Hallo,
auch die schönsten Urlaube gehen leider mal zuende. Diesmal hatte ich mir als Ziel die Radwege in der Westpfalz ausgesucht. Die (leider nur) zwei Wochen hatten eine klare Dreiteilung:
- zweitägige Anfahrt mit Bahn und Rad nach Dahn im Südl. Pfälzer Wald
- 9 Tage Aufenthalt in Dahn mit Tagestouren und Wanderungen
- dreitägige Rückfahrt mit Rad und Bahn.
Vorab noch ein Hinweis: Alle nachfolgend erwähnten (Fern-)Radwege folgen den Radwegenetzen von Rheinpfalz-Pfalz und Saarland und sind nicht nur mit Logos ausgeschildert, sondern auch mit den Schildern des jeweilgen Radwegenetzes.
Mit der Bahn ging es zuerst einmal nach Bad Kreuznach. Ab dort auf’m Rad ein paar Kilometer entlang der Nahe nach Bad Münster und über den Alsenz-Radweg nach Enkenbach-Alsenborn. Dieser Radweg führt ruhig und abseits der im nördlichen Bereich stark befahrenen Bundesstraße durch ein schönes, ländliches, zeitweise auch idyllisches Tal. Bis zum netten und sehenswerten Rockenhausen (warum sind hier samstags um 15 Uhr alle Cafes und Konditoreien geschlossen?) ist der Radweg trotz der vielen Richtungsänderungen sehr gut zu fahren, danach aufgrund des dürftigen Waldweges und der auf der Bundesstraße zurückzulegenden Abschnitte hinter Imsweiler und vor Enkenbach weniger. Die Beschilderung ist erwähnenswert gut, was trotz vieler Richtungswechsel die Orientierung einfach macht. In Fahrtrichtung Norden waren aber ein paar Schilder verdreht. Da das Tal eng ist, geht es auffallend häufig an den Hängen hoch und runter. Von „Flachetappe“ konnte also keine Rede sein, ich hatte abends unerwartet etwas „schwere Beine“. Ein Tipp: Der „größte“ Anstieg hinter Alsenz kann auf einer ausgeschilderten Alternativroute umfahren werden. Der schon für 2009 angekündigte Lückenschluß des Radwegs entlang der B48 vor Enkenbach ist noch Utopie; momentan ist man dabei ein paar Meter Radweg zwischen den Abzweigungen nach Sembach und Neuhemsbach zu bauen. Ausgeschildert ist hier stattdessen eine Route über Sembach nach Enkenbach-Alsenborn.
Weiter bis nach Kaiserslautern ein kleines Stück dem Barbarossa-Radweg zu folgen war an einem Sonntagmorgen ein problemloses und ruhiges Unterfangen. Durch Kaiserslautern hindurch könnte die Beschilderung etwas besser sein, aber zusammen mit dem Stadtplan im bikeline-Búch „Radatlas Westpfalz“ fand ich letztendlich fix zur Pfälzerwald-Tour, der ich bis Münchweiler folgte. Bis Hohenecken empfehle ich die breite und ruhige Straße zu nehmen und nicht den parallel verlaufenden, ausgeschilderten, aber matschigen Waldweg. Da auf der B270 die wenigsten freiwillig radfahren wollen, folgt hinter dem Gelterswoog eine kleine Bergetappe nach Queidersbach, in dem es nicht ganz einfach ist der dort konfusen Beschilderung zu folgen. Entschädigt wird man durch die Weiterfahrt auf einem schönen Radweg durch ein noch schöneres Wiesental bis Steinalben, dem ein nicht viel weniger reizvoller, kurzer Abschnitt durch einen urigen Wald nach Waldfischbach-Burgalben folgt. Das schöne Wetter tat ein übriges - kein Wunder, dass mir alle Radfahrer, Inliner, Reiter, … lächelnd entgegen kamen. Spätens ab dem Bhf. Pirmasens-Nord ist es aber vorbei mit der Herrlichkeit, die folgenden knapp 10 Kilometer auf breiten Straßen mit viel Verkehr bis zum Ortsende von Rodalben sind eher ätzend. Die Orientierung auf diesem Teil meiner Anreise war leider nicht immer einfach, da es einige Kreuzungen und Abzweigungen gab, an denen die Radwegbeschilderung fehlte (z.B. Queidersbach, Bhf. Pirmasens-Nord, Rodalben).
In Münchweiler wechselte ich kurz auf den Pirminius-Radweg, der mich sehr schön durch das Kfz-freie Waschtal nach Hinterweidenthal führte. Den Schlußakkord bis zu meinem Urlaubsort Dahn entlang der ersten Buntsandsteinfelsen setzte der berechtigterweise beliebte und belebte Pamina-Radweg Lautertal.
So hatte ich denn mein Quartier für die nächsten Tage gut erreicht. Von Dahn aus hatte ich vor mehrere Tagestouren zu machen. Es gibt eine Reihe von (wahrscheinlich) schönen Radrouten durch diese sehr reizvolle Gegend, eine Zusammenstellung mehrerer Rundtouren hält die Touristeninfo in Dahn bereit. Es gibt aber leider nicht sehr viele ruhige und gleichzeitig gut fahrbare (Oberflächenqualität) Strecken. Auch auf Nebenstraßen, die nur kleine Dörfer verbinden, war der Kfz-Verkehr so stark, dass ich die Vermutung hege, dass die Eingeborenen selbst für den Weg zum Klo die motorisierte Blechbüchse nehmen. (Und sie fahren weiß Gott nicht alle langsam und defensiv.) Am Wochenende kommen dann noch unzählige Tagesausflügler dazu – bäh!
Die weiter oben im Thread gemachte Aussage, dass viele Waldwege im Pfälzer Wald gut mit dem Rad zu befahren sind, möchte ich nicht vorbehaltslos bestätigen. Es gibt ein paar asphaltierte Militärstraßen und zweifelsohne viele gut fahrbare, nicht asphaltierte Waldwege – aber auch sehr viele Wege in einem Zustand, der für Radfahrer wenig geeignet ist, darunter auch viele, über die lokale Radrouten führen. Die gute 1:25000-Karte für das Dahner Felsenland mit Qualitätsangaben zu den Radwegen ist hilfreich, einige der darin als „gut“ markierten Wege möchte ich aber überhaupt nicht so bezeichnen. So habe ich mich nach einer sehr schönen Tagestour (Dahn – Salzwoog – Ludwigswinkel – Bremendell – Obersteinbach – Niedersteinbach – Hirschthal – Schönau – Rumbach – Bundental – Dahn) und zwei durchwachsenen kürzeren Runden mit für mich zu vielen Abschnitten auf rutschigen, holprigen, steinigen Wegen (die super schöne Strecke Bruchweiler-Bärenbach – Drachenfels – Erlenbach – Bertwartstein – Lauterschwan möchte ich trotzdem nicht unterschlagen) auf’s Wandern verlegt – das kann man im Dahner Felsenland richtig klasse! Meine Empfehlungen für das leibliche Wohl: „Die kleine Blume“ und „Lüders Speisemeisterei“ in Erfweiler für abends, für Kuchenfans ist das „Cafe Central“ in Dahn ein gaaaanz heißer Tipp.
Mein Fazit zum Südl. Pfälzer Wald: Richtig schöne Gegend, in den Wäldern unter der Woche super ruhig, leider nur bedingt zum Radfahren geeignet, dafür ganz toll zum Wandern. Wichtig: Am Wochenende unbedingt die Highlights meiden (Teufelstisch, Dahner Hütte, Biosphärenhaus / Baumwipfelpfad, Dahner Felsenpfad, Burg Bertwartstein, …).
Die Rückfahrt gen Heimat stand wie immer unter dem Motto "Bewährtes geniessen - neues entdecken!" Bewährt sind der Kylltal- und der Ruwer-Hochwald-Radweg, für mich neu die Strecke zwischen Pirmasens und Hermeskeil. Geplant hatte ich eigentlich auf dem sehr schönen Hornbach-Fleckenstein-Radweg die Rückreise zu beginnen. Die Strecke war ich vor ein paar Jahren schon mal gefahren (siehe
Von der Ostalb durch den Südwesten (Reiseberichte)) und war mit der Auslöser, den Urlaub hier zu verbringen. Der erste Etappenort wäre Hornbach oder Zweibrücken gewesen, aber dort war es morgens nicht möglich ein Zimmer unter 100 Euro für die kommende Nacht zu reservieren, so dass ich schweren Herzens etwas umplante.
Es ging zuerst einmal zurück bis zum Bhf. Pirmasens-Nord auf der Route, auf der ich hergekommen war. Ab dort dann auf dem Pirminius-Radweg nach Zweibrücken, der sich als überraschend netter und gut zu fahrender Radweg entpuppte, fast immer abseits der nur mäßig befahrenen Straße. Aus dem recht nett wirkenden Zweibrücken heraus ist nicht so toll zu fahren: Zuerst viel zick-zack, dann viel Verkehr, dann direkt neben der sch… lauten Autobahn her. Das kurz danach erreichte Saarland hält hier dann Radwegschilder auch für unnötig, so dass der nahe Glan-Blies-Radweg schwer zu finden ist. Zum Nachfahren: Am Ende des Weges neben der Autobahn rechts durch die Unterführung der Straße bis kurz vor den Bahnübergang folgen, dort links abbiegen und auf der schmalen Straße am Getränkehandel vorbei und unter der Unterführung durch bis zu einer Einmündung. Dort rechts und schon kurz darauf trifft man auf den Glan-Blies-Radweg (vor der Eisenbahn links Richtung Süden, hinter der Eisenbahn rechts Richtung Norden).
Für mich ging es nach Norden weiter. Homburg/Saar (apropos Saar: Die Abschnitte dieser Strecke durch das Saarland sind weitgehend identisch mit dem Saarland-Radweg.) war trotz suboptimaler Beschilderung zügig durchquert, die folgenden Kilometer durch ein ausgedehntes, einsames Waldgebiet zogen sich aufgrund der nicht so dollen Wegequalität etwas in die Länge. Noch länger zog sich für mich dann die Suche nach dem reservierten Nachtquartier am Ohmbachsee, weil entlang des Radweges Schilder Mangelware sind und die befragte einheimische Bevölkerung Probleme hatte, mir den Weg zu weisen. Die nervige Suche nach dem „Landgut Jungfleisch“ lohnte sich aber, die Unterkunft ist absolut empfehlenswert und die Lammmedaillons mit Kräuterkruste, genossen auf der Terrasse, schmeckten vorzüglich.
Am nächsten Tag den Einstieg in den Kirsch-Radweg im nahen Schönenberg-Kübelberg zu finden war auch nicht ganz einfach. Diesen Wink mit dem Zaunpfahl habe ich aber nicht als solchen erkannt und so folgte ich dieser Route durch das ländliche Kohlbachtal. Der anfangs noch starke Kfz-Verkehr nahm schnell ab, die Anzahl an hübschen Streuobst-Wiesen zu. Bis Frohnhofen war es eine nette Strecke - danach zuerst leider nicht mehr. Warum auch immer hat man sich für den weiteren Verlauf bis ins Ostertal für einen steigungsreichen Verlauf über teilw. arg steile und häufig ganz miese Wald- und Wirtschaftswege entschieden. Diese mal matschigen, mal kaputtgefahrenen, mal sehr steinigen, mal stark ausgewaschenen, mal fast zugewachsenen und ansonsten selten asphaltierten Wege sind für Radfahrer absolut ungeeignet, für Mehrspurfahrzeuge (Trike, Anhänger) z.T. sogar unpassierbar. Für die nicht mal 10 km Strecke habe ich deutlich über eine Stunde benötigt, an einigen Stellen war aufgrund der Wegequalität nur Schritttempo oder sogar nur schieben möglich. Ich kann Nicht-Mountainbikern nur empfehlen nicht der Radwegbeschilderung ("Ostertal-Höhen-Radweg") über Selchenbach nach Osterbrücken zu folgen, sondern ab dem Ortsausgang von Frohnhausen auf der dort seeehr ruhigen Landstrasse westwärts ins Ostertal zu fahren - oder die Ecke ganz zu meiden. Eigentlich schade, denn die tollen, weiten Ausblicke von den Höhen oberhalb des Ostertals verpasst man so. Vermutlich hat man nicht ohne Grund im bikeline-Buch eine leicht andere Route beschrieben, die die schlimmsten Kilometer vor Selchenbach umgeht. Warum man aber gleichzeitig schreibt, dass man dort der Ausschilderung folgen kann, obwohl diese einen ganz woanders entlangführt, ist mir schleierhaft.
Der Radweg im Ostertal war zwar nicht der Knaller, aber gut fahrbar und das nahe Oberkirchen schnell erreicht. Um zum Fritz-Wunderlich-Radweg zu gelangen muss man kurz steil berghoch, diesem auf der ehemaligen Bahntrasse bis Freisen zu folgen ist dann nicht nur aufgrund der sehr schönen Aussichtspunkte ein Vergnügen. Ab Freisen fuhr ich dann, die Radwegbeschilderung zeitw. ignorierend und damit höhenmetersparend, auf den Radwegen entlang der Landstrassen Richtung Nohfelden, was zu kurzer Suche des Radweges in Wolfersweiler führte. An dem folgenden Auf-und-ab auf holprigen, steinigen Waldwegen über Türkismühle Richtung Bostalsee hat sich seit meinem letzten Befahren vor gefühlten 385 Jahren leider nichts geändert, die heftig Kfz-belastete B41 ist keine Alternative. Vom Bostalsee ins Primstal nochmals die Radwegschilder ignorierend ging es hinter der Nahe-Quelle auf ruhiger Strasse locker bergab. Ein Schlagloch mitten auf der Fahrbahn sorgt dafür, dass der Blutdruck nicht zu weit fällt. Das Primstal bis Nonnweiler machte mir aufgrund des starken Autoverkehrs und des Lärms der A1 wenig Vergnügen. Das ist aber kein Grund hinter Mettnich die Radfahrer zur Vermeidung von gut 1 km Strasse mehr als 500 m über eine durchschnittlich 10%ige Steigung rauf und direkt wieder runter zu schicken. Saarlands Radwegemacher radeln anscheinend nicht und handeln deshalb sehr häufig nach dem Motto "weg von der Strasse, egal um welchen Preis". Zumindest gab es kurz vor Nonnweiler endlich mal wieder eine Einkaufsmöglichkeit, die letzte geöffnete hatte ich in Freisen gesehen.
Hat man die für mich überraschend kommende Bergwertung in Nonnweiler geschafft, beginnt etwas versteckt der Primstal-Radweg, obwohl man hier durch's Lösterbachtal fährt. Es geht parallel zur Bahnstrecke etwas wellig und insg. leicht bergan auf einem gut fahrbaren Weg durch dichten Wald nach Hermeskeil. Schön wäre es, wenn sich Rheinland-Pfalz und das Saarland einigen könnten, wie man das Überqueren der Landesgrenze weniger gefährlich macht. Ein ex-Lokalpolitiker, den ich kurz nach Hermeskeil zufällig sprach, meinte, dass er nur darauf wartet, bis sich der erste Radfahrer an dieser Stelle den Hals bricht. Das Schild "Bitte schieben" ist jedenfalls der reinste Hohn, denn dafür ist die Stelle zu steil. Wie man es besser macht kann man sich nur wenige Kilometer später ansehen: Der auch landschaftlich schöne Ruwer-Hochwald-Radweg ist einer der besten Radwege, die ich kenne. Die gut 50 km von Hermeskeil bis nach Trier-Ruwer waren wieder die reinste Radfahrer-Wonne und natürlich machte ich Station im sehr guten „Hotel zur Post“ in Kell am See (siehe
Re: Unsere Tourenfotos + -alben + Storys (Reiseberichte)).
Weiter ging es ab Trier die Kyll aufwärts in die Eifel. Da ich irgendwie die Auffahrt auf die erste Moselbrücke bei Kenn nicht fand (der Mosel-Radweg war wg. Schnittarbeiten gesperrt), war dies mit einem unnötigen Umweg über Schweich verbunden. Der seit min. 20 Jahren unveränderte und für den Kyll-Radweg untypische Holperweg hinter Ehrang konnte mich dann auch nicht mehr nerven, die Vorfreude auf den netten und ruhigen Kyll-Radweg war größer - "der Fluss, die Bahn, der Weg - sonst nichts“. Den Plan mit dem Rad weiter Richtung Euskirchen zu radeln kippte ich dann aber in Höhe Bitburg. Zunehmend böiger Wind und aufkommende Regenschauer (nach 2 Wochen sehr gutem Wetter), die leider nicht vermeidbare Bergetappe Richtung Kyllburg und der Hinweis auf eine Radwegsperrung ohne Umleitung zwischen St.Thomas und Usch führten zur Entscheidung den nächsten Zug Richtung Heimat zu nehmen. So verpasste ich den sehr schönen Abschnitt entlang der Kyll von Kyllburg bis Gerolstein – was aber einem schönen Urlaub keinen Zacken mehr aus der Krone brechen konnte.
Gruß
Uli