Servus Reimund,
ich war seit den neunziger Jahren nun schon an die acht Mal per Rad in Levanto, immer von München aus über verschiedene Strecken. Wenn ich übers Engadin gefahren und dann vom Comer See gekommen bin, fand ich die Strecke über Treviglio und Lodi bis nach Piacenza arg fad. Ich muss allerdings zugeben, dass ich (ich bin diese Strecke vor fünf Jahren das letzte Mal gefahren) den Radweg entlang der Adda jedes Mal nicht gefunden habe und deswegen kleine Straßen fahren musste. Daher kann ich dir bis Piacenza keine Tipps geben, außer Augen zu und durch, dafür aber von dort aus.
Bei meiner allerersten Tour hatte ich einen heftigen Sturz hinter mir, als ich in der Nähe von Piacenza ankam: Ich litt mehr als ich genüßlich radelte (Knie im Ar...). In einem kleinen Dorf außerhalb von Piacenza habe ich an einer Bar Halt gemacht und meine Karte ausgebreitet, um mich zu orientieren. Die alten und weniger alten Männer kamen sofort ganz neugierig her und zeichneten mir mit Kugelschreiber eine Strecke rüber an die Küste ein, die am wenigsten steil und, noch wichtiger, am wenigsten oft bergauf und bergab geht. Das ist die Strecke über Bobbio und Rezzoaglio nach Chiavari. Wenn ich in Bobbio vollbepackt am Vormittag losfahre, dann bin ich nachmittags in Chiavari.
Das Problem ist, dass man von dort aus nicht mehr mit dem Rad an der Küste entlang fahren kann (ich kenne jedenfalls keinen asphaltierten Weg), weil mindestens einer der dabei zu durchfahrenden kilometerlangen und nur einspurig befahrbaren Tunnel für Radler absolut gesperrt ist. Also setze ich mich in Chiavari immer in den Zug und lasse mich in einer Stunde bis Levanto bringen. Das kostet fast nichts und ist ganz nett. Du kannst aber auch weit vor Chiavari nach links, also nach Südosten abbiegen und weit im Landesinneren parallel zur Küste nach Levanto fahren: Allerdings geht es da beständig rauf und runter, vor allem halt immer steil bergauf.
Vielleicht ist das im April gut fahrbar, aber im August war mir das immer zu heiß. Von Levanto aus kannst du wunderschöne Tagestouren in die nähere Umgebung machen, wenn dir 16 bis 20 Prozent Steigung nichts ausmachen: Levanto liegt in einem Talkessel und ist Sackgasse, d. h. alle Straßen aus Levanto raus führen erst einmal wieder ins Landesinnere und damit in die "Berge".
Ihr kämt also, wenn Ihr es eilig habt, in einem Tag bis Bobbio (ich übernachte dort immer auf dem ruhigen Campingplatz, aber der Ort sollte groß genug sein, um auch Zimmervermietung anzubieten) und am nächsten Tag bis Chiavari und dann mit dem Zug noch am selben Tag bis Levanto.
In der Hoffnung, dir vielleicht zumindest ein bisschen geholfen zu haben,
LG, Wolfi
PS: Das mit dem Eis (zur Orientierung: grün gestrichene Stühle, die Früchten nachempfunden sind) stimmt tatsächlich: ins frutti di bosco kannst dich reinlegen. Aber man kann in Levanto auch Schlemmen, wirklich schlemmen - wenngleich das ganze Cinque Terre zu den teuersten Regionen Italiens zählt. (Dort kostet mich der Campingplatz mehr als in Österreich ein Zimmer mit Frühstück.)