Hallo, José, guten Abend oder gute Nacht!
Vor lauter Arbeit komm' ich gar nicht mehr dazu, auf die Uhr zu sehen.
Also, das hübsche Landschaftsphoto, klein und fein, wie es war, hatte mich tatsächlich an "Spanien" (wo ich nie war!) denken lassen - ein klarer Fall von Verführbarkeit!
Ich hatte gedacht: da warst du noch nie!
Kurz danach auch noch an Lateinamerika, aber irgendwie hast Du damit nicht zusammengepaßt (wieder idiotisch), außerdem war ich noch nie in Lateinamerika (wenn ich von meinem geliebten "Patagonien" absehe, von dem ich aber auch nur weiß, daß es dort furchtbar stürmt).
Und dann: Bremen! Die schöne alte Hansestadt an der Weser, wo's so treue Menschen hat: nix erkannt! So gesehen läge mir das antarktische Packeis mit seinen netten Pinguinen noch näher. Kannst Du Dir sicher denken, daß ich für einen Augenblick überhaupt nicht wußte, wo ich bin! X-mal dort gewesen und doch nix erkannt: Bremen!
Hast Du denn wirklich auch die Wahrheit gesagt, oder kam Dir mein Fragen spanisch vor und hast mir dann ein böhmisches Dorf ins Hirn gesetzt?
Natürlich hab ich nicht nach Bremen gesucht, sondern nach ... (weißt schon); aber als ich in der ansprechenden Landschaft nichts finden konnte, kam wieder die schmerzliche Genugtuung hoch, daß ich vom Photographieren eh' nix versteh'. Hab' meinerseits auch nix Vernünftiges von mir. Das jetzige Photo ist aber hervorragend! Wenn es "José" zeigt, bin ich echt zufrieden: alles stimmt!! Der Sinn für Humor, für "Schönheit" (andeutungsweise; trallallallalla), die bewunderungswürdige Bereitschaft, kostenlos über'n Lenker ins Herbstlaub zu fliegen, der freundlich ernste Blick hinter die Kulisse - Nu, hör ich lieber auf; nicht mal für'n vernünftigen Anfang taugt's.
Eigentlich müßte ich mal 'ne kleine Geschichte aus dem ceylonesischen Urwald erzählen. Gut, werde ich machen; aber jetzt lieber nicht, sonst wacht da einer im Alpenvorland auf, weil die Elephanten ihr fröhliches Mittagslied trompeten.
Ich glaube, es war nicht Velazquez (wenn aber Du etwas entdeckst, rück' ruhig 'raus mit der Sprache, ich werd' dann auch hinsehen), sondern ein Maler des alten China, der, einer Legende zufolge, zum (nach dem?) Abschluß seiner Arbeit am Bild, Pinsel und Palette beiseite legend, auf dieses zu und in es hinein gegangen sei und in ihm verschwunden. Müßte mich doch einmal um die Überlieferung kümmern, ist ja so spannend und fremd-vertraut wie Sonne, Mond und Sterne, oder wenn man im Regen auf seinem Drahtesel am Meer fährt.
Jetzt kommt das Wochenendeee! Trallallallallaaa
Einen lieben Gruß aus Balin (dialektale Reichshaupt- und Residenzstadt)
Tilmann