Der Schwarzwaldbote meldet sich mal wieder, muss aber einräumen, dass sein Berichtswesen weitgehend zusammengebrochen ist. Viele der denkbaren Botenextrakte gelten zumindest vorübergehend als verschollen und wir müssen uns damit abfinden, dass die zeitlich Lücke gleich mehrere Jahre umfasst. Immerhin brachte die jüngste Ostereisuche wieder ein paar Notizen auf den Berichtsbogen, wenn auch nur kurz gefasst.
SW-2022-1 Osterrunde Ortenau mit Nordschwarzwald feat. Gaishölle & Renchtäler15.-20.4.2022 (6 Tage)
419 km (70 km/d)
7930 Hm (1322 Hm/d) – barometrisch
Topografische Schwierigkeit: 1893 Hm/100 km
Angeregt von der Blütenzeit entschied ich mich für eine spontane Ostertour mit Schwerpunkt der nördlichen Ortenau. Im unteren Renchtal zwischen Oberkirch und Bad Petertal – renommiert für sein Mineralwasser - gruppieren sich einige kaum bekannte kleine Täler, teils mit steilen Rampen versehen, gleichwohl noch kein Hochschwarzwald und angelehnt an blütenreiche Streuobstwiesen. Am besten gefallen haben mir die Fahrten über Rinkhalde (Rinkenhof) von Ramsbach ins Allerheiligental und die Fahrt von Ibach über Rollwasen nach Bad Peterstal. Wer fauler ist, kann auch die drei happigen Anstiege um Bad Peterstal zu einem verkürzen, da es verbindende Höhenpisten gibt (Rollwasen, Braunberg, Hinterbästenbach) – auch darüberhinaus weiterführend.
Schon mehr Obstplantagen beschreiben die teils flachen, teils noch hügeligen Randlagen um die Ortenauweinstraße. Ich stieß dabei einmal bis in die Oberrheinebene vor, um einen Baggersee bei Maiwald (Achern) zu besuchen, was sich aber kaum lohnte. Schon allein die deftigen Winde aller Tage (am Schlusstag der heftigste) vergällte einem Ruhepausen an ungeschützten Plätzen und Fahrten im Flachen. Immerhin war es meist sonnig und daher leuchteten die Blütenlandschaften wunderbar frühlingsgerecht. Recht trüb war es nur in der ersten Tageshälfte des Karsamstags über Grünhütte und Wildseemoor.
In die Tour konnte ich noch ein paar neue Wasserfallansichten des Schwarzwalds einbinden – da zu nennen die vielstufigen Gaishöllwasserfälle bei Sasbachwalden (muss man zu Fuß begehen) und den Hollchenwasserfall auf dem Weg zwischen Freiersberg und Mülbensattel.
Die dritte Wasserseite führte mich zu moorigen Karseen, die die Eiszeit im Schwarzwald hinterlassen hat. Das Kaltenbronner Wildseemoor und der Glaswaldseee waren mir zwar schon alte Bekannte, aber die Anfahrten neu wie z.B. über Grünhütte aus dem Enztal zum Wildseemoor. Den Glaswaldsee versuchte ich diesmal von oben zu erreichen, was mich zu einem etwas verwegenen Fußabstieg über einen Blocksteinweg verleitete, in umgekehrter Richtung mit Gepäckrad nicht machbar, aber auch abwärts nicht zu empfehlen (die Piste führt allerdings weit außen rum). Eigentlich hübscher und auch leichter zu erreichen ist hingegen der Ellbachsee, der sich unterhalb der Kniebishöhe bzw. Alexanderschanze befindet – allerdings nur über (gute) Pisten angebunden.
Auf der An- und Rückfahrt konnte ich auch noch ein paar neue Anstiege einbauen, schon besagte Grünhütte (fuhr allerdings Piste statt die geplante Straße, viel Wald, wenig Aussicht), die Auffahrt Zainen aus dem Nagoldtal (bisher nur abgefahren), die Hundsbachtalanfahrt zum Hundseck (ebenso bisher nur abgefahren, relativ leicht) sowie einen kleineren Übergang vom Bühlertal nach Neusatz/Ottersweier, was mich unerwartet auch zur Burg Neuwindeck führt, während ich die ebenso naheliegende Mutterburg Windeck ausließ.
Dort verzettelte ich mich etwas in einem Übergang nach Sasbachwalden über Hohritt, der mit Passagen von 25-30 % Steigung mich überforderte. Das Schieben des Velos sorgte schließlich für nachhaltig kritische Rückenschmerzen für ein paar Tage lang. Unterhalb hätte es einen einfacheren Übergang gegeben.
Die Straßenanfahrt zum Mülbensattel ist samt dem Hollchenwasserfall eine schöne Sache, die Weiterführung als Piste Richtung Glaswaldsee aber reizwarm. Man könnte den Pass auch als Rundkurs mit Piste von/nach Peterstal fahren.
Die Kniebisauffahrt von Bad Rippoldsau überzeugte mich mit der breiten Straße nicht so recht, ohnehin liegt der Reiz im Wolftal unterhalb der Verzweigung zwischen Kniebis und Freudenstadt. Eine kleine Entdeckung war hingegen das Stutzbachtal als Alternative zur Landstraße von Igelsberg hinunter nach Erzgrube (ein kurzes Stück aber raue Forstpiste).
Landschaftlich bescheidender war eine Höhenalternative bei der Nagoldtalsperre über Grömbach. Hingegen wiederum lieblich blütenhübsch zeigte sich ein asphaltierter Weg durchs Naturschutzgebiet Mindersbacher Tal von Ebhausen (Nagoldtal) nach Mindersbach hinauf, final auch sehr steile Rampe.
Alle Nächte waren frisch nahe an der Frostgrenze, die kälteste Nacht wohl in Kniebis. Den einzigen regulären Camping besuchte ich in Höfen an der Enz – die Duschräume waren sogar beheizt, was wohl auch den nicht wenigen Dauercampern zu verdanken ist. Bei Bad Peterstal wäre ich noch nahe an einem Campingplatz dran gewesen, entschied mich aber für eine etwas heikle Straßenrandlage an einer Steilrampe. Auch von Kniebis aus wäre ein Camping Richtung Freudenstadt gut erreichbar gewesen, der aber in einer mikroklimatisch ungünstigen Talmulde liegt.
Die Gastronomie zeigte sich nicht gerade verlockend, die Servicezeiten scheinen wegen des verbreiteten Personalmangels wohl immer kürzer zu werden. Nach den Ostertagen war am Dienstag fast überall zu, nur ein Tankstellenbistro „rettete“ mich. Einige bessere Alternativen haben mittlerweile nicht nur inflationsbedingte Hochpreise und bieten keine einfachen Gerichte mehr an. Vielfach stehen hochpreisige Fleischgerichte mit viel gekünsteltem Speisekartensprech im Fokus. Gäste waren selbst an den Ostertagen eher wenige, sicherlich war ich nicht in den Hotspots. Mit schwarz verbrannten Panadenschnitzel und Tütensaucenpampe kann man aber kaum Gäste gewinnen. Da war das Schnitzelbrötchen in der Tankstelle Kniebis deutlich besser als die Schuhplatten im Landgasthof von Ödsbach.
Die Etappen:
(Fr) Stuttgart - Solitude - Leonberg - Rutesheim - Perouse - Hausen - Neuhausen - Unterhaugstett - Bad Liebenzell - via Beinberger Steige - Zainen (699 m) - Schömberg - Langenbrand – Höfen [65 km | 1110 Hm]
(Sa) Höfen - Bad Wildbad - via Mittelbergsteige (Piste) - Stürmleslochhütte - via Pisten - Grünhütte (830 m) - via Piste - Wildseemoor (ca. 2 km Fußgang über Bohlenweg) - via Piste - Kaltenbronn - Schwarzmiss (933 m) - Reichental - via Radweg - Weisenbach - via Murgtalradweg Forbach - via Murgtalradweg - Raumünzach - Erbersbronn - Hundsbach - Hundseck (884 m) - Sand (831 m) - Bühlertal - Neusatzeck (487 m) - Neusatz - Ottersweier – Haft [85 km | 1745 Hm]
(So) Haft - Lauf - Burg Neuwindeck - Lautenbächle - Hohritt (800 m) - via Brandmatt/Piste - Hörchenberg - Wanderung Gaishöllwasserfälle - Sasbachwalden - Achern - Großweier - Maiwald/Maiwaldsee - via L87 - Oberachern - Waldulm - Ringelbacher Kreuz (353 m) - Oberkirch - Ödsbach - Giedensbach Ferienhausweiler [69 km | 1190 Hm]
(Mo) Giedensbach - Kalikutt (528 m) - via Steinbächle - Oppenau - Ramsbach - Rinkhalde (497 m) - Lierbach - Oppenau - Ibach - Rollwasen (618 m) - Bollenbach - Löcherberg - Braunberghütte (602 m) - Bad Peterstal – Bästenbach [43 km | 1295 Hm]
(Di) Bästenbach - Hinterbästenbach (628 m) - Bad Peterstal - Hinterfreiersberg - Holchenwasserfall - Mülbensattel (700 m) - via Unteres/Oberes Seebenesträßle (945 m) - Fußabstieg zum Glaswaldsee - Vor Seebach - Bad Rippoldsau – Kniebis-Pass (930 m) - Kniebis-Dorf/Buchschollen [42 km | 1350 Hm]
(Mi) Kniebis-Dorf/Buchschollen - teils via Waldpiste - Ellbachseeblick - via Piste - Ellbachsee - via Piste/Ellbachtal/Ellbachstraße - Mitteltal - Baiersbronn - Klosterreichenbach - Bengelbruch (781 m) - Igelsberg - via Stutzbachtal (meist Waldpiste, teils matschig gefurcht) - Erzgrube - Nagoldtalsperre (linkes Ufer) - via Piste - Erzgruber Straße (678 m) - Grömbach - Altensteig - Ebhausen - via Mindersbacher Tal (Radweg) - Mindersbach (571 m) - Emmingen - via Nagoldtal - Wildberg - Gültlingen - Deckenpfronn (600 m) - Dachtel - Aidlingen - Böblingen - via Römerstraße – Stuttgart [115 km | 1240 Hm]
Noch mehr Bilder gibts in der
Bildergalerie, wenn auch unkommentiert. Ein nochmals erweiterte Bildergalerie findet sich ferner auf meiner
Facebook-Seite – dort sind die meisten Fotos auch kommentiert.
Fortsetzung in der Ferne nicht ausgeschlossen