Ich gebe gerne zu, ich habe keinen Ersatzmantel dabei, keine Ersatzglühlampe, kein 5 kg "es könnte etwas passieren" Werkzeug,etc. Ich fahre ohne Federgabel und Fat Reifen sind mir persönlich ein Greuel.
dito - fast, Lichter habe ich mehrere dabei.
Ich praktiziere die Kunst des Minimalismus, für mich der Ursprung des Radfahrens.
Das sind so Aussagen, die keinerlei Bedeutung haben, weil sie schlicht unüberlegt und falsch sind. Der Ursprung des Radfahrens kannte weder Schaltung noch Luftreifen - ich empfehle mal den Besuch der Mannheimer Radausstellung zu 200 Jahre Fahrrad, vielleicht kannst du es als Daniel Düsentrieb locker in deine Tour einbauen und dann auf dem Holzrad weiterfahren.

Für nicht radaffine Gesellschaftsteile - gemeinhin in deutlicher Mehrheit - ist Radfahren an sich schon minimalistisch, Radreisen erst recht. Nuancen über die Radausstattung und Zubehör empfindet man dort als reine Fachsimpelei, die Unterschiede werden gar nicht wahrgenommen.
Minimalistisch ist bei Radreisen auch, wenn man die Vorzüge des Hotelkomforts meidet um z.B. in freien Natur zu übernachten. Natürlich ist das sui generis nicht notwendig fürs Radfahren bzw. Radreisen, aber ein elementarer Bestandteil des Radreisens bei einem großen Teil dieser Klientel und auch in diesem Forum - und ein Zeichen für Minimalismus des Radreisens als solches, also dicke Taschen dabei. Der Minimalismus, Dinge zur Selbsthilfe auf Tour abzulehnen, halte ich eher für ignorant, sich darüber lächerlich zu machen für arrogant. Es ist auch gar nicht haltbar vor dem Hintergrund internationaler Radreiseziele, in denen man sich auf deutlich lückenhaftere Infrastruktur einstellen muss als man im deutschen Wigwam wahrhaben möchte. Nicht zuletzt bewegt sich Radreisen auf unterschiedlichen Wegen mit verschiedenen Qualitäten, für die es sich ggf. anrät, bei der Materialausstattung ein Auge auf die Eignung zu legen. Am Ende bedeutet dann solch hier gepredigter Minimalismus eines "Urradfahrens" ein Rennfahrrad ohne jedes Zusatzgramm - und anbei ein Begleitfahrzeug. Ob das der Ursprung des Radfahrens oder gar des Radreisens sein soll, darf man mehr als bezweifeln.
Wie oben nicht nur von mir, sondern auch von anderen berichtet, ist es mit entsprechender Physis völlig normal, auch als nicht "minimalistischer" (nach deiner Interpretation) Radreisender gewaltig und kilometerreich durch die Gegend zu strolchen, und zwar genau in deinen visionären Kategorien. Dass das erfahrene Reiseradler heute längst nicht mehr alle anstreben, spricht ja auch für einen gewissen Erkenntniswandel, was wohl das Ziel des Radreisens sein könnte - also sein Ursprungsgedanke. Dass du überdurchschnittlichen "Minimalismus" betreiben willst oder musst, spricht eher gegen deine physischen Möglichkeiten, die du dir mit einem Stück Selbstbetrug zu ersetzen suchst. Ich glaube du überschätzt deine Möglichkeiten, sich hier elegant und radphilosophisch mit einer Tasche zu wenig und ein paar My an höherer Geschwindigkeit vom Rest des Radreisevolkes abzusetzen als Bewahrer einer reinen Lehre, die du selbst erfunden hast.