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#777611 - 12/07/11 08:23 PM Dolomiten und zurück
DieterFfm
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Nachdem unser Stuttgarter kettenrauchender Forumianer es gewagt hat, einen Bericht ohne Bilder zu beginnen, habe ich den Mut gefasst, mal über meine diesjährige Tour zu berichten - auch ohne Fotos. Ich hab zwar welche gemacht, sogar nicht gerade wenige, aber ich weigere mich, einem Fotohoster meine Bilder zu überlassen, die sind privat und sollen es auch bleiben.
Auch bin ich nicht so schriftstellerisch begabt wie unser lieber Kollege, die Spannung seiner Schilderung schaffe ich bei weitem nicht, aber wem der Text zu steril ist, muss ja nicht weiterlesen zwinker

Hier also zunächst eine kurze Zusammenfassung der Route: von Frankfurt an den Bodensee, dann über Silvretta und Reschenpass ins Etschtal. Weiter von Trento durchs Valsugana an die Piave, dann die Ciclabile delle Dolimiti über Cortina nach Toblach. Drau abwärts über den Wörthersee zurück zum Millstätter See, über Schönfeldsattel und Radstätter Tauern wieder auf die Nordseite der Alpen und dann südlich um München, Brenz- und Jagstradweg und durch den Odenwald zurück nach Frankfurt. Die Landschaft, vor allem um Cortina, war einfach umwerfend, aber lest selbst...

1.Etappe: Muggensturm - Im Rheintal
Donnerstag 23.6. (Fronleichnam)
Km: 181
Hm: 460
Zeit: 9:45 Std.
Km/h: 18,5
Nacht: 7,50€

Die lange Wartezeit ist endlich zu Ende, fast hätte ich mir ein Maßband besorgt, wie damals beim Bund, und die einzelnen Zentimeter tageweise abgeschnitten. Die Wettervorhersage vor einer Woche war fürchterlich, die Alpen sollten geflutet werden, fast hätte ich schon mit einem Alternativprogramm geliebäugelt, aber zwei Tage vor der Abreise wurde es schlagartig viel besser prognostiziert. Jetzt muss ich angeblich nur die nächsten Tage mit ein paar Tropfen rechnen.
Ich habe für den größten Teil der Tour Wegepunkte im Navi gesetzt, 144 Stück an der Zahl. Erst ab Verlassen der Alpen will ich nach Nase fahren, da ich keine Ahnung habe, wann ich dort sein werde und wie viel Zeit mir noch bleibt. Außerdem sind 4 Tracks auf dem Navi geladen, die mir die Streckenverfolgung erleichtern sollen: Karlsruhe - Konstanz, Via Claudia Augusta, Langer Weg der Dolomiten und Drau-Radweg.
Die erste Etappe will ich bis Rastatt fahren, das Setzen der Wegepunkte bis zum Ziel der Etappe zeigt mir mindestens 160km an, erfahrungsgemäß kann man da noch 20-50% drauf addieren. Ich rechne also mit gut 200km, und um überhaupt heute noch anzukommen, stelle ich den Wecker auf 4:30 Uhr. Schnell ist gefrühstückt und der Rest eingepackt, gegen 5:20 Uhr geht's los.
Die U-Bahn U4 ist schon unterwegs und auch überraschend viele Fußgänger und Autos sind zu sehen. Vor der Auffahrt zur Ratsbrücke habe ich schon fast den ersten Zusammenstoß mit einem Radler, mein Lastesel ist aber auch noch zu ungewohnt unbeweglich. Die Unterführung unter dem Ratskreisel ist voller Scherben, der Buchrainplatz in Oberrad wird umgebaut und ich muss durch tiefen Schotter - nix wie raus aus Frankfurt.
Es geht hoch zum Stadtwald, 3% Steigung, ächz. Wie soll das nur werden? Der Wald ist nass vom Unwetter gestern (2 Wochen später werde ich noch ganz andere Schäden davon sehen), eine Rehfamilie mit Kitzen lässt sich von mir vertreiben, dann bin ich raus aus dem Wald und bald in Sprendlingen auf der B3. An einem Feiertag ist hier nichts los.
Ich folge der B3 bis vor Darmstadt-Arheilgen, hier biege ich ab in den Ort. Weil es doch schon recht warm wird, will ich die langen Klamotten ausziehen und lehne das Rad an eine Bank im Zentrum von Arheilgen. Beim Umziehen kommt eine ältere Frau von der gegenüberliegenden Sparkassenfiliale auf mich zugeschlurft, mustert mich kurz und es ergibt sich in etwa folgendes Gespräch.
„Du mir sagen wie viel Geld?" Sie reicht mir ihre Kontoauszüge, die sie gerade hat drucken lassen.
„500€" kann ich von den Auszügen ablesen.
„Kindergeld auch?"
„Ja, ist dabei, und Hartz IV auch." Sie mustert mich noch mal etwas genauer.
„Du obdachlos?"
„Nee, nur Urlaub." Lautes Lachen!
„Du verrückt! Wohin?"
„Italien." Zu präzise muss ich ja nicht werden.
"Du verrückt! Warum ganzes Haus dabei?“ Schulterzucken meinerseits.
Dann gesteht sie mir, auch wenn ich's nicht unbedingt hören will: „Ich Jugo, 56 Jahre. Bruder zu Hause, Lehrer, 150€ im Monat. Anderer Bruder Architekt, 300€ im Monat! Ich nix zurück!" Ich denke mir meinen Teil.
Weiter geht's durch Darmstadt und Eberstadt, dann wieder auf die B3. In Zwingenberg gibt's gegen 8:15Uhr das zweite Frühstück in einem Bäckerladen mit Sitzgelegenheiten, ich lasse mir zwei Wurstbrötchen schmieren. Anschließend geht's immer noch auf der B3 durch Bensheim und Heppenheim nach Weinheim. Kurz darauf treffe ich auf den Rhein-Radweg. In Ladenburg sehe ich die ersten Reiseradler des Tages, ein Pärchen aus Holland, die ebenfalls den Radweg suchen. Sie wollen noch bis Rom, ebenfalls über den Reschenpass. Sie fahren nach einem Buch, das nur eine Beschreibung des Wegs enthält. Sie erzählen, dass es gerne von holländischen Reiseradelpärchen genutzt wird, um eine romantische Romreise zu machen.
Um einen größeren Wegeknick abzukürzen nehme ich die Fähre nach Neckarhausen. Ich fahre auf der Straße weiter. Am Schlosspark wartet ein Auto an einer kreuzenden Straße und lässt mich vorbei. Leider wartet er wohl zu lange und ein von hinten kommendes Auto schafft es nicht, rechtzeitig zu bremsen. Der Schaden ist nicht zu groß, ich biete meine Dienste als Zeuge an, aber man will sich bilateral einigen.
Nur wenige Kilometer weiter sehe ich in Schwetzingen eine Bank hinter einem Bushäuschen im Schatten stehen und nutze sie für mein Mittagessen. Es ist zwar erst kurz vor 11 Uhr, aber eine gewisse Leere im Magen lässt mich nicht los. Ich packe meine mitgebrachten Bratwürste und das Brötchen, das ich beim zweiten Frühstück gekauft hatte, aus. Die kleine Emelie, etwa 3 Jahre alt, wartet mit ihrer Mutter auf den Bus. Angelockt von meiner Aktion kommt sie völlig kontaktfreudig zu mir, um mir ihr Pustefix zu zeigen. Ich frage ihre Mama, ob ich ein Foto von Emelie machen darf. Ich reiche ihr noch ein Stück vom Brötchen, in die Bratwurst, die sie mit großen Augen ansieht, habe ich bereits gebissen, das geht also nicht. Das Brötchen scheint ihr aber etwas zu hart zu sein. Dann kommt der Bus und weg ist sie.
Der Radweg führt jetzt an der B291 entlang, dicht vorbei am Hockenheim-Ring. Noch schützt der Wald vor dem Gegenwind, aber irgendwann ist auch damit Schluss.
Schließlich erreiche ich Bruchsal, hier gibt's ein sehr schönes Schloss. Auf der Suche nach einer Eisdiele irre ich durch die Innenstadt, schließlich werde ich fündig. Einige Passanten drehen sich nach mir um und kriegen große Augen, daran werde ich mich gewöhnen müssen.
Ich suche wieder die B3, der Radweg daneben ist gut ausgebaut. Inzwischen gibt's keinen Wald mehr, der Gegenwind wird spürbar und die Wolken immer dunkler, es bleibt aber noch trocken. Es geht östlich an Karlsruhe vorbei und bereits in Ettlingen brauche ich die nächste Pause. Eine Eisdiele finde ich nicht, allerdings ein Lokal mit Terrasse und ich trinke ein alkoholfreies Weizenbier. Das Rad steht nicht besonders gut und der Wind wirft es um, aber das Gepäck ist fest mit ihm verbunden und es gibt keinen Schaden. So etwas muss es einfach aushalten.
Hinter Muggensturm finde ich dann den Campingplatz, er sieht etwas heruntergekommen und vernachlässigt aus, aber einen Platz zum Zelt aufbauen gibt es. Ich beeile mich mit dem Zelt und schon fallen die ersten Trop-fen. Hier gibt's nur einen Kiosk, um den sich die Platzgemeinschaft versammelt. Die Toiletten haben kein Klopapier, aber die Duschen sind benutzbar.
Weil es hier weit und breit nichts zu essen gibt, setze ich mich wieder aufs Rad und fahre zurück Richtung Muggensturm. Vor einer Reiterhalle sitzen einige Leute, und weil's weiterhin tropft und ich erkennen kann, dass es auch etwas zu essen gibt, bleibe ich halt hier. Ich kriege nur ein Schnitzel mit Brot und Soße, aber von der Menge reicht's. Die Bedienung ist recht nett und ich werde in einige Gespräche verwickelt. Als es dunkel wird, radle ich zurück, dabei regnet es weiterhin leicht. Ich kaufe am Kiosk noch eine Flasche Wasser, damit ich morgen etwas zu trinken habe. Die Nacht bleibt fast trocken.

2.Etappe: Bad Dürrheim - Murgtal im Schwarzwald

Freitag 24.6.
Km: 155
Hm: 1649
Zeit: 8:22 Std.
Km/h: 16,1
Nacht: 12,60€

Bereits um 4:45 Uhr bin ich wach, es fängt an zu regnen. Zum Glück gibt's nur ein paar Tropfen und die auch nicht lange. Ich gehe derweil waschen, dann packe ich die Sachen zusammen und baue das Zelt ab, alles ist klatschnass. Das wird jetzt in den nächsten Tagen mein morgendliches Ritual werden.
Um 5:45 Uhr geht's los und bereits gegen 6 Uhr finde ich den Radweg "Tour de Murg". Im Navi habe ich den Track "Karlsruhe-Konstanz" sichtbar gemacht und auch dieser verläuft auf dem Radweg.
In Gaggenau finde ich auf der anderen Flussseite einen Bäckerwagen, vor dem die beiden Verkäuferinnen noch eine Zigarette rauchen. Extra für mich wird der Wagen um 6:30 Uhr noch vor der eigentlichen Zeit geöffnet und es entwickelt sich ein nettes Gespräch mit den Beiden. Sie wollen am Sonntag auch den Murgtal-Radweg fahren, allerdings werden sie mit der Bahn nach Freudenstadt fahren und sich herunter rollen lassen.
Das Tal der Murg ist recht eng und gewinnt rasch an Höhe. Der Weg ist toll angelegt, hat jedoch an seiner steilsten Stelle nur einen Schotterbelag. Bald bin ich auf 350mNN, jedoch verliere ich davon 50m wieder, schade. Dann kann ich von der Strecke nur schwärmen, toll geteert, mit einer Steigung von 3-6% geht's stetig aufwärts. Bei Forbach wähnt man sich in den Alpen, auf der anderen Talseite sieht es aus wie auf einer Alm. In Forbach selbst gibt's am Bahnhof einen Laden zum Getränke auffüllen.
Eine kurze, knackige Auffahrt von angeblich 20% führt über eine Tunnelauffahrt der S-Bahn Richtung Freudenstadt. Der Weg bleibt unglaublich schön, es geht immer nur rauf. Kein Wunder, dass die beiden Brötchenmädels sich hier herunterrollen lassen wollen.
Ab Seewald wird das Tal breiter und damit der Weg flacher, allerdings macht sich jetzt Gegenwind bemerkbar. So gegen 9:30 Uhr kommen mir die ersten Radler entgegen, das sind sicherlich auch diese Genussradler, die nur abwärts wollen. Mein zweites Frühstück gibt's gegen 10 Uhr in Klosterreichenbach in einem Backshop eines Supermarkts. Die Bedienung wünscht mir noch eine schöne weitere Tour.
In Baiersbronn macht eine Gruppe Radler Pause und natürlich wird mein voll bepacktes Rad bestaunt. Sie erzählen, dass es bis Freudenstadt noch ein sehr steiles Stück zu bewältigen gibt. Bis in die Stadt wären noch etwa 170Hm zu bezwingen. Na gut, da muss ich halt durch, ich will ja auch Alpenpässe fahren.
Und nach einer Viertelstunde stehe ich vor der Steigung. Da soll ich rauf? Unglaublich! Erst versuche ich es im ersten Gang, bereits nach 50m ist Schluss, also absteigen und schieben. Ich schaffe kaum 10Hm, dann kurz schnaufen, weiter schieben, kurz schnaufen. Das ist ja wie letztes Jahr im Riesengebirge, nur zum Glück nicht so weit. Nach 20 Min bin ich endlich oben und völlig KO.
Hier endet der "Tour de Murg"-Radweg, ich fahre jedoch weiter nach meinem Track Richtung Bodensee. Der Track führte auch hier hinauf, dann jedoch, ich fasse es kaum, geht er nach 200m wieder hinunter. Bevor ich das richtig realisiere, habe ich schon 30Hm verloren und sause weiter auf schlechter Straße ins Tal. Also war die ganze schweißtreibende Schieberei für die Füße, ich bin völlig frustriert. Als ich wieder unten bin, habe ich fast dieselbe Höhe wieder erreicht, wie vorher. Die Straße im Tal jedoch steigt wieder an und mündet hinter Freudenstadt in die B28, nicht ohne vorher die Höhenmeter, die ich vorher geschoben habe, wieder zu gewinnen. Hätte ich mir nur vorher den Track etwas genauer angeschaut, wäre ich entweder im Tal oder nach der Schiebeaktion oben im Ort geblieben, so hatte ich die Höhe zweimal zu bewältigen.
Schwamm drüber, denn jetzt geht's wieder zurück nach Freudenstadt, um kurz nach dem Ortsschild wieder nach Süden abzubiegen und weiter rauf auf über 800mNN zu steigen. Vor lauter Überfluss fängt es auch noch an, leicht zu regnen, ich muss die Regenjacke anziehen. In Mittelsteinwald, wenige Kilometer weiter, bremse ich am Gasthaus Steinwald, ich bin so kaputt, dass ich jetzt Mittag mache, es ist mal gerade 11:50 Uhr. Es gibt Strammer Max, ich schaffe die Portion nicht, aber der Liter alkoholfreies Weizenbier muss sein, für die Elektrolyte und die Flüssigkeit.
Zum Glück habe ich den höchsten Punkt jetzt überwunden, es geht wieder abwärts nach Loßburg. Ich ziehe wieder die Regenjacke an, es bleibt feucht und auf der Abfahrt ist es recht kühl. In der Ferne habe ich einen tollen Blick auf die Kette der Schwäbischen Alb, die von Norden steil aufsteigt, teilweise auf über 1000mNN.
Auf schönen Nebenstraßen geht es dann ständig auf und ab, nur so sind die immensen Höhenmeter dieser Etappe zu erklären, immer zwischen 600mNN und 650mNN. Die L408 bei Vogelsberg scheint neu gebaut zu sein, weder die Karte noch der Navi kennen diese Streckenführung. Dann endet die neue Straße leider in einer Baustelle, ein Weiterkommen ist nicht erkennbar. Ein Postwagen kommt hinter mir her, ich halte ihn an und der Fahrer meint, man müsse nur durch die Unterführung vor mir, dann ginge es auf der alten Straße problemlos weiter. Bis Dunningen läuft es jetzt ganz gut, hier allerdings kann ich eine Eisdiele nicht ungenutzt liegen lassen. Der Chef hat einen Meisterbrief aus dem Rhein-Main-Gebiet.
Weiter geht's nach Niedereschach, hier verlässt der Weg ein Tal und will mit 14% Steigung die 100Hm überwinden. Da nutzte auch die Pause kurz vorher nichts, ich muss den Hügel in zwei Abschnitte teilen, dazwischen heftiges Schnaufen und diverse Züge an der Trinkflasche.
Inzwischen habe selbst ich realisiert, dass ich mein anvisiertes Tagesziel nahe dem Bodensee nicht mehr erreichen kann und suche einen Campingplatz in der Nähe. Zunächst sause ich 100Hm hinunter zur A81, dann geht's mal wieder 14% rauf auf über 750mNN nach Weigheim und weiter zum Campingplatz in Tuningen-Sunthausen. Von hier aus kann man das Feriendorf in Öfingen sehen, wo die Familie 1989 den Sommerurlaub verbrachte.
Das Zelt ist schnell aufgebaut, alle Schotten auf Durchzug gestellt, und währen ich duschen gehe, kann alles trocknen. Zum Abendessen gehe ich in den Ort, beim Campingplatz gibt's leider nichts. Im Gasthof Lehre Post ist zwar gerade eine größere Feier, aber man hat alles im Griff und es schmeckt vorzüglich.

- Fortsetzung folgt -
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#777794 - 12/08/11 01:54 PM Re: Dolomiten und zurück [Re: DieterFfm]
DieterFfm
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3.Etappe: Deggenhausertal - Bodensee Hinterland

Samstag 25.6.
Km: 123
Hm: 1094
Zeit: 6:58 Std.
Km/h: 17,5
Nacht: 11,00€

Heute bin ich eine Stunde später dran als sonst, bis ins Montafon schaffe ich es sowieso nicht mehr, also kann ich einen kleinen Umweg über das Hinterland des Bodensees machen. Um 7 Uhr fahre ich los, es geht zunächst durch eine Moor- und Wiesenlandschaft in den nächsten Ort Pfohren. Eine Bäckerei hat geöffnet und mein Frühstück ist gesichert. Leider schleppe ich an meinen Schuhen Grasreste in den Laden, aber die Verkäuferin fegt den Dreck schnell weg.
Durch Pfohren verläuft der Donau-Radweg. Vor vier Jahren war ich hier bei heftigstem Regen durchgesaust und hatte eine Gruppe Tagesradler gejagt und alle überholt. Kurz vor Geisingen waren die Wege durch rauschende Bäche mehrere Zentimeter überspült. Heute lässt es sich sehr gemütlich radeln.
In Geisingen kann ich Nachschub kaufen und bei Schlecker eine neue Batterie für meinen Tacho erstehen, der wird in letzter Zeit sehr blass in der Anzeige, es wäre eine kleine Katastrophe, wenn er ausfallen würde. Hinter Geisingen biege ich nach Süden ab, ein Wirtschaftsweg verläuft neben der Straße. Leider ist der nach einem Kilometer zu Ende, ich muss durch den Seitengraben auf die Straße schieben, zurück fahre ich nur, wenn's nicht anders geht. Das war mir eine Lehre, es werden nur noch Wirtschaftswege neben der Straße benutzt, wenn da auch ein entsprechendes Schild steht.
Bis kurz vor Tengen geht es leicht und stetig bergauf, dann sind im Hintergrund im Dunst die tollen Schweizer Berge der Churfirsten und des Säntis sichtbar. Nach Tengen kann ich es 150Hm herunter laufen lassen, hinter dem Ort rollt es gut weiter, teils steil abwärts. Ein Radler mit Gepäck kommt mir entgegen, wir grüßen im Vorbeifahren. Wenn der wüsste, was auf ihn zukommt.
Ich biege wieder kurz nach Norden ab, um den Hohenstoffeln zu umfahren. Dann quält mich eine gewisse Leere im Bauch, so dass ich bereits gegen 11 Uhr in Welschingen meine Mittagspause einlege, ein Frikadellenbrötchen und eine Cola sollen das Loch stopfen.
Ab Ehingen fahre ich jetzt durch das Wasserburger Tal nach Nordosten. Im Wald auf der anderen Talseite scheint man zu jagen, es wird geballert wie blöd, der Lärm ist noch Kilometer weiter zu hören. Jetzt kreuze ich den Track, den ich eigentlich gestern noch hätte fahren wollen. Ich bin deshalb etwas unaufmerksam und verfahre mich prompt. Bis ich es merke, habe ich schon einige Höhenmeter bewältigt, also fahre ich nicht zurück, sondern suche mir einen anderen Weg, bin ja flexibel.
Auf kleinen Sträßchen und Wegen fahre ich jetzt Richtung Osten. Nördlich von Stockach erreiche ich nun das Hinterland des Bodensees. Ein einheimischer Radler fährt zu mir auf, für 2km fahren wir gemeinsam und er gibt mir noch ein paar Routentipps. Erst bleibt es relativ flach, dann geht's leicht rauf auf 650mNN, es fallen auch mal ein paar Tropfen.
In Herdwangen mache ich eine Pause vor dem Rathaus. Für eine Hochzeit hat man Bierzelt-Garnituren bereitgestellt und ich setze mich an eine solche Bank, weil sich bis jetzt noch niemand der Gesellschaft hier niederlassen will. Die Tropfen werden etwas häufiger und versetzen die Organisatoren in Panik, jetzt muss alles schnell abgebaut werden und ich verliere meinen Sitzplatz. Egal, ich wollte sowieso weiter.
Nach Kleinschönach verliert der Weg wieder einiges an Höhenmetern. Ich sehe eine Pferdekutsche auf dem Radweg mir entgegen kommen und weiche ihnen auf die Straße aus. Die Kutsche ist als Hochzeitskutsche geschmückt für das Brautpaar von eben. Ich darf ein Foto davon machen.
Wieder geht's heftig rauf bis 760mNN nach Heiligenholz und wieder runter zur L201. Bei Rickertsreute gibt's noch mal Kaffee und frischen Käsekuchen in einem älteren Gasthaus bei einer Oma, dann geht's im Tal des Deggenhauser Bachs immer abwärts, der Gegenwind bremst allerdings die schöne Fahrt.
Im Campingplatz im Ort Deggenhausertal gibt’s nur eine kleine Zeltwiese, ein Rentnerpaar aus Holland hat bereits ihr Zelt aufgeschlagen und ich klemme mich in die andere Ecke des Fleckchens. Die Beiden sind von Venedig aus unterwegs nach Rotterdam, auch sie fahren nach einem Buch, wie die beiden Holländer von vorgestern. Den Alpenaufstieg am Malojapass haben sie mit dem Postbus bewältigt. Wir quatschen viel, deshalb wird es mit dem Duschen und nach Hause telefonieren etwas später. Ich tausche die Batterie im Tacho, dadurch gehen leider die bisher gefahrenen Kilometer in der Routenanzeige sowie die bisher geleisteten Höhenmeter verloren. Das ist nicht schlimm, die Gesamtkilometer kann ich wieder einstellen.
Wir gehen gemeinsam in ein nahes Lokal essen, meine Forelle ist sehr gut, allerdings etwas klein.



4.Etappe: Schruns (A) - Bodensee und Montafon

Sonntag 26.6.
Km: 147
Hm: 685
Zeit: 8:17 Std.
Km/h: 17,8
Nacht: 0,00€

Heute bin ich eine halbe Stunde früher wach, es wird gerade hell und ist bereits 15° warm. Da ich sowieso raus muss, stehe ich halt auf. Ich beeile mich nicht mit dem Zelt-Abbau. Auch die Holländischen Nachbarn schauen schon aus ihrem Zelt hervor. Um 5:45 Uhr geht's los. Leider lösche ich im Navi den Track von gestern, ohne ihn gespeichert zu haben. Pech, muss ich ihn halt zu Hause bei gpsies.de nachbearbeiten.
Es geht zunächst weiter am Deggenhauser Bach hinab. In den Käffern ist leider am Sonntagmorgen keine Bäckerei offen, auch eine Tankstelle ist nicht zu finden, das muss mein Magen aushalten. Kurz nach 7 Uhr rolle ich durch Meckenbeuren, auch hier ist keine Bäckerei zu finden, noch nicht mal ein Einheimischer, den man fragen könnte. Es gibt zwar eine Tankstelle, die ist aber leider geschlossen.
In Tettnang jedoch hält ein Auto neben mir an einer roten Ampel und der Fahrer führt mich zu einer Bäckerei, weil er dort selbst Brötchen holen will. Auf meine Frage nach Kaffee meint dort die Verkäuferin nur, dass es heute keinen Kaffee gäbe, es wäre zu viel los. Nach meinem ungläubigen "Waaas??" ist sie dann doch bereit, mir eine Tasse aus dem Automaten zu ziehen.
Gegen 8:30 Uhr erreiche ich dann in Kressbronn den Bodensee. Hier hat man ein tolles Panorama, blauer Himmel, blaues Wasser und die Berge, einfach grandios. Bereits um diese Uhrzeit ist es schon gut warm. Ich bemerke einen Fesselballon, der gegenüber zwischen den Bergen herumfliegt und einmal sogar hinter dem Zäntis zu verschwinden scheint.
Um 9:15 Uhr bin ich in Lindau, hier muss ich an einem Bahnübergang warten, weil der Hauptbahnhof auf der Insel im See liegt und die Bahnlinie den Radweg kreuzt. Nach 5 Minuten geht die Schranke auf, jedoch nur für 30 Sekunden. Leider verpasse ich diese kurze Möglichkeit, weil ich mich auf einer Parkbank niedergelassen habe, und muss nochmals 10 Minuten warten. Das ist ja schlimmer als in Frankfurt am Übergang in Fechenheim.
Aber ich habe ja Zeit, also fahre ich auch noch auf die Insel, der Radweg verläuft neben dem Bahndamm. Allerdings ist es hier total überlaufen, selbst um diese Uhrzeit. Am Hotel Bayerischer Hof startet ein Oldtimer-Rennen, ein Sprecher stellt alle Modelle einzeln vor. Am Segelhafen versuche ich, einen Kaffee zu bekommen, aber wie überall machen die erst um 10 Uhr auf. Schließlich kann ich einen am Kiosk auf der Seepromenade kriegen, zusammen mit einem Magnum Mandel. 6 Frauen sitzen an einem Tisch neben mir. Schätzungsweise sind sie auf einem Wochenendtrip und haben nur ein Thema: Abnehmen. Ich kenne da eine gute Möglichkeit. zwinker
Weiter geht's auf dem Bodensee-Radweg. Hier ist es voll wie auf der Zeil zur besten Einkaufszeit. Menschenmassen bewegen sich auf dem Rad, dazwischen vereinzelte Fußgänger. Die Grenze zu Österreich ist nicht zu erkennen, nur gibt es auf der Straße hinter dem Bahndamm unbekannte Zusatztexte unter den Verkehrsschildern.
Durch Bregenz wird es noch voller, wohl auch, weil zusätzlich am Hafen noch Markt ist. An einem Campingplatz an der Mündung der Bregenzer Ache kann ich Nachschub kaufen, dann gibt's noch einen kleinen Umweg bis zum Rheindelta und auf der Schweizer Seite radle ich jetzt den Rhein hinauf. Erst als ich kurz stehen bleibe merke ich, dass mich ein guter Rückenwind unterstützt. Der Radweg ist immer noch ziemlich voll, zumindest im Vergleich zu den letzten Tagen, aber wenigstens werde ich nicht mehr durch Fußgänger und Mitradler behindert.
Inzwischen ist es kurz vor 12 Uhr und auch ziemlich heiß geworden und ich benötige eine Pause. Eine nette Lokation bei Widnau lädt direkt dazu ein und ich bestelle eine "Schinkenseele", das ist ein Schinken-Käse-Baguette, und einen halben Liter Cola. Der Frankenbetrag wird dann von der netten Bedienung in Euro umgerechnet, die 16€ hauen mich fast vom Stuhl. Krass.
Für diese Gegend habe ich leider keine Karte mitgenommen, warum weiß ich auch nicht, und muss aufpassen, dass ich den Abzweig vom Rhein-Radweg nicht verpasse. Nur mit Navi fehlt einfach der Überblick, aber auch so schaffe ich es, zur Mündung der Ill auf die östliche Seite zu wechseln. Die Ill scheint mehr Wasser zu führen, als der Rhein.
An der Ill geht jetzt ein Radweg durch ein Naturschutzgebiet nach Feldkirch. Hier beginnt der Montafon-Radweg, auf geteerten Wirtschaftswegen und separaten Radwegen geht's zunächst durch ein enges Tal, dann zwischen immer höher werdenden Bergen Richtung Bludenz. Inzwischen ist es fast unerträglich heiß. In Nenzing mache ich an einem Fußballplatz eine Pause, es findet gerade ein Turnier statt und im Festzelt gibt's nicht nur Wasser, sondern auch noch Kaffee und Kuchen. Das war jetzt absolut notwendig.
Hinter Nenzing führt der Radweg an einem Werk von Liebherr vorbei, hier werden Krane produziert. Ich habe noch nie an einem Ort so viele nagelneue Krane in die Luft zeigen gesehen. Mein kurzer Fotostopp wird von einem anderen Radler genutzt, um zu mir aufzufahren. Er hat nur einen Rucksack dabei und wir kommen ins Gespräch. Der Radler kommt aus Kalifornien und ist 70 Jahre alt, was man ihm absolut nicht ansieht. Er macht seit mehr als 20 Jahren jeweils mindestens 3 Wochen Fahrrad-Urlaub in dieser Region. Von einem festen Stützpunkt aus macht er Tagesausflüge und Mehrtagestouren. Den Rest des Tages fahren wir gemeinsam und quatschen sehr ausführlich, natürlich auf Englisch. Er spricht kein Wort Deutsch, ist aber sehr geduldig mit meinen doch sehr rudimentären aktiven Englischkenntnissen.
Als er hört, dass ich morgen auf die Silvretta will, rät er mir, mit der Seilbahn rauf zu fahren, dann ginge es durch einen 2km langen Tunnel, weiter über einen Höhenweg an den Vermuntsee und über die Passstraße zur Bielerhöhe. Ich verspreche, diese Alternative zu überlegen, wäre mal was Neues, nur ob das mit Gepäck machbar ist? (Wieder zu Hause finde ich im Internet, dass das eine sehr interessante Variante gewesen wäre. Ob in der Seilbahn das Gepäck befördert worden wäre, konnte ich allerdings nicht klären.)
Die wenigen Steigungen am Radweg komme ich mit meinem Gepäck besser hoch als mein Mitfahrer. Nach einer guten Stunde gemeinsamer Fahrt endet mein Englisch-Intensivkurs und wir trennen uns in Schruns, ich suche einen Campingplatz und er will weiter bis Partenen und dort in einem Zimmer übernachten.
Ich finde mein Ziel auch recht schnell, nur ist der Platz geschlossen, bzw. nimmt nur noch Dauercamper auf. Das ist nicht schlimm, der nächste Campingplatz liegt laut Internetverzeichnis von archies.com nur einen Kilometer weiter. Allerdings ist an entsprechender Stelle von einem Campingplatz weit und breit nichts zu sehen, da wurde wohl die Position falsch eingetragen. Schon etwas in Panik frage ich zwei Omas nach einer Übernachtungsmöglichkeit in Schruns. Die Omas kennen noch einen weiteren Campingplatz und beschreiben mir auch, wie ich dort hinkomme. Bei dem Platz ist hingegen die Rezeption nicht besetzt, nur eine Telefonnummer wurde hinterlegt. Ich rufe dort an und die Frau am anderen Ende meint, ich solle mein Zelt irgendwo aufbauen, man käme dann morgen zum Anmelden. Als ich erwähne, dass ich bereits gegen 6 Uhr weiter wolle, meint sie, dann könne ich eben nicht aufbauen.
Ich fahre weiter, aber nach 400m drehe ich wieder um. Was soll's. Wenn die mein Geld jetzt nicht wollen, haben sie eben Pech gehabt. Wenn morgen noch rechtzeitig jemand auftaucht, habe ich kein Problem, mein Geld los zu werden, und wenn nicht, dann eben nicht. Ich baue auf und weil ich keine Euromünze zum Duschen habe, schenken mir zwei Holländer, die an ihrem Zelt neben dem Eingang sitzen, sogar dieses Geld.
Zum Essen laufe ich in den Ort und finde nach längerem Suchen eine Pizzeria, die normalen Gasthöfe und Hotels sind nicht zu bezahlen.



5.Etappe: Pfunds (A) - Silvretta, Patznaun und Inn

Montag 27.6.
Km: 67466-67583 (117)
Hm: 1801
Zeit: 7:40 Std.
Km/h: 15,1
Nacht: 8,50€

Wieder fahre ich um 5:45 Uhr los, von der Rezeption ist niemand aufgetaucht, Pech.
Weiter geht's auf dem schönen Radweg das Illtal hinauf. Nach 10km komme ich an dem Campingplatz vorbei, der laut archies.com in Schruns liegen sollte. Hier sagen sich Hase und Fuchs „Gute Nacht", hier hätte ich nichts zu essen kriegen können.
Vor St. Gallenkirch halte ich einen Radler an, er macht praktisch eine Notbremsung, und frage nach einer Bäckerei. Oben im Ort wäre eine, sagt er. Na gut, da geht's 12% rauf, etwa 50Hm. Da kann ich jetzt schon mal testen, ob ich den Pass packen kann. Die Steigung ist schon recht heftig, aber ich schaffe es ohne Pause. Die hab' ich dann halt oben in der Bäckerei, nur ist hier der Kaffee und das Frühstücksbrötchen heftig teuer. Egal, ich habe ja die Übernachtung gespart. Außerdem macht jetzt auch der Spar im Nachbargebäude auf und hier kann ich die Wasservorräte ergänzen und sogar nochmals aufs Klo.
So gestärkt fahre ich auf der Straße (nein, nicht wieder die bereits gewonnenen Höhenmeter zum Radweg herunter) über Gaschurn (hier wird viel gebaut) und Partenen zur Mautstation der Silvretta Hochalpenstraße. Die Mautstation liegt einen guten Kilometer hinter Partenen auf etwa 1120mNN, gegen 8:15 Uhr mache ich hier nochmals eine kurze Motivationspause.
Der Kassierer für die Maut hat nichts zu tun und kommt aus seinem Kassenhäuschen, um mein Rad zu bewundern. Er meint, ich wäre heute der erste Radler, und dann, nach kurzer rhetorischer Pause, von etwa 1000 Radlern. Ich bin zunächst entsetzt, was wollen so viele Radler hier? Er erklärt, dass es ein Amateur-Radrennen von Sonthofen nach Arco über die Alpen gibt, und dass die heute Mittag über die Silvretta wollen. Bis dahin wäre ich aber schon oben. Sein Wort in Gottes Ohr, aber noch bin ich im Zweifel, ob ich es überhaupt dort hinauf schaffe.
Jetzt geht's los und sofort kommen die ersten Serpentinen, es geht immer 9% rauf und es läuft überraschend gut. Alle zig Höhenmeter mache ich eine kurze Verschnaufpause, zücke den Fotoapparat und bestaune die überwältigende Landschaft. Vor allem der Blick zurück auf die schon geschafften Höhenmeter motiviert weiter. Der Blick nach vorn lässt mich zweifeln, da willst Du noch rauf? Oh Mann. Schon bald macht der Zzing schlapp, das ist mein externer Akku, der vom Nabendynamo geladen wird, wenn ich über 15kmh schnell fahre und über USB den Navi mit Strom versorgt. Na gut, der Navi hat ja noch einen vollen Satz interner Akkus, werden jetzt halt diese genutzt.
Nur langsam geht es aufwärts. Im ersten Gang schleiche ich hoch, mehr als Schrittgeschwindigkeit ist nicht drin. Links, rechts, links, rechts. Ich kann einen Rhythmus finden, das hilft ungemein. In den Serpentinen ist es flacher, hier kann ich beim Treten etwas schnaufen. Das hilft zwar etwas mit der Luft, stört aber den Rhythmus.
Die Straße liegt erst im Schatten, aber das Tal wird mehr und mehr von der Sonne erreicht. Dort steigt die Temperatur sehr schnell von 20° auf 23°, dann 27° und 30°, es wird jetzt schweißtreibend. Manchmal kommen Busse an mir vorbei nach oben, dann auch ein paar Autos und erheblich mehr stinkende Motorräder, selten kommt jemand herunter gefahren. Immer wieder mache ich eine kurze Pause, schnaufen und trinken, und weiter. Und natürlich werden viele Fotos gemacht. Leider kommt die überwältigende Natur auf den Bildern überhaupt nicht rüber, man kann die Wirkung kaum nachvollziehen.
Am ersten möglichen Parkplatz fülle ich Wasser in die Trinkflasche nach und muss dabei das Gepäck etwas umgruppieren. Natürlich hält sofort ein Bus bei mir und spuck eine große Truppe Rentner aus, damit die hier Fotos machen können. Nix wie weg.
Vor dem Vermunt-Stausee gibt's dann die erste angedrohte stärkere Steigung mit etwa 14%. Ich schaffe sie mit zwei kurzen Verschnaufpausen, dann bin ich auf über 1700mNN am Stausee. Hier ist es fast flach und ich kann mich etwas länger ausruhen. Der Aufstieg dauert jetzt schon zwei Stunden und ich bin schon ganz schön platt. Aber ich muss weiter, nur keine Müdigkeit vortäuschen, es läuft doch besser als befürchtet.
Eine Radlerin auf einem Rennrad überholt mich und feuert mich an: „Du hast es bald geschafft!" 100Hm unterhalb der Passhöhe, ich kann die Staumauer vom Silvrettasee schon sehen, mache ich auf einem Parkplatz noch eine kurze Rast. Ich bitte ein Pärchen aus München, ein Foto von mir zu machen.
Da hält ein Van neben mir, der Fahrer lässt das Seitenfenster herunter und fragt, ob er ein Foto von mir machen dürfe. Ich schaue wohl etwas erstaunt, da meint er, er käme von der Firma Riese und Müller (dem Hersteller von meinem Fahrrad), er habe mein Rad erkannt und wolle das Foto auf ihrer Web-Seite bringen. Er fragt noch nach Namen und woher und welche Route ich noch fahren wolle. Auf meine Anmerkung, dass man selbst im Urlaub immer noch an die Firma denken müsse, meint er, er habe keinen Urlaub sondern mache die Tour-Begleitung für seinen Chef bei dem Radrennen. Na, wenn das nicht doch Urlaub ist? (Ich habe übrigens bis jetzt noch kein Foto von mir auf der Webseite von Riese und Müller gefunden, war wohl nicht fotogen genug schmunzel )
Die letzten Höhenmeter bis zur Bielerhöhe werden auch noch geschafft, oben bei der Staumauer und dem Restaurant ist ziemlich viel Trubel. Ich lasse mein Rad am Geländer neben der Mauer stehen und gehe ins Lokal, um mir Kaffee, Kuchen und eine Cola zu genehmigen. Dadurch habe ich immerhin eine halbe Stunde Pause. Wieder am Rad, schauen mir doch einige erstaunte Radler und Motorradfahrer zu, wie ich mich zur Abfahrt fertig mache. Nur nicht zu lange warten, es könnten ja die Rennradler kommen und dann wird evtl. die Straße gesperrt.
Erst geht's steil runter, zwei Serpentinen muss ich anbremsen, dann kann ich es laufen lassen. Ab und an muss ich die Geschwindigkeit, die bis über 60kmh ansteigt, etwas reduzieren, trotz Gegenwind läuft es aber prima. Irgendwie muss ich die gewonnene potentielle Energie ja wieder loswerden. Ich bin fast alleine auf der Straße, ab und an hat sich ein Rindvieh hierher verlaufen, manchmal lasse ich ein Motorrad an mir vorbei, meist bleibe ich dafür sogar stehen, um die Hände etwas zu entlasten oder die Bremsen abkühlen zu lassen.
Bald ist die andere Mautstelle erreicht, dann jage ich an Galtür vorbei. Etwas unterhalb vom Ort sind zwei Mauern aufgebaut worden, zur Erinnerung an das Lawinenunglück vom 20.02.1999, wobei 31 Menschen starben und 48 teils schwer verletzt wurden.
Dann geht's nach Ischgl, wo man die Rennradler innerhalb des Orts erwartet, ich fahre auf der Bundesstraße am Ort vorbei. Ischgl ist Etappenziel des Rennens, heute muss ich nicht mehr befürchten, von ihnen behelligt zu werden. Weiter sause ich das Paznauntal herunter, manchmal führt die Straße durch Lawinen-Galerien hindurch, manchmal auch außen herum.
Bei See verspüre ich mal wieder Hunger, in einem Spar mit angeschlossener Metzgerei und Bäckerei verputze ich ein Schnitzelbrötchen. Weiter geht's das Tal hinab, der Verkehr wird jetzt merklich stärker. Außerdem wird das Tal enger und der Verkehr ab der Einmündung der Arlberg-Straße bis Landeck sogar dicht, obwohl oben die Autobahn verläuft.
In Landeck treffe ich auf die Via Claudia Augusta, deren Track ich jetzt im Navi sichtbar mache. Dadurch vereinfacht sich die Verfolgung des Radwanderwegs erheblich. Jetzt geht's am Inn entlang, mal wieder aufwärts. Der Radweg verläuft als Wirtschaftsweg auf der anderen Talseite der Bundesstraße und ist daher völlig verkehrsfrei. Und natürlich geht's mehrfach auf und ab, und es wird mal wieder ziemlich heiß, etwa 38°.
Auf einer Innbrücke treffe ich auf ein Pärchen mit Baby-Anhänger und wir quatschen kurz. Sie kommen heute aus Pfunds und ich erfahre, dass es dort einen Campingplatz gibt. Das wird also mein Ziel für heute. Die Hitze lässt mich bald nach einer Eisdiele suchen und in Prutz werde ich fündig. Ich esse sogar ein Eis mit Sahne, allerdings nur, weil der Chef den Becher so bringt. Im Fernseher läuft das Damen-WM-Spiel Neuseeland gegen Japan.
Ich füttere den Navi mit meinem Tagesziel und der Navi jagt mich fort vom Fluss auf einer Nebenstrecke den Hügel hinauf und dann hinunter nach Pfunds. Wenn ich schon im Ort bin, kann ich auch gleich nach einer Bäckerei suchen, die morgen früh geöffnet hat. Leider Fehlanzeige.
Am Campingplatz kann das Zelt trocknen, zum Essen gehe ich in ein Hotel neben dem Platz. Ich esse vom Tagesmenü und schaffe zwei Liter alkfreies Weizenbier, die Flüssigkeit muss einfach rein. Außerdem kann ich den Handy-Akku aufladen. Bei der Meldung zu Hause sucht der Sohnemann im Internet nach der Streckenführung des Radrennens für morgen. Nach seinen Infos könnte das wieder knapp werden.



6.Etappe: Vilpian bei Bozen (I) - Reschenpass und Etschtal

Dienstag 28.6.
Km: 127
Hm: 853
Zeit: 7:13 Std.
Km/h: 17,6
Nacht: 10,50€

Heute Nacht schlafe ich ziemlich gut, bin allerdings wie immer um 5 Uhr wach. Irgendwie habe ich keine Lust aufzustehen, nach einer Viertelstunde quäle ich mich dann aber doch aus dem Schlafsack. Das Zelt ist heute Morgen trocken, wohl weil im Tal ein stetiger Wind weht. Beim Sonnenaufgang sieht es aus, als ob die Berge brennen würden.
Gegen 6:15 Uhr fahre ich los. Direkt hinter dem Campingplatz führt die Bundesstraße über die Kajetansbrücke zur Reschenpassstraße. Ich bleibe auf der diesseitigen, westlichen Talseite und fahre zunächst in die Schweiz, weil der Radweg erst ab Martina über die alte Reschenstraße aufwärts geht. Gegenüber führt die Passstraße durch einige Tunnels, man sieht, wie sich diverse LKWs dort hinauf quälen. Das Inntal wird immer enger, fast wie eine Klamm und die Straße versucht, nach oben auszuweichen. Bis Martina geht's dann wieder leicht herunter.
Im Ort versuche ich, eine Bäckerei zu finden, aber auch eine Nachfrage bei einem Einheimischen führt zu keinem Fund. Also esse ich ein Snickers, das muss zunächst ausreichen. Gegen 7:15 Uhr passiere ich wieder die Grenze nach Österreich und schon geht's auf der alten Reschenpassstraße nach oben. Die Straße führt über 11 Kehren hinauf, sie ist nicht so steil wie gestern, aber die ca. 400Hm müssen trotzdem überwunden werden. Noch liegt alles im Schatten, es sind 14° und ich kann bald die langen Klamotten ablegen. Wieder macht mein Zzing (externer Akku) schlapp. Bin ich inzwischen so wenig über 15kmh gefahren? Den hätte ich gestern auch noch aufladen lassen sollen, habe ich leider verpennt. Na gut, die internen Akkus haben noch genug Saft.
Die Straße führt unspektakulär hinauf bis auf die Norberthöhe auf 1405mNN, dann rausche ich 60Hm wieder herunter nach Nauders. Hier finde ich sofort ein Einkaufszentrum und um kurz nach 8 Uhr hat das sogar geöffnet. Endlich kann ich frühstücken. Für eine Tasse Kaffee muss ich 4€ hinlegen, und da ist noch lange kein Brötchen dabei.
Weiter geht's auf einer Nebenstraße durch Nauders, vorbei am Schloss Naudersberg. Einige Radler mit leichtem Gepäck überholen mich, damit habe ich kein Problem. Ich bleibe kurz stehen, um Sonnenschutz aufzutragen, und kurze Zeit später habe ich die Gruppe schon wieder eingeholt. Ein Vorausgefahrener der Gruppe meint, die hätten wohl noch mit den Auswirkungen des gestrigen Abends zu kämpfen.
Bis zur Grenze nach Italien führt der Wirtschaftsweg noch leicht aufwärts. Das Passschild steht zwar am Grenzübergang, danach muss ich aber immer noch leicht aufwärts fahren, bis ich einen Blick auf den Reschensee werfen kann. Hier ist die eigentliche Passhöhe, 1513mNN laut Höhenmesser, ab jetzt geht's wieder abwärts.
Ich fahre auf der Ostseite des Reschensees weiter, zunächst bis zu dem berühmten Kirchturm, der hier aus dem See aufragt. Der Turm wurde von der Kirche des alten Orts Graun stehen gelassen, als der See 1950 aufgestaut wurde. Da der See sehr wenig Wasser hat, kann man den Turm, der in einer Art Lagune steht, auch umwandern.
An der Staumauer führt der Radweg auf einem Wirtschaftsweg hinunter an den Haidersee. Auch hier sind einige Radler unterwegs, das war's dann wohl mit „Einsamer Radler". Um den See führt ein interessant geführter Radweg.
Hinter dem Haidersee beginnt eine sehr spannende Strecke der Via Claudia Augusta. Der Weg ist gut geteert, relativ eng und führt immer abwärts mit einigen kurzen steilen Passagen (19% und 20%), hier wollte und könnte ich mit Gepäck nicht hinauf. Eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 30kmh ist ausgeschildert, könnte aber auf fast der gesamte Strecke locker überschritten werden. Also heißt es Bremsen.
An der steilsten Stelle hält plötzlich ein Viehtrieb den Radverkehr auf. Ich fahre an den Rand, bleibe stehen und mache Fotos. Da kommt von hinten eine Gruppe Rennradler und Reiseradler angesaust, sie müssen scharf bremsen, dass es jetzt keinen Unfall gibt ist schon fast ein Wunder.
Bei einer kurzen Pause treffe ich auf ein Radlerpärchen und es ergibt sich ein nettes Gespräch. Wir fahren zwar getrennt weiter, treffen uns bis zum Mittag aber immer wieder. Sie fährt ein normales Rad und hat auch gut aufgeladen, er fährt ein E-Bike fast ohne Gepäck und schämt sich auch dafür. Das Gespräch ist recht lustig. Durch den kleinen Ort Burgeis geht's auch steil hinunter.
Mein Zzing (externer Akku) kann sich kaum aufladen, weil ich ständig stehen bleibe, um zu fotografieren. Vor mir ist das imposante Ortler-Massiv immer im Blick, 3900m hoch und mit Gletscher davor, einfach genial.
Bis Glurns habe ich dann einen Großteil der Passhöhe wieder verloren, es geht zwar weiterhin abwärts, aber bei weitem nicht mehr so steil. Jetzt führt der Weg immer am Ufer der Etsch entlang, hier dämpfen viele Bäume die inzwischen spürbare Hitze.
Hinter einem Naturschutzgebiet mit See macht der Radweg dann einen Schlenker nach rechts nach Prad, wo man weiter zum Stilfser Joch fahren kann. In Prad ist Markt, jedoch gibt's hier nirgendwo eine Würstchenbude. Bei einem Metzgerstand schickt mich die Marktfrau zur zugehörigen Metzgerei durch den Ort. Die finde ich sogar, es gibt aber nur noch ein warmes Biohähnchen. Super, ein Hähnchen wollte ich sowieso, und auf dem Spielplatz gegenüber der Metzgerei finde ich auch eine Bank im Schatten, wo ich das leckere Hinkel verspeisen kann.
Heute sind viele Rennradler unterwegs Richtung Stilfser Joch und einige machen große Augen, als ich mit meinem Gepäck durch den Ort zurück zum Etsch-Radweg fahre. Für die sieht es so aus, als käme ich gerade von dort oder wollte da hinauf (Passhöhe 2757m).
Der Radweg führt jetzt durch endlose Apfelplantagen, weit und breit nur Äpfel. Es wird auch immer voller auf dem Radweg, was ist hier nur an einem Sonntag los, wenn auch die Einheimischen mitmischen? Ab Laas geht's wieder an der Etsch entlang. Es wird auch wieder etwas steiler, bis Schlanders, kaum 5km Luftlinie weiter, verliert der Fluss locker 100Hm. Zur Abfahrt kommt auch noch Gegenwind hinzu und mein rechtes Auge beginnt zu tränen. Fliegt hier irgendetwas in der Luft, oder liegt es an den Treckern, die die Apfelbäume spritzen?
Als es durch Latsch geht, stehen plötzlich Streckenposten des Radrennen vor mir. Jetzt haben die mich doch noch eingeholt. Der Weg durch den Ort ist sehr eng, es ist kaum Platz, irgendwo stehen zu bleiben, um den mit ca. 40kmh durchsausenden Rennern Platz zu machen. Später kommen mir noch Radler entgegen, das könnte ziemlich gefährlich werden, weil am Ortsausgang keine Posten mehr stehen. Ich fahre in eine Einfahrt, um Bilder vom Radrennen zu machen. Beim Umwenden, um eine Radlergruppe zu fotografieren, dreht der Lenker weg und das Rad kippt um. Dabei hole ich mir einen heftigen Kratzer am linken Schienbein. Der Grind geht während der restlichen Radreise nicht mehr weg.
Kurz darauf trennt sich die Rennstrecke wieder vom Etsch-Radweg, um später noch mehrmals wieder auf gemeinsamer Straße zu verlaufen. Einmal sogar führt der gemeinsame Weg durch die Zeitnahme einer Sprintstrecke, und als ich mit meinem Gepäck kurz davor noch eine Gruppe Tagesradler überholen, gibt's von einer Fangruppe speziell für mich eine La Ola.
Inzwischen muss ich mich wirklich etwas sputen, der nächste Campingplatz ist erst kurz vor Bozen. Hinter Töll verliert die Etsch noch mal ca. 200Hm bis Meran. Der Radweg verläuft separat über 7 Serpentinen den Berg hinunter und weiter steil abwärts am Ufer der Etsch entlang, vorbei am Schwimmbad von Algund, wo die Hölle los ist bei dieser Hitze von ca. 40°. An der Mündung des Passeierflusses geht's zunächst Richtung Innenstadt, und weil ich mal wieder dringend eine Pause benötige, mache ich nicht die Abzweigung des Etsch-Radwegs mit, sondern fahre auf der Suche nach einer Eisdiele am Lido von Meran vorbei in die Innenstadt. Ich muss etwas suchen und werde schließlich in der Piavestraße fündig.
Aus Meran heraus wird es dann wieder etwas komplizierter. Ich fahre wieder zurück an die Abzweigung des Etsch-Radwegs und dann der Beschilderung nach, vorbei an der Pferderennbahn zur Via Roma. Wäre ich nach der Eisdiele nur geradeaus über den Passeierfluss gefahren, wäre ich hier wieder herausgekommen. Na gut, ein Navi ist auch nur so gut wie sein Anwender.
Die Beschilderung führt mich jetzt durch ein Wohngebiet auf die Ausfallstraße, leider verlieren sich hier dann die Radweg-Schilder. Also bleibe ich auf der Via Roma, mein Tagesziel soll sowieso an dieser Straße liegen.
Die Hitze ist eine echte Qual, mein Tacho zeigt mir 40° an. Keine Ahnung, wie viel Wasser ich heute schon getrunken habe, weil man an jedem Brunnen seine Trinkflasche nachfüllen kann, was ich unzählige Male getan habe. Nur leider jetzt gibt's keine Brunnen mehr, ich habe mich halt vom offiziellen Radweg entfernt.
Vor Vilpian liegt ein weiterer Campingplatz zwischen Straße und Berg, und weil auch ein Lokal dabei ist, beschließe ich, hier den Tag zu beenden, die Lust auf Weiterradeln hat sich heute verabschiedet. Ich kriege fast den letzten Stellplatz auf dem kleinen Campingplatz. Er hat zwar nur schottrigen Untergrund und ich muss den Gummihammer für die Nägel benutzen, das Zelt ist aber schnell aufgebaut. Jetzt merke ich auch, wo letztes Jahr meine Schulterprobleme herkamen: das Hereindrücken der Nägel beim Zelt aufbauen auf hartem Untergrund war vermutlich die Ursache.
Direkt über meinem Platz liegt an einer kleinen Terrasse auch ein Swimmingpool, den ich jetzt auch nutze. Mann, ist das erfrischend!
Zum Essen gehe ich ins Lokal, hier kann ich meinen externen Akku, den Zzing, laden lassen. Ich esse einen Salat und eine Pizza und trinke meine Ration an alkfreiem Bier. Als ein Holländisches Rentnerpaar auf der Terrasse des Lokals keinen Platz mehr findet, biete ich ihnen an, sich zu mir zu setzen. Den ganzen Abend können wir uns gut unterhalten, ich glaube, sie hatten noch nie das Vergnügen mit einem so verrückten Reiseradler.

- Fortsetzung folgt -
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#777817 - 12/08/11 03:57 PM Re: Dolomiten und zurück [Re: DieterFfm]
martinbp
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Hallo, Dieter,
auch ohne Bilder ist dein Bericht interessant zu lesen, zumnidest für mich, da ich einen Großteil der Strecke auch schon befahren habe (allerdings in Gegenrichtung), oder zwar in die Planung einbezogen hatte, dann aber anders entschieden hatte. Ich warte schon auf die Fortsetzung.
VG aus Budapest
Martin
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#777818 - 12/08/11 04:03 PM Re: Dolomiten und zurück [Re: DieterFfm]
veloträumer
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Hallo Dieter,
danke für deine sehr detailgetreue Schilderung des Reisealltags. Ich habe mir schon mal die beiden Hochgebirgsetappen vom Montafon nach Bozen reingezogen, den Rest muss ich erstmal verschieben. Bin ja selbst noch in der Berichtspflicht. schmunzel Kleine Anmerkungen:
In Antwort auf: DieterFfm
Wieder fahre ich um 5:45 Uhr los

Alle Achtung! - Ich schaffe es je nach Lage der Dinge erst 1-2 Stunden später.

In Antwort auf: DieterFfm
Weiter geht's auf dem schönen Radweg das Illtal hinauf. Nach 10km komme ich an dem Campingplatz vorbei, der laut archies.com in Schruns liegen sollte. Hier sagen sich Hase und Fuchs „Gute Nacht", hier hätte ich nichts zu essen kriegen können.

Ja, da war ich dieses Jahr, in den besseren Herbsttagen. Habe allerdings keine geöffneten Sanitäranlagen gefunden - braucht wohl einen Schlüssel vom Betreiber. Da ich aber erst nach Mitternacht eingetroffen war, ging es eh nur noch ums Schlafen. Die Gegend ist zum Wildzelten irgendwie schwierig, die Bebauung hat gegenüber 2005 auch zugenommen. Ich war zuvor in Nenzing in einem Gasthof essen (war auch eher teuer, aber sehr gut - Montafon ist insgesamt schon eher exklusiv) und bin dann noch länger durch die Nacht gefahren. Das Montafon kannte ich schon aus der Vergangenheit - Bieler Höhe bin ich 2005 rüber (habe oben im Hotel übernachtet). Diesmal bin ich die Variante Zeinisjoch gefahren (Abzweig kurz nach der Mautstelle), man kommt dann kurz oberhalb von Galtür raus.

In Antwort auf: DieterFfm
Vor St. Gallenkirch halte ich einen Radler an, er macht praktisch eine Notbremsung, und frage nach einer Bäckerei. Oben im Ort wäre eine, sagt er. Na gut, da geht's 12% rauf, etwa 50Hm. Da kann ich jetzt schon mal testen, ob ich den Pass packen kann. Die Steigung ist schon recht heftig, aber ich schaffe es ohne Pause. Die hab' ich dann halt oben in der Bäckerei, nur ist hier der Kaffee und das Frühstücksbrötchen heftig teuer.

In der Bäckerei habe ich dann auch gesessen - mit dem Kaffee - der war dringend nötig, denn ich hatte schon kalte Frühstunden im Herbst und die Finger sind gleich auf den ersten Metern schon abgefallen - trotz Steigung (ich glaube, es ist auch nicht ganz so steil wie 12 %). Teuer habe ich jetzt nicht so Erinnerung, vielleicht bin ich aber etwas "preiselastischer" in meiner Wahrnehmung.

Noch was Allgemeines: Wenn du nach jedem Absatz eine Leerzeile lassen würdest, liest es sich besser und man findet zu zitierende Stellen auch besser.
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
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#777919 - 12/08/11 09:34 PM Re: Dolomiten und zurück [Re: veloträumer]
DieterFfm
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Hallo Matthias,
danke für deine aufmunternden Worte
In Antwort auf: veloträumer
Kleine Anmerkungen:
In Antwort auf: DieterFfm
Wieder fahre ich um 5:45 Uhr los

Alle Achtung! - Ich schaffe es je nach Lage der Dinge erst 1-2 Stunden später.
Bin halt eher ein Frühaufsteher, wenn's heiß wird, lässt es sich morgens nun mal stressfreier radeln. Und ob das Zelt nass ist, ist mir auch egal, wenn ich warten würde, bis es trocken ist, käme ich nie so früh los.

In Antwort auf: veloträumer
In der Bäckerei habe ich dann auch gesessen - mit dem Kaffee - der war dringend nötig, denn ich hatte schon kalte Frühstunden im Herbst und die Finger sind gleich auf den ersten Metern schon abgefallen - trotz Steigung (ich glaube, es ist auch nicht ganz so steil wie 12 %). Teuer habe ich jetzt nicht so Erinnerung, vielleicht bin ich aber etwas "preiselastischer" in meiner Wahrnehmung.
Bei der Steigung hab ich mich auf meinen Tacho (VDO MC1.0) verlassen, der zeigte 12% an, aber manchmal übertreibt er auch grins

In Antwort auf: veloträumer
Noch was Allgemeines: Wenn du nach jedem Absatz eine Leerzeile lassen würdest, liest es sich besser und man findet zu zitierende Stellen auch besser.
Danke für den Hinweis, darauf hab ich gar nicht geachtet, werde es aber berücksichtigen.

Viele Grüße
Dieter
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#777977 - 12/09/11 08:14 AM Re: Dolomiten und zurück, 3. Teil [Re: DieterFfm]
DieterFfm
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7.Etappe: Lago di Corlo (I) - An Etsch und Brenta

Mittwoch 29.6.
Km: 163
Hm: 997
Zeit: 9:33 Std.
Km/h: 17,0
Nacht: 13,00€

Heute geht's wie immer um 6 Uhr los, wir haben schon 18°. Das Tor zum Campingplatz ist zu, ich muss über die Wiese und durch den Garten. Ich fahre kurz auf der Straße nach Süden, dann sehe ich ein Schild zum Radweg. Es geht direkt auf dem Deich der Etsch weiter. Schon um diese Uhrzeit sind diverse Rennradler unterwegs, ob die jetzt trainieren oder nur zur Arbeit fahren?

Vor Bozen biege ich ab in Richtung Kaltern. Der Chef vom Campingplatz hatte mir empfohlen, nicht stupide weiter am Deich der Etsch zu fahren, sondern einen kleinen Abstecher zum Kalterer See zu machen, die Strecke wäre viel interessanter, was sich jetzt auch als wahr herausstellt. Schnell finde ich eine alte umgebaute Bahnstrecke und schon geht's durch einen kleinen Tunnel und dann mit mäßiger Steigung etwa 100Hm hinauf nach Eppan an der Weinstraße.

Ich frage mich nach einer Bäckerei durch, und als ich sie gefunden habe, muss mich die Bäckerin allerdings enttäuschen. In Italien gäbe es nur selten in den Bäckereien auch Kaffee, dafür müsste ich in eine Bar. Sie beschreibt mir auch den Weg dorthin, allerdings nicht ohne dass ich ihr von meiner bisherigen Tour erzählen muss. Auch die Bar finde ich schnell. Hierher kommen die Einheimischen, um kurz vor dem Arbeitsweg nochmal einen Cappuccino zu trinken und einen kleinen Plausch zu halten, oder auch etwas zu frühstücken. Und genau das mache ich hier auch, wenn es auch nur Blätterteig-Stückchen zum Futtern gibt. Die bereits anwesenden, meist jungen Damen und Herren beachten mich nach einem ersten kurzen Blick nicht weiter.

Also werde ich ab sofort in Italien morgens eine Bar zum Frühstücken aufsuchen.

Weiter geht's die alte Bahnstrecke entlang, jetzt sind auch viele Jogger hier unterwegs. Dann ist der Radweg plötzlich zu Ende, ich suche kurz und finde einen Wirtschaftsweg, der hier steil ins Tal hinunter führt. Die Hinweisschilder zeigen in für mich unbekannte Orte, ich fahre einfach nach Nase weiter durch die Weinberge. Der erste bekannte Ort auf den Schildern ist Kaltern, dort soll ja der See sein, nur führt mich der Weg wieder steil nach oben. Jetzt bleibe ich auf der Straße, auch weil wieder diese Radrennen-Hinweisschilder auftauchen, die will ich jetzt nicht nochmals sehen.

Es geht, natürlich, wieder herunter, diesmal ans Ufer des Kalterer Sees. Hier führt ein Wanderweg um den See und in Ermangelung einer Alternative fahre ich diesen, auch wenn er kurzfristig nur ein Trampelpfad ist. Ich treffe wieder auf den Weg von vorhin, also waren die letzten Höhenmeter für die Katz. Ich bleibe jetzt auf der Straße, sie führt fast geradeaus durch Apfel- und Weinplantagen und ich kann gut Tempo machen.

Bei Magreid an der Weinstraße fahre ich wieder über die Etsch und bin gegen 9:15 Uhr am Deich wieder auf dem Etsch-Radweg. Sofort ist hier ungewohnt viel los, praktisch von Null auf Hundert in wenigen Sekunden. An der ersten Trinkwasserstelle fülle ich meine Flaschen auf, es ist bereits jetzt in der Sonne richtig heiß. Eine Gruppe Radler hat mich während meiner Pause überholt, und jetzt sehe ich sie wieder am Rand stehen, sie sind hektisch am Diskutieren. Eine Frau ist gestürzt und wird verbunden. Ich biete meine Hilfe an, aber die Versorgung scheint gesichert, alles nicht so schlimm.

Das Tal der Etsch ist hier ca. 1,5km breit und auf beiden Seiten geht's direkt anschließend steil nach oben, meist sogar auf über 2000mNN, der Blick in alle Richtungen ist unglaublich faszinierend. Dann komme ich über die Grenze ins Trentino, und hier ist es vorbei mit der Zweisprachigkeit, hier gilt alleine das Italienische. Man erkennt es sofort an den Hinweisschildern, keine Spur von Deutsch mehr. Mal sehen, wie ich damit zurechtkomme. Der Radweg selbst ist ausgesprochen langweilig, wären da nicht die fantastischen Berge ringsum. Rennradler überholen mich, ich überhole Reiseradler, manche kommen mir auch entgegen, immer einen kurzen Gruß auf den Lippen, so mag ich das.

Ich fahre auf ein junges Pärchen aus dem Allgäu auf, sie mit Packtaschen beladen, er zieht einen zweirädrigen Hänger, und wir kommen sofort ins Gespräch. Sie wollen noch weiter an den Gardasee und nach Venedig und machen zum ersten Mal so eine lange Radtour. Wir fahren gemeinsam weiter. Immer wieder schauen sie sehnsüchtig auf die steilen Felsen, hier könnte man so richtig toll klettern. Normalerweise machen sie im Sommer Kletterurlaub, aber die zugehörige Ausrüstung können sie nicht auch noch auf dem Rad transportieren. Wir fahren fast 1,5 Stunden gemeinsam und erst in Trento trennen sich unsere Wege.

Ich fahre zunächst in die Altstadt von Trento auf der Suche nach einer Bar, um etwas zum Beißen zu bekommen. Irgendwie habe ich kein allzu gutes Händchen dafür, jedenfalls entscheide ich mich bei einer doch recht großen Auswahl von Bars für eine ziemlich heruntergekommene Pinte an der Piazza del Duomo. Zumindest habe ich mein Rad im Blick. Die Bardame kann weder Deutsch noch Englisch und allein durch Zeigen schaffe ich es, zwei Brötchen mit Hähnchenfleisch aufgewärmt zu bekommen, und Cola versteht man überall. Bereits nach einem Brötchen kriege ich kaum noch mehr runter, das zweite zwinge ich mir rein. Und dann treffe ich zum ersten Mal auf die typischen südländischen Stehklosetts, zum Glück muss ich nicht größer.

Auf dem Domplatz spreche ich zwei Radler an, die gerade ihre Karte wälzen. Ich frage, ob sie den Weg ins Brentatal auch eingezeichnet haben. Ich kann mich auf ihrer Karte orientieren, sie sind allerdings mehr an meinem Rad interessiert, scheinen da Ahnung zu haben.

Dann geht der Stress richtig los. Bei 38° geht's durch die Stadt auf teils kleinen Sträßchen steil den Berg hoch, oft muss ich stehen bleiben und schnaufen, obwohl gerade kein Schatten vorhanden ist und die Autos um mich herum sausen. Über eine Stunde quäle ich mich dort hoch, ich bin völlig fertig, auch die Päuschen nutzen da wenig. Etwas außerhalb der Stadt fährt zumindest kein Bus mehr an mir vorbei, aber die kleinen PKWs nehmen nur wenig Rücksicht auf so einen verrückten Radler. Ab und zu kann ich unter einem Busch kurz stehen bleiben, um den Schatten zu nutzen. Bald ist meine Trinkflasche leer, aber dann habe ich es geschafft.

Auch als es schließlich wieder abwärts geht, kann der Fahrtwind die Hitze nicht vertreiben. Die erste Möglichkeit, mich etwas zu erholen, erhalte ich an einer Bar. Die Gäste, die hier gerade Mittag essen und die Bedienung glotzen zwar zunächst, dann wird tunlichst vermieden, in meine Richtung zu schauen. Bin ich etwa peinlich? Ich trinke an der Theke eiskalte Cola und einen Eistee und fülle meine Wasserflaschen im Klo am Waschbecken auf.

Die Pause hat dann doch geholfen, jetzt geht's weiter abwärts zum Lago di Caldonazzo, wo gerade ein neuer, toller Radweg fertiggestellt wird, die Teermaschinen stehen noch vor Ort. Ich fahre westlich am See entlang. Hier gibt es auch einige Campingplätze, aber um 14:30 Uhr möchte ich den Tag noch nicht beenden. Also geht's weiter den Brenta-Radweg, die Pista Ciclopedonale Valsugana, flussabwärts entlang.

Der Radweg ist gut geteert, wird meist am Fluss geführt und bietet wieder unglaubliche Ausblicke auf die Berge links und rechts des Wegs. In Borgo Valsugana mache ich gegen 16 Uhr eine Pause in einer kleinen Bar mit Eisdiele auf dem Marktplatz. Ich suche mir als Tagesziel den Campingplatz am Lago di Corlo heraus, das sind Luftlinie noch 25km, das wird zwar später als sonst, müsste aber zu schaffen sein.

Die VCA auf meinem Navi geht jetzt in die Berge, ich bleibe aber auf dem tollen Brenta-Radweg. Er führt nicht nur gefühlt abwärts, aber leider auch mit Gegenwind. Außerdem sieht es aus, als würde es langsam zuziehen. Das Tal wird immer enger, die Berge immer steiler. Im Süden sehe ich den Monte Ortigara (2105m), wo im Ersten Weltkrieg über 55000 Italienische und Österreichische Soldaten sinnlos geopfert wurden.

Irgendwann sind es zum Campingplatz nur noch 5km Luftlinie. Ich frage ein einheimisches Rentnerpärchen nach dem Weg. Sie verstehen zwar, wohin ich will, können mir aber den Weg nicht erklären. Sie halten zwei entgegenkommende Rennradler an, und die erklären mir dann, dass die geplante Route wegen "fallen stones" gesperrt wäre, ich müsste über den Pass, den ich eigentlich vermeiden wollte.

Na gut, dann auf ein Letztes für heute, über die Brücke auf die Straße zurück nach Primolano, dann über diverse Serpentinen nochmals 150Hm rauf auf einen kleinen Pass. Hier gibt's ein paar Befestigungsanlagen vom Ersten Weltkrieg, als die Front entlang der Piave führte und hier verlustreich gekämpft wurde. Dann geht's runter über Arsié an den Lago di Corlo zum Campingplatz.

In der Rezeption versteht man kein Deutsch, aber Englisch ist kein Problem, auch für mich, hatte ich ja vor zwei Tagen erst ausgiebigen Unterricht gehabt. Ich baue das Zelt auf, gehe duschen, aber das Duschhaus hat keine Türen. Auch gibt es diese Stehklosetts und zum Glück zwei zum Sitzen, außerdem nur eine Rolle Klopapier für alle, d.h. ich muss mir vorher meine Ration Papier abmachen. Alles scheint etwas primitiv, und das für 13€.

Ich esse eine Portion Spaghetti Carbonara im Restaurant am Platz. Am Nachbartisch setzt sich eine aufgedonnerte junge Schönheit (das Mädel sieht wirklich ausgesprochen gut aus) mit einem etwa sechsjährigem Mädchen. Dazu gesellt sich später ein Mann mit einer fünfköpfigen Gruppe Chinesen, und die Beiden versuchen, mit den Chinesen auf Englisch Konversation zu treiben. Irgendwann kann ich's einfach nicht mehr mit anhören und vertiefe mich in mein Buch.

Als es dunkel wird, wetterleuchtet es und es fängt an zu nieseln.

8.Etappe: Lago di Pieve di Cadore (I) - Feltre, Belluno und Piave

Donnerstag 30.6.
Km: 125
Hm: 1244
Zeit: 7:41 Std.
Km/h: 16,2
Nacht: 10,50€

Um 0:30 Uhr hat das Gewitter dann den See erreicht, es schüttet einige Zeit ziemlich heftig. Im Zelt bleibt es trocken, ich hatte vorher kontrolliert, dass die Unterlegplane nicht unter dem Zelt hervorschaut und sich dort das Wasser sammeln kann. Als ich am Morgen wach werde, regnet es immer noch leicht, aber das ist kein Problem. Es ist wieder 18° warm und die Berge ringsum hängen voller Wolken, nichts ist zu erkennen.

Vom See aus geht's mit einer kleinen Steigung zunächst rauf nach Arsié und dann folge ich der Beschilderung des Radwegs "Route Grappa". Im nächsten Ort Fonzaso hat schon kurz vor 7 Uhr eine kleine Bar offen, es gibt natürlich einen Cappuccino und in Ermangelung weiterer Möglichkeiten zwei seltsame Hartkekse. Egal, Hauptsache, ich habe etwas im Magen.

Ich treffe wieder auf die Via Claudia Augusta, die hier auf einer Nebenstraße nach Feltre führt. Bis Feltre sehe ich mindestens drei Bars, die zumindest von außen aussehen, als ob es dort besseres Frühstück gegeben hätte.

Durch Feltre geht es unspektakulär, ich fahre nach dem Track im Navi, nicht den ausgeschilderten Radweg, der führt nämlich über einen kleinen Hügel im Ort mit heftiger Steigung. Leider ist die Straße, die der Track ab dem Bahnhof folgen will, gesperrt und ich muss wieder etwas hoch in den Ort. Hier treffe ich wieder auf die VCA und folge ihr nun auf Feldwegen, bis der Radweg an der SR348 dann endet.

Und jetzt wird's kritisch. Die VCA führt auf der engen und mit vielen LKWs befahrenen Straße hinunter ins Tal der Piave. Ich sause mit meinem Packesel die Straße entlang, bin häufig Verkehrshindernis für LKWs und PKWs. Ich versuche, mich so weit als möglich an den rechten Straßenrand zu drücken, zweimal bleibe ich in einer Einfahrt stehen, um die Schlange hinter mir vorbeifahren zu lassen. Das ist alles andere als spaßig. Leider muss ich auch an der Piave noch fünf weitere Kilometer auf der Straße bleiben, bis hinter Santa Maria endlich eine Abzweigung auf eine Holzbrücke führt. Hier kann ich schließlich auf die andere Flussseite wechseln. Die kleine Holzbrücke ist der südlichste Punkt meiner Radreise.

Jetzt geht's auf der östlichen Seite der Piave wieder nach Norden, allerdings gibt's auch hier keinen Radweg. Die SP1bis (so ist die Straßen-Nummer auf der Karte) ist allerdings breiter und bei weitem nicht so stark frequentiert, wie die Straße auf der anderen Flussseite. Das Tal der Piave ist einfach zu eng, da ist kein Platz für weitere Verkehrswege.

Nach ca. 10km wird das Tal wieder breiter. In Villapiana biege ich kurz nach Westen ab, es geht wieder über die Piave und dann bei Busche auf die SS50. Auf dem gesamten Stück zwischen Feltre und Belluno scheint es keinen Radweg zu geben, ich bleibe also auf der SS50. Die Straße ist glücklicherweise breit genug, um kein Verkehrshindernis zu sein. Zu Hause sehe ich, dass ich mir diesen gefährlichen Abstecher an die Piave hätte schenken können, wenn ich ab Feltre gleich auf der SS50 geblieben wäre. Auch mein Track verläuft auf der Straße, es scheint also wirklich nichts anderes zu geben.

In Santa Giustina mache ich dann mein zweites Frühstück wieder in einer Bar. Ich lehne das Rad an die Wand vor dem Eingang, was natürlich sofort eine gewisse Aufmerksamkeit der Leute hervorruft. Ein Opa will die letzten Deutschkenntnisse anwenden, die er vor fast 70 Jahren erworben hat. Das gibt einige witzige Dialoge. Auch zwei Carabinieri machen eine kurze Pause. Ob das Zufall ist, oder ob die schauen wollen, was das Rad hier soll? Na gut, so wichtig bin ich denn doch nicht.

Nebenan gibt's auch einen Spar und ich kaufe drei riesige Äpfel. Leider habe ich statt Portemonnaie aus Versehen den Fotoapparat eingepackt, da ist leider kein Geld drin. Ich kann dem Laden durch einen Hinterausgang entschlüpfen und das Missgeschick beheben. Die nette Bedienung an der Fleischtheke lässt mich lächelnd wieder durch den Notausgang herein. Der erste Apfel wird sofort verputzt, lecker.

Wieder fängt es an, leicht zu regnen, also ziehe ich mein K-Way an. Bis Belluno muss ich nochmals eine Steigung von 5% rauf. Die Straße ist breit genug, dass auch LKWs keine Probleme mit dem Überholen haben, da sind manchmal PKWs eher überfordert. Leider haben sich die Berge oberhalb des Piave-Tals total in Wolken versteckt, nichts ist zu erkennen.

Gegen 11:30 Uhr erreiche ich Belluno, wieder mache ich eine Pause in der Innenstadt, diesmal in einer Bar und Eisdiele, wieder gibt's einen Cappuccino und ein Croissant. Ich kann die Dinger langsam nicht mehr sehen. In der Bar spricht die Bedienung sogar Deutsch, leider merke ich das erst beim Bezahlen. Vielleicht hätte ich ja auch etwas Vernünftiges zum Essen bestellen können, sie hätte mich dann sicher auch verstanden.

Hinter der Innenstadt sehe ich auch wieder ein Radwegschild, es zeigt genau in meine gewünschte Richtung, nämlich Ponte Nelle Alpi. Der Radweg geht über ganz kurze aber heftige Rampen durch ein Naturschutzgebiet wieder bis an die Piave. Das ist zwar etwas anstrengend, aber wenigstens gibt's hier keine Autos mehr. Es geht über die Piave auf die östliche Talseite, hier verläuft nur eine Nebenstraße und ich kann fast völlig ungestört nach Norden fahren, wenn auch manchmal rauf und runter. Das Tal wird wieder enger, die Berge schälen sich langsam aus den Wolken hervor und die Sicht wird einfach grandios.

Auf der westlichen Talseite liegt Langarone, das am 9.10.1963 von einer Staudamm-Katastrophe fast völlig zerstört und anschließend teilweise wieder neu aufgebaut wurde. Damals starben über 2000 Menschen, als ein Hang in einen Stausee abrutschte und die Flutwelle den Ort überrollte. Wenn ich vorher davon gewusst hätte, wäre ich aufmerksamer und nach Hinweisen des Unglücks suchend hier entlang gefahren.

Ich befinde mich jetzt im Cadore, fast alle Ortschaften haben die Bezeichnung "di Cadore" im Namen. Aus dieser Gegend kommen die meisten Eisdielen-Besitzer in Deutschland, weiß Wikipedia. Später erfahre ich dass der Chef meiner Lieblings-Eisdiele in Bischofsheim auch von hier stammt. Hier gibt es auch eine Speiseeis-Messe.

In Castellavazzo wird wieder die Piaveseite gewechselt. Ich muss etwa 2km auf der neuen, stark frequentierten SS51 einen Hügel hinunter fahren, bis die alte Straße mit dem Radweg im Tal bleibt, während die neue Straße mit dem Großteil des Verkehrs in einem Tunnel verschwindet. Der Radweg verläuft jetzt auf der alten Via Alemagna, während die Autofahrer auf der neuen SS51 wegen der vielen Tunnel kaum einen Blick auf die tollen Berge werfen können.

In Ospital di Cadore fülle ich mal wieder meine Trinkflasche voll. Auf der gegenüberliegenden Talseite wird ein sonst vermutlich toller Wasserfall nur durch ein Rinnsal gespeist. Das Piavetal ist hier sehr eng und auf beiden Seiten geht's fast senkrecht auf locker 2000mNN hinauf, es ist unglaublich schön. Neben der Straße führt die Bahnstrecke von Tunnel zu Tunnel. Einmal glaube ich sogar, eine Bahn zu hören und warte bei einer Lücke zwischen zwei Bahntunnels fast 5 Min mit der Kamera in der Hand, aber es waren wohl nur die Geräusche der LKWs, die aus einem nahen Tunnel der neuen Straße heraus kommen.

Ab Macchietto verschwindet dann die neue Straße über eine hohe Brücke auf die andere Talseite. Im nächsten Ort, Perarolo di Cadore, mache ich noch mal eine Pause und esse zu meinem Cappuccino zwei Stengeleis. Dann geht die Straße mit ca. 8-10% Steigung etwa 200Hm hinauf bis zur neuen Straße, um dann kurz darauf nach Sottocastello abzubiegen. Hier kann ich den ersten Blick auf die tollen schroffen Dolomitenfelsen der Marmarole (2962m) werfen. Einfach unglaublich.

Es geht weiter, noch hinauf auf über 800mNN, bis ich in Pieve di Cadore auf den Bahnradweg treffe, den ich morgen fahren will. Ich fahre Richtung Calalzo, und bereits auf dem kurzen Stück fahre ich durch zwei Tunnel. Bis zum Campingplatz am Ufer des Lago di Pieve di Cadore muss ich ein kurzes Stück auf die Straße, dann geht es steil hinunter bis zum See. Dort werde ich morgen wieder hinauf müssen, so etwas macht wach. Mir kommt ein Pärchen auf einem Tandem ächzend entgegen, wir winken uns kurz zu. Es ist erst 16 Uhr, da hat die Sonne noch genügend Kraft, das Zelt und die Plane schnell zu trocknen, derweil kann ich schon jetzt mein Tagebuch füllen.

Ich hatte mein Zelt zufällig neben den beiden Tandem-Fahrern aufgebaut, Janet und Aaron aus Colorado. Die Beiden kommen auch bald wieder angeradelt, sie mussten im Ort schnell einen neuen Kocher kaufen. Wir unterhalten uns natürlich, die Beiden haben 6 Wochen Zeit für eine Norditalien-Rundtour. Wieder muss ich mein Englisch auskramen, doch diesmal dauert die Sprachstunde bis zum Schlafengehen. Als ich nach dem Duschen zum Essen in die Pizzeria am Campingplatz gehen will, laden mich die Beiden ein, bei ihnen zu bleiben. Ich hole mir nur eine Pizza und 4 Flaschen alkfreies Bier, dann unterhalten wir uns den ganzen Abend über Reiseradeln, die Weltreise, die die Beiden schon mit ihrem Tandem gemacht haben und diverse andere Themen.


9.Etappe: Tassenbach (A) - Die Berge, die phantastischen Berge

Freitag 1.7.
Km: 91
Hm: 1029
Zeit: 6:18 Std.
Km/h: 14,4
Nacht: 12,00€

Beim Zusammenpacken schauen die Zeltnachbarn aus Amerika kurz heraus und verabschieden sich von mir. Sie wollen heute nur bis Cortina fahren, vielleicht holen sie mich ja noch ein.

Heute fahre ich also die Strecke, weswegen ich die ganze Tour überhaupt unternehme, die "Ciclabile delle Dolomiti" als Teil der "Lunga Via delle Dolomiti", der "Lange Weg der Dolomiten". Ich bin gespannt auf den Tag, das kurze Stück der alten Bahntrasse, das ich gestern schon gefahren war, verspricht viel.

Zunächst muss ich zum Anfang des Radwegs am Bahnhof von Calalzo di Cadore noch ca. 150Hm hinauf. Die Bars im Ort haben noch nicht geöffnet, also erst mal ohne Frühstück. Die ersten zwei Tunnels der Strecke kenne ich ja bereits. Bald geht's oberhalb von Tai di Cadore vorbei. Ich kann in den Busbahnhof des Orts einsehen und dort tummeln sich viele Leute, die zur Arbeit fahren, dort sollte um diese Uhrzeit, es ist kurz nach 7 Uhr, doch eine Bar geöffnet haben. Nach kurzer Suche finde ich eine und der Cappuccino und die zwei Croissants sind zwar nur für den hohlen Zahn, aber mehr ist nicht.

Wieder geht's auf den Radweg und dann weiter Richtung Cortina. Der Blick auf die Berge ist einfach unfassbar toll. Ich komme kaum vorwärts, muss ständig stehen bleiben, die Kamera aus der Lenkertasche kramen, Foto machen, weiter. An jeder Ecke, hinter jeder Kurve bieten sich neue unglaubliche Ausblicke. Rechts erscheint plötzlich, ich fahre nach einer Kurve direkt darauf zu, der Monte Antelao. Der mit 3264m zweithöchste Berg der Dolomiten ist zum Greifen nahe. Dann biegt der Radweg wieder in einen Tunnel ein und auf der anderen Talseite erscheint plötzlich der riesige rötliche Felsklotz des Monte Pelmo, mit 3168m auch einer der höchsten Gipfel der Dolomiten. Beide Massive bilden die eindrucksvolle Eingangspforte aus dem Piavetal ins Becken von Cortina d'Ampezzo.

Ich schleiche nur staunend und mit offenem Mund, immer den Blick nach oben zu den unfassbar tollen Bergen gerichtet, langsam den Radweg entlang. Ich kann nicht zählen, wie oft ich stehen bleibe und die Kamera zücke, so etwas habe ich noch nie gesehen. Bis 9 Uhr habe ich erst 15km geschafft.

In Borca di Cadore mache ich in einer Eisdiele eine kurze Pause. Bei Cappuccino und Eis muss ich den Anblick der Berge erst mal verkraften. Die Bedienung kann Deutsch und sieht mir wohl meine Begeisterung an. Zu den tollen Bergen habe ich auch noch phantastisches Wetter, klare Luft und strahlend blauen Himmel. Womit habe ich das verdient?

Weiter geht's auf dem tollen Radweg staunend durch die phantastische Bergwelt. Ständig neue Perspektiven lassen mich einfach nicht vorwärts kommen. Nach einer Kurve hinter dem Hotel Park des Dolomites bei San Vito di Cadore sehe ich zum ersten Mal die Gruppe der Sorapiss (3205m). Ich bleibe mal wieder staunend mit offenem Mund stehen und krame wieder die Kamera aus der Lenkertasche. Ein rüstiger Italienischer Rentner kommt mir entgegen gelaufen und sieht meinen begeisterten Blick und geht schnell aus dem Bild. Ich deute auf die unglaubliche Felswand der Sorapiss und sage nur „phantastico", da erklärt er mir stolz die Namen der Berge ringsum, es sind so viele, dass ich mir die Namen nicht merken kann und das Andere auf Italienisch verstehe ich sowieso nicht, so dass ich versuchen muss, seinen begeisterten Redeschwall sanft zu unterbrechen. Als er sich schließlich verabschiedet, mit einem Händedruck, ist der Italiener noch glücklicher als der Deutsche, weil beide dieselbe Begeisterung für diesen tollen Anblick teilen.

Das Sorapiss-Massiv beherrscht jetzt die rechte Talseite. Weiter geht's genial gut bis kurz vor Cortina, hier hat man den Radweg von der Straße weggeführt und er läuft jetzt nur noch als normaler geschotterter Radweg durch den Wald. Schließlich wird er sogar zu einem Single Trail, also ungeeignet für Gepäck, bevor er bei Pian da Lago wieder hoch an die Straße führt. Da hätte ich auch gleich an der Straße bleiben können.

Links erscheinen jetzt die drei Gipfel des Tofana, mit 3244m der dritthöchste Berg der Dolomiten. Rechts kommt Cortina ins Bild und dahinter die Cristallogruppe mit dem Monte Cristallo (3216m).

Gegen 11 Uhr erreiche ich Cortina d'Ampezzo auf der alten Bahnstrecke und zwar beim alten Bahnhof der Stadt, der etwas oberhalb, aber immer noch im Ort liegt. Auf dem Bahnhofsplatz ist Markt und ich kaufe einen Pfirsich, den ich sofort verspeise, noch etwas hart, und zwei Äpfel. Leider gibt's keinen Metzger und keine Würstchenbude oder Ähnliches. Weil ich auf der Suche nach einer Bar für ein Mittagessen nicht in den Ort hinunter will um dann wieder hoch schieben zu müssen, und außerdem die Hoffnung habe, später noch eine Bar zu finden, fahre ich weiter. Leider ergibt sich keine weitere Möglichkeit, so dass mir heute Mittag nur die zwei Äpfel und der Pfirsich bleiben.

Aus Cortina heraus führt weiterhin die alte Bahnstrecke, hinter dem Ort allerdings nur noch geschottert. Dieser Weg ist im Winter wohl vorwiegend als Loipe genutzt. Es geht stetig aufwärts und der schlechte Untergrund ist zusätzlich anstrengend, nur langsam komme ich vorwärts. Im Wald hört man dann die Lautsprecher einer Reit-veranstaltung am ehemaligen Cortina Airport. Die alte Bahnstrecke verläuft direkt unterhalb des Pomagagnon-Kamms und biegt schließlich nach Osten durch einen Tunnel ab, dann geht's über eine alte Holzbrücke über das tiefe Tal des Rio Felizon. Weiter geht's den Schotterweg hinauf, bald ist die Scheitelhöhe in greifbarer Nähe.

Ein Radler fährt zu mir auf, er macht eine Alpenüberquerung nur mit Rucksack, weil er bei seiner Strecke das Rad auch manchmal tragen muss. Und der Rucksack sieht auch noch ziemlich leer aus, keine Ahnung, wie man damit mehrere Tage unterwegs sein kann. Auf der Passhöhe Cimabanche steht eine Hütte mit Bewirtung, und weil ich heute Mittag praktisch nichts zu essen bekam, muss ich jetzt etwas beißen. So leid es mir tut, aber ich muss den Radler alleine weiterziehen lassen. Ich esse eine Spaghetti Carbonara, zusammen mit einer Cola macht das glatte 12€. Das sind Hüttenpreise.

Ab jetzt geht's wieder abwärts, weiterhin geschottert, steiler als aufwärts und manchmal etwas haarig, wenn der Weg Bachbetten quert. Ohne Federung wäre das richtig unangenehm geworden. Die Schilder sind jetzt auch wieder auf Deutsch, ich bin also in Südtirol.

Hinter dem Dürrensee gibt's einen Parkplatz an der parallelen Straße und auf der rechten Seite öffnet sich ein Tal mit einem Blick auf die Drei Zinnen. Einfach genial. Ich bleibe stehen und mache Fotos, leider ist die Wirkung darauf nicht annähernd wie in Natura. Weiter geht's abwärts, der Weg wird jetzt etwas besser und ich sause, dank Federung ist das möglich, hinunter zum Toblacher See und dann geteert nach Toblach. Hier biege ich nach Osten ab auf den Drau-Radweg. Es geht jetzt nur noch geteert abwärts, das ist ja einfach.

In Innichen gibt's noch ein Eis, ich genieße es, dass ich wieder verstanden werde und auch verstehe, was andere sagen. Ich rausche weiter den Radweg Drau abwärts. Bald bin ich wieder in Österreich. Weiter vorne bei Lienz zieht sich ein Gewitter zusammen, und gerade als die ersten Tropfen fallen, fahre ich an einem Campingplatz vorbei. Das nutze ich sofort, um den Tag hier ausklingen zu lassen. Als ich aufbaue, kommt die Sonne wieder hervor und alles kann trocknen. Ich kann den Akku für den Fotoapparat aufladen, und auch der Zzing mag mal wieder etwas Saft.

Langsam zieht es sich aber wieder zu und es wird ziemlich kalt. Ich gehe in den Forellenhof an der Straße zum Essen. Ich bin der einzige Gast, das scheint eine tote Ecke zu sein. In Frankfurt wird für das Wetter ab Montag nix Dolles angesagt, also bleibe ich noch etwas südlich der Alpen und werde eine kleine Ehrenrunde drehen. Natürlich esse ich im Forellenhof eine Forelle, sehr gut, aber etwas klein.

Leider komme ich kaum zum Lesen, ein Wiener Rentner, ein typischer Herr Kommerzienrat, setzt sich an meinen Tisch und wir unterhalten uns über Weltpolitik, Geschichte der Österreicher und der Slowakei. Eigentlich besteht unsere Diskussion nur aus diversen Monologen meines Gegenübers, aber da bin ich halt duldsam. Er zeigt mir sogar seinen Reisepass mit Visa aus China, der Mongolei, Sri Lanka, Indien, usw. Und das nur während der letzten fünf Jahre. Meinerseits verspüre ich da überhaupt keinen Neid, ich erlebe auf meinen Touren in Mitteleuropa auch mehr als genug.


10.Etappe: Keutschacher See (A) - Zu den Kindheitserinnerungen

Samstag 2.7.
Km: 178
Hm: 628
Zeit: 8:49 Std.
Km/h: 20,1
Nacht: 13,10€

Als ich nach dem Aufstehen auf den Tacho schaue, glaube ich es kaum. Das heißt, ich glaube es schon, weil mir nämlich saumäßig kalt ist. 2° zeigt der Tacho an, kein Wunder, dass ich mir beim Anziehen fast den Arsch abgefroren habe und vor lauter Zittern die Schuhe kaum zubinden konnte. Im Waschraum kann ich mich dann etwas aufwärmen.

Beim Zusammenpacken geht neben mir eine Autotür auf und ein Mann schält sich aus einem alten Ford Fiesta. Das ist ja mein Gesprächspartner von gestern Abend. Er hatte mir von seinem umgebauten Fiesta erzählt, aber dass er genau neben mir steht, hatte ich nicht mitbekommen. Während ich weiter packe, kocht er für uns zwei Kaffee zum Aufwärmen, ich esse noch zwei Snickers, da kann ich mir die Suche nach einer Bäckerei für das erste Frühstück glatt sparen.

Gegen 6:30 Uhr komme ich dann los. Ich sause weiter den Drau-Radweg hinab, wieder geht's mit 40kmh abwärts. Die Sonne scheint mir direkt ins Gesicht, es ist echt schwierig, den Weg zu erkennen, manchmal bin ich fast blind. Die Drau hat hier immer noch ein starkes Gefälle, bis Lienz verliere ich nochmals 250Hm.

Kurz vor Lienz hat im Februar 2010 ein Hangrutsch den Radweg und das Flussbett verschüttet. Der Radweg wird jetzt über eine neue Brücke auf die andere Flussseite geführt. Dann ist von der Bundesstraße ein etwa 2m breiter Streifen für den Radweg abgeteilt worden, und nach dem verschütteten Teil führt eine weitere neue Brücke wieder zurück auf die südliche Flussseite, hier informiert eine große Tafel über die Situation. So etwas wäre in Deutschland nicht möglich gewesen, hier wäre niemals ein Stück einer Bundesstraße für einen Radweg abgetrennt worden.

Gegen 8 Uhr fahre ich durch Lienz, hier kann ich die langen Klamotten endlich wieder ausziehen, es ist bereits 16° warm. Der Radweg ist super, führt immer in der Nähe der Drau entlang und ist gut geteert. Einen Teil der Strecke kenne ich von 2005, als ich über den Großglockner gefahren war. Leider wird es ab der Grenze zu Kärnten wieder schlechter, der Weg ist nur noch geschottert. Trotzdem versuche ich, Tempo zu machen, ich will ja heute noch bis an den Keutschacher See, da habe ich noch massig Kilometer vor mir.

Bis Oberdrauburg nehme ich dann den Alternativweg über die Straße, hier läuft es einfach besser. Im selben Café wie vor 6 Jahren mache ich Pause, damals gab es nur Stückchen, keinen Kaffee. Jetzt ist alles OK. Der Chef erklärt mir die Unterschiede zwischen den vielen verschiedenen Kaffee-Arten, die es in Österreich gibt. Kaffee, Brauner, Melange und was noch alles, das ist mir viel zu kompliziert, dann trinke ich halt auch in Österreich einen Cappuccino.

2005 fuhr ich über den Gailtalsattel und dann den Gailtal-Radweg bis Villach, diesmal bleibe ich an der Drau. Der Radweg bleibt zunächst nur geschottert, immer am Fluss entlang. Dann geht es auf die Südseite der Drau und es wird etwas interessanter, weil auf Nebenstraßen durch diverse kleine Ortschaften, auch mal rauf und runter. Nach einer kleinen Anhöhe bleibe ich kurz stehen, um die Kartenseite zu wechseln, da höre ich vor mir einen Chor ein Wanderlied anstimmen. Eine Gruppe von ca. 30 Radlern macht an einer kleinen Brücke eine Pause, damit alle Mitglieder nach der Steigung aufschließen können, derweil wird ein Liedchen gesungen. Leider fahren sie gerade los, als ich an ihnen vorbei will. Die Letzten bleiben noch stehen und lassen mich vorbei fahren, aber den Rest einzeln überholend muss ich mit ihnen die Anhöhe wieder herunter nach Steinbach.

Kurz darauf treffe ich meinen Radelpartner von gestern Nachmittag wieder, als ich nach einem kurzen Gespräch auf dem Cimabanche-Pass dringend etwas zum Essen benötigte und er weiter fuhr. Norbert aus Wien, eigentlich aus Schleswig-Holstein, aber nach Wien eingeheiratet, hat heute in einer Buschen-Schenke übernachtet und ist noch überwältigt vom mächtigen Essen gestern Abend.

Jetzt bleiben wir zusammen und rauschen gemeinsam den Drau-Radweg entlang. Und weil ich heute noch viele Kilometer vor mir habe, machen wir gemeinsam Tempo, d.h. eigentlich merken wir beim Unterhalten kaum, wie schnell wir fahren. Man beachte den Tagesschnitt, das ist erheblich schneller als zur ersten Etappe vor 10 Tagen. Norbert ist Kiefer- und Gesichtschirurg mit eigener Praxis in Wien und nennt diverse Räder und E-Bikes sein Eigen. Er will mich davon überzeugen, auch mal ein E-Bike zu fahren, das kommt für mich aber überhaupt nicht in Frage, erst wenn ich zu schwach werde, selber zu fahren, könnte das für mich eine Alternative werden. Norbert macht eine Woche Urlaub und bewältigt einen Alpencross auf für Autos ungeeigneten Pässen, auch mit einigen Tragepassagen. Er hat nur einen Rucksack dabei, und der scheint auch nicht besonders voll zu sein, für mich völlig unerklärlich, wie man damit eine ganze Woche auskommen kann.

Wir haben viel zu erzählen, fahren quatschend an diversen anderen Radlern (auch mit Trikes) vorbei und merken kaum, dass wir bereits gegen 12:30 Uhr in Spittal einfahren. Norbert muss spätestens morgen zu Hause sein, er sucht einen Zug nach Wien, also lenken wir erst zum Bahnhof. Er findet aber keinen annehmbaren Zug, und so fahren wir weiter. Zunächst geht's nur in die Innenstadt von Spittal, weil ich halt etwas zum Beißen brauche. Wir finden ein Bistro und ich esse ein Würstel mit Pommes, bäh, Norbert trinkt nur einen Cappuccino, er ist immer noch gefüllt von gestern Abend. Auf dem Weg aus Spittal heraus fahren wir an einem Brathähnchenstand vorbei, das wäre ihr Preis gewesen...

Norbert will noch bis Villach mitfahren, dort gibt's bestimmt bessere Verbindungen nach Wien. Wir sausen also weiter den Drau-Radweg entlang. Norbert erzählt, seine Frau wäre nur mittels E-Bike zum Radeln zu bewegen.

Wieder sind wir überrascht, als schließlich Villach auftaucht, auch hier geht's erst zum Bahnhof. Jetzt findet er allerdings einen Zug nach Wien, bis 17 Uhr hat er noch viel Zeit. Also fahren wir zu einer guten Eisdiele an der Drau, die er bereits kennt. Nach einer riesigen Portion trennen sich dann unsere Wege. Norbert lädt mich ein, wenn ich mal nach Wien käme, könne ich bei ihm übernachten, sie haben dort sogar ein Gästehaus.

Also sause ich jetzt alleine weiter. Zunächst geht's noch an der Drau entlang, gegenüber mündet die Gail in die Drau, hier war ich 2005 schon. Dann geht's steil hinauf nach Selpritsch und über Augsdorf ins Keutschacher Tal. Auf der Straße sind aufmunternde Sprüche gemalt, die ich nur von Marathon und Radrennen kenne. Überrascht sehe ich dann Schilder, dass die Straße und evtl. das ganze Keutschacher Tal morgen ab 7 Uhr wegen des Österreich Ironman gesperrt wird. Mal sehen, ob ich mich da vorher verdünnisieren kann.

In Schiefling mache ich noch einen kurzen Einkaufsstopp, hier erfahre ich, dass die Radler des Triathlon hier an die Drau abbiegen und ich zumindest vom Keutschacher See unbehelligt an den Wörthersee kommen kann. Dann erreiche ich den Campingplatz von Kurt Valentinitsch, wo ich vor 40 Jahren fast jeden Sommer 4 Wochen meiner Kindheit erleben durfte. Das waren richtig tolle Urlaube. Der Chef, damals selbst noch Kind, kann sich noch an die Frankfurt - Hamburg - Holland - Connection erinnern. Ich baue das Zelt neben dem Waschhaus auf, so wie damals. Erinnerungen werden wach. Wenn mir damals jemand gesagt hätte, dass ich 40 Jahre später mal so eben mit dem Rad hier vorbeischauen würde...

Zum Essen gehe ich ins Café Wien. Als ich zur Dämmerung wieder zum Zelt komme, ist es schon ziemlich frisch. Heute Nacht wird's wieder kalt.

- Fortsetzung folgt -
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#778421 - 12/11/11 11:30 AM Re: Dolomiten und zurück, 4. Teil [Re: DieterFfm]
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So, weiter geht's mit meinem Bericht, hoffe, der viele Text wird nicht zu langatmig schmunzel

11.Etappe: Seeboden (A) - Wörthersee Hinterland

Sonntag 3.7.
Km: 104
Hm: 867
Zeit: 6:18 Std.
Km/h: 16,5
Nacht: 16,20€

Wieder sind's beim Zusammenpacken nur 4°, wieder bin ich froh, mich im Waschraum aufwärmen zu können. Ich werde auch rechtzeitig fertig mit Allem und bin bereits um 5:45 Uhr unterwegs, zumindest habe ich die Chance, dem Ironman-Trubel zu entkommen.

Vom Keutschacher See fahre ich hinunter nach Reifnitz am Wörthersee und dort hat in dieser Herrgottsfrühe an einem Sonntag sogar eine Bäckerei geöffnet. Ich trinke einen, na was? Klar, Cappuccino. Und dazu gibt's zwei dicke, fette Zuckerguss-Teile, bereits nach dem ersten ist mir schlecht. Das Zeug liegt mir schwer im Magen, aber ich hatte einfach zu große Augen und beide zusammen bestellt.

Der Ironman bewirkt, dass bereits jetzt Völkerscharen nach Klagenfurt pilgern, und ich schließe mich ihnen an. Am Südufer des Sees geht's weiter nach Osten, dann knickt die Straße nach Norden ab und weiter zum Strandbad von Klagenfurt, hier ist der Schwimmstart. Von weitem sind Lautsprecherdurchsagen zu hören. Die Menge Mensch wird immer dichter, ein Reiseradler mit Gepäck für mehrere Jahre fällt keinem auf. Hier dreht sich alles um die Athleten, die sich schleunigst fertig machen und zum Start kommen sollen. Es ist 6:45 Uhr und man strömt, modisch in Neopren gekleidet, ins Bad. Ich jedoch mache nur ein paar Fotos und verziehe mich an den Nordrand des Sees. Dort stelle ich das Rad ab, kann bereits jetzt, trotzdem es erst 11° hat, die langen Klamotten ablegen und gleichzeitig dem Schwimmstart beiwohnen.

Klagenfurt ist der östlichste Punkt meiner Tour, ab jetzt geht's tendenziell wieder in Richtung Heimat. Auf dem Radweg, der später zur Marathonstrecke werden wird, fahre ich bis Krumpendorf. Weiter geht's, weg vom See und hinauf Richtung Moosburg, wo wir 1988 Urlaub machten. Ich kann mich leider an die Pension nicht mehr erinnern, nur ungefähr abschätzen, wo das damals war.

Bis Moosburg geht's wieder herunter und dann nur auf kleinen Sträßchen durchs Hinterland des Wörthersees. Die kleinen Dörfer scheinen vom Urlaubertrubel am See nichts mit zu bekommen, selten mal ein Hinweis auf einen Gasthof oder auf private Zimmer, und immer sind diese frei. Über Tigring geht's nach Windischbach, Klein St. Veit und Fasching an die Glan. Trotz Navi und Karte schaffe ich es nicht, die Wege zu fahren, die ich eigentlich wollte. Aber ich habe ja jetzt Zeit und kein Problem mit kleinen Umwegen.

Gegen 9:30 Uhr lande ich in Feldkirchen in einem Café und wieder gibt's Cappuccino, dazu eine Nussschnecke. Die nette Bedienung fragt mich nach meiner Tour, sie kennt alle Ecken im Montafon und in Südtirol, die ich beschreibe und nickt anerkennend. Dann gibt sie mir den Tipp, am südlichen Ufer des Ossiacher Sees weiter zu fahren und erklärt mir den Weg dorthin.

Der Radweg am Ossiacher See verläuft mit der Straße. Und weil es Sonntagvormittag ist, haben sich schon einige Urlauber und ganze Familien aufs Rad geschwungen und bevölkern diesen. Das Wetter ist immer noch etwas frisch, um 10 Uhr sind's nur 15°. Habe ich die langen Klamotten zu früh ausgezogen? Oder bin ich nur zu langsam unterwegs und die Bewegung fehlt?

Hinter dem Ossiacher See biege ich rechts ab Richtung Seespitz und Treffen, dann geht's auf der B98 etwa 250Hm hinauf nach Afritz am See. Neben der Straße ist manchmal ein kleiner Gehstreifen, auf dem ich fahre. Es sind einfach zu viele PKWs unterwegs und manche Fahrer kennen einfach die Breite ihres Wagens nicht. Es fällt allerdings auf, dass es fast nur Deutsche sind, die dieses Problem haben. Ab dem Abzweig der L46, während der größten Steigung, gibt es sogar einen schönen Radweg bis Afritz.

Im Ort hat ein Billa geöffnet und ich kann mir ein Brötchen mit einer warmen Frikadelle besorgen, zusammen mit einem Almdudler. Auf einer Bank neben einem Heiligenbild ein paar hundert Meter weiter kann ich meine Mahlzeit einnehmen. Dann geht's hinunter an den Afritzer See. Ich mache ein Foto vom schön mit Bergen umrahmten See.

Hinter einem flachen Sattel geht's weiter hinunter an den Feldsee. Ich fahre den Radweg am Ostufer des Sees entlang bis Feld am See. Plötzlich bremsen mich zwei Pärchen, so Ende 30 bis Anfang 40, regelrecht aus, sie wollen alles über meine Tour wissen, woher, wie weit, wie lange unterwegs, wo entlang, weshalb so viel Gepäck, wie schwer das Rad, ob allein reisen nicht langweilig wäre, und was noch alles, nur meine Schuhgröße interessiert nicht. Anscheinend hat mindestens Eine(r) von ihnen auch schon mal an Fahrradurlaub gedacht, jedenfalls sind alle baff erstaunt, dass so etwas überhaupt möglich ist. Das ist die reinste Seelenmassage für mich. Nach 10 Minuten wünschen sie mir eine gute Weiterfahrt.

Und die habe ich auch, es geht nämlich etwa 150Hm abwärts. Radenthein und Döbriach lasse ich liegen und dann bin ich auch schon am Millstätter See. Am Nordufer führt an der Straße ein schöner Radweg entlang. Es geht zwar nach Dellach etwas hinauf und es sind auch einige Leute unterwegs, aber der schöne Ausblick auf den See entschädigt. Hinter Dellach geht's wieder flott herunter. Ich suche mir auf der Karte einen Campingplatz in Seeboden, der auch im Navi enthalten ist und gebe ihn als Ziel ein. Es ist zwar erst 14 Uhr, aber morgen geht's wieder über mindestens einen Pass, und davor ist sonst kein Campingplatz mehr erkennbar.

In Seeboden sind sogar drei Campingplätze in archies.com vermerkt. Als der erste davon nicht auffindbar ist, werde ich schon etwas nervös, aber ein Einheimischer beschreibt mir den Weg zu einem anderen Platz. Auf den Weg dorthin sollte noch ein weiterer Campingplatz sein, aber auch dort ist nur ein Schild „Geschlossen" zu sehen. Der dritte Platz jedoch existiert wirklich, er liegt praktisch an der Seepromenade und hat einen eigenen Badestrand. An der Anmeldung kopiert man nur meinen Ausweis, dann darf ich das Zelt irgendwo aufbauen.

Alles kann trocknen, die Zeit vertreibe ich mir mit telefonieren. Ich rufe zu Hause an, man ist überrascht, dass ich mich jetzt schon melde. Dann klingele ich in Bebra an und die dortigen Freunde sind sehr erfreut, von mir und meiner Tour zu hören. Hoffentlich schaffen wir es bald, uns mal wieder zu sehen.

Ich kann sogar ins Strandbad und schwimmen, ich bin der einzige Gast hier, das Wasser ist saumäßig kalt. Wie kann die Brühe nur Anfang Juli so kalt sein, hatten die hier bisher noch keinen Sommer? Ich kann alles etwas geruhsamer angehen lassen als sonst. Nach dem Umziehen gehe ich zurück zum Zelt, hole das Tagebuch und gehe wieder ins Strandbad, um das Tagebuch zu pflegen. Wenn die Sonne durchkommt, wird es sofort brennend heiß, sonst geht eher ein kühler Wind. Ich bin gespannt auf den morgigen Tag, da muss ich wieder über einen Pass, vielleicht schaffe ich sogar deren zwei. Jetzt kann ich auch an der Anmeldung meine Taxe bezahlen. Man war schon an meinem Zelt und wurde etwas nervös, aber Zelten ohne Bezahlung mache ich nur in speziellen Fällen.

Zum Essen gehe ich ins Lokal neben dem Strandbad, ich esse ein Schnitzel, endlich wieder Fleisch, und einen großen Salat und kann auch wieder mal ungestört lesen. Bisher hatte ich ungewöhnlich viele abendliche Gesprächspartner, heute bleibe ich allein. Als ich zur Dämmerung wieder auf den Campingplatz gehe, hat dieser sich gut gefüllt. Aber ein Zelt, evtl. sogar von einem Radler, kann ich nicht erkennen.


12.Etappe: Altenmarkt (A) - Schönfeldsattel und Radstädter Tauern

Montag 4.7.
Km: 110
Hm: 2141
Zeit: 8:19 Std.
Km/h: 13,1
Nacht: 13,50€

Kurz vor 6 Uhr fahre ich los, es ist bei weitem nicht so frisch wie an den beiden letzten Tagen. Auf der Seepromenade vor dem Campingplatz geht ein Mann mit seinem Hund Gassi und er kennt einen Bäcker auf der Hauptstraße, der auch jetzt schon geöffnet hat. Wie immer gibt's einen Cappuccino, dazu eine Nussschnecke, das reicht für die ersten Kilometer.

Heute steht wieder Pass fahren an, ich kann nur nicht einschätzen, ob ich nur in den Lungau fahre, oder auch noch den zweiten Pass ins Ennstal schaffe. Als ersten Pass habe ich mir den Schönfeldsattel ausgewählt, er liegt zwischen dem Katschbergpass, der recht viel Verkehr hat, und östlich davon der Turracher Höhe, die wegen zweier Rampen mit jeweils 23% Steigung für mich unpassierbar ist. Der zweite Pass soll dann der Radstädter Tauernpass werden, mal sehen wie es wird.

Obwohl es erst 10° kühl ist, habe ich bereits die kurzen Klamotten an in Erwartung eines anstrengenden Tags. Zunächst geht es auf der B98 aus Seeboden heraus, es ist bereits jetzt recht voll auf der Straße. Aber nach der Abzweigung zur Autobahn biege ich auf die B99 nach Norden ab und habe die Straße fast für mich. Die B99 verläuft im engen Tal der Lieser leicht aber stetig aufwärts.

Ich habe mich gerade wieder an eine gleichmäßige Trittfrequenz gewöhnt, da ist die B99 plötzlich gesperrt und es gibt eine Umleitung bis Gmünd. Ich kann's kaum fassen, wo soll denn in diesem engen Tal eine Umleitung hinführen? Na klar, erst geht's über eine Brücke auf die andere Flussseite, dann geht eine kleine Straße steil den Berg hinauf. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als die ganze Chose positiv zu sehen, das ist halt Training für den echten Pass. Mit 13% geht's hinauf, ich bin am Schnaufen, bald kann ich auf die Autobahn hinab blicken. Über 100Hm quäle ich mich da rauf, dann erreiche ich endlich eine Querstraße. Das waren jetzt unnötige Höhenmeter, hoffentlich werden die mir am Nachmittag nicht zusätzlich quälend in den Knochen hängen.

Die Straße bleibt zunächst auf dem Höhenniveau, später geht's dann wieder abwärts bis Gmünd. Mir fallen hier viele Hinweise auf Baby-Hotels auf, einmal fahre ich auch direkt an einem vorbei. Die Aufmachung ist richtig kitschig, ein riesiger Klapperstorch überragt die Einfahrt zum Hotel. Anscheinend hat sich die Region um Gmünd auf Babyurlaub spezialisiert.

Weiter geht's auf der B99, langsam gewinne ich wieder Höhenmeter um Höhenmeter, oft stelzt die Autobahn weit über mir durch das Tal und verschandelt die Gegend. In Kremsbrücke mache ich eine kurze Pause. Ich habe bereits einen Level von 950mNN erreicht. Während der letzten Kilometer kam mir ein kalter Wind entgegen, es sah auch aus, als wolle es zuziehen. Also ziehe ich den Pulli über und schlüpfe in die lange Hose. In Ermangelung eines Cafés für ein zweites Frühstück gibt's noch ein Snickers und einen Apfel, dann biege ich rechts ab auf die L19 Richtung Innerkrems und Nationalpark Nockberge.

Direkt am Ortsausgang steht ein Schild, dass in 12km die Straße gesperrt sei. Das könnte mich betreffen, oder auch nicht. Ich fahre trotzdem weiter. Das Seitental ist windgeschützt und bereits nach 2km ziehe ich die langen Sachen wieder aus. Die Sonne kommt doch durch, es wird über 20°, und auch die stetige Steigung lässt mich bald wieder in Schweiß geraten.

Bis Innerkrems habe ich auf 10km nochmals ca. 500Hm erklommen, das sind im Schnitt 5%. Zum Glück war's nie steiler als 10%, so dass ich nicht auch noch schieben musste. In Innerkrems biegt die Nockalmstraße rechts ab, ich muss geradeaus weiter. Und wieder steht ein Schild, dass die Straße gesperrt wäre, diesmal allerdings eindeutig in meiner Richtung. An der Kreuzung steht ein Wagen mit drei Straßenarbeitern, die gerade ein paar Absperrungen aufstellen. Auf meine Frage hin bestätigen sie mir, dass die Straße für Radler und Fußgänger passierbar wäre. Sie staunen nicht schlecht über meinen Packesel und nutzen meine Anfrage für ein kleines Päuschen. Ich muss über meine Tour berichten.

Nach weiteren 2km, es geht vorbei an den typischen Wintersporthotels, sogar ein Parkhaus an einer Liftstation ist vorhanden, kommt dann die wirkliche Straßensperre. Eine Gruppe von ca. 30 Jugendlichen joggt vor mir durch die Sperre, die machen hier wohl Trainingslager oder Aktivurlaub.

Die Straße wäre durch einen Bergsturz unpassierbar, steht auf einem Schild. Eine Familie in Wanderklamotten steht unschlüssig vor der Sperre, weil hier auch ein Wanderweg zur Donnerschlucht beginnt, und auch diese durch den Bergrutsch gesperrt ist. Ich umfahre die Sperre, bereits nach 500m wird mir die Straße zu steil, ich muss absteigen und schieben. Über mehrere Serpentinen drücke ich das Rad den Berg hoch, nach ca. 20 Minuten bin ich an der Passhöhe auf 1775mNN. Hier hat der Bergsturz die linke Hälfte der Straße ins Tal gerissen, die rechte Seite ist für Radler und Fußgänger problemlos nutzbar.

Jetzt ziehe ich den Pulli wieder an und dann geht's abwärts. Durch das wunderschöne Bundschuh-Tal führt die kleine Straße durch eine Alm ähnliche Landschaft, immer an einem kleinen, später größeren Bach entlang, die Rindviecher bleiben von der Straße weg. Misst mein Höhenmesser eigentlich auch auf einer Abfahrt die Gefälle-Prozente richtig? Mir kommt das steiler vor als nur 8%, aber egal, ich genieße die rauschende Abfahrt ohne Kraftanstrengung.

Die Strecke bis Pichlern hat nur einen kleinen Schönheitsfehler, ein kurzer aber heftiger Zwischenanstieg, etwa 100Hm mit 14% Steigung, lässt mich fluchen. Ich mühe mich ab, aber etwa 200m vor der Höhe ist Schluss, ich muss absteigen und den Rest schieben. In den 30 Minuten Abfahrt vom Pass bis ins Tal der Mur verliere ich locker 700Hm, dann ist der Rausch vorbei.

Jetzt muss ich mich entscheiden, entweder nach Tamsweg zum Campingplatz, oder weiter und über die Radstädter Tauern. Ich schaue mir nicht auf dem Tacho die Tageshöhenmeter an, das könnte mich beeinflussen. Es ist erst 11:40 Uhr, da kann ich doch den Tag noch nicht beenden. Na gut, versuche ich halt noch den nächsten Pass, eigentlich bin ich noch recht gut drauf.

Also geht's weiter, wieder kurz rauf zum Schloss Moosham und auf einem Radweg nach Mauterndorf. Ein Supermarkt neben der Straße lädt ein, es gibt sogar eine Bank und einen Tisch neben dem Eingang. Ich kaufe zwei Brötchen mit Leberkäse und einen Apfel, die sollen die verbrauchte Energie wieder zuführen.

Gegen 13 Uhr starte ich dann, wieder auf der B99, die zweite Hälfte des Tages. Die Straße hat zunächst keine größere Steigung, jedoch muss ich gegen einen merklichen Gegenwind ankämpfen. Wenn ein Seitental sich öffnet, wird der Wind besonders heftig. Bis Tweng bleibt es relativ flach, dann führt die Straße stetig rauf. Ich kämpfe gegen 6-8% Steigung und dabei noch Gegenwind. Langsam geht's rauf, vor der ersten Galerie schalte ich mein Licht ein, ich will im Halbdunkel gut sichtbar sein und bei dem Geschleiche wird mein Zzing sowieso nicht geladen. Links, rechts, links, rechts, weiter, weiter, kurz an den Straßenrand, Trinkflasche raus, wieder anfahren und wieder links, rechts. Mann, oh Mann.

An der dritten Galerie wird noch gebaut, die Arbeiter staunen nicht schlecht, als ich an ihnen vorbei krieche. Immer weiter geht's rauf, immer im ersten Gang. So langsam merke ich den ersten Pass in den Knochen, ich bin schon richtig platt. Hinter einer Brücke gibt's eine Stelle, wo ich mein Rad gut anlehnen kann, das lädt einfach zu einer Pause ein. Ein Snickers und ein weiterer Apfel helfen bei der Regeneration. Ich bin jetzt bei knapp 1600mNN, habe nur noch 150Hm zu bewältigen, das schaffe ich auch noch.

Nach der nächsten Kurve erscheinen schon die ersten Häuser von Obertauern, jetzt habe ich es gleich geschafft. Da macht auch noch mein Zzing schlapp, die externen Akkus sind genau so leer wie meine eigenen, aber es gibt ja noch die internen. Kurz vor der Passhöhe sehe ich vor einem Bike-, Ski- und Sonst-was-Shop Leute mit einem Kaffee stehen, da komme ich einfach nicht dran vorbei. Der Chef ist begeistert von meiner Leistung, hat aber vermutlich trotzdem keine Ahnung, wie schwer mein Packesel ist. Hier kommen, wie er sagt, öfter Gepäckradler vorbei. So viele können es aber nicht sein, ich habe heute jedenfalls niemanden bemerkt. Ein Cappuccino und ein Stengeleis und die Aussicht auf die Abfahrt bauen meine Motivation wieder auf.

Nach wenigen hundert Metern geht's dann wieder abwärts. Nur zwei Mal bleibe ich kurz für Fotos stehen, der Rest wird nur genossen. An einer Stelle ist die Gegenfahrbahn sogar zweispurig geführt, da soll es laut Schild 13% runter gehen. Dann bin ich aus dem engen Tal heraus und die Straße führt noch mit sanfterem Gefälle nach Radstadt. Gegen 16:30 Uhr fahre ich südlich an Radstadt vorbei, mein Navi führt mich etwas seltsam zum Campingplatz. Der hat heute aber Ruhetag, also geht's weiter zum nächsten Campingplatz in Altenmarkt.

Dieser Platz erweist sich allerdings als ein Glücksgriff, so eine tolle Ausstattung habe ich noch nie gesehen. Ein großes Haus mit den Versorgungseinrichtungen, einem großen Aufenthaltsraum mit allem was man so braucht, sogar eine PC-Ecke ist vorhanden (da schaue ich mir später mal die Wettervorhersage an), es gibt Sauna und Solarium und einen großen Trockenraum, und das für einen anständigen Preis. Schnell ist das Zelt aufgebaut, alles kann trocknen. Im Aufenthaltsraum schließe ich den Zzing an die Steckdose an, dort bleibt er unbewacht bis zum abendlichen Waschen, und ist dann immer noch da.

Die Chefin empfiehlt zum Abendessen eine Amerikanische Bar. Dort sind die Spareribs leider aus, also gibt's ein Schnitzel, und natürlich diverse alkfreie Weizenbiere. Auf die heutige Etappe kann ich schon stolz sein, noch nie vorher habe ich an einem Tag über 2000Hm geschafft, noch nicht mal ohne Gepäck. Aber für morgen werde ich etwas zurücktreten, meine geplante Strecke hat wieder zwei Pässe, wie mir die Chefin berichtet, also werde ich nicht wie geplant fahren und eher im Tal bleiben.


13.Etappe: Walchsee (A) - Tauern-Radweg und Steinbergrunde

Dienstag 5.7.
Km: 150
Hm: 1238
Zeit: 9:18 Std.
Km/h: 16,0
Nacht: 0,00€

Um 5:45 Uhr bin ich wieder unterwegs. An der Straße wartet ein Arbeiter darauf abgeholt zu werden, und er kennt eine Bäckerei im Ort, die jetzt schon geöffnet ist. Dort wird gerade das angeschlossene Café renoviert, ich darf mich trotzdem an einen Tisch setzen. Ich bekomme einen großen Kaffee (hört, hört) und zwei Stückchen, das reicht für eine Weile.

In 2008 war ich hier in entgegen gesetzter Richtung gefahren, ich weiß also, dass es nach Wagrein neben der B163 einen Radweg gibt, wenn er auch durch die anliegenden kleinen Orte unterbrochen wird. Es geht bis Mayrdörfl leicht aufwärts bis auf etwa 950mNN und dann nach Wagrein doch merklich abwärts. An diese Abfahrt kann ich mich kaum erinnern, obwohl ich damals hier hatte hochfahren müssen. Auch hinter Wagrein geht die Straße stetig abwärts, auch das war mir schon entfallen. Ich kann es gut laufen lassen.

Die steile Abfahrt nach St. Johann im Pongau ist mir allerdings noch in guter Erinnerung geblieben, damals war ich hier herauf ein Verkehrshindernis. Gegenüber sehe ich staunend die schroffen Felsen der Berchtesgadener Alpen und als ich endlich einen Platz zum Fotografieren finde, ohne mein Leben wegen des Verkehrs zu riskieren, bin ich bereits zu tief im Tal und die Felsen haben sich hinter niedrigeren Bergen versteckt. Hinter St. Johann komme ich an die Salzach, bis hierher habe ich locker 350Hm verloren.

Schnell finde ich den Tauern-Radweg, hier war ich schon zwei Mal, diesmal geht's jedoch Salzach aufwärts. 2008 machte ich hier einen kleinen Abstecher zur Liechtenstein-Klamm, den kann ich mir diesmal schenken. In Schwarzach führt eine Alternative des Radwegs hoch zum Speichersee Untersberg. Weil ich jedoch beim Abzweig erst in den Ort fahre, um Nachschub zu kaufen, bleibe ich auf der Normalstrecke. Ich weiß allerdings, dass diese auf der stark frequentierten B311 führt. Die beiden letzten Male konnte ich das Stück abwärts fahren und war immer froh, wieder von der Bundesstraße weg zu kommen, diesmal geht es aber aufwärts. Zum Glück ist recht wenig LKW-Verkehr los und die Strecke von knapp 2km vom Schönbergtunnel bis zu Umfahrung am nächsten Tunnel kommt mir sehr kurz vor, ich muss nur einmal die Straße überqueren, das ist eigentlich das gefährlichste Stück. Danach gibt es immer einen breiten Randstreifen oder einen Radweg, und hinter der Talbrücke nach einem Tunnel geht‘s dann auf der alten Bundesstraße im Tal weiter, während die B311 nach oben verschwindet.

In Lend stürzt sich normalerweise die Gasteiner Ache in einem mächtigen Wasserfall in die Salzach, heute ist es nur ein kleines Rinnsal. Weiter geht's auf der alten Bundesstraße, später auch auf einem schönen Radweg neben der Straße nach Taxenbach. Hier fülle ich an einer Tankstelle Luft in den Reifen nach, es läuft sich danach wieder besser, und im Ort gibt's das zweite Frühstück.

Bis Bruck an der Großglocknerstraße geht's jetzt auf separatem Weg, auch gut rauf und runter. Weil das Salzachtal recht tief eingeschnitten ist, bleibt von den Bergen ringsum nur manchmal ein kurzer Blick übrig. Es ist nach 9 Uhr und schon tauchen diverse Radler auf, der Tauern-Radweg ist in der Radwandergemeinde recht beliebt.

In Bruck hatte ich 2008 übernachtet, der Campingplatz liegt direkt am Radweg. Zum Platz gehört auch ein schönes Hotel und schon damals hatte ich gedacht, hier mal mit meiner Frau Urlaub zu machen. Ich biege nach Norden ab Richtung Zell am See und trotz Navi nehme ich an einer Kreuzung den falschen Abzweig. Wieder auf der richtigen Route fahre ich hinter zwei Familien her, die mit zwei Kinderanhängern unterwegs sind. Die Väter heizen über den Radweg, dass ich kaum hinterher komme. In Zell machen sie dann etwas langsamer und beim Überholen kommen wir kurz ins Gespräch.

Zell am See ist total überfüllt. Mit Mühe finde ich in der Fußgängerzone einen Feinkostladen, wo ich mir ein Brötchen mit Leberkäse erstehe. Auf einer Bank am See, direkt beim Bootsverleih, kann ich dann Mittag machen. Die Leute stehen Schlange, um ein Boot leihen zu können, ein Nippesstand daneben motiviert mich zu einem Foto. Nix wie weg!

Schnell erreiche ich das Nordufer und den Radweg Richtung Saalfelden. Bald ist auch die Wasserscheide zur Saalach überquert und ich kann wieder zu meinem nächsten Wegepunkt in Saalfelden navigieren. Vorher geht's jedoch noch mal kurz und knackig rauf, dann kann ich es in den Ort laufen lassen. Leider verstecken sich die schroffen Felsen des Steinernen Meeres in Wolken, ein Foto rentiert nicht. Gegenüber kann ich manchmal einen kurzen Blick aufs Birnhorn werfen, dem mit 2634m höchsten Gipfel der Leoganger Steinberge, seine südliche Steilwand ist mit 1400m Höhe eine der höchsten der Ostalpen.

Ich bleibe auf der B164 und finde vor Lenzing überraschend einen tollen Radweg, der Richtung Leogang und Hochfilzen führt, also genau meine Richtung. Es ist der Skulpturen-Radweg oder auch Steinbergrunde, der auf ca. 70km das Massiv der Leoganger und Loferer Steinberge umrundet. Ich bin froh, nicht auf der Bundesstraße fahren zu müssen und genieße den Radweg. In Leogang können völlig Verrückte ihr Rad mit der Seilbahn nach oben transportieren lassen, um sich von dort nur der Erdanziehung, den Fliehkräften und den Bremsen am Rad anzuvertrauen. Ich sehe einen Radler wie ein Ritter in Protektoren gehüllt zur Station gehen, er kann kaum laufen, stelzt breitbeinig nur so daher. Andere sind auf dem Parcours unterwegs. War hier nicht auch mein Neffe Philipp schon aktiv? Lauter Verrückte!

Weiter geht's erst langsam, dann auch mal steiler hinauf, immerhin muss bis Hochfilzen eine Höhe von knapp 1000mNN erreicht werden. Es geht durch teils wunderschöne Natur. In Hochfilzen mache ich eine Pause im Café Häferl. Die Chefin fragt nach meiner weiteren Route und meint, der Radweg weiter durchs Pillertal sei viel schöner als die Bundesstraße Richtung St. Johann. Ein kurzer Blick auf die Karte zeigt, dass ich als Tagesziel den Walchsee anpeilen kann, der wäre heute erreichbar und ich kann dadurch den schönen Radweg nutzen.

Als ich dann weiterfahre, zieht es vor mir zu, deshalb beeile ich mich und sause auf der Straße hinunter Richtung Pillersee, dort kann ich mich in St. Ulrich in einem Bushäuschen vor dem einsetzenden Regen unterstellen. Der Regen dauert nur 10 Minuten, dann ist es vorbei, aber Richtung Hochfilzen ist es schwarz. Da hab' ich wohl Glück gehabt, dort hinten schifft es gewaltig. Hinterm Pillersee fahre ich jetzt wieder auf dem Radweg, der auf einem Wanderweg durch ein Naturschutzgebiet führt. Wegen der Schotterauflage ist es ziemlich nass, ab der Teufelsklamm geht's dann auf der Straße weiter bis Waidring.

Dort muss ich zunächst auf der Bundesstraße fahren. Einem Radweg, der später in einen schlechten Feldweg übergeht, weiche ich auf die B178 aus, dann sause ich hinunter ins Tal der Großache, oder auch Tiroler Ache. Hier fuhr ich 2005 auf dem Weg zum Großglockner, allerdings in entgegen gesetzter Richtung. Ich weiß also, dass es einen Radweg entlang des Flusses gibt, der zwar geschottert, aber gut befahrbar ist. Damals war ich ab einer Brücke auf den Weg gestoßen, diesmal fahre ich bis zu dieser Brücke auf dem Radweg und weil er weiterhin als Radweg bezeichnet wird, auch auf diesem weiter. Das erweist sich allerdings als ein Fehler, der Weg ist ein absoluter Reinfall und für mich mit Gepäck nur wegen der Federung befahrbar. Die nächste Möglichkeit, den Fluss zu überqueren und auf der Straße weiter zu fahren, kann ich erst nach ca. 5km nutzen.

Bei Lofer biege ich auf die B172 ab und weil die Polizei eine Geschwindigkeitskontrolle durchführt, fahren die Autos erstaunlich gesittet. Der letzte von drei Campingplätzen am Walchsee liegt am nächsten zum Ort, direkt unterhalb des Zahmen Kaisers, das ist jetzt mein Ziel. Am Platz angekommen ist die Rezeption wieder nicht besetzt. Ein Zettel besagt, ich solle mir einen Platz wählen, morgen ab 8 Uhr könne man die Anmeldeformalitäten tätigen. Ich frage einen Camper auf der Wiese nebenan, ob es Duschmarken gäbe, aber nein, alles sei inklusive. Na gut, aus Schruns habe ich gelernt. Ich baue mein Zelt halt auf, und wenn bis morgen gegen 6 Uhr niemand da war zum Kassieren, kann ich auch nichts dafür. Während ich zu Hause anrufe und dusche kann das Zelt trocknen.

Zum Essen gehe ich in den Ort. Die Preise in den Gasthöfen sind unglaublich, es bleibt nur eine Pizzeria in der Nähe des Campingplatzes, das hatte ich ja lange nicht mehr. Als meine Pizza kommt, donnert es und die Gäste auf der Terrasse strömen nach Drinnen. Weil mein Handtuch und die Radel-Klamotten noch zum Trocknen am Rad aufgehängt sind, sage ich dem Chef kurz Bescheid, lasse Pizza Pizza sein und spurte die 800m zum Platz, rette die Sachen ins Zelt und spurte wieder zurück in die Pizzeria. Und siehe da, nachdem ich wieder Luft bekomme, hat die Pizza eine essbare Temperatur, das sollte ich vielleicht immer so machen. Der Chef ist erstaunt, dass ich schon wieder da bin.

Abends wird's dann etwas hektisch in der Pizzeria, der Regen hat aufgehört und auf der Terrasse sammelt sich die örtliche Kapelle zum Umtrunk.


14.Etappe: Wörthsee - Mangfall-Radweg und Via Julia

Mittwoch 6.7.
Km: 140
Hm: 587
Zeit: 7:46 Std.
Km/h: 18,0
Nacht: 13,00€

Um 6:10 Uhr bin ich fertig mit Packen. Bei der Anmeldung ist niemand anwesend, ich schaue sogar extra nach, also habe ich wieder kostenlos genächtigt.

Nach meiner Tourenplanung wäre ich heute noch mal in die Berge, vorbei am Thiersee nach Bayrischzell und weiter an den Schliersee. Diese Höhenmeter schenke ich mir, irgendwie ist der Höhenrausch vorbei und ich versuche, wie die Mehrzahl der Radreisenden, möglichst die Berge zu vermeiden. Also geht's erst mal Richtung Rosenheim und dann irgendwie südlich um München herum. Der Navi dient jetzt nur noch zur Aufzeichnung der Strecke und evtl. als lokale Orientierungshilfe.

Auf der B172 fahre ich zunächst leicht aufwärts, es hat ja einen Grund, warum der See nicht ausläuft. Der Zahme Kaiser schimmert in der Morgensonne, die sich aber schnell auch wieder hinter einem Dunstschleier versteckt. Dann sause ich hinunter ins Inntal, schnell verliere ich 200Hm. Ich hätte nicht gedacht, dass der See so weit oberhalb des Inns liegt. Um 6:45 Uhr fahre ich über die Innbrücke zwischen Niederndorf und Oberaudorf und bin wieder in Deutschland. In Oberaudorf finde ich schnell eine Bäckerei und problemlos gibt's wieder ein Haferl Kaffee, nicht irgend so eine Plörre. Nichts gegen die Österreicher, tolle Leute und ein herrliches Land, aber ihre Kaffeekultur ist doch etwas gewöhnungsbedürftig. Zum Kaffee esse ich ein Schinkenbrötchen und eine Nussschnecke.

Dann geht's zurück auf den Inntal-Radweg. Auf dem Deich lässt es sich erst ganz gut fahren, dann wird der Untergrund aber ziemlich ungemütlich. Bald habe ich die Alpen hinter mir, ziemlich plötzlich ist die Sicht links und rechts nicht mehr durch Berge versperrt, außer durch Bäume natürlich.

Bei Tiefenbach sucht ein Reiseradler den Weg, die Beschilderung ist verschwunden. Auch ich muss suchen, der Navi scheint den Weg zu kennen, er meint, es müsse geradeaus weitergehen. Leider ist der Weg bald zu Ende, und auf dem Deich ist die Strecke extrem schlecht, mal wieder erweist sich die Federung als ausgesprochen förderlich. Ich nutze deshalb die nächste Möglichkeit, die Flussseite zu wechseln. Hier führt auch der Bodensee-Königsee-Radweg, den ich 2004 gefahren bin, auf der Brücke über den Inn. Auf der anderen Seite des Inns geht's dann weiter bis Rosenheim an die Mündung der Mangfall.

Die Mangfall fließt aus dem Tegernsee zunächst nach Norden Richtung München und biegt bei Feldkirchen nach Osten ab, um in Rosenheim in den Inn zu münden. Am Fluss wurde der Mangfall-Radweg angelegt, den ich jetzt flussaufwärts folge. Auch der Via Julia-Radweg führt auf derselben Route, er wird mich den Rest des Tages begleiten.

Der Radweg durch Rosenheim ist sehr schön angelegt, gut geteert und querende Straßen werden unterfahren. Die schöne Parklandschaft wird allerdings jäh unterbrochen, weil der Radweg gesperrt ist und umgeleitet wird. Massen von umgestürzten Bäumen und abgebrochenen Ästen versperren den normalen Radweg, teilweise wurden Bäume einfach halbiert. Viele Arbeiter sind dabei, hier aufzuräumen, überall höre ich Motorsägen.

Eine Walkerin kommt mir gemütlich entgegen, ich frage sie einfach, was denn hier passiert sei. Vor genau zwei Wochen gab es hier ein schweres Unwetter, ein Downburst oder sogar Tornado hat alles verwüstet. Auf 3km wurde alles umgeworfen, bei ihr z.B. wurde alles vom Balkon geweht, Hagel hatte alles Laub von den Bäumen geholt, Verkaufshäuschen für Erdbeeren wurden umgeweht, mit den Verkäufern drinnen. Es hätte sogar ein Todesopfer gegeben, sagt sie, und man wäre schon seit zwei Wochen hier am Aufräumen, es würde schon wieder halbwegs passabel aussehen. Das war an dem Tag vor meiner Abfahrt, damals konnte ich mich auch noch gerade vor einem Gewitter nach Hause retten. Wir unterhalten uns natürlich auch über meine Tour, ich werde regelrecht ausgequetscht, und über die Situation von Preußen, die nach Bayern einwandern und von den Einheimischen nicht angenommen werden, so wie sie.

Nach gut 10 Minuten Unterhaltung geht's weiter. Im nächsten Ort Kolbermoor bietet sich eine schöne Bäckerei mit Sitzmöglichkeit davor regelrecht zum zweiten Frühstück an. Ich komme mit einem weiteren Frühstücksgast ins Gespräch, und er berichtet sogar von zwei Todesopfern bei dem Unwetter. Ich kann jetzt auch endlich die langen Klamotten ausziehen, es wird allmählich wieder angenehm warm.

Der Radweg führt weiter an der Mangfall aufwärts, leider ist er jetzt nur noch geschottert. Im Fluss hat man so alle 100-200m kleine Stufen von 10-15cm Höhe angelegt, das sieht ganz lustig aus und man erkennt daran auch ohne Höhenmesser, dass es langsam aufwärts geht. Vor Feldkirchen führt der Radweg dann vom Fluss weg und auf Wirtschaftswegen auch mal steil einen Hügel hinauf. Die Mangfall verabschiedet sich dann nach Süden zum Tegernsee und ich bleibe auf der Via Julia.

Zur Mittagszeit finde ich in Großhelfendorf eine wirklich geniale Metzgerei, mit allem ausgestattet, was man sich von einer Metzgerei wünscht. Ich esse ein Brötchen mit Käseschnitzel und weil es warm genug ist, wird die Sitzbank vor dem Laden genutzt. Ein Radler mit Mountainbike setzt sich zu mir und erzählt vom organisierten Fahrradurlaub in China und Südafrika. Am Ortsausgang kann ich dann an einem Erdbeerhäuschen nicht vorbei fahren, ohne ein Pfund Erdbeeren zu kaufen und sofort zu vertilgen. Die Verkäuferin will meine Geschichte nicht glauben, das wäre unmöglich, so weit mit dem Radel zu fahren. Na gut, sie muss es ja wissen.

Die nächsten 3km muss ich noch auf der stark befahrenen Straße aushalten, dann biegt die Via Julia vor Aying in den Wald ab. Es geht durch den Hofoldinger Forst, und weil es wieder recht heiß und es hier schattig ist, habe ich auch nichts gegen einen ziemlich schlechten Untergrund. Über Sauerlach führt die Beschilderung weiter nach Oberhaching entlang der S-Bahnstrecke. In Oberhaching interpretiere ich vermutlich ein Schild falsch, jedenfalls geht's plötzlich in die falsche Richtung. Der Navi war anderer Meinung als ich und als Quittung muss ich jetzt über einen zugewachsenen Trampelpfad wieder zurück zum Radweg, selbst schuld.

In Grünwald geht's dann steil runter und auf einer Brücke über die Isar, unten sind viele Leute beim Baden. Natürlich muss ich auf der anderen Seite wieder rauf, laut Schild sollen es 11% Steigung sein. Wenn in den Alpen nur alle Steigungen mit 11% auch so einfach zu bewältigen gewesen wären. Auf einem tollen Weg geht's dann durch den Forstenrieder Park bis nach Gauting. Ich frage nach einer Eisdiele und finde in der Innenstadt eine sehr gute, bei diesen Temperaturen auch stark besuchte. Das einzige Problem besteht darin, einen Platz zum Anlehnen für mein Rad zu finden, die Straße ist etwas abschüssig.

Ich beschließe, heute bis zum Wörthsee zu fahren. Auf der Karte sollte es dort 4 Campingplätze geben, leider ist keiner davon bei archies.com eingetragen. Ich fahre trotzdem in diese Richtung, einer wird schon in Wirklichkeit existieren. Die Via Julia führt mich zunächst nach Gilching, hier kaufe ich Wasser (wie schön waren doch die Brunnen in den Alpen) und Äpfel. Jetzt biege ich nach Südosten ab, vorbei am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) nach Weßling. Hier bin ich im Zweifel, wie ich jetzt am besten zum Wörthsee komme. Eine Frau spricht mich an und beschreibt viele Möglichkeiten, sie kennt auch zwei Campingplätze am See, also bin ich nicht umsonst hierher gefahren. Ich nehme eine der beschriebenen Möglichkeiten, zum See zu fahren, es geht sogar durch einen Golfplatz. Der erste Campingplatz auf der Karte in Wörthsee ist nicht zu finden, also fahre ich weiter Richtung Südufer.

Hier liegen sogar zwei Plätze nebeneinander, ich wähle den zweiten, zu einem Gasthaus gehörenden Platz. Ich darf mein Zelt irgendwo auf der Zeltwiese aufbauen, nehme den letzten Fleck mit Sonne. Der See lädt einfach zum Baden ein, und während Plane und Zeltunterseite trocknen, gehe ich Schwimmen. Dann wird das Zelt aufgebaut, ich gehe duschen, unterdessen kann das Oberteil des Zelts trocknen.

Zum Abendessen gibt's ein Riesenschnitzel, ich muss mich anstrengen, es zu schaffen und erhalte dafür einen anerkennenden Blick von der Kellnerin. Ein junger Bursche hat wohl gerade als Bedienung angefangen, er kriegt Griffe gezeigt, wie die Teller abzuräumen sind. Ich bleibe sitzen, bis es dämmert.

- Fortsetzung folgt -

Edited by DieterFfm (12/11/11 11:31 AM)
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#778818 - 12/12/11 05:48 PM Re: Dolomiten und zurück, 4. Teil [Re: DieterFfm]
kettenraucher
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Junge, Du schrubbst ja Kilometer, Tag für Tag, wobei ich auch weiß, dass es in Gegenden mit guter Infrastruktur besser vorangeht als auf dem Himalayatrail. Aber trotzdem bist Du ganz schön unterwegs, meine Herrn. Du erzählst sehr detailliert und informativ, brauche noch ein bissle freie Zeit zum Lesen und überlege mir ernsthaft, ob ich nicht auch mal auf diese Weise zu den Dolomiten touren sollte.

Machst Du solche Touren schon länger oder bist Du wie ich auch eher Neuling?
Allen gute Fahrt und schöne Reise.

Edited by kettenraucher (12/12/11 05:49 PM)
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#778861 - 12/12/11 06:55 PM Re: Dolomiten und zurück, 4. Teil [Re: kettenraucher]
DieterFfm
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In Antwort auf: kettenraucher
Junge, Du schrubbst ja Kilometer, Tag für Tag, wobei ich auch weiß, dass es in Gegenden mit guter Infrastruktur besser vorangeht als auf dem Himalayatrail. Aber trotzdem bist Du ganz schön unterwegs, meine Herrn. Du erzählst sehr detailliert und informativ, brauche noch ein bissle freie Zeit zum Lesen und überlege mir ernsthaft, ob ich nicht auch mal auf diese Weise zu den Dolomiten touren sollte.

Machst Du solche Touren schon länger oder bist Du wie ich auch eher Neuling?

Hallo Stefan,

nee, Neuling bin ich nicht, nur beim Veröffentlichen meiner Touren.
Meinen ersten Radelurlaub hab ich 1995 gemacht, damals ist die Familie (Liebste und Schönste grins find ich gut, und die 3 Kids) für 4 Wochen zu einer Mutter-Kind-Kur während der Sommerferien nach Rügen. Das hab ich genutzt, um sie mit dem Rad zu besuchen. Und vor Sehnsucht ging es mir nur darum, die Strecke möglichts schnell zu überwinden. Für die ca. 850km hab ich damals gute 6 Tage benötigt. Diese Art zu Reisen hat sich dann irgendwie zu meiner normale Art gestaltet.
Danach durfte ich dann jedes Jahr 1-2 Wochen auf die Rolle, wohl auch, weil der Radreise-Virus mich sonst zu einem unerträglichen Monster gemacht hätte grins
Und weil ich mit Radel keinesfalls fliegen will und die DB auch nur im äußersten Notfall benutzt wird (habe da auch schon schlechte Erfahrungen gemacht), muss ich halt Kilometer fressen, um nicht nur die nähere Umgebung unsicher zu machen. Im Büro hängt eine Deutschland-Karte, in die ich meine Touren nachgezeichnet habe. Jeder, der zum ersten Mal die Karte sieht, fragt, was das für Linien sind. Und wenn man dann erfährt, dass ich da schon überall rumgeradelt bin, schüttelt man nur ungläubig den Kopf.
Von meinen Touren hab ich immer einen Bericht gemacht, ab 2005 auch mit Digi-Knipse (vorher Papierfotos, später eingescant), aber hier einen Bericht einzustellen, hab ich mir noch nie überlegt, wohl auch, weil ich die Bilder nicht ins Netz stellen will. Aber Dein Beispiel hat mich dann ermutigt. Hoffentlich wars nicht zu ausführlich.
Meine Freunde und Kollegen kriegen dann schon den Bericht mit Fotos, allerdings ausgedruckt.

Viele Grüße
Dieter
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#778866 - 12/12/11 07:02 PM Re: Dolomiten und zurück, 5. und letzter Teil [Re: DieterFfm]
DieterFfm
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So, jetzt gibt's den letzten Teil.
Hoffentlich hab' ich jetzt wenigstens noch einen Interessierten und nicht alle sind eingeschlafen. grins

15.Etappe: Königsbronn - Über die Donau zur Schwäbischen Alb

Donnerstag 7.7.
Km: 158
Hm: 636
Zeit: 8:26 Std.
Km/h: 18,7
Nacht: 5,00€

Wieder komme ich um 6:15 Uhr los, es ist bereits 15° warm. Natürlich haben in dieser Urlauberregion die Bäckereien erst um 7 Uhr auf, also muss ich erst mal Geduld und Hunger schieben. Auf der Straße geht's nach Norden bis Grafrath, hier wird die Durchgangsstraße gerade grundsaniert. Eine Bäckerei im Baustellenbereich hat trotzdem geöffnet und ich kriege mein Haferl Kaffee, ein belegtes Brötchen und einen Butterkringel.

Heute kümmere ich mich erst mal nicht um Radwanderwege, ich muss zusehen, dass ich Richtung Donau komme. Westlich von Augsburg weiß ich von einer alten Bahnstrecke, die ist zunächst mein Ziel. Auf kleinen Sträßchen geht's über Moorenweis nach Mering im Lechtal, mir kommen öfter Autos entgegen, als ich überholt werde, eigentlich ist hier nichts los. Das Wetter ist weiterhin etwas verhangen, die Straßen und Wege sind noch ziemlich feucht, hier hat es wohl in der Nacht geregnet.

Plötzlich ist auch die Via Julia wieder da. Auch sie führt zunächst von Mering zum Mandichosee, das ist die Lechstaustufe 23, der See wurde nach dem bayrischen Fürsten Mandicho benannt, und dann durch den Stadtwald von Königsbrunn nach Norden. Bereits 1999 war ich hier Richtung Süden unterwegs. Der Weg war mir von damals in Erinnerung geblieben wegen der vielen kleinen Kanäle, in denen das Wasser mit immenser Geschwindigkeit nach Norden floss. Auch diesmal komme ich mit dem Rad dem Wasser kaum hinterher.

Vorbei am Klinikum Augsburg Süd fahre ich nach Haunstetten und finde wieder eine Bäckerei. Ja, ich weiß, ich bin ja nur am Essen, aber wer viel fährt, muss auch viel essen, sonst fällt er irgendwann vom Rad. Weiter geht's nach Inningen, hier treffe ich auf den Radweg "7 Schwaben". Wann war ich denn schon mal hier, die Strecke kenne ich doch schon? Das kann nur 2001 gewesen sein, von damals weiß ich noch, dass es die alte Bahnstrecke gibt.

Über Göggingen geht's nach Stadtbergen und hier finde ich abermals ein Erdbeerhäuschen, wo ich wieder ein Pfund Erdbeeren sofort vertilge. Die junge Verkäuferin ist, wie eigentlich jeder, dem ich von meiner Tour erzähle, ungläubig erstaunt.

Dann treffe ich auf die alte Bahnstrecke der Weldenbahn Richtung Westen, es geht wunderschön auf glattem Teerbelag durch den Wald, kaum jemand ist sonst noch unterwegs. Nur der Ersatz für die Drängelgitter ist etwas irreführend, der Weg wird in S-Form an die Kreuzungen heran- und wieder weggeführt. Beim ersten Mal weiß ich nicht, wie’s weitergeht und fahre in eine parallele Wohnstraße, nur gibt's von dort keine Möglichkeit, wieder auf den Radweg zu gelangen. Als die Straße zu Ende ist, drehe ich nicht um und fahre nicht zurück, das wäre ja peinlich gegenüber den glotzenden Anwohnern. Nein, ich sehe einen Trampelpfad und wuchte das Rad dort hinauf zur Trasse, so geht's auch.

Über Adelsried führt der Genussradelweg in ca. 20km nach Welden, einfach herrlich. Im Ort geht’s an einem Penny vorbei und was rieche ich da? Brathähnchen! Und außerdem ist es die richtige Zeit fürs Mittagessen, also wird schnell abgebogen und ein Hinkel mit Pommes vertilgt. Das Hähnchen ist leider nicht so gut wie donnerstags am Bockenheimer Markt und auch noch 1€ teurer, egal.

Jetzt geht's auf einem nagelneuen Radweg parallel zur Landstraße erst leicht hoch, dann herunter nach Zusamzell, der Teer ist fast noch warm. In Holzheim bin ich dann im Donautal. Die Wolken haben sich inzwischen verzogen und die Sonne lässt es schnell heiß werden. Als Nächstes will ich an die Brenz, um den niedrigsten Übergang über die Schwäbische Alb zu nehmen. Der Brenztal-Radweg beginnt in Gundelfingen an der Donau auf der anderen Seite des Flusses, nur gibt es leider weit und breit keinen Übergang. Ich muss einen weiten Bogen nach Gundremmingen fahren, vorbei an dem Atomkraftwerk, dann erst gibt es eine Brücke.

Die Zeit wird langsam knapp. Ich weiß, dass es in Ellwangen einen Campingplatz gibt, hier habe ich schon zweimal übernachtet. Aber bis Ellwangen ist es viel zu weit, ich brauche also eine Eisdiele, um mir in Ruhe ein Tagesziel zu suchen. Den Knick nach Gundelfingen schenke ich mir deshalb und fahre direkt nach Bächingen an der Brenz. Hier war ich auch schon mal und den Alb-Übergang zwischen Heidenheim und Aalen bin ich auch schon 3 Mal gefahren, in beiden Richtungen.

Erst in der Fußgängerzone in Giengen werde ich nach Rückfrage bei einer Passantin fündig auf meiner Eisdielen-Suche. Meine Karte zeigt mir in Königsbronn einen Campingplatz, allerdings ist auch dieser in archies.com nicht eingetragen. Das ist ein großer Unsicherheitsfaktor, denn wenn dort wirklich kein Campingplatz existiert, muss ich die weiteren 30km bis Ellwangen fahren, oder mir ein Zimmer nehmen. Das mit dem Zimmer wäre aber nur der absolute Notfall. Ich frage einen Mann am Nachbartisch - nach seiner Konversation mit Passanten zu urteilen ein einheimischer Lehrer - er glaubt, in Königsbronn einen Campingplatz gesehen zu haben. Er erzählt, dass er in den Ferien bis nach Innsbruck wandern will, auch ein schönes Erlebnis.

Nach dieser Aufmunterung gibt's noch einen kleinen Halt zum Vorräte auffüllen und eine kleine Umleitung aus Giengen heraus. Die Brenzschleife bei Herbrechtingen kürze ich ab, weil ich von früher weiß, wo's entlang geht und mir der Navi hilft. Auch durch Heidenheim komme ich überraschend schnell, letztes Mal war wegen der Umbauarbeiten für die Landesgartenschau 2006 viel gesperrt. Und dann erinnere ich mich, hier schon einmal nach einem Campingplatz gesucht zu haben, ohne Erfolg, oh weia. Aber auf meiner Topo-Karte auf dem Navi ist der Campingplatz in Königsbronn eingezeichnet und sogar anpeilbar, also keimt wieder Hoffnung auf.

Kurz vor Königsbronn, an einem kleinen See mit Hotel davor, kommen mir zwei Rentnerpärchen zu Fuß entgegen und wieder frage ich nach dem Campingplatz. Eine der Frauen meint, wir sollten auf Annette warten, die kenne sich hier aus. Ihr Mann will mir aber dennoch erklären, wie ich zu dem Platz komme. Sie unterbricht ihn und meint, wir sollten trotzdem auf Annette warten. Der Mann ist völlig konsterniert und schmollend wie ein Kindergartenkind zieht er von dannen. Die Beiden haben wohl ein großes Problem!

Ich fahre weiter bis zu dem Punkt, an dem mir der Navi den Platz zeigt, und, hurra, hier stehen wirklich Wohnwagen herum. Ich rolle auf den Platz bis vor ein Gatter, hier sehe ich ein Schild, dass das ein privater Campingplatz eines Vereins sei und nur für Mitglieder nutzbar.

Mist! Muss ich jetzt wirklich die 30km bis Ellwangen fahren? Das schaffe ich nicht in annehmbarer Zeit. Ich bin schon fast am Verzweifeln, da sehe ich vor einem Wohnwagen einen Mann und frage ihn, ob ich hier wohl zelten könne. Er erklärt mir, dass es sich eigentlich um zwei Campingplätze handele, dem einen privaten hinter dem Zaun, und dem anderen, auf dem ich gerade stände. Zur Rezeption müsste ich am Haus um die Ecke gehen und dort klingeln.

Gesagt, getan. Eine Frau öffnet und meint, sie wäre gerade vom Einkaufen gekommen, ich hätte Glück, sie anzutreffen. Der Platz wird von ihr privat gemanagt. Ich zahle meinen Obolus von 5€ incl. 1,50€ fürs Duschen. Mir fällt ein schwerer Stein von Allem, das hätte heute noch hart werden können. Das Zelt ist schnell aufgebaut und während ich duschen gehe, zieht es sich zu. Beim Telefonieren mit zu Hause ist der erste Donner zu hören. Ich stelle das Rad ins Zelt und ziehe das K-Way an, dann beeile ich mich. Als ich zum Gasthaus Weißes Rössle komme, stürmt es bereits, die ersten dicken Tropfen fallen und die Gäste auf der Terrasse stürzen in den Gastraum. Mal sehen, wie das Zelt das Gewitter übersteht, von Drinnen kriege ich nicht mit, wie heftig es ist.

Nach einer Stunde scheint es vorbei zu sein, ich bleibe jedoch, bis es dunkel wird. Als ich zurück zum Campingplatz gehe, fängt es wieder an zu regnen, ich muss mich beeilen um nicht allzu nass zu werden. Das Zelt hat das Gewitter gut überstanden, die lockeren Schnüre zeigen aber an, dass es wohl heftig durchgeschüttelt wurde. Ich beeile mich beim Waschen und Zähne putzen, ich muss ja nicht unnötig nass werden.



16.Etappe: Hollenbacher See - Jagst-Radweg

Freitag 8.7.
Km: 120
Hm: 886
Zeit: 7:24 Std.
Km/h: 16,1
Nacht: 6,70€

Die ganze Nacht regnet es weiter, eine kurze Pause kann ich zum Pinkeln gehen nutzen. Ich baue auch im Regen ab, so schlimm war es an allen anderen Tagen nicht. Ich ziehe das K-Way an und vor dem Start schlüpfe ich zum ersten Mal in die Rainlegs, die ich mir vor 2 Jahren bei einem Lehrgang in Köln angeschafft hatte. Wenn ich mit K-Way im Regen fahre, läuft mir das ganze Wasser die Jacke herunter in den Schoß und die Radhose wird nass und kalt. Die Rainlegs sollen die Hose und die Oberschenkel trocken halten.

Ich fahre nach Königsbronn herein, vorbei an der Brenzquelle, die ich gestern zum x-ten Mal fotografiert hatte und am Weißen Rössl, dann wird ein Radweg durch den Ort ausgeschildert. Anschließend geht's an die Wasserscheide zwischen Rhein und Donau, das ist mit 507mNN der niedrigste Übergang über die Schwäbische Alb und wird deshalb von Radlern und natürlich auch von mir gerne genutzt. Überall liegen Äste und Zweige auf dem Weg. Kurz darauf hört es auf zu regnen. Ich lasse die Regenklamotten zunächst noch an, man weiß ja nie. Diesmal führt der Radweg um den nächsten Ort Oberkochen herum, ich kann mich noch erinnern, dass ich mich hier schon ziemlich verfranzt hatte. Außerhalb des Orts gibt's natürlich auch nichts zu essen. Dann geht's hinunter nach Aalen und ich fahre in die Fußgängerzone der Innenstadt. Hier finde ich diverse Backshops, und weil es noch vor 7 Uhr ist, hat noch keiner auf.

Dann sehe ich eine echte Bäckerei und die hat bereits geöffnet. Bevor ich dort hineingehe, ziehe ich allerdings die Rainlegs wieder aus, zu peinlich muss ja auch nicht aussehen. Zum Kaffee gibt's ein Brötchen und ein Stückchen. Ein Mann an meinem Stehtisch erzählt von Island und dass er dort auf der Ringstraße auch schon Reiseradler gesehen hätte, das wäre dort Stress pur. Na ja, das ist eh nix für mich, da müsste ich meinen Packesel ja in einen Flieger schaffen. In einer Bank kann ich meinen stark geschrumpften Geldvorrat wieder aufstocken.

Weiter geht's auf von früheren Reisen bereits bekannter Strecke neben der Landstraße und B29 aus Aalen heraus, leicht hinauf nach Alfingen, und vor Westhausen treffe ich auf den Kocher-Jagst-Radweg. Er führt hinunter an die Jagst und dann auf einer schönen geteerten Strecke den Fluss entlang. Auf dem Radweg liegen auch hier viele Äste und Zweige und am Stausee Rainau-Buch hat es einen Baum auf den Radweg geweht, ich komme zum Glück außen an ihm vorbei. Das muss hier gestern heftig gestürmt haben.

Ich frage einen Mann, der hier gerade spazieren geht, was denn hier los war. Er meint, eine Sturmwalze hätte alles herunter gehauen. Wir unterhalten uns fast eine Viertelstunde, auch über die Römer, hier führt nämlich der Limes vorbei. Er zeigt mir noch einen Glasbau, der etwas entfernt aus den Bäumen herausschaut, wo man das „Limestor bei Dalkingen", das größte Tor am gesamten Limes, vor den Witterungseinflüssen schützt. Man hat letztes Jahr das ganze Tor mit einem würfelartigen Glasbau umgeben, ein Highlight am Limes.

Weiter geht's nach Ellwangen, ich muss einen regelrechten Slalom um die Äste fahren. Auf der anderen Seite der Jagst liegt der Campingplatz, den ich gestern noch hätte erreichen müssen, wenn's in Königsbronn nicht geklappt hätte. Auf der Zeltwiese liegen große Äste und auf einem anderen Teil des Platzes ist ein Baum umgestürzt. Wenn ich gestern da gewesen wäre, au weia. Den ganzen Vormittag muss ich über diese Zweige fahren und den größeren Ästen ausweichen. Es geht zunächst durch Ellwangen, hier wird gebaut und der Radweg ist einfach nur gesperrt, die Umleitung kann ich mir dank Navi selber suchen (am Drau-Radweg war das ganz anders). Dann führt der Radweg durch das wunderschöne Jagsttal, immer leicht auf und ab, aber immer auf einem tollen Radweg. Durch Jagstzell geht's nach Jagstheim, dann wird das Tal etwas breiter, und ich erreiche Crailsheim.

Das Hinterrad schleift schon die ganze Zeit, also mache ich an einer Bank eine Pause, lade mein Gepäck ab und drehe das Fahrrad auf den Kopf, um die Speichen zu überprüfen. Die sind aber alle fest, keine Ahnung, weshalb das Rad einen Seitenschlag hat. Ich biege die Befestigung für das Schutzblech etwas zurecht, jetzt hört man nichts mehr.

In Crailsheim mache ich dann auch gleich Mittag. In der Fußgängerzone ist Markt, aber leider gibt's hier nichts Warmes, keine Würstchenbude oder Ähnliches. Erst auf Nachfragen finde ich einen Metzger, der in einer Seitengasse einen richtig großen Laden hat, sogar mit vielen Sitzgelegenheiten. Hier kann ich mir auch die schmutzigen Finger waschen, dann esse ich ein Frikadellen- und ein Leberkäsebrötchen. Beim Weiterfahren komme ich wieder am Markt vorbei und ich kaufe noch zwei Äpfel. Ein Rentner will meinen Sattel mal anfassen, der ist ihm aber viel zu hart, dann sucht er auch noch den Motor an meinem Rad. Witzbold!

Später gibt's noch einen kleinen Break bei Penny um Wasser einzukaufen. Das Jagsttal wird jetzt wieder eng, der Fluss mäandriert in vielen Schleifen und Kurven und der Radweg folgt dem Lauf nicht stoisch, sondern kürzt über einige Steigungen und Abstiege die meisten Schlingen ab. Von Lobenhausen nach Kirchberg geht's mal wieder ins Tal hinab, hier ist der urigste und schönste Teil des Radwegs. Zum Beispiel wird einmal eine uralte Holzbrücke durchquert, dann sieht man die schöne Silhouette von Kirchberg. Leider geht's dann wieder mit 11% rauf in den Ort, aber alpengestählt ist das kein Problem für mich.

Es tauchen jetzt auch mal andere Radreisende auf, man grüßt sich kurz, für ein kleines Gespräch gibt es keine Gelegenheit. Bis Leofels geht's oberhalb des Tals noch mehrfach kurz rauf und runter, hier allerdings wird der Radweg wieder ins Tal geführt, ich rausche die gut 100Hm hinunter an die Jagst. Jetzt bleibt der Kocher-Jagst-Radweg im Tal, allerdings nicht ohne den geneigten Radler durch einige kurze aber knackige Rampen von seinem Genuss abzulenken.

Wieder einmal wäre ich froh, jetzt ein Café oder eine Eisdiele zu finden, aber das ist hier alles zu ländlich. Ich habe die Hoffnung, in Langenburg etwas zu finden, jedoch liegt der Ort oberhalb des Flusses und die 100Hm sind mir ein Eis dann doch nicht wert. Hier unten ist einfach nur tote Hose. Ich suche einen Campingplatz als Tagesziel auf der Karte, bei Krautheim ist einer, der mal wieder bei archies.com nicht aufgeführt wird. Nach der Erfahrung von gestern habe ich so meine Zweifel, ob ich dieses Risiko nochmals eingehen soll. In Mulfingen sehe ich ein Schild zum Campingplatz am Hollenbacher See, nur 5km sollen es bis dorthin sein. Ich füttere meinen Navi damit und lasse mich führen.

Allerdings muss ich aus dem Tal der Jagst heraus. Das Schild an der Straße droht mit 14% Steigung, das ist bestimmt wieder eine Übertreibung, das müsste ich schaffen können. Leider sausen hier auch LKWs in beiden Richtungen von einem Werk von ebm-papst im Tal zum nächsten Werk auf der Anhöhe, das ist absolut nicht lustig. Ich kämpfe mich hinauf, schlimmer als in den Alpen. Die letzten 300m ist allerdings Ende Gelände, die Luft ist raus, ich muss schieben. Ich bin froh, als ich endlich oben bin, total fertig und durchgeschwitzt. Der Navi schickt mich jetzt auf einem Waldweg von hinten zum Campingplatz, deshalb finde ich die Anmeldung nicht, die ist nämlich in einem Kiosk vor dem Platz versteckt.

Beim Aufbauen habe ich mit dem nassen Zelt so meine Schwierigkeiten, aber dann klappt es und alles kann trocknen. Nach dem obligatorischen Telefonat mit der Heimat gehe ich duschen. Dann rufe ich meinen Kollegen Thomas an, der hat mich für morgen eingeladen, bei ihm im Odenwald vor der letzten Etappe zu nächtigen, er freut sich schon auf morgen.

Zum Essen gehe ich an den Kiosk, es gibt Schnitzel mit Pommes, die Fritteuse wird extra für mich angeworfen und zum Lesen bleibt auch noch genügend Zeit. Außerdem gibt's zu meinen 4 Flaschen alkfreiem Bier noch zwei Magnum Mandel, die habe ich mir ehrlich verdient, ich hatte ja am Nachmittag kein Eis.


17.Etappe: Preunschen - Jagst- und Wanderbahn-Radweg

Samstag 9.7.
Km: 143
Hm: 870
Zeit: 8:08 Std.
Km/h: 17,5
Nacht: 0,00€

Heute geht's wieder vor 6 Uhr los, erst durch Hollenbach (da gibt's ein Lager von JaKo und es sind auch schon Leute zugange) und dann auf der Straße wieder 150Hm herunter ins Jagsttal nach Ailringen. Hier finde ich schnell den Radweg und weiter geht's Fluss abwärts. Ich hatte für Thomas' Adresse einen Wegepunkt angelegt und aktiviere diesen jetzt. Es sind nur noch 55km Luftlinie bis zu ihm, das müsste ich mit einer Pobacke schaffen, aber ich fahre ja nicht Luftlinie.

Frühstück gibt's dann erst in Krautheim, zum Glück frage ich einen Passanten mit einer Brötchentüte in der Hand, alleine wäre ich 50m an der Bäckerei vorbei gefahren. Es gibt einen kleinen Stehtisch mit einem Barhocker davor, und während ich meinen Kaffee schlürfe und die zwei Stückchen vertilge, beobachte ich, dass von allen Brötchenholern, und das sind nicht wenige, ganze drei nicht mit einem Auto vorfahren. Ich habe zwar keine Ahnung, wie weit der Einzugsbereich der Bäckerei ist, aber ich finde es schon erwähnenswert.

Alle Campingplätze auf meiner Karte an der Jagst sind nicht in archies.com eingetragen, und als ich an der Stelle vorbeifahre, wo mein eigentliches Tagesziel von gestern gewesen wäre, ist davon auch nichts zu erkennen. Vielleicht wäre eine gezielte Suche noch fündig geworden, z.B. auf einem Sportplatz oder bei einem Wassersportverein, aber das war mir ja gestern zu unsicher. Auch die anderen Plätze sind in natura nicht erkennbar.

Und weiter geht's den wunderschönen Jagst-Radweg entlang, herrlich geteert, aber immer wieder kurze knackige Anstiege, damit es dem geneigten Radler nicht zu langweilig wird. Hinter Schöntal fahre ich an einem Kloster vorbei, was mich dazu veranlasst, auch mal einen kurzen Abzweig in den Klosterhof zu wagen und einen Blick in die herrliche Klosterkirche zu werfen. Der prunkvolle Altar ist mir sogar ein Foto wert.

Die Jagst macht sehr viele Schleifen und der Radweg bleibt im Tal, muss also allen Schleifen folgen. Dadurch ist es schwierig, Strecke zu machen, der Abstand zum Tagesziel verringert sich nur ganz langsam. In Möckmühl ist mit 32km der zunächst kürzeste Abstand erreicht, jetzt wird's wieder mehr. In Möckmühl finde ich dann auch gegen 9 Uhr ein Café für das zweite Frühstück. Das Café ist entweder auch ein Hotel oder es dient einem Hotel als Frühstücksraum, jedenfalls sind hier noch zwei Pärchen am Frühstücken und sie haben Radelklamotten an. Sie sitzen direkt am Fenster, müssen mich also gesehen haben, wie ich für mein voll bepacktes Rad eine Anlehnmöglichkeit suche. Auf mein „Guten Morgen" reagiert niemand und auch sonst schweigen sie sich an. Ob da Stress ist?

Die Strecke zieht sich jetzt wie Kaugummi. Es wird auch wieder voller, ist halt die Zeit, wo die Hotels ihre Gäste loswerden. Und weil‘s Wochenende ist, sind auch einige Einheimische unterwegs, der Radweg scheint jedenfalls sehr beliebt zu sein.

Gegen 11 Uhr erreiche ich dann endlich die Mündung der Jagst in den Neckar. Ich finde auch gleich einen Radweg Neckar abwärts bis Offenau. Ich weiß, dass der Neckar-Radweg auf der anderen Seite entlangführt, fahre aber an der Brücke nach Bad Wimpfen nicht hinüber, weil ich ja sowieso wieder auf die rechte Seite muss, um in den Odenwald zu kommen. Am Ortseingang von Offenau gibt's ein Einkaufszentrum und davor steht eine Imbissbude, was mich dazu veranlasst, hier Pause zu machen. Ich esse eine Rindswurst mit Pommes und kann mich mit dem Chef, der momentan sichtlich nichts zu tun hat, und einem anderen Pommesesser unterhalten. Er meint, auf dieser Neckarseite gäbe es keinen Radweg bis Mosbach, nur die stark befahrene Bundesstraße. Ich fahre also wieder etwas zurück und nehme doch die Brücke nach Bad Wimpfen.

Hier treffe ich gleich auf den Neckar-Radweg. Hinter Bad Wimpfen verkrümelt der sich jedoch bald auf die Straße, wo kleine Steigungen den Reiseradler zusätzlich quälen. Allerdings erfreuen zwischen der Jagstmündung und Mosbach gleich drei Burgen den geneigten Beobachter.

Jetzt muss ich zusehen, dass ich wieder auf die andere Neckarseite gelange. Zuerst bietet sich eine Schleuse bei Neckarzimmern an, aber der steile Treppenaufgang ist mit meinem Gepäck unmöglich zu schaffen, also weiter. Die nächste Möglichkeit ist eine Brücke der B292 bei Neckarelz, die ist jedoch für Radler gesperrt. Erst als ich bereits an Mosbach vorbei bin, kann ich die dritte Gelegenheit nutzen und nach Diedesheim übersetzen. Es geht wieder ein Stück zurück, dann finde ich an der Elz einen schönen Radweg nach Mosbach.

Im Stadtpark von Mosbach will ich ein Hochzeitspärchen knipsen, das sich gerade für einen Profifotografen aufgestellt hat. Ein Mitglied der Gesellschaft spricht mich allerdings an und will mich ausfragen. Bis ich dann dazu komme, die Kamera zu zücken, hat sich die Gesellschaft schon wieder verkrümelt. Pech.

In Waldstadt beginnt der Wanderbahn-Radweg, eine wunderschöne alte Bahnstrecke, die mich bis Mudau, also kurz vor mein Etappenziel, bringen wird. Als ich gerade ein Foto vom Infoschild am Einstieg des Radwegs mache, hält ein Auto direkt neben mir und eine Familie steigt aus. Ich werde gefragt, ob ich wüsste, wo denn der Grillplatz wäre. Ich bin erkennbar fremd hier, wieso sollte ich sonst mit so viel Gepäck hier stehen, aber ich kann trotzdem helfen. Mein Navi kennt den Platz nämlich und ich kann zumindest einen Tipp geben, wie sie dorthin kommen können.

Der Radweg ist leider nur geschottert und mit 1-3% Steigung geht's aufwärts durch den Wald. Und weil es inzwischen doch wieder ziemlich heiß geworden ist, ist der Schotterweg ziemlich anstrengend. Ich gewinne auch nur sehr langsam an Höhe. Die Strecke zeigt alle Vor- und Nachteile von Bahnradwegen. Sie hat nur eine geringe Steigung, dafür geht's gefühlt endlos und damit auch kraftraubend rauf. Wenn dann die Höhe erreicht ist, versucht sie mit aller Gewalt, auf dem Niveau zu bleiben, wobei sie dann viele Schleifen und Schlenker macht. Wenn der Untergrund dann, wie beim Wanderbahn-Radweg, auch noch tief geschottert ist, geht's an die Substanz, selbst an die alpenerfahrene Substanz.

Bis Fahrenbach bin ich merklich KO. Auf der Suche nach einer Pausenmöglichkeit nehme ich sogar eine Tankstelle in Kauf, um Wasser zu beschaffen und wieder etwas zu Kräften zu kommen. An der Kasse steht ein nettes junges Mädel, und das bringt mich auf den Gedanken, noch etwas zu verweilen und einen Kaffee zu trinken und ein Magnum Mandel zu essen.

Als ich dann wieder zu meinem Radel gehe, hat es sich etwas zugezogen, der erste Schauer zieht südlich an mir vorbei. Der Radweg ist jetzt sogar geteert und ich komme wieder gut voran. Der nächste Schauer kündigt sich durch einige Windböen an, aber bis Mudau kann ich ihnen im Wald entgehen. In Mudau fahre ich an einem Café vorbei, und weil ich nicht weiß, wie ich am besten nach Preunschen komme und ich mich bei Thomas ankündigen will, mache ich hier eine Pause und rufe ihn an. Nach Thomas' Tipp fahre ich über zwei kleine Ortschaften und nicht über die von meinem Navi vorgesehene Strecke, hinter mir wird es wieder dunkler.

Nur 2km vor dem Ziel, ich sause in Möschenhardt gerade einen kleinen Hügel hinab, höre ich es zischen und als ich stehen bleibe, ist die Luft im Hinterrad bereits heraus. Plattfuß! Mit meinem voll bepackten Rad errege ich natürlich die Aufmerksamkeit von Anwohnern, und als sie merken, dass ich Probleme habe, darf ich mein Rad in eine Hofeinfahrt schieben und dort mein Rad flicken. Beim Arbeiten kann ich auch noch meine Geschichte erzählen und natürlich ist Thomas hier nicht unbekannt. Man hilft mir mit einer großen Luftpumpe und ich darf meine versauten Hände waschen.

Gegen 17Uhr fahre ich dann endlich bei Thomas auf den Hof, er hatte mich schon vermisst, so lange bräuchte man ja normalerweise nicht von Mudau bis hierher. Ich kann abladen und mein Rad in seiner Garage abstellen. Dann wird erzählt, das Wichtigste zuerst und anschließend geduscht. Leider fängt es jetzt an zu regnen und der geplante Grillabend mit Familie findet nicht wie vorbereitet statt. Die Jugend übernimmt das Grillen in der Garageneinfahrt und wir Alten sitzen im Haus und ich kann ausführlich von meinen Erlebnissen berichten. Dann führt mich Thomas noch über das Anwesen und erklärt mir einige Einzelheiten. Den Abend verbringen wir schließlich noch bei weiteren Berichten, im Fernseher läuft das WM-Spiel der Deutschen Fußball-Damen gegen Japan. Ausgeschieden.



18.Etappe: Heimat - Odenwald und Main-Radweg

Sonntag 10.7.
Km: 105
Hm: 131
Zeit: 5:31 Std.
Km/h: 19,0
Nacht: 0,00€

Heute schlafe ich länger, endlich muss ich nicht auf meiner Liegematte nächtigen. Um 6:30 Uhr bin ich wach, draußen ist es schon hell. Ich gehe mich waschen, dann wird gepackt und der Tagesbericht von gestern geschrieben. Thomas klopft an meine Türe, um mich zu wecken, dann geht er mit dem Hund gassi. In der Küche gibt's Frühstück, seine Frau muss heute am Sonntag arbeiten und ist auch schon fast unterwegs. Gegen 8:30 Uhr ist alles soweit fertig, es wird noch mal die Luft in den Reifen kontrolliert, vor allem am Hinterrad. Die Kids sind noch nicht auf, also gibt's nur einen kurzen Abschied und ein großes Dankeschön für die nette Bewirtung.

Dann rausche ich die Straße hinunter, im Nu habe ich über 100Hm verloren bis zu einem schönen Radweg, den mir Thomas empfohlen hatte. Wäre ich gestern meinem Navi gefolgt, hätte ich da herauf gemusst, das wäre bestimmt mein Tod gewesen, evtl. auch noch mit Plattfuß. Der Radweg führt von Mudau nach Buch, ist wunderschön geführt und auch er verliert bis Buch nochmals mindestens 50Hm. Jetzt geht's auf der Straße weiter bis Amorbach, wo ich bereits 1999 Richtung Walldürn unterwegs war.

Gegen 9:30 Uhr erreiche ich hinter Miltenberg den Main-Radweg. Hier ist sofort viel los. Ich bleibe auf der linke Mainseite und ein leichter Rückenwind schiebt mich nach Norden. Ich lasse es gemütlich angehen und genieße noch mal die Sonne. Weil es gestern Abend regnete, hatte ich das Zelt nicht zum Trocknen aufbauen können. Meine Liebste und Schönste hatte auch gestern am Telefon erwähnt, dass es nachmittags wieder Schauer geben solle und ich es vermutlich wieder nicht trocken bekäme. Also suche ich einen Platz, wo ich jetzt, wo Sonne und Wind optimal sind, das Zelt zum Trocknen aufbauen könnte. Vor Obernburg finde ich ihn, nur wenige Meter neben dem Radweg auf einer Wiese. Beobachtet von einigen vorbeifahrenden Radlern baue ich mein Zelt auf, auch die Plane lege ich aus. Es dauert auch nur eine Viertelstunde, dann ist das Zelt trocken. Für die Plane reicht die Zeit allerdings nicht, aber das ist nicht so wichtig, die kann auch zu Hause noch fertig trocknen. Bald ist alles wieder eingepackt und bereits um 11:30 Uhr geht's weiter.

In Niedernberg kenne ich eine Schnitzelfarm, die mir schon mal auf einer Tagestour den Hungerast erspart hatte, und hier mache ich meine Mittagspause. Ich esse ein Knobi-Schnitzel mit Pommes und Salat, normalerweise zu viel beim Radeln, aber als Abschluss, und weil ich heute auch keine Anstrengung mehr vor mir habe, ist es OK. Vor Aschaffenburg fährt ein junger Radler zu mir auf und fragt mich aus. Er will im August eine Woche mit Mountainbike nach Thüringen und hat noch nie eine Radreise gemacht. Ich kann Tipps geben.

In Aschaffenburg geht's dann auf die rechte Mainseite. Dort mache ich ein Foto vom Pompejanum und ein Rentnerpärchen aus Niederdorfelden, das sich neben mir auf einer Bank ausruht, spricht mich an. Sie haben sich jetzt E-Bikes gekauft und können endlich wieder weitere Radeltouren unternehmen. Sie geben mir den Tipp, vor Seligenstadt bei einem Segelclub Kaffee und Kuchen zu probieren, preisgünstig und gut.

Ich bleibe also auf der rechten Mainseite und finde auch den Segelclub. Es gibt einen Pott Kaffee und einen Kirschkuchen für 2€. Ich rufe zu Hause an und wir verabreden uns um 16 Uhr in unserer Stamm-Eisdiele in Bischofsheim. Dafür muss ich mich jetzt allerdings etwas sputen, auch zeigen sich dunkle Wolken am Himmel von den angekündigten Schauern. Ich fahre um das Kraftwerk Staudinger herum, dann durch den Hafen von Hanau, über die Kinzigmündung, dann durch Dörnigheim zur Eisdiele nach Bischofsheim.

Die Liebste und Schönste hat einen Platz auf der Terrasse ergattert und wartet bereits auf mich. Ich gebe beim Chef mit meiner Tour an. Weil ich aus Italien komme, soll er mir einen besonders guten Cappuccino machen, das wäre ich jetzt so gewöhnt, ich könne ja jetzt vergleichen. Ich glaube, so ganz hat er in der Hektik nicht verstanden, worum es eigentlich geht. Kurz vor unserem Aufbruch fängt es dann an zu regnen und durchnässt kommen wir zu Hause an.

Damit endet meine bisher genialste Radreise, jetzt geht die ganze Aufräumerei los. Und eines weiß ich ganz bestimmt: Das war nicht die letzte Tour in den Dolomiten!


Edited by DieterFfm (12/12/11 07:03 PM)
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#778907 - 12/12/11 08:24 PM Re: Dolomiten und zurück, 5. und letzter Teil [Re: DieterFfm]
Ente
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Moin,
mein lieber Schwan. Hammer.
Das ist so lebendig geschrieben, da braucht man keine Bilder lach. Und wenn doch reicht ein Google und man hat das Sorapiss-Massiv schmunzel

Gruß
Andreas
"Schlechtes Benehmen halten die Leute doch nur deswegen für eine Art Vorrecht, weil keiner Ihnen aufs Maul haut." - Klaus Kinski

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#779100 - 12/13/11 04:56 PM Re: Dolomiten und zurück [Re: DieterFfm]
ulamm
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zu Freudenstadt:

Im Zweifel gilt natürlich nicht der Track, sondern die die ausdruckbare radweit-Karte, hier diese. Den Track hatte ich mir vor dessen großer Überarbeitung angeschaut. Und nachdem der Track neu gezeichnet worden war, bin ich die Route mal wieder abgefahren. Selber Tracks zu zeichnen oder zu korrigieren, hatte ich damals noch nicht begonnen. Leider meinen manche Leute, von den radweit-Empfehlungen abweichen zu müssen, wenn irgendwo ein Fahrradwegweiser etwas anderes empfiehlt.

zum Zeitbedarf:

Alle Berge in einem Tag zu überqueren gelingt nach meiner Erfahrung in der Zeit langer Tage (Mai bis August), wenn man im Murgtal in Weisenbach übernachtet. Das ist der letzte tief gelegene Ort. Von dort ist es ein halber Tag bis an den oberen Neckar und ein weiterer halber vom oberen Neckar bis Konstanz, in Gegenrichtung ebenso.

Gruß, Ulrich
radweit Direktverbindungen per Fahrrad (überwiegend D /auch Ko-Autoren)
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#779247 - 12/14/11 06:41 AM Re: Dolomiten und zurück [Re: ulamm]
DieterFfm
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Hallo Ulrich,

hast Du meine Tourbeschreibung bezogen auf's Murgtal und den Weg rauf nach Freudenstadt als Kritik betrachtet? Das war absolut nicht meine Intention. Jeder ist doch selbst dafür verantwortlich, wo er entlang fährt und mit etwas mehr Aufmerksamkeit wäre mir der kleine Abstecher bestimmt vorher aufgefallen. Außerdem konnte ich da schon in etwa ausloten, wo meine Grenzen sind. zwinker
Ich war mir beim Schreiben gar nicht mehr bewusst, dass ich den Track von radweit.de benutzt hatte. Und ich bin Dir äußerst dankbar für Deine Webseite, denn die macht das Leben (na gut, das Fern-Radeln) gerade für Leute wie mich, die zügig von A nach B kommen wollen, seeehr viel einfacher.

Viele Grüße
Dieter
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#779359 - 12/14/11 03:39 PM Re: Dolomiten und zurück [Re: DieterFfm]
halbrenner
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Hallo Dieter,

Chapeau!

Eine tolle Radreise und ein sehr informativer und unterhaltsamer Bericht, den ich mir gestern bei einem alkoholfreien Weizenbier genüsslich zu Gemüte geführt habe. bier2

Wie schaffst Du es, davon vier Halbe zu trinken? Oder merkt man dann erst so langsam den minimalen Alkoholanteil? teuflisch

[Ich habe mich im Übrigen auch bei Radtouren und Radreisen so sehr an das Zeug gewöhnt, dass es mir im Ausland regelrecht fehlt.]

Viele Grüße

Lars
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#779427 - 12/14/11 07:02 PM Re: Dolomiten und zurück [Re: halbrenner]
DieterFfm
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In Antwort auf: halbrenner

Eine tolle Radreise und ein sehr informativer und unterhaltsamer Bericht, den ich mir gestern bei einem alkoholfreien Weizenbier genüsslich zu Gemüte geführt habe. bier2

Wie schaffst Du es, davon vier Halbe zu trinken? Oder merkt man dann erst so langsam den minimalen Alkoholanteil? teuflisch

Hallo Lars,
wenn's tagsüber über 30° sind, muss man eigentlich mehr trinken, als rein geht. Da bleibt nur, beim Abendessen die Flüssigkeit nachzufüllen.
Das Erste zischt meist fast auf ex (rülps bier), das zweite beim Essen und der Rest beim Lesen bzw. Bericht schreiben und auf der Karte die nächste Etappe vorplanen.

Viele Grüße
Dieter
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#780139 - 12/16/11 05:51 PM Re: Dolomiten und zurück [Re: halbrenner]
kettenraucher
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Zitat:
Wie schaffst Du es, davon vier Halbe zu trinken? Oder merkt man dann erst so langsam den minimalen Alkoholanteil?


Bier ist doch kein Alkohol, sondern ein wichtiges Grundnahrungsmittel oder täusche ich mich in dieser Einschätzung? Ich bin jedenfalls bekennender Bieroholiker, aber natürlich nicht während, sondern ausschließlich nach der Fahrt. schmunzel
Allen gute Fahrt und schöne Reise.
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#780164 - 12/16/11 06:23 PM Re: Dolomiten und zurück, 5. und letzter Teil [Re: DieterFfm]
kettenraucher
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Hi nach Frankfurt,

ich finde, im Verlauf der Erzählung kommst Du zunehmend in Fahrt. Das liegt wohl an der Übung des Schreibens, man fängt halt mit dem ersten Tag an und dann entwickelt sich eine gewisse positive Routine und man wird besser, das geht uns allen so.

Für mich ist Dein Beitrag sehr lohnend und ungeheuer informativ. Beim Lesen ist man wirklich dabei und macht sich eine konkrete Vorstellung von der Fahrt und den Randbedingungen. Großes Kompliment und echt klasse, auch wenn ich zu manchen Dingen eine andere Auffassung vertreten würde – aber das gehört nun mal unbedingt dazu.

Mal unabhängig von Deiner Bilderphobie: Ein Foto von Deiner bereisten Deutschlandkarte würde zumindest mir sehr viel Freude machen und viele Anregungen bieten.

Während dem Winter werde ich jedenfalls Deinen Bericht noch mehrmals „zur Hand nehmen“ und daraus viele Anregungen für die nächste Saison beziehen.

Bis bald und beste Grüße
Allen gute Fahrt und schöne Reise.
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#780184 - 12/16/11 06:45 PM Re: Dolomiten und zurück, 5. und letzter Teil [Re: kettenraucher]
iassu
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In Antwort auf: kettenraucher
Während dem Winter
also hier sehe ich schon noch Verbesserungspotential weinend schmunzel
...in diesem Sinne. Andreas

Edited by iassu (12/16/11 06:46 PM)
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Off-topic #780247 - 12/16/11 09:06 PM Re: Dolomiten und zurück [Re: kettenraucher]
halbrenner
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In Antwort auf: kettenraucher
Zitat:
Wie schaffst Du es, davon vier Halbe zu trinken? Oder merkt man dann erst so langsam den minimalen Alkoholanteil?


Bier ist doch kein Alkohol, sondern ein wichtiges Grundnahrungsmittel oder täusche ich mich in dieser Einschätzung? Ich bin jedenfalls bekennender Bieroholiker, aber natürlich nicht während, sondern ausschließlich nach der Fahrt. schmunzel


Moin Stefan,

bei Euch vielleicht. zwinker

Bier ist natürlich in vielen Gegenden eine regionale Spezialität, die zum Reiseerlebnis zwingend dazu gehört. lach

Wenn man "Kilometer fressen" möchte, dann ist es jedoch eher Gift ... und hilft nicht gerade bei der "Regeneration".

Gruß Lars
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Off-topic #780267 - 12/16/11 09:57 PM Re: Dolomiten und zurück [Re: halbrenner]
veloträumer
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In Antwort auf: halbrenner
Wenn man "Kilometer fressen" möchte, dann ist es [Bier/Alkohol] jedoch eher Gift ... und hilft nicht gerade bei der "Regeneration".

Ganz so einfach ist es nicht. Die vielfältigen Nachteile von Alkohol sind bekannt, die positiven Wirkungen werden meistens nur geflüstert, weil man Angst hat, dass dadurch Leute zum Alkohol verführt werden könnten. Die berüchtigte political correctness. Wie immer ist es eine Frage der Dosis. Alkohol hat eine Muskel-entspannende Wirkung. Das hat zwar auch negative Wirkungen, aber eben auch eine positive Wirkung auf die Regeneration der Muskeln. Quasi wie der Wärmeeffekt auf die Muskeln. Ein bisschen Alkohol am Abend ist also nicht das Schlechteste - gerade wenn man die Alternativen der Profis (Sauna, sanfte Massage, Hardcore-Doping) nicht zur Verfügung hat.
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
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Off-topic #780380 - 12/17/11 10:33 AM Re: Dolomiten und zurück [Re: veloträumer]
halbrenner
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Hallo Matthias,

da hast Du natürlich Recht, in geringen Dosen haben alkoholische Getränke durchaus positive Effekte. Aber wer schafft es schon, in solch homöopathischen Dosen zu trinken? grins

Gruß Lars
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Off-topic #780446 - 12/17/11 04:02 PM Re: Dolomiten und zurück [Re: halbrenner]
veloträumer
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Man könnte es als Anfänger mal mit Champagner-Trüffel oder Rumkuchen versuchen. lach
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
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Off-topic #780469 - 12/17/11 04:57 PM Re: Dolomiten und zurück [Re: veloträumer]
kettenraucher
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Zitat:
Ganz so einfach ist es nicht. Die vielfältigen Nachteile von Alkohol sind bekannt,


cool Ich rede von Bier, cool nicht von Alkohol, den ich selbstverständlich als Hochleistungssportler verabscheue. cool Igitt. Brrrrr .... Grrrrr traurig
Allen gute Fahrt und schöne Reise.
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Off-topic #780529 - 12/17/11 07:22 PM Re: Dolomiten und zurück [Re: kettenraucher]
ulamm
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Nun ja, in einem halben Liter Bier sind nicht weniger Gramm Alkohol als in 50 ml Jägermeister.

Wer morgens keinen Alkohol im Körper hatte, hat tagsüber keinen mit dem Schweiß verloren und braucht daher abends auch keinen zu ersetzen schmunzel

Man kann sich auch den Namen des italienischen Weinortes Frosinone halten (wobei ich den Geschmack des Weines durchaus mag).

Gruß
Ulrich
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Off-topic #780564 - 12/17/11 09:01 PM Re: Dolomiten und zurück [Re: halbrenner]
DieterFfm
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Hallo Lars,

also ich kriege von normalen Bier nur Kopfweh, und das vor allem morgens danach. Und mit einem Brummschädel fährt's sich einfach schlecht, deshalb für mich halt Kastriertes. Schmeckt zwar nicht so gut wie normales Bier oder Weizenbier, aber es wird immer besser. bier

Übrigens wird nach einem Marathon-Lauf auch Weizenbier für die Läufer angeboten, weil's halt alles enthält, was der Körper in diesem Moment braucht.

Gruß Dieter
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Off-topic #780570 - 12/17/11 09:06 PM Re: Dolomiten und zurück [Re: DieterFfm]
Oldmarty
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Das nach dem Marathon ist aber meist Alkfrei


Mir macht das nichts so aus. Bin im Sommer von nen Zeltplatz beim Rolandseck nach FFM geradelt in einem durch. Am Abend vorher noch da mit paar älteren Herren vom Dorf und dem Ausschänker paar mehr Bits getrunken. Ging ganz gut die 200km am nächsten Tag.
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