Ich habs schon zweimal getan.
Das erstemal war das nulltemal, als Tatsache, gewollt wars das erstemal. Denn bei Mestre, von Süden kommend, muß man, so man gen Venezia weiterradeln will, bereit sein, auf eine leibhaftige Autostrada zu fahren. Der innere Entschluß, kriminell zu werden, ist also Voraussetzung fürs Nichtumkehren, was dort auch eher Harakiri bedeuten würde. Daß nur drei Meter vor der eigentlichen Kraftfahrstraße doch noch eine erlaubte Straße abbiegt, kann man vorher nicht wissen.
Das richtige Erstemal spielte sich an einem unschuldigen Sonntagmorgen, also kurz nach Mitternacht um 10:30 auf einem neuen Autobahnabschnitt nördlich von Kalamata ab, der mir, da nur mit detektivischem Spürsinn als befahren identifizierbar, allzu verlockend schien, allfällige Kurven in horizontaler und vertikaler Form umgehen zu können.
Nach etwa 15 km, während welcher keinerlei Zwischenfälle zu vermelden waren, klopfte indes das schlechte Gewissen des wohlerzogenen Staatsbürgers dermaßen unüberhörbar an, daß ich eine Mautstelle nutzte, um auf die begleitende Serviceroad auszuweichen, die mich alsbald durch farbige Dörfer führte und mit lustiger Freiluftvierbeinerbevölkerung erfreute.
Das Zweitemal war meiner Ungeduld und Vernagelung im Bereich oberhalb Halswirbelsäule zu danken, als ich, von Süden kommend, nach Verona einzupromenieren gedachte und den einzig richtigen Hinweis auf das Örtchen Dossobuono dahingehend interpretierte, daß er nicht zielführend sei. Es folgten 10 km reinrassige Autobahnfahrt, wieder an einem Sonntag, mir ist nur ein hupender Cinquecento in Erinnerung.
Das Fahren auf dem breiten Standstreifen empfinde ich als den Inbegriff des Sicherheitsgefühls, wenn schon Hör- und Sicht- und Geruchskontakt zu anderen Kraftfahrzeugen unvermeidlich ist. Jedenfalls 1000mal besser als kleine gelbe Sträßchen auf Wällen mit starkem Seitenwind und gestreßtem LKW Verkehr.
Wenn das erlaubt wäre, würde ich zur Überbrückung größerer Distanzen ausschließlich autobahnradeln.
Das Ausweichen auf strade di servizio ist zwar nett, was ich mitgekriegt habe, auch keinesfalls mit Schotterfreuden verbunden und abwechslungsreich, denn man muß bei jeder Ausfahrt ein paar aufweckende Höhenmeter und tollkühne Seitenwechsel mit einkalkulieren.
Es kann hingegen auch, wie zwischen Brindisi und Bari, dazu führen, daß man in einem die Autobahn huldvoll in die Flächenzange nehmenden Ferienresort landet, dessen Durchradeln jedenfalls definitiv erheblich verbotener ist, als das Ausweichen auf die böse Autobahn für 3 km.
Achja, womit wir bei meinem Drittenmal wären. Das hatte ich ganz vergessen.