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#1022343 - 03/09/14 10:25 PM
Tschechien und Polen 2012 - Kurzerfahrungen
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Hallo Ostlandfahrer,
Im August 2012 bin ich mit dem Rad vom sächsischen Schmilka die Elbe aufwärts gefahren, „setzte“ dann mit dem Zug „um“ und fuhr die Oder von ihrer bei Ostrava liegenden Quelle abwärts bis zur polnischen Stadt Wroclaw. Die Aufarbeitung meiner Notizen hat lange gedauert, aber da ich abseits der gebahnten Wege fuhr, sind die Erfahrungen vielleicht auch für andere wichtig. Sie können auch ins Wiki eingebaut werden.
TSCHECHIEN:
Grenzüberschreitende Züge mit Fahrradmitnahme:
Es gibt (Stand Sommer 2012) nur noch einen IC Berlin-Prag-Wien, der ein Fahrradabteil führt. Es ist in der Hochsaison auf viele Tage ausgebucht. Wer mit dem Zug anreist, sollte in Dresden auf die regionalen Ausflügszüge zwischen Dresden und Usti umsteigen, die mehr Platz bieten, und in Usti wieder die inner-tschechischen Züge nutzen, die meist ein Gepäck- bzw. Fahrradabteil führen.
Moderne tschechische Regionalzüge haben statt eines Gepäckwagens ein kleines Fahrradabteil mit breiten, aber hochliegenden Einstiegstüren. Am günstigsten ist die Mitnahme in Doppelstockzügen ("City Elefant") mit breiten, ebenerdigen Einstiegstüren.
Ex-Züge mit Fahrradabteil sind reservierungspflichtig (Reservierung wird kontrolliert).
Dorfladen in CZ (und PL) schließen meist um 17 Uhr, in Städten um 18 Uhr. Supermärkte haben deutlich länger auf. Fahrradläden gibt es in jeder größeren tschechischen Stadt.
Im Gegensatz zu Ostdeutschland scheint die tschechische Wirtschaft zu laufen, auch die Infrastruktur hat den Bruch der 90er Jahre vergleichsweise gut überstanden. Jedes größere Dorf hat noch eine Bibliothek, Städte eine mit Internetzugang; Das Busliniennetz ist dicht, auch kleinste Stichbahnen werden noch mit Triebwagen befahren. Viele Kleinwagen (kaum große), viele Fahrräder und Inlandurlauber sprechen für geringen, aber regelmäßigen Verdienst. Auffallend sind jedoch die zahlreichen Rentner, die in den Städten, Warnwesten tragend, Rasen harken, Hecken schneiden und Papierkörbe leeren - ein Status, der deutschen Rentnern noch bevorsteht.
Man kann gute topographische Karten 100.000 und 1:50.000 kaufen.
Grober Umrechnungskurs: 1 Euro = 250 Kč = 4 Złoty.
Das Erkunden der oberen Oder wird dadurch erleichtert, daß Tschechien, anders als Deutschland und Polen, seine Nebenbahnen bisher erhalten hat. Von Suchdol nad Odrou, Haltepunkt der Ex-Züge zwischen Prag/Brno und Ostrava, fährt alle zwei Stunden ein Schienenbus nach Budišov nad Budišovkou hinauf. Für mich, an diesem Tag aus Mělník kommend, war es ein eigenes Erlebnis, aus einer südländisch sonnigen Ebene ins 550 m hohe, ans Erzgebirge erinnernde Mittelgebirge zu fahren. Am Ortsausgang von Budišov nad Budišovkou gibt es einen Zeltplatz, der auch kleine Hütten vermietet. Viele Familien! Hundeverträgliche Zeltplatzkatze ("kočka"). Der Platz nimmt keine EC-Karten ("wir sind ein kleiner Platz und können und das nicht leisten"). Von hier aus kann man, stellvertretend für die junge Oder, die Budišovka abwandern und erkunden (blau markierter Wanderweg nach Spálovský Mlýn). In Budišov gibt es ein Museum des Schieferabbaus ("Muzeum Břidlice"). - Der Schienenbus hat keine eigenen Fahrradabteile, man wuchtet das Rad von Gleishöhe in den Waggon und dort in einen winzigen Rollstuhlstellplatz. 2 Wagen = 4 Rollstuhlplätze = 8 Fahrräder. Der Übergang in Suchdol erfolgt ebenerdig, keine Treppen.
Das Odergebirge und die Gegend um Ostrava sind nur für den nationalen Tourismus erschlossen. Daher sprechen nur wenige Menschen deutsch oder englisch. Ein paar Brocken Grenzland-Tschechisch erleichtern die Verständigung sehr.
Im Odergebirge gibt es viele Wanderwege, aber keinen ausgebauten Radweg entlang der Oder.
In Spálovský Mlýn ist der Campingplatz "Maria ve skale" mit Asphaltweg erreichbar. Ab hier Radweg Nr. 503 flußabwärts bis Mankovice (Markierung mit kleinen gelben Schildern); ab Mankovice eigenen Weg suchen! Es gibt auch gut ausgebauten einen Radweg "Meandry Odry" auf der polnischen Seite, als Regional-Radweg zwischen den Orten Chałupki und Zabełków. Er streift die Grenzmäander der Oder nur partiell, bietet an diesen Stellen aber das Bild eines naturbelassen mäandrierenden Flusses mit Prall- und Gleithängen, Kiesschwällen und einer üppig wuchenden Vegetation, wie sie vor Jahrhunderten überall hier geherrscht hat. Der entsprechende Weg auf der [http://www.mesto-bohumin.cz/cz/volny-cas/naucne-stezky/hranicni-meandry-odry/ tschechischen Seite], 2011 eröffnet, scheint gehaltvoller zu sein.
Ich nutzte kein Sportbike, sondern fuhr mit einem beladenen Hollandrad. Entgegen allen Warnungen der Fahrradgurus fühlte ich mich auf ihm genauso wohl wie jeder andere Radfahrer.
Mit Warnweste fühlte ich mich auf den tschechischen Landstraßen sicher.
Tschechisches Leitungswasser ist überall trinkbar. Polen raten generell zum Kauf von (überall erhältlichem) Mineralwasser.
Mein Zelt habe ich in Tschechien nicht gebraucht (oft waren glückliche Umstände im Spiel), sondern konnte in Rudervereinen, Motels und Zeltplatzhütten ("chata") übernachten. Geschlafen habe ich in Budišov nad Budišovkou (Zeltplatz mit Holzhütten für 231 Kč pro Nase und Nacht), bis etwa Mankovice gibt es auch immer wieder Pensionen in den Dörfern; weiterhin in Studenka (zwei Hotels am Bhf., evtl. weitere im Ort), in Bohumín im Ortsteil Nový Bohumín im Hotel "Elba", Straße ul. Čs. Armády 305, für 450 Kč + 60 Kč Frühstück (es gibt noch die einfache "Pension Eva" in der Straße ul. Bezručova 101 und die überall ausgewiesene, aber teure "Penzion Ve Věží" sowie im polnischen Grenzort Chałupki im Schloß das ebenso exquisite Hotel "Zamek").
Jetzt begebe ich mich auf "vermintes Gelände": in vielen Städten des tschechischen Grenzgebiets zu Polen (Budišov, Odry, Bohumín usw.) gibt es neben Häusern verschiedener Erhaltungszustände einen Wohnblock, der seit seiner Bauzeit nicht renoviert wurde. In ihm lebt ein buntes Gewimmel von brünetten, fröhlichen Menschen, die tschechisch "cigan" genannt werden. Die meisten von ihnen sind arbeitslos, haben wenige materielle Güter und stattdessen viele Kinder zu ernähren. Ohne Ressentiments wecken zu wollen (die, soweit ich mit meinem Tschechisch verstand, auch unter Tschechen verbreitet sind), seien Radfahrer die üblichen Sicherheitsregeln hingewiesen. Zur näheren Beschäftigung mit diesem in Deutschland fremden Phänomen empfehle ich Landolf Scherzer, "Immer geradeaus. Zu Fuß durch Europas Osten", Aufbau Verlag Berlin 2010, ISBN 978-3-351-02715-5, der sich die Zeit nahm, auf diese Menschen zuzugehen und ihnen zuzuhören. Entweder nimmt man sich diese Zeit oder fährt - wie ich - an dem Wohnblock einfach vorüber; Angstgefühle sind unnötig.
Manche Tschechen, v.a. der älteren Generation, haben immer noch Schwierigkeiten mit der Zuordnung im vereinten Deutschland. Man sollte darauf vorbereitet sein, daß auf die Angabe "Němec" (Deutscher) die Frage "NSR nebo NDR?" (BRD oder DDR?) folgen kann.
POLEN:
Seit dem EU-Beitritt Polens 2007 haben sich die grenzüberschreitenden Mitnahmemöglichkeiten von Fahrrädern im Zug kontinuierlich verschlechtert. Die vier EC's Berlin-Warschau, die Fahrräder mitnehmen, sind in der Saison auf Tage hinaus ausgebucht. (Richtung Warschau/Bydgoszsz kann man, wenn man die Zeit hat, vom Bhf. Berlin-Lichtenberg den Regionalzug nach Küstrin/Kostrzyn nehmen - Fahrradmitnahme immer möglich - und am dortigen Grenzbahnhof in die polnischen Regionalzüge Richtung Szczecin und über Rzepin nach Poznan und Wroclaw umsteigen.) Der EC Berlin-Wroclaw-Krakow, 2010 noch mit Fahrradabteil, nahm 2012 keine Fahrräder mehr mit und endet überdies seit 2013 schon in Wroclaw! (Man soll die Hoffnung nicht aufgeben: 2016 wird Krakow "Kulturhauptstadt Europas". Schaun wir mal.)
Zwischen Dresden und Wroclaw verkehrt (Stand 2012) dreimal täglich ein Zug. Er besteht aus zwei aneinandergekoppelten Triebwagen, d.h. dreieinhalb Sitzplatz-Waggons und einem Fahrradabteil von 3x3 m Grundfläche. An einem Sonnabend im August 2012 fuhr ich mit dem Nachmittagszug von Wroclaw Richtung Dresden. Es war jeder Sitzplatz besetzt, die Leute standen in den Gängen. Vor dem Fahrradabteil stand eine große Menge Radfahrer, die alle verzweifelt hineinwollten. Die Szenen erinnerten an jene, die sich sechs Jahrzehnte früher hier abspielten: wir stapelten auf 9 qm Fläche dreizehn Fahrräder und einen Kinderwagen bis hinauf an die Decke; ich saß zwischen den Rädern auf dem Satteltaschenberg. Es half nichts: drei Radfahrer mußten zurückbleiben.
Der Fahrradtransport per Zug INNERHALB Polens ist deutlich einfacher. Manche Personenzüge und Triebwagen führen Fahrradabteile, in den anderen ist man auf das Wohlwollen des Schaffners angewiesen (das selten versagt wird). Bei Fernzügen und IC werden Fahrräder nur mitgenommen, wenn der Zug ein Fahrradabteil besitzt. Meist besteht für einen Stellplatz Reservierungspflicht.
Viele Dorfbahnhöfe haben keine oder sehr flache Bahnsteige. Bei älteren Waggons muß man in diesem Fall Rad und Gepäck die steile Einstiegsstufe hinaufhieven.
Dorfladen in PL (und CZ) schließen meist um 17 Uhr, in Städten um 18 Uhr. Supermärkte haben deutlich länger auf.
Während auf vielen Dörfern Oberschlesiens noch die deutsche Sprache verbreitet ist, kann man nordwestlich der Höhe Brzeg nicht mehr darauf zählen. Für die Verständigung sind ein paar Brocken Polnisch sehr nützlich, da viele Menschen kaum Fremdsprachen beherrschen. Russisch wird von der älteren Generation durchaus verstanden, doch sollte ein Erstkontakt in Russisch vermieden werden, da er alte Ressentiments weckt. Abneigungen gegen Deutsche werden - sollten sie überhaupt vorhanden sein - im direkten Kontakt nicht ausgeübt: man ist Fremden gegenüber hilfsbereit und höflich.
Grober Umrechnungskurs: 1 Euro = 250 Kč = 4 Złoty.
Ich schlief in Łubowice im Eichendorff-Begegnungszentrum (sehr freundlich, es wird deutsch gesprochen, 90 Zl), in Zdzieszowice im "Hotele Pracowiczne", einer Art Arbeiterwohnheim des Kokswerks, wo man alle Ausrüstung nebst Rad im Zimmer einschließt, für 30 Zl. ohne Frühstück (die Rezeption spricht deutsch), in Opole in der Jugendherberge in der Straße ul. Edmunda Osmańczyka (35 Zl., eine der Rezeptionsdamen spricht deutsch), in Brzeg in einer Privatpension (120 Zl.; es hätte noch andere Möglichkeiten gegeben, u.a. ein Firmenhotel, sprich Arbeiterwohnheim, für ein Drittel des Preises). In Wroclaw nahm ich ein Hostel in Bahnhofsnähe (70 Zl.)
Der Straßenverkehr in Polen hat seit ca. 2000 drastisch zugenommen. Auch auf Landstraßen 1. Ordnung (in Karten gelb gezeichnet) herrscht inzwischen Lasterverkehr, v. a. auf Abschnitten zwischen Städten. In Karten rot eingezeichnete Straßen haben eine für Radfahrer gefährliche Verkehrsdichte und sollten gemieden werden. Man muß damit rechnen, dass manche Fahrer beim Überholen keinen Seitenabstand lassen. Zebrastreifen werden, wenn Fußgänger auf die Straße treten, oft nicht respektiert (Wroclaw!), so daß man besser wartet, bis die Straße frei ist. Auf Dorfverbindungsstraßen herrscht, wie auch in früheren Jahren, nur geringer und eher entspannter Verkehr. Der Hupton eines von hinten nahenden Autos drückt keine Aggression aus, sondern zeigt an, daß der Fahrer überholt.
Das Tragen eines Helms ist bei polnischen Radfahrern verbreitet, Warnwesten weit weniger. Aus eigener Erfahrung wird das Tragen von Warnwesten dringend empfohlen, da es in Polen nicht zu umgehen ist, streckenweise auf den Randstreifen der Schnellstraßen zu fahren.
Fahrradfahren ist in Polen, im Gegensatz zu Tschechien, ein noch junger Sport. Bisher sind v. a. Tagestouren mit Sporträdern und kleinem Rucksack üblich; Gepäckfahrten sind abseits der Touristengebiete unbekannt. Entsprechend ist das Radwegenetz entwickelt: meist umfaßt es Routen für Tagestouren. Längere Radwanderwege sind (zumindest an der Oder) nicht ausgeschildert. Auch bei den Tagesradtourwegen schwankt der Fahrbahnzustand zwischen glattem Asphalt und Pfützenfeldweg.
Entlang des Ufers der oberen Oder laufen immer wieder markierte Radwege, die aber meist lokalen Charakter haben und eine gute Landkarte (in Buchhandlungen vor Ort erhältlich) nicht ersetzen. Die Wege weisen oft eine schlechte Qualität auf.
Viel Spaß beim Erkunden abseits gebahnter Wege - es lohnt sich!
Gernot
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#1022355 - 03/10/14 12:48 AM
Re: Tschechien und Polen 2012 - Kurzerfahrungen
[Re: Palma Kunkel]
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Mit Warnweste fühlte ich mich auf den tschechischen Landstraßen sicher. Hattest Du die Werkzeugtasche auf dem Träger? In solchen Fällen fahre ich auch in freundlichem Reflexorange. Aber nicht wegen dem Fahren, sondern für Tätigkeiten im Stand. Dafür ist das gedacht. Wenn Du fährst, verhältst Du dich so, wie das von Straßenbenutzern erwartet wird. Reflexorange ist für die wichtig, die sich abweichend vom Gewohnten verhalten (müssen). Rate mal, was passiert, wenn Hinz und Kunz so raumlaufen. Außerdem ist »sicher fühlen« kein Thema. Am sichersten fühlt es sich in einer gut bewachten Gefängniszelle.
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#1022418 - 03/10/14 09:40 AM
Re: Tschechien und Polen 2012 - Kurzerfahrungen
[Re: Palma Kunkel]
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Hallo Gernot, Du hast das Radreise-Wiki ja schon erwähnt. Du kannst das selbst dort eintragen. Das würde die Qualität des Wikis auch erheblich verbessern. hast du nicht Lust dazu? Da ich selbst viel in Polen und Tschechien unterwegs bin (und ein halbes Jahr in Polen gelebt habe), hier noch ein paar Anmerkungen: Es gibt (Stand Sommer 2012) nur noch einen IC Berlin-Prag-Wien, der ein Fahrradabteil führt. Es ist in der Hochsaison auf viele Tage ausgebucht. Monate!!! Dorfladen in CZ (und PL) schließen meist um 17 Uhr, in Städten um 18 Uhr. Supermärkte haben deutlich länger auf. Fahrradläden gibt es in jeder größeren tschechischen Stadt. Habe ich in Polen ganz anders erlebt. Insbesondere die Ketten "Zaba" und "Malpa Ekspress", die viele kleine Läden betreiben, haben jeden Tag von 6 bis 23 Uhr geöffnet (Ausnahme: Ostersonntag und Allerheiligen). Grober Umrechnungskurs: 1 Euro = 250 Kc = 4 Zloty. Wenn man in Polen mit Karte zahlt, kann man den Betrag oft gleich in Euro abbuchen lassen und nicht in Zloty. Das spart Umrechnungsgebühren der kartenausgebenden Stelle. Tschechisches Leitungswasser ist überall trinkbar. Polen raten generell zum Kauf von (überall erhältlichem) Mineralwasser. Stimmt. Mein Zelt habe ich in Tschechien nicht gebraucht (oft waren glückliche Umstände im Spiel), sondern konnte in Rudervereinen, Motels und Zeltplatzhütten ("chata") übernachten. Da hast du Glück gehabt. In der Hochsaison in touristischen Gebieten kann es sehr voll sein, da ist das Zelt manchmal die einzige Möglichkeit. Die Tschechen fahren auch gern weg und machen ibs. auch gern Outdoorurlaub. Manche Tschechen, v.a. der älteren Generation, haben immer noch Schwierigkeiten mit der Zuordnung im vereinten Deutschland. Man sollte darauf vorbereitet sein, daß auf die Angabe "Nemec" (Deutscher) die Frage "NSR nebo NDR?" (BRD oder DDR?) folgen kann. Nicht NSR, sondern SRN (spolková republika nemecko). Dieses Kürzel steht sogar am Elbe-Radweg. Ich habe mich immer wieder gefragt, wer außer mir diesen Wegwegweiser als nach Deutschland weisend interpretiert hat. ...wenn man die Zeit hat, vom Bhf. Berlin-Lichtenberg den Regionalzug nach Küstrin/Kostrzyn nehmen - Fahrradmitnahme immer möglich Immer heißt nur, wenn es nicht zu voll ist. Und die frühen und späten Züge am Wochenende sind seeehr voll. Es gibt auch eine Verbindung von Berlin nach Stettin (Szczecin) und eine von Lübeck. Für die Verständigung sind ein paar Brocken Polnisch sehr nützlich, da viele Menschen kaum Fremdsprachen beherrschen. Viele jüngere Polen (bseonders in größeren Städten) sprechen ziemlich gut englisch. Liegt vielleicht auch daran, dass ausländische Filme in Kino und Fernsehen grundsätzlich im Original gezeigt werden. Abneigungen gegen Deutsche werden - sollten sie überhaupt vorhanden sein - im direkten Kontakt nicht ausgeübt: man ist Fremden gegenüber hilfsbereit und höflich. Auch hier ein Generationenwechsel: für die jüngeren ist der Zweite Weltkrieg Geschichte. Die haben ein ganz normales Verhältnis zu Deutschland. Zebrastreifen werden, wenn Fußgänger auf die Straße treten, oft nicht respektiert (Wroclaw!), so daß man besser wartet, bis die Straße frei ist. Gar nicht! Leider... Selbst Fahrschulen und Polizei brettern da einfach drüber. Als ich mit dem Auto unterwegs war und an einem Zebrastreifen angehalten hatte, hat der Fußgänger ganz vorsichtig geschaut und erst mal 10 Sekunden gewartet, ob ich auch wirklich wegen ihm anhalte. Entsprechend ist das Radwegenetz entwickelt: meist umfaßt es Routen für Tagestouren. Längere Radwanderwege sind (zumindest an der Oder) nicht ausgeschildert. Auch bei den Tagesradtourwegen schwankt der Fahrbahnzustand zwischen glattem Asphalt und Pfützenfeldweg. Polnischen Radwegen sind nicht zu trauen. Die sind ohne Rücksicht mit dem Bleistift durch die Landschaft gezogen. Teilweise (ibs. in Westpolen) durch den märkischen Sand, und das ist bei Trockenheit unfahrbar. Sogar schieben ist im knöcheltifen Sand schwer. Gruß Thoralf
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#1022624 - 03/10/14 07:54 PM
Re: Tschechien und Polen 2012 - Kurzerfahrungen
[Re: Palma Kunkel]
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ähmm ich weiß ja nichts von dir, vermute aber dass du mehr oder weniger zum ersten mal östlich des 13. Längengrades unterwegs warst und vorher keinerlei Bezug zu Böhmen/Mähren/Schlesien etc. hattest? deine ausführungen zumindest klingen irgendwie abgeschrieben und auswendig gelernt. Ich persönlich verbringe sehr viel Zeit in Böhmen, habe allerdings noch nie eine warnweste benötigt und auch noch keinen einheimischen aufm rad damit gesehen. tschechisches leitungswasser würde ich i.a. nicht trinken, es sei denn man mag swimming pool. mit 10-er bier macht man nie was verkehrt. :):):)jahrelang hab ich mich bei touren von zeltplatz zu pension etc gehangelt. letztes bin ich allerdings wieder "back to the roots" und habe zelt weggelassen. entweder im wald oder hotel "zastavka" oder felsvorsprünge gepennt.
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#1022647 - 03/10/14 09:04 PM
Re: Tschechien und Polen 2012 - Kurzerfahrungen
[Re: kleiner Racker]
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#1022859 - 03/11/14 05:17 PM
Re: Tschechien und Polen 2012 - Kurzerfahrungen
[Re: leler]
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Hallo Thoralf, Sorry - das ist fokussierte Betriebsblindheit: die Żabka-Läden hatte ich ganz vergessen! Natürlich gibt es die in jeder kleinen Stadt. Zur Entschuldigung kann ich nur sagen, daß ich diesmal mit speziellem Ziel unterwegs war, nämlich die Oder nach Wasserwandermöglichkeiten zu untersuchen (Schleusen, Wehre, Entfernungen usw.) Dabei kam ich vor allem durch die kleinen Dörfer, deren Läden in den letzten zehn Jahren kaum verändert haben. Da dürfte auch noch der Grundsatz gelten, etwas polnisch zu können. In den Städten habe ich selbst ein paar Fremdsprachler getroffen, traue mir aber kein Urteil zu, weil ich versuche, polnisch zu sprechen (schlechter als Du). (Bundes)Deutsche habe ich erst in Opole getroffen, die ganze Gegend ist, wenn man von Inseln wie Lubowice absieht, vom Auslandstourismus unberührt. Mitte Oktober letzten Jahres habe ich übrigens in Görlitz gesehen, daß der Zug Wrocław-Dresden kaum mit Menschen besetzt war. Der Schaffner meinte, das sei die meiste Zeit so. Vielleicht habe ich damals ein deutsches Ferienende erwischt, oder zu Stoßzeiten am Wochenende sieht es so aus wie ich es erlebte; es würde mich erleichtern. Noch etwas zur Oderquelle: nein, ich war nicht am Quellhäuschen! Beim Versuch bin ich von Norden an den Übungsplatz herangefahren und mußte mich belehren lassen. Die Quelle liegt im Truppenübungsplatz Libavá ("Vojenský prostor Libavá") und darf lt. Auskunft der Anwohner, wie auch Deine Karte zeigt, nur von Velký Újezd / Kozlov aus und nur am Wochenende besucht werden. Ich bin von der anderen Seite, von Spálovský Mlýn, herangefahren, bis ein Warnschild den Asphaltweg sperrte. Aus dem "Sperrgebiet" kam vergnügt ein tschechischer Radler heraus, aber der hätte mit dem Wachmann besser verhandeln können als ich... Es war mir letztlich nicht so wichtig, weil ich, wie gesagt, auf andere Dinge aus war. Zur Quelle kommt man also hin, die nächsten 30 km des Oberlaufs bis zur Mündung der Budišovka bzw. Spálovský Mlýn bleiben dagegen Soldaten vorbehalten. Die Auskunft bekam ich auf dem Zeltplatz in Budišov. Zum Radfahren war mir das umliegende Odergebirge zu anstrengend, aber für Fußwanderungen ist es ein prima Gebiet! Mangels eines Oder-Quellbachs bin ich von Budišov die Budišovka bis Spálovský Mlýn hinabgefahren, ein schönes Waldtal, das ich einen guten Ersatz für die Quelloder finde. Eine Frage: Fahrt Ihr alle ohne Warnweste auf tschechischen (und polnischen?) Straßen? (Oder steche ich mit der Warnwestenfrage in ein Forums-Wespennest? ) Ans Wiki gehe ich noch ran - mitsamt Änderungen. Falls Dir noch was auffällt, schreib es dazu. Gernot
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#1022860 - 03/11/14 05:22 PM
Re: Tschechien und Polen 2012 - Kurzerfahrungen
[Re: Palma Kunkel]
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Eine Frage: Fahrt Ihr alle ohne Warnweste auf tschechischen (und polnischen?) Straßen?
Ist das denn länderspezifisch bzw. haben Polen und Tschechien etwas spezielles an sich, das ein anderes Verhalten als zu Hause ratsam erscheinen lässt? Oder geht es grundsätzlich um die Frage Warnweste ja oder nein? Letzteres könnte ein Wespennest sein. Was ersteres angeht: in Polen war ich noch nie, in Tschechien bin ich noch nicht weit ins Land vorgedrungen, sondern habe mich immer nur im grenznahen Gebiet zu Deutschland bzw. Österreich rumgetrieben. Was ich aber bisher von Tschechien gesehen habe, hat mich nicht auf die Idee gebracht, dass ich mich anders verhalten müsste als zu Hause. Und zu Hause trage ich keine Warnweste. Martina
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Edited by Martina (03/11/14 05:22 PM) |
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#1022866 - 03/11/14 05:45 PM
Westennest
[Re: Martina]
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Hallo Martina, Falks Beitrag klang, als wäre das Fahren mit Warnweste in Tschechien eine sonderbare Macke. Und weil ich gehört habe, daß die Slowakei für Radfahrer neuerdings Westenpflicht haben soll, wollte ich nachhaken. (Auf der Fernstraße von Ostrava zum Grenzübergang Bohumin war ich froh, orange auszusehen.) Als Berlin-erprobter Radler bin ich auf Langstrecken, die über Landstraßen führen, prinzipiell mit Weste unterwegs. Es sei denn, es sind deutsche Fernradwege mit ADFC-Zertifizierung (aber auch da nützt sie, um nicht touchiert zu werden ) Fahren in Tschechien nur Monteure und Abweichler in Weste herum? Gernot
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Edited by Palma Kunkel (03/11/14 05:48 PM) |
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#1022868 - 03/11/14 05:50 PM
Re: Tschechien und Polen 2012 - Kurzerfahrungen
[Re: Palma Kunkel]
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Da dürfte auch noch der Grundsatz gelten, etwas polnisch zu können. In den Städten habe ich selbst ein paar Fremdsprachler getroffen, traue mir aber kein Urteil zu, weil ich versuche, polnisch zu sprechen (schlechter als Du). (Bundes)Deutsche habe ich erst in Opole getroffen, die ganze Gegend ist, wenn man von Inseln wie Lubowice absieht, vom Auslandstourismus unberührt.
Was meinst du denn mit "ganzer Gegend"? Bei dem Gebiet um Gliwice, Katowice, Bytom,... handelt es sich um ein altes Industriegebiet (Bergbau). Durchaus dicht besiedelt und erschlossen, für den Tourismus aber von untergeordneter Bedeutung. Großstädte wie Krakau und Breslau sind allerdings durchaus auch auslandstouristisch erschlossen, auch das polnische Riesengebirge nicht nur für die Polen in Sachen Wintersport und Wandern ein Geheimtipp. Natürlich darf man nicht die Verhältnisse des Alpenraumes erwarten, im Niemandsland ist man jedoch nicht. Mitte Oktober letzten Jahres habe ich übrigens in Görlitz gesehen, daß der Zug Wrocław-Dresden kaum mit Menschen besetzt war. Der Schaffner meinte, das sei die meiste Zeit so. Vielleicht habe ich damals ein deutsches Ferienende erwischt, oder zu Stoßzeiten am Wochenende sieht es so aus wie ich es erlebte; es würde mich erleichtern.
Den Zug Dresden-Breslau habe ich im vergangenen halben Jahr mehrfach benutzt. Ja, oft war der brechend voll (Stehplatz die komplette Strecke DD-Görlitz möglich!), besonders natürlich um die Großstädte Dresden, Bautzen, Görlitz, Bunzlau und Breslau. Es gibt auch zahlreiche Pendler, sowohl was grenzüberschreitende Arbeitsmigration betrifft, als auch Einkaufstourismus. Es lohnt sich also da nach Möglichkeit nicht unbedingt die Spitzenzeiten (Freitag abend ) abzupassen, dann findet man i.d.R. einen Platz. Der grenzüberschreitende Verkehr selbst hält sich aber in Grenzen. Für die 500m zwischen den Bahnhöfen Görlitz-Zgorzelec werden 6€ fällig, das ist für Pendler unattraktiv! Vielleicht hast du den Zug genau auf jener Strecke gesehen? Da ist er in der Tat meist halbleer. Eine Frage: Fahrt Ihr alle ohne Warnweste auf tschechischen (und polnischen?) Straßen? (Oder steche ich mit der Warnwestenfrage in ein Forums-Wespennest? ) Absolutes Wespennest, was soll der Quatsch? Ich habe sowohl die Polen als auch die Tschechen meist als sehr umsichtige Autofahrer erlebt (ganz im Gegensatz zu dem deutschen Autofahrern auf der B6 von Görlitz nach DD ), ganz ohne Clownfischkostümierung. Übrigens hab ich auch weder einheimische noch fremde Radler mit Warnwesten gesehen. Eine gescheite Fahrradbeleuchtung, wenn es dunkel ist, ist völlig ausreichend um gesehen zu werden.
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Komm wir grillen Opa. Es gibt Koch und Suppenfleisch! Satzzeichen können Leben retten. |
Edited by derSammy (03/11/14 05:52 PM) |
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#1022872 - 03/11/14 05:59 PM
Re: Westennest
[Re: Palma Kunkel]
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Als Berlin-erprobter Radler bin ich auf Langstrecken, die über Landstraßen führen, prinzipiell mit Weste unterwegs.
Ganz ehrlich, diesen Zusammenhang verstehe ich nicht. Hättest du gesagt, dass du als Berlin-erprobter Radler morgens und abends im Berufsverkehr eine Warnweste trägst, könnte ich das nachvollziehen, jedenfalls wäre das die einzige Gelegenheit bei der ich manchmal mit dem Gedanken spiele, dass ich sowas brauchen könnte. Aber die Landstraßen um Berlin rum erscheinen mir immer als das reine Paradies, da würde ich bestimmt keine Warnweste tragen. Fahren in Tschechien nur Monteure und Abweichler in Weste herum?
Keine Ahnung, ich habe in Tschechien noch nie einen Radfahrer mit Warnweste gesehen. Martina
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#1022884 - 03/11/14 06:15 PM
Re: Westennest
[Re: Palma Kunkel]
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Als Berlin-erprobter Radler bin ich auf Langstrecken, die über Landstraßen führen, prinzipiell mit Weste unterwegs. Es sei denn, es sind deutsche Fernradwege mit ADFC-Zertifizierung (aber auch da nützt sie, um nicht touchiert zu werden ) Fahren in Tschechien nur Monteure und Abweichler in Weste herum? Hallo Gernot, beschäftige dich doch mal mit Unfallstatistiken zu Fahrradunfällen. Der skizzierte Fall "offene Straße und von hinten umgesenst" taucht sehr selten auf. Wenn was passiert, dann ist das i.d.R. auf zu geringe Überholabstände zurückzuführen, nicht, weil der Radler grundsätzlich übersehen wird. Das Problem ist weniger das Wahrnehmen, sondern die Einstellung dessen, der hinterm Lenkrad sitzt. Die ändert auch eine orange-aggressive Kleidungsfarbe nicht. Das Gros der Fahrradunfälle ist die Situation "Rechtsabbieger übersieht geradeausfahrenden Radfahrer neben ihm" (oder noch wesentlich schlimmer Fahrradfahrer auf dem Rad/Fußweg in Geisterfahrerrichtung). Da hilft dir aber die Weste nix (oder nicht viel), sondern konsequente Schulterblicke der Autofahrer und stete (Voll-)Bremsbereitschaft des Radfahrers. Und natürlich endlich ein Umdenken bei den Verkehsbauplanern!!! Übervorsichtig an diese Stellen heranzufahren und bereitwillig auf die Vorfahrt zu verzichten ist übrigens kontraproduktiv, suggeriert es den Autofahrern doch, dass sie an dieser Stelle generell Vorfahrt hätten (wovon irrtümlich sehr viele ausgehen).
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Edited by derSammy (03/11/14 06:17 PM) |
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#1022923 - 03/11/14 07:45 PM
Re: Westennest
[Re: Martina]
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Ich antworte mal schnell auf Martina Beitrag, obwohl meine Anmerkungen eher als allgemeine Ergänzungen zu betrachten sind.
Im Gegensatz zu Deutschland kann man in Tschechien meist auch auf "Bundesstraßen"- naja Fernstraßen mit einstelliger Nummer - nooch Rad fahren. Auf solchen Straßen, wo auch starker LKW-Verkehr ist, würde ich auch meine Weste überwerfen, um auch tagsüber besser gesehen zu werden. Auf den kleineren Landstraßen (mit dreistelliger Nummer) ist das m.E. überflüssig.
Noch eine Anmerkung allgemein zu den Dorfläden in Tschechien: Diese mögen zwar bis 17 Uhr geöffnet sein, aber man kann nicht davon ausgehen, dass es kurz vor 17 Uhr noch Brot, Brötchen oder Hörnchen gibt. Zum Glück war "pivo" jedoch überall vorrätig. Aber zweimal musste ich mit Keksen und ähnlichem für Brotersatz sorgen, bis ich geschnallt hatte, dass es besser ist, am Nachmittag in einer Kleinstadt einen Lidl- o.ä. zu suchen, statt mich auf die Dorfläden zu verlassen. Allerdings gibt es die guten Tante-Emma-Läden noch in fast jedem Dorf, und wenn man am Vormittag einkauft, gibt es auch keine Probleme.
VG aus Budapest Martin
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#1022928 - 03/11/14 07:56 PM
Re: Westennest
[Re: derSammy]
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Das Gros der Fahrradunfälle ist die Situation "Rechtsabbieger übersieht geradeausfahrenden Radfahrer neben ihm" (oder noch wesentlich schlimmer Fahrradfahrer auf dem Rad/Fußweg in Geisterfahrerrichtung).
völlig richtig! Da hilft dir aber die Weste nix (oder nicht viel)
Eben doch, und zwar gerade in dem skizierten Fall. Das sage ich als Autofahrer. Weil man Radfahrer auf dem straßenbegleitenden Radweg insbesondere tagsüber kaum warnimmt. Radfahrer mit Warnweste nimmt man allerdings (wieder tagsüber) sehr deutlich war. So ist der Autofahrer auf den Radfahrer, den er ja gerade überholt hat vorbereitet. Bei Dunkelheit reicht in der Regel wirklich die vorgeschriebene Beleuchtung am Rad aus (wie hier im Forum häufig propagiert wird), aber auch hier sind Warnwesten definitiv ein Sicherheitsgewinn der Unfälle vermeiden kann. Radfahrer auf der Straße, muss der Autofahrer bewusst überholen und hat sie somit definitiv gesehen. Der Straßenbegleitende Radweg ist für den Autofahrer ausgeblendet, den zu beachten kann schon mal leicht vergessen werden. sondern konsequente Schulterblicke der Autofahrer und stete (Voll-)Bremsbereitschaft des Radfahrers. Und natürlich endlich ein Umdenken bei den Verkehsbauplanern!!!
Hier wieder volle Zustimmung, insbesondere bei dem letzten Satz mit den drei Ausrufezeichen!!! (den ich noch mal fett hervorgehoben habe) Gruß Jörg Der zugegebenermaßen bestimmt seit zwei Jahre, seine ständig griffbereit mitgeführte Warnweste nicht mehr angezogen hat und sich schlicht auf seine Fähigkeit verlassen hat den Verkehr im Auge zu behalten und Gefahren Selbst zu erkennen. ... Dies aber nicht unbedingt vernünftig findet...
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Edited by :-) (03/11/14 08:00 PM) |
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#1022930 - 03/11/14 08:07 PM
Re: Westennest
[Re: :-)]
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Das Gros der Fahrradunfälle ist die Situation "Rechtsabbieger übersieht geradeausfahrenden Radfahrer neben ihm" (oder noch wesentlich schlimmer Fahrradfahrer auf dem Rad/Fußweg in Geisterfahrerrichtung).
völlig richtig! Da hilft dir aber die Weste nix (oder nicht viel)
Eben doch, und zwar gerade in dem skizierten Fall. Das sage ich als Autofahrer. Weil man Radfahrer auf dem straßenbegleitenden Radweg insbesondere tagsüber kaum warnimmt. Radfahrer mit Warnweste nimmt man allerdings (wieder tagsüber) sehr deutlich war. So ist der Autofahrer auf den Radfahrer, den er ja gerade überholt hat vorbereitet. Und genau das bezweifle ich heftig! Selbst wenn mich ein Autofahrer z.B. an einem Schutzstreifen aktiv überholt hat, so beobachte ich regelmäßig, dass er mein Erscheinen an der nächsten Kreuzung wiederum mit Verwunderung zur Kenntnis nimmt. Sei es, weil ich wie in §5 StVO vogesehen langsam rechts vorbei fahre, sei es, weil er direkt nach dem Überholen heftig zum Abbiegen abbremsen muss oder sei es weil der Schutzstreifen, von dem er ausscherte, in einen (Hochbord-)Fahrradweg überging. Das Problem ist nicht die Wahrnehmung, sondern das Bewusstsein für die Problematik! Den Schulterblick nimmt die Weste nicht ab.
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#1022941 - 03/11/14 08:48 PM
Re: Westennest
[Re: derSammy]
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Aus Radfahrersicht lässt sich das nicht beurteilen.
Achte als - auf Radfahrer achtender Autofahrer - einfach mal auf die Situation. Mag sein, (bzw. sicherlich ist es so) dass es auch völlig unaufmerksame Autofahrer gibt. Aber es gibt auch die, die halbwegs mitdenken. Ein Sicherheitsgewinn lässt sich nicht leugnen.
Gruß Jörg
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#1022946 - 03/11/14 08:57 PM
Re: Westennest
[Re: :-)]
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Ein Sicherheitsgewinn lässt sich nicht leugnen.
Aber eben auch nur dann, wenn es nicht alle machen. Sobald jeder eine Warnweste trägt, fällt das nicht mehr auf. Martina
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#1022975 - 03/11/14 11:26 PM
Re: Westennest
[Re: martinbp]
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Hallo Martin,
vielen Dank! Die Erfahrung fehlte mir und hilft mir, die Lage einzuschätzen.
Hallo Sammy,
mit "die Gegend" meinte ich, wie oben angedeutet, die Dörfer zwischen den Städten Raciborz, Kedzierzyn-Kozle, Zdziesowice, Krapkowice, Opole, Brzeg, Olawa und Wroclaw. Was ich dort erlebte, habe ich auf das ländliche Umfeld Oberschlesiens ausgeweitet, weil ich in allen Unterkünften, die Jugendherberge Opole ausgenommen, der einzige Ausländer war. Zur Verdeutlichung: der Hotelmensch in Zdzieszowice fragte mich freundlich, ob ich nicht Lust auf einen Abstecher in die Stadt Nysa hätte. Auf meine Frage, warum, antwortete er, ich könne da prima schlafen, sein Chef habe da vor zwei Jahren ein schönes Hotel hingebaut, aber "es kommt keiner". Darüber, daß Gliwice, Katowice und Bytom Touristenverkehr haben, sind wir uns einig. Aber in diesen Städten möchte ich auch nicht Fahrrad fahren. Das habe ich 2010 fünf Tage lang in Wroclaw probiert und möchte es nicht wiederholen.
Den Zug Wroclaw-Dresden nutzte ich bewußt an einem Sonnabendmittag in der Hoffnung, den Problemen aus dem Weg zu gehen. Leider weiß ich das genaue Wochenende nicht mehr, es war Ende August 2012, vielleicht Ferienende in Sachsen? Die Mehrheit der Insassen waren Deutsche und stiegen nicht - wie ich - in Görlitz aus, sondern fuhren nach Dresden weiter.
Zu den Straßen hatte ich Martina schon geschrieben. Wenn möglich, meide ich in Polen Fern- und überregionale Landstraßen, aber ganz vermeiden läßt es sich nicht. Auf diesen Straßen herrscht nicht nur starker Lastverkehr, es wird nach meinem Gefühl einfach brutal gefahren. Zur Umsicht so viel, daß mein erster Eindruck in Wroclaw 2008 ein Hechtsprung war, den ich - deutsche Sittlichkeit voraussetzend - vom Zebrastreifen auf den Gehweg machte, als ich hörte, daß der heranrollende Wagen nicht einmal das Gas wegnahm (zum Sehen blieb keine Zeit). Das Verhalten habe ich seitdem mehrfach gesehen und wage es, die Wroclaw-Erfahrung auf andere polnische Großstädte zu verallgemeinern.
Trotzdem werde ich immer wieder in diese Stadt und nach Polen fahren. Gern auch wieder - di do prdele - ins ländliche Tschechien, das ich ebenso liebe und dessen Menschen mindestens genauso interessant sind.
Viel Spaß auf Euren Touren!
Gernot
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#1023008 - 03/12/14 07:39 AM
Re: Westennest
[Re: Palma Kunkel]
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Hallo Sammy,
mit "die Gegend" meinte ich, wie oben angedeutet, die Dörfer zwischen den Städten Raciborz, Kedzierzyn-Kozle, Zdziesowice, Krapkowice, Opole, Brzeg, Olawa und Wroclaw. Was ich dort erlebte, habe ich auf das ländliche Umfeld Oberschlesiens ausgeweitet, weil ich in allen Unterkünften, die Jugendherberge Opole ausgenommen, der einzige Ausländer war. Zur Verdeutlichung: der Hotelmensch in Zdzieszowice fragte mich freundlich, ob ich nicht Lust auf einen Abstecher in die Stadt Nysa hätte. Auf meine Frage, warum, antwortete er, ich könne da prima schlafen, sein Chef habe da vor zwei Jahren ein schönes Hotel hingebaut, aber "es kommt keiner".
Ja, das ist sicher richtig, in der Gegend haben wir auch kaum Tourismus gesehen. Zum Radeln ist die Gegend dennoch ganz gut, es gibt viele kleinere Nebenstraßen mit wenig Verkehr. Zwischen Brzeg und Wroclaw kann man recht gut, links der Oder fahren. Der Weg ist nicht immer befestigt, aber man kommt durch idyllische Dörfer. Ein Problem der Unterkünfte in der Gegend scheint mir auch deren Werbung zu sein. So haben wir z.B. in Zabkowice Slskie mal krampfhaft eine Unterkunft gesucht, aber nirgends eine Infotafel oder ähnliches gefunden. Auch im Internet ist dort längst noch nicht jeder Herbergsbetreiber zu finden. Wir haben letztlich ein wirklich gutes Motel gefunden, allerdins (mit GPS-Hilfe) an der dreispurigen Ausfallstraße 8, die definitiv zum Radfahren eher ungeeignet ist (sehr starker, schneller, Schwerlastverkehr). Wenn man die Hotelwerbung nur an die Fernstraßen pflanzt, werden Radler das auch nicht finden... Aber in diesen Städten möchte ich auch nicht Fahrrad fahren. Das habe ich 2010 fünf Tage lang in Wroclaw probiert und möchte es nicht wiederholen.
Das verstehe ich nicht wirklich. Breslau hat eine sehr verkehrsberuhigte Innenstadt, das ist eigentlich ideal, um es mit dem Rad zu erkunden. Mittlerweile gibt es auch dezidierte Radverkehrsanlagen, wo man z.B. nicht den Fehler wiederholt hat, (Fahrrad-)Geradeausspuren mit (PkW-)Rechtsabbiegespuren zu vertauschen. Auch an die Freigabe von Einbahnstraßen und Kreuzungsquerungsmöglichkeiten ausschließlich für Fahrräder wurde gedacht. Im Gegensatz zu manch anderen stümperhaften Radverkehrslösungen in Masuren fand ich dies gar nicht so schlecht, auch mit der Umsicht der PkW-Fahrer haben wir keine schlechten Erfahrungen gemacht. Zur Umsicht so viel, daß mein erster Eindruck in Wroclaw 2008 ein Hechtsprung war, den ich - deutsche Sittlichkeit voraussetzend - vom Zebrastreifen auf den Gehweg machte, als ich hörte, daß der heranrollende Wagen nicht einmal das Gas wegnahm (zum Sehen blieb keine Zeit). Das Verhalten habe ich seitdem mehrfach gesehen und wage es, die Wroclaw-Erfahrung auf andere polnische Großstädte zu verallgemeinern.
Richtig ist, dass es in Polen einen kleinen Teil wirklich vorsätzlich fahrlässig fahrender Verkehrsrowdys gibt (i.d.R. mit einer großen CB-Funk-Antenne markiert). Zebrastreifen funktionieren in diesen Ländern etwas anders. Du musst Sichtkontakt herstellen und dann selbstbewusst loslaufen, so, dass die Autofahrer noch sicher bremsen können. Dann wird auch gebremst. Erwarten, dass man für dich anhält, um dir die Querung zu ermöglichen, brauchst du nicht. Dies liegt auch an dem völlig inflationären Einsatz der Zebrastreifen. Ebenso sollte man auch auf dem Zebrastreifen nie den Verkehr aus den Augen lassen (siehe Idioten oben, für die jede "Aktion" ohne Personenschaden als "ok" gilt)!
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#1023027 - 03/12/14 08:40 AM
Re: Westennest
[Re: Palma Kunkel]
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Falks Beitrag klang, als wäre das Fahren mit Warnweste in Tschechien eine sonderbare Macke. Ohne dir zu nahe treten zu wollen: da teile ich Falks Meinung. Die Tschechen fahren viel Rad - ich habe noch nie einen mit Warnweste gesehen (außer Monteure... ). Auch in Polen war ich nie mit Warnweste unterwegs. Ich war schon in Ländern mit Warnwestenpflicht. Eins davon ist Rumänien. Dort habe ich keinen einzigen Radfahrer mit Warnweste gesehen, und auch die Polizei hat mich nie darauf angesprochen. Das andere Land war Ungarn. Dort habe ich gelegentlich Leute, die mit irgendwelchen verrosteten Krücken zum Laden im nächsten Dorf gefahren sind, mit Warnweste gesehen. Die hatten bei 35°C im Schatten und 45°C in der Sonne ganz bestimmt ihren Spaß dabei... Ich selbst habe, um der Bürokratie Genüge zu tun, die Warnweste um die linke hintere Ortliebtasche geschnallt. Das einzige, was ich freiwillig mit Warnweste gefahren bin: die unbeleuchteten Tunnel am serbischen Donauradweg. Aber auch nur die ersten zwei. Ab dem dritten war es mir zu dumm. Als Berlin-erprobter Radler bin ich auf Langstrecken, die über Landstraßen führen, prinzipiell mit Weste unterwegs. In Berlin würde ich es noch nachvollziehen können. Aber rundrum? Da ist doch tote Hose. Da würde ich nie im Traum an eine Warnweste denken. Eventuell bei längeren Touren in der Dunkelheit, aber sonst nicht. Gruß Thoralf
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#1023028 - 03/12/14 08:42 AM
Re: Westennest
[Re: derSammy]
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Zebrastreifen funktionieren in diesen Ländern etwas anders. Du musst Sichtkontakt herstellen und dann selbstbewusst loslaufen, so, dass die Autofahrer noch sicher bremsen können. Dann wird auch gebremst. Das ist die beste Methode, schnell und unkompliziert Selbstmord zu verüben. Es kommt dann nämlich häufig vor, dass der nachfolgende einfach überholt und Gas gibt. Alles schon erlebt, und leider auch die unschönen Folgen gesehen... So sehr ich auch Polen mag und so gern ich dort hin fahre: über den Zebrastreifen zu gehen sollte man nur tun, wenn kein Auto kommt. Wie ich oben schon schriebn, brettern selbst Fahrschulen und Polizeiautos da ohne Rücksicht auf Verluste drüberweg. Gruß Thoralf
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Edited by Toxxi (03/12/14 08:53 AM) |
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#1023032 - 03/12/14 08:47 AM
Re: Westennest
[Re: Toxxi]
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In Berlin würde ich es noch nachvollziehen können. Aber rundrum? Da ist doch tote Hose. Ich bin irgendwie beruhigt, dass mir ein Einheimischer meinen Eindruck vom Berliner Umland bestätigt. Martina
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#1023039 - 03/12/14 09:12 AM
Re: Tschechien und Polen 2012 - Kurzerfahrungen
[Re: Palma Kunkel]
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Als Berliner kann ich sowohl als Radfahrer, als auch als Autofahrer ein Lied vom Vorteil von Warnwesten singen.
Ich fahre jeden Tag 20km zur Arbeit und zurück, dabei fahre ich mit dem Rad auf Radwegen, Waldwegen und auch auf der Straße und würde nicht mehr auf die Idee kommen, ohne eine signalgelbe Schutzweste zu fahren. Ich lese immer was davon, das eine gute Beleuchtung ausreicht, aber das stimmt definitiv nicht. Radfahrer, die auf dem Radweg auf dem Bürgersteig fahren und aus Autofahrersicht von parkenden Autos verdeckt werden, können sich Flutlicht ans Rad bauen, trotzdem sehe ich im besten Fall vom Radfahrer nur den Rumpf und da ist nunmal keine Beleuchtung. Eine Warnweste sieht man da definitiv besser und darum geht es ja. Eine Warnweste hilft dir nicht im Falle eines Unfalls, das ist klar, aber sie hilft, einige Extremsituationen zu vermeiden und wenn es nur der eine Fall ist, der sonst hätte fatal ausgehen können.
Gestern habe ich als Autofahrer beinahe eine Radfahrerin übersehen und das nur, weil sie in einem sehr komischen Winkel aus der Vorfahrtsstraße geradelt kam. Gesehen habe ich sie erst, als es fast zu spät gewesen wäre, aber ich kenne die Ecke und bin immer etwas vorsichtiger. Die Radfahrerin hatte eine tolle Beleuchtung, sogar Speichenreflektoren und trotzdem habe ich sie nicht gesehen. Eine Warnweste, die sie natürlich nicht trug, reflektiert rundum, da wäre es völlig egal gewesen in welchem Winkel sie zu mir gefahren wäre, ich hätte sie garantiert gesehen.
Was bringt mir die Statistik, das die meißten Unfälle beim rechtsabbiegen passieren, wenn mich der Autofahrer bei eben diesem übersieht?
Meiner Meinung nach ist es definitiv wichtiger, eine Warnwestenpflicht für Radfahrer einzuführen, als eine Helmpflicht, aber das ist eben auch nur meine Meinung.
Niemand ist blöd, weil er eine Warnweste trägt! Genauso wenig ist jemand blöd, der seit 20 Jahren unfallfrei Auto fährt und sich trotzdem noch zusätzliche Seitenairbags, eine Nachtsichthilfe, oder sonstige Sicherheitsfeatures einbauen lässt. Es gibt mehr als genug Situationen, in denen das alles total überflüssig ist, aber wie schon gesagt, darauf kommt es nicht an. Ich persönlich möchte niemals in eine Situation kommen, in der ich zu mir sagen muss: "Hätte ich mal ... !"
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Edited by Arbeitsradler (03/12/14 09:23 AM) |
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#1023055 - 03/12/14 09:41 AM
Re: Tschechien und Polen 2012 - Kurzerfahrungen
[Re: Arbeitsradler]
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Die Radfahrerin hatte eine tolle Beleuchtung, sogar Speichenreflektoren und trotzdem habe ich sie nicht gesehen. Eine Warnweste, die sie natürlich nicht trug, reflektiert rundum, da wäre es völlig egal gewesen in welchem Winkel sie zu mir gefahren wäre, ich hätte sie garantiert gesehen.
Jedes Mal wenn das Thema Warnweste aufkommt, werden m.E. zwei Dinge durcheinander geworfen, nämlich die Sichtbarkeit bei Tag und bei Nacht. Bei Warnweste denke ich in erster Linie an eine Signalfarbe, das bringt bei Nacht gar nichts. Was bei Nacht etwas bringt sind Reflexstreifen, die sind aber widerum nicht auf Warnwesten beschränkt, sondern befinden sich heutzutage an vielen Kleidungsstücken und Ausrüstungsgegenständen. Aber (ganz großes aber) Reflexstreifen bringen nur etwas, wenn sie angeleuchtet werden und sie reflektieren auch nicht in alle Richtungen (schön wärs), sondern nur in die Richtung aus der das Licht kommt. Bei dem von dir genannten ungünstigen Winkel kann es gut sein, dass die Reflexstreifen gar nichts genutzt hätten. Eine Situation, in der eine Signalfarbe definitiv etwas bringt ist neblige Morgen- oder Abenddämmerung auf einsamen Landstraßen. Wer also dort Rad fährt, joggt oder den Hund ausführt ist mit grellem Zubehör tatsächlich besser sichtbar als in Bussinessgrau. Aber bei Tageslicht in der Stadt auf Bürgersteigradwegen kann ich mir das ehrlich gesagt kaum vorstellen. Da braucht bloß die FDP ein Wahlplakat mit gelbem Hintergrund aufzustellen und schon fällt die Warnweste nicht mehr auf. Martina
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#1023066 - 03/12/14 10:11 AM
Re: Tschechien und Polen 2012 - Kurzerfahrungen
[Re: Martina]
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Alles was ich geschrieben habe, sind eigene Erfahrungswerte.
Nur Reflektoren bringen nichts, im oberen Fall hätten die Speichenreflektoren der Radfahrerin nichts gebracht, genauso wenig helfen Signalfarben alleine wenig. Dashalb wird beides zusammen kombiniert in einer Warnweste.
Die Signalfarbe sorgt für eine bessere Wahrnehmung und das bewusst genau so wie unterbewusst. Um die Signalfarben wahrnehmen zu können, reicht bereits das Licht der Straßenbeleuchtung aus. Das ist interessant für Radfahrer, die sich parallel zum Straßenverkehr bewegen, also auf Radwegen die über den Bürgersteig geführt werden.
Reflektoren sind dazu da, das von anderen Verkehrsteilnehmern vorausgeworfene Licht zurück zu werfen. Sie sind eine passive Lichtquelle. Das ist besonders interessant, wenn man mit dem KfZ-Verkehr auf der gleichen oder einer kreuzenden Fahrbahn unterwegs ist.
Eines von beiden reicht meiner Ansicht nach nicht aus, die Kombination macht es.
Was die Tag- und Nacht-Sichtbarkeit angeht, bin ich auch anderer Meinung. Klar bringen die Reflektoren einer Warnweste am Tag recht wenig, es sei denn, man muss oft durch Tunnel, Unterführungen und Brücken fahren. Die Signalfarbe, ist aber dennoch besser wahrzunehmen, als ein schwarzes oder graues Oberteil. Auf meiner täglichen Strecke habe ich einen 2km schnurgeraden Streckenabschnitt, auf dem mehrere Radler unterwegs sind und auch am Tage kann ich die Warnwestenträger tausend Mal eher erkennen, als die die ohne Weste unterwegs sind.
Wir Menschen sind blöd. Wir glauben nur das, was wir sehen. Das was wir bewusst sehen, ist aber nur ein Bruchteil dessen, was wir wirklich wahrnehmen. Signalfarben sorgen nicht nur für eine bessere bewusste Wahrnehmung, Signalfarben machen im Gehirn auch unterbewusst ordentlich Theater.
Nicht umsonst werden knallende Farben gerne für Werbezwecke genutzt, denn damit aktiviert man beim Menschen das Unterbewusstsein und das was man vermitteln will verfestigt sich besser.
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Edited by Arbeitsradler (03/12/14 10:21 AM) |
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#1023073 - 03/12/14 10:24 AM
Re: Tschechien und Polen 2012 - Kurzerfahrungen
[Re: Arbeitsradler]
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Nicht umsonst werden knallende Farben gerne für Werbezwecke genutzt, denn damit aktiviert man beim Menschen das Unterbewusstsein und das was man vermitteln will verfestigt sich besser.
Aber das wirkt nur, wenn es ein seltenes Ereignis bleibt. Sobald alle Radfahrer eine Warnweste tragen wird das normal. Dann werden die Fußgänger, die keine tragen übersehen, d.h. die müssen auch bald eine anziehen. Irgendwann gibt es viele gelbe Punkte, die keinen Menschen mehr interessieren. Martina
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#1023094 - 03/12/14 11:10 AM
Re: Tschechien und Polen 2012 - Kurzerfahrungen
[Re: Martina]
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Aber das wirkt nur, wenn es ein seltenes Ereignis bleibt. Sobald alle Radfahrer eine Warnweste tragen wird das normal. Dann werden die Fußgänger, die keine tragen übersehen, d.h. die müssen auch bald eine anziehen. Irgendwann gibt es viele gelbe Punkte, die keinen Menschen mehr interessieren.
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#1023106 - 03/12/14 11:31 AM
Re: Tschechien und Polen 2012 - Kurzerfahrungen
[Re: Martina]
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Es stimmt zwar, dass das Gehirn häufig vorkommene Reize weniger priorisiert, als seltene, aber das heißt nicht, das diese Reize ignoriert werden.
Signalfarben rufen immer einen Reiz hervor, denn Signalfarben weichen bewusst von der natürlichen Farbpalette ab. Da ist es auch egal, ob das Signal einmal oder mehrfach vorkommt. Wenn wir uns hier über die normalen Farben rot, blau, gelb oder grün unterhalten würden, könntest du vielleicht sogar Recht haben, aber wir reden ja von Signalfarben.
Was ich sagen will, ist das ein grau gekleideter Radfahrer oder auch Fussgänger weniger Reize bei anderen Verkehrsteilnehmern auslösen, als jemand mit einer Signalweste und das dürfte ja wohl unbestreitbar sein.
Was die von dir angesprochene Reizflut angeht, die kann man hier völlig vernachlässigen. Eine Abstumpfung findet nur statt, wenn sich Signalfarbe an Signalfarbe reiht, wie es sehr oft in Werbeprospekten der Fall ist. Das findet man aber im Straßenverkehr weder bei Fussgängern, noch bei Radfahrern. Selbst wenn jeder Fussgänger eines viel frequentierten Fussgängerüberwegs eine Signalweste tragen würde, wäre kein Autofahrer so abgestumpft, das er die Fussgänger einfach übersieht.
Auch Wiederholungen von Signalfarben, also wenn mehrere Radfahrer mit großem Abstand fahren und eine eben solche Weste tragen, verursachen keine Abstumpfung. Signalfarben sind nun mal dazu da, etwas zu signalisieren und das jedes Mal aufs Neue. Genau deswegen nimmt man diese Neonfarben, denn die lösen in natürlicher Umgebung immer und immer wieder einen Reiz aus.
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Edited by Arbeitsradler (03/12/14 11:38 AM) |
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#1023162 - 03/12/14 02:29 PM
Re: Westennest
[Re: Toxxi]
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In Rumänien und Ungarn herrscht Warnwestenpflicht??? Das wäre mir ja das Allerneuste. Ehrlich gesagt weiß ich es nicht und habe mich auch nie dafür interessiert aber ich bin in beiden Ländern schon tausende km gefahren ohne mich daran erinnern zu können, dass irgend jemand sowas getragen hätte. Geschweige denn, dass mich jemand daraufhin angesprochen hätte. Wo findet man denn dazu eine qualifizierte Angabe? Ach so und in Polen und Tschechien kann mich an so eine Kleiderordnung auch nicht erinnern. Alle Menschen mir Warnweste, die ich sah, gehörten zu einer Straßenmeisterei oder so. Hier in Berlin fahren ein paar Radfahrer im Berufsverkehr damit herum. Ich bin dazu geteilter Ansicht, was ja schon diskutiert wurde. Man sollte bedenken, dass viele Leute Angst haben, sich mit dem Rad in den Verkehr zu stürzen. Wenn die Weste hilft, diese Angst zu überwinden, ist es ja okay. Gruß, Uwe
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Edited by extraherb (03/12/14 02:35 PM) |
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#1023216 - 03/12/14 05:02 PM
Re: Westennest
[Re: extraherb]
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In Rumänien und Ungarn herrscht Warnwestenpflicht??? Gruß, Uwe In Ungarn außerhalb geschlossener Ortschaften und bei schlechten Sichtverhältnissen. Wie das "und" gedeutet wird,ruft immer wieder Diskussionen hervor. Obwohl ich Herrn Arbeitsradler Recht gebe, trage ich normalerweise keine Warnweste, es sei denn ich rechne damit auf großen Hauptstraßen zu fahren. Ich finde, schon reflektierende Fußbänder, Helmmützen, Überschuhe helfen beim Gesehenwerden, auch tagsüber. Das ist zumindest meine Erfahrung auf meinem Arbeitsweg. Da kann man dann auch normale Kleidung tragen. Allerdings bin ich im Dunklen i.d.R. nur innerhalb geschlossener Ortschaften unterwegs. Am Tage lasse ich sie bei Touren auf Radwegen und kleinen Straßen auch zu Hause. In den 27 JAhren, in denen ich in Ungarn radle, hat mich noch nie jemand auf die fehlende Weste angesprochen -gut die Westen gibt es ja noch gar nicht so lang VG aus Budapest
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#1023239 - 03/12/14 05:45 PM
Re: Westennest
[Re: extraherb]
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In Rumänien sind die meisten Radfahrer Omis mit Kopftuch auf dem Weg zu ihrem Gemüsegarten. Sie fahren ohne Licht und ohne Warnweste. Auch im Dunkeln.
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