PrologIch war nie ein großer Radfahrer. Einmal, mit Ende 20, war ich mit einer holländischen Freundin 10 Tage in Friesland „fietsen“, auch mit Zelt und allem, aber nie davor und auch danach nicht mehr. Bis letztes Jahr.
Das erste mal habe ich mich vor ungefähr 15 Jahren in diesem Forum angemeldet.
Ich bin gemeinsam mit einem Freund auf das Thema Radreisen gestoßen, wir haben uns etwas eingelesen, ein bisschen geplant aber eigentlich mehr geträumt und entsprechend schnell ist das Ganze wieder eingeschlafen.
Im Mai letzten Jahres, inzwischen 50+, hab ich es dann einfach gemacht: Ich bin von Zuhause losgefahren und war 10 Tage mit dem Rad in Bayern unterwegs – noch mit geliehenem Zelt und Iso-Matte, zwei MarcoPolo-Autokarten und einem kleinen Garmin ausgerüstet. Meine Radtaschen und eine Menge Kleinkram (ich hatte in meinem ganzen Leben noch keinen „Ersatzschlauch“ besessen) hatte ich seit dem Winter, als ich mich zu dieser Reise entschloss, nach und nach angeschafft.
Ich habe viele Stunden in diesem Forum verbracht und Dutzende von Packlisten gelesen, Reiseberichte und alles was mir spannend und sinnvoll für mein kleines Projekt erschien.
Meine erste Radreise war denn auch eine wunderbare Erfahrung und mich hatte es völlig erwischt.
Schon drei Monate später war ich mit meiner 7jährigen (nun schon mit eigenem Zelt und Iso-Matte) 8 Tage an der Altmühl unterwegs. Ein grandioser Tochter-Papi-Urlaub, der dieses Jahr fortgesetzt wird.
Seit dem Winter dann die Planung für die diesjährige „Papi-fährt-alleine-Radtour“, die ich Ostern mit einer 3-Tages-Tour (mit Geraffel für drei Wochen) an Donau und Günz entlang kröne. Eine war herrliche Tour und nun freue ich mich auf meine erste große Reise im Juni.
12. Juni, AnreiseAm 12. Juni geht’s über Kempten nach München, von dort mit dem ICE nach Hamburg und weiter mit dem Regionalzug nach Flensburg. In München erfahre ich, daß mein Zug gestrichen und ein Ersatzzug eingesetzt wird. Alle Reservierungen sind nichtig und der Zug hat 130 Sitzplätze zu wenig. Immerhin sind vier Abteile vorn im ersten Wagen für Fahrräder reserviert worden. Am Ende funktioniert aber alles gut und ich komme fröhlich um kurz vor fünf in Flensburg an.
Nach kurzer Zeit bin ich in Jarplund auf dem Campingplatz und baue mein Zelt auf.
Mit dem ersten Hering in der Hand kommt das Gewitter... es schüttet kräftig... jetzt heißt es tapfer sein und Bier trinken.
Die Nacht wird wunderbar, ich schlafe super. Nach einer regnerischen Nacht ist am Morgen der Himmel blau und es sieht nach einem schönen Tag aus. Ich bin gestern 4 km gefahren.
13. Juni, 1. ReisetagIch möchte einmal von Nord nach Süd durchs Heimatland fahren. Erst auf dem Ochsenweg nach Hamburg und ein Stück die Elbe entlang, dann folge ich dem Weser-Harz-Heide-Radweg und fahre ein Stück die Weser entlang.
Ab Hann. Münden nehme ich den Fulda-Radweg und möchte dann auf dem Hessischen Bahn-Radweg durch den Vogelsberg nach Hanau fahren.
An Main und Neckar entlang soll es weiter über die Schwäbische Alb an den Bodensee und wieder nach Hause ins Allgäu gehen. So der Plan.
Im Vorfeld habe ich lange überlegt, wie ich „navigieren“ möchte. Ich habe einiges ausprobiert und mich für die klassische Radkarte entschieden. Auch im Nachhinein ein gute Wahl. Und so habe ich acht ADFC-Karten und mein (handgeschriebenes) „roadbook“ im Gepäck und lasse meinen kleinen Garmin nur so nebenher mitlaufen. Der ist gut, um in einer Stadt den nächsten Discounter zu finden oder für die letzten km zum Campingplatz. Sonst lenkt er mich eher ab.
Und so verfahre ich mich im Laufe meiner Reise immer weniger, bekomme ein gutes Gefühl für Beschilderung und Streckenführung und genieße einfach nur die Reise.
Und jetzt geht es los. Der Ochsenweg ist schön zu fahren. Auf kleinen Nebenstraßen und befestigten Wegen geht es Richtung Schleswig. Das Wetter ist klasse und schon um 13 Uhr bin ich am Ziel meiner ersten Etappe.
Nach einer kleinen Stärkung geht es weiter. Eigentlich möchte ich mir Haithabu, das Wikingermuseum ansehen, merke aber schnell, daß mir da viel zu viele Leute unterwegs sind. Das wird mir auf meiner Reise noch ein paar Mal passieren. Wo zu viel Volk unterwegs ist, fahre ich weiter...
Ich verlasse schließlich den Ochsenweg und fahre Richtung Bistensee, dort will ich auf den Campingplatz.
Ich muss ein bisschen lachen, als ich am immerhin 98 Meter hohen Aschberg vorbeifahre, richtig kurbeln muss und mich ganz zu Hause fühle. Und ich dachte Schleswig-Holstein wäre flach!
Dann höre ich Propellertriebwerke, zücke meine Kamera, und erwische gerade noch ein paar der sicher zwölf „Rosinenbomber“, die anlässlich des 70. Jahrestages der Berlin-Blockade über mir unterwegs sind.
Der Campingplatz schließlich ist super und günstig, die Leute sind nett, der See ist erfrischend und das Flens kostet 1 EUR! Außer mir ist kein Radler da, ich habe jede Menge Platz. Heute bin ich 74 km gefahren.
14. Juni, 2. ReisetagEs hat geregnet in der Nacht, das Zelt ist wieder nass und wird so eingepackt. Egal, die Sonne scheint mir. Ich frühstücke, packe zusammen und komme gut los.
Schon nach einer Viertelstunde werde ich aufgehalten. DAS hat mir gerade noch gefehlt. Aber an einem Whisky-Museum kann und werde ich nicht vorbeifahren! Und so wird gleich eine ausgedehnte Pause eingelegt. Ich verkoste zwei leckere Tropfen, fachsimpele ein wenig und mit zwei 5-cl-Miniaturen und einem Tasting-Glas als Erinnerung im Gepäck (die ich heil nach Hause bekomme) setze ich meine Reise fort.
Bis Rendsburg läuft es super, in der Stadt selbst habe ich so meine Schwierigkeiten, wieder raus und auf den rechten Weg zu kommen. Wahrscheinlich ist die Beschilderung ok, nur „fließt“ es bei mir noch nicht so richtig. Vor drei Tagen hab ich noch gearbeitet, vorgestern hockte ich den ganzen Tag im Zug, heute ist erst mein zweiter Tag. Alles ist gut und ich fahre ein paar km extra...
Ab Bokel bin ich dann wieder auf dem Ochsenweg. Kurz vor Neumünster wird klar, daß ich mein angestrebtes Tagesziel, Bad Bramstedt, heute wohl nicht erreiche. Aber Pläne sind auch dazu da, sie mal über den Haufen zu schmeißen. So verzichte ich auf die letzten 25 km und gehe in Padenstedt auf den dortigen Campingplatz.
Eine gute Wahl. Wieder fängt es, mit dem ersten Hering in der Hand, fürchterlich an zu schiffen. Aber da das Zelt eh noch patschnass ist, ist es eigentlich egal. Wichtig ist, daß es kurze Zeit später wieder trocken ist und ich tolle Leute kennenlerne. Es wird ein fröhlicher Abend...
Heute waren es 79 km.
15. Juni, 3. ReisetagDer nächste Tag fängt nass an und bleibt (erst mal) nass. Es schüttet. Ich habe aber keine Lust, schon einen Pausentag einzulegen. In einer Regenpause fahre ich schließlich gegen halb elf los. Kaum losgefahren kommt der nächste Wolkenbruch. In Bad Bramstedt hört der Regen kurz auf, was aber mittlerweile auch egal ist. Ich bin sowieso nass. So geht es über Stunden weiter, Regen und Regenpausen wechseln sich ab. Kurz vor Tornesch wird es in einem Waldstück schließlich heller und der Regen hört ganz auf. Der Moment, als in die Stille hinein ein Vogelkonzert losbricht ist magisch und entschädigt für alles!
In Tornesch, nördlich von Hamburg, besuche ich jetzt gut gelaunt das nächste Einkaufszentrum. Ich schließe Rad und Lenkertasche ab und mache meine Besorgungen. Mit meinen Einkäufen verlasse ich das Gebäude – und bekomme den Schreck meines Lebens: das Rad ist weg! In Sekundenbruchteilen spielen sich Dramen in mir ab. Dann halte ich inne, drehe mich um, renne wieder in den Laden, und schnappe die nächste Mitarbeiterin: „gibt’s hier einen zweiten Eingang???“. Einigermaßen verständnislos glotzt sie mich an und weist mit dem Arm in eine andere Richtung. Ich renne los. Und natürlich, das steht mein treues Roß. Mir pocht das Herz bis zum Hals und jetzt erst merke ich, daß eben einiges nicht gestimmt hat, die Umgebung irgendwie anders war, die Perspektive des Restaurants auf der anderen Straßenseite nicht passte. Ich hole mir jetzt erst mal einen Kaffee, beruhige mich wieder und fahre dann entspannt weiter. Die Elbe ist nicht mehr weit... Ich erreiche Hamburg-Wedel und kurz darauf meinen Campingplatz direkt an der Elbe.
Ein schöner Campingplatz mit „Event-Feeling“, es ist Wochenende und entsprechend viel Leute sind vor Ort, es wird gegrillt und ein Haufen Kinder haben eine Menge Spaß.
Ich baue mein nasses Zelt auf, haue mir ein paar Eier in die Pfanne, trinke zwei Bier und gut ist. Ich bin platt und zufrieden.
Ein paar Körnchen vom feinen Elbstrandsand nehme ich mit nach Hause ins Allgäu – ob ich will oder nicht.
Ich habe 92 km auf dem Tacho.
16. Juni, 4. ReisetagKaffee, Frühstück, packen und auf nach Hamburg. Es hat nicht geregnet, der Himmel ist blau und es macht Spaß, an der Elbe entlang zu fahren an diesem Sonntagmorgen. Trotzdem bin ich froh, als ich die Stadt hinter mir lassen kann. Ich fahre, wie die letzten beiden Tage auch, ein paar Extra-Kilometer weil ich wahrscheinlich wieder ein paar Schilder übersehen habe. Schön ist es trotzdem. Bei Geesthacht überquere ich schließlich die Elbe und erreiche bald meinen Campingplatz am Reihersee. Für fünf Euro teile ich mir, als die letzten Badegäste weg sind, den See mit ein paar Ottern. Ruhe und Beschaulichkeit pur.
Heute sind es 77 km.
17. Juni, 5. ReisetagDie Morgenstimmung allein am See ist fantastisch. Ich lasse mir Zeit und breche dann auf Richtung Lüneburg.
Ich weiß nicht warum, aber wieder dauert es geraume Zeit bis ich meinen Weg finde und jetzt auf dem Weser-Harz-Heide-Radweg weiter Richtung Süden fahre. Gerade in den Städten kommt mir die Beschilderung arg suboptimal vor, aber wer weiß, wahrscheinlich liegt es auch hier ganz einfach am „Maschinist“. Alles zieht sich heute, die Strecke ist aber schön und so fahre ich bei schönstem Wetter einfach weiter. Über Bienenbüttel, Bad Bevensen, Uelzen und am Elbe-Seitenkanal entlang erreiche ich erst gegen 19 Uhr meinen Campingplatz in Bad Bodenteich. Ich bin wieder der einzige Radler auf dem schönen Platz und freue mich über Bank und Tisch.
Heute waren es 93 km.
18. Juni, 6. ReisetagSo langsam spüre ich „Urlaub“ und bin immer mehr in meinem Rhythmus. Außerdem bekomme ich Routine im packen; ich weiß was wo ist und habe eine Ordnung in meinen Packtaschen, die ich bis zum letzten Tag beibehalte.
Heute läuft es wie am Schnürchen. Durch wunderschöne Heidelandschaft geht es über Hankensbüttel und Gifhorn zu meinem nächsten Campingplatz, der „Glockenheide“, mitten im Wald gelegen. Der kostet mich 5,80 EUR, ich bin wieder der einzige Radler und nur von Karnickeln umgeben. Ein herrliches Fleckchen Erde, lediglich die Sanitäranlagen scheinen aus den 80er Jahren zu sein (und auch dann das letzte Mal geputzt zu sein). Aber egal, morgen bin ich wieder woanders.
Abends geht meinem kleinen Trangia das Gas aus. Dummerweise habe ich heute Nachmittag die falsche Kartusche gekauft. Aber ich bin in Niedersachen und nicht in Nigeria, dieser kleine Anfängerfehler kostet mich nur ein paar Euro Lehrgeld.
Ich bin heute 81 km gefahren und habe die ersten 500 km auf dem Tacho.
19. Juni, 7. ReisetagUm acht Uhr bin ich schon auf dem Weg, aber auch nur weil der Morgenkaffee ausgefallen ist. In der nächsten Ortschaft gönne ich mir daher ein ausgiebiges Büffett-Frühstück.
Die Sonne bruzzelt und es geht weiter über Braunschweig und Wolfenbüttel Richtung Goslar. Der Weser-Harz-Heide-Weg ist plötzlich super ausgeschildert – oder er war es vorher auch schon und ich sehe die Schilder endlich.
Unterwegs kaufe ich die richtige Gaskartusche und habe bald darauf den Harz in Sichtweite. Kurz vor dem Anstieg zum Innerste Stausee erwischt mich dann wieder voll das Gewitter. Ich mache die letzten Kilometer und baue im Schiff das Zelt auf. Alles nass, ich esse beim Griechen. Nachts Regen ohne Ende.
Heute waren es 107 km.
20. Juni, 8. ReisetagIch fahre spät los aber meine Sachen und das Zelt sind einigermaßen trocken. Bis Clausthal-Zellerfeld geht es einfacher als gedacht und ich liege gut in der Zeit. Auf Waldwegen brettere ich runter nach Osterode. Ich entscheide mich, von meiner Planung abzuweichen und ein Stück weiter zu fahren. Eine Schnapsidee wie sich herausstellt.
Rechtzeitig vor dem nächsten Gewitter erreiche ich zwar den Campingplatz am Seeburger See. Bis mir aber vom einigermaßen unfreundlichen Chef erlaubt wird, mein Zelt aufzuschlagen, schüttet es wieder aus allen Kübeln. Da danach die halbe Wiese absäuft, weiß ich wenigstens, wo ich das Zelt nicht aufstelle. Dafür darf ich am nächsten Morgen 18,75 EUR blechen. Immerhin, die Duschen waren gut und ich weiß, wo ich nie wieder hinfahre.
Heute waren es 87 km.
21. Juni, 9. ReisetagIch mache mir nur einen Kaffee und schaue, daß ich Land gewinne. Die Sonne scheint wieder und es geht durchs schöne Eichsfeld Richtung Duderstadt und nach Göttingen. Am Nachmittag erreiche ich den Campingplatz Niemetal. Was ein Unterschied: dieser gemütliche Platz mitten im Grünen ist fest in holländischer Hand, die Besitzer sind ausgesprochen nett und es gibt sogar ein Begrüßungsgetränk.
Ich bin 75 km gefahren.
22. Juni, 10. ReisetagNach dem Frühstück fahre ich ziemlich spät los. Das Tagesziel ist Kassel und außer dem Besuch bei meiner Mama habe ich nichts zu tun. Die ersten 7 km sind klasse und ein echtes Highlight. Durch den Wald lasse ich es auf einer schattigen Nebenstraße rollen und fahre runter zum Wesertal.
Unten auf dem Weser-Radweg muss ich kurz den „Kulturschock“ verkraften. Mir begegnen auf dem kurzen Stück bis Hann. Münden mehr Radreisende, als ich in den letzten neun Tagen zusammen gesehen habe. Eine echte Autobahn... vielleicht weil Samstag ist?
Bis Kassel läuft es angenehm und schon am frühen Nachmittag bin ich nach genau 50 km am Ziel.
23. Juni, 11. ReisetagHeute ist es eher ein Ruhe- als ein Reisetag. Ich verlasse Kassel, fahre ein Stück die Fulda entlang und dann ins nordhessische Gudensberg, wo ich lange gelebt habe. Ich bin schon um halb zwölf nach 31 km am Ziel und besuche einen alten Freund, den ich ewig nicht gesehen haben. Der Tag endet feucht-fröhlich.
24. Juni, 12. ReisetagIch bin erstaunlich fit. Es wird wieder ein heißer Tag und ich starte schon um halb acht Uhr. Über die altbekannten Dörfer fahre ich nach Melsungen. Um ein paar Schiebepassagen komme ich nicht herum aber dann rolle ich wieder runter ins Fuldatal. Auf dem R1 geht es in der Vormittagshitze durch schöne Landschaft bis nach Rotenburg. Schon um 13 Uhr steht mein Zelt. Der Campingplatz ist familiär, günstig und von netten Leuten betrieben. Ich mache noch einen Stadtbummel und schlafe früh.
Heute waren es 56 km.
25. Juni, 13. ReisetagDer Wecker klingelt um fünf. Heute soll der bisher heißeste Tag des Jahres werden. Um Punkt sieben sitze ich auf dem Rad Richtung Bad Hersfeld. Das Fuldatal ist superschön. Kurz vor zwölf erreiche ich Schlitz, mache die 1000 km voll und ein Päuschen. Es läuft weiter gut. Bei Schlitz sage ich der Fulda auf Wiedersehen und folge nun dem Hessischen Bahnradweg. Landschaftlich wieder ein Gedicht, eine wunderschöne Strecke und meist im Schatten. Aber es zieht sich und die letzten 5 km sind wieder echt anstrengend. Zum Schluss ist aber wieder alles gut und der Mann ist froh!
Heute waren es 109 km.
26. Juni, 14. ReisetagIch verlasse meinen Campingplatz am Niedermooser See um kurz nach acht. Die Sonne brennt vom Himmel und es ist noch heißer als gestern. Vom Campingplatz weg lasse ich es kurz rollen, dann heißt es kurbeln und ich quäle mich die Berge rauf. Am höchsten Punkt des Vulkan-Radweges verschnaufe ich kurz, die weiteren Aussichten lassen mich aber beruhigt weiterfahren. Bis Hanau geht es fast nur bergab, große Teile des Weges schön im Schatten, die Strecke ist wieder herrlich.
In Gelnhausen mache ich Pause und nehme dann die letzte Etappe in Angriff. Die zieht sich wie immer bei dem Wetter, aber schon um halb vier steht mein Zelt am Bärensee in der Nähe von Hanau. Es ist heiß und ich stehe eine ganze Weile bis zum Hals im Wasser und schaue den Flugzeugen zu, die hier schon so tief fliegen, daß ich die Airline erkennen kann. Schöner Tag!
Ich bin 90 km gefahren.
27. Juni, 15. ReisetagKurz nach sieben sitze ich auf dem Rad nach Hanau. Es ist schön warm aber nicht mehr so heiß und der Main-Radweg ist schnell gefunden. Es radelt sich angehnehm, wenn auch ohne große Highlights. Schon um kurz vor 11 bin ich in Aschaffenburg, mache einen Abstecher in die Altstadt, esse was und fahre weiter. Ich bin lieber unterwegs und es sind nur noch 40 km bis Miltenberg, meinem eigentlich geplanten Ziel. Ich ärgere mich ein bisschen, daß meine Kamera plötzlich nicht mehr funktioniert. Sonst ist alles perfekt und ich bin gut in der Zeit. Ich lasse Miltenberg hinter mir, verlasse hier den Main, und gehe im schönen Amorbach (was für ein Name!) auf den dortigen Campingplatz. Eine schöne Stelle und ein netter Besitzer! Wie schade, daß der Platz schon die besten Zeiten hinter sich hat. Hierhin würde ich jederzeit wieder kommen!
Heute sind es 95 km.
28. Juni, 16. ReisetagZwischen Main- und Neckartal liegt nun mal der Odenwald. Also erstmal in die Pedale treten. Es fängt nicht besonders gut an, schon kurz nach der Abfahrt habe ich meinen ersten platten Reifen. Also Hinterrad raus und den Schlauch geflickt. Klappt alles problemlos obwohl es sicher vierzig Jahre her ist, seit ich das letzte Mal einen Platten hatte.
Dann geht’s hoch nach Mudau in den Odenwald, ziemlich steil aber machbar, gut daß ich im schattigen Wald unterwegs bin, es ist wieder sehr heiß. Die Abfahrt runter nach Mosbach auf der „Wanderbahn“ ist dann unbeschreiblich. Fast 30 km bergab auf meist breiten, geteerten Wegen durch den Wald. Kaum Leute unterwegs, herrliche Landschaft – genial und ein weiteres Highlight dieser Reise.
Dann bin ich auch schon bald am Neckar und radle fröhlich Richtung Heilbronn. Ich fahre weiter bis Neckarsulm und gehe auf den Campingplatz Reisachmühle. Eine gute Anlage mit freundlichen Betreibern, die ich empfehlen kann.
Heute waren es 76 km.
29. Juni, 17. ReisetagNach einem ausgedehnten Frühstück und zwei Kaffee fahre ich um 8.30 Uhr los. In wenigen Minuten bin ich wieder auf meinem Neckar-Radweg, dem ich nun den ganzen Tag folge. Fast den ganzen Tag fahre ich an Weinbergen vorbei, erst am Nachmittag habe ich immer weniger Schatten und als ich mich der Metropole Stuttgart nähere, ist es einfach nur heiß.
Ich habe 87 km auf dem Tacho, als ich mitten im Zentrum, auf dem Campingplatz „Cannstatter Wasen“, mein Zelt aufschlage. Die Schleyerhalle ist nur 5 Gehminuten entfernt und nebenan in der „Mercedes-Arena“ jubeln 57.000 Fans einem österreichischen Alpen-Schlager-Menschen zu. Mir ist das wieder zu viel von allem, ich trink noch ein Bier und gehe früh schlafen.
30. Juni, 18. ReisetagVon meinem zentral gelegenen Wasen-Camping direkt am Neckar breche ich wieder um 8.30 auf. Ich bleibe am Fluß und folge ihm weiter durchs Neckartal. Die Sonne meint es wieder gut mit mir. In Kirchentellinsfurt verlasse ich den Neckar und fahre nach Reutlingen und weiter nach Pfullingen. Hier checke ich das einzige Mal auf meiner Reise im Hotel ein und verbringe ein paar schöne Stunden mit guten Freunden. Ein „Bärlauchschnaps“ wird mir „leider“ unvergessen bleiben ;-)
Heute waren es 70 km.
1. Juli, 19. ReisetagEigentlich wieder ein Ruhe- und kein Reisetag. Heute kommen insgesamt 17 km zusammen. Ich treffe Freunde in Reutlingen und den Abend beschließen wir dann mit reichlich „Ebbelwoi“ in einem gemütlichen Garten am Rande der Schwäbischen Alb.
2. Juli, 20. ReisetagIrgendwie schaffe ich es, um 8 Uhr loszufahren. Mit dem Auto dürfte ich das noch nicht. Der Tag beginnt mit der Auffahrt bzw. Schiebepassage Richtung Rossberg. Um 8.30 bin ich eigentlich schon bedient. Ich nehme meine letzten Löffel vom guten Pulver und schiebe meine 40 kg den steilen Berg hoch.
Oben auf der Alb ist dann alles wieder gut, es ist ein bisschen frischer hier, aber schön. Ich mag die Alb. Die Beschilderung ist perfekt, ich komme gut voran. Schon um 13 Uhr bin ich in Sigmaringen. Der Campingplatz liegt direkt am Donau-Radweg, einige Schulklassen sind auch da – das ist mir schon wieder fast zu viel Trubel, ändert aber nichts an meiner guten Laune. Die Donau ist herrlich zum baden.
Ich bin heute 58 km gefahren.
3. Juli, 21. ReisetagSchön war’s in Sigmaringen. Ich stehe schon um 6 Uhr auf, frühstücke und fahre um kurz vor 8 Uhr los. Es ist angenehm bewölkt. Ich lasse mir Zeit und bin schon um kurz vor 11 Uhr am Bodensee bei Ludwigshafen, meinem eigentlichen Tagesziel. Ich hatte aber schon am Vormittag beschlossen, daß ich weiterfahren will. Die Heimat naht und die beste Frau von allen freut sich auf mich.
Also fahre ich weiter gemütlich am Bodensee entlang. Verfahren kann man sich hier eigentlich nicht mehr, der Bodensee-Radweg erinnert mich manchmal an eine gut ausgebaute Autobahn ;-)
Ich fahre bis Lindau, gehe dort auf den Campingplatz, hüpfe noch in den See und nehme so langsam Abschied von dieser schönen Reise.
Heute waren es noch mal 119 km.
4. Juli, 22. ReisetagFinale – es geht heim! Ich mach mir einen Pott Kaffee, bau meinen Zeltpalast das letzte Mal ab, pack zusammen und fahre um kurz vor 8 Uhr los.
Auf dem Bodensee-Königssee-Radweg geht’s rauf Richtung Hergatz. Der letzte Abschnitt hat es noch mal in sich, so viel rauf und runter und Schiebepassagen hatte ich auch noch nicht. Allgäu eben!
In Röthenbach lege ich noch eine Pause ein, dann mache ich vollends den Rest der Strecke, ab Oberstaufen mit starkem Gegenwind. Um kurz nach 13 Uhr ist es dann geschafft, ich hab noch mal 68 km auf dem Tacho, aber jetzt ist’s endgültig vorbei – ich bin wieder zu Hause.
EpilogIch bin sehr froh, daß ich diese Reise gemacht habe und werde sicher nächstes Jahr wieder losfahren. Wahrscheinlich bleibe ich wieder im Lande, es gibt hier noch so viel zu entdecken.
Im Nachhinein betrachtet habe ich gut gepackt und habe nicht zu viel und nicht zu wenig dabei gehabt. Nicht zuletzt dieses Forum hat mir bei der Planung sehr geholfen.
Man kann sicher auch mit 7 kg Gepäck über die Alpen fahren und wochenlang unterwegs sein. Ich hatte 18 kg Rad und – inkl. Wasser – 22 kg Gepäck dabei. Für mich hat das gepasst.
Im Norden habe ich mehr Pferde als Menschen gesehen und es genossen.
Ich habe wunderbare Leute auf der Reise getroffen und bin froh über jeden schönen Moment, den wir geteilt haben. Danke dafür.
Die Bahnradwege sind wunderbar – ob ich je den Weser-Radweg fahren will, weiß ich grad nicht ;-)
Hessen ist wunderschön.
Wenn ich mal „Rücken“ kriege, kaufe ich mir einen Helinox.
Es gibt sehr, sehr viele Kläranlagen in unserem Land, ich bin an ihnen vorbeigefahren ;-)