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#819320 - 04/16/12 10:40 PM
Kuba 2012 - Revolución, Welten, Generationen
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Meine Kuba-Reise mit meinem 16-jährigen Sohn Lennart beginnt eigentlich schon am Montag vor der Reise. Ich meine: Nicht mit den üblichen Vorbereitungen sondern mit beruflichen Turbulenzen. Freitag wollen wir abreisen, Donnerstag habe ich für technische Restarbeiten an den Rädern und zum Packen geplant. Mittwoch ist mein letzter Arbeitstag, an dessen Ende ich die Option eines Aufhebungsvertrags mit in den Urlaub nehme. Ich weiß nicht, ob nur mein Konzept verworfen ist oder ob ich selbst nicht mehr ins System passe. Klar – mit fünfzig bin ich nicht mehr formbar. Jedenfalls nicht unmittelbar durch äußere Impulse. Mir pflanzt niemand mehr irgendwelche politischen, gesellschaftlichen oder betrieblichen DNAs ein. Veränderungen kommen bei mir von innen, als Resultat intensiven Nachdenkens. Und das, was sich bei mir verändert, ist nicht immer kompatibel mit dem gesellschaftlichen Wachstumsmantra, das uns von oberster Stelle verordnet und das bis in den betrieblichen Alltag durchorganisiert wird. Donnerstag packen, Krisensitzung mit den Jungs. Hoffentlich vergesse ich nichts für die Reise während meiner Gedanken an die Firma. Das Gute am Alter ist ja, dass es gelassen macht. Ich verschiebe die Gedanken an die Firma auf unbestimmte Zeit. Freitagmorgen geht’s mit dem Zug nach Frankfurt. Vom Bahnhof mit der S-Bahn zum Flughafen. Die Räder haben wir in Teppichreste verpackt. Auf dem Flughafen wollen die Leute von Condor, dass wir unsere Räder komplett in Kartons verpacken. Wir haben aber keine Kartons. Dann können wir nicht mitfliegen, sagt die Frau am Schalter. Und diskutieren will sie auch nicht. Es gibt Kartons am Flughafen, 30 Euro das Stück. Noch zwei Stunden bis zum Abflug. Ich hole die Kartons, unsere Reiseräder passen da nicht rein. Ein Mann von einem anderen Schalter fragt, warum wir so einen Aufstand machen. Er gibt uns Packband, um die 30-Euro-Pappe irgendwie um die Fahrräder zu befestigen. Noch 90 Minuten bis zum Abflug. Wir können nicht einchecken, da wir noch die Kuba-Karte brauchen. Die gibt es nicht am Schalter, obwohl die von Condor mir das am Telefon sagten. Ich gehe zum Ticketschalter, wo eine Frau vor mir schon seit 30 Minuten versucht, einen Flug umzubuchen. Ich drängel mich dazwischen. Die Frau am Schalter sagt, dass ich die Kuba-Karte nur bekomme, wenn ich schon eingecheckt hätte. Noch eine Stunde bis zum Abflug. Ich fühle mich leicht verschaukelt, gehe wieder zum Abfertigungsschalter. Dort sagt man mir jetzt, dass es die Kuba-Karte im Warteraum zum Flieger gibt. Verarschungsfaktor durch Condor: Knapp 95%. Wenigstens sind wir jetzt eingebucht, die Kiste hebt ohne uns nicht mehr ab. Der Flug ist normal. In Havanna sind die Kartons nicht am Flughafen deponierbar, müssen leider entsorgt werden. Uns egal. Jetzt ist jetzt und Rückflug erst viel später. Jetzt reise ich durch Kuba. Erster Ruhetag. Endlich Zeit Tagebuch zu schreiben. Meine Aussonderungsgedanken kommen wieder. Wäre ich hier ein Dissident? Aussonderung hier bedeutet Gefängnis, Hausarrest oder Ausweisung. Merkmal eines autokratischen Systems. Was würde mir hier zur Last gelegt um mich auszusondern? Braucht es überhaupt eine Begründung zur Aussonderung in beziehungsweise aus einem autokratischen System? Letztlich ist es wie in der Sesamstraße: Hier sind sechs Bilder, eins passt nicht zu den anderen fünf. Suche es und lege es raus. Auch Schopenhauer stellt fest: Einer von sechsen passt nicht zu den anderen fünf. Dafür denkt er zu viel. Ist unabhängig von Ehre und Ruhm, Hab und Gut, mit sich selbst im Reinen und sich selbst genug, kann sein Leben verantworten, wie auch Camus es fordert. Die Güte, die geistige Reife, die systemische Stärke eines Systems zeigt sich in der Art und Weise wie seine Führer mit den Nicht-Führbaren umgehen. Deren Kreativität nutzen. Oder gelassen ignorieren. Ein nachhaltig gesundes öko-soziales System offenbart sich über seine Resilienz gegenüber Ausnahmesituationen. Und die wird trainiert über das Auseinandersetzen mit dem Unbequemen, dem vordergründig Bedrohenden. So wie eine übertriebene Hygiene jeden Organismus letztlich anfälliger gegen Keime werden lässt und ihm somit existentiell bedroht, bedroht das Aussondern geistiger und kultureller Vielfalt langfristig die Existenz einer Organisation oder eines Systems. Aber ich bin zum Reisen in Kuba, ohne politischen Auftrag. Die sinkende Resilienz des autokratischen Systems hier zeigt sich im Verfall der Häuser, im Mangel an qualitativ hochwertiger Bekleidung. An der Ungleichheit zwischen Arbeitsleistung und Arbeitslohn bei Lehrern und Ärzten. Die werden unzufrieden, wechseln als Pförtner in Hotels oder Sicherheitsleute in Restaurants, wo sie leicht doppelt so viel verdienen wie bisher. Drei Radtage liegen schon hinter uns: Akklimatisierung an die Hitze, die Fahrradsättel, die Menschen, die politischen Parolen allerorten und den real existierenden Sozialismus auf dem Land. Man muss essen, wenn man etwas bekommt und nicht wenn man Hunger hat. Man muss in den Häusern bei den Leuten nachfragen, wenn man Wasser braucht, weil man Wasser in den Dörfern nicht kaufen kann. Der erste Ruhetag führt mich zurück in mein aktuelles berufliches Dilemma. Springe hin und her zwischen “Frührente” und finanzieller Verantwortung für die Ausbildung der Kinder. Ich könnte hier in Kuba leben. Ein Lehrer verdient umgerechnet rund zehn bis fünfzehn Euro im Monat. Allein für einen Monat Wohnen in Hannover könnte ich hier rund vier Jahre komplett wie ein Lehrer leben. Fragt sich nur, wie lange noch. Wie lange noch bis die Castro-Brüder das Ruder an die kapitalintensiven Exil-Kubaner in Florida übergeben müssen. Die momentan mit ihrer Lobby-Arbeit alles verhindern, was in Kuba dem Fortschritt dient. Sogar verhindern, dass Kuba als amerikanischer Staat in die Organisation Amerikanischer Staaten aufgenommen wird. Zurück zu den faktischen reisespezifischen Themen: Ich bin froh, dass ich mich entschieden habe, unsere Route zuhause am Rechner geplant zu haben und jetzt nach GPS fahren zu können. Denn die Straßen, die wir bisher gefahren sind, sind auf meiner Karte nicht eingezeichnet und Wegweiser sind selbst auf den großen Straßen eher Mangelware. Auch Werbung gibt es hier keine. Außer den politischen Parolen überall. Diese haben schon etwas Anachronistisches. Ich bin mir unsicher, ob ich – auch als Kubaner – an diese Durchhalteparolen glauben würde, im Angesicht des Zerfalls allen Gemeinguts. In Las Terrazas finden wir ein Casa Particular und trinken unseren ersten Mojito mit Rolando und seinem Kumpel. Es ist Samstag und unser Gastgeber ist ziemlich angeheitert. Aber es läuft alles wunderbar. Im See von Las Terrazas finden wir etwas Abkühlung. Die anwesende Bevölkerung schaut etwas verdutzt, als Leo und ich mit Radhosen ins Wasser springen. Sonntag bereitet uns Rolando ein gutes Frühstück zu mit frischem Obst, Brot, Marmelade und einem Omelett, das hier Tortilla heißt. Ich kann weder Weizenmehl noch Kartoffeln darin entdecken, also nenne ich es einfach Rührei. Weiter geht’s durch die Sierra del Rosario. So langsam beginnt der Urlaub für mich. Nach vier Tagen unterwegs. Bei Viñales treffen wir drei Kanadier, die uns ein Casa in Puerto Esperanza empfehlen. Das nehmen wir an und wir essen zum ersten Mal Languste. Frisch gefangen, über mit Kräutern versehener Kohle gegrillt. Wow! Toni, die Gastgeberin hat ihre Schwester zum Kochen engagiert. Deren Mutter, die die eigentliche Gastwirtin ist, könne richtig kochen, sagen die beiden. Lennart und ich finden, dass das kaum möglich sei. Jetzt haben wir bei den beiden Mädels ein Stein im Brett. Und heute abend zwei Fische auf dem Grill. Hier in Kuba wird draußen gelebt. Gekocht, gegessen, gequatscht, getrunken. Mit den Viechern zusammen. Der Fisch brutzelt neben dem Schweinestall, die Haussau schaut neugierig über die Stalltür. Der kleine Köter ist ganz schön frech und total süß. Seine Mutter wird von Metastasen aufgefressen. Alle wollen den Hund töten, nur Lorenzo nicht, der 10-jährige Sohn von Toni. Dabei ist der 3 Monate alte Welpe doch ein würdiger Nachfolger – ist den Mäusen und Ratten schon hinterher und kämpft wacker und tapfer gegen den Haustiger, eine ziemlich große Katze. Noch verpasst diese dem kleinen Hund eine blutige Nase mit ihren Krallen, aber es wird nicht mehr lange dauern. Ich freue mich auf die kommende Rache, mag Hunde lieber als Katzen. Leider kennen Hunde keine Vergangenheit und keine Zukunft, leben nur im Moment. Sind dafür nicht hinterhältig, wie wir Menschen. Leo und ich gehen nochmal ans Meer, einen Mojito an der Bar trinken und einfach nur abhängen. Das können wir gut, gemeinsam. Es war selten so entspannt, mit jemandem in den Urlaub zu fahren. Ich quatsche hin und wieder, versuche, Lennart die Welt und das Leben zu erklären. Wenigstens tut er dann so als höre er mir zu. Auf dem Weg durch Puerto Esperanza erfühlen wir zum ersten Mal die Andersartigkeit der hiesigen Kultur mit der Muse eines Ruhetages. Um sieben gibt’s den Fisch. Mit schwarzen Bohnen, Reis und frischem Salat. Meine Güte, ist das lecker. Und das am Ruhetag – ungetrübter Genuss ohne Radfahrtaghunger. Dann erzählt Toni ihre Geschichte. Ihr Mann lebt zwar hier, aber sie sind getrennt. Er ist wild, sie ruhig. Na ja, nach kubanischen Verhältnissen. Sie können sich aber nicht trennen – wo soll er denn hin? Toni schläft mit ihrem Sohn im Elternschlafzimmer, ihr Mann im Kinderzimmer. Oder bei seiner Chica in Viñales. Hart ist das für Toni. Gast in einem Casa Particular zu sein heißt eben auch, Familienmitglied auf Zeit zu sein. Mit allem was dazu gehört. No es fácil! So offen, wie die Kubaner wohnen, so offen sind auch ihre Herzen und Seelen. --- Bilder gibt es hier: Kuba-Bilder erste Tage --- Fortsetzung folgt...
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#821001 - 04/22/12 10:12 AM
Re: Kuba 2012 - Revolución, Welten, Generationen
[Re: joeyyy]
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wie immer ist dein Reisebericht einfach gut zu lesen, mit schönen Fotos garniert. Vielen Dank und freu mich auf die Fortsetzung. Viele Grüße Joachim
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#821071 - 04/22/12 02:42 PM
Re: Kuba 2012 - Revolución, Welten, Generationen
[Re: joeyyy]
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klasse, liest sich dein Bericht. Zack sind die Erinnerungen an meine Tour vor einem Jahr wieder da. Bin neugierig auf die Fortsetzung.
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#821077 - 04/22/12 02:54 PM
Re: Kuba 2012 - Revolución, Welten, Generationen
[Re: joeyyy]
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ein schöner Bericht, gut geschrieben! Ich freu mich auf die Fortsetzung.
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#821121 - 04/22/12 05:05 PM
Re: Kuba 2012 - Revolución, Welten, Generationen
[Re: joeyyy]
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ja, wirklich spannend geschrieben. Bitte weiter so.
Wie ging es deinem Sohn auf der Tour? Hat er solch Touren schon öfters mitgemacht? Finde ich toll dass er da mit zieht.
Gruß Rennrädle
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#821230 - 04/22/12 09:40 PM
Re: Kuba 2012 - Revolución, Welten, Generationen
[Re: Rennrädle]
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Danke! Leo hat wunderbar mitgemacht. Er wird garantiert ein Fazit ziehen und den Epilog schreiben - ich will nicht vorgreifen. Aber es gibt einige Momente, die er sichtbar genossen hat So - hier die Fortsetzung: Den Artikel mit weiteren Bildern gibt es hier: 28. März 2012 – Karibik pur Gruß Jörg. --- Im Abschied ist die Geburt der Erinnerung, sagt ein deutsches Sprichwort. An Toni und ihre Familie, ihr Casa, ihr Essen, ihre Herzlichkeit und das Hierseindürfen werden wir uns immer erinnern. Und damit das so ist, schieße ich ausnahmsweise mal ein Standard-Abschieds-Erinnerungs-Foto. Und weil Küssen so schön ist, wird die junge Nachbarin auch noch mit einbezogen. Lennart ist für die jüngere kubanische Weiblichkeit ein attraktives Ziel. Herzensbrecherpotential. Richtung Westen wollen wir weiter, Richtung Pons und dann ins Hinterland. Caya Jutia hat uns Toni empfohlen: Karibik wie auf den Postkarten. Toller Strand, tolles Wasser. Den Tipp nehmen wir gerne auf und fahren los Richtung Santa Lucia. Die Mogotes des Viñales-Tals sind in der Ferne zu sehen. Die werden wir uns dann auf dem Rückweg genauer anschauen. Mogotes sind bis zu 400 Meter hohe Erhebungen, die in flacher Landschaft stehen. Erhebung ist wohl das falsche Wort – eigentlich sind sie der Teil der Erde, der nicht abgesackt ist. Denn unter dem Viñales-Tal ist ein weitverzweigtes Netz von Höhlen und Grundwasser-Kanälen. Und irgendwann sind mal ein paar Höhlen zusammengestürzt. Das heißt: Die Erde ist abgesackt. Aber nicht komplett. Und das was nicht abgesackt ist, nennt man hier Mogotes. Und wenn man nicht weiß, dass die Plateaus dieser Mogotes eigentlich das “Erdgeschoss-Level” sind, könnte man meinen, das seien Berge. Was sie aber nicht sind. Denn wir befinden uns im Untergeschoss. Philosophy at it’s best. Die Gegend hier scheint fruchtbar zu sein. Die rote Erde bringt so viele verschiedene Pflanzen hervor, dass uns monokultivierten Deutschen fast schon schwindelig wird. Gut, dass mich die Flora nicht so sehr interessiert, sonst hätte ich hier meine Speicherkarte vollfotografiert. Aber ich weide mich an ihrer Vielfalt – hier. Mein GPS zeigt mir irgendwann, dass wir abbiegen müssen. Auf einen Feldweg, der in das Dickicht führt. Unsere Räder sind ja robust und so eine kleine Gelände-Einlage ist doch eine schöne Abwechslung. Der Weg ist so eng, dass Autos hier gar nicht langfahren können. Da haben die Jungs und Mädels von Openbikemap gute Arbeit geleistet, so einen Pfad als routingfähig ins System zu programmieren. Ich finde deren Arbeit sowieso absolut genial. Ohne die hätte ich viele spannende Sträßchen und Wege – egal ob mit dem Rennrad, Reiserad oder Mountainbike nie gefunden. Irgendwann treffen wir einen Mann auf einem Ochsenkarren, der sich wundert, dass hier ein paar Gringos mit Fahrrädern langfahren. Wir grüßen freundlich und ich frage, ob ich ihn fotografieren darf. Dazu hält er extra an und positioniert sich. Wieder mal eine total freundliche Begegnung. Ich navigiere uns nach Sitio Morales, um dann links abzubiegen und auf der befestigten Straße nach Caya Jutia zu fahren. Dazu müssen wir über einen Damm fahren, vor dem wir “Eintritt” bezahlen müssen. Der Wärter fragt, wie lange wir bleiben wollen. Mist, denke ich, vielleicht dürfen wir dort gar nicht zelten und müssen heute wieder raus hier. Das klappt aber nicht, weil es schon vier Uhr ist und der Park um halb sieben schließt. Ich frage ob wir zelten dürfen, kein Problem, sehr schön. Dann kann ich Lennart mal zeigen, wo es sich wirklich traumhaft schlafen lässt: Am Strand mit leisem Meeresrauschen im Hintergrund. Am Ende der Straße nach Caya Jutia gelangen wir auf einen Parkplatz und zu einer Strandbar. Dort trinken wir erstmal eine Kola und ein kühles Wasser. Normalerweise trinke ich überhaupt keine Kola, aber im Gefühl einer unterzuckerten Müdigkeit weckt das Zeugs echt meine Lebensgeister. Und Leos auch. Und dann noch dieser Blick auf genau dieses Meer. Toni hat Recht: Hier ist Karibik. Palmen, weißer Sand, hellblaues Wasser, zum Horizont hin dunkelgrün abgesetzt, eine zarte Brise, kaum Wellen. Und das Beste: Wir sind fast allein um diese Zeit. Nach unserer kleinen Erfrischung suchen wir uns einen Zeltplatz. Und finden einen, der schöner nicht sein kann: Im Schatten von Pinien direkt am Strand. Ich schieße noch ein paar Fotos vom Rad fürs Radforum, Lennart steht schon im Meer. Nach dem Aufbau unseres Lagers wollen wir richtig ins Wasser. Noch nie habe ich so gern im Meer gebadet, noch nie so das Wasser, den Sand, die Sonne, das ganze Ambiente genießen können. Wir spielen mit unseren Schwimm- und Tauchfähigkeiten: Brust, Kraul, Rücken, Delphin – alle Lagen sind im Salzwasser so spielerisch zu beherrschen. Unter Wasser mit offenen Augen und der Nase den Sand streichend eins sein mit dem Element, aus dem wir kommen. Das Wasser streichelt mit seiner Wärme und seiner Schwere meinen Körper. Jetzt hätte ich gerne Kiemen, würde gerne einfach nur hier unten bleiben, über den Boden, die Algen hinweggleiten. Und wieder ist es da: Das Gefühl, ein Teil der Ewigkeit zu sein. Dass es mehr geben muss als nur dieses Leben. Diesmal durch das Meer vermittelt. Und man muss nicht mal religiös sein, um das fühlen und auch intellektuell greifen zu können. Platon, Sokrates und Aristoteles helfen da durchaus weiter. Aber sie sind natürlich schwer zu verstehen. Umso schöner, dass ich sie in genau solchen Momenten greifen kann. Gegen sieben gehen wir nochmal in Richtung Strandbar, wollen uns auf einer der Liegen den Sonnenuntergang anschauen. 3D-Freiluft-Kino mit der größten aller möglichen Leinwände. Ein Mann kommt auf uns zu – wir dachten, wir wären allein. Er stellt sich vor, ist von einer Sicherheitsfirma, die die Strandbar nachts bewachen soll. Auch ihn fragen wir, ob es in Ordnung ist, dass wir in der Nähe zelten. Klar, kein Problem – wir sollen nur bedenken, dass es nachts auch noch andere Leute gibt, die hier feiern oder rumspazieren. Er erzählt uns, dass er eigentlich Lehrer für Englisch und Französisch sei, aber bei einem Monatslohn von 14 CUC (rund 12 Euro) könne er sich sein Leben kaum leisten. Als “Security-Guy” verdient er hier das Doppelte eines Lehrers. Pervers ist das. Findet er auch. All das Studieren, die pädagogischen Herausforderungen, der Auftrag des Staates, eine Alphabetisierungsrate von 100% zu erreichen – all das ist nur halb so viel wert wie hier nachts auf ein leeres Haus für Touristen aufzupassen. Er bietet uns Mojitos aus der Bar an, bringt sie uns an den Liegestuhl. Wir quatschen noch ein wenig, seine Kollegin kommt dazu. Wir verabreden uns für die Zeit nach dem Sonnenuntergang auf der Veranda der Bar. Doch nun beginnt für uns das romantische Finale des Films, den wir hier sehen wollen: “Caya Jutia Sunset”. Schweigend, genießend sitzen Leo und ich nebeneinander. Der Mojito ist gut. Ich fotografiere noch ein wenig, dann ist das Schauspiel auch schon vorbei. Auf der Veranda quatschen wir noch eine Weile bis die Moskitos unsere Beine als Nahrungsquelle entdecken. Morgen früh um neun öffnet die Strandbar für die Besucher. Wir erhalten ein Angebot, um acht ein ordentliches Frühstück zu erhalten. Klar, machen wir. War das ein schöner Tag! Wir krabbeln schnell ins Zelt und horchen dem Meer noch ein wenig zu.
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#823404 - 04/30/12 11:01 PM
Re: Kuba 2012 - Revolución, Welten, Generationen
[Re: joeyyy]
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Originaltext und mehr Bilder gibt es hier: 29. März 2012 – Ein stoischer TagGruß Jörg. “Meine Güte, was ist denn hier los?” Überall juckt es – wir werden gebissen. Ich habe doch extra das Zelt ordentlich geschlossen – Moskitos können das nicht sein. Leo meint, dass diese kleinen Minifliegen so nervig sind. Ich glaube das nicht. Leo zerdrückt ein paar an der Zeltwand, was wiederum rote Flecken hinterlässt: Von unserem Blut. Wie kommen die Viecher hier rein? Es ist dunkel, ich schalte die Stirnlampe an. Sofort prasseln hunderte von diesen Fliegen von außen an die Zeltwand des Innenzelts. Ungefähr zwanzig haben wir hier im Zelt. Wir killen die meisten von ihnen. Ich frage mich nach wie vor, wie sie hier reingekommen sind und klebe vorsichtshalber das Loch des Mückennetzes, das die beiden Reißverschluss-Handstücke lassen (wo nicht mal ein Moskito durchkommt) mit Heftpflaster. Wir schlafen weiter. Nicht lange. Dann geht das Spiel von vorn los. Lennart versucht, die Beißerei zu ignorieren, zittert dabei aber unkontrolliert an Händen und Füßen. Es wird ernst. Ich schalte die Stirnlampe ein und vermute ungefähr dreißig bis fünfzig von diesen Mini-Drecks-Mistviechern im Zelt. Da hilft nur noch eins: Kopf mit Anti-Mücken-Tinktur einreiben und den Rest des Körpers im Schlafsack mumifizieren. Das Anti-Mücken-Zeugs stinkt wie Sau, man soll’s nicht einatmen. Spaßvögel, die, die die Bedienungsanleitung geschrieben haben. Wenn wir jetzt das Zelt lüften, werden zwei ausgewachsene Europäer von 0,5-Millimeter-Fliegen getötet. Piranhas der Lüfte, diese Viecher. Ich bewundere meinen Sohn – wie ruhig der bleibt. Hat in Philosophie wahrscheinlich ausreichend über die Stoa gelesen und versucht hier, über Gelassenheit und Selbstbeherrschung im Angesicht der Fliegen-Attacken Weisheit zu finden. Das Anti-Mücken-Zeugs wirkt – Gott sei Dank. Und durch mein Seiden-Inlett kommen sie mit ihren Stacheln oder Beiß- oder Kauwerkzeugen nicht durch. Ich frage mich immer noch, wie sie hier rein kommen. Schlafe dann aber auch wieder ein. Gegen sieben stehen wir etwas müde auf und fangen an, unsere Sachen zu packen. Diese Mini-Fliegen sind weg. Ein paar Moskitos versuchen, sich mit uns die Zeit zu vertreiben, bis ihnen die Sonne zu warm wird. Wir versuchen, die Moskitos zu vertreiben. Um acht sitzen wir auf der Veranda der Strandbar von Caya Jutia und fragen unsere beiden Gastgeber, die uns herzlich begrüßen, was das denn für Viecher sind. “Sunflies” sagen die beiden. Diese Fliegen sind wohl ziemlich nervig und sie kommen durch alle Ritzen. Das haben wir auch gemerkt. Zum Glück bleiben keine Quaddeln oder Dellen oder juckenden Haut-Irritationen zurück. Lennart mag Zelten am Strand nicht. Seit letzter Nacht. Schade. Dabei ist dieser Platz so wunderschön, dass ich ihn zu meinen schönsten Zeltplätzen sortiert habe. Kurz vor neun verabschieden wir uns nach einem ausgiebigen Frühstück von unseren Gastgebern und fahren wieder zurück aufs Festland. Na ja, auf die Hauptinsel. In Minas de Matahambre ist es Zeit für ein zweites Frühstück. Und wie lecker! Zitronensaft, Bananen, Pizza, Guarapo (Zuckerrohr-Press-Saft). Der Guarapo wird in kleinen Quioscos durch Walzen gewonnen. Dabei schieben die Verkäufer ein oder zwei Zuckerrohr-Stangen zwischen zwei Walzräder und drehen an einer Kurbel. Dadurch wird der Saft herausgepresst und in Gläser mit Eis gefüllt. Das Ganze kostet dann ein paar Pesos und ist eine ideale Radfahrer-Erfrischung. In Minas fahren wir in eine Seitenstraße, die uns dann ins Hinterland führt. Die Wege werden nach und nach anstrengender, unfahrbarer. Häufig schieben wir die Räder jetzt. Manchmal schieben wir zu zweit ein Rad einen Hügel hoch, gehen gemeinsam wieder runter und schieben das zweite Rad hoch. Am späten Nachmittag befindet sich nur noch ein knapper Liter Wasser in unseren Flaschen und wir werden heute Nacht wohl hier im Wald zelten müssen. Dörfer gibt es hier keine, hin und wieder mal vereinzelte Häuser. Gegen sechs – wir wollen jetzt so langsam geeigneten Zeltplatz suchen – treffen wir einen Soldaten, der uns irgendwie bedeutet, dass wir hier nicht weiter dürften. Dass wir hier eigentlich gar nicht sein dürften. Sein Spanisch ist so undeutlich, dass weder Leo noch ich verstehen, was er meint. Schließlich verschwindet er wieder und wir schieben weiter bis zu einem Haus. Dort ist ein Militärposten, der mit zwei Soldaten besetzt ist. Einer von ihnen ist der freundliche Herr, dem wir vorhin begegneten. Der andere scheint der Chef zu sein. Ich frage nach Wasser – kein Problem. Er schöpft aus einem großen Fass und gießt uns zwei Flaschen voll. Ihn verstehe ich einigermaßen. Eine Woche müssen die beiden hier Dienst machen, bevor sie abgelöst werden. Wasser, Reis und schwarze Bohnen werden hin und wieder durch Kameraden vorbeigebracht. Karges Leben. Reduziert auf das Minimum mitten im kubanischen Hinterland. Eine unschöne Nachricht müssen wir uns dann aber doch noch anhören: Wir müssen aus dem Wald hier raus und der Soldat, den wir nicht verstehen, wird uns mit dem Pferd begleiten. Sowas mag ich ja überhaupt nicht. Unser Begleiter trottet neben uns her, zieht hin und wieder an seiner Zigarre. Er kann uns nicht erklären, warum wir hier raus müssen. Ich zeige ihm, dass ich ein GPS-System habe und die Straße, auf die er uns führen soll, schon sehen kann. Sie ist noch rund zehn Kilometer von hier entfernt. Und jetzt ist es halb sieben und es wird bald dunkel und wir schaffen das nicht bis zur Dunkelheit bis zu dieser Straße. Auch er scheint von den Stoikern gelernt zu haben. Befehl ist Befehl. Er wird uns zur Straße begleiten. Bergauf ist er mit seinem Pferd schneller, bergab sind wir schneller. So geht das eine Stunde lang. Dann wird es dämmerig und ich sage, dass wir jetzt hier zelten und morgen früh garantiert den Wald verlassen werden. Ich weiß nicht warum, aber er war einverstanden. Oder auch nicht, ritt aber letztlich davon und ließ uns gewähren. Leo und ich verstehen das nicht und beginnen, das Zelt aufzubauen. Hier gibt es keine Moskitos und keine kleinen schwarzen Fliegen. Und es ist herrlich ruhig hier. Wir bereiten uns ein herrliches Abendessen aus Keksen, Bananen, Nüssen und Wasser. Lennart kommt auf die Idee, alles zusammen in seine Stahltasse zu tun und es zusammenzumantschen. Ich teste skeptisch. Gut. Ich nehme meine Tasse und mantsche ebenfalls. Wir freuen uns, dass wir das Spanische so gut beherrschen. Interesse zeigen können, Interesse an uns wahr nehmen können. Wir lernen, erzählen, manchmal erreichen wir sogar das eine oder andere Herz. Vor allem Lennart. Der wird hier von den Chicas angehimmelt und von den Frauen verwöhnt. Und ich muss mir dann immer anhören, dass ich ihm doch eigentlich viel zu viel zumuten würde, dem armen Kerl. Ich spiele diese Rolle gern – wissend, dass mir die Frauen eigentlich sagen, dass ich stolz auf meinen Sohn sein kann. Bin ich auch.
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Edited by joeyyy (04/30/12 11:03 PM) |
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#825655 - 05/08/12 08:02 PM
Re: Kuba 2012 - Revolución, Welten, Generationen
[Re: joeyyy]
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Interessant zu lesen! Freue mich auf den nächsten Teil. Ich würde mich freuen, auch irgendwann mal solche Touren mit meinen Kindern zu machen.
Grüße
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#825930 - 05/09/12 04:45 PM
Re: Kuba 2012 - Revolución, Welten, Generationen
[Re: joeyyy]
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ja echt kompliment. Toll zu lesen und schon erstaunlich, wie Ihr die Situation mitten in der Nacht und dann auf der Polizeistation bestanden habt.
Gruß Rennrädle
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#828826 - 05/22/12 08:05 AM
Re: Kuba 2012 - Revolución, Welten, Generationen
[Re: joeyyy]
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StephanZ
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Meine Aussonderungsgedanken kommen wieder. Wäre ich hier ein Dissident?
Aussonderung hier bedeutet Gefängnis, Hausarrest oder Ausweisung. Merkmal eines autokratischen Systems.
Was würde mir hier zur Last gelegt um mich auszusondern? Braucht es überhaupt eine Begründung zur Aussonderung in beziehungsweise aus einem autokratischen System?
Letztlich ist es wie in der Sesamstraße: Hier sind sechs Bilder, eins passt nicht zu den anderen fünf. Suche es und lege es raus. Auch Schopenhauer stellt fest: Einer von sechsen passt nicht zu den anderen fünf. Dafür denkt er zu viel. Ist unabhängig von Ehre und Ruhm, Hab und Gut, mit sich selbst im Reinen und sich selbst genug, kann sein Leben verantworten, wie auch Camus es fordert.
Die Güte, die geistige Reife, die systemische Stärke eines Systems zeigt sich in der Art und Weise wie seine Führer mit den Nicht-Führbaren umgehen. Deren Kreativität nutzen. Oder gelassen ignorieren. Ein nachhaltig gesundes öko-soziales System offenbart sich über seine Resilienz gegenüber Ausnahmesituationen. Und die wird trainiert über das Auseinandersetzen mit dem Unbequemen, dem vordergründig Bedrohenden. So wie eine übertriebene Hygiene jeden Organismus letztlich anfälliger gegen Keime werden lässt und ihm somit existentiell bedroht, bedroht das Aussondern geistiger und kultureller Vielfalt langfristig die Existenz einer Organisation oder eines Systems.
Aber ich bin zum Reisen in Kuba, ohne politischen Auftrag. Die sinkende Resilienz des autokratischen Systems hier zeigt sich im Verfall der Häuser, im Mangel an qualitativ hochwertiger Bekleidung. An der Ungleichheit zwischen Arbeitsleistung und Arbeitslohn bei Lehrern und Ärzten. Die werden unzufrieden, wechseln als Pförtner in Hotels oder Sicherheitsleute in Restaurants, wo sie leicht doppelt so viel verdienen wie bisher. Der Unfähige und der begabte Außenseiter haben von einem System die gleichen Reaktionen zu erwarten. Der Unfähige verwechselt sich gerne deswegen mit einem begabten Außenseiter. Mit solch einem Wortgeklingle stilisiert er sich innerlich zum Helden und unterlässt das Wichtigste für sich selbst, sich fähiger zu machen und verhaart versponnen in den Heldenträumen über sein Selbst in seiner misslichen Lage, anstatt das Nötige zu tun, um sich selber aus dieser zu befreien. Viele Grüße Stephan
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Edited by StephanZ (05/22/12 08:07 AM) |
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#829441 - 05/23/12 04:02 PM
Re: Kuba 2012 - Revolución, Welten, Generationen
[Re: ]
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Posts: 903
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(...)Mit solch einem Wortgeklingle stilisiert er sich innerlich zum Helden(...) Dein Bildschirm scheint nicht gut entspiegelt zu sein... Grüße, Bernd
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#845975 - 07/17/12 10:52 AM
Re: Kuba 2012 - Revolución, Welten, Generationen
[Re: joeyyy]
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Posts: 2,792
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Fortsetzung folgt...
Gruß
Jörg.
Jörg, wann denn? Auch in Deinem Blog finde ich keine Fortsetzung, uns so hänge ich jetzt schon lange mit Dir und Deinem Sohn auf Kuba fest..... Suse
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#846786 - 07/20/12 12:55 AM
Re: Kuba 2012 - Revolución, Welten, Generationen
[Re: joeyyy]
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Posts: 25,087
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Hallo Jörg,
leider wird für mich der Genuß deiner Berichte getrübt durch die Größe deiner Bilder (1500 Pix/Breite). Dieses Forum bietet von vornherein die Möglichkeit, Bilder automatisch auf 500 Pix runterzuskalieren. Wer das deaktiviert, weil er/sie nicht so auf Mäusekino steht, darf den Tod durch Bildschirmsprengung sterben. Scrollen bei jeder Textzeile und gelegentlich enormes Bildrauschen bei Dateien, die auf jeden Fall besser klein geblieben wären, sind die Folge.
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...in diesem Sinne. Andreas |
Edited by iassu (07/20/12 12:57 AM) |
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#846806 - 07/20/12 07:03 AM
Re: Kuba 2012 - Revolución, Welten, Generationen
[Re: iassu]
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...der Knopf "Runterskalieren" steht bei mir auf "Ja" - insofern müsste es funktionieren. Die Bilder stelle ich als Link zu meiner Homepage ein - sollte das das Problem sein? Kennt sich jemand aus? Gern auch per PN.
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#846829 - 07/20/12 08:04 AM
Re: Kuba 2012 - Revolución, Welten, Generationen
[Re: joeyyy]
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Na, dann freue ich mich und bedanke mich artig. Suse
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#846834 - 07/20/12 08:11 AM
Re: Kuba 2012 - Revolución, Welten, Generationen
[Re: joeyyy]
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Daß das bei dir aktiviert ist, bedeutet ja nicht, daß deine Bilder nicht bei anderen riesengroß erscheinen
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...in diesem Sinne. Andreas | |
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#846846 - 07/20/12 08:50 AM
Re: Kuba 2012 - Revolución, Welten, Generationen
[Re: iassu]
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...aaaach, jetzt verstehe ich: Das gilt nur für das Lesen von Bildern, nicht für das Einstellen OK - dann werde ich die Bilder nächstes Mal selber auf 500 Pixel runterskalieren Sorry und Gruß Jörg.
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#846907 - 07/20/12 11:51 AM
Re: Kuba 2012 - Revolución, Welten, Generationen
[Re: joeyyy]
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OK - dann werde ich die Bilder nächstes Mal selber auf 500 Pixel runterskalieren So weit runter ist auch nicht nötig. 800 oder 1024 Pixel breit passt fast immer. Gruß Uli
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#859963 - 09/02/12 09:04 PM
Re: Kuba 2012 - Revolución, Welten, Generationen
[Re: joeyyy]
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...nächster Brief aus Kuba - mit nur einem Bild, weil es Tage gibt, da will ich überhaupt gar nicht fotografieren. 2. April 2012 – Montezuma rächt sich Trotzdem wünsche ich spannende Lektüre. Gruß Jörg.
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#861588 - 09/08/12 09:45 AM
Re: Kuba 2012 - Revolución, Welten, Generationen
[Re: joeyyy]
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Schön, dass es hier weitergeht! Freue mich auf den Rest
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#864106 - 09/18/12 09:48 PM
Re: Kuba 2012 - Revolución, Welten, Generationen
[Re: Oppa]
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Schön, dass es hier weitergeht! Freue mich auf den Rest ...na dann: 3. April 2012 – Rote Erde Freue mich auch, wenn's freut Gruß Jörg.
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#864293 - 09/19/12 11:44 AM
Re: Kuba 2012 - Revolución, Welten, Generationen
[Re: joeyyy]
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geil. Hej, Joey. Joey = Opa und Frührentner?! Hä? Sach das das n Witz is.
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#864489 - 09/19/12 08:00 PM
Re: Kuba 2012 - Revolución, Welten, Generationen
[Re: ]
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geil. Hej, Joey. Joey = Opa und Frührentner?! Hä? Sach das das n Witz is. ...opa? nicht dass ich wüsste. aber ich kann bei meinen jungs gerne nochmal gezielt nachfragen. und bis zur rente habe ich auch noch - offiziell - gute fünfzehn jahre. aber ich denke, dass ich es langsam "ausgleiten" lassen werde nächstes jahr ist ein bisschen unbezahlter urlaub geplant, damit ich endlich mal'n wenig strecke machen kann - von mexiko nach kolumbien durch die ganzen mittelamerikanischen länder. und wer weiß - costa rica soll ja wunderschön sein... gruß jörg.
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#864778 - 09/20/12 03:41 PM
Re: Kuba 2012 - Revolución, Welten, Generationen
[Re: joeyyy]
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...so, jetzt geht das mal ein bisschen schneller voran hier. Für alle, die erfahren wollen, warum man auf einer Radreise mehr lernen kann als in der Schule. 4. April 2012 – Richtungswechsel und ein paar Fragen Gruß Jörg.
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#865345 - 09/22/12 10:58 AM
Re: Kuba 2012 - Revolución, Welten, Generationen
[Re: joeyyy]
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So klein ist die Welt. Genau an diesem Tisch habe ich auch gesessen. Gruss Brit
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Der normale Tropfen macht das schon und fließt mit den anderen in den Wasserkopf der Nation. | |
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#865390 - 09/22/12 02:32 PM
Re: Kuba 2012 - Revolución, Welten, Generationen
[Re: joeyyy]
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Schöne Bilder, Jörg, die in mir Erinnerungen an meine Reise aufleben lassen.
LG Theo
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Ab 50 ist man zu alt, um es immer Allen recht machen zu wollen! Stevens Cyclocrosser; i:sy RE14 2022: 5248 Kilometer 2023: | |
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#866200 - 09/25/12 01:00 PM
Re: Kuba 2012 - Revolución, Welten, Generationen
[Re: joeyyy]
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Man lässt die Kühe hinter sich und bewegt sich nur noch unter Männern?
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#882286 - 11/17/12 09:30 AM
Re: Kuba 2012 - Revolución, Welten, Generationen
[Re: joeyyy]
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Gib den Lesern eine Chance, die Bilder ganz zu sehen und mach sie etwas kleiner!
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#889384 - 12/10/12 11:19 PM
Re: Kuba 2012 - Revolución, Welten, Generationen
[Re: joeyyy]
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Die Reise ist fast beendet - die letzten Tage in Havanna beginnen: 8. April 2012 – Lazy Day Gruß Jörg.
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#906311 - 02/03/13 11:51 PM
9./10. April 2012 und Epilog
[Re: joeyyy]
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Weil's der letzte Beitrag meiner Reise ist, hier im Volltext für's Forum. Noch mehr Bilder gibts im Original-Blog. Was noch folgt, ist eine persönliche Zusammenfassung Lennarts. 9./10. April 2012 und Epilog – Der Sinn des Lebens in MelonenZum Frühstück gibt’s Melonen. Aus der Frage, ob eigentlich die Kerne im Fruchtfleisch sind oder das Fruchtfleisch um die Kerne, entwickelt sich eine Diskussion über den Sinn des Lebens. Das Fruchtfleisch ist um die Kerne herum konstruiert, damit Menschen und andere Tiere Melonen fressen. Mit dem Kot werden die Kerne mit ausgeschieden. Unter günstigen Bedingungen fallen die Kerne auf fruchtbare Erde. Unter noch günstigeren Bedingungen entwickelt sich eine Pflanze und damit neues Leben. Ohne Fruchtfleisch würde somit keine Vermehrung stattfinden. Na gut, ohne Kerne auch nicht. Themenspeicher: Wie vermehren sich eigentlich kernlose Weintrauben? Naja, und was hat das jetzt mit dem Sinn des Lebens zu tun? Blendung. Alles Blendung! Alles Leben auf dieser Welt ist darauf ausgerichtet, sich zu vermehren. Und da blenden wir uns und werden geblendet, was das Zeug hält. Warum schmecken Melonen so gut? Weil sie sich vermehren wollen. Warum riechen Rosen so gut? Weil sie sich vermehren wollen. Warum sehen Pfauenmännchen so gut aus? Weil sie sich vermehren wollen. Warum malen sich Menschenweibchen bunt an? Weil sie sich vermehren wollen. Warum streben Menschenmännchen nach Geld und Macht? Weil sie sich vermehren wollen. Alles Leben strebt nach Vermehrung. Glück? Zufriedenheit? Moral? Scheiß drauf: der Sinn des Lebens ist die eigene Vermehrung. Bis zum Kollaps. Wo kommen wir her? Warum sind wir hier? Wo gehen wir hin? Vergessen wir es! Sobald eine attraktive Frau oder ein attraktiver Mann unseren Weg kreuzt, ist die Suche nach der Antwort auf diese Fragen beendet. Dann geht es um Vermehrung. Es wäre spannend, nachzuweisen, dass selbst das Philosophieren über die Frage nach dem Sinn des Lebens letztlich nur dazu dient, um beim anderen Geschlecht damit anzugeben und über den Umweg “Bewunderung” Vermehrungsbereitschaft hervorzurufen. Und dass die Leute, die sich jetzt echauffieren, in der Vermehrungsglockenkurve nach Gauß links und rechts eines Ein- bis Zwei-Sigma-Intervalls liegen. Aber darüber sollen sich Biologen und Psychologen die Köpfe zerbrechen. Unterstützend für meine radikale Vermehrungs-These wirkt, dass der Sexualtrieb die einzige vitale Funktion ist, die mit zunehmendem Alter nicht verkümmert. Für die einen Fluch, für die anderen Segen. Aus Kuba nehmen wir auf jeden Fall mit, dass die Altersthese stimmt. Heute Morgen nehmen wir ein Taxi zur Fortaleza. Zweimal haben sich die Spanier Havanna abnehmen lassen: einmal von den Franzosen, die mit Schiffen kamen, dann tauschten die Spanier irgendwelche anderen Kolonien wieder gegen Kuba ein. Danach bauten sie eine Burg an der Hafeneinfahrt. Dann kamen die Engländer. Die Inselerfahrenen waren trickreich: Sie landeten an einer Stelle etwas östlich von Havanna und nahmen die Burg und dann die ganze Stadt als Landstreitmacht von hinten her ein. Der Rücktausch kostete Spanien wieder ein paar Ländereien oder ein paar Tonnen Geld oder ein stolzer spanischer König musste eine hässliche englische Prinzessin heiraten. Egal, jedenfalls bauten die Spanier noch eine Burg. Größer, dicker, und vor allem: auch gegen Angriffe von Land her gewappnet. Und die heißt Fortaleza. Und die besichtigen wir. Und lernen, dass “El Che” die Fortaleza als letzter einnahm, nachdem er mit Fidel den Diktator Bautista besiegt hatte. Der wiederum nutzte die Fortaleza vorher als Gefängnis und als Exerzier- und Exekutier-Anlage. Che dann auch. Ich weiß nicht ob das Exekutieren von den einen durch die anderen und dann der anderen durch die einen irgendwie zu unterscheiden ist. Und damit jeweils zu rechtfertigen ist. Kein Land, keine Regierung hat das Recht, Menschen zu töten. Seine Gefängnisse und was in ihnen passiert, sind die Visitenkarten eines jeden Landes. Kuba ist in einer besonderen Situation: auf der einen Seite proklamiert es für sich, das einzige wirklich freie und unabhängige Land der Welt zu sein. Auf der anderen Seite ist es ein einziges Gefängnis. Reisefreiheit gibt es nicht. Und die USA unterhalten hier noch ein eigenes Gefängnis – zur Untermiete sozusagen. Eine schmutzige Visitenkarte für das aus seiner Sicht einzige wirklich freie und unabhängige und demokratische Land der Welt. In der Fortaleza hängt die längste Zigarre der Welt. In einem Plexiglas-Terrarium, das sich an der Decke einer kleinen Zigarrenfabrik entlang windet, liegen über 80 Meter gerollter Tabak. Und dem Dreher, der Legende José “Cueto” Castelar, sehen Lennart und ich über die Schultern. Zigarren sind hier Teil der Kultur. Aber wie das in Kuba auch mit dem Rum eben so ist: Die besten und teuersten Zigarren gehen in den Export, die billigeren Varianten werden von den Kubanern geraucht. Ich würde mich allerdings nicht wundern – im Gegenteil: Eher freuen, wenn die ganz exorbitant guten Exemplare von alten Genießern in den Hinterzimmern der Fabriken geraucht werden. Von der Festungsmauer schauen wir nochmal runter auf die in hundert Jahren wahrscheinlich schönste Stadt der Welt: Havanna. La Habana. Unsere letzte Fahrt in die kubanische Hauptstadt genießen wir in einem alten amerikanischen Straßenkreuzer. Ich frage den Fahrer, wieviele Kilometer das Auto schon auf dem Buckel hat. Das weiß er nicht, hat das Auto geerbt. Es ist aber schon die dritte oder vierte Maschine unter der Haube. Mein Traum zerplatzt: Kein Acht-Liter-Chevy-Motor oder sowas sondern ein relativ moderner Mitsubishi-Diesel versieht seinen Dienst über der Vorderachse. Wir steigen am Hafen aus, nehmen noch einen Mojito, gehen durch La Habana Vieja an der Catedral de la Virgen María de la Concepción Inmaculada de La Habana vorbei und schlendern so langsam wieder zu Ricardo. Die Taxifahrt zum Flughafen thematisiert das Thema “Freiheit” nochmal. Der Fahrer hat 20 Jahre für die kubanische Armee gedient, daheim, in Angola und im Kongo. Und nun arbeitet er seit zehn Jahren als Taxifahrer. Er ist Patriot durch und durch, aber er möchte selbst entscheiden können, ob er seine Tochter und die Enkelkinder in Miami besuchen kann oder nicht. Er gestikuliert wild während der Fahrt. Gut, dass Autos und Straßen hier nur gemächliche Geschwindigkeiten zulassen. Am Flughafen verpacken wir unsere Räder mit ein paar Kartonfetzen und stellen uns an den diversen Warteschlangen an: Check-In, Emigration, Flughafensteuer, nochmal Emigration, Sicherheitskontrolle, Busfahrt zum Flieger selbst. 2 Stunden vor Abflug in Kuba am Flughafen zu sein, ist mutig. Kann auch schon mal schief gehen bei der ganzen Warterei (wir nennen das seit diesem Urlaub “sozialistische Hast”). Jetzt sitzen wir in einer kapitalistischen Boeing 767 mit 261 anderen Kapitalisten an Bord und trinken garantiert keinen Tomatensaft. Hah! Die Tinte in diesem Tagebuch ist noch nicht trocken, da bestellt sich ausgerechnet mein Sohn einen T-Saft mit Salz und Pfeffer. “Scheiß-Touri!” necke ich ihn. “Wieso, deutsches Flugzeug – deutsche Kultur!” bekomme ich zurück. EpilogKaffee- und Brötchen-Geruch wecken uns – wir konnten ordentlich schlafen. Zeit für ein Fazit, 10.000 m über Paris, 10.000 m über einer mitteleuropäischen Wolkensuppe, die Regen und einstellige Temperaturen für uns parat hält. Ich frage Lennart nach seinen drei besonders intensiven Eindrücken Erstens: Dass er seine eigenen Grenzen weiter stecken kann, dass es manchmal auch immer noch weitergehen muss und kann, auch wenn es einem ziemlich dreckig geht. Und dass das auch funktioniert. Gleichgültigkeit gegenüber der Situation ist dann ein geeignetes Mittel. Das hat er über sich selbst gelernt. Und damit gelernt, dass das Leben der eigentliche Lehrer ist und nicht die Schule. Zweitens: Wenn man offen und interessiert auf Menschen zugeht, erhält man Offenheit und Interesse zurück. Grundlegende Basis-Sprachkenntnisse sind dann ein wichtiger Türöffner. So wie wir uns gegeben haben, und das auch noch absolut authentisch, kamen wir als Gäste und gingen meist als Freunde. Dazwischen waren wir Familienmitglieder. Drittens: Lennart erlebte das erste mal Politik. Sozialismus heißt hier Gleichheit. Die Menschen sind zwar insgesamt ärmer, aber sie gehen anders miteinander um als bei uns in Deutschland. Sie diskutieren, lamentieren, schimpfen über Preise und miese Qualität von Schuhen. Aber sie sind zumeist fröhlich und wollen mit niemandem tauschen. Hier begegnen sich die Menschen auf Augenhöhe. Sie arbeiten für sich, helfen sich gegenseitig, vor allem innerhalb der Familien und unter Freunden. Unverständnis herrscht bei uns beiden, wenn wir erfahren, dass eine Ärztin nicht mal 20 und ein Lehrer nicht mal 15 Euro im Monat verdient. Ricardo muss als Vermieter rund 300 Euro im Monat an den Staat zahlen, um eine Casa-Particular-Lizenz zu erhalten. Egal, ob er Gäste hat oder nicht. Ein Taxi-Particular-Fahrer ebenfalls. Häufig wissen die Menschen nicht, wie sie den Monat rum bringen. Das Geld ist für Essen und Wohnen mit der Familie verplant. Aber sie wissen, dass es irgendwie doch funktioniert. Für das Lebensnotwendige ist gesorgt. Bildung und Gesundheitssystem gibt es für alle kostenlos, und alles darüber hinaus Gehende wird irgendwie organisiert. Ich selbst kann Lennarts Zusammenfassung nichts hinzufügen. Vielleicht noch die wunderbare Landschaft und das hervorragende Essen. Vor allem die Langusten bei Toni. Aber das Wichtigste für mich war die gemeinsame Zeit mit Lennart. Dass wir gemeinsam reisten, diskutierten, lernten, litten, improvisierten und genossen. Uns jetzt noch mal anders, inniger kennen. Und ich lernte, dass es mir gelungen ist, Leo zu zeigen, dass lernen immer stattfindet. Und dass das Fach “Leben” das spannendste ist. Ich wünsche mir, dass ich mit meiner Tochter auch einst eine solche Reise unternehme. Und ihr wünsche ich das auch. Diese Reisegeschichte hatte eine Einleitung, die sie emotional und gedanklich beeinflusste. In Kuba lernte ich, dass Geld einen noch geringeren Stellenwert hat, als ich ihm bisher schon nur zumaß. Das macht mich sicherer. Sicherer für die Zukunft, die jetzt kommen wird. Ich dachte immer, ich sei sozial abhängig von meinen Arbeitgebern. Ich weiß jetzt, dass das nicht der Fall ist. Wenn ich von irgendetwas sozial abhänge, dann von meiner Familie und meinen Freunden. Von den Menschen, die mir wichtig sind. Ich kann sagen: Wer das negiert, blendet sich selbst. Wer sich selbst und andere schindet, um nach vorne zu kommen, um Status und materiellen Wohlstand zu erreichen, wird während der letzten Atemzüge seines Lebens frustriert feststellen, dass irgendetwas nicht richtig lief. Und wer das nicht feststellt, hat für sich eine eigene Moral und einen eigenen Charakter aufgebaut, die fragwürdige Differenzen zu unserer langfristig gewachsenen, erprobten und belastbaren gemeinsamen Moral aufweisen müssen.
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Edited by joeyyy (02/03/13 11:59 PM) |
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#907020 - 02/06/13 05:27 PM
Re: 9./10. April 2012 und Epilog
[Re: joeyyy]
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Hallo joeyyy,
Danke für Deine Reisebeschreibungen und daß Du mitteilst was Dir einfällt, was Dich bewegt. Etwas ganz anderes als Kilometerfresserei, Du läßt die Leser teilhaben am Geschehen, läßt uns mit Land und Leute kennenlernen. Auch so ein Vater-Sohn-Trip ist sicherlich nicht alltäglich und regt viele an sich vielleicht etwas mehr mit ihren Kindern zu beschäftigen... Bitte weiter so - lese gerne auch Deinen nächsten Reisebericht. Hast Du Pläne?
lieben Gruß aus Berlin - von Burkhart
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#907022 - 02/06/13 05:38 PM
Re: 9./10. April 2012 und Epilog
[Re: arche-foto]
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Hallo Joeyyy,
ich habe jeden Teil gelesen und dieser Reisebericht ist einer der besonderen, vielleicht sogar der besonderste hier in dieser Sammlung.
Interessant geschrieben, viele verschieden Ansichten und Betrachtungen, einfach nicht 0815.
Klasse!
Rennrädle
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#1201377 - 03/30/16 12:21 PM
Re: Kuba 2012 - Revolución, Welten, Generationen
[Re: joeyyy]
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Bis vor 3 Wochen hat mich Kuba ja überhaupt nicht interessiert. Doch gerade check ich die Flüge fürs nächste Jahr. Ich werde dich noch nach deinen Übernachtungsorten per PN löchern und hab nen Haufen Fragen, die ich aber in einem eigenen Faden stellen werde. Vielen lieben Dank für deinen Bericht, Jörg. Ich bin ganz arg gespannt, was ich im " neuen" Kuba erleben werde. Herzliche Grüße Jürgen
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° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° Reisen + |
Edited by Juergen (03/30/16 12:29 PM) |
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#1204379 - 04/12/16 10:30 AM
Re: Kuba 2012 - Revolución, Welten, Generationen
[Re: Juergen]
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Bis vor 3 Wochen hat mich Kuba ja überhaupt nicht interessiert. Doch gerade check ich die Flüge fürs nächste Jahr. Ich werde dich noch nach deinen Übernachtungsorten per PN löchern und hab nen Haufen Fragen, die ich aber in einem eigenen Faden stellen werde. Vielen lieben Dank für deinen Bericht, Jörg. Ich bin ganz arg gespannt, was ich im " neuen" Kuba erleben werde. Herzliche Grüße Jürgen Hallo Jürgen, ich komme gerade von einer Wandertour in Andalusien zurück, ausnahmsweise mal ohne Fahrrad, dafür mit zwei Söhnen. Daher erst jetzt die verspätete Antwort. Lennart und ich reden immer wieder davon, noch die Ost Runde zu fahren. Allerdings schreckt mich Kuba momentan ziemlich ab, es scheint von amerikanischen Touristen "überschwemmt" zu sein. Wir werden wohl noch ein wenig warten, bis der Obama Hype etwas abgeebbt ist. Übernachten kannst du am besten in den Casas Particulares, im Internet sind ganz viele davon zu finden. Wir haben immer dann total nette Bekanntschaften gemacht, wenn wir von Casa zu Casa weiter empfohlen wurden. Wenn du ein Zelt mitnimmst und immer mal wieder auf irgendwelchen Plantagen nachfragst, ob du dort zelten kannst, wirst du ebenfalls spannende Begegnungen haben. Falls du kein Spanisch sprichst, empfehle ich, vor dem Kuba Besuch noch mal eine Woche Grundkurs an der Volkshochschule oder sonst wo zu lernen. Falls du weitere Fragen hast, ruf einfach an. Meine Telefonnummer würde ich dir per PN schicken. Gruß, Jörg.
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