INHALTSVERZEICHNISTeil 1: Vorwort(e) - Forumstreffen Erfurt - von Erfurt nach Berlin
Teil 2: Haupttour (Tag 1-5: Montenegro mit Durmitor Nationalpark, durch Serbien zur Donau)Teil 3: Haupttour (Tag 6-9: Donau in Serbien, Rumänien mit Transalpina nach Transsilvanien)
Teil 4: Haupttour (Tag 10-15: Rumänien mit Transfagarasan, Bulgarien mit Schwarzmeerküste, Türkei)
Teil 5: Haupttour (Tag 16-20: Türkei mit dem Tourenziel Istanbul)
So, der Prolog ist erzählt, nun kann der "eigentliche Radreise-Bericht" beginnen ...TOUR PODGORICA – ISTANBULDER ERSTE TAG (04.06. – 81 KM / 1.160 M + HINFLUG)Bereits sehr früh brachte mich meine Frau zum Flughafen Berlin Schönefeld. Das Fahrrad war ja schon vorher im Karton verpackt worden, so dass das Einchecken bei Air Berlin problemlos vonstattengehen konnte.
Montenegro unterscheidet sich doch deutlich von der norddeutschen Tiefebene …
Als ich – am Flughafen Podgorica angekommen – eine Angestellte fragte, ob ich den Karton zusammengefaltet zurücklassen könne, sagte sie mir, dass das kein Problem sei. Kurz darauf kam ihr Vorgesetzter und machte zunächst einen großen Aufstand. Ich erklärte ihm, dass ich ja extra gefragt hätte und auch gerne selber den Karton z. B. in einen Container schmeißen würde und dass ich doch keinesfalls den schönen Flughafen mit Müll vollstellen wollte. Das besänftigte ihn und plötzlich erklärte er sich bereit, persönlich den Karton für mich zu entsorgen.
Bereits um 11 Uhr war ich am Flughafen Podgorica bereit zum Losfahren.
Vorbei an den Niagara-Fällen (auch Montenegro hat das zu bieten) ging es zu einer großen Mall, die ich bereits im Vorfeld in meinem Track integriert hatte. Dort kaufte ich mir eine Gaskartusche und Lebensmittel für die Mittagspause.
Mittag machte ich in einem Klostergarten in Podgorica. Die Stadt selber fand ich nicht so berauschend und ich bereute nicht, dass ich sie bei meiner letzten Tour durch Montenegro ausgelassen hatte. Ein paar Eindrücke von Podgorica:
Bild: Universität Podgorica. Bild: Kathedrale der Auferstehung Christi. Bild: Birziminijum (Überreste der römischen Ansiedlung in Podgorica)Ich war im Süden – es wurde richtig heiß und schon am ersten Tag warteten einige Höhenmeter auf mich. Ich empfand beides aber nicht als unangenehm und freute mich über die gute Wahl meiner Strecke, die mich doch beachtliche Teile abseits der größeren Straße fahren ließ.
Bild: Abstecher zu einem der Klöster am Wegesrand – hier ein Nonnenkloster. Bild: Kloster Ostrog. Ohne Verkehr und sehr schön war das letzte Stück vor Niksic, welches entlang der Bahnlinie führte. Dort begegnete mir lange Zeit überhaupt kein Auto. Eine gute Planung der Strecke hat sich doch immer wieder bewährt - und dabei waren die Tipps aus dem Forum sehr hilfreich
…
Bild: Nun gut, ein wenig Verkehr gab es dann doch … Bild: Und ab und zu müssen hier auch Autos fahren – leider offensichtlich manchmal zu schnell … Bild: Und auch das gehört zum Balkan …In Nikšić fing es heftig an zu regnen, weshalb ich dort schon ein Hotel suchte. Obwohl niemand Englisch verstand, gelang es mir, einen guten Preis auszuhandeln. Das Fahrrad durfte ich in der Rezeption unter ständiger Beaufsichtigung stehen lassen. Angesichts des Hotelpreises dort und auch immer wieder später musste ich mich auch fragen, ob die Mitnahme eines Zeltes wirklich gerechtfertigt sei. Da ich aber eigentlich gerne zelte, werde ich wohl auch in Zukunft das Zelt mitführen. Die Kochutensilien hatte ich sowieso auch immer wieder in festen Unterkünften einsetzen können.
DER ZWEITE TAG 05.06. – 114 KM / 2.590 M)Der Regen war am Morgen wieder vergessen. Lediglich der bedeckte Himmel deutete darauf hin, dass da noch Nachschub möglich war. Schnell war ich aus Nikšić wieder herausgefahren. Die Straße war nun größer, aber Verkehr gab es kaum.
Auf das, was nun auf mich wartete, hatte ich mich bereits bei meiner Planung gefreut. Es ging hoch in den Durmitor-Nationalpark und nach etwa 100 km mit einer beachtlichen Zahl von Höhenmetern erreichte ich den Sedlo-Pass (1907 m). In der Vorbereitungsphase hatte mich Falk ja bereits
in seiner direkten Art darauf hingewiesen, dass ein Auslassen des Durmitor-Gebirges ein Vergehen wäre. Ich gebe ihm in diesem Punkt völlig recht
. Der Weg zum Pass und auch die Strecke danach sollte man nicht verpassen, wenn man Höhenmeter und Steigungen nicht generell vermeiden will, was in Montenegro aber sowieso ein Kunststück wäre.
Bild:So kann man eine Radreise genießen … Bild: Weg hoch vom Pivsko jezero (Größter Stausee Montenegros). Bild: Blick zurück auf den Stausee und die Brücke, über die ich gekommen bin – offensichtlich gewinne ich Höhe, wohl der Grund, warum ich etwas ins Schwitzen gekommen bin …Bild: Der Blick zum Wegesrand ist höchst erfreulich …Bereits auf dem Weg zum Pass kündigte sich ein Gewitter an, was mich zum Tragen der Regenausrüstung zwang, was schon wegen der niedrigen Temperaturen sehr sinnvoll war. Ich lasse nun Bilder sprechen und denke, dass sie unterstreichen, dass sich die Mühen, den Sedlo-Pass zu erklimmen, durchaus lohnen.
Trotz Regens war die Sicht recht gut und die Nebel- und Wolkenschwaden unterstrichen die Wildheit der Landschaft sogar noch. Dennoch war ich froh, in Žabljak ein einfaches Apartment finden zu können, welches mir erlaubte, die nassen Kleidungsstücke wieder trocken zu bekommen.
DER DRITTE TAG (06.06. – 119 KM / 1.770 M)Die Fahrt aus dem Durmitor-Gebirge heraus war außerordentlich schön. Es folgte eine lange Abfahrt auf ca. 750 Meter. Danach ging es wieder auf 1400 Meter hoch.
Bild: Wenn sie nur alle so wären …Bild: Brücke über die Tara (Hauptquellfluss der Drina).Zunächst war der Anstieg durchaus erträglich. Die letzten 300 Meter waren aber dann extrem anstrengend, da sie auf Schotter mit Steigungen von zum Teil mehr als 10% erkämpft werden mussten. Hier musste ich ab und zu kapitulieren und das Fahrrad schiebend nach oben wuchten, da das Hinterrad keinen Halt mehr fand.
Bild: "Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder bleibt wie's ist." Bild: Stückweise mehr als 10% Steigung waren hier doch eine Herausforderung …Pljevlja, die drittgrößte Gemeinde Montenegros, muss man nicht gesehen haben. Zumindest ich kann mich für die Natur deutlich mehr begeistern.
Auch die Grenze zu Serbien musste erobert werden. Der Weg dorthin war aber angenehm, da der Grenzübergang offensichtlich nicht extrem frequentiert wird. So konnte ich ohne wesentlichen Autoverkehr die letzten Kilometer in Montenegro zurücklegen.
Vor dem nächsten Anstieg fand ich ein Gasthaus, in dem ich mich mit Cevapcici stärken konnte, bevor ich erschöpft ins Bett fiel.
Bild: Pension Zlatiborski Odmor Kod Pese bei Bistrica (Serbien).DER VIERTE TAG (07.06. – 135 KM / 2.300 M)Ich wusste ja, dass mich sofort ein Anstieg erwartete und es sollten noch etliche mehr werden, bevor ich schließlich den gebirgigen Teil Serbiens verlassen hatte. Teile der Strecke waren recht schön, andere weniger spektakulär.
Bild: Auffüllen des Proviantvorrats …Bild: Nova Varoš (Serbien).Bild: Nova Varoš ist ein nicht untypischer Ort auf meiner Strecke … Bild: Beim Zlatarsee – ein schönerer Teil der Strecke …Bild: Bei Ivanjica … Bild: Serbien machte einen ärmlicheren Eindruck im Vergleich zu Montenegro (hier bei Grab).Zum Teil nutzte ich eine anfänglich größere Straße, wo der Verkehr zwar dennoch nicht sehr dicht war, aber die tolle Landschaftserfahrung in Montenegro nicht mehr erreicht werden konnte. In Čačak reservierte ich über "Booking.com" ein sehr preiswertes Apartment, dass ich dann aber zunächst nicht finden konnte.
Bild: Čačak in Zentralserbien. Bild: Noch etwas für Falk …Telefonisch vereinbarte ich mit den Besitzern einen Treffpunkt. Das Apartment war eine private Wohnung in einem modernen Wohnkomplex, welche mit keinerlei Hinweisen versehen war. Ohne die Besitzer hätte ich es nicht gefunden. Diese Unterkunft war echter Luxus zu einem Spottpreis. Der Vorzug einer gut ausgestatteten modernen Küche verhalf mir zu einem guten selbst zubereiteten Abendessen.
DER FÜNFTE TAG (08.06. – 197 KM / 2.020 M)Zum Teil mit leichtem Rückenwind kam ich an diesem Tag gut voran.
Bild: Frühstückspause bei Bare …Bild: Zum Glück war das nicht der Blick zurück …Einige Schotter- und (deutlich schlimmer) Lehmwege bremsten mich zwar etwas aus, aber die Kilometerleistung war doch beachtlich. Ganz flach war es auch nicht, wie man der Höhenmeterangabe in der Überschrift entnehmen kann.
Als ich auf einer schmalen Straße bergab fuhr, kam mir ein alter Mann mit seinem Auto entgegen. Zum Glück fuhr ich sehr vorsichtig, da die Kurven nicht einsehbar waren. So konnte ich soweit abbremsen und ausweichen, dass das Auto mich nur an der linken vorderen Tasche erwischte. Der Autofahrer war deutlich mehr erschrocken als ich und entschuldigte sich vielmals. Erst etwas später bemerkte ich, dass an meinem faiv-Lowrider eine Halteschelle ausgerissen war. Mit einem Kabelbinder konnte ich das aber so gut reparieren, dass ich für den Rest der Tour keine Einschränkung in der Funktionalität dieses genialen Frontträgers in Kauf nehmen musste.
Bild: Kirche nahe Racha. Bild: Racha hatte sicher auch schon bessere Zeiten gesehen … Bild: Brücke über die Morava (Hauptfluss Serbiens, Nebenfluss der Donau). Der Zug hat hier natürlich Vorfahrt ... Bild: Richtung Donau werden wieder Hügel sichtbar …Mangels Quartiers und brauchbarer Zeltplätze fuhr ich bis an die Donau, wo ich zunächst in einem Hotel wegen einer Unterkunft anfragte. Es sei alles ausgebucht, wurde mir erklärt. Der freundliche Wirt rief aber einen Bekannten an, der mir wiederum für einen Spottpreis ein Privatapartment überließ. Angesichts des deutlich touristischeren Charakters der Örtlichkeiten entlang der Donau war das wiederum ein Glückstreffer.
Bild: Das Apartment sah deutlich besser aus als das Gebäude von außen …Dem Wirt des Hotels dankte ich den Tipp indem ich bei ihm zu Abend aß und er dankte mir das wiederum, indem er für mich ein spezielles Menü kreierte, welches ich mir seiner Meinung nach bei einer Tagesleistung von fast 200 km redlich verdient hätte. Der Meinung war ich auch …
Teil 3 demnächst ...