Manchmal stösst man auf Radreiseberichte im Internet, mit perfekter Aufmachung und mehrseitiger Sponsorenliste. Ich habe Hochachtung vor der sportlichen und der betriebswirtschaftlichen Leistung, und weiss nicht was ich höher bewerten soll.

Ein Mann, ein Fahrrad, eine Strasse (gilt auch für Frauen und weibliche Fahrräder) auf der einen Seite und das Marketing-Genie auf der anderen Seite.

Hier zwei gegensätzliche Beispiele (Ihr dürft dann selbst aussuchen welcher Typ zutrifft):
1.
2.
Wird der Sport und das Lebensgefühl durch die Kommerzialisierung geschmälert oder verstärkt?
Lasst mal hören.

hallo Wolfgang,
zu
1. ist auch im Forum aktiv !
2. keine Ahnung noch nicht persönlich Kennen gelernt, wie 1.

Mir ist es schnuppe wie jemand seine Reisen etc. finanziert. Denn jeder/jede muss nun mal selbst sehen wie man über die Runden kommt.
Und Reich wirst du dabei bestimmt nicht.

Klaus

Ich finde beides gut und es stecken meiner Meinung nach ganz unterschiedliche Beweggründe dahinter. Der eine spart um sich einen Traum zu erfüllen, der andere will z.B. davon leben und muss dann ganz klar rechnen, Sponsoren finden, Dia-Vorträge machen und ggf. Filmchen drehen.
Wirklich interessant wäre, ob die Touren auch ohne Sponsoren gemacht worden wären! Mit gesponsertem Highend ist es grundsätzlich etwas leichter als mit gekauften Mittelklassewaren.

Hi,

bei den beiden Links kann ich nichts "Verwerfliches" finden.

Aber die tolle Schweizerin mit Ihrer (Rad)reise/Expedition zum Südpol... Da war das Fahrrad nur Mittel zum Zweck um Sponsorengelder zu kassieren.

Gruß
Thomas

Hallo,

die Antwort hängt davon ab, wie stark die Sponsoren Einfluss auf die Radreise nehmen wollen.

Wenn Dir z.B. eine Liegeradhersteller ein Fahrrad zur Verfügung stellt und Du lieber aufrecht fährst, ist das möglicherweise nicht so spaßig. Es wird sicherlich auch so sein, dass Sponsoren bestimmte Bedingungen stellen. Also vielleicht nicht gerade eine Radreise von Hamburg nach Berlin unterstützen. Da ist die Frage, wie weit man von seinen Wunschzielen abzurücken bereit ist, um Unterstützung zu bekommen.

Gruß
Andreas

Bei beiden bin ich mir sicher, dass die Reisen auch ohne Sponsoren gemacht werden würden. Zudem ist bei dem Japaner (2) deutlich ersichtlich, dass seine Sponsoren meist Privatpersonen sind.

Und wer (1) kennt , kann sicher bestätigen, dass sie sich ihre Träume mit Sicherheit erfüllen würde, egal ob mit oder ohne Sponsoren.

Ich vermute auch mal, dass sich ein Sponsoring ganz schön in Grenzen hält und man nicht damit rechnen kann, dass einem 20% oder mehr der Kosten abgenommen wird.

Gruß Rennrädle

Hallo,

das Lebensgefuehl wird meiner Meinung wohl erst dann geschmaelert, sobald man von seinen Reisen tatsaechlich leben muss und daher auf Sponsoren und Vortraege, Artikel und Photos angewiesen ist. Viele nehmen die Artikel wohl nur so nebenbei mit, mir waere es wohl zu muehsam mich da um Sponsoren zu bemuehen und irgendeine Verpflichtung geht man damit wohl meist doch ein.
Ganz ohne Sponsoring ist man also freier und die Tour hat ein zusaetzliches Praedikat (unsuported).

Gruesse

Christian

Hallo Wolfgang,

für meine 2. Rumänienreise (ca. 6300 Km) mit meinem Liege-Dreirad, habe ich einige Sponsoren gefunden. Bei keinem dieser Sponsoren muss ich mich "verbiegen". Außer ein paar Bildern für Ihre Werbezwecke und einem Reisebericht musste ich keinerlei weitere Verpflichtungen eingehen.
Allerdings hätte ich die Reise auch ohne Sponsoren durchgeführt, wäre aber teurer geworden.
Gruss aus Kölle
Udo

Es geht noch extremer: Ich habe diesen Dreiradsegler in der Normandie getroffen.



Er ist mit einem selber gebauten (aus 2 Klapprädern?) Straßensegler mit 140 kg Fahrzeuggewicht vom Skagerak nach Marseille gefahren/gesegelt. Er erzählte, dass er bei Windstärke 3-4 von der Seite bis zu 40 km/h schnell unterwegs ist.



Die Straße ist im übrigen deutlich steiler, als es aussieht! 140 kg zu schieben ist da wirklich nicht ohne. Das Rad im Hintergrund gehört zu mir.


Sigi

Das ganze hat er ohne einen Cent in der Tasche gemacht.

Wirklich bewerten kann ich das mangels Erfahrung nicht.
Ich glaube aber nicht, dass sich eine solche Aussage machen lässt. Durch eine Kommerzialisierung können sich die Prioritäten auf der Reise verschieben und es kommt dann zwangsläufig zu anderen Erlebnissen. Die können dann aber genauso intensiv sein wie rein "private". Kommerzialisiert man seine Reise etwa im Nachhinein durch Dia-Shows und/oder Rad-/Foto-Bücher, dann muss man bei der Reise daran denken. Man muss sich etwa für Fotoaufnahmen mehr Zeit nehmen (könnte das Sportliche mindern). Will man ein Radreiseführer schreiben, sollte man genügend Informationen am Rande sammeln (Unterkünfte, Kultur o.ä.), nicht alles lässt sich hinterher per Internet nachrecherchieren und ist zudem sehr mühsam. Auch solche Lokalerkundungen kosten mehr Zeit wie auch längere Stadtbesichtigungen, Abstecher durch Wandern ins Umland abseits der Radroute, Einheimische befragen usw. Das kann Reisewissen und Erlebnisse vertiefen - man kann das aber auch ohne kommerziellen Hintergrund tun. Das ist eher Langsamreisender und Schnellreisender im Vergleich - jeder erlebt die Welt anders. Als "Kommerzieller" muss man evtl. auch das Muss-man-gesehen-haben abklappern, was man sonst vielleicht mal ganz unbeachtet lässt. Für Sponsorenfahrer dürfte es von nahezu vogelfrei bis Immer-im-Bild-für-die-Zahler reichen.

Das Problem mit dem Sponsoring ist, dass es eine vielleicht ohnehin schon vorhandene Tendenz zu "höher weiter schneller extremer" verstärkt. Zur Zeit habe ich den Eindruck, dass in einigen Jahren eine vierfache Erdumrundung per Fahrrad, unter Passage aller nennenswerten extrem lebensfeindlichen Wüsten, Hochgebirgsregionen und der arktischen Gebiete nicht mehr ausreicht, um auch nur einen Sponsor zu gewinnen.

Vielleicht findet sich ein Sponser, wenn jemand plant, sich von den Russen oder Amis mit seinem Fahrrad auf den Mond schießen zu lassen. Eine Monderkundung per MTB im Raumanzug, das hätte schon was.

Hallo,

Sponsoring kann hilfreich sein, ist aber natuerlich nicht notwendig. Doch wenn man weiss was man will, und sich fuer die Sponsoringgeber nicht einschraenken muss, dann halte ich Sponsoring fuer eine gute Sache, natuerlich sollte man sich deswegen nicht "verbiegen" oder so. Bei uns beiden war immer wichtig, dass wir unsere Reise auch ohne Sponsoren gemacht haetten, auch ggf. mit second-Hand oder gebrauchter Ausruestung.

Der Trend, immer mehr durch Wuesten oder Hochgebirge zu fahren, ist fuer mich sehr verstaendlich. Die meisten Radfahrer die wir getroffen haben, wuerde ich mal verallgemeinernd sagen, stimmen ueberein, dass sie gerne in Regionen fahren, wo wenig Verkehr ist, was in diesen Gegenden der Fall ist. Ausserdem sind Wuesten oder Hochgebirge meist unter verschiedenen Gesichtspunkten spektakulaer (Landschaft / Abgeschiedenheit / Ruhe / klare Fernsicht), und deswegen macht man doch Fernreisen, um Gebiete zu erleben, die man so zuhause nicht hat.

Hallo,
ich kenne alle drei Fahrer persönlich. Sind sehr nette Zeitgenossen. Der eine ist schon sehr lange unterwegs und die anderen immer mal wieder für kürzere Projekte. Das ist wohl der große Unterschied.
Ich sehe das nicht so, dass die Kommerzialisierung im Vordergrund steht. Ich denke keiner von Beiden ist finanziell vom Reisen abhängig und ist gezwungen immer etwas Neues, Härteres und Extremeres zu machen.

Ach ja und ich finde, werten kann man beim Reisen nicht!
Es gibt kein "besseres" oder "schlechteres" Reisen. Jeder sucht und findet meist seinen eigenen Weg und der ist dann wohl hoffentlich der Richtige. Da gibt es dann kein Besser, mehr Lebensgefühl....

Lg Benni

Glaube ich nicht, ich hab eher den Eindruck, daß dieser Trend eher durch eine "gute Idee" abgelöst wird.
Bennis "Bike Together" oder auch die "Blind Cycle Tour" gehören für mich dazu.

Schau Dir auch z.B. mal die Sachen von Dirk Rohrbach an - mit das professionellste, was ich je gesehen hab (Dirk ist Radiomoderator und zieht das perfekt durch) und was war seine Tour? Einmal rund um die USA. Nix mit höher, schneller, weiter, sondern einfach ein Thema durchgezogen und sauber präsentiert - das reicht schon.

Warum setzt du als selbstverständlich voraus, dass sponsoring eine "kommerzialisierung" bedeuten würde?
Und im vergleich wozu sollte es "kommerzialisiert" sein?
Haben alle, die ohne sponsoring fahren, das geld einfach so, goldesel im keller oder sowas?

Pauschales rechenbeispiel:
Eine (extrem)reise kostet 10.000, einer hat sponsoren für 20% also 2000.
Ein anderer hat keine sponsoren und muss für die gleiche reise bei einem relativ guten verdienst von 20 pro stunde brutto entsprechend 100 stunden mehr lohnarbeit verrichten, ist das etwa nicht "kommerziell"?

Kohle ist nunmal grundsätzlich was finanzielles, egal wie.

MfG