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#768879 - 11/02/11 08:51 PM Von Helsinki nach Göteborg mit dem Liegerad 2011
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9.6/10.6.11
Urlaub, endlich! Die Taschen sind gepackt und es kann losgehen. Kurze Verabschiedungsrunde im Jugendkulturzentrum Apollo, wo mir der eine und die andere noch ein paar nette Sprüche auf meine Tasche schreibt, nachdem ich die Aktion bei Facebook als Veranstaltung eingetragen habe. Anders als geplant fahre ich dann jedoch nicht mit dem Rad nach Travemünde, sondern nehme 3 Stunden später den Zug. Mich hätte die Unwetterwarnung nicht geschreckt, aber ich hätte nicht einer meiner beiden Omas erzählen sollen das ich eine Nachtfahrt vorhatte.... . Als braver Enkel versprach ich mich nicht in Gefahr zu begeben.
Irgendwann nach Mitternacht komme ich in Travemünde an, nachdem ich über eine halbe Stunde die Gesellschaft eines sehr netten Reiseradlers mit Tick Störung genossen habe.
Den Containerhafen/Skandinavienkai habe ich in Travemünde kaum wiedererkannt. Ich habe unweit von Travemünde, auf dem Priwall, meine Jugend verbracht (in Form von regelmäßigen Wochenenden mit der Familie auf dem Campingplatz). Der Campingplatz existiert nicht mehr, seit dem der Priwall mit Ferienhäusern im großen Stil verschandelt wurde. Genauso wenig existiert der Containerhafen meiner Jugend.
Abgesetzt am Kai wurde ich mit einem Linienbus befördert, der den Sperrbereich des Hafens passieren durfte. Der Busfahrer alles andere als freundlich. Hätte ich nicht aufgepasst, wäre ich wieder in Lübeck gelandet.
Die eigentliche Reise begann um 1.04 Uhr mit einem "Umfall". Die Rampe zum Autodeck der Fähre war definitiv zu steil für einen fast schon schlafenden Liegeradfahrer. Meine aufgerissenen und blutenden Finger bemerkte ich erst als die Rezeptionistin an Bord mich mit großen Augen darauf aufmerksam machte.
Für die Desinfektion sorgten die zwei russischen Truckfahrer in meiner Kabine, die mit reichlich süßen Wein unterwegs waren und natürlich mit mir auf ihre und auf meinen Namen anstoßen mussten. als ich dann erzählte das ich gerne in osteuropäischen Ländern unterwegs bin und Vierwandschaft in der Ukraine habe, gab es kein halten mehr und erneut süßen Wein zum Anstossen. Druschba!
Tagsüber, mit jede/r Menge Kopfschmerzen das übliche was man so auf einem Schiff tut: Wasser gucken, Wasser lassen, Essen und über Deck spazieren.

10.06.11 Helsinki-Espoo/Oitaa (53 km)



Heute am 10.6. dann um 8 Uhr von Bord. Helsinki! Ich war noch nie in Helsinki. Diese Stadt mit dem anmutend schönen Namen hat mich schon in meiner Kindheit fasziniert. Oft habe ich früher in Travemünde Schiffe Richtung Helsinki fahren sehen (zumindest bin ich davon ausgegangen weil unter dem Schiffsnamen „Helsinki“ oft als Heimathafen angegeben gewesen war.
Es ist bereits verdammt warm. Die Navigation mit Nokia Ovi Maps in Verbindung mit Karte ist neu für mich. Anders kann ich es mir nicht erklären dass ich gleich meinen ersten Fehler begehe und einen Tunnel durchquere, der nicht für Radfahrer freigegeben ist. Umdrehen wäre noch viel gefährlicher. Also Augen zu und durch. Bitte nicht nachmachen!
Ich will am 15.6. in Stockholm sein, dementsprechend keine Zeit für Sightseeing. So richtig komme ich nicht voran. Meine Dual Drive Schaltung nervt die ersten Kilometer gewaltig. Andauernd springt die Dreigang Schaltung ab. Das justieren mit Gepäck auf dem Rad nicht einfach. Es ist wie verhext. Ich habe das Gefühl nicht voran zu kommen. Ein paar mal erwische ich dann die falsche Autobahn bzw. einen der parallel laufenden Wege um aus Helsinki raus zu kommen. Ich entschließe mich dann nach 50 Kilometern rumfahrerei mir einen Campingplatz zu suchen. Zuviel Stress am ersten Tag könnte nur ein schlechtes Omen sein. Außerdem: Ich habe Urlaub.

Ich beschließe den Abend auf einem Campingplatz in Espoo/Oitaa). Eine Weile lang ist es ruhig und ich beginne mich zu entspannen auf meiner Isomatte vor dem Zelt.
Finnland zeichnet sich durch viele gute (Metal)Bands aus die die Ruhe und Melancholie der finnischen Wälder und Landschaft in Töne umsetzen. Die 5 kreischenden Mädchen mit ihrer Mutti, die erst mal bis 23.00 Uhr den Kompressor laufen lässt um ein Ungetüm von Luftmatratze aufzupumpen, erscheinen mir melodisch weniger begabt. Die Rache meinerseits ist allerdings schon fest eingeplant. Ich schnarche in der Regel ohne Rücksicht auf Verluste.
Mücken? Keine!

11.6.11 Espoo/Oitaa-Koisjorvi, nähe Lohja (54km)

Mein Vorhaben in Zukunft auf Reisen statt um 10 Uhr schon um 9 Uhr vom Platz zu fahren und ggf zur Mittagszeit eine ausgedehnte Pause zu machen, setze ich heute am 11.6. um.
Dachte ich gestern bei den Temperaturen dass ich sterbe, muss ich heute schon tot sein. Meine Fresse ist das heiß. Das Polster meines Sitzes hat mittlerweile die Funktion eines Schwamms. Auf meiner Stirn lassen sich sicherlich Eier gut braten.Lecker!



Etliche Steigungen erkaufe ich mir mit schweiss. Egal ob ich fahre oder pausiere: es bleibt heiß. Straße Nr.110 ist wenig spektakulär, auch wenn ich an dem einen oder anderen See vorbei fahre. Touristisch voll erschlossen, immer mit Kiosk und Badestelle. Nicht so ganz das was ich mir unter „Wildcamping Romantik“ vorstelle. Rechts und Links zieren Kiefer und Birkenwälder den Weg. Im letzten drittel meiner heutigen Etappe wechselten die Steigungen von kurz& knackig auf langsam ansteigend. Ich kann mich noch nicht so recht entscheiden was meinen rollenden 150 kg (Gesamtgewicht!) besser gefällt. Gut gefallen mir die Tankstellen wo ich literweise Wasser und Kaffee in mich hinein kippen kann.





Der Campingplatz liegt auf meiner Strecke. Praktisch. Uncool ist der Preis von 15 Euro. Ich werde mir gleich den Abend mit dem Buch versüßen welches ich eigentlich schon auf der Fähre gelesen haben wollte. Ewig will ich es nicht mit transportieren, da es notwendigen Stauraum in meinen Gepäcktaschen wegnimmt. Das mit den Mücken hätte ich nicht schreiben dürfen. Aus „keine“ ist mittlerweile ein „paar mehr“ geworden. Allerdings ist der Feind noch recht träge unterwegs. Gewinner bei dem Spiel“ Schlagen oder stechen lassen“ bin ich. Noch...

12.6.11 Koisjorvi, nähe Lohja - Salo(Vuohensaari) (64 km)

Der Weg heute lässt sich ganz gut mit „heiß & viele Steigungen“ zusammenfassen. Mücken und Fliegen begleiten mich mittlerweile, aber alles noch in Maßen im Vergleich zu einigen Etappen im letzten Jahr. Dort gab es Tage wo ich unterwegs trotz Druck auf der Blase nicht abgestiegen bin, weil mich dann sofort hunderte von Mücken gefressen hätten! Andere Tourenradler sind mir bisher nicht begegnet. Ich bin wahrscheinlich recht früh dran. Ich habe noch keine Idee wie ich meinen ersten Teil Reisebericht an die Elmshorner Nachrichten sende. Es läuft wohl auf Turku hinaus. Auf den Campingplätzen bisher gab es keine Internetterminals zum nutzen. Vielleicht sollte ich morgen ein Teilstück mit dem Zug fahren. Auf den Inseln wird sich sicherlich nicht ein Internetcafe an das andere reihen.



Der Platz hier in Salo gefällt mir, hier scheint in der Saison allerdings gewaltig die Post abzugehen. Er ist riesig, es gibt mehrere Sanitärhäuschen und die mobilen Urinale warten auch schon darauf auf dem Platz zu verteilt werden. Eigentlich ganz praktisch so ein Urinal wo gleichzeitig vier Männer pinkeln können. Wie das geruchstechnisch ist wenn man(n) sein Zelt dicht an so einem Ding baut, weiß ich nicht. Das wäre auch eine Erfahrung die ich gerne anderen überlasse. Ich koche mir im liegen vor meinem Zelt etwas zu essen und höre dabei begleitend immer wieder Gebrüll und laute Musik aus dem Wald heraus. Es sind dann weder angelandete Wikinger noch besoffene Finnen, sondern eine Theatergruppe die probt. Ich bin beruhigt.







13.6.11 Salo (Vuohensaari) – Turku (Saaro) (15km)

Regen und der zeitliche Druck den ersten Teil meines Radreiseberichtes rechtzeitig an die EN zu schicken, veranlassen mich zu einer Schummelei: Ich fahre mit dem Zug nach Turku. In Turku ebenfalls Regen. Nun denn. Regenklamotten an und alles ist gut. Der Campingplatz den ich mir ausgesucht habe, liegt 9 Kilometer außerhalb auf einer Halbinsel. Wäre hier kein Campingplatz gewesen, hätte ich hier ebenfalls gestanden. Um zum Campingplatz zu gelangen muss ich erst durchs Hafengebiet durch und über eine Brücke. Dahinter dann Wald und viel Natur. Ein sehr angenehm zu fahrender und recht breiter Radweg bringt mich, vorbei an einem Golfplatz (auf denen ein paar Herren modisch sehr „extravagant“ gekleidet, versuchen einzulochen was noch geht) direkt zum Campingplatz.



Ich bezahlte und trank erst einmal einen Kaffee. Ich baute mein Zelt auf und nutzte eine Regenpause um in die Stadt zu fahren, vorbei an den extravaganten Herren auf dem Golfplatz. Ich finde mit etwas Umherfahrerei (eine andere Form von „Sightseeing) die Tourist Information. Hier bekomme ich Fahrpläne um meine Etappe über die Inseln vorzubereiten. Viele Inseln, viele Fähren. Ich bekomme auch einen sehr guten Tipp mit auf den Weg: Internet in Bibliotheken ist gratis. In der Bibliothek ist der Andrang groß, ich bekomme 15 Minuten Zeit. Das reicht zumindest die Bilder an die Redaktion zu schicken. Gut. Das Internetcafé ist recht teuer, die Tastatur bescheiden. Aber irgendwie klappt doch alles. Ich bin zufrieden. Ich fahre wieder zurück zum Campingplatz um nun endlich Essen zu kochen. Zum Essen gibt’s ein Bier. Mit 1,40 Euro für 0,33 Liter sehr teuer. Ähnlich auch das Wasser. 0,5 Liter waren nicht unter 1,30 Euro im Supermarkt zu haben.

Das Sanitär und Kochgebäude auf dem Campingplatz lässt meine Stimmung steigen. Eine heiße Dusche und frisch gekochter Tee/etwas zu essen machen mich glücklich. Nahrung für den Geist beziehe ich in Form eines interessanten Gesprächs mit zwei Wanderpadlern aus Sachsen. Ich schließe es nicht aus auch mal im Urlaub zu paddeln und bin daher sehr interessiert. Einer der beiden berichtete von einer Frau die sich gestern mit ihnen unterhalten hat, die auch mit dem Rad unterwegs gewesen wäre und aufgrund von Krankheit von ihrem Reisepartner unterwegs sitzen gelassen worden ist. Eine Weile später gesellt sich die Frau zu uns. Sie ist nicht unhöflich und das Gespräch interessant. Minuspunkte sammelt sie allerdings bei mir als sie nach 30 Minuten fragt ob „wir“ nicht im nächsten Jahr zusammen auf Tour gehen wollen. Hallo?? Geht’s noch?? Man sollte doch nicht wahllos mit anderen herumtouren ohne halbwegs so etwas wie Vertrauen zueinander zu haben und ohne sich etwas besser zu kennen.
Ich reagiere eher abweisend auf Menschen die zu schnell „auf den Arm“ wollen.
Nett und freundlich erkläre ich ihr das ich nur mit Leuten Reise die ich besser kenne, noch lieber aber alleine, da ich die Zeit im Jahr die ich mit dem Rad unterwegs bin, wirklich auch für mich brauche, ohne das ganze Zwischenmenschliche und gestörte Trara meiner Mitmenschen. Peng! Den Einschlag hat sie gehört und verstanden. Mein Zelt habe ich im Verlauf des Abends nun endlich auch getauft. Scheiß Wespe, scheiß Bier!

14.6.11 Turku (Saaro)-Brandö (81 km)

Nieselregen und Steigungen. Erfrischend. Heute bin ich mit dem unguten Gefühl aufgestanden, etwas mehr an meine Grenzen zu gelangen. Die Buchung am 15.6 in Stockholm möchte ich nicht canceln. Im ersten Teil der heutigen Etappe habe ich mich daher gewaltig unter Druck gesetzt.
Das Fahren kein Vergnügen sondern Stress pur. Die Fähren zwischen den Inseln verkehren leider nicht im 10 Minuten Takt, sondern schon mal auch nur 4-5 am Tag. Ich entscheide mich unterwegs Gas raus zunehmen und auf Brandö zu übernachten. Dann habe ich zwar Morgen auch noch einiges auf den Programm, aber ich erledige mich nicht gleich heute selbst. 2x bin ich heute mit einer Fähre gefahren. Mit der zweiten fast 30 Minuten lang zwischen den Schären hindurch. Das Wetter ist kalt und nass. Aber auch dieser Umstand schafft eine ganz besondere Atmosphäre. Ein Plan reift in mir heran: Lotto spielen und Haus samt Inselchen kaufen. Boot natürlich inklusive!
















Auf Brandö setze ich um 19.30 Uhr über. Bedingt durch die weit auseinanderliegenden Fährzeiten habe ich das Gefühl der einzige zu sein weit und breit. Die Straßen sind rot geteert. Was für ein Kontrastprogramm zum grauen Himmel. Ich höre viele Vögel, rechts und links Felsen und auch Wald in leuchtenden Grün.
Brandö setzt sich aus hunderten von Inselchen zusammen, die größten verbunden durch Brücken und Dämme. Brandö hat circa 500 Einwohner. Man kennt sich also. Um 21.30 Uhr steht mein Zelt. Mücken umschwirrt dusche ich kalt, da warm ein Euro kosten soll. 22.30 habe ich mein gefriergetrocknetes Reisgematsche mit Hühnchen gegessen. Satt sauber und Müde gleite ich, begleitet vom prasselnden Regen, in den Schlaf.





15.6.11 Brandö – Stockholm (56km)

Was für ein Tag gestern. Die gefahrenen Kilometer spüre ich heute noch. Um Achselschweiß und Austrocknung muss ich mir heute keinen Kopf machen. Es regnet. Ich bin heute Frühaufsteher, da die Fähre nach Hummelsvik um 8 Uhr ablegt. Auch wenn die Strecke gut zu fahren ist, rolle ich verdammt knapp auf die Fähre. Die Schranken waren schon unten. Ein lautes „Hey“ meinerseits sorgte dafür dass man eine wieder öffnete und ich noch mitfahren durfte. Uff! Raus aus den Klamotten und rein ins Bordbistro. Frühstück und becherweise Kaffee. Das der Kaffee ab der 1. bezahlten Tasse gratis ist, hat mich sehr glücklich gestimmt.
Viel Koffein, viel Energie redete ich mir ein. Um 10.30 Uhr kam ich in Hummelsvik auf der Hauptinsel Aland (Oland gesprochen) an. Noch 42 km bis nach Marienhamn von wo mehrere Fähren Richtung Stockholm ablegten. Mir war klar dass spät abends sicherlich keine mehr fuhren, ich also keine Zeit zum Trödeln habe. Unterwegs habe ich dann noch von einem Reisebusfahrer 14:40 als verlässliche Zeit für die Viking Line Fähre genannt bekommen.
Ohne Gepäck ein Spaziergang, mit Gepäck Panzerwettrennen mit der Zeit.
Ich nutze jede Flache Ebene um baldmöglichste Geschwindigkeit aufzubauen. Kräftezehrend, aber es klappt und ich sause so manche Steigung hinauf.
Ich schaffe es bereits um 14.15 Uhr mir ein Ticket für die Fähre zu kaufen. Monströses Ding.











20 Euro bezahle ich. Akzeptabel. An Bord gilt schwedische Zeit. Zeiger also wieder zurück stellen. Die Fähre gefällt mir. Restaurant, Supermarkt und Ruhesessel. Ich nutze das Buffet reichlich. Um 18.45 Uhr landen wir in Stockholm an. Ich reihe mich einer ganzen Kolonne von Radfahrern in ein und schaffe, mit Verfahren, um 20 Uhr den Checkin im Hostel! Kajüte beziehen.







Statt 2 Nächte habe ich mich nun für 3 Nächte einquartiert.
Der Hunger hat mich noch in die Stadt gezogen. Genauer in ein Irish Pub wo ich mir den Hunger mit einem Riesenburger und einem Bier stillte. Parallel fand Karaoke statt. Von disharmonisch bis schlecht war alles vertreten. Die Rechnung mit 18 Euro für letztendlich einen größeren Burger und zwei Bier war recht hoch. Da lobe ich mir doch die tschechischen Bierpreise, wo für 60 Cent schon ein halber Liter zu haben ist.

16.6/17.6.11 Stockholm

Es ist schön mit dem Gefühl aufzuwachen für zwei weitere Nächte eine Unterkunft zu haben. Die Kajüte misst ca 1,90m x 2m. Mit ganz ausgestreckten Beinen zu schlafen schaffe ich nicht, eher leicht angewinkelt. Aber es ist meine und wenn ich aus dem Fensterchen schaue habe ich einen schönen Ausblick. Kleines Manko sind Dusche und Toilette. Beides definitiv nicht für allzu voluminöse Persönchen wie mich gemacht. Ich betrachte die Enge als Herausforderung und habe das Gefühl das der Toilettengang eine ganze Menge gemein mit dem Twister Spiel hat. Ich hätte auch in einer 8 Bett Kajüte für weniger als 20 Euro auf der Ryggerfjord“ schlafen können. So etwas kenne ich durchaus aus Bratislava wo ich auch schon 19 andere Mitschläfer hatte. Aber nein, in Stockholm ist eigene Kajüte angesagt. Für 50 Euro inkl. Frühstück pro Nacht.
Gegen 12 Uhr mache ich mich auf in die Stadt. Ich durchwanderte in die Altstadt und überlegte wo denn die Millenium Redaktion ihren Sitz hat, ob Kalle Blomquist an einer neuen Story dran ist und ob Lisbeth Salander immer noch schwarz gewandet unterwegs wäre.
Zumindest habe ich eine ungefähre Ahnung wo die Szene gedreht worden sein könnte in der sie auf der Fensterbank ihrer Wohnung sitzt und aufs Wasser und die Stadtsilhouette schaut.

Die engen Gassen der Altstadt gefallen mir, die ganzen Souvenirshops und Touristterroristen weniger. Als kleines Highlight habe ich mir den Besuch des Hardrock Cafés vorgenommen.

Nach einer halben Stunde Warterei (und passieren) habe ich dann genug. Der Laden ist fast leer, ich rieche annehmbar und dennoch fragt man mich nicht was ich trinken möchte. Ich bin eingeschnappt, kaufe mir ein Cap und organisiere mir dann Lebensmittel zum kochen in einem Supermarkt. Wüssten die Betreiber des Schiffes das ich meinen Gaskocher hingeschmissen habe, würde es wohl Ärger geben. Da ich aber bereits jetzt schon merke das Geld in der Geldbörse nicht ewig verbleibt, ist etwas Kostenbewusstes haushalten angesagt.













18.6.11 Stockholm – Sigtuna (56km)

Für heute ist Regen angesagt worden. Die Regenkleidung konnte ich allerdings festgezurrt lassen. Dunkle Wolken mit jeder Menge hoffnungsvollen blau dazwischen zogen über mich hinweg. Problematischer als das Wetter stellte sich dann meine gewählte Strecke heraus.Eine der Europastraßen am Stadtrand wurde erweitert. Das zog viele Umwege nach sich. Oftmals wusste ich gar nicht mehr wo ich gerade unterwegs bin...hätte ich nicht mein Nokia Handy mit Ovi Maps dabei gehabt. Mit Hilfe dessen konnte ich recht genau meinen Standort festellen, und auch ob ich mich meinem angegebenen Ziel näherte oder nicht. Irgendwann habe ich die Ausschilderung ignoriert und habe mir die Wege mit passender Richtung selbst gesucht. Ich bin heute nicht wie ursprünglich geplant nach Uppsala gefahren, sondern orientiere mich jetzt schon von der groben Richtung her hin zu Göteborg. Mein errechneter Kilometerdurchschnitt hat mich zu dieser Entscheidung veranlasst. Mein Tagespensum mit dem Liegerad ist deutlich niedriger als vorher errechnet. Nun muss ich dazu sagen, das ein Teil einer älteren Tour als Grundlage diente. Diese bin ich allerdings mit einem Trekkingrad gefahren. Auch wenn ich auf Ebenen Strecken mit dem Liegerad schneller unterwegs bin und das fahren insgesamt entspannter ist, habe ich doch sehr mit den Steigungen zu kämpfen, die mich mit dem Liegerad deutlich mehr ausbremsen. Hinzu kommt das ich alle 3-4 Tage einen Pausentag einplanen muss.
Vor Sigtuna bin ich einem Hinweisschild zu einem Campingplatz gefolgt. Pustekuchen. Der Platz wurde anscheinend aufgelöst. Ich zelte nun auf dem Gelände einer Schule, mitten am See. Wie schön das Wochenende ist. Ich organisiere mir bei Hausbesitzern in der Nähe etwas Trinkwasser, koche mir mein Essen und widme anschließend meine Zeit der Kettenpflege.





19.6.11 Sigtuna – Enköping – Västeräs (82km)

Heute konnte ich bereits ab 8.30 Uhr mitverfolgen wie der Himmel sich bezog. Nach 20 Kilometern fing es dann an mit der Sauerei von oben. Erst noch ignorierbar, später dann nicht mehr. Rein in die Regenklamotten. Ich entschied mich heute bis Västeräs zu fahren. Die Alternative im Zelt zu hocken erschien mir noch weniger verlockend als in die Pedale zu treten.
Eine meiner Pausen habe ich in Eckholsund gemacht. Mehrere Hinweisschilder verrieten mir schon eine Weile vorher dass hier auf dem Schloss ein Mittelalterdmarkt seine Zelte aufgeschlagen hat. „Warum nicht?“, denke ich. Mit 140 Kronen nicht ganz günstig.Der Ort war gut gewählt. Ein großes Schloss um den sich die Stände verteilten. Eine gute Mischung aus Ständen die Bekleidung, Keramik, Leder und Fellwaren und Essen anboten. Einer Mittelalterlichen Sangestruppe konnte ich auch noch lauschen ehe es mich wieder fort zog.







Fast hätte ich mir einen mittelalterlichen Waffenrock gekauft. Scheitern tat es dann an der nicht vorhandenen Größe. Glücklicherweise. Denn wie war das mit dem umsichtig wirtschaften?
Die restlichen Kilometer gingen gut von den Pedalen. Meinen Hunger stillte ich beim gelben M. Wie schön das ich erst jetzt gelesen habe dass es bei Mc Doof 5 Kronen Rabatt mit der Skandinavischen Campingkarte gibt.

20.6.11 Västeräs – Eskilstuna (38 km)

Heute morgen wuselten beim Zeltabbau mehrere Entenjunge um mich herum.
Nach dem gestrigen Mistwetter lässt das Blau am Himmel hoffen. Und tatsächlich bleibt das Wetter überwiegend gut. Ein bisschen Nieselei ist ganz nett und erfrischend zwischendurch. Irritierend ist das undefinierbare Klappern am Rad. Ich überprüfe alle mögliche und kann nichts feststellen. Merkwürdig. Ich bin überwiegend auf kleinen Straßen unterwegs.



Probeweise lasse ich mich heute komplett von meinem Handynavi führen. Das funktioniert im Fussgängermodus erstaunlich gut. In unregelmäßigen Abständen spricht es aus meiner Brusttasche zu mir. Auf meine geliebten Papierkarten habe und werde ich jedoch nicht verzichten. Kartenlesen können ist aus meiner Sicht unabdingbar wenn man mit dem Rad reisen möchte.
Den Platz in Eskilstuna nutze ich um meine Klamotten zu Waschen. Es gibt gegen Gebühr die Chance eine Waschmaschine und einen Trockner zu nutzen. Das ist gut um einmal alles durchzuwaschen. Bei gutem Wetter trockne ich nasse Bekleidung gut festgezurrt auf dem Rad. Das war die letzten Tage leider nicht möglich. Der Platz ist recht hochpreisig und hat ansonsten wenig Charme. Er befindet sich zwischen einem Shoppingpark und einem dem Platz angeschlossen Minitierpark. Beim Gepäck abladen konnte ich nun auch endlich herausfinden was den Tag über am Rad klapperte. Ein Teil meines Gepäckträgers war größtenteils vom Rahmenende abgerissen. :zensiert:! Tour vorbei? Nicht mit mir! Aus dem tiefsten dunkel meiner Gepäcktaschen zauberte ich Kabelbinder und Gepäckgurte. Für improvisiert und aus dem Ärmel gar nicht schlecht!





Die nähe zum Shoppingpark verführte mich nach der Reparatur zum einkaufen. Als kleines Trostpflaster gönnte ich mir ein faltbares Sitzkissen aus Kunststoff. Sehr leicht und als Nebeneffekt ein trockener Hintern auf ansonsten nasser Erde.

21.6.11 Eskilstuna – Katrineholm (62 km)

Der Wettergott spielte auch heute wieder mit mir „Alles Nichts Oder“. Hinzu kam ein neues Element. Der Wind. Uncool. Im Gegenzug bekam ich ein sehr schönes fahren auf Straße 214 für 30 km geschenkt. Ruhig und steigungsmäßig moderat. Mittlerweile scheine ich mich jedoch an die Steigungen gewöhnt zu haben. Noch ein paar Monate mehr und ich habe die Kondition der Leute die hier leben und Rad fahren. Ein Teil der Strecke legte ich auf der 56 zurück. Landschaftlich eher unauffällig, dafür ohne Umwege direkt Richtung Ziel. Etwas zu kämpfen hatte ich mit der Sogwirkung vorbei fahrender LKW`s. Um 15 Uhr kam ich bereits in Katrineholm an. Der Campingplatz ist sehr idyllisch an einem See gelegen. Etwas stört die Geräuschkulisse der nahe gelegenen Schnellstraße. Bei Instant Kaffee und Muffins nehme ich mir vor sie demnächst zu umgehen.

22.6.11 Katrineholm – Hävla Regna – Igelfors – Finspang (59 km)

Heute Morgen kam ich in den Genuss mit einem englischen Reiseradler eine Weile zu plaudern. Insbesondere mein Gerät namens „Zzing“ mit dem ich die Energie aus dem Nabendynamo nutze um Handy, MP3 Player und GPS Logger aufzuladen fand sein Interesse. Er hat vor in den nächsten Monaten runter nach Italien zu fahren. Respekt! Ich komme gut voran und entdecke sogar Badestellen an Seen an denen campen traumhaft wäre. Leider ist es noch nicht Zeit um zu halten. Der Campingplatz in Finspang liegt auf einer Anhöhe oberhalb der Stadt. Zelten ist kostenlos. Es gibt keinen Platzwart. Das WC ist eher unbrauchbar und einfach nur zum kotzen. Die Dusche hat auch schon bessere Tage gesehen, aber funktioniert. Sogar mit warmen Wasser. Eine Familie mit einem Ungetüm von Wohnwagen hat gleich 3 Waschmaschinen am Strom angeschlossen und nutzt die schwedische Großzügigkeit aus. Wobei ich es natürlich nicht ausschließen kann dass dieses der mittlerweile schwedische Standard im Umgang mit Sozialhilfeempfängern ist. Ich glaube allerdings eher nicht. Das Geheimnis der 3 Waschmaschinen bleibt mir verborgen. Es fängt wieder an zu regnen. Gut eingepackt latsche in die Stadt unbeabsichtigt am Penny vorbei zum 3 Kilometer entfernen ICA. Heute Abend wird es eine TK Fischsuppe mit hinzugefügten Krabben geben.



23.6.11 Finspang – Falla – Tolskapp – Vanga – Sandvik (57 km)

Was für ein Aufstehen! Der Regen ballerte auf mein Zelt, und sämtliche Mücken der Umgebung scheinen sich in
meinem Vorbau zu tummeln und auf einen Snack zu warten. Pustekuchen. Auch wenn es in Test nicht gut abgeschnitten hat, hilft neben Autan „Zedan“ phänomenal gut bei mir. Das biologische Zeug riecht zwar unschön, aber es rettet mich. Ich schaue immer wieder mal raus und entscheide mich in einer Regenpause um 11.30 Uhr loszufahren. Strecken technisch habe ich etwas ins Klo gegriffen, da meine Straße von schweren Baumaschinen malträtiert wurde. Der feuchte Sand sorgte nicht wirklich für mein Fortkommen. Als ich dann nach 12 km wieder Teer unter den Reifen hatte, war ich glücklich. Die Natur um mich herum war sehr dicht und das grün sehr leuchtend. Wäre ich nicht unterwegs, könnte ich hier ewig stehen bleiben und in das Grün starren.

Den Rest des Weges ging es dann wieder hoch und runter und wieder hoch. Ich beschloss mir einen Campingplatz am See Roxen zu suchen. Mit 185 kronen auch kein Schnäppchen. Aber gut gepflegt. Für Zelte gab es Parzellen auf einem Grundstück welches mit einem kniehohen Zaun abgeteilt gewesen ist. Es ist verdammt windig, das hilft meiner gewaschenen Wäsche auf die Sprünge.
Ich habe mich für 2 Nächte einquartiert. Morgen wird Mitsommernacht gefeiert.
Der Abend endet mit einem netten Gespräch mit einer älteren Dame deren Mutter deutsche gewesen ist. Dass diese Unterhaltung noch Konsequenzen nach sich zog, wusste ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht.

24.6.11 Sandvik


Um 8 Uhr war heute genug mit der Liegerei auf der Isomatte. Obwohl aufblasbar, reicht es meinen Rücken im Schnitt nach 8-9 Stunden. Ich frühstückte entspannt und fuhr in den Ort Berg um ein paar Lebensmittel zu kaufen. In Ljungbro am Götakanal war ich bereits 2008. Es ist immer wieder schön bestimmte Orte in seinem Leben mehr als einmal zu besuchen. Wieder zurück auf dem Platz sehe ich dass sich Grüppchen weise Familien und Freunde/Bekannte zusammen gefunden haben um an langen Tafeln Kaffee zu trinken und Kuchen zu essen. Um 14.00 wird dann der mit Birkenblättern geschmückte Mittsommer Baum errichtet. Ziemliche Plackerei für mehrere Herren, entspanntes zusehen aus der Distanz für mich. Musik gibt es auch. Ein Duo spielt bekannte Kinderlieder. Immer im Kreis herum tanzen ca. 200 Erwachsene mit ihren Kindern.
Nach 30 Minuten ist der Spuk vorbei und ich lege mich wieder zum dösen in die Sonne auf meinen Schlafsack. Eine Weile später werde ich mit den Worten: „Du musst Kuchen essen“, wachgerüttelt.
Ich bin verwirrt, erkenne aber die ältere Dame von gestern wieder mit der ich mich unterhalten habe. Sie erklärt mir das sie noch sehr viel Erdbeer- Sahne Torte über hat und ich eingeladen bin an ihre Kaffeetafel.
Diese Gastfreundschaft abzulehnen hätte dieselbe Bedeutung wie in Zeitungspapier eingewickelter brennender Hundekot vor der Tür seiner Nachbarn.
Ich entscheide mich also für die Kuchenschlacht. Ich erfahre interessantes über eine Stadt namens Gränna am Vätternsee, und das dort sehr viele Zuckerstangen hergestellt werden.
Ich solle mir das unbedingt anschauen.











25.6.11 Sandvik – Berg – Linkköpping – Mjölby – Vaderstad – Ödeshög (63 km)

Wenn Schweden feiern... bedeutet das dass viel Alkohol im Spiel ist. Der Campingplatz sah müllig und zerfeiert aus als ich bereits um 8 Uhr aufbrach. Leere Straßen und leichter Regen begleiteten mich. Der Regen nahm zu, und kurzzeitig dachte ich daran abzubrechen. Das überwiegend schlechte Wetter der letzten Tage nagte mittlerweile doch an meinem fast unverwüstlichen Gemüt. Es wäre jetzt so einfach sich mit dem Zug nach Göteborg durchzuschlagen, ein paar Tage in Göteborg zu überdauern und dann heim zu fahren.
Allerdings habe ich nicht mehr viele Tage, und jetzt abzubrechen kurz vor dem Ziel. Fast schon wie ein Zeichen von oben brach an einigen Stellen die Wolkendecke auf und ließ Sonnenstrahlen durch. Ich interpretierte das als Zeichen nicht aufzugeben und nahm mir vor auch die letzten Tage zu bestehen. Die heutige Etappe war zu 90% flach. Wie schade dass stattdessen ein kräftiger Wind von vorne wehte. Allerdings spielte hier das Liegerad seine Vorteile aus und ich kam dennoch gut voran. Unterwegs traf ich dann noch einen jungen französischen Studenten der erst einmal einige Monate durch die Weltgeschichte radeln möchte. Sau!
Der Campingplatz in Ödeshög gefällt mir sehr gut. Etwas außerhalb der Stadt gelegen. Eine sehr saubere Anlage und gepflegte Sanitärgebäude. Mit 60 kr ein Schnäppchen. Sogar einen Swimmingpool gibt es. Mittlerweile scheint schon einige Stunden die Sonne, und ich bin dankbar nicht doch noch die Flinte ins Korn geworfen zu haben. Am Abend soll es hier ein großes Grillbuffet geben. Für knapp 10 Euro ist zulangen angesagt. Diese Gelegenheit lasse ich mir nicht entgehen. Die Auswahl an Salaten ist ebenfalls reichhaltig. Mein hungriger Magen dankt mir das Buffet, mein Plombenflickwerk an meinen Zähnen weniger.

26.6.11 Ödeshög – Visingsö (42 km)

Heute habe ich es bei bestem Wetter nicht bis nach Jönköpping geschafft. Um die Sonne etwas zu genießen bin ich nach meiner Zuckerstangen Souvenirtour in Gränna spontan mit einer Fähre rüber auf die Insel Visingsö gefahren. Sogar ein Campingplatz war auf meiner 4 Jahre alten Karte eingezeichnet. Wie sinnvoll es ist sich regelmäßig neue Karten zu organisieren, lernte ich wieder einmal. Kein Campingplatz. 5 Kilometer wieder zurück. In der Tourist Information riet man mir vom Fähranleger den Uferweg einzuschlagen und 100 Meter weiter die große Wiese in Beschlag zu nehmen. Das tat ich dann auch. Ich baute mein Zelt auf und nutzte dass in der Tourist Information gezapfte Wasser um Kartoffeln kochen. Heute gibt es Kartoffelpüree mit Hackbällchen. Meine Gaskartusche ist fast leer. Ich hoffe sehr dass sie es noch einige Tage macht. Satt nutze ich dann das gute Wetter und mache einen Spaziergang durch den Inselwald. Der Rückweg am sehr steilen Ufer ist sehr matschig. Dementsprechend sehen dann auch meine Schuhe aus. Das wirft mich allerdings nicht aus der Bahn.











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27.6.11 Visingsö – Jönköpping (36 km)

Uih, heute scheint bereits um 6 Uhr bin aufstehen die Sonne. Was für ein geiles Gefühl. Frühstücken, Zelt einpacken und rauf auf die Fähre. Auf der Fähre komme ich dann noch mit dem Amerikaner James ins Gespräch, der auf der Insel in einer geschlossenen Einrichtung mit straffällig gewordenen Jugendlichen arbeitet. Die Strecke nach Jönköpping war angenehm zu fahren. Um 11.30 Uhr komme ich bereits in Jönköpping an. Ich sehe einen „Sybilla“ Burger Fastfoodimbiß und diniere erst einmal mit Burger, Pommes und Cola. Auf dem Campingplatz angekommen entschied ich mich aus Sicherheitsgründen die Tour abzubrechen. Mein notdürftig reparierter Gepäckträger war die letzten Tage schon sehr flatterig. Die Kabelbinder fehlten mittlerweile ganz, und die Gepäckspanngurte mussten öfter nachgezogen werden. Was würde passieren bei Tempo 30 und schneller wenn das Gepäck aufs Hinterrad fällt und sich irgendetwas in den Speichen verfängt?
Ich bin generell kein Schisser, aber das war mir dann doch zu heikel.
Durch die Entscheidung kam die nächste Hürde auf mich zu. Wie mir Rad und Zug nach Göteborg kommen? In Schweden wird der Schienenverkehr über zahlreiche Gesellschaften abgedeckt. Schon vor der Reise las ich in zahlreichen Internetforen das Reisen mit dem Rad im Zug nicht unbedingt überall in Schweden problemlos möglich wär.
Ich holte mir bei der Tourist Information in der Stadt Zugabfahrtszeiten und den Namen der in Frage kommenden Gesellschaften. Nach dem ich mich bei der ersten Gesellschaft durch das schwedische Sprachsteuerungsmenü per Handy gekämpft habe, versicherte mir meine sehr freundliche Gesprächspartnerin, das man mir sehr gerne bei der Lösung des Problems behilflich wäre. Man würde mich mitnehmen. Erleichterung!
In Jönköpping wäre ich gerne länger geblieben. Das Ufer des Vännernsee reichte bis an die Stadt heran, am Sandstrand tummelten sich Sonnenhungrige. Für das leibliche Wohl gab es Cafés und Bistros.



28.6.11 Jönköpping – Göteborg

Der Einstieg mit Rad in den Zug verlief um 11.33 Uhr komplikationslos. Um 12.54 Uhr war ich bereits in Göteborg. Ich schaffe mich recht zügig zu orientieren nach dem ich mir in der Tourist Information eine kostenlose Karte besorgt habe, in der die zahlreichen Velorouten der Stadt verzeichnet sind. 40 Minuten später erreiche ich Lisseberg Camping. Der Campingplatz ist ruhig und gut gelegen, die Servicekräfte alle jung und gutaussehend. Allerdings unvorteilhaft in Lila gekleidet. Autsch. Mit fast 30 Euro der teuerste Campingplatz überhaupt.
Auch der 2 stündige WC Reinigungsintervall tröstet mich nicht über das Loch in meiner Geldbörse hinweg. Ich dusche und fahre mit Plastikkarte bewaffnet in die Stadt um das Loch in meiner Geldbörse zu stopfen. Kurzfristig überlege ich noch den Vergnügungspark „Lisseberg“ direkt in der Stadt zu besuchen, lasse es bei den Preisen dieser Camper feindlichen Mafia sein. Löcher im Geldbeutel stopft man auch nicht mit dem Erzeugen neuer Löcher.
Eine Fahrt mit dem Riesenrad leiste ich mir allerdings schon...

29.6.11 Göteborg – Kiel

Ich darf bis in den späten Nachmittag mein Zelt aufgebaut lassen. Meine Fähre legt erst um 19 Uhr ab, ich entschließe mich gegen 17 Uhr einzuchecken bei bestem Wetter. Auf den Außendecks unterhält ein Clown mit selbstgedrehten Luftballoontierchen die Zuschauer. Ein älterer Herr begleitet die Ausfahrt des Schiffes mit dem Piano. Ich verbringe lange Zeit draußen eh es mich in die Kabine zieht. Diese teile ich mir mit einen Afghanen der in Schweden lebt und seine Familie besuchen will. Netter Typ der großzügig sein Bier mit mir teilt. Irgendwann ist er unterwegs und ich stimme mich auf meine Rückkehr in deutsche Gefilde mit einer „Reportage“ auf RTL2 ein. In dieser geht es um Menschen die gescheitert sind und nun dauerhaft auf Campingplätzen leben.

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Zusammenfassend stelle ich zu guter letzt fest das es eine gute Zeit in Finnland und Schweden gewesen ist, wenn auch eine Herausforderung mit dem Liegerad. Immerhin habe ich ca. 150 kg fortbewegt. Ich habe interessante Landschaften entdeckt und doch den einen oder anderen interessanten Kontakt zu anderen Menschen gehabt. Eine spannende Angelegenheit war das Schreiben für die Zeitung. Ein Reisebericht aus einer wesentlich entlegenderen Gegend bedarf einer besseren Vorbereitung.
Auch wenn meine Grammatik nicht die beste ist, werde ich am Schreiben dran bleiben. Ein weiteres Novum in meinem Leben wird mein allererster Reisevortrag am 4.12. im Apollo Jugendkulturzentrum in Elmshorn sein. Dieser sollanderen Mut und Lust machen auch mit dem Fahrrad zu reisen.


Ich bin für jedes Jahr dankbar in dem ich eine Reise mit dem Rad machen kann.

Edited by elmshornmatze (11/02/11 08:52 PM)
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#770281 - 11/08/11 08:51 PM Re: Von Helsinki nach Göteborg mit dem Liegerad 2011 [Re: syltmatze]
michiq_de
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Hallo, Matze,
toller Bericht!
mit was für einem LR warst Du unterwegs?

Ich war letztes Jahr auf ähnlicher Tour unterwegs: Turku - Alandinseln (aber länger als Du) Stockholm, Göteborg, Frederikshavn, Flensburg, Kiel.

( hier beschrieben)

mfg
michiq_de
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#770282 - 11/08/11 09:03 PM Re: Von Helsinki nach Göteborg mit dem Liegerad 2011 [Re: michiq_de]
Uli
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Guck dir die Bilder an und klick dann mal auf sein Profil .... zwinker
Gruß
Uli
"Too much smoke, too much gas. Too little green and it's goin' bad!". "So sad", Canned Heat, 1970

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#770345 - 11/09/11 06:44 AM Re: Von Helsinki nach Göteborg mit dem Liegerad 2011 [Re: syltmatze]
Juergen
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Hallo Matze,
jetzt hab ich erstmal nur den ersten Abschnitt gelesen. lach und freu mich auf die nächsten Tage, wenn ich etwas mehr Zeit habe.

Herzliche Grüsse
Jürgen

edith: endlich mal Tages km, mit denen ich mich anfreunden kann grins

° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° °
Reisen +

Edited by Juergen (11/09/11 06:46 AM)
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#770604 - 11/09/11 10:53 PM Re: Von Helsinki nach Göteborg mit dem Liegerad 2011 [Re: michiq_de]
syltmatze
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Das war ein Toxy LT. Ich bin zwar auch schon mit dem Challenge Jester von Oslo nach Göteborg geradelt. Das war allerdings eine Tortour und kommt so auch nicht mehr vor XD
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#770607 - 11/09/11 10:57 PM Re: Von Helsinki nach Göteborg mit dem Liegerad 2011 [Re: Juergen]
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Ach ja, die Kilometer...;-) Auch wenn ich nicht zu dsen Kilometernfressern gehöre, war ich doch etwas "enttäuscht", da meine Route anders verlaufen sollte. Mit dem Liegerad in Kombination mit Steigungen bin ich schneller an meinen Grenzen als z.B. Liegerad ohne Steigungen oder Diamantrahmen mit/ohne Steigungen. 70-80 km ist sonst eher meins. Aber dennoch: bereut habe ich es auf keinen Fall :-)
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#797476 - 02/04/12 02:13 PM Re: Von Helsinki nach Göteborg mit dem Liegerad 2011 [Re: syltmatze]
AndreasE
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In Antwort auf: elmshornmatze
Ach ja, die Kilometer...;-) Auch wenn ich nicht zu dsen Kilometernfressern gehöre, war ich doch etwas "enttäuscht", da meine Route anders verlaufen sollte. Mit dem Liegerad in Kombination mit Steigungen bin ich schneller an meinen Grenzen als z.B. Liegerad ohne Steigungen oder Diamantrahmen mit/ohne Steigungen. 70-80 km ist sonst eher meins. Aber dennoch: bereut habe ich es auf keinen Fall :-)


Moin Matze,
hab deinen lesenswerten Bericht erst jetzt gelesen. Interessant, weil das mein nächstes Tourprojekt werden könnte.
Das einen mit dem beladenen Liegerad Steigungen prima ausbremsen habe ich auf meiner Tour von Wedel nach Oslo auch festgestellt.
Mit leichtem Gepäck sind 150 km gut machbar, aber mit Campingausrüstung eigentlich nicht machbar. Ich werde meine Tourplanung
das nächste Mal entsprechend anpassen. Sollte ja auch ein Erholungsurlaub sein.

Gruß aus Wedel
Andreas

Ich fahre übrigens ein Nazca Pioneer, herrlich mit den 22 Kilo Leergewicht Berge rauf zu fahren.

Edited by AndreasE (02/04/12 02:15 PM)
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