Heidihei Kryon,
das macht mir aber echt Spaß: Beratungsresistenz im Angesicht des Dogfischs (im Folgenden von mir Gringo genannt)
Keine Angst als Genußradler bist du hier wirklich nicht allein. Und als Landschaftsgucker würde ich mich auch bezeichnen, sogar als leidenschaftlicher. Das geht sogar soweit, dass ich die Landschaft um mich herum wesentlich wichtiger und beachtenswerter finde als den Bock auf dem ich sitze. Was das Fahrrad aus meiner Sicht tun sollte, ist vor allem funktionieren und das so unauffällig wie möglich, schmerzfrei und ohne Schrauberei .
Das ist mein pragmatischer Ansatz. Und aus diesem Grund investiere ich meine sauer verdiente Kohle lieber insReisen als in Pallesens (Norwid) oder Nölls (Nöll) Lötstube.
Um es mal ketzerisch auf den Punkt zu bringen: Andere Räder kosten nicht die Hälfte bringen dich aber genausoweit, wenn nicht weiter.
In der liste meiner Prioritäten beim Radfahren steht ganz weit oben: Es sollte nicht weh tun. Das heißt ich achte akribisch auf Maße, Einstellungen und die Biomechanische Einheit des Systems. Wenn du selbst keine Sondergröße hast, besteht m.E. kein funktionaler Grund, ein maßgefertigtes Rad zu kaufen. Emotionale Gründe lassen sich allerdings viele finden. Ein Rad von der Stange lässt sich durch geschickte Komponentenwahl seinem Fahrer in aller Regel ausreichend anpassen. Vorraussetzung ist allerdings grundsätzlich ein Rahmen, der den Maßen seines Fahrers weitgehend entspricht. Deshalb solltest du dich beim Radkauf von deinem Händler unbedingt vermessen lassen.
Die Verarbeitungs- und Materialqualität des Rahmens ist das Zweite, worauf zu achten ist. Stahl oder Alu ist eine Frage die sich vor allem Reiseradler stellen. Bei Rennradlern geht´s schon eher um Alu oder Carbon. Aber in dieser Sache möchte ich dich bitten, die Suchfunktion zu benutzen, da bereits etliche Glaubenskriege über diese Frage geführt wurden.
Bei guter Verarbeitungsqualität fahren Reiseradler auf Alu genausogut wie auf Stahl. Beides kann je nach Materialeinsatz butterweich aber auch bretthart sein. Beides kann bei Zuladung flattern oder locker im Wiegetritt über den Berg gehen. Die optischen Unterschiede, die du nanntest, sind durch die Materialeigenschaften bedingt und sagen nichts über die Eigenschaften des kompletten Gefährtes aus. Würde Alu so dünn verarbeitet wie Stahl, hättest du einen schlackernden Lämmerschwanz unter dir. Stahl ist einfach um einiges fester als Alu (aber auch schwerer). Fahrrad-Alu wird in voluminösen Rohrn verarbeitet, damit der Rahmen erst stabil wird.
Selbst fahre ich sowohl Stahl als auch Alu. Alu bevorzuge ich beim Reiserad deshalb, weil eben dieses Rad, was ich habe, im Hinterbau sehr steif ist, was aber auch durch die äußerst kurze Bauweise bedingt ist. Normale Reiseräder sind für die Gepäckaufnahme hinten eher lang konstruiert, wodurch Fersenfreiheit aber auch Laufruhe erzielt werden soll. Ein knackiger Hinterbau ist schwer regierbar mit Gepäck, lässt dich aber fix klettern. Das ist so ein Beispiel für das, worauf du zuerst achten solltest und was du "lernen" solltest, wenn du dir die Zeit nehmen willst, ein passendes Fahrrad zu finden: Welche Eigenschaften erziele ich mit welchen Mitteln. Brauche ich eine Federung, ist die Sitzposition angenehm und langstreckentauglich, usw.?
Auf eine bestimmte Marke würde ich nichts geben. Klappere Händler ab, setze dich auf verschiedene Modelle und fahre sie zur Probe (auch Liegeräder).
Ich würde auch mal fragen, ob sie dich mit beladenen Taschen fahren lassen.
Möglicherweise landest du auf einem Fabrikat, an das du bisher nicht gedacht hattest. Wenn das auch noch gut verarbeitet ist, und dich auch noch ästhetisch anspricht, greif zu. Was das Forum so fährt, kannst du sehen, wenn du dem Gringo seined Fred: "unrere Räder" durchblätterst (meine sind auch drin). Da siehst du Kraut und Rüben und zum Glück wenig dezentfarbige Norwid Herrenräder mit Rohloffgetriebe, SON-Nabendynamo und Brooks-Sattel. Das wäre auch sonst unglaublich langweilig...
Micha