Boekelo, das ist ein Vorort von Enschede.
Nachdem ich jetzt länger sowas wie geschlafen habe, der Versuch eines kurzen Berichts.
Der Brevet war: kalt, windig, anstrengend und schön.
Und nun der Versuch eines längeren Berichts.
Andreas hatte das Kombimobil rechtzeitig auf Winter umgerüstet und so konnte ich mit Rad am Autohof Hamm-Nockum/Werne sehr früh morgens "aufspringen". Dank weitgehend leerer Straßen waren wir dann sehr früh in Boekelo und nachdem das Cafe am Start dann auch geöffnet worden war - netter Laden! - trafen wir auf Henning "haggis", verschiedene RMC'ler (Dortmund), einen Luxemburger, sowie div. Niederländer.
Der bürokratische Teil wurde höchst unbürokratisch geregelt, so daß ich mich auch noch problemlos anmelden konnte.
Zum Start um 9 Uhr hatte die Windmaschine ihre Arbeit bereits aufgenommen und wehte die ersten ca. 2 Stunden die teils dicken Schneeflocken auch prima an den Ohren vorbei. Das allg. Einrollen dauerte etwas länger, v.a. auch bis alle Navigationsteile zweckgemäß funktionierten.
Im Eisstadion drehten bereits reichlich andere Frühsportler ihre Runden. (Als ich das Foto machte, war die ganz große Gruppe gerade aus dem Blickfeld entschwunden.)
kurzes 8 Sekunden Video
klick. Nach der ersten Kontrollstelle dauerte es dann nicht mehr lange und es ging über die Grenze ins Münsterland und ich überlegte noch so, wie es wohl wäre wenn Lothar "Rayno" da jetzt irgendwo mit einer Kanne heißen Kakao stehen würde.
Bei der Fahrt über einen kleinen Hügel war dann wohl auch die größte Schneedichte des Tages zu bewundern.
Und dann etwas später kam es zur ersten und dankenswerterweise auch zur einzigen Panne des Tages. Andreas durfte zuerst den Gegenstand aus dem vorderen Reifen ziehen und dann den Schlauch wechseln. Die anderen begutachteten entweder die Arbeit, oder latschten die Straße hoch und runter, um nicht zu sehr auszukühlen.
Und mehr Bilder habe ich dann auch nicht mehr gemacht.
Es ging dann fast durchweg gegen den Wind quer durch das nördliche Münsterland, hart an der Grenze zu Niedersachsen entlang. Nach 60 oder 70km hatte ich bzw. hatten meine Beine eigentlich schon mehr genug von dem Wind und als ich nahe Mesum den RE7 gen Süden rollen sah, war ich froh in einer Gruppe zu fahren, zumal auch einer solch nett gemischten und kommunikativen, daß ich den Gedanken daran, wie schön es doch sein könnte einfach nach Süden abzubiegen und nen paar Stunden später eine heiße Dusche genießen zu können, schnell wieder verdrängt hatte.
In irgendeinem Ort sah ich dann doch mal eine öffentliche Uhr und staunte, daß es bereits langsam in Richtung auf 15Uhr zuging! Aber dann kam auch schon die fiese Steigung in Tecklenborg, die ich dann doch geschoben habe, da mein linker Fuss sich wie ein Eisklumpen anfühlte. Oben um fast genau 15:00 angekommen, wartete dann die zweite Kontrollstelle in einem gut bestückten Café/Bistro, wo heißer Kakao und Käsekuchen wartete, ehe es dann schon bald wieder aufging.
Und ich meinte noch so, den Weg zurück würden wir jetzt einfach in 3,5 Stunden mit einem 30er Schnitt fahren, denn wir hätten ja nun Rückenwind...
Aber fahr mal einer Ende Dezember nach stundenlangem gegen den Wind bolzen dann über längere Zeit 30km/h. Nicht nur mir war dann doch nicht danach und mir war auch so, als wäre der Wind inzwischen weniger kräftig. Wieder weiter im Westen kam der Wind dann auch mehr aus Nord, denn Nordost und so hatten wir trotzdem an ein paar Abschnitten wieder hübschen Gegenwind.
Das Tageslicht verabschiedete sich ja auch schon und so bekam man vom zentraleren Münsterland nicht soviel mit, wie es das eigentlich wert gewesen wäre. Hach... die BaumBERGE...
und massig bestens ausgebaute Radwege, die mal "so" und mal "so" waren. Aber bei dem Wetter und je kaputter man so ist, um so besser ist es sie auch zu benutzen, auch wenn das Tempo dann etwas leidet. Na ja, es gibt Schlimmeres.
Die dritte Kontrolle war dann im westlichsten Teil von Rosendahl und wir wählten die Fritteria, wie es lecker Bratwurst von Damhus gab und Henning hatte die Spendierhosen an!
Danke nochmal an dieser Stelle für die großzügige Einladung.
Ab Rosendahl verblieben dann noch etwas über 40km Strecke und ich denke so langsam sehnte sich jeder danach einfach nur noch anzukommen. Einige Gäste im Imbiss konnten und wollten es vielleicht auch nicht glauben, daß wir - wie spät war es da eigentlich? hmmm ach ja, so um 17.50 als wir weiterfuhren - "jetzt" noch bis Enschede mit dem Rad fahren wollten.
Ich schaute von nun an auch immer häufiger auf den Kilometerzähler und freute mich über jede deutliche Veränderung in Richtung der errechneten und erwarteten Tageskilometer (es waren dann letztlich 2km mehr auf der Anzeige). Auf den ruhigen Abschnitten, v.a. wenn wieder mehr Platz da war und der Wind nicht um die Ohren sauste, ließen es sich dann auch wieder besser die vielen Gedanken austauschen, die sich so im Verlaufe eines solch langen Tages ergeben.
Und um zum Ende zu kommen, ich meine es war so gegen Viertel vor Neun (hm?), als wir nach ziemlich genau 10 Stunden reiner Fahrtzeit in Boekelo dann urplötzlich wieder am Zielort eintrafen und das Cafe gut gefüllt vorfanden, im hinteren Saal feierte eine Karnevalsgesellschaft, aber für die Teilnehmer war ja als Treffpunkt vorher schon das ungewöhnlich geformte dunkle, hohe Holzgebäude im Hof des Cafe, direkt neben der Bahnlinie angegeben worden. Ein ehemaliger Sole-Bohrturm, der prima ausgebaut und liebevoll eingerichtet war und wo es heiße Tomatensuppe, belegte Brötchen und eine Auswahl an gekühlten Getränken, bis hin zum italienischen Rotwein gab. Weshalb hab ich dort eigentlich kein Foto mehr gemacht...
Ja und das war dann auch der Schlußpunkt des letzten Brevets 2014, der aber schon als 200er für 2015 zählt. Es war ein schöner Tag, trotz des sehr durchsetzen Winterwetters, daß auch seine deutlich garstigen Momente hatte (z.B. wenn man einen langen deutlich ansteigenden Hügel hoch muss und der Wind mit Schmackes genau von vorn kommt). Man traf auf manches bekannte Gesicht, aber auch auf Neue und ich denke so manches Gesicht wird man Ende Februar beim ersten deutschen Brevet (200km Twisteden zum Ersten) wiedersehen.
Mit Andreas ging es dann im Auto zurück und ich mir war dann doch nicht mehr danach, noch 7km und eine Viertelstunde durch die deutlich frostige Luft des südlichsten Münsterlandes zu fahren, also setzte er mich daheim ab und die heiße Dusche war guuuuuuuuuuut!
Ja und 41 Punkte für den Winterpokal. Heute scheint die Sonne, es ist knackig kalt und es kachelt mal kein Wind. Ich sollte mich aufs Rad schwingen.
Schauen wir mal. Mitte Januar geht mit Megabus nach Londonium und dann wird der "Willy Warmer" abgeradelt. Ich hoffe auch dort werden keine Spikes nötig sein.