Hallo,

als bekennender Warmduscher bevorzuge ich eigentlich Campingplätze. Dieses Jahr soll es von Lulea via Nordkap nach Kirkenes gehen. (Hier die geplante Strecke) So wie es aussieht, werde ich das ein paarmal das Jedermannsrecht nutzen müssen.

Ich bin letztes Jahr bis Haparanda gekommen und bin einigermaßen mit der landschaftlichen Situation vertraut. Und die wirkt eher so auf mich, es gibt eklatant wenige Möglichkeiten sein Zelt aufzustellen. Sei es der Untergrund oder weil gleich neben der Straße der Wald ist.

Habt ihr irgendwelche Strategien, wie ihr in dieser Gegend ein Platz für euer Zelt findet.

Meine Idee ist, da wo die Straße einen See oder Fluss berührt, müsste etwas zu finden sein.

Wie lautet eigentlich das Wort für Schutzhütte und Rastplatz in Schwedisch, Norwegisch und Finnisch. Gibt es diese Badplatskultur der Schweden auch in Finnland und Norwegen.

Viele Grüße
Stephan

Hi Stephan,
auf finn.: Schutzhütte = autiotupa (kommt dem zumindest recht nahe). In Finnland gibt´s auch noch laavu = Unterstand aus Holz (darin kann man auch schlafen) sowie kota (so ne Art "Holzzelt" mit nem Loch in der Deckenmitte zum Rauchabzug).

Wat is denn Badplatskultur?

Ich verstehe Dein Zeltproblem nicht. Fahr einfach ein paar hundert Meter irgend ´ne kleine Waldstrasse in den Wald rein, dann ein paar Meter in den Wald reingelaufen und Zelt aufschlagen. Falls Du Feuer machen willst, musst du allerdings (zumindest in Finnland) irgendwo ´ne offizielle Feuerstelle (davon gibt´s in Finnland jede Menge!) benutzen.

Was ist denn mit dem Untergrund verkehrt? Zuviel Preiselbeersträucher oder Sumpfporst? Der Unterwuchs ist bisweilen tatsächlich ziemlich heftig. Am Eismeer zuviel Fels (?).

Viele Grüße und schon jetzt alles Gute für Deine Tour!
Thomas

In Finnland hättest Du übrigens alle diese Probleme mit der Zeltplatzsuche nicht. Hier sind in der Karte GT6 alle Zelt-, Unterstand- und Schutzhüttenplätze verzeichnet. Dasselbe gilt für die Feuerstellen, wo dann Brennholz für Dich bereitliegen würde. Ja, und offizielle Radwanderwege sind auch verzeichnet, die benutz ich immer und bin noch nie enttäuscht worden.

So, um mal ´n bisschen Werbung für Finnland gemacht zu haben! Hier ist es dermassen einsam, da könnte ruhig mal einer mit´m Rad vorbeikommen.

vG
Thomas

Erst einmal danke.

Badplatskultur? In Schweden findet man an Seen und Flüssen Badestellen. Dort ist das Gras gemäht, gibt es Umkleidekabinen, Sitzgelegenheit. Sie sind ausgeschildert und man findet sie in den Karten.

Zu den Zeltplätzen. So einfach wie Du das beschreibst, hatte ich nicht den Eindruck dass es geht. Die kleinen Waldstraßen waren extrem selten und der Wald wäre so dicht gewesen, so dass ich das Zelt auf der Straße hätte aufschlagen müssen. Wenn die Bäume licht waren, dann war der Untergrund so, dass ich nicht gewußt hätte, wie das Zelt aufstellen.


Viele Grüße
Stephan

Ich zelte nicht wild, hatte aber beim Radeln den Eindruck, dass das in Finnland tatsächlich leichter geht als in Schweden oder Norwegen. Finnland ist flach und der Untergrund ist nicht felsig.

Martina

Du bist im hohen Norden unterwegs, über dem Polarkreis. Da gibt es keinen dichten Wald. Du wirst an jeder Ecke eine Möglichkeit finden Dein Zelt aufzuschlagen.

Gruß Mini

hallo,

ich kann dir versichern, dass du auf deiner Strecke keine Probleme haben wirst dein Zelt aufzuschlagen. südlich von Lulea würde ich dir zustimmen, der Wald ist teilweise zu dicht, verwachsen und der Untergrund zu steinig. Da habe ich auch häufig an Badplatsen, auf Rastplätzen oder an/in Schutzhütten geschlafen. Nördlich des Polarkreises, und das ist nicht weit von Lulea, wird der Wald erst lichter und verschwindet dann nach und nach. Der Untergrund ist häufig ein weiches Bett, du musst nur vor dem Zeltaufstellen, die Stelle von den Blaubeeren "freiessen" ;-) sonst ist dein Zeltboden nach der Tour blau eingefärbt. Sind aber sehr gesund, schmecken herrlich und machen sogar satt. Wasser zum waschen und trinken findest du auch reichlich.

Wild zelten in der Gegend die du beradeln möchtest ist vollkommen unkompliziert.

Ok, danke - ich dachte schon, dass wäre was mit FKK oder irgend so´n Schweinskram...

An so ´ner Badestelle habe ich (in SE-Finnland) auch schon zweimal gezeltet. Mochte ich nicht. Beim ersten Mal war ich am Pielinen-See, und ein paar km weiter war irgend ´ne wilde Mittsommerfete am Koli-Campingplatz zugange. Das Wasser hat den Sound wunderbar bis zu mir in den Schlafsack rübergetragen. Beim zweiten Am Wasser-Zelten sind irgendwelche Bekloppten mit ihrem Motorboot um fünf Uhr morgen auf den See rausgefahren um ihre Netze zu checken. Wieder mal ein ziemliches Sounderlebnis... Ich weiss schon, was beim dritten Mal passiert: Bestimmt schreit sich da irgend ´n Sterntaucher auf dem Wasser die Seele aus dem Leib. Nee, dann lieber in den Wald rein, auch wenn´s landschaftlich weniger interessant ist. Sollte das denn in Schweden echt so schwierig sein? Naja, ok, das wirst Du besser wissen als ich.

vG
Thomas

Falls Du mit "wildzelten" illegal meinst, dass trifft für Skandinavien nicht zu, weil Jedermannsrecht. Siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Jedermannsrecht

Viele Grüße
Stephan

Jörg und Mini haben mein Problem erkannt. Die Strecke zwischen Lulea und Haparanda war waldmäßig ziemlich deftig. Das habe ich hoch gerechnet.

Viele Grüße
Stephan

Nö, ich meine damit lediglich, dass ich Campingplätze netter finde. Und dass es mir zumindest in Norwegen ähnlich ging wie dir: ich hätte nur sehr selten einen Platz gefunden, auf dem man ein Zelt aufstellen kann. Entweder ist der Untergrund sumpfig oder felsig oder uneben oder es steht ein Ferienhaus drauf.

Martina

hallo stephan,

ein paar campingplätze zeigt es mir auch da oben an. einfach mal ranzoomen. vielleicht kennst du die seite auch schon:

http://www.camping.info/campingplaetze

grüße,
ralf

Ab Alta sieht das ganz gut aus. Dort gibt es gleich mehrere CP's. Ich hab hier in Solvag (oder so ähnlich) übernachtet. Netter Aufenthaltsraum und Dusche im Preis von 150kr mit drin. 80km nach Alta erreichst du Skaidi, dort gibt es auch einen CP, weitere 20km kommt Russenes. Preis war ~100kr + Duschen, ist aber nicht sonderlich schön.

Viele Plätze findest du über http://www.nafcamp.com/de/ oder Archies POI's.

Noch ein Tip zum Nordkap: Wenn du dir den happigen Eintritt sparen willst, dann komm dort zwischen ~2:00 und ~9:00 an. Ein paar km vor dem Nordkapmuseum gibt es auf der linken Seite einen kleinen Parkplatz, von wo auch ein Wanderweg zu einem Aussichtspunkt (~9km einfach) abgeht. Dort kann man sein Zeug abstellen, wandern, pennen, früh aufstehen und auf zum Nordkappmuseum und hoffen, dass es schönes Wetter ist. Gute Zeiten zum Besichtungen des Museums sind so von 14-20Uhr. Da ist nicht so voll. Übernachten unterhalb des Parkplatzes geht auch recht gut, ist aber teilweise schlammig.

@Martina: nördlich von Trondheim hast du nur noch das Problem, dass du eine trockene, ebende Fläche finden musst.

Lieber Stephan,
also schönere Zeltplätze (nicht Campingplätze) findest Du auf der ganzen Welt nicht.
Ich kann mich an kaum einen Abend erinnern, wo wir lange hätten suchen müssen.
Mal gleich am See oder am Fluss oder am Meer.
Jede SMS startete: Wir stehen hier mit unserem Zelt am schönsten Fleck des Globus....
Ausser im äussersten Norden auch stets genug Brennholz. Am Meer Treibholz.
Ich mag keine Campingplätze.
In Lappland die waren aber auch für mich ertäglich, wenn das Wetter zu schlecht war oder eine Waschmaschine oder ein Trockner gebraucht wurde.
Oder bei Welt- und Europameisterschaft ein Fernseher!!!!
Keine Sorgen und viel Spaß
Uwe

P.S.: I hasse das Nordkap!!!!

Hallo Stephan!

Ich glaube, die Frage ist eher, WIE wild zelten funktioniert, nicht ob.
Wer dort oben (und meistens auch anderswo) einen perfekten Zeltplatz wildzeltenderweise erwartet, mit kurz geschnittenem Gras, bester Aussicht, usw., der wird fast immer und fast überall enttäuscht. (Drei Ausnahmen habe ich heuer bei meiner Slowenientour erlebt. Aber die sind, wie schon geschrieben, Ausnahmen und waren auch nicht völlig perfekt.)

In Skandinavien musst du dich auf nicht ganz ebene, manchmal leicht schräg abfallende Zeltfleckerln einstellen. Feuchtem bis sumpfigem Untergrund ist nicht immer völlig auszuweichen, und sehr selten steht genau vor dem Zelteingang ein kratziger Busch. Manchmal kannst du vor dem Zelt dinieren, manchmal setzt du dich besser etwas abseits. Manchmal brauchst du ein bisschen Kreativität, um dein Tunnelzelt (falls du eines hast), auf den nur dünn überwachsenen Gneisflächen fixieren kannst. Manchmal wohnst du versteckt und unsichtbar für alle, und manchmal sieht dich jeder, vielleicht auch in der Nacht. Und manchmal hast du sogar einen Bach mit Trink- und Waschwasser direkt neben dir.

Je nachdem, wieviel Zeit, und wielange Strecken du für die Zeltplatzsuche investieren willst oder kannst, hast du eine grosse oder nur eine eingeschränkte Auswahl. Alle angenehmen Faktoren kannst du, auch wenn sie sehr selten grossteils erfüllt werden, nicht zugleich haben, alle unangenehmen dagegen wirst du auch fast nie erleben.

Selbst radle ich eigentlich so gut wie überall ziemlich unbekümmert vor mich hin und fange erst in den letzten paar km des Tages an, mir die Gegend genauer an zu schauen. Und gerade in Skandinavien war es meistens recht leicht, ein Platzerl zu finden, es gibt viel Land, das nicht landwirtschaftlich genützt ist, und ausreichend Abstand zu den Bewohnern des Landstriches, damit ich ihnen nicht zu nahe trete. Nicht gesehen zu werden ist in Skandinavien nicht wichtig. (Die seltene Ausnahme: besoffener, lästiger Passant, die kann dir überall blühen, auch auf den verstecktesten Platzerln, und noch viel mehr auf Campingplätzen.)
Ein Zelt mit einer eher kleinen Grundfläche macht es auch leichter, ein gutes Fleckerl zu finden, und wenn es einen guten Boden hat, bei dem allfällige Nähte eventuell noch einmal abgedichtet wurden, machen ein paar Tropferln Moorwasser auch nichts aus.

Mein Vertrauen, dass das Schicksal (die Vorsehung/der liebe Gott, wie es wer auch immer sehen will) mich immer noch zur rechten Zeit ein Platzerl finden lässt, hat mich noch nie getrogen, und wenn es nur eine zugewachsene Verkehrsinsel mitten im Kreisverkehr in Prag war, auf der ich herrlich geschlafen habe, nachdem ich in stockfinsterer Nacht und ohne Licht angekommen war.
Lass dich einfach darauf ein, du wirst sehen, es geht schon!

lg! georg