Hallo Natalie,
mit Spannnung und Genuss habe ich jetzt deinen Bericht gelesen,

auch um zu sehen, was es für angekündigte Parallelen zu meiner diesjährigen Tour so gibt. Wohl sind die Überschneidungen durch die spontanen Änderungen geringer ausgefallen. Den östlich Teil jenseits vom Tagliamento habe ich diesmal gar nicht besucht, kenne aber vieles bereits von früher. Am meisten vermisse ich noch das inländische Istrien in Kroatien mit den kleine Orten, derer einige "Gourmetorte" sind, die ihr zum Teil jetzt im Programm hattet.
Zeitlich gesehen hatten wir gar keine Überschneidungen, denn wo wir uns geografisch hätten treffen können, war ich deutlich später. Die größte Übereinstimmungen finde ich im Cadore-Tal zwischen Pieve di Cadore nach Süden und Richtung Spilimbergo, wo ich mittags ein heftiges Gewitter aussitzen musste. Wie üblich bin ich natürlich wiederum verwinkelter gefahren.
Zwei korrektive Anmerkungen muss ich noch machen. Der Passo San Boldo (ich bin abends von Süden hoch und habe oben unter Gottes Hand übernachtet) besteht überwiegend nicht aus reinen Natursteintunnels, sondern die meisten Tunnels haben eine Betonverschalung samt Ampelregelung, weil zu schmal für Gegenverkehr. Das besondere hier sind die Kehrentunnels, heißt die Kurven sind im Tunnel. Das ist grundverschieden von Stelvio, wo alle Kehren offen im Auge des Betrachters liegen. Wegen der Kehrentunnels liegen die geraden Streckenteile recht dicht über- und untereinander, sodass man die Straße recht eindrucksvoll einsehen kann. Beim Stelvio ist es mehr wegen der offenen Berglandschaft und mit einem speziellen, sonst selten Aussichtspunkt. Grundsätzlich gibt es viele tolle Kehrenbergstraßen, jedoch meistens ist das Gelände schlecht einsehbar, verschwindet im Wald usw. und deswegen kann man das fotografisch selten dokumentieren und fällt dann keinem auf.
An einer anderen Stelle hast du im Fließtext die Geografie etwas verändert. Die Idrijca fließt in Most na Soci in die Soca, wo sich auch der aufgestaute See befindet - nicht in Kobarid, das weit nördlicher liegt, wo ihr ja auch nahebei (Trnovo) übernachtet habt. Ging wohl beim Schnellschreiben durcheinander.
Zum Wetter: Ja, das war schwierig. Ich konnte mich aber recht gut anpassen, nachdem ich am zweiten Tag schon mal kurz dachte, die Tour abzubrechen oder massiven Standortwechsel ans Mittelmeer. Es zeigt sich aber, dass man mit den Lücken ohne Regen ganz gut arbeiten kann, dass man Wetterberichte ignorieren muss. Ich musste teils mit 6 Lagen Klamotten am Oberkörper fahren und eine dickere Langhose kaufen. Ansonsten hatte ich auch oft Glück, gerade rechtzeitig noch ein Dach zu finden, bevor das große Wasser runterschüttete. Gewiss war ich recht flexibel in Übernachtungsstandorten - es würde wieder ein vergnügliches Buch füllen. Ebenso krass war dann der Wechsel nach ca. 6 Wochen zum fast tropischen Klima mit hoher Luftfeuchte. Zum Ende konnte ich mir kaum noch vorstellen, wie ich die ersten 6 Wochen überstanden habe. Der letzte Tag am Sonntag war dann wie die ersten Wochen und wiederum das rechte Zeichen, die Tour zu beenden. Das große Wasser kam dann als ich im Zug war.
Wie du als Fazit schreibst, habt ihr aber auch eine Wahl getroffen mit dem Ausfahrt in den Karst und das Dinarische Gebirge. Beim Käse bist du wohl auch nicht zu kurz gekommen. Zu Soverzene (da wo die rosa Räder am Radweg stehen) habe ich noch eine rührende Geschichte, aber das vielleicht ein andermal.