Fortsetzung:
Für uns zweigt der Weg jetzt nach Westen in Richtung Salar Coipasa ab. Zunächst eine Rampe 5 km hoch, gefolgt von einer schönen Abfahrt ins Tal wo man in der Ferne schon den Salar erkennen kann.
Einmal unten angekommen haben wir leichte Orientierungsschwierigkeiten weil es mehrere mögliche Pisten gibt und wir zunächst mal einen Umweg fahren. So oder so ist die Landschaft aber sensationell schön. Und außer uns weit und breit kein Mensch unterwegs.
Wir fahren über endlose Salzwiesen bis wir die kleine Ortschaft Luca erreichen. Es gibt kalte Cola und ein paar Kekse und weiter geht’s in Richtung See. Leider wird’s nun zunehmend sandig und über weite Teile kaum noch fahrbar. Wir sind müde, es wird immer windiger und so schlagen wir ziemlich bald das Zelt auf.
Am Abend wird es nochmal wieder richtig stürmisch. Es rappelt heftig am Zelt und der Sand und Staub dringt durch alle Ritzen. Inzwischen ist das Zelt und eigentlich alles was wir mit uns führen – ob Kleidung, Taschen oder Schlafsäcke durchgängig paniert.
Die letzten Kilometer zum See am nächsten Morgen gehen dann überraschend flott. Schon bald geht die Sandpiste wieder in einen gut fahrbaren festen Untergrund über.
Einmal auf dem Salar angekommen sind wir begeistert. Der Salar Coipasa gefällt uns fast noch besser als der Salar de Uyuni! Fahrspuren gibt es kaum, aber der Untergrund ist viel glatter als auf dem Salar de Uyuni und daher kreuz und quer super fahrbar. Und keine Menschenseele weit und breit – wir haben den kompletten See für uns alleine!
Wir kommen schnell voran und erreichen nach knapp 2 ½ Stunden die Ortschaft Coipasa. Gleich am Ortseingang, an einer Baustelle eines Gemeindehauses winken uns die Leute heran. Es ist Mittagszeit und ob wir etwas essen wollen? Soviel verstehen wir. Was es zu essen gibt – da verstehen wir aber leider kein Wort. Egal, wir nicken, werden am Tisch platziert und bekommen 2 Teller vollgeschaufelt. Satt sind wir geworden – auch wenn es für uns jetzt nicht unbedingt ein Highlight der bolivianischen Küche war: Eine etwas wässrige Suppe, ein Berg klebriger Reis, Hähnchenstücke und viele Maronen (? - das ist zumindest meine Vermutung).
Wir füllen im Ort noch unsere Wasservorräte auf und machen uns wieder auf den Weg. Weitere 10 km Salar liegt noch vor uns, bevor wir uns dann Richtung chilenische Grenze wenden.
Zunächst noch gut fahrbar werden die letzten Kilometer bevor wir das Ufer erreichen dann allerdings zunehmend nasser. Das Salz spritzt und spratzt in alle Richtungen und bedeckt Räder wie auch uns mit einer dicken Kruste.
Insofern sind wir am Ende dann doch froh, als wir am Ufer ankommen. Selbst der kleine Reisebär hat den Hintern gesalzen bekommen.

Das Dorf Villa Vitalina hat zwar einen sehr klangvollen Namen und einen hübsch zurechtgemachten Dorfplatz, Menschen sehen wir allerdings keinen einzigen.
Wir orientieren uns nach Westen und steuern jetzt über Pisten die Grenzstation Pisiga/Colchane an. Einmal mehr durch sensationelle Landschaft und völlig menschenleer. Es geht nochmal über weite Salzwiesen und Sandebenen, bietet ein weiteres Mal einen wunderschönen Zeltplatz und ist für mich – völlig unerwartet - mit eine der schönsten Strecken der Reise.
Erst am Grenzort Pisiga Bolivar treffen wir wieder auf die Straße. Und bekommen ob des kilometerlangen LKW-Staus einen ungefähren Eindruck davon, was uns erwartet.
LKW-Stau in BolivienWir passieren die LKW-Schlangen und diversen Wechselstuben. Da wir in den Salzwiesen nochmal übernachtet haben, erreichen wir die Grenze vormittags gegen 11 Uhr. Auch direkt an der Grenzstation stauen sich die Menschen. Mit unseren Rädern müssen wir uns an der Schlange für Autoreisende anstellen. Warum die Autoreisenden nicht im Auto sitzen und hier in der Schlange stehen? Nun, die Einreiseformalitäten hier sind schon speziell: Das Auto wird geparkt, die Insassen gehen zu Fuss mit all ihrem Gepäck durch die Grenzkontrolle. Das Gepäck wird geröntgt. Dann wird das Fahrzeug von Grenzbeamten aufwändig durchsucht. Erst danach dürfen dann alle Insassen wieder ins Fahrzeug einsteigen und nach Chile einreisen.
Und dieses ganze Prozedere dauert – und dauert – und dauert. Wir warten ca. 4 Stunden bis wir endlich an der Reihe sind. Bernd kommt während der Wartezeit mit einem jungen Bolivianer ins Gespräch, der sehr gut englisch spricht – eine echt nette und interessante Unterhaltung. Endlich am Schalter angekommen lernen wir, dass für die Ausreise aus Bolivien zunächst ein online Formular auszufüllen ist, dass über einen QR-Code gescannt werden kann und dann einen neuen QR-Code erzeugt, der vorgelegt werden muss. Ohne Formular/QR Code keine Ausreise. Blöd nur, dass wir auf den Handys kein Internet haben und das WLAN in der Grenzstation nicht funktioniert.

Netterweise springt der junge Bolivianer schnell ein, füllt die Formulare auf seinem Handy für uns aus und so dürfen wir doch noch ausreisen. Was machen hier eigentlich Menschen ohne Smartphone?
Als wir dann nach gut 4 Stunden endlich auf chilenischer Seite stehen sehen wir uns ungläubig um: keine Wechselstube weit und breit!
LKW-Stau in ChileDas kann ja wohl nicht wahr sein! Wir waren fest davon ausgegangen, dass auch auf chilenischer Seite die Möglichkeit bestehen würde, Geld zu wechseln und hatten deshalb die Buden auf bolivianischer Seite allesamt links liegen lassen. Aber nein – keine einzige weit und breit. Wir sind etwas fassungslos. Und nu?

Wir rollen erstmal bis in den Ort Colchane. Vor uns liegen 4-6 Tage Piste durch Nationalparks ohne Versorgungsmöglichkeit. Hier in Colchane wollten wir eigentlich Geld tauschen, nochmal eine Unterkunft nehmen und Verpflegung für 6 Tage einkaufen. Jetzt hatten wir nicht einen chilenischen Peso in der Tasche. Alle Leute die wir im Ort nach einer Geldwechselmöglichkeit fragen weisen Richtung Grenze: „in Pisiga, in Bolivien“. Wir verdrehen die Augen – da kommen wir doch grad her und der Grenzübertritt hat 4 Stunden gedauert! Damit wird Geldholen zu einer Tagesaktion! Wir machen uns auf die Suche nach einer Unterkunft. Das Hostel ist verschlossen und bei der angegebenen Telefonnummer nimmt keiner ab. Aber im Hotel gegenüber können wir ein Zimmer bekommen und mit Dollar bezahlen. Wir nehmen ein Zimmer, schnaufen durch und waschen unsere staubigen Klamotten. In der Stadtverwaltung schließlich bekommen wir noch einen Hinweis: Im Hostel könne man Geld abheben. Nochmal zum Hostel, inzwischen ist da auch jemand da und ja, Geld abheben sei im Prinzip möglich, aber im Moment hätten sie kein Geld da. Morgen wieder, ab 8 Uhr. Ok, dann kommen wir morgen wieder.
Teil 3: Chile, 10 Tage, 409 km Der erste Gang führt uns wieder zum Hostel. Nein, es gibt immer noch kein Geld – vielleicht ab 10. Ok, wir packen in Ruhe unser Zeug zusammen, machen uns startklar und stehen um 10 wieder auf der Matte. Nein, Geld gibt es immer noch nicht. Bernd wird langsam ungehalten: ob sie vielleicht mal nachfragen könnte ob es heute überhaupt was gibt? Und siehe da: nein, heute wird es kein Geld geben. Na prima. Wir fahren nochmal zurück zur Grenze, vielleicht haben wir ja irgendwas übersehen. Nein, haben wir nicht – es gibt keine Wechselstuben. Wir klappern die Läden und Restaurants ab, ob uns jemand Dollar wechseln kann aber nein, alle weisen wieder rüber nach Bolivien. Schließlich bietet uns ein Händler doch an, unser Bolivianos in chilenische Pesos umzutauschen. Hurra! Das sind zwar umgerechnet nur noch rund 25 Euro, aber so haben wir zumindest etwas Bargeld in der Tasche, falls wir mal für den Notfall was brauchen. Wir klappern nun diverse Läden ab in denen wir mit Karte bezahlen können und suchen uns die Verpflegung für die nächsten 6 Tage zusammen und dann kann es endlich los gehen! Gut 5 km entfernt biegen wir von der Hauptstraße ab Richtung Isluga Nationalpark. Über die Strecke die jetzt vor uns liegt war ich auf der bikepacking.com Seite gestolpert. Sie hatte sich für unsere Streckenplanung gut angeboten und es geht entlang der Grenze vorbei am Vulkan Isluga, um den Salar de Surire und durch die Nationalparks Las Vicunas und Lauca nach Putre.
Zunächst arbeiten wir uns langsam von 3700 auf 4300 m hoch. Auf den ersten Kilometern passieren wir noch die kleinen Siedlungen Isluga und Enquelga.
Auch wenn wir auf dieser Reise andere Reiseradler ausschließlich auf und um den Salar de Uyuni getroffen haben – es scheinen doch noch mehr auch hierher zu fahren:
Kaum haben wir die beiden Siedlungen hinter uns gelassen, wird es allerdings wirklich leer.
Da der Wind am frühen Nachmittag auch heute wieder extrem zunimmt, schlagen wir auch heute unser Zelt wieder relativ zeitig auf. Überhaupt, der Wind: der hat auf dieser Tour ziemlich oft den Tagesrhythmus diktiert. Kurioserweise drehte er nicht selten im Tagesverlauf um 180° - freuten wir uns am Morgen noch drüber, dass es sich locker flockig fährt, hat er uns am Nachmittag manches Mal selbst beim Schieben ausgebremst. Ich glaub auf keiner unserer Touren haben wir so häufig so zeitig am Tag das Zelt aufgestellt.
Kleiner Einblick in die Speisekarte der nächsten Tage – den Luxus der Würstchen gab’s bedingt durch die mangelnde Haltbarkeit allerdings nur am ersten Tag:
Der weitere Weg führt uns zunächst entlang einer weiten Ebene des Rio Isluga, bevor wir dann langsam nach oben klettern.
Der Isluga qualmt so still vor sich hin:
An der letzten Rampe, bevor wir das erste Plateau auf 4300m erreichen, kommt uns tatsächlich ein Auto entgegen. Ein Miet-Allradcamper. Bernd ist weit vor mir und schon in regem Gespräch als ich auch mit hängender Zunge oben ankomme. Es ist ein Paar aus Berlin

das mit dem Camper für 3 Monate hier unterwegs ist. Es ist ein netter Austausch. Und als Bernd auf die Frage: „Braucht ihr noch irgendwas?“ antwortet mit „Ja, habt ihr Bargeld?“ bekommen wir auch noch mal chilenische Pesos in die Hand gedrückt. Jetzt brauche wir uns um Geld wirklich keine Gedanken mehr zu machen. Danke nochmal dafür!!!
Die Pisten auf der Hochebene sind zwar ein reines Waschbrettparadies, dennoch – die Gegend ist traumhaft!
gleich geht's weiter...