Die hauptsächlich von Uiguren und einigen anderen muslimischen Turkvölkern bewohnte Autonome Uigurische Region Xinjiang liegt im äussersten Nordwesten Chinas. Die Uiguren nennen ihr Land Uiguristan. Es ist etwa 5 mal größer als Deutschland wird aber nur von etwa 20 Mio. Menschen bewohnt. Wie in anderen von Minderheiten bewohnten Gebieten wird der Zuzug von Han- Chinesen durch die Regierung stark gefördert. Mittlerweile stellen diese Chinesen in den Städten die Mehrheit und besetzen praktisch alle wichtigen und lukrativen Posten. Die Lage der Uiguren ist absolut mit der der Tibeter zu vergleichen. Nur fehlt ihnen ein Sprachrohr wie der Dalai Lama. Hierhin schaut weder der Westen noch die Weltöffentlichkeit. Es gibt auch hier schwere Menschenrechtsverletzungen und Unterdrückung, und es gab auch schon viele Tote. Wir werden von den Uiguren und den anderen Minderheiten überall gastfreundlich und respektvoll behandelt.
Wir reisen von Kirgisistan kommend über den Irkeshtam Pass ein. Wegen der Mittagspause der Grenzer müssen wir eine Stunde vor diesem Tor warten. Die Einreise ist ansonsten komplikationslos und korrekt. Man teilt uns sogar einen netten, an unserer Reise sehr interessierten eigenen Dolmetscher zu. Man sollte einiges chinesisches Geld mit sich führen, da es viele Kilometer keine offiziellen Wechselmöglichkeiten gibt.
Die Grenzstation vom anderen Flussufer aus betrachtet.
Leider folgt gleich eine 150km lange Baustelle. Wir fanden das viel, wurden aber in den nächsten Monaten belehrt, dass dies keine besondere Größe für eine chinesische Baustelle bedeutet. Wir fanden später einmal eine 800km lange Baustelle....
Einen Mangel an Campingmöglichkeiten gibt es nicht- wohl aber an Infrastruktur auf dem ersten Teil der Strecke.
Es handelt sich um eine bergige, wüstenartige Gegend, allerdings mit atemberaubenden Gesteinsformationen.
Die Standspur der Autobahn ist gleichzeitig der Radweg. Bei dem Stau vor Kashgar waren wir deutlich schneller als die motorisierten Verkehrsteilnehmer!
Wir hatten in den paar Tagen unseres Aufenthaltes keine unangenehmen Kontakte mit den Sicherheitsorganen. Einige andere Radler wurden dagegen streng überwacht, und es wurde ihnen verboten zu campieren.
War der Euch zugeteilte Dolmetscher nur während der Einreise da, oder hat der Euch begleitet? Das geht nicht so ganz aus Deinem Bericht hervor.
Habt Ihr die Straßenschilder lesen können? Uighurisch wird ja mit dem arabischen Alphabet geschrieben (hatte ich mal gewusst, vergessen, und jetzt bei Deinen Bildern fiel es mir wieder ein).
Bin schon gespannt auf die Fortstetzung!
Gruß
Thoralf PS: wie kann man bei einer Strecke von 300 km Länge eine Baustelle von 800 km Länge sehen?
Sorry für die Unklarheiten! Der Dolmetscher wurde uns nur für die Grenzformalitäten zur Verfügung gestellt. Also er war selber Grenzer, aber der einzige englisch sprechende.
In dem hässlichen Grenzort fanden wir glücklicherweise jemanden, der ein paar Dollar wechselte. Im Gegensatz zu allen anderen Ländern hatten wir später keine Möglichkeit gefunden weitere Dollar zu wechseln. Verhungert wären wir trotzdem nicht. Wenn wir kein Geld hätten sollten wir bei ihnen wohnen und essen wurde uns immer wieder angeboten. Kurz vor Kashi fanden wir dann einen Geldautomaten.
Und die 300km sind ja erst der Anfang! Es folgen noch einige tausend Kilometer in China......
Kashgar ist eine uralte Stadt und gilt noch immer als die heimliche Hauptstadt von Xinjiang. (Die eigentliche ist das etwas gesichtslose Urumqui) Natürlich war auch Kashgar eine wichtige Handelstadt an der Seidenstraße. Wir blieben gleich drei Tage dort. Es gefiel uns dort ausgesprochen gut!
Eine Schande und Quell des Widerstands der heimischen Uiguren, und dessen brutaler Niederschlagung, ist der von den Chinesen beschlossene und durchgeführte Abriss der historischen Altstadt. Selbst Moscheen werden nicht geschont!
Etwas Altstadt findet man noch, aber in wenigen Jahren sind auch die letzten Reste beseitigt.....
Nach den Wochen mit elendig schlechtem Nahrungsangebot in Tadjikistan und Kirgisistan tut sich für uns hier ein Schlemmerparadies auf.
Ansonsten lässt sich die moderne Stadt gut mit dem Fahrrad erkunden. Breite Fahrspuren für Zweiradfahrer durchziehen das gesamte Stadtgebiet.
Sogar richtige Radgeschäfte gibt es!
Nun gehts für uns für einen Monat heim. Wir müssen arbeiten! Die Räder werden einer Spedition übergeben. Wir hoffen sie 2500km weiter im Osten wiederzufinden. Die Taklamakan Wüste wollen wir uns in den Sommermonaten nicht antun!