Einmal durch ganz Deutschland radeln vom südlichsten (Einödsbach Hof) bis zum nördlichsten Gebäude (Leuchtturm List West) : insgesamt bin ich in 3 Wochen 1490km gefahren. Übernachtet wurde im Zelt naturnah oder auf Campingplätzen.
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An einem Sonntag Morgen im Mai ging es von Köln mit dem Intercity Richtung Süden, mit Ziel Oberstdorf. Als wir uns Ulm näherten, gab es zunächst mehrere unplanmäßige Stops, dann mussten alle Radler den Fahrradwagen verlassen und in den benachbarten Wagon umsteigen, war die Klimaanlage defekt? Die betagte Lok schaffte es leider nur bis Ulm, bevor sie endgültig aufgab, hier war die Reise erst mal zu Ende.
Es dauerte dann eine ganze Weile, bis der vorher evakuierte Fahrradwagen wieder aufgeschlossen wurde und wir unsere Räder samt Gepäck ausladen konnten. Wir sollten dann im RE weiter Richtung Süden reisen. Erfreulicherweise machte dieser Regionalzug einen weitaus frischeren Eindruck und zusammen mit 4 weiteren Radreisenden fuhr ich optimistisch die restlichen 130km problemlos bis Oberstdorf: zwei Stunden zu spät, aber erst mal angekommen!
Zum Rubi-Camp direkt neben der Bahnlinie war es nicht mehr weit und wenig später stand mein Zelt: gute Nacht!
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Am nächsten Morgen schaue ich bei schönem Wetter auf schneebedeckte Berge, ein wunderschöner Anblick. Also Frühstück und dann geht es ohne Anhänger ca. 15km immer leicht aufwärts zum eigentlichen Startpunkt meiner Reise, den letzten Kilometer schiebe ich eine Schotterpiste hoch.
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Leider hat der Einödsbach-Hof noch Winterpause, nach ein paar Fotos geht es dann gleich wieder zurück nach Oberstdorf. Unterwegs treffe ein mir bekanntes freundliches Radler-Paar aus dem Zug gestern. Die Beiden haben sich für eine Woche in einem Hotel eingemietet und machen gerade mit ihren mitgebrachten Pedelecs einen kleinen Ausflug. Nach einem heiteren Plausch verabschiede ich mich mit den Worten: jetzt fahre ich immer weiter nach Norden bis Sylt... .
Am Rubi-Camp lese ich noch meinen verwaisten Anhänger auf und radle erst mal Richtung Sonthofen.
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Die Landschaft gefällt mir richtig gut: alles ist grün und leicht hügelig, nur Wiesen und Wälder, ohne erkennbares Waldsterben. Leider trübt das bis dahin schöne Wetter gegen Mittag zusehends ein.
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Als dann noch ein heftiges Gewitter mit viel Regen einsetzt und es dabei deutlich kälter wird, nutze ich die Zwangspause und steuere die örtliche Döner-Bude an: guten Appetit! Nach moderaten 70km mit einigen Höhenmetern verbringe ich die Nacht auf dem Camping Grüntersee.
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Mein nächstes Ziel ist das schöne Füssen: trotz Dauer-Nieselregen und regelmäßigen Schauern herrscht hier munteres Treiben, Schloss Neuschwanstein ist ja auch nur einen Katzensprung entfernt.
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Weiter geht es über ruhige kleine Landstraßen. Dabei begegne ich einigen Radreisenden, leider wird hier nicht zurück gegrüßt: liegt es am Wetter oder der Touri-Gegend oder an Beidem?
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Gegen Abend finde ich bei Epfach eine ruhige Wiese für mein Zelt.
Auch am nächsten Tag regnet es beständig. Ich folge weiter dem Lech bis zum schönen aber nassen Landsberg. Erst gegen Mittag wird es trockener.
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Das geschäftige Augsburg lasse ich schnell hinter mir und finde später bei Markt Thierhaupten an einem Feldweg unter einem großen Baum ein ruhiges Nachtlager.
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Am nächsten Morgen habe ich überraschenden Besuch: zahlreiche Nacktschnecken haben sich überall am Zelt eingefunden, erfreulicherweise hat aber der Regen endlich aufgehört. Beim Frühstück lese ich die Grüße zum Vatertag von einem meiner Söhne, danke nochmal.
Dann heißt es: auf zur Donau!
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Das Wetter wird jetzt richtig schön: 24 Grad Celsius und Sonnenschein mit ein paar weißen Wölkchen, so macht die Reise noch mehr Spaß.
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Als ich in Neuburg an der Donau eine Mittags-Pause einlege, klappt direkt neben mir eine ältere Frau zusammen. Gemeinsam mit ihrem betagten Mann setzen wir sie auf eine nahegelegene Bank. Als es ihr etwas besser geht, setzte ich meine Reise fort.
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Kurz hinter Ingolstadt finde ich eine kleine Wiese zwischen Radweg und Landstraße für die Nacht.
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Ab 4.30 Uhr setzt langsam der Berufsverkehr ein und es wird zunehmend lauter. Nach dem Frühstück sammel ich noch ca. 30 Nacktschnecken vom Zelt ab. Selbst zwischen den Laufschienen des Elliptigo`s haben sich diverse Schleimer häuslich eingerichtet.
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Es wird wieder ein angenehmes Kurze-Hosen-Wetter mit perfekt blauem Himmel und weißen Wölkchen. So geht es beschwingt weiter die Donau abwärts.
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Die letzten 20 Kilometer vor Regensburg fahre ich direkt am Fluss: so macht es richtig Freude!
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Auf dem Campingplatz angekommen dusche ich erst mal nach Tagen im dortigen Unisex-Badehaus (es gibt auch wahlweise ein klassisches Badehaus). Gezeltet wird auf einer schönen Wiese zusammen mit erstaunlich vielen Motorradfahrern und Radreisenden, Treffpunkt einer bunten Gemeinschaft.
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Regensburg gefällt mir sehr gut: ein Gesamt-Kunstwerk und das Wetter ist auch wieder topp.
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So geht es angenehm durch den Tag bis ich nach mehr als 80km mein Zelt auf einer großen abgemähten Wiese bei Pischeldorf aufbaue: guten Schlaf!
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Die Nacht wird wie immer nicht besonders kalt, ein wunderschöner Morgen erwartet mich. Als ich das Zelt wie gewohnt um 6.00 Uhr öffne, steht ein Auto in einiger Entfernung auf meiner Wiese. Zum Glück nur ein Angler, der zu dieser frühen Stunde auf einen guten Fang hofft: Petri Heil!
Weiter geht es durch eine sehr schöne Landschaft der Ober-Pfalz. Rauf und runter, durch Wälder und Felder. Dazwischen riesige Solarparks, Windkraft-Anlagen sieht man ja in Süddeutschland fast gar nicht.
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Um meinen Wasservorrat aufzufüllen, halte ich an einem Friedhof mit einheitlichen Holzkreuzen: keine schlechte Idee, gefällt mir sehr gut.
Schließlich komme ich auf 722 Meter über NN zur „Europäischen Hauptwasserscheide Donau/Elbe“, danach geht es wieder abwärts aber wellig weiter.
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Unterwegs entdecke ich eine nette Einkehr: Pizza-Pause. Nach gut 80km finde ich nach einigem Suchen in Waldnähe neben einer alten Jagdhütte ein lauschiges Nachtlager.
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Leider ist die Autobahn nicht weit entfernt und meine Nachtruhe wird durch das typische Dauer-Rauschen etwas getrübt. Dafür werde ich am nächsten Morgen durch den Ruf des Reh-Bocks und einem prächtigen Vogel-Konzert geweckt, kein schlechter Start in den jungen Tag.
Dann brauche ich einige Zeit, bis ich wieder auf meinem Trek bin. Durch die gestrige Lagersuche bin ich doch ganz schön vom Kurs abgekommen. Es geht gut voran auf kleinen Pfaden entlang einer alten Bahntrasse.
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Dann stoppt mich ein kräftiger Mann ganz in orange: „hier darf keiner weiter, da hinten steht meine riesige Baumaschine“. Diskutieren macht hier keinen Sinn, also zurück und in einem riesigen Bogen durch den Wald hoch und wieder runter zurück auf die Bahntrasse.
Später komme ich zur Porzellanstadt Selb und beim ersten Stopp fällt mir ein interessantes Mosaik in einer Passage auf.
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Ein Passant, den ich nach dem nächsten Supermarkt frage meint: gehen Sie mal durch bis zu dem Platz, dort ist auch noch ein schöner Brunnen zu sehen. Hier angekommen bewundere ich ein beeindruckendes Unikat aus 55000 Porzellanfliesen der Manufaktur Flügel, danke für den Insider-Tipp.
Als ich so durchs Fichtelgebirge radle komme ich unverhofft an die Tschechische Grenze, das war mir bei der Tourplanung zu Hause gar nicht aufgefallen.
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Die Straße geht geradeaus und ein kleiner tschechischer Zipfel ist im Wege: also weiter. Es geht rauf auf 700 Meter und nach nur 14km bin ich wieder im Heimatland, dann hoffe ich mal, das meine Deutschlandtour trotzdem gültig ist

.
Es wird wieder sehr warm und in Oelsnitz steuer ich den nächsten Supermarkt an, um 2 Wasserflaschen zu kaufen. Neben mir fährt ein ältere Herr mit einem topp renovierten tschechischen Oldtimer-Roller vor, der mich an einen alten Heinkel-Roller aus meiner Jugend erinnert.
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Dann gesellt sich noch ein weiterer Passant dazu und wir diskutieren gemeinsam über unverwüstliche 2-Takt Roller aus vergangenen Ost-Zeiten. Nachdem der Roller-Pilot in einer blauen 2-Takt Wolke davon gebraust ist, meint der Passant lachend zu mir, das er mir meinen Anhänger vor 12 Jahren über das Radreise-Forum verkauft hätte. Da bin ich erst mal sprachlos und frage ihn, woran er denn den Anhänger erkannt hat. Na, von dem Cyclone gibt es ja nicht so viele, und in der Kombination mit Elliptigo schon mal gar nicht. Wir unterhalten uns noch eine Weile über seine Reisen mit seinem BikeFriday u.a. durch Taiwan und ich berichte ein wenig von meinen längeren Ausflügen. Fröhlich verabschieden wir uns von einander.
Was gibt es doch für irre Zufälle.
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Weiter geht es durch das Vogtland bis ich kurz nach Wolfspfütz mein Camp aufbaue. Ein ereignisreicher Tag mit vielen Hügeln und 900 Höhenmetern geht ruhig zu Ende.
Guten Morgen! Nach dem Frühstück packe ich meine Habseligkeiten in den Cyclone und fahre nach Zwickau, hier erwartet mich eine schön restaurierte Altstadt.
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In einer engen Gasse kommt mir auf dem Bordstein eine junge Familie mit ihrem ca. 3-jährigen Sohn entgegen. Der Junge stoppt vor meinem Gefährt und befühlt mit seinen kleinen Händen völlig gedankenverloren die langen Schalt- und Bremszüge des Go's. Nach einer geraumen Weile schaue ich seinen Vater an, wir lachen beide entspannt, dann gehen sie weiter.
Vorbei an dem großen VW-Werk, das ich linker Hand unter mir im Tal sehe, geht es über so manchen Hügel, Felder und kleine Wälder. Kurz hinter Windischleuba baue ich nach knapp 80km, auf einer Abschuss-Wiese für Jäger, mein Camp auf.
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In der Nacht kühlt es nur bis 10 Grad Celsius ab und um 7.00 Uhr morgens sind es bereits 21 Grad im Zelt: Mückenalarm! Dann folge ich der Pleiße mit freundlichem Ostwind von schräg hinten bis zur Stadtgrenze von Leipzig.
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