Hallo,

wo doch gerade heiß über Bremsen diskutiert wurde, und die emotionalen Standpunkte hoffentlich erstmal geklärt wären, klink ich mich mal für eine Scheibenfrage ein:
Als bisheriger Felgenbremser ahnungslos und ein bißchen suchmaschinenfaul:

Was wäre denn eine gute, leichte und nicht allzu teure Scheibenbremse nach aktuellem Stand der Dinge?
Reicht z.B. eine mechanische? Mein Systemgewicht liegt max. bei 115 kg. Ich überlege es fürs nächste 26er Ganzjahres-und Reiserad.

Vielen Dank

Meiner ummaßgeblichen Meinung nach: Ja. Und auch hier ist Avid momentan empfehlenswert.
Gruß
Uli

man kriegt schon eine 2010 Deore Scheibenbremse für 55 euro und die ist Hydraulisch und Bremst wie verrückt, hatte sie am Dirt rad...

Mechanische Scheibenbremsen lohnen sich irgendwie nicht, bei den Preisen für die Hydraulischen.

bin überzeugter Benutzer dieses Modells. Nicht leicht, aber robust, extrem gut gepreisleistet, Servicekit gleich dabei, sehr befriedigende Dosierbarkeit und Verzögerung, das übliche Hopplahierkommeichgeräusch bei Nässe, prima in der Entlüftung, kein DOT, Beläge langlebig. Außer für Rennlenker sehe ich keinen Bedarf für mechanische Discs.

Hab auch schon oft gehört dass die Deore eine gute Scheibenbremse ist, nicht nur hinsichtlich des Preis/Leistungsverhältnisses.

Dass sich deswegen mechanische Bremsen wie z.B. die Avid BB7, mit der ich sehr zufrieden bin, kann deswegen allerdings nicht unbedint gesagt werden.

Hier beginnt dann nämlich wie auch bei der anderen großen, gerade laufenden Felgenbremsdiskussion nämlich, welche Präferenzen man setzt.

Die mechanischen Bremsen können z.B. wieder ohne viel Werkzeug sehr leicht gerichtet werden, und mit dem Bremshebel könnte ich auch (passende Felge vorausgesetzt) schnell auf V-Bremse umrüsten.

Mechanische Scheibenbremsen haben ziemliche Nachteile. Die Zangen sind groß, insbesondere hinten kollidieren sie mit allem Möglichen und Unmöglichem, bevorzugt mit dem Gepäckträger (und mit solchen Murkslösungen wie der Trägermontage auf der Achse bleibe man mir meterweit vom Leibe) und außerdem gibt es keine selbsttätige Nachstellung. Wenn schon, dann richtig und (hier muss jeder selber abwägen) mit Mineralöl als problemloses Übertragungsmedium. Bremsflüssigkeit hat unangenehme Eigenschaften, die unangenehmsten sind vermutlich die Giftigkeit und den Zwang, die Brühe immermal zu wechseln - wobei sie gleich noch den Lack angreift. Über die mechanische Ausführung und Qualität von Hope und Hayes kann man ansonsten überhaupt nichts negatives sagen.
Baugleiche Verschleißteile, zumindest Bremsohlen, sind auch eine Überlegung wert.

Falk, SchwLAbt

ich mag am liebsten den Hebel der Louise FR bis Bj 2006 und die Bremszangen der aktuellen Martha. Hab das daher so am aktuellen Rad verbaut. Zusammen mit Goodridge Stahlflexleitungen.
Ich würde versuchen in der Bucht oder im Forum gute gebrauchte der Louise FR Bj2004-2006 zu bekommen.
Gelegentlich gibts den Satz für <120€ Damit hast Du, bei 180er Scheibe vorn, ausreichend Bremskraft für alle Situationen und auch eine gute Standfestigkeit für hohe Fahrzeuggewichte.

:job

Ich schon. Hatten in der Werkstatt bei Neurädern erhebliche Probleme. Von diesem "Glump" würde ich die Finder lassen.

Toni

Servus Job,


warum auf Ebay techisch etwas rückständige "Museumsteile" ersteigern, wenn es für kleines Geld gscheite Bremsen neu vom Anglerbedarf gibt. Die Vorgängerbremse BR-535, gab es sogar mal für 69 Euro als Set bei H&S.
Vorteile: Leichte Befüllung ohne Ölbad, größerer Rückzugsbereich dank Spreizfeder wie bei den Mechanischen (z.B. Avid) und damit weniger Schleifen und längere Belagslebensdauer, aber die Nachstellschrauberei der Mechanischen entfällt, Belege von außen wechselbar und günstig.
Für den "Biss", um ganz sicher über den Lenker gehen zu können, braucht es natürlich richtig große Bremsscheibendurchmesser, aber für die Standfestigkeit tun es auch solide, nicht zu leichte und günstige 160er oder 180er Scheiben, die einen Ring mit möglichst wenig Löchern haben.
Wer allerdings viel Biss, viel Verschleiß und "Musik" während der Fahrt haben will, nimmt möglichst leichte und große Windcutter; bis zur ersten langen Bremsung sehen sie schick aus und danach...

Gruß
Felix

wobei ich dringend die BB7 empfehle, oder das entsprechende Modell mit beidseitiger Belageinstellung aus Japan.

Habe Dir per Mail einen sechsseitigen Test diverser S. aus einer Zeitschrift geschickt. Wer das auch haben möchte, kann sich an mich wenden.

?
äh, was?
Da ist doch auch Öl drin.
Zudem kann ich nicht erkennen, was an den 2006er Louise FR rückständig sein soll. Denen fehlt nur Das EBT der neueren Hebel. Find ich aber nicht so tragisch, schließlich macht man Befüllen nicht zigmal pro Monat?

job

bitte tu nicht so als ob mineralölische medien nur ansatzweise gesundheits- oder gewässerneutral wären.

Schon klar. Umweltneutral ist aber DOT-Bremsflüssigkeit genauso wenig, das Zeug ist im Gegensatz zum Mineralöl sogar ausdrücklich "gesundheitsschädlich" und "reizend", und die ätzende Wirkung auf Lacke, Dichtungen macht das "Handling" bei allen Arbeiten an der Bremse schon unangenehmer als wenn es "Nur" eine Ölpampe ist, die man wegwischt und gut. Beim Auto und Motorrad gibt es irgendwelche technischen Gründe, warum man das DOT nimmt (Temperaturbeständigkeit, Wasseraufnahme als gezielte Eigenschaft, um Wasseransammlungen im Bremssystem zu verhindern), beim Radl, wo nicht Tonnen von Eisen abzubremsen sind , ist das aber eigentlich nicht nötig.

lG Matthias

Hallo Matthias,

bei Harley_Davidson nehmen sie eine Bremsflüssigkeit auf Silikonbasis.
Die ist nicht Lackschädigend. Wäre ja mal eine Möglichkeit zum Testen am Fahrrad.

Silikon hat aber auch den Teufel gesehen, das schleicht sich durch nicht optimierte Dichtungen, kann auch Lacke unterwandern und abheben etc., und Du bekommst einen Silikonfilm nirgendwo mehr weg. - In der Elektronikfertigung sind Silikonölrückstände ein Schreckgespenst.

Egal ob Du klassiches Hydrauliköl = Mineralöl, DOT, silikonhaltige andere Bremsmedien hast, solang ein System auf irgendein bestimmtes Bremsmedium abgestimmt ist, würde ich da nicht auf Verdacht ein anderes Medium "mal so" testen wollen, gerade wenn ich nicht sämtliche verwendeten Materialien kenne. Am ehesten geht noch der notfallmäßige Tausch von irgendeinem Feinmechaniköl statt Mineralöl, aber das hört bei pflanzlichen Ölmischungen wieder auf, weil die manche speziell für Mineralöl gedachte Dichtungen auffressen... (neben der teils mangelhaften Schmierfähigkeit leidvolles Thema beim Umbau von Dieselmotoren auf Pflanzenölbetrieb - nein, vom """Bio"""-Diesel red ich hier noch gar nicht..)

lG Matthias

das weiß ich aber irgendwie tun hier immer alle als wär bremsöl die gesündeste sache der welt.

daß das zeug auch entsorgungspflichtig ist wegen gesundheitsschädlich und gewässergefährdend erwähnt man natürlich nie.

hm, Magura-Öl ist biologisch abbaubar. Gut, das ist erdöl prinzipiell auch.....

:job

Hi Job,


ich habe von meinen Erfahrungen mit Shimano-Scheibenbremsen im Gegensatz zu Maguras und denn Vorteilen der ersteren geschrieben, aber laß Dich nicht irritieren; wenn Dir die Maguras so gut gefallen, bleib dabei.

Gruß
Felix

Also "reizend" und "gesundheitsschädlich" im Sinne von Handhabungsvorschriften, R-Sätzen, Gefahrenzeichen etc. ist normales Mineralöl nicht, und wenn man sich's über LAck und Finger schüttet, ist mir das auch lieber als DOT-Pampe. Und das Arbeiten an Ölhydraulik macht mehr Spaß als an DOT-Hydraulik, weil Du nicht sofort jedem Tropfen hinterherputzen muß. Wie gesagt, eiiiigentlich könnte man bei solchen "Kleinbremsen" gut auf die speziellen Eigenschaften vom DOT-Zeugs verzichten. Hier sehe ich keinen grundsätzlichen Vorteil vom DOT-Zeug gegenüber Mineralöl.

lG Matthias

ist ja ok wenn du keinen vorteil bei DOT siehst.

meine DOT-bremse hat im winter auch unter minus 20°C keine mucken gemacht während die mineralölige den druckpunkt verschob und schliff weil vermutlich das öl zu dickflüssig war um allein von den dichtringen zurückgedrückt zu werden.

mit dem arbeiten mit DOT hab ich keine probleme, ich bin es vom auto und mopped einfach gewohnt. und wenn man sich dran gewöhnt hat isses auch kein problem, es wird nur immer aufgebauscht.

Deine Mineralölerfahrungen scheinen fünf Jahre alt oder älter zu sein.
Du springst übrigens auf Hinweise, dass das DOT_Zeug eine problematisch handzuhabende Angelegenheit ist, genauso regelmäßig an wie unser flüchtender Doktor Kimble, wenn irgendjemand etwas besseres als V-Bremsen auch nur erwähnt.

Falk, SchwLAbt

Das Prädikat "biologisch abbaubar" ist ein Werbeversprechen, dass wenig wert ist. Suggeriert wird, das betreffende Öl sei einfach so im Boden durch Mikroorganismen aufzulösen. Dies ist eben nicht der Fall. Auch dieses Öl verhält sich im Erdboden ebenso schädlich wie andere Öle. Unterschied: Es kann in technischen Anlagen (Klärwerk) mit bestimmten Methoden und bestimmten Mikroorganismen zu einem bestimmten Teil abgebaut werden.

Schon richtig. Trinken wollte ich weder Dot noch Magura-Blood. Aber wenn ich die Wahl habe, nehme ich das etwas weniger Schlimme. Genau wie z.B. bei Lackfarben o.Ä.

So soll das sein, wenn Du die Handhabung mit Mineralöl als angenehmer empfindest. Umweltbelastend sind beide Bremsflüssigkeiten und darum als Sondermüll zu behandeln, ohne Unterschied. (Wer sich wirklich umweltfreundlicher Verhalten wollte, müsste eine nicht hydraulische Bremse nutzen).

Und trockene Ketten fahren, fettfreie Keramiklager, chemiefreie Lenkergriffe, pflanzlich gegerbte Ledersättel, Reifen aus Naturkautschuk, weder Alu noch gar Karbon, und kein Stickstoff im Rahmen zur Erleichterung der Fuhre

wenigstens hab ich weniger missionierungsarbeit zu leisten als du. somit hab ich mehr freizeit.

es geht mir übrigends regelmäßig nicht um "ich hab mehr recht" sondern einfach darum daß das öl nicht extra vergine aus der toskana ist. das was im amerikanischen golf vor sich hinblubbert ist die vorstufe des bremsöls.

Habe die BB7 mechanische Scheibenbremse an meinem Reiserad. Das Ding ist super einfach einzustellen, kleine Imbusschlüsselbewegung und es sitzt wieder. Die Bremse stört auch überhaupt nicht mit dem Gepäckträger (hinten), da sie IM hinteren Rahmendreieck sitzt und nicht aussen. Vorne konnte ich das Platzproblem mit zwei mini-Spacern lösen (also nix mit Achsenbefestigung oder so). Habe auch die Avid Juicy 5 (Öldruck) an meinem Mountainbike und das sind natürlich Welten unterschied. Die mechanische Bremse ist von der Leistung eher mit einer Felgenbremse zu vergleichen. Trotzdem würde ich sie jedem weiterempfehlen: Am Reiserad braucht man nicht die Bremsperformance vom Mountainbike und die BB7 ist um einiges vertrauenerweckender wenn man lange Pässe abfährt als die Felgenbremse. Vorallem, wenn man viel geladen hat drückt da ganz schön was an Gewicht den Berg hinunter.

PM.-

hm. Widerspricht sich das nicht irgendwie etwas?

Naja, falsch ausgedrückt. Was ich meinte ist:

Beim Mountainbike will ich festbeissende Bremsen, wobei es nichts ausmacht, wenn der Reifen im Schotter auf dem Berg zum stehen/rutschen kommt wenn man um eine Kurve mit dem Hinterrad driften kann.
Beim Reiserad will ich solche Drift-Manoever lieber nicht. Da würden mit die Taschen und alles um die Ohren fliegen. Zuverlässig soll sie da sein. Das macht die BB7.

Das hat aber was mit der Dosierbarkeit zu tun und die wiederum mit der Reibung der Leitung. Gerade in diesem Punkt schneiden die hydraulischen Bremsen auf Dauer deutlich besser ab.
Außerdem, willst Du jede verfügbare Bauart im Bestand haben? Viel Vergnügen bei der Ersatz- und Verschleißteilvorhaltung.

Falk, SchwLAbt

Schon mehrfach habe ich versucht darzustellen, dass ein beladenes Reiserad erhebliche Bremskräfte auf die Straße bringt: Zum einen wird das Hinterrad durch die Ladung fester auf die Straße gepresse (höhere Reibung), zum anderen blockiert das Vorderrad später, da ja erheblich mehr Masse hinter dem Drehpunkt liegt (du wirst mit zwanzig Kilo auf dem Gepäckträger nicht so leicht abgeworfen).

Was ich damit sagen will: ein Reiserad kann durchaus eine ebeso starke Bremsanlage vertragen wie ein MTB.

Kleine Torxschlüsselbewegung.

keine DOT - Öl Diskussion , nur die altgewohnten Seile .
Bremskraft haben sie alle genug, notfalls gibts auch noch größere Scheiben.

Ich habe die BB7 an meinem Reiserad, und würde sie nicht mehr kaufen: Ich hatte Probleme Mit dem einstellbarem Kolben, der mir irgendwann einfach herausefallen ist. Die Probleme tauchten nach 5000(hinten) und 7000 (vorne)auf. Vorne kann ich die Bremse immer noch abstellen, hinten gibt´s nur gefiepe. Ich bin nicht der einzige, dem das passiert ist, ich habe es auch schon von anderen Langzeitreisenden gehört.

Ich jedenfalls würde sie nicht mehr an mein Rad bauen, aber ich habe natürlich das leidige Problem mit dem Rennlenker. Und wenn es um Bremsleistung geht, konnte keine Felgenbremse mit den 8¨-Scheiben mithalten.

Also: Wenn Scheibe, dann hydraulisch.