay, ein bisschen schaute ich mich auch um, die Aussicht war phänomenal. Im Süden direkt das Pelvoux-Massiv mit der Barre des Écrins und der Meije. Die sich im nächsten Nationalpark befinden, dem Écrins-Nationalpark. Fast hätte ich nicht mehr daran gedacht, dass ich mein Handy verloren hatte. Aber nur fast. Ach ja, Motorräder sollten sie verbieten, auch in den Randzonen der Parks – dann wäre viel gewonnen. Obwohl sie heute nicht so aggressiv waren wie vor ein paar Tagen. Viele waren es trotzdem.


Blick nach Norden.


Die Barre des Écrins, 4.102 m, der südlichste Viertausender der Alpen. Und der westlichste..

Kurz bevor ich mich auf die Abfahrt machte – immerhin war es schon recht spät – schaute ich auf meine hintere Packtasche. Und sah dort mein Handy liegen. Dorthin hatte ich es also gelegt und dort blieb es völlig ungesichert vier Kilometer lang liegen. Auf der Abfahrt wäre es wohl nach wenigen Metern runtergefallen …


So reiste mein Handy auf den Pass.


Nein, das waren nicht die Einzigen.

Beim Denkmal für Henri Desgranges, Gründer der Tour de France, machte ich einen kurzen Stopp für ein Foto. Und wunderte mich über den seltsamen Scheiteltunnel, der gerade mal 102 m unterhalb der Passhöhe liegt. Was hat das für einen Sinn? Offensichtlich gibt es einen, sonst hätte man den Tunnel nicht 2002 wieder eröffnet.


Denkmal für Henri Desgrange, Gründer der Tour de France.


Die letzten Meter von Süden - also für mich die ersten Meter der Abfahrt im Rückblick.

Zum Col du Lautaret ging es 8 km bergab, was meine Bremsen stark beanspruchte. Vor allem, weil ich häufiger auf 0 km/h bremste, um mich umzuschauen und Fotos zu machen. Das Pelvoux-Massiv, die imposante Meije – Motive gab es genug. Auch das Tal hinunter nach Briançon war ein Motiv, mit dem Monte Viso am Horizont.


Und weitere Kilometer Abfahrt in Richtung Briançon warten auf mich. Ganz hinten übrigens der Monte Viso.


Der Col du Lautaret.

Der Col du Lautaret, meine Lieblingspasshöhe. Denn sie kostete mich keinen Schweiß, ich erreichte sie rollend. Und auf mich wartete eine rasante Abfahrt nach Briançon, auf der breit ausgebauten D 1091. Eigentlich ist hier der Verkehr der Wermutstropfen, immerhin ist dies die direkte Verbindung zwischen Grenoble und Briançon. Doch die war unterbrochen, weil der Tunnel am Lac du Chambon auf der Westseite des Passes einzustürzen drohte – dazu später mehr.


Passstraße und Meije.


Die einfachste Passhöhe meiner Reise.



Inzwischen – genaugenommen seit der Passhöhe des Col du Galibier – war ich in einem anderen Département, Hautes Alpes (05) und in einer anderen Region: PACA, das ist die Abkürzung für Provence-Alpes-Côte-d’Azur. Es wurde immer heißer, je tiefer ich kam. Obwohl Briançon sich höchste Stadt Europas nennt – nun ja, ich zweifle. Das ist immer so eine Sache mit den Superlativen, dazu am Col de la Bonette mehr.


Auf dem Hotelparkplatz – Zweiräder sind hier motorisiert.

In Briançon wollte ich nur noch schnell in ein Hotel mit Fernseher und Klimaanlage und fand es im IBIS gleich am Ortseingang. Ja, die Altstadt ist schön, Vauban-Festung, Zitadelle, UNESCO-Weltkulturerbe – aber ich wollte nix mehr machen. Fernsehen und essen. Hotelzimmer-Abendessen, das Hotel lag direkt über einem riesigen Géant-Supermarkt und der hatte trotz Feiertag bis abends geöffnet. Reblochon, Baguette, Pfefferminzschokoflözpudding.

Und im nächsten Teil geht es weiter nach Süden, über ein paar Berge ans Meer.

Und hier der Link zum Track dieses zweiten Teils der Tour.

Edited by Holger (02/09/16 08:38 PM)
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#1189757 - 02/09/16 08:46 PM Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
Keine Ahnung
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Die Momente, für die sich die Qualen lohnen.


Da hattest Du aber wohl einige davon zwinker

Eine tolle Tour in einer wunderschönen, aber anstrengenden Gegend. Danke für den Bericht!
Gruß, Arnulf

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#1189761 - 02/09/16 09:05 PM Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
panta-rhei
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Hi Holger



Wieder sehr schöne Pigs und gut erzählt!

Der Aravis ist ein bisschen unspektakulär, aber man kann ihn etwas "aufhärten" schmunzel : Von der Passhöhe geht eine Piste ab, da kann man auch weiter, statt die Abfahrt zu nehmen. Den Iseran habe ich als superanstrengend in Erinnerung, es ging im mittleren Teil mit den Serpentinen sehr viel Wind und oben wars saukalt und hat geschifft traurig ...

Bist Du eigentlich nie auf die Idee gekommen, mal "oben" wild zu zelten? Fand das Nächtigen oberhalb der Baumgrenze immer eines der Highlights im Hochgebirge, wenn man sich schon so abplagen tut zwinker ...
Liebe Grüsse - Panta Rhei
"Leben wie ein Baum, einzeln und frei doch brüderlich wie ein Wald, das ist unsere Sehnsucht." Nâzim Hikmet, Dâvet
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#1189764 - 02/09/16 09:11 PM Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
Friedrich
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#1189803 - 02/10/16 07:27 AM Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: panta-rhei]
Holger
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In Antwort auf: panta-rhei
[…]Den Iseran habe ich als superanstrengend in Erinnerung, es ging im mittleren Teil mit den Serpentinen sehr viel Wind und oben wars saukalt und hat geschifft traurig ...

Bist Du von Norden oder von Süden gefahren? Von Süden ist er deutlich härter, auf der Nordseite waren auf den Kilometersteinen selten mal 9 %, meistens 7 oder 8 % angegeben. Auf der Südseite - wenn ich mich mal umgedreht habe - stand da häufiger 10 oder 11 %. Wind und Wetter ist natürlich auch ein Thema, das war es bei mir nicht, nur Wind im Maurienne-Tal.

In Antwort auf: panta-rhei
Bist Du eigentlich nie auf die Idee gekommen, mal "oben" wild zu zelten? Fand das Nächtigen oberhalb der Baumgrenze immer eines der Highlights im Hochgebirge, wenn man sich schon so abplagen tut zwinker ...

Doch, auf die Idee bin ich schon gekommen - früher haben wir das auch gemacht. Aber inzwischen mag ich das Wildcampen nicht mehr, ich will eine Dusche zwinker Die Alternative feste Unterkunft auf der Passhöhe gab es nicht, zumindest glaube ich, dass da oben auf dem Iseran keine Zimmer angeboten werden. Das habe ich mal auf dem Gotthard gemacht, schön ist das schon!
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#1189882 - 02/10/16 01:45 PM Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Friedrich]
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Das weckt Erinnerungen

Ja , und welche ...
- Holger, hast du nicht zufällig ausgangs Val d'Isère bei seitwärts der Hauptstraße gelegen Flussbrücklein ein analoge Spiegelreflexkamera der Marke Canon gesehen??? verwirrt Sie müsste dort mittlerweile das 10-jährige Jubiläum gefeiert haben. grins

Wie du siehst, eine Gegend, in der Vergesslichkeit zum Alltag gehört - die Berge lenken halt ab. schmunzel Ich habe übrigens auch schon einige Male so eine Situation gehabt mit offen liegenden Sachen auch dem Gepäckträger oder den Taschen. Sogar Abfahrten hinunter und alles noch da. Manchmal ist nicht mal der Müll weggeflogen. (Nur ein Quasselknochen hätte da nie liegen können. schmunzel) Ist erstaunlich, wie stabil diese Position des Rades ist (auch eher windgeschützt).

Was mich etwas beunruhigt, ist der scheinbar immer mehr zunehmende Verkehr. Bei meiner zweiten Querung 2009 empfand ich schon mehr Verkehr als 4 Jahre zuvor. Deien Beschreibung scheint nochmal gravierender. Immerhin durfte ich noch erleben, wie die Murmeltiere die Motorbiker ausgebremst haben. Blieben einfach auf der Straße, haben nur Radler durchgelassen. lach

Steigung: Glaube nicht, dass die Südseite des Iseran steiler ist als die Nordseite ist. Ich bin beide Varianten gefahren und habe zudem auch die Abfahrt nach Süden als recht flach in Erinnerung. Es geht subjektiv flott aufgrund der guten Straße. Damals wollten zwei andere Reiseradler, die ich in einer Dreiergruppe kennen gelernt hatte, sogar ohne zu bremsen runterfahren, nur mit Körperverlagerung. Ich weiß nicht, ob es ihnen gelungen ist, in der Tendenz eignen sich die weiten Kurven aber schon ganz gut dafür.

Briançon: Ist auch nicht mehr höchste Stadt der Alpen, weil Davos mittlerweile kein Dorf, sondern eine Stadt ist. Über eine "Stadt" Davos sind die Engadiner aber selbst etwas im Zweifel. Schon früher aber gab bzw. gibt es irgendwo in Spanien eine höher gelegene Stadt (Name entfallen). Ist aber nicht wirklich so wichtig, zumal Briançon als Stadt eine bedeutende Historie hat, die den anderen "Dörfern" weniger gegeben ist.
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
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