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#622120 - 05/21/10 01:17 PM Eifel und die Eisheiligen
barbara-sb
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Hallo,
hier ein paar Eindrücke einer Mai-Tour in der Eifel. Der enge zeitliche Zusammenhang mit den Eisheiligen machte sich leider stärker bemerkbar, als mir lieb war. Eifel, ich komme wieder, wenn es wärmer ist... Ja, und zu den Fotos: Ich hoffe, es funktioniert - sowohl einzeln als auch mit dem Link zum Album (dort sinnvollerweise die Reihenfolge umdrehen).

Viel Spaß
Barbara

10. 5. 2010 – Saarbrücken – Ockfen
Etappe 97 km, gesamt 97 km

Start gegen 9.15 Uhr, auf dem Saar-Radweg fluss-abwärts, allerdings mit einer leichten Abweichung: Immer wieder gerne fahre ich durch das Gemüseanbau-Gebiet der Lisdorfer Au. (Salat vor Bergehalde) Insbesondere seit Dillingen, wenn es wenig abwechslungsreich vorwärts geht, stört der Gegenwind. Rast im Fährhaus in Dreisbach. Die Saarschleife entlang sehe ich zum ersten Mal den neuen, heftig umstrittenen Fangzaun gegen Steinschlag – er ist weniger auffallend und störend, als die Kritik vermuten ließ. Weitaus störender, allerdings nicht menschengemacht, ist der dauernde Gegenwind.
Bei der Staustufe Mettlach wechsle ich ans rechte Ufer und bleibe dort auch (abweichend von der Führung des Radwegs). Der Weg entlang der Bundesstraße ist gut zu fahren. In Taben-Rodt kommt auch der offizielle Radweg auf die rechte Flussseite. Vorbei an Saarburg fahre ich bis in den Weinort Ockfen. Dort Übernachtung im Hotel/Weingut Klostermühle.

11. 5. 2010 – Ockfen – Zendscheid
Etappe 87 km, gesamt 184 km

Start wieder gegen 9.15 Uhr. In Schoden wechsle ich die Flussseite, weiter Saar-abwärts. An der Mündung in die Mosel bei Konz (Saar-Mündung) geht es über die Brücke, dann am rechten Mosel-Ufer weiter Richtung Trier. Dort überquere ich auf der Römerbrücke den Fluss, stärke mich in einem Supermarkt mit Kaffee und fahre auf dem Moselradweg Richtung Osten. Durch den malerischen Ortsteil Pfalzel und das unattraktive Industriegebiet am Trierer Hafen geht es nach Ehrang.
Dort verpasse/verschlafe ist die Radweg-Abzweigung ins Kylltal, also fahre ich auf der Bundesstraße Kyll-aufwärts. Der Verkehr ist gering, die Straße gut ausgebaut, so ist das Fahren unproblematisch. In Kordel erwische ich noch gerade ein Stück Kuchen, bevor der Bäcker um 12.30 Uhr schließt. Weiter – nun auf dem Radweg. Ich bin praktisch allein unterwegs. Eine größere Gruppe Radler hatte ich in Pfalzel getroffen, im Trierer Gebiet auch einige Einzel-Radler, aber mit Gepäck ist kaum jemand hier unterwegs.
Es geht durch Wald am Fluss entlang – sehr schön. Den Kyller Tunnel teilt die Bahn freundlicherweise mit dem Radweg. (Gemeinschafts-Tunnel) Immer wieder sehe ich große Anwesen (Mühlen?) mit eigener Kapelle am anderen Ufer. (Traumhaus?)
Den Gegenwind, der mich gestern und am Vormittag gequält hatte, vermisse ich nicht. Bisher hatte ich mich getröstet: Wenn es weht, regnet es nicht…
So glatt und steigungsfrei, wie die Beschreibung in der Eifel-Radler-Broschüre vermuten ließ, ist der Weg nicht. Immer wieder geht es (zum Glück kurze) Stiche heftig hinauf. Einmal steht ein Fuchs vor mir auf dem Weg, fotografieren lässt er sich leider nicht.
Am Nachmittag bestelle ich von Philippsheim aus telefonisch ein Zimmer im Hotel Haus Kylltal in Zendscheid. Und nun geht es mit heftiger werdenden Steigungen über Hüttingen nach Erdorf. Wenn es weht, regnet es nicht; wenn es nicht weht… Ich habe inzwischen die Regenjacke und später auch die Regenhose angezogen. In Bitburg-Erdorf erwäge ich den Umstieg in den Zug, um eine kräftige Steigung zu vermeiden, aber eine Stunde Wartezeit ist mir denn doch zu viel. Also gehe ich mit dem Rad die große Steigung an. Zunächst geht es auf der Straße hoch nach Welsecker. Auf der Straße bleibe ich auch, als die Radweg-Beschilderung nach links und abwärts weist. So schaffe ich mich weiter Richtung Kyllburg. Meine Nebenstraße stößt auf eine stärker befahrene Strecke. Es wird zunehmend feuchter. Mit Schwung geht es bergab nach Kyllburg; von dort – nun wieder auf dem Radweg – noch einmal durch einen mit der Bahn geteilten Tunnel nach St. Thomas. Ich umrunde das Diozösan-Exerzitienhaus (mit Bahnstation direkt vor der Tür); weiter geht es, zuletzt ohne Radweg auf der Straße, nach Zendscheid. Inzwischen sind auch die Socken durchnässt – warum nur fahre ich die Gamaschen in der Satteltasche spazieren?
Das Hotel ist groß und etwas abgenutzt, aber die Heizung funktioniert gut, und die Dusche liefert nach einigem Warten wunderbar warmes Wasser. Die Tagesschau um 17 Uhr sagt für die Nacht Schnee in der Eifel voraus. Das Abendessen (Halbpensions-Menü) passt zur Witterung: Eifeler Brotsuppe, Kasseler und gebratene Blutwurst mit Sauerkraut und Püree, Karamellpudding mit geraspelter Schokolade – insgesamt recht gut.

Mittwoch, 12. 5. 2010 – Zendscheid-Neuerburg
Etappe 82 km, gesamt 266 km

Ob es die Nacht geschneit hat? Am Morgen sind keine weißen Spuren zu sehen, aber es ist bitterkalt. Das stört die Vögel offenbar nicht, die – wie schon die Tage vorher – die erfreuliche akustische Kulisse liefern. Auf dem Kyll-Radweg geht es, entlang von Straße und Bahnlinie, durch Mürlenbach (Bertradaburg) (Bahnstation und Burg) und Birresborn an den Ortsanfang von Gerolstein.
Ich biege im Ortsteil Lissingen auf den Eifel-Ardennen-Radweg ab. Nächstes Großziel ist Prüm. In der Eifel-Broschüre ist diese Strecke dargestellt als eine langgezogene Steigung mit anschließendem, nicht ganz so langem Gefälle. Leider ist das Höhenprofil stark geglättet; in der Realität geht es mit mehreren, zum Teil recht ordentlichen Anstiegen und den entsprechenden Gefällstrecken doch ziemlich mühsam voran. (Eifel-Landschaft) Trotz der Anstrengung wird mir immer kälter, und das, obwohl ich fast alle mitgenommenen Rad-Bekleidungsstücke übereinander angezogen habe. In Müllenborn sehe ich eine Fabrik für Schutz- und Berufskleidung mit Verkauf. Dort statte ich mich aus mit einer Gore-Tex-Einsatzhose (Modell Deutsches Rotes Kreuz) mit breitem Reflexstreifen am Bein sowie mit einer Windstopperjacke (Modell zum 50jährigen Firmenjubiläum mit entsprechender Stickerei – vielleicht bezieht das ja jemand auf mich). Nicht gerade billig, aber ein deutlicher Komfortgewinn! Nur die Reflexstreifen stören in der Kniekehle.
Schließlich erreiche ich Prüm. Ich besichtige die wirklich schöne Basilika, darin eine Grablege mit lebensgroßen Figuren (hier) und die Drei-Ärzte-Kapelle mit Schnitzaltar und goldenem Reliquienschrein (hier) .
Weiter auf dem Prümradweg. Der Einstieg ist hinter Supermärkten (Stärkung mit Kaffee und Streuselkuchen) etwas schwierig zu finden. Dafür ist die Strecke als ehemalige Bahnlinie einfach zu fahren. Es geht durch Pronsfeld, einen ehemaligen Bahnknotenpunkt. Einige Relikte erinnern an alte Eisenbahner-Herrlichkeit.
Ein kräftiger Anstieg führt mich auf den Enztal-Radweg. Der verläuft ebenfalls auf einer Bahntrasse. Unterwegs ein recht hoher Viadukt. (Viadukt)
Die Steigung ist bahntypisch gering, das Fahren trotzdem etwas mühsam. Die „umweltfreundliche, wassergebundene Decke“ (Prospekt) entwickelt nach dem Regen von gestern eine Bindungskraft, die sich auch auf mich und mein Rad zu erstrecken scheint. Ich amüsiere mich (die Ablenkung hält sich ohnehin in Grenzen) darüber, dass jede Kreuzung mit einem Ackerweg asphaltiert und mit „Vorfahrt gewähren“-Schildern ausgestattet ist. Auf der Höhe liegt Arzfeld. Anschließend geht es kontinuierlich bergab. Die heimische Fauna bietet heute ein Reh, das bemerkenswert flink die steige Böschung hinaufspringt. Wieder kein Foto! Insgesamt ist die Strecke langweilig. Zuletzt wird feiner Asphalt-Belag spendiert, es geht durch zwei beleuchtete Tunnel. Dann bremsen extrem eng gestellte Drängelgitter das Vorankommen. Ob die Verantwortlichen wohl schon einmal ein beladenes Rad da hindurch manövriert haben? Irgendwie fühle ich mich bevormundet.
In Neuerburg (sehr hübsches historisches Stadtbild mit Kirche und burgartigem Pfarrhaus auf der Höhe) finde ich in einem Lotto-/Zeitschriftenladen noch meine Tageszeitung. Das Geschäft erweist sich als örtliche Tourist-Information. Unterkunft in der Pension "Zum Burgfried" (sehr schönes Zimmer, das auch als Teil einer Ferienwohnung fungiert), Abendessen beim Chinesen.

Donnerstag, 13. 5. 2010 – Neuerburg – Trier
Etappe 70 km, gesamt 336 km

Am Morgen ist mein Vorderrad platt. Also ist zunächst eine Reparatur angesagt. Mit neuem Schlauch starte ich um 10.30 Uhr. Ein kurzes Stück verläuft der Enztal-Radweg auf der Straße, dann – neu angelegt und noch nicht ausgeschildert – abseits davon. Kapellen und Prozessionswege sind für den Himmelfahrtstag geschmückt. (Kapelle mit Blütenteppich) Es geht auch wieder in die Höhe. (... viel Landschaft) (und noch mehr) In Reffingen trifft der Enz- auf den Prümtalradweg. Durch Holsthum und Irrel (Ort mit suboptimaler Beschilderung, ob da der Name Programm sein soll?) weiter Prüm-abwärts, wobei der Weg durchaus nicht immer im Tal verläuft. Es geht vorbei an Hopfen-Feldern. (Hopfenstangen) (Steine im Wald)
In Minden fließt die Prüm in die Sauer, die in diesem Bereich die Grenze zwischen Deutschland und Luxemburg bildet. In Ralingen wechsle ich ins Großherzogtum, dort geht es – zum Teil auf der Straße, zum größeren Teil auf dem gut ausgebauten Radweg – flussabwärts. Ab Mesenich wieder auf der deutschen Seite fahre ich nach Wasserbilligerbrück, dann entlang der Mosel an Igel (Gruß an den Igel-Radler) vorbei nach Trier.
Eigentlich hatte ich eine längere Tour geplant, es sollte weiter moselaufwärts nach Lothringen gehen, doch für die herrschenden Temperaturen hatte ich nicht die richtige Ausrüstung eingepackt. So übte meine gut geheizte Wohnung die stärkere Anziehungskraft aus. So nehme ich ab Hauptbahnhof Trier den Regionalexpress nach Saarbrücken.

Edited by schnauf (05/21/10 01:19 PM)
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#622699 - 05/24/10 09:46 AM Re: Eifel und die Eisheiligen [Re: barbara-sb]
amarillo
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Posts: 1,134
Hallo Barbara,

danke für den schönen Bericht, der sehr kurzweilig zu lesen ist und mir auch ein paar Lacher entlockte.
Enz- und Prümradweg muss ich auch mal fahren. Kommen ja noch ein paar Sommerwochenenden - hoff ich zumindest.

Gruß Hildegard
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