Montagmittag, wir sitzen zu viert am Lago di Lugano in einem Garten-Restaurant. Über uns blauer Himmel und die Sonne. Nach drei Tagen Wandern im Malcantone wird es langsam Zeit für die Rückkehr und in etwa vier Stunden fährt unser Zug.
"Jetzt sollte man sich aufs Rad schwingen (darf ausnahmsweise auch schwarz sein ) und Richtung Süden fahren können. Irgendwann so Ende Mai kommen wir dann in Kalabrien an und bleiben bis Anfang Juli"
Schöner Gedanke nicht? Was hindert uns daran? Eigentlich nur die Kohle, schade, dass Träume an so banalen Dingen scheitern können!

Es hängt halt mehr dran als nur die Kohle: Job, Wohnung, Versicherungen, soziale Kontakte, etc...

Beim "Ab und weg" bin ich mir nicht hundertprozentig sicher, ob wir nicht gerne einfach nur dem Alltag entfliehen wollen anstatt uns neue Gegenden anzuschauen. Und wenn wir "nur" dem Alltag entfliehen wollen stellt sich die Frage warum wir nicht daran arbeiten, unseren Alltag angenehmer zu gestalten...

Als wir letztes Wochenende im Elsass die Kurve Richtung Basel machten kam bei mir auch ein spontanes Fernweh hoch...warum jetzt nicht weiter Richtung Süden fahren...

Aber ich finde es auch wichtig, Träume zu haben die man sich NICHT jederzeit erfüllen kann - das hält die Sehnsucht wach...

In diesem Sinne,

Grüsse aus dem sonnigen Glatt-Tal ins wahrscheinlich ebenso sonnige Zürcher Oberland


Martin

Zur Zeit noch im auch so sonnigen Winterthur, aber nicht mehr lange, dann wird mit dem blauem ultrageilen Renner noch ne Fettverbrennungsrunde hinlegen.

Es ist ja nicht die Kohle, die man in der Zeit, in der man unterwegs ist, nicht mehr verdient, sondern vielfach der Wiedereinstieg danach. Mit 20 sah ich das ganz anders, das Fortbewegungsmittel war damals ein aufgereckter Daumen. Der Alltag ist bei mir gar nicht so grau, dass ich ihm entfliehen möchte, vielmehr ist der Wunsch da, einmal unbeschwert und ohne Zeitlimit irgendwo rumkurven zu können.

hm, waere froh wenn ich jetzt in Lugano waere. Berge, der See .... . So bin ich in Frankfurt


tja, ist halt alles relativ ....

Hallo Winterthurer,

bei mir ist's auch eher das Zeitlimit...einfach wenn's schön ist noch ein paar Tage dran hängen zu können...
Arbeite gottseidank "nur" 80 % und hab immer ein verlängertes Wochenende - das ist schon mal nicht schlecht...

ja habt ihr den da keinen See?.

Hi miraculix,
Du sitzt also in Frankfurt und sehnst dich nach der Schweiz?
Kenn' ich irgendwoher...
Du heißt nicht zufälligerweise Heidi?

Also Zürich ist wirklich eine tolle Stadt zum leben!!!

Der See
Das Stadtbild
Die Leute
Die Preise

Gruss an alle Sich-in-die-Schweiz-Sehner...

1. ich heiße nicht Heidi
2. See in Frankfurt?!? naja, den Ostparkweiher

Aber dafür haben wir gaaaanz tolle Hochhäusli (sagt man so in der Schweiz?), die habt ihr nicht! Bäääh!

Zum Thema ab und weg:

Wenn Du wirklich den Drang hast länger zu gehen, dann gehe auch mit wenig Geld. Wenn Du genügend Geld hast, kauf Dir zuerst eine gute Ausrüstung und gehe dann.

Michi, der irgendwann einmal gehen wird.

Hallo!
Das ist ja unsere Devise, einfach los und weg. Fahren wohin man möchte und so lange man möchte. Das einzige, was uns nach Hause bringt ist natürlich logischerweise das (fehlende) Geld ...irgendwann...

Schaut doch einfach mal auf unsere Seite www.dieweltenbummler.de unter dem Punkt Sabbatical. Der eine oder andere kennt vielleicht das Buch, was wir dort vorgestellt haben. Aber die Meinung, die wir dort vertreten wird wohl einige Diskussionen auslösen.

Hier wurde der Punkt "soziale Kontakte" aufgeführt. Dazu ein Beispiel: Auf unserer letzten Reise im letzten Jahr wurden wir von zwei verschiedenen Personen aus unserem Freundeskreis (die sich nicht kennen) "gebeten" wieder nach hause zu kommen, damit man mal wieder was daheim unternehmen kann. In der Zeit seit der Reise haben wir diese Personen gerade mal 4 oder 5 mal gesehen. Telefonischer Kontakt bestand nicht öfter als auf unserer Tour. Warum hätten wir dann nach Hause kommen sollen? Nun, liegt vielleicht daran, dass wir im anonymen Moloch Ruhrgebiet wohnen, keine Ahnung. Ein soziale Bindung familiärer Art besteht auf Grund fehlender Geschwister nur zu den Eltern. Und die unterstützen einen auch noch, wenn man losfährt, warum sollte man das unter den Voraussetzungen dann nicht auch machen?

Beruflicher Wiedereinstieg?
Zumindest einer von uns hat trotz der derzeitigen Arbeitsmarktlage innerhalb von 24 Stunden eine Stelle (pflegerischer Bereich) - aber gerade auf Grund dieser Tätigkeit auch ständig den Anblick von Krankheit und Tod vor Augen. Das führt nur wieder zu dem Wunsch, etwas von dieser Welt sehen zu wollen.

sich den Alltag schöner gestalten?
auf einer Langzeitreise tritt irgendwann auch mal Alltag ein - völlig klar. Aber ist im gesamten gesehen, dieser Alltag nicht generell schöner als der in der Heimat?

Wir haben bei uns zu Hause eine Weltkarte über der Couch hängen. An manchen Tagen stehe ich davor und staune immer wieder wie groß diese Welt ist und wie klein eigentlich Europa, geschweige denn Deutschland.
Und um die Teile diese Planeten, die wir mal sehen wollen müssen wir einfach losradeln. Mit der normalen Urlaubszeit, die einem zusteht wird man das, wenn überhaupt, nur mühsam schaffen können.

Ich möchte nicht, dass hier ein falscher Eindruck entsteht. Wir sind eigentlich recht fleißig und üben unsere Arbeiten aus, so wie es sich gehört. Aber dennoch ist ein Leben möglicherweise zu kurz um es nur mit Arbeit und "normalen" Alltag zu füllen.

Ich hoffe, es hat überhaupt noch jemand bis hierhin gelesen. Meinungen würden uns auf jeden Fall interessieren.


Bianca und Michael

Hallo Weltenbummler

Ich habe den ganzen Text gelesen und auch derjenige auf Eurer Homepage. Ich denke Ihr macht genau das richtige. Die Frage nach dem "wie kannst Du das", hab ich auch schon öfters gehört (bin einige Male 4 Monate weggewesen und möchte in nächster Zukunft einmal noch viel länger weg).
Ich denke, dass viele mit dem "Motto" aufgewachsen sind: schaffä, schaffä, häusle baue (sorry, bin Schweizer) - heisst: arbeiten, arbeiten, Haus bauen.
Dann sind wir in einer Gesellschaft, die nicht mehr arbeitet, um zu überleben, sondern um sich Luxus anzuschaffen. Getrieben von Materialismus - man muss einen Fernseher, ein Handy, ein Auto haben, neuerdings sind auch bei vielen die meist unnötigen Schönheitsoperationen der Trend - fällt es wohl den meisten schwer, zu entdecken was wirklich wichtig ist im Leben. Darum können sie auch nicht loslassen und fühlen sich am wohlsten, wenn es genug Geld auf dem Bankkonto hat.

Sorry, wenn ich damit irgendjemandem zu Nahe trete, aber das ist nun Mal meine Meinung. Bei vielen wird das wohl auch unbewusst sein, dieser Weg, vorgelebt von unserer Gesellschaft.


Gruss Michi

es gibt auch Leute - Künstler, Wissenschaftler (wie ich ), Sportler etc. - die sehr viel Befriedigung aus ihrem quasi 'freischaffenden' Beruf ziehen. Und für die das mehr ist als nur ein Mittel zum (manchmal nicht unbedingt üppigen) Geldverdienen. Und die auch oft nicht einfach so aufhören können - weil der Wiedereinstieg dann sehr schwer ist.

Weiß nicht, Schubladendenken ist da doch Quatsch. Zwischendurch-Aussetzer sind sicher keine faulen Säcke, und wer Spaß hat an seiner Arbeit ist nicht unbedingt ein Streber-Worcaholic. Ich kann es mir zur Zeit einfach nicht vorstellen, meine Arbeit länger aufzugeben. Aber das mag sich sicher ändern ...

Hallo Miraculix

Stimmt, es gibt sicher viele Leute, die Ihre Arbeit gerne machen, ich kann's mit selber nur nicht vorstellen...
Mein vielleicht etwas schubladisiertes Denken ist sicher auch nicht das positivste. Schlussendlich muss ja jeder seinen eigenen Weg finden.
Ich finde einfach diesen übertriebenen Luxus recht sinnlos.

Michi

Hi Fernwehgenossen,

Ich sehe immer wieder, dass diejenigen die "gut" wegkommen für ein ganzes Jahr, oft den selben Beruf haben: LEHRER mit Sabatjahr, Techn. Schule fertig und weg, bevor eine feste Stelle angetreten wird, etc. Natürlich lockt der Süden stark, wenn man gerne draussen ist. Aber alles liegen lassen ist nicht so einfach, wenn man Familie und Kinder hat. In Matala/Kreta sprach ich am Strand mit einem Deutschen von ca. 40 Jahren. Er hat alles aufgegeben, lebt im Himalaya und verkauft Schmuck an den Stränden. Kleidung, wie ein Jogi und schläft in einem kleinen Zelt. Er ist total aus dem System ausgestiegen.
Also wir wären schon froh, wenn wir in Südfrankreich wohnen könnten und öfters Ferien hätten.

Gruss,

Kanis

Hallo Michi, hallo Miraculix hallo alle anderen,

ich möchte nicht abstreiten, dass es Berufe gibt, bei denen man nicht mal so eben raus kann. Das müssen noch nicht mal Sportler, Wissenschaftler oder Künstler sein. Auch spezielle Berufstypen wie ein Feuerwehrmann oder Polizist kann nicht unbedingt ohne Folgen kündigen. Und manche wollen einfach nicht, weil ihnen die Karriere und der von Michi angesprochene Luxus wichtiger ist. Doch so ein "Managertyp" bin ich nun mal nicht. Ich bin ein stinknormaler Angestellter (der den ach so "sicheren öffentlichen Dienst" zum dritten Mal verläßt), der bereit ist, nach einer Rückkehr auch mal Pizza auszufahren oder andere Tätigkeiten auszuüben, die in der Gesellschaft vielleicht weniger angesehen sind.
Und als Büromensch ist man auch austauschbar. Das gilt für den Arbeitnehmer sowie für den Arbeitgeber. Denn die Tätigkeiten unterscheiden sich im großen und Ganzen kaum. Und wenn man wie ich beruflich mit dem Arbeitsmarkt zu tun hat, dann sieht man die Chancen auf eben diesem gar nicht sooo schlecht. Außerdem ist es spannend, wenn man nicht weiß mit was für Menschen man die betriebliche Weihnachtsfeier verbringt .
Wie auch immer, für mich gilt: Gesund, kinderlos, schuldenfrei und bescheiden - dann kann ich mir den Luxus einer Langzeitreise auch leisten.
Denn die wahren Schönheiten dieser Welt und das wirklich wichtige im Leben lerne ich nicht auf der A3 auf dem Weg zur Arbeit kennen.
Auch ich möchte niemandem auf den Schlips treten, ist halt einfach nur meine Einstellung und ich bin froh, dass ich eine Freundin habe, die das genauso sieht und dementsprechend auch mitmacht.

Viele Grüße aus Essen

Michael

P.S.: Noch acht Arbeitstage, dann Resturlaub und dann fünf Monate Radtour!!![

Hallo Michael

1. Kann mich Deinen Formulierungen nur anschliessen

2. Mann muss sich halt Prioritäten setzten. Kinder,Familie/Karriere/Reisen etc. und für sich das beste raussuchen.

3. Bin trotzdem neidisch über Deine bevorstehenden Ferien

4. Wünsche Dir aber dennoch schöne, sonnige Ferien

Michi

ja, bei aller Philosophiererei sollten wir nicht vergessen, dir viel Spaß bei deiner Langzeitreise zu wünschen ...

Hallo Ihr Weltenbummler und Globetrotter!!!

Wenn man etwas wirklich will, dann ist kein Berg zu hoch und kein Hindernis unüberwindlich - es ist allein der Wille oder die innere Stimme die zum Tragen kommt!

Jeder von uns kann/könnte die Bande die ihn hier fesseln durchschneiden und einfach losziehen. Und hinterher würde sich sicherlich wieder ein Einstieg ins berufliche/soziale Leben finden.

Derjenige, der sich sicher ist, dass er einen neuen Weg beschreiten will - egal ob Langzeitreise, Familiengründung, Hausbau, etc... - wird es auch tun und die Hürden auf dem Weg dorthin überwinden. Und wer nur davon spricht und sich's in seinen Tagträumen vorstellt, der will es nicht wirklich oder für ihn ist die Zeit noch nicht reif...

Martin,
der viel mit dem Finger auf der Landkarte unterwegs ist
aber nach 3 - 4 Wochen Reise immer furchtbar Heimweh bekommt...