Servus,

nach Regen, Gegenwind und Kälte auf meiner Frankreichtour, brauche ich wieder richtig Wärme für die nächste Reise. Es soll also wieder nach Italien gehen.
Geplant hätte ich, den Stiefel komplett hinunterzufahren bis nach Lamezia Terme in Calabrien. Von dort fliegt Air-Berlin zurück nach Nürnberg.
Südtirol, Gardasee, Po-Ebene, danach auf der östlichen Seite des Apennins durch die Emilia, Marken, Abruzzen bis Campobasso wäre soweit klar. Danach ist für mich noch relativ Neuland.

Hat jemand evtl. Tipps parat, wie es am schönsten weiterginge nach Lamezia?

Es ist zwar noch sehr lange hin (nächstes Jahr ), aber bereits die Planung solch einer Tour ist ja schon ein Teil des Vergnügens.
Wir werden wieder mit kompletter Ausrüstung unterwegs sein, also Zelt und co., wobei wahrscheinlich gerade im Landesinneren wieder Campingplätze ziemlich rar sein werden.
Bin also für alle Übernachtungstipps dankbar.

Grüße
jomo

P.S.: Für alle Schönwetterfahrer: Bleibt im Juni zu Hause. Hatte speziell in Frankreich schon das zweite mal so richtiges Pech mit dem Wetter.

Komme heute von einer (ungeplanten) 9-Wochentour aus Italia ('Tutta l'Italia fra due mesi') zurück.

In Kürze:
Schon im Mai ist es in Kalabrien so heiß beim Radeln. da braucht niemand mehr Angst vor kühlem Wetter haben. Die Hitze bis etwa 1000 m ist total. Und jeden Tag Sonne ab sieben Uhr früh. Nur in Sizilien ist es noch heißer (Landesinneres).

Zeltplätze:
'Der echte Italiener an Ihrer Seite' weiß viele davon:
Touring Club Italiano - Camping-Führer Italien in vielen Sprachen in jeder Buchhandlung.
Ein Nachschlagewerk, das sich lohnt über Alpenpässe zu stemmen. Als echter Italiener sagt er nie die Wahrheit, er deutet an, indem er verschweigt.. Und etliches stimmt überhaupt nicht.
Sollte auf keiner Italienreise mit Zelt fehlen (nur die bereisten Regionen kopieren oder mit Säge heraustrennen).
Der echte Italiener listet bei weitem nicht alle Zeltplätze, aber man sieht, in welchen Gegenden es welche gibt (mit Übersichtskarten).

Übernachtung:
in den Ferienmonaten Juli und August so gut wie gar keine ohne Vorbestellung.
Sonst in allen touristisch erschlossenen Regionen wie Nationalparks und Naturreservaten gut möglich nach Schild auf Straße 'Agriturismo' bzw. 'Albergo' bzw. 'B & B'.
Agriturismo in der Regel höhere Qualität bei gleichem Preis.
Für Unbeschlagene: Agriturismo sind weniger Landwirtschaftsbetriebe als Pensionen im ländlichen Raum. Dank bester Subventionen oft bis oben mit Gold und Marmor ausgeschlagen.
Sanitär meist bei weitem funktionstüchtiger als Albergo.

In nicht touristisch erschlossenen Regionen können Üs recht problematisch werden.
Rechtzeitig erkunden!
Wild Zelten in Süditalien unmöglich, da alles Land bis ins Steilgelände umzäunt ummauert und umfriedet ist. Attenti al cane!

Achtung: in Gran Sasso Tourismus z.Z. großteils zum Erliegen gekommen wegen Katastrophe.
Betten sind knapp. Zeltplatz in Castel del Monte geschlossen. Straßen allerdings sehr gut. Nebenwege im Gran Sasso teils gesperrt. Sämtliche Sperrungen können wie alles in Italia problemlos umgangen werden.
Dürfte bis 2010 alles repariert sein.

Gegenden im Anschluß an Catanzaro / Lamezia Terme:
Ich war in der Sila.
Der Aufstieg ist recht interessant (war von Catanzaro aus). Oben auf 1300 m ist es wie im Schwarzwald oder im Fichtelgebirge mit Stauseen ähnlich wie der Schluchsee. Zeltplätze!
Viel Wald, regnerisch und kühl. Eine einzige Kälte- und Regenkatastrophe, während unten an der Küste die Sonne brennt. Bin geflohen. Lorica am Lago Arvo eine Touristenstation für den Inlandstourismus. Kalabresen finden den Nadelwald und Regen absolut faszinierend und kommen aus der August-Hitze da herauf.

Interessanter fand ich die Serre (Bosco di Stillo) südlich Catanzaro, aber soweit wollt oder könnt ihr ja nicht.

Empfehlenswert finde ich auch die Marsica, eine Berggegend im Süden von Abruzzo mit österreichischen Anklängen, sehr gut erschlossen, dabei nicht überrannt. Man kann stundenlang wandern, ohne jemand zu sehen. Herrliche Bergstraßen.
Landschaftlich empfehlenswert fand ich auch die Cilento-Küste in der Campagna. Teilweise touristisch überdreht, aber man entkommt dem Rummel immer nach wenigen Radumdrehungen.

Bedenkt auch den Zeitaufwand.
Habe ab Lamezia Terme Airport - Giro di Sicilia - Calabria - Campagna - Abruzzo - Adria - Veneto - Trento - Venasco - Svizzera - Lago Costanza - Selva Negra 9 Wochen gebraucht mit Gucken viel, aber fast jeden Tag gefahren. Mit den geplanten 7 Wochen bin ich nicht rumgekommen und musste doch die Hälfte auslassen.

8 Wochen volle Dröhnung Italia: das muss man erstmal aushalten können.
Viel Spaß


noch vergessen:
der gesamte Großraum um Napoli (mit r = 100 km) : der nackte Schrecken, noch jeder kam geschockt daraus hervor und doch zählen Pompej, Paestum und die Costa amalfina dazu.
Man sollte Napoli meiden oder mindestens wissen, daß der gesamte Raum ein einziger Alptraum für Tourenradler ist.

Das ist ein glattes k.o.-Kriterium für meine Frau, die von den vergangenen 1000km in Frankreich die Hälfte mit Daunenhandschuhen gefahren ist.
Hat jetzt aber meine Sicht auf Süditalien wieder etwas relativiert.

Gruß
jomo