Vielen Dank für diese ausführlichen Erklärungen! Auch wenn hier zwei Welten aufeinanderprallen, ich bin eher der Praktiker, und Du Theoretiker. Das gilt es jetzt irgendwie zu vereinen...

Denn Du schreibst ja - mit offensichtlich reichhaltigem Expertenwissen
In Antwort auf: EmilEmil
Vom Gewicht her werden bei 32 Speichen insgesamt 4 (6?) Speichen etwas entlastet und 28 etwas belastet. Z.B. wird die Entlastung ( = System-Gewicht-Hinterrad) umgewandelt in Zusatzlasten der übrigen 28 Speichen
Du schaffst es dazu auch noch fast, das farbige grafische Ergebnis einer 3D-FEM-Berechnung in Worten widerzugeben. Aber so weit, alles reine Theorie.
Ob jetzt aber 4 oder 6 Speichen entlastet werden, macht einen Unterschied von 50 % Speichenspannung (!). Ob jetzt die Speichen mit 1200 oder 1300 N gespannt sind, erscheint im Vergleich dazu rein akademisch.

Rein praktisch gesehen, hat mich diese Äußerung
In Antwort auf: tomrad
ich habe es mir laienhaft so gedacht:
Irgendetwas bringt die Speiche auf unerhört hohe Spannung. Früher wäre die Speiche gebrochen. Tut sie aber nicht, sie ist ja viel stabiler, als ihre Altvorderen. Jetzt würde normalerweise das Speichenloch in der Felge aufreißen. Tut es aber nicht, weil die Andra30 nicht blöd ist und sich da verstärkt hat. Blöderweise reißt jetzt der Flansch. Rohloff hat aber auf diese Aufrüstungsspirale nun mit Verstärkungsringen geantwortet, so dass jetzt...usw...usf...
zum Nachdenken angeregt, das halte ich ganz und gar nicht für "laienhaft". Das wäre natürlich eine ganz logische, praktische und plausible Erklärung.

Was macht also ein Felgenhersteller, der zwar ein möglichst gute Kundenrezensionen bei begrenztem, aus Marketing-Gründen vorgegebenem Gewicht erreichen möchte? Er verstärkt die Felgenböden so lange, bis dort fast alle Masse konzentriert ist und dort keine Speichen mehr ausreißen. Dummerweise leidet unter dieser unsymmetrischen Verteilung dann die Steifigkeit. Und dann reißt in der Konsequenz eben das nächst-schwächere Glied, also der (eigentlich unschuldige) Nabenflansch, der seit xx Jahren unverändert produziert wird. Deswegen (auch an Jürgen gerichtet) finde ich diese Diskussion um die Steifigkeit von Felgen als mögliche Ursache von Flanschbrüchen, ganz und gar nicht off-topic. Denn eine steife Felge, die die Belastungen auf mehr Speichen verteilt, entlastet ja auch als Konsequenz den Nabenflansch.

Was könnte man in der Praxis tun? Trotz Scheibenbremsen mit der jeweiligen Felgenbrems-Versionen fahren, in der Hoffnung dass diese (bei sonst gleichen Abmessungen) mehr Steifigkeit haben, da die Flanken dicker sind? (Ja, ich weiß, am besten wäre - nach dem IPB-Träger-Prinzip - mehr Masse oben und unten als in der Mitte...)
Sich das Schnittbild der Felge genauer ansehen, wo die Masse sitzt, möglichst weit außen? Oder doch mit Vergleichsmessungen anfangen? Dass große und breite Felgen bei hohen Beanspruchungen beliebt sind, ist ja bekannt, aber die genaue Ursache?