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VON HEIKE MÜHLENDYCK UND SVEN BETZ (FOTOS)
Ein Fahrrad mit 27 Gängen -hört sich gut an. „3 mal 9" nennt das der Experte unbeeindruckt: vorne drei Kettenblätter, hinten ein Ritzel mit neun Zahnkränzen. Doch der aufmerksame Tour-de-France-Fan weiß: Viele der Gänge sind gleich, einige sollte man nicht benutzen, weil die Kette zu schräg läuft - das sorgt für Verschleiß. Bleiben also 15 bis 16 Gänge übrig. Mit dieser Anzahl beißen sich Jan Ullrich und Lance Armstrong durch jedes Streckenprofil, das sollte erst recht für den Hobbyradier reichen.
Doch was das Radfahr-Erleben wirklich bestimmt, ist die Entfaltung. Also die Strecke, die das Rad bei einer Kurbelumdrehung zurücklegt. Das klingt nach trockener Mathematik: nämlich das Verhältnis „Zähne des Kettenblatts" zu „Zähne des Ritzels", multipliziert mit dem Umfang des Rades (2,15 Meter bei 28 Zoll Durchmesser). Häufig hat das Kettenblatt vorn 44 Zähne, das Ritzel hinten 19. Die Formel ergibt 4,98 Meter - mit „einmal treten" quer durch das Wohnzimmer!
Aber wie schnell? Flott übers Land, vielleicht mit ein wenig Rückenwind, tritt der Radler jede Sekunde einmal rund. Einundzwanzig. zweiundzwanzig, dreiundzwanzig...
das ist der Takt, in dem wir kurbeln. 60-mal in der Minute, wer's schafft 3600-mal in der Stunde. Jede Umdrehung 4,98 Meter - in einer Stunde also 17928 Meter. Knapp 18 Stundenkilometer, Profis sind mehr als doppelt so schnell. Und der Hobby-Radler, häufig eitel, überschätzt die Kraft seiner Oberschenkel. Er sollte wissen, wofür er das Rad will: zum Radeln oder Rasen? Beratung zählt, Mogeln macht keinen Sinn. Mit einem kurzzeitigen Kraftakt lässt sich jeder Berg bezwingen, doch was folgt, ist Atemnot, nicht etwa Spaß am Radfahren.
Beim Alltagsrad für den Weg zur Arbeit oder zum Einkaufen braucht man die Zähne-Zählerei nicht. Die Alternative: Nabenschaltung mit sieben Gängen, ein geschlossenes System in der Hinterachse. Außerdem wartungsarm im Gegensatz zur Kettenschaltung, denn Kette und Ritzel müssen spätestens nach 4000 km gewechselt werden.
Fahren, fahren, fahren. Wer denkt schon ans Bremsen. Muss man aber. Die drei Varianten: Rücktrittbremse, Felgenbremse oder Scheibenbremse. Die Rücktrittbremse ist in die Nabe integriert - ein Tritt, und das Rad steht. Der Sportler will aber lieber alles im Griff haben: Am Lenker mit zwei Fingern zu dosieren, wirkt die Felgenbremse über Seilzüge vorn und hinten. Allerdings: Bei Nässe hat man nur geringe Bremswirkung, zudem verschleißen die Beläge und die Felgen. Die teureren Scheibenbremsen kennen diese Nachteile nicht. Ganz edel: Hydrau-lik-Bremsen - ohne Seilzüge, die reißen oder rosten könnten.
Die Zukunft gehört dem Rad, das zu größten Teilen aus Carbon besteht, selbst die Naben, Felgen, Schaltgriffe und der Sattelunterbau. Alles abgekupfert aus der Formel 1. Wir ahnen: Gutes Rad ist teuer.
Zwei Beine sind zu wenig. Kein Wunder, dass der Mensch so früh das Rad erfunden hat - mit dem Fahrrad ist das Leben schöner. Und schneller.