SW-2011-1 Schwarzwald Nord: Die sagenumwobende Mystik der Gertelbach-WasserfälleWaldprechtstal – Gertelbach-Wasserfälle – Nagoldquelle
3 Tage | 331 km | 3645 Hm
Eine recht kurze Tour, deren eher strategische gedachte Anfahrt noch am Schwarzwaldrand vorbeiführt. Das recht urige Waldprechtstal und die nicht per Rad erkundbaren Gertelbachfälle sind jedoch echte Highlights im Nordschwarzwald, wenngleich nicht unbedingt auf der ersten Skala der Touristen zu finden. Der Abschluss lässt sich entlang des gesamten Nagoldtales mit Talsperre und Weiterfahrt nach Pforzheim statt Stuttgart zu einer recht schattenbetonten Sommerkurzreise aufwerten. Altensteig, hier nur kurz durchfahren, sollte eine intensivere Besichtigung wert sein (Fachwerk).
Fr 19.8.
Stuttgart – Leonberg – Perouse – Friolzheim – Seehaus – Pforzheim – Keltern – Ettlingen – Rheinstetten-Forchheim/Epplesee78 km | 18,6 km/h | 4:10 h | 810 Hm
AE: Seekneipe Epplesee
Ü: C wild
Sa 20.8.
Rheinstetten-Forchheim/Epplesee – Durmersheim – Malsch – Waldprechtstal – Michelbach – Gaggenau – Selbach – Baden-Baden – Steinbach – Rheinmünster-Söllingen/Kriegersee – Greffern – Bühlertal-Obertal105 km | 15,7 km/h | 6:52 h | 1055 Hm
AE (Gasthof in Obertal): Geschnetzeltes m. Spätzle, Rw, Nachtisch
Ü: C wild
Um Missverständnisse zu vermeiden: Der Epplesee ist kein Camping-Revier, sondern nur ein recht großer und zur Saison gut besuchter Baggersee im erweiterten Einzugsgebiet von Karlsruhe bzw. Ettlingen. Ein einzelnes Zelt an den teils sandigen Uferstreifen bei den Abbruchkanten aufzustellen ist aber schon mal gut möglich. Das Strandbistro mit Piratenflagge bei den ausgedehnten Nacktbadebereichen war mal ein recht unkomplizierter, dem Piratengedanken nahe stehender, anarchischer Treffpunkt. Die (neuen?) Betreiber haben den Laden aber ein wenig ins Spießbürgerliche hin entweiht, sodass die Piratenflagge eigentlich eingezogen werden müsste. Gourmet-Köstlichkeiten gibt es trotzdem nicht, aber für ein warmes Abendmahl, welches klassischer Schwimmbadkulinarik entspricht, reicht es allemal.
Bis Malsch arbeitet man sich durch die Rheinebene – eher parallel zu stärker befahrener Bundesstraße, von Lärmschutzwänden getrennt oder eben durch typisch badische Rheinstädte (ohne am Rhein zu fahren). Waldprechtsweier ist ein kleiner, romantischer Ort (mit Campingplatz, sonst aber eher verlassen), bereits mit Schwarzwaldidylle, mit Wassermühlenspielen zu Fuße eines Kaskadenbaches. Man folgt einer Pistenroute – auch Forststraße – auf der linken Bachseite (also von unten gesehen rechts). Eher begegnet man hier mal einem Wanderer als sonstigen Fahrzeugen. Meist schattig, aber mit Lichtungen, wo sich auch mal ein Reh zeigt. Sehr hübsche, stimmungsvolle Blickwechsel und recht unberührt irgendwie. Manche Wanderer starten oben, bei der Straße, wo ein Parkplatz ist. Weiter könnte man über Piste noch vollendet zum Mahlberg fahren, der nur wenig höher liegen dürfte.
Ebenfalls hübsch und nicht allzu sehr befahren, auch kurvenreich fährt es sich nach unten über Michelbach zum belebten unteren Murgtal. Hier besteht alsbald Anschluss nach Selbach, wobei ich von drei möglichen Zugängen den nördlichsten gefahren bin, über eine recht einsame Zwischenhöhe mit einer neuen offenen Waldkapelle. Erneut steigt man auf – nicht untypisch für die Gegend bei Baden-Baden, wo es ein ganzes Sammelsurium von mittleren bis steileren Anstiegen gibt. Wer nicht dem Promenieren wohlhabender Schönmenschen zuschauen möchte, wird Baden-Baden schnell durchqueren wollen, wobei es sich lohnt, die Parkroute zu erwischen. Man kommt so ohne City-Berührung an den Abzweig Fremersberg/SWR bzw. Golfplatz. Auch für diesen letzten Anstieg zur Rheinebene sollte man noch Restkörner aufbehalten, die Prozentwerte sind zweistellig, wenn auch eher nur kurz. Ungefähr am höchsten Punkt, oberhalb des Golfplatzes, mit Bushalte und Wetterhütte, findet sich ein Abzweig, der später in Piste übergeht. Auf diesem Weg kommt man entweder zu irgendwelchen Burgruinen oder zum Tripschsee, welcher ein recht verstecktes, inoffizielles wie kleines Baderevier vor hoch aufragenden Felswänden bietet – als wäre man mitten in einem Hochgebirge.
Über den weiteren Verlauf der Tour war ich ziemlich im Unklaren, sodass ich erstmal das Weite in der Rheinebene suchte. Da ich erneut an einem Baggersee (Kriegersee bei Rheinmünster-Söllingen) hängen blieb, erledigten sich weitere Tourgedanken etwa nach Frankreich. Den Schwarzwaldrand vermochte ich aber noch zu erreichen, nur dass Bühlertal-Obertal schon recht eng zwischen Berghängen liegt, was nicht gerade viele Möglichkeiten eines Zeltaufstellens ermöglicht. Sehr erfreulich versteht sich hier aber zu speisen, da noch im Einflussbereich der Weinberge und badischer Gourmetzungen gelegen.
So 21.8.
Bühlertal-Obertal – Haus Gertelbach – Wanderung Gertelbach-Wasserfälle – Obertal – Wiedenfelsen – (per Waldpiste) – Hundseck (950m) – Raumünzach – Hutzenbach – Besenfeld – Urnagold – Altensteig – Nagold – Mötzingen – Seebronn – Hirschau – Tübingen – Eichenfirst – Waldenbuch – Echterdingen – Stuttgart148 km | 16,9 km/h | 8:48 h | 1780 Hm
Für den weiteren Verlauf bedarf es der Fahrt in eine Sackgasse. Theoretisch kann man über Piste weiter, deren Qualität ich aber nicht einzuschätzen vermag. Auch diese Pistenalternative erlaubt jedoch nicht die Besichtigung der Gertelbach-Wasserfälle, die man nur über einen Pfad durchgehend erkunden kann. Dabei handelt es sich um eine ganze Kette von kleineren und größeren Kaskaden, wobei sich das aufregendste Ensemble an Wasserstrahltreppen und Sprudeln im oberen Teil befindet. Es wäre jedoch falsch, von
einem Wasserfall zu sprechen, derweil der gesamte Weg ein meditatives Erlebnis zwischen rauschender Naturmystik und geisterhaftem Schwarzwaldmysterium ist. Der Weg lässt sich gleichwohl von oben begehen, sprich vom Wiedenfelsen aus – der Straße, die ich anschließend aufgefahren bin und bei Sand auf die Schwarzwaldhochstraße mündet. Es sei hier auch noch erwähnt, dass eine spätere Forumsausfahrt „Hornisgrinde“ gleichwohl über Bühlertal führte, die Wasserfälle aber zur Rechten unbeachtet liegen ließ und die Gruppe dreigeteilt die Höhe Sand erreichte.
Beim Wiedenfelsen, nebst Parkplatz auch ein Hotel mit Panoramablick, zweigt eine Forststraße ab, die über rennradtaugliche Pistenqualität verfügt. Auf ihr erreicht man mit abwechslungsreichen Waldimpressionen das Hundseck auf der Schwarzwaldhochstraße. Gleich drauf geht es zu Tale nach Raumünzach ins Murgtal, waldreich, auch eher schattig, weniger befahren – manchmal von Motorradgruppen abgesehen. Das Murgtal, im Zweifel auch per Radweg zu erradeln, zeichnet sich im Mittelteil durch große Steinblöcke im Flusstal aus, was ihm manchmal ein alpines Aussehen verleiht.
Nur kurz im Murgtal, fährt man wieder auf nach Besenfeld/Seehaus, wo man bereits ins Nagoldtal abfahren könnte. Sofern dort, sollte man unbedingt noch den kleinen Weg bis Urnagold mit der Nagoldquelle anhängen. Die Nagoldquelle ist natürlich keine Natursensation, aber wiederum ein Ort verträumter Stille. Gasthof ist direkt nahebei. Die meinige Route direkt ab Urnagold nach Altensteig führt zunächst nicht an der Nagold entlang, bleibt länger waldreich oberhalb und jenseits des Tales. Der weitere Routenverlauf jenseits Altensteig bzw. Nagold führt aus dem Schwarzwald raus und ist dem Versuch geschuldet, nochmals Sommerbadefreuden im Neckarraum zu erhaschen, derer es innerhalb des Nordschwarzwaldes zu wenige gibt.
Musikvorschlag zur Bildergalerie: Michael Sweeney „Black Forest Overture” (3:18 min)Bildergalerie Tour SW-2011-1 (50 Fotos, bitte auf Bild klicken):