Hallo an alle Sichauskenner. Hab mich entschlossen, dieses Jahr die adriatische Ostküste runterzufahren, um dann von Land nach GR einzureisen. Spannend dabei vor allem das aufstrebende Land Albanien, in dem sich wohl alle paar Monate vieles grundlegend verändert. Meine Frage dazu:

- stimmt es, daß inzwischen eine Beschilderung existiert?
- wie wird man als Radler auf Autobahnen behandelt? (Durres - Fier - Vlora)
- stimmt es, daß man max nur umgerechnet ca 140 € vom Bankomat abheben kann?
- wie wird wohl das Wetter Ende Mai an der Küste entlang sein?
- funktioniert die Cable Ferry südlich von Saranda vor Butrint verläßlich oder muß ich ggf alles wieder zurückfahren?

Habe die neue Karte von Fr&Be 1:200 000 und die Reiseführer von Reiseknowhow und Trescher. Schon interessant, wie sich das ergänzt....

Hallo Andreas!

Als Sich-Auskenner würde ich mich nicht bezeichnen, bin aber im letzten Sommer durch gefahren, wo du durch willst.

Beschilderung: Die ist (zumindestens auf den Hauptstraßen) recht gut bis für albanische Verhältnisse sehr gut. Einzelne fehlende Schilder bestätigen die Regel. Wenn du mit halbwegs wachen Sinnen durch das Land fährst und nur ein kleines bisschen die Karte im Hinterkopf hast, sehe ich kaum bis kein Problem. Die Einheimischen sind sehr, sehr hilfsbereit, falls du einmal nach dem Weg fragen musst. Wir haben für die größeren Stadtdurchfahrten einfach Google-Map-Auszüge ausgedrückt, damit haben wir überall gut durch gefunden. Aber damals gabs nur die Reise Know How-Karte, die zeigt nicht viel, und viel davon ist schlicht und ergreifend falsch.

Autobahnen: Ich erwarte da eigentlich keine Schwierigkeiten, ausgenommen die ganz neue Autobahn zwischen Levan und Vlore, die entspricht dem, das wir unter Autobahn verstehen. Sonst bedeutet Autobahn dort einfach eine breite Überlandstraße, auch der alles, aber wirklich alles fährt, gerne auch auf der falschen Seite. (Dafür sind die Albaner sehr kommunikativ im Verkehr, das entschärft viel.) Ich würder aber trotzdem versuchen, wo immer möglich, Nebenstraßen zu benützen. Theoretisch ists natürlich verboten, auf der Autobahn Rad zu fahren. Aber das Maiskolben Braten ist es auch, und das Bier verkaufen, und das Picknicken, und und und. Und alle machens. Du müsstest also einen besonders seltsamen Polizisten erwischen, um bestraft zu werden.

Bankomat: Das Limit kenne ich nicht, wir haben unser albanisches Geld am Bankomaten abgehoben, das wird ungefähr diese Höhe gewesen sein. Da sehe ich aber nicht das große Problem, das Land ist so billig, dass du Schwiergkeiten hast, mehr Geld wieder auszugeben. Dazu hat sich herausgestellt, dass die AlbanerInnen lieber Euros als Lek nehmen. Fang also einige Zeit vor deiner Tour an, kleinere Scheine und größere Münzen zu horten, und nimm v.a. die mit. Wechseln wird dir kaum jemand können.

Die Fähre südl. von Butrint hat im Sommer klaglos funktioniert. Und wo große Wohnmobile drüber kommen, oder, wie in unserem Fall, ein kleineres Wohnwagen-Gespann, kommst du mit dem Radl sicher drüber. Falls alle Stricke reißen, würde ich in dem Eck einfach einen Fischer fragen, ob er dich gegen eine kleine Spende hinüber schippern kann. Z.B. knapp westl. von Butrint habe ich in der Lagune vom Burghügel aus Fischerboote gesehen.

Dazu ungefragt noch ein Hinweis: Nimm eher breitere Reifen, die auch etwas wegstecken können. Die albanischen Straßen sind zumindestens im höherrangigen Netz nicht so schlecht, wie gerne behauptet wird, du musst aber immer mit scharfkantigen Schlaglöchern, abgebrochenen Asphalträndern, Scherben, etc. rechnen. Dazu musst du immer damit rechnen, dass dich jemand Rücksichtloser oder Unachtsamer abdrängt, obwohl die Albaner eigentlich sehr rücksichtsvolle Leute sind. Vor diesem Hintergrund würde ich persönlich auch einen Ersatzmantel einpacken, einen Ersatzschlauch sowieso.
Wenn du über den Llogora-Pass radeln willst (der ist auch eine Reise wert!), nimm genug Wasser mit. Unterwegs kannst, soweit ich mich erinnern kann, erst auf der Passhöhe sicher mit Getränkenachschub rechnen, möglicherweise auch erst weit später.
Vielleicht lohnt auch ein Dog Dazzer. Mit dem Auto hatte ich natürlich keine Probleme, aber herumstreunende Hunde, die sich gemeinsam stark fühlen, gibts ausreichend. Und RadfahrerInnen berichten immer wieder von Ärger mit Hunden, v.a. an Ortsrändern.

lg! georg

Herzlichen Dank, das ist schon mal viel wert!

Hallo Andreas,

an allen Autobahnauf-und Abfahrten stehen definitiv immer Polizisten. Sie kontrollieren die Autofahrer.
Ich habe sie explizit gefragt, ob ich die AB benutzen kann und bekam immer ein JA.
Ich habe auch immer gefragt, ob die Polizei am anderen Ende der AB von dem JA auch weiß
Große Autobahnschilder weisen nämlich darauf hin, wer dort nicht fahren darf!

Von Durres aus, Richtung Kavaje, verläuft parallel neben der Autobahn eine Straße. Gut zu fahren, viel Verkehr. Aber eben keine LKW.
Die Autobahn Vlore-Fier (du fährst entgegengesetzt) ist niegelnagelneu.

Die Aussagen von Georg, was die Menschen anbetrifft, würde ich jederzeit unterschreiben.

Ich fahre immer schmale Reifen.
Fuhr pannenfrei. Auch auf den Pisten fernab der Hauptstraßen.
Den Faltreifen ließ ich zu Hause. Vielleicht hatte ich aber auch nur Glück.

Krass waren die Straßen in und um Sarande (vor allem Richtung Delvine). In Deutschland hätte man die alle gesperrt. Kaputt, auf ganzer Breite aufgerissen, Spurrillen, Löcher.

Viel Spaß bei der Planung!
Albanien ist schön!

Chris

Hallo Andreas,
die Strecke von Sarander über den Landweg nach Griechenland fand ich besonders malerisch.....
Vergiss nicht für die Fähre ein bisschen albanisches Kleingeld übrigzubehalten.........
Orientierung: Auch hier ist eine aktuelle OSM-Karte (GPS) jeder Papierkarte überlegen.
Gruss
Thomas

Ihr seid super! Vielen Dank!

Überall in Albanien konnten wir auch mit Euro bezahlen. Bei den kleinen Händlern mit Früchten und Gemüse/Tomaten am Straßenrand haben wir es allerdings nicht probiert, die waren einfach so günstig!


Die neue von Freytag und Berndt (oder so ähnlich) sieht aber ganz vernünftig aus. Wenn sie ebenso gut wie die von Montenegro ist, dürfte sie keine Probleme bereiten.

Die von ReiseKnowHow ist nicht mehr als eine grobe Skizze, in die der Redaktionspraktikant Entfernungen abgeschätzt und dann eingetragen hat. Wir kamen allerdings auch mit der an unsere Ziele.


Sigi

Das stimmt. Allerdings ist die Blattaufteilung . Erstens hat man beim Blattwenden die Rückseite grundsätzlich auf dem Kopf und zweitens ist ein wichtiger Küstenabschnitt nur als Randeinlage woanders abgedruckt und das so, daß man nicht etwa eine Bergregion (auf der Rückseite) mit ausschneidet, wenn man ihn ausschneidet, sondern ein anderes Stück Küste. Habe mir daher einfach nochmal eine gekauft und dann das Schneide- und Klebeprogramm ablaufen lassen.

Die Reiseknowhowkarte hab ich als Produkt aus dem VHS Aquarellkurs verbucht.

Hallo Andreas,
ich war im Septmber 2012 beeits zum zweitn Mal in Albanien unterwegs (von Udine bis Thessaloniki) und kann das Land nur bestens empfehlen: Zu Deinen Fragen etwas spät noch meine Antworten:
- Karten mögen gut sein, aber mit der freytag & berndtKarte 1:400'000 als sonst wohl beste Karte hatte ich trotzdem auch Probleme: Strassenklassierung zum Teil falsch (Berat-Kelcyrë ist in Wirklichkeit eine Mountain.Bike-Strecke!); Distanz-Angaben zum Teil massiv (!) falsch (z.B. Fierzë - Kryezi ist in Wirklichkeit fst doppel so lang). Am besten die Karte jeweils mit GoogleEarth kontrollieren! Die spezielle Radwanderkarte 1 : 225'000 (Huber Verlag) ist im übrigen trotz einzelner Fehler (z.B. Gramsh - Cërrik) recht gut. Aber falls Du sowieso nur die Küstennähe befahren willst, gibt es weniger (aber eben auch positive!) Überraschungen.
- Velos auf der Autobahn kaum ein Problem: Trotz deutlichem Verbot den Einfahrten nutzte ich in 2 Abschnitten mangels Altrnativen die Autobahn und fuhr ungehindet an Polizei-Patrouillen vorbei. Schliesslich verkehren ab und zu auch noch Fuhrwerke auf dem Randstreifen ... Für Shodër - Lezhë kann ich im übrigen die Nebenroute übe Barbullush empfehlen
- Die kleine Fähre bei Burtint funktioniert tadellos (1 Euro inkl.Velo)

und betreffend Ostküste Adria: es lohnt sich, statt der Magistrale Routen durch das Hinterland zu nehmen. Zwar etwas anstrengender, aber sehr friedlich und landschaftlich von besonderem Reiz!

Gruss
Paarios

Hallo!

Vielleicht noch eine kleine Ergänzung: Albanien entspricht nicht den üblichen europäischen Standards. Das betrifft ziemlich alle Bereiche, die für eine Radtour relevant sind.
Karten natürlich auch. Wer genauer wissen will, welchen Zustand eine Straße hat, kann die Karte mit dem Reiseführer von Grundmann überprüfen, der beschreibt den Zustand sehr vieler Straßen sehr genau. Wer mehr über Land und Leute wissen will, ist mit dem Reiseführer von Ndarurinze gut versorgt.

lg! georg

Hallo,

um aktuell noch einmal zu Albanien etwas zu sagen. Ja, Christine hat Recht, Du darfst auf der Autobahn fahren, aber weit rechts. Ansonsten ist das Land scheinbar zu bereisen, wie Deutschland. Gute Reifen sind wohl eher dort gefragt, wenn Du abseits fährst, z.B. im Nordosten.

Wir waren gestsern auf der ITB und haben uns zu dem Land aktuell informiert, insbesondere die Autobahnfahrerei abgefragt.

Hallo Andreas,

empfehlen möchte ich dir den CP hier
Europäischer Standard. Sehr schöne sanitäre Anlage.
Besitzer sind ausgewanderte Niederländer. Freundlich, hilfsbereit. Lecker Essen, lecker Frühstück.
Ich hatte dort gezeltet. Hahn und Hühner auf der Wiese vor dem Zelt
Sie haben sehr schöne, preiswerte Zweibettzimmer.

In Albanien hat sich Vor-und Nachsaison auch noch nicht herumgesprochen.
Doppelzimmer kosteten um die 1000-1500Lek, das sind knapp 7,10 - 10,50 Euro!
Teurer natürlich in Großstädten. Dort nimmt man eher Euro.
In Durres hatte ich 25€ für meine letzte Nacht in Albanien bezahlt.

Wenn du auf der Strecke Durres hinunter in den Süden an die Strände willst, macht es Sinn, die leider gut besuchten Abschnitte zum Baden zu nutzen.
Suchst du einsame Strände, musst du mit regelrechten steilen Abfahrten im Tiefsand rechnen. Mit Gepäck würde ich das niemandem zumuten.
Ich war mit Bekannten an zwei sehr, sehr schönen,fast menschenleeren Stränden. Allradangetrieben.
Mit Rad hätte ich da nicht sein wollen, bei aller Freiheit am Strand.
Ich würde zumindest, wenn du die Möglichkeit dazu hast (von der Verständigung her), vorher die Wegbeschaffenheit abfragen.

Aber du machst das schon

Grüß'le, Chris

Danke euch beiden.

Ich werde wie immer in Hotels etc übernachten. Mein Problem aber ist: Es sind nur noch 10 (zehn) Wochen bis es losgeht. Das ist gefühlt irgendwie der Tag nach übermorgen.

Insofern werde ich auch an gewöhnlich gut besuchten Stränden keine Gefahr laufen, mich in den Menschenmassen zu verlieren.