Ich schrieb es ja schon in
10 Jahre später … zu einem Reiserad aufzuwerten und ich denke, nach nun 2 Reisen mit fast 1000km und 425km, darf ich es als Reiserad betrachten und es hier vorstellen
Nachdem es den Weg zu mir gefunden hatte, begann es seine Karriere so, wie es viele MTBs tun, einfach im Wald abhängen
während ich ein wenig an meiner Fahrtechnik und der Ausstattung zu feilen begann.
Es ist ein
Nicolai Argon TB (das TB steht für Trailbike … heute gibt es sehr viele Arten von MTBs und Trailbike war halt mal eine Klassifikation, heute würde man es wohl eher als Hardtail Enduro bezeichnen oder so
) es gab (gibt?) aus der Argon Reihe noch sehr viel mehr Modelle, z. B. auch das Road (Cross / Rennrad) oder das TR (Trekking-Rad). Im Gegensatz zu den modernen, immer längeren Geometrien, bei Nicolai Geolution genannt, ist es noch eine klassische
Geometrie. Für das Reisen sicher nicht schlecht, als echtes MTB würde ich mir mittlerweile wohl auch eher ein Argon GTB oder gleich ein Fully wünschen.
Aus der Not heraus, weil ich den Zeitpunkt für eine Bestellung einfach verpasst hatte
war es weder ein ggf. notwendiger Customrahmen (wegen kurzer Beine mit langem Rücken) noch ein Custom-Aufbau mit Wunschparts, sondern ein Gebrauchtmarktschnäppchen
So fand sich dann z. B. völlig ungewollt ein Carbon-Lenker
am Rad, genau wie Carbon-Kurbeln oder Syntance LR mit für mich eher wahnwitzigen 28 Speichen
... interessanter Weise hat der LRS bis auf einen Speichenbruch bisher alles klaglos mitgemacht - genau wie das übrige Rad auch - und der war wohl eher durch das vergessene Schloss ausgelöst
Es ist "natürlich" ein 31,8mm Lenker und ich muss feststellen, dass der Renthal FatBar Carbon doch erstaunliche Nehmerqualitäten offenbart hat zusammen mit ein wenig mehr Komfort, als ihn ein bockharter Aluprügel hätte. Wie lange es noch meine Nerven mitmachen, den weiter zu fahren, weiss ich allerdings noch nicht.
Der recht wilde, eher gehoben Sram 1x11-fach Mix …
fährt sich erstaunlich gut. In den Alpen hatte ich ein AllBlack KB mit 28Z und ovaler Ausführung gepaart mit einem 42er Ritzel, ansonsten fahre ich (noch) ein rundes 30er KB. Nachdem nun 2 Ketten (eine war schon montiert, die andere von mir neu) beide verschlissen sind, das Ritzelpaket abgenutzt, aber noch nicht verschlissen und das Schaltwerk viel einstecken musste, werde ich wohl mir wohl bald das
SRAM GX Eagle 12-fach Upgrade-Kit gönnen, statt weiterer Ketten.
Auch wenn sie tlw. schreiend um Erlösung betteln
... sind die Magura MT7 wahre Wurfanker mit Bremsleistungen die jeder meiner Anforderungen gerecht werden
Auf dem Bild ist der einzige Defekt schon zu erahnen, zum Glück erst ca. 1500km später im heimischen Harz. Der dort zu sehende Kabelbinder hat genau dort NIX zu suchen und hat bei einigen netten Abfahrten dafür gesorgt, dass die hintere Scheibe die Leitung aufgeschlitzt hat
... neben den div. Kosten und lehrreichen Abenden zum Thema Befüllen und Entlüften von Magurabremsen hat es mir aufregende und dann schiebende km beschert, ein MTB im Gelände NUR über Vorderradbremse zu bremsen ist bei tlw. kleineren Stufen im Gelände … äh schwer.
Ansonsten vorne 203, hinten 180mm, beides 4-Kolben-Sättel mit den Magura 8.R Belägen hat mich wirklich zum Scheibenbremsfan bekehrt
Bereits mit dem ersten Reiseuntensil einer MYOG-Rahmentasche aufgewertet und mit den entliehenen Schwalbe Almotion 55-622 von meinem Patria Potsdam ging es auf eine nette 195km nach Rostock zum Grillen … Fazit: Material passt, Mensch hat noch Defizite
Der Riesel-Design Schlamm:PE ist eher optischer Gag, die wurde alsbald durch ein sehr gut funktionierendes und bei mir mittlerweile bewährtes
Mudguardz PG450 ersetzt, so bleiben zumindest Brille und kleine Teile des Shirts ein wenig sauberer.
Im weiteren Vorbereitungs-Chaos folgten neben vernachlässigter Streckenplanung noch ein weiterer Fehler, der geplante Gepäckträger konnte nicht gefunden werden, weil angeblich nix passte. Was noch fertig gestellt wurde, war ein sehr schöne MYOG-Lenkerrollen Lösung für Wechselklamotten, Schlafsack und Matte und mit dem extra Packsack für das Zelt, Heringe und Gestänge in der Rahmentasche.
Nach langer Zugreise standen wir dann startklar am Genfer See …
den ca. 12-14kg Rucksack mit dem Rest hatte ich auf dem Rücken.
Es ging so richtig in die Alpen, ungefähr der Route von
lutz_: Auf Schotterpisten durch die Westalpen folgend
Zunehmend und ein wenig unerwartet wurde der Rucksack zu einem Problem für mich
... er führte einfach dazu, dass ich gerade in den langsamen bergauf-Passagen mit noch mehr Gewicht auf den Sattel drückte, tlw. dann noch mehr Schläge der Naturwege und Schotterpisten einstecken musste und es wirklich Schmerzen gab.
Bei dem Fast-Ruhetag in Bourg St. Maurice folgte dann der Glücksfall für mein Sitzfleisch
im Intersport entdeckte ich einen um 50% reduzierten Thule-Träger und die drei sehr bemühten Mitarbeiter / Mechaniker schafften es in ca. 30 Min. ihn zu montieren, ganz im Gegensatz zu den mehrfachen Aussagen hier vor Ort.
Fortan konnte ich auf allen Straßenetappen und tlw. bei langsamen bergauf im Gelände den Rucksack auf den Gepäckträger schnallen, unglaublich was man (ich) dadurch z. B. bei der Auffahrt auf den Col D'Izoard gegenüber der noch gepäckträgerlosen Auffahrt zum Col de l'Iseran an "Agilität" gewinnen konnte.
Nach ca. 950km und rund 25.000 Hm erreichten ich dann tatsächlich mein 10 Jahre lang gehegtes Ziel und habe die Tour Genf-Nizza getragen, geschoben und gefahren!
Auch wenn es eine für so ein Rad schon recht mächtige RockSchox Pike mit 140mm ist, so fährt es sich im Gelände mit der ca. 4-5kg Lenkerrolle doch recht bescheiden, einfach weil das Gewicht behindert. An vielen Stellen, gerade z. B. auch im Gelände bergauf hätte ich mir dann doch zunehmend auch ein Fully gewünscht, nicht um irgendwelche wilden Sachen runter zu ballen, sondern nur um meinen armen Rücken und mein Gesäß zu entlasten.
Die Rückreise erfolgte mit Flugzeug und in Nizza besorgter Decathlon-Radtasche und brachte mir u. a. einen hässlichen Lackfehler ein. Und das, wo es doch das nicht mehr erhältliche semipermeable yellow glaze ist
Ab sofort wurde mein Verpackungskonzept ein wenig optimiert
Ungeplanter Weise erfolgte dann noch eine Woche Urlaub in den Seealpen, inkl. Tendapass und div. km auf der LGKS
gerade dabei war dann noch mal der Unterschied mit und ohne Lenkerrolle zu spüren.
Der Weihnachtsmann hatte dann einen neuen Rucksack
Evoc FR Tour 30l im Sack und ich muss sagen, der schützt durch den Protektor nicht nur den Rücken, sondern er lässt sich auch deutlich besser auf dem Rad tragen, als der bisher verwendete und als Wanderrucksack auch zu kleine Trekkingrucksack.
Anfang 2018 musste nun Resturlaub aufgebraucht werden und im Gegensatz zu den Alpen hatte ich mich diesmal für Übernachtung in Hotels, aber wieder für eine eher Gelände-Tour entschieden …
Tlw. auch hier wieder den Rucksack auf dem Gepäckträger
wobei es diesmal wirklich eher die Ausnahme war. Wohl auch, weil die Etappen kürzer und in Portugal auch einfach anders waren.
Trotz gruseligem Wetter haben "wir" den Aufstieg auf den Picota gemacht
und dann irgendwann den letzten Punkt Europas erreicht
wie es da so am Atlantik liegt …
frage ich mich schon, ob wo es wohl gerade mit seinen Gedanken ist? Eher rechts ab, hoch Richtung Norden und isländische Pisten fahrend, oder eher rüber Richtung Westen und schauen, was uns dort für uns bisher unentdecktes Land bringen würde.
Aber das ist dann wohl wieder eine andere Geschichte.
Unterm Strich freue ich mich noch fast jeden Tag über meine Entscheidung für ein MTB und den Zufall, der mich dann zu dem Nicolai Argon TB gebracht hat. Derzeit gefällt mir die Variante MTB-Tour bzw. BikePacking deutlich mehr, als mit 4 Ortliebs am Patria los zu ziehen, auch wenn es unterm Strich deutlich mehr Schieben und Fluchen und Anstrengung und Einschränkung bedeutet. Aber auch da mal schauen, was die Zukunft so bringen wird.