Hallo!

Meine Freundin und ich möchten diese Woche nach Paris starten. Und zwar von Gießen aus.
Die Strecke bis Luxemburg ist schon klar, und die sind wir auch schon gefahren. Erst an der Lahn bis nach Koblenz und von dort dann an der Mosel weiter nach Trier und Luxemburg.
Aber wie geht es dann am besten (und am schönsten!) weiter?

Wir fahren sehr gerne an Flüssen entlang, da es dort immer so schön flach ist. Berge mögen wir eher nicht so. Wenn es nur ein kurzes Stück ist, ist das aber auch nicht schlimm.
Auf der Karte haben wir die Flüsse Aisne und Oise entdeckt, an denen man entlang radeln könnte, ist dies zu empfehlen? Aber da fehlt ja dann noch ein Stück.

Habt ihr da Empfehlungen?

Viele Grüße
Florian

radweit Reims – Mainz schabt haarscharf an der Südgrenze des Großherzogtums entlang. Daran schließt radweit Paris – Reims an, ein Gemeinsschaftswerk von StefanS und mir.

Vom Flüssesystem her sieht das Tal des Chiers wie eine passende Verbindung von Luxemburg nach Westen aus, ist aber doof zu fahren, viel Autoverkehr zwischen Longwy und den diversen Industriedörfern, viele Steigungen der Talstraße. Darum geht Reims – Mainz weiter südlich.

Gruß
Ulrich

So in etwa. Ich würde zwar nicht nach Paris mit dem Fahrrad fahren, da es eine langweilige Strecke ist und insbesondere mit viel Verkehr, so näher du an Paris kommst. Der erste Teil bis Montmédy ist landschaftlich noch ok aber danach fängt die Langweile an. Einzig Reims ist schön anzusehen. Ich würde von Luxemburg den TGV nach Paris nehmen. Der nimmt auch Fahrräder für 10 Euro Gebühr mit. Die Tickets fangen bei 25 Euro pro Person an und man kann die sofort im Luxemburger Bahnhof kaufen an einem Schalter mir SNCF Produkten ---> TGV

Olivier

Stimmt nicht ganz. Wenn man der Radweitstrecke folgt, hat man ca. vom Flughafen Charles de Gaulle bis Nähe Gare de l'Est fast keine Ampeln und keinen Autoverkehr, da man dem Radweg entlang des Canal de l'Ourcq folgen kann.

Auch fand ich die STrecke zwischen Reims und Paris nicht langweilig, das ist aber natürlich eine Geschmacksfrage. Vorher bin ich durch ländliches Lothringen gefahren, das ich als viel langweiliger empfand. Und auch zwischen Reims und dem FLughafen kann man auf kleinen Straßen fahren, die Radweitstrecke ist sehr empfehlenswert.

Letztes Jahr bin ich von Frankfurt nach Paris gefahren, nicht ganz über Luxemburg, aber fast. Hier der Bericht mit Route: http://www.montivagus.de/to1005.html

Gruß
Holger

Hallo!

Da deckt sich Deine Erfahrung mit meiner, die schon sehr lange zurückliegt. Ich fuhr als Abiturfahrt mit einem Freund von München nach Paris mit dem Rad. Auf den franzöischen Nationalstraßen wurden die in rasantem Tempo mit lang anghaltendem Hupton knapp überholenden Autos zum Horror. Nachdem ich den "Arc de Triomphe" umrundet hatte, verkaufte ich mein qualitativ hochwertiges Rennrad in einem Fahrradladen, und fuhr über Jahrzehnte mit VW-Käfer und Freundin in den Urlaub.

Für meinen Geschmack ist die Gegend um Paris für Radler uninteressant. Wenn man in einem so tollen Land wie Frankreich unterwegs ist, gibt es wirklich schönere Regionen. In der Nähe von Luxemburg sind die Vogesen, der Elsass, der Burgund, die Ardennen, die Loire usw. Des weiteren hat Luxemburg tolle Zugverbindungen nach Frankreich und man kann für den Preis einer Uebernachtung in einem Hotel, schnell mal dorthin fahren. Ein Tip am Rande die TER-Züge von Luxemburg nach Metz nehmen gratis Fahrräder mit obwohl es nicht im Fahrplan angezeigt ist, gibt es spezielle Fahrradabteile. Karte SNCF Strecken mit Fahrradtransport

Olivier

Natürlich gibt es schönere Regionen. Andererseits ist eben Paris ein schönes Ziel, und offensichtlich hat sich der Threadstarter dieses gesetzt, die geplante Strecke heißt nunmal Gießen-Paris und nicht "schönes Frankreich nahe Luxembourg" . Es ist zudem erstaunlich verkehrsarm zu erreichen, auch wenn sicherlich der letzte Teil durch den Großraum Paris landschaftlich nicht so herausragend ist.

Gruß
Holger

Aus diesem Grunde, habe ich ihm ja in meiner Antwort einen Weg auf der verlinkten Karte vorgeschlagen. Die Strecke über Montmédy, Reims nach Paris. Aber ich teile auch meine Erfahrungen mit und schlage Alternativen vor, sei es mit dem Zug dorthin oder eine ganz andere Region zu bereisen. Was er daraus macht, ist natürlich seine Sache.

Olivier

Das muss tatsächlich schon sehr lange her sein. Meine tägliche Erfahrung in den letzten zwei Jahren ist das genaue Gegenteil, Du kannst hier in Frankreich überall rumfahren, auch auf den großen Straßen, und niemand findet etwas dabei, alle verhalten sich gesittet. Die hohen Bußgelder bei Verkehrsverstößen scheinen Wirkung zu zeigen. Das Gehupe etc fängt zuverlässig dann an, sobald man die Grenze nach Deutschland überquert.

Viele Grüße,
Stefan

Zur Information: Die auf der von Dir verlinkten Karte eingezeichneten Linien sind eine Art Absichtserklärung. Manche Routen existieren, andere sind Fiktion, insbesondere diejenigen, die für den Fragesteller am ehesten in Frage kämen (die braune und die lilane).

Viele Grüße,
Stefan

Lustigerweise bin ich diese Strecke vor einem Monat in umgekehrter Richtung gefahren: von Paris über Luxemburg und Gießen Richtung Norddeutschland. Ich bin auf der von Uli genannten Radweit-Strecke von Paris über Reims und dann weiter durch die Champagne gefahren; die Radweit-Strecke habe ich bei Merles-sur-Loison verlassen und dann weiter durchs Tal der Chiers nach Longwy, Hussigny, und dann auf kleinen Straßen durch Luxemburg (zur Orientierung: Differdingen, Reckingen, Schlewenhaff, Luxemburg, Itzig, Canach, Ehnen), dann weiter Mosel und Lahn.

Wie Einige schon geschrieben haben, sind die durchquerten Gegenden nicht immer hochinteressant, dafür immerhin ruhig und beschaulich. Ob man das langweilig oder ansprechend findet, muss jeder für sich persönlich entscheiden. Die Pariser Agglomeration lässt sich am Canal de l'Ourcq (siehe Streckenempfehlung) sehr angenehm queren. Entlang der Marne hat es überall Weinberge, das könnte jetzt im Frühherbst schon ganz nett sein. Ab Reims hast Du dann für 150 km nur noch Dörfer, schaut Euch rechtzeitig wegen Unterkunft und Verpflegung um, nicht jedes Dorf hat einen Bäcker! Longwy ist wegen seiner Festung interessant, die von Uli genannten Steigungen innerhalb des Chiers-Tals existieren, wären für mich aber kein Hinderungsgrund (70+80 Hm). Falls Euch wirklich an wenig Steigungen liegt, dürfte die weiter südlich gelegene Radweit-Strecke besser für Euch sein, die umgeht Luxemburg jedoch. Ganz ohne Steigungen kommt Ihr aber nicht aus, zwischen Mosel und Marne fahrt Ihr nunmal quer zur Hauptfließrichtung des Wassers.

Viele Grüße,
Stefan

Oder Freund Wendekreis ist die falschen Straßen gefahren. Ich bin seit 1984 mehr als jedes dritte Jahr in Frankreich geradelt und habe dabei Nationalstraßen möglichst vermieden. Und war von Anfang an begeistert von dem Land voller kleiner Asphaltstraßen und tausender kleiner grauer Dörfer. 1984 waren die Dörfer noch wirklich grau, die Dorfstraßen meist ohne Bordstein und manchmal von stark wechselnder Breite im Straßenverlauf. Auf der Erde zwischen Asphalt und Hauswand wuchsen hier und da ohne Einfassung ein paar Lilien.
Und heute: Hauptstraßen (nicht N) mit hochgepflasterten Zebrastreifen, in Einzelfällen Betonklötze auf der Mittellinie am Ortseingang … in Frankreich ist das Auto längst nicht so heilig wie in Deutschland.

Gruß
Ulrich

Hallo!

Das war 1964, vor den ersten Unruhen in Paris. Ich hatte mit den schmalen Rennreifen und dem dicken Gepäck keine Alternative zu den Nationalstraßen. Nebenstraßen waren damals großteils noch nicht asphaltiert. Autobahnen gab es noch keine in Frankreich. Ausgiebiges Hupen beim Überholen eines einsamen Radlers gehörte bei den Franzosen zum Guten Ton.

Also wirklich ganz lange her – danke für die Aufklärung.

Angesichts des Phänomens Tour de France stellt sich allerdings die Frage, wie oft das Hupen böse und wie oft anerkennend gemeint war. Die Ausdrucksmöglichkeiten der Autofahrer sind da ja beschränkt.

Bezogen auf Paris 1975, 1995 und 2009/2011 hat es allerdings auch nach meinem Eindruck deutliche Verbesserungen des Verkehrsklimas gegeben.

Gruß
Ulrich

Vielen Dank für eure ganzen Antworten!

Da habt ihr uns aber jetzt verunsichert...
Also ein paar Höhenmeter machen uns nichts, jedenfalls wenn es nur mal kurze Stücke sind. Wenn die ganze Strecke hügelig ist, ist das aber schon wieder was anderes.

Die kleinen Dörfer finden wir eigentlich ganz nett, ob uns das irgendwann langweilig wird... keine Ahnung. Nur der Autoverkehr, den mögen wir gar nicht. Am liebsten sind uns da Radwege, wo man nicht mit Autos rechnen muss und auch mal nebeneinander fahren kann.
Dass man hin- und wieder Straßen nicht vermeiden kann ist klar, aber ständig stark befahrene Straßen müssen nicht sein. Die Straßen zwischen den kleinen Dörfchen sind aber sicher ganz ok, so viel Verkehr sollte da ja nicht sein?!

Wir werden's nochmal überdenken. Wir fahren ab Donnerstag erstmal Richtung Koblenz (zu Verwandten) und dann geht es wahrscheinlich am Sonntag von da aus weiter.
Vielleich entscheiden wir uns auch noch völlig um und fahren "einfach" am Rhein Richtung Norden.

Vielen Dank an euch nochmal!

Florian

Radwege gibt's in Frankreich nicht allzu viele (zum Glück ). Der entlang des Canal de l'ourcq in die Stadt ist allerdings Gold wert, weil man quasi ampelfrei die ganze Banlieue durchquert.

Ansonsten ist der Verkehr in der Tat nicht so schlimm, ich habe auch den Eindruck, dass man in F mehr Rücksicht auf die Radfahrer nimmt als in D. Die Radweitstrecke ist insofern wirklich zu empfehlen, da sie meist auf kleinen Straßen verläuft.

Die kleinen Dörfer ... dieses von Stefan geschilderte Problem hatte ich auf meiner Fahrt nach Paris auch. Wenn man stundenlang durch Lothringen fährt und nur ab und an kommt ein Dorf, dessen kommunikativer Höhepunkt ein Briefkasten ist, dann bekommt man schon etwas Kopfschmerzen, was die nächste Unterkunft angeht. Oder auch einfach nur die Verpflegung unterwegs. Viel Verkehr ist in der Tat nicht, dieser Teil Lothringens gehört zu den am dünnsten besiedelten Gebieten Frankreichs.

Ansonsten: Quatsch, verunsichert

Soooo... wir stehen quasi vor der Abreise. Und allerhöchstwahrscheinlich fahren wir nach Paris :-)
Vielen Dank an alle Tipps und Empfehlungen, besonders auch an Holger, wir haben uns mal deine Tracks auf'm GPS abgespeichert.
Jetzt geht's ja erstmal zu meinen Verwandten und von dort aus am Sonntag weiter. Die Radweit-Karten werden wir uns auch mitnehmen. Wie wir dann genau fahren, ob nach Track, Karte oder doch ganz anders, entscheiden wir wahrscheinlich spontan vor Ort ;-)
Bin ja echt froh, dass das Wetter im Moment so gut ist, hoffentlich hält's!

Bis dann :-)
Florian

Sind die verlinkten Radweit-Strecken komplett asphaltiert?

Für n.J. hab ich Trier - Paris in 2 Tagen mit dem RR ins Auge gefasst.

Die beiden französischen Teile von Reims – Mainz und die Route Paris – Reims sind durchgehend asphaltiert.

Im Übrigen sind Routenabschnitte mit irgendwie schwierigem Belag in radweit-Karten grundsätzlich gepunktet dargestellt mit Buchstabenkürzeln für die Art des Belages.

Gruß
Ulrich

Ich bin sie mit dem Rennrad gefahren. Mainz-Reims nicht komplett entlang der Route, aber weitgehend. War alles asphaltiert. Es lohnt sich allerdings die Strecken ins GPS zu übertragen, insbesondere in den Städten spart man sich Kartenblickzeit.

Gibt es die gps-Daten irgendwo oder muss ich mir die Strecke selber zusammenbasteln?

Ich beabsichtige, Tracks auch für diese Routen zu erstellen. Ab November habe ich mehr Zeit dazu als jetzt.

Gruß, Ulrich

Ich habe sie mir gebastelt, ging aber ganz gut, weil die Vorlage sehr genau ist. Oder Du machst es wie Florian und nimmst meine

Jeweils unten auf der Seite jeder Etappe. Vor Reims bin ich allerdings nochmal von der Route abgewichen, weil ich von so einer Weltkrieg-1-Wüstung gelesen hatte und die sehen wollte ... klappte nicht, da mitten in Militärischer Sperrzone.

Am letzten Tag ist die Gesamtroute zu finden.

http://www.montivagus.de/to1005.html

Hi,

vielen Dank nochmal an alle besonders an Holger! Wir sind wieder zurück und die Tour war erfolgreich!
Wir hatten uns ja die letzten beiden Tracks vor Paris von Holger abgespeichert.
Bis Trier/Wasserbillig war die Strecke ja sowieso klar, von dort aus sind wir dann über Luxemburg bis zum Startpunkt des Tracks von Holger gefahren, das war allerdings noch ziemlich autoreich.
Aber die Strecke von Holger war dann einfach nur klasse. Kleine Dörfchen, Straßen die sehr gut befahrbar waren und man hatte sie so gut wie für sich allein. Am besten hat uns die Strecke bis Reims gefallen, danach wurde es dann etwas hügeliger und anstrengender.
Leider hatten wir an vielen Tagen ziemlichen Gegenwind und auch teilweise Regen, was uns aber den Spaß nicht nehmen konnte.
In Fère-en-Tardenois sind wir auf eine Menge Enduro-Fans und Fahrer gestoßen, die sich wohl auf das Rennen am nächsten Tag vorbereiteten und dort campten. Denen haben wir uns dann auch für eine Nacht angeschlossen :-)
Sehr beeindruckt haben uns auch einige Soldatenfriedhöfe, die tipp-topp gepflegt waren und eine riesige Gärtner-Mannschaft besaßen. Solch riesige Anlagen hätten wir nicht inmitten der kleinen Dörfchen vermutet.

Und Paris war dann natürlich das komplette Gegenteil. Ist ja wirklich riesig diese Stadt. Sehr beeindruckend aber der Verkehr ist natürlich ziemlich stressig.
Und dass man mit dem TGV einfach sein Fahrrad mitnehmen kann fanden wir auch klasse. Der Rückweg hat nur 3 Stunden gedauert, wofür wir vorher über ne Woche gekurbelt haben!

Viele Grüße
Florian

Gern geschehen, dann muss ich den Dank aber weitergeben an radweit, denn das war in großen Teilen die Radweitstrecke (bis auf den Abschnitt kurz vor Reims). Und an die Tipps von StefanS


Der Gegenwind ist wohl eher die Regel, da hatte ich ziemliches Glück letztes Jahr. Regen hatte ich auch, hauptsächlich nach Reims (obwohl mir die Landschaft da besser gefiel als vorher, eben wegen der Hügel. In Fére hatte ich eine sehr nette Chambre-d'hôtes-Unterkunft, wo es in Gin schwimmendes Tomate-Olivenöl-Eis gab