Hallo,

Dieses Jahr trage ich mich mit dem Gedanken Slowenien und Kroatien (evt. Bosnien) zu erFAHREN.
Welche Regionen in den beiden Ländern soll man mit dem Rad gesehen haben? Tips? Natur und Kultur.
Wie teuer sind beide Länder mit Zeltübernachtung und Essen?

Vielen Dank, schon mal .
Olivier

Hallo Olivier,
da du eine so tolle Globalfrage stellst, auf die hier im Forum schon viele Antworten auf Abruf bereit liegen - dann wenigstens noch ein paar Eckdaten von dir:
Wieviel Zeit hast du?
Wo geht es los - wo endet die Reise?
Möchtest du Schiffe und Fähren einbauen (Inselhüpfen)?
Wie groß ist dein Bedarf an Strandaufenthalten?
Dürfen auch harte Anstiege (SLO: Alpen) dabei sein?

Über Campingplatzpreise in Slowenien solltest du dir keine Sorgen machen, Kroatien kann schon mal auf mediterranem Durchschnittsniveau liegen. Hotelpreise können in Kroatien in touristischen Gegenden durchaus über deutschem Niveau liegen. Hotelpreise in SLO sind m.E. immer noch günstig im Vergleich D/A/CH/I/F/E. Essen in Slowenien eigentlich immer günstig - wenn teuer, ist es auch wirklich gut. In Kroatien kann das Essen schon mal teuer sein (Fisch) und die Qualität auch mal daneben liegen. Besonders bei der Zubereitung von Pasta ist man trotz italienischer Einflüsse nicht sehr geübt.

Ich habe 4 Wochen Zeit. Die Reise kann in Triest(I) oder in Bleiburg (A) starten, da für beide die Anreise mit dem Zug gleich lange dauert. Inselhüpfen ist ok, am Strand liegen brauch ich nicht. Was ich mag ist die Natur, das normale Leben der Einheimischen. Ich wollte die beiden Länder wenn möglich kreisförmig befahren. Touristenorte versuch ich zu vermeiden ausser es sind sehr interessante Städte:Kultur!

Olivier

Hallo,
die Mangartstichstraße hat mir sehr gut gefallen:

Auch das Socatal mit dem blauen Fluß und die ganze Gegend dort.

Vielkannst Du nicht falschmachen. In den Küstenregionen ist es tatsächlich ein bisschen teuerer, im letzten Jahr ist mir das Krk unangenehm aufgefallen. Bosnien ist noch immer am günstigsten, man sieht aber immer mal, dass dort ein heftiger Bürgerkrieg war. Auch in Kroatien gibt es Gebiete mit kaum übersehbaren Kriegsschäden. Vorsichtig gesagt, in Istrien und auf den Inseln gab es keine Kampfhandlungen, in Crna Gora (Montenegro) auch nicht.
Frag mal irg, der dürfte gerade was Slowenien betrifft, die beste Streckenkenntnis haben. Seine Empfehlung mit Javornik und Snežnik (ich bin grob von Postojna über Cerknica und über Mašun nach Opatija gefahren) war jedenfalls richtig Klasse. Wie meist war es gar nicht so einfach, sich aus den vielen Möglichkeiten eine rauszusuchen.
An eins musst du dich gewöhnen, bei der Reederei Jadrolinija kosten Fahrräder extra, und immermal mehr als der Kutscher.

Falk, SchwLAbt

Jadrolinja kostet extra?! Bin mit denen mal vor 3 oder 2 Jahren von Italien (Bari) nach Dubrovnik gefahren und habe imho nix für's Rad bezahlt, das wurde dann irgendwo zwischen 2 Lastwagen gestellt und gut war's, alles sehr unkompliziert und teuer war die Fahrt auch nicht.

Ansonsten kann ich dir in Kroatien die Region um Plitvice sehr empfehlen, zum einen ist es wirklich schön die Seen dort zu sehen (wenn auch sehr touristisch), den Campingplatz dort fand ich auch gut, aber glaube da gab es mehrer und auf jeden Fall solltest du, wenn du Zeit hast und es bergig magst, auch nach Bosnien fahren! Bin dort bislang die meiste Zeit im Neretva Tal gefahren, insbesondere das Stück von Mostar in Richtung Sarajevo habe ich als sehr schön in Erinnerung, wenn auch mit ziemlich viel Verkehr... Von wo willst du denn die Rückreise antreten oder willst du eine Rundreise machen?

Was die Preise angeht, Kroatien an der Küste wie Italien, in Zagreb war insbesondere Essen gehen meiner Erinnerung zu Folge recht günstig und auch die Preise für die Jugendherberge im Stadtzentrum waren angenehm.

In Sarajevo und Mostar habe ich auch billige Zimmer gefunden, Campingplatze waren allerdings abseits der Küste Mangelware. Wildcampen, naja, insbesondere in Regionen in denen Kriegshandlungen stattgefunden wohl nicht empfehlenswert wegen nach wie vor existenter Minen... Wie ersnst die Gefahr aber zu nehmen ist muss wohl jeder für sich selbst und insbesondere auch in Abhängigkeit des Gebietes entscheiden, Plätze zum Zelten sollten sich aber genug finden lassen...

jm2c...

Von HvS bereits indirekt angedeutet also auch der Vrisic-Pass, besser von Norden zu befahren wegen der Kopfsteinpflasterkurven. Serpentinenpass, allerdings sehr schwierig. Nette Orte im Soca-Tal sind Kobarid (Gourmet-Adresse), Tolmin (ruhiges Flair), Kanal (pittoreske Fassaden am Fluss). Weiter nach Süden ist es aber nur noch Verkehr, Nova Gorica eher eine moderne Schickeria-Stadt. Der Predil-Pass lohnt insbesondere, wenn man den See auf der italienischen Seite mitnimmt (schönes Blau mit den slowenischen Bergzapfen).

Eine schöne verträumte Route führt von Tolmin über Most na Soci (See) nach Idrija. Statt der Hauptstraße am Fluss gibt es auch eine teils Offroad-Passstraße ab Dolenja Trebusa. Idrja ist jedenfalls einen Besuch wert, eine alte Bergmannstadt (Quecksilberminen), Stickereikunst, im Schloss ist auch eine moderne Kunstsammlung. Über einen kleine Pass ist die Weiterfahrt nach Postojna oder Ljubljana. Es gibt nach Ljubljana Nebenstrecken, die nicht leicht zu finden sind. (Habe einen Israeli getroffen, der sie gefahren ist.)

Postjona lohnt nur, wenn du die berühmte Höhle(n) besuchen willst. Das ist zwar sehr touristisch, aber eben auch ein beeindruckendes Erlebnis. Weitere Höhlen gibt es auch in der Gegend (Pivka jama z.B.) - teils allerdings nur zu finden, wenn man sich genauer auskennt. Zum See von Cerkno (Versickerung im Sommer) kommt man über eine Waldpiste, die ich nicht gefahren bin, aber der Straße vorzuziehen ist. Zwischen Planina und Postojna gibt es ein paar Kurven, die von Slowenenmachos gerne als Rennstrecke verwendet werden (Motorräder). Den Cerkno-See kann man auch ganz umrunden, aber nicht durchgehend asphaltiert. Cerknica lohnt keinen separaten Besuch. Der Cerkno-See lohnt auch nur, wenn man nach Süden die Inlandsroute nach Kroatien über Gerovo fahren möchte (am Risnjak-NP vorbei). Diese Strecke ist aufgrund der Einsamkeit und schöner Auf und Abs zu empfehlen. Weiter nach/von Crni Lug, Delnice, Lokve. Anschluss zur Insel Krk, Küstenstraße oder Plitivicer Seen möglich.

Eine weitere Sehenswürdigkeit ist bei Postojna die Predamski grad (Burg im Fels) - allerdings weniger Kunst als mehr Adelsmöbel innendrin. Touristisch, aber eben auch ein einmaliger Anblick.

Ein weiterer Weg nach Ljubljana wäre von Most na Soci über Podbrdo, Zelezniki, Skofia Loka. Skofia Loka gehört auf den Pflichtplan - eine wunderschöne Stadt mit gut erhaltenen/renovierten Häusern, wie ein offenes Museum. Sehr atmosphärischer Platz und trotz Touristen auch noch ruhig genug. Da eher Tagesbesucher, würde ein Abend dort besonders lohnen.

An Ljubljana führt keine Slowenien-Reise vorbei. Geprägt von K&K-Architektur, idyllischen Weiden über dem Fluss, einem Schuss moderner Architektur und einem hippen, südlichem Flair strahlt die Stadt einen besonderen Charme aus. Burg über der Stadt, Museen sind ausreichend vorhanden. Leider ist die Ein- und Ausfahrt weniger schön (Verkehr, schlechte fahrradfeindliche Orientierung).

Im Norden von Kranj liegt noch der See von Bled mit einem Inselchen samt schmucken Schlösschen im See. Der See ist allerdings sehr touristisch, dennoch ruhig stimmungsvolle Winkel gibt es auch hier genug. Muss aber nicht unbedingt sein. Der Bohinisko-See ist eher was für den, der bei beeindrucker Bergkulisse baden möchte - auch sehr touristisch.

Ein weitere schöner Ort ist Kamnik. Von hier aus kann man über einen Pass ins Tal der Savinja. (Man könnte sich allerdings auch von Süden oder Osten nähern.) Über dieses Tal gelangt man zum Postkartental Logorska Dolina (Stichstraße), an dessen Ende einer der schönsten Wasserfälle der Alpen zu finden ist (Slap Rinka, kleiner Fußweg am Ende der Straße). Von hier aus könnte von/nach Österreich über den Paulitschsattel.

Soweit mein slowenischer Ausschnitt. Beim Rundkurs kannst du natürlich auch noch Städte wie Maribor oder Novo Mesto eionbeziehen, die ich noch nicht kenne. Die slowenische Küste lohnt weniger - bis auf den Ort Piran. Dieser Ort ist auch sehr touristisch - hat aber einen der schönsten Hafenplätze zum Verweilen. Die Touristen sind auch nicht in der kleinen Altstadt untergebracht, sondern in Gebäudekomplexen jenseits der Stadt.

Zu Kroatien vielleicht irgendwann mal etwas.

Mach die Leute nicht irre. Der See, der sich im Sommer verpisst, heißt Cerkniško jezero - und falls Du das š auf dem Hackbrett noch immer nicht findest, Zierknitzer See. Kommt man von Postojna (Adelsberg hammse beim Kaiser Franz dazu gesagt), dann liegt das Karstgebiet Rakov Škocian am Weg. Hat mich ein paar Stunden gekostet, und ich hätte mir noch viel mehr Zeit nehmen sollen.

Falk, SchwLAbt

???
Der ist doch net schwierig. Bin ich dortmals locker mit fast nem halben Zentner Gepäck hoch.
Hat allenfalls ein paar kurze steilere Aufschwünge, aber im Schnitt sowas wie das Stilfser, bloß kaum halb so hoch.
Siehe das Höhenprofil auf Salite.ch.

ciao Christian

Ist bei mir schon was länger her. War vielleicht noch nicht ganz so ein extremer Passfahrer. Kartendaten sagen aber bis zu 14% - nicht so beim Stilfserjoch. Meiner Erinnerung nach ist das Stilfserjoch (von Prad) auch weniger steil. Weniger lang ist klar - aber deswegen kann ein kürzerer Pass trotzdem "sehr schwer" sein.

Zudem sollte man solche Wertungen nicht nur aus Sicht eines Maximumfahrers vornehmen. Wenn du 100 Fahrer aus dem Radforum zusammen bekommst, die EHRLICH sagen können, dass der Vrisic-Pass nicht sehr schwer ist, gebe ich dir nachträglich Recht.

Sehr schwierig würde ich jetzt auch nicht behaupten, vielleicht so mittelschwer, kann mich auf jedenfall nicht daran erinnern, das er mir besonders schwer vorkam. War aber auch nur mit wenig Gepäck.
Ist auf jeden Fall ein schöner Pass und die ganze Gegend toll.

Hallo, wir werden in diesem Jahr von Passau nach Triest fahren und ich suche noch für die etappe zwischen Kobarid und Triest eine geeignete Strecke, die einerseits durch den karst führt und andererseits angenehm in zwei tagen zu schaffen ist.
Außerdem suche ich noch geeignete Fahrradkarten für slowenien
Für jeden Hinweis dankbar.
Gruß

Hallo!

Richtige Fahrradkarten wirst du kaum finden, es gibt aber Wanderkarten im Maßstab 1 : 50 000, sauber gezeichnet, also verlässlich. Dort findest du auch Radroutenmarkierungen, die aber teilweise nur reine Mountainbike-Strecken bedeuten. Du kannst bei freytag & berndt schauen, die haben sie sicher.

Wegen der Route, die euch vorschwebt, ist es schwieriger, euch einen Rat zu geben, zu viel ist unklar: Wieviele km bedeuten für euch 2 Tage, wieviele Höhenmeter maximal, wie wollt ihr zwischen den beiden Fahrtagen übernachten, d.h., braucht ihr in der Mitte ein Hotel?

Am wenigsten anstrengend wäre die Fahrt über Cividale und Gorizia in den Karst, die direkte Fahrt durch das Kanaltal ist auch möglich, wenn auch immer wieder der unangenehmen Hauptstraße nicht ausgewichen werden kann, ohne sehr viele Höhemmeter und Umwege in Kauf zu nehmen.
Weiter im Osten könntet ihr auch über Idrija radeln, deutlich ruhiger als das Kanaltal, wenn auch nicht mit einem Radweg vergleichbar.

Aus dem Karst ist es meistens am günstigsten, über den Raum Villa Opicina Triest anzuzielen, da habt ihr nicht mehr so viel Stadtverkehr vor euch.

Noch etwas: Durch die Verschiebung der Schengengrenze nach Südosten seid ihr sehr flexibel, was den Grenzübertritt angeht. Wo früher nur wenige Übergänge offen waren, darf jetzt jede Nebenstraße benützt werden, das macht das Radeln weit leichter als noch vor ein paar Jahren. Ihr müsst nur mehr den Pass mithaben.

lg! georg

Hallo,
vielen Dank für die rasche Rückmeldung und den Tipp mit den Wanderkarten.
Also wir kommen von Passau und unser Ziel ist Triest. Bis Kobarid ist die strecke klar.
Von Kobarid dachte ich in der Tat nach Idrija zu fahren, der pass bei Oblakov sieht auf der Karte nicht so gefährlich aus. kann aber nicht wirklich einschätzen, ob es nicht eher empfehlenswert wäre der Idrijca auf der offenbar befahreren Straße mit der geringeren Steigung zu folgen.
Auf unnötige Höhenmeter verzichte ich immer gerne und mehr als 80 - 100 km wollten wir dieses Jahr am Tag nicht fahren.
Von dort wollte ich über Postojna - wegen der Höhle - nach Kozina.
Für diesen Streckenabschnitt habe ich noch keine Idee.
Von Kozina über die Bahntrasse im Val Rossandra nach Triest. Aber der Abstecher nach Kozina muss nicht sein, auch wenn ich Bahntrassen gerne folge.
Übernachten wollte ich zwischen Idrijca und Postojna.

Für Übernachtungsempfehlungen bin ich ebenfalls wie für jeden anderen Rat immer dankbar.

Gruß Finnskoga

Hallo!

Der Oblakov Vrh ist nett und, wie in Slowenien üblich, absolut ungefährlich. Das ganze Land ist ungefährlich, außer, du steigst grade einmal einem Bärchen oder einem Schlangerl aufs Schwanzerl, aber auch die sind nicht aggressiv. Von Nordwesten steigst du beim Oblakov Vrh 500 Höhenmeter an, die Straße ist großteils nicht asphaltiert. Schöner als die Hauptstraße durchs Tal ists dort auf jeden Fall. Die einfache Variante ist bei der Weiterfahrt die Hauptstraße über Idrija und Planina nach Postojna, nicht sehr ruhig, aber vom Verkehr her durchaus ok. (Anstrengendere Ausweichmöglichkeit über Logatec und Rakek)Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, durch die Berge zu fahren (habe ich auch gemacht), das wird aber recht schnell sportlich mit ausreichenden Höhenmetern und teilweise sehr schlechten Straßen und nicht immer einfacher Orientierung. Aber möglich ist alles.

Von Postojna aus nach Süden gibt es Nebenstraßen, kurz vor und nach Pivka müsstet ihr ein Stück Hauptstraße nehmen. 3km nach Pivka könntet ihr rechts abbiegen, um über einen netten Pass nach Skocjan (mit einer weiteren berühmten Höhle!) zu kommen, ganz ruhig, nur am Schluss eher auf einem besseren Feldweg, der aber auf mit der Wanderkarte gut zu finden ist. Die Frage ist, was ihr in Kozina sucht. Wenn euch der Ort unwichtig ist, könnt ihr direkt über Lokev und Basovizza Triest anfahren, das ist sicher schöner und ruhiger.

Eure Route hat allgemein den Vorteil, dass ihr Highlights verbindet, dafür den Nachteil, dass ihr dafür entweder stärker befahrene Starßen in Kauf nehmen müsst, oder eben in die Berge verschwinden, wo die sportliche Komponente zunimmt.

lg! georg

Hallo Georg,
vielen Dank für die ausführliche Antwort und detailierten Routenempfehlungen. Sie helfen uns sehr gut weiter.
Nach Kozina will ich nur wegen des Bahntrassenradweges nach Triest.

Schöne ostertage

In Postojna gibt es einen sehr guten Campingplatz mit Restaurant etc. pp. Allerdings 2-3 km ab Stadt nochmals bergauf.

Oblakov Vrh bin ich auch gefahren, auch für mich gut fahrbar. Die Südostseite (Abfahrt) ist ab Passhöhe übrigens wieder asphaltiert.

Eine asphaltierte Alternative nach Postojna führt ab ca. Planina über Studeno und unweit der Burg Pradamski vorbei.