Königssee-Zillertal-Herbstrunde
Ich kann es ja nicht lassen, die Berge zu befahren – so bin ich zu einer einer kleinen Herbstrunde samt Wochenende, Feiertag und zwei Brückentagen in die herbstlichen Alpen gefahren. Es war fast ausschließlich goldenes Oktoberwetter, morgens manchmal etwas frisch – mit zunehmender Dauer der Tour milder werdend. Und es war ein buntes Farbspiel im besten Sinne des „Indian Summer“ mit tollen Bergpanoramen.
Die Tour führte vom Chiemsee weg zur Deutschen Alpenstraße ins Berchtesgadener Land, hinüber in die Regionen Pinzgau und Pongau des Salzburger Landes und weiter nach Osttirol, über den Achenpass via Tegernsee und Isar zu einem Bahnhof in der „Pampa“ westlich von München. Die „sportlichen“ Herausforderungen waren die Roßfeldringstraße, die alte Gerlospassstraße und die Zillertaler Höhenstraße. Die Natur war überall so wunderbar schön, dass es fast eine Verzerrung ist, wenn ich Königssee, Liechtensteinklamm und Achensee besonders hervorhebe. Den Preis für die schönsten Häuser teilen sich St. Johann/Tirol, Kitzbühel und Bad Tölz.
Übernachtet habe ich ausschließlich in Gasthöfen und Privatzimmern.
Gesamt: 5 Tage, 687 km, 37:29 h, 8695 Hm
Durchschnittswerte: 137 km/d, 18,1 km/h, 7:29 h/d, 1739 Hm/d
Ausstattung: 2 Hinterradtaschen, Lenkertaschen, ohne Zelt etc.
Sa, 29.9. Stuttgart || Zug 5:53 - 9:20 || Prien (534m) - Maserer Pass (793m) - Reit im Winkel (695m) - Seegatterl - Engpass (708m) - Bad Reichenhall (480m) - Pass Hallthurm (693m) - Berchtesgaden (573m) - Roßfeldhöhenringstraße (1604m) - Berchtesgaden - Königssee - Schönau-Schwöb
139 km, 18,2 km/h, 7:40 h, 1880 Hm
Der IC, Rad ist reserviert, führt an diesem Tag nicht Wagen 5 – das ist der Wagen mit Radabteil.
Immerhin darf mein Rad am Zugende in einen normalen Wagon stellen. In Augsburg steigen dann die ersten Oktoberfest-Lederhosen & -Dirndls ein. Morgens um acht schon erheblich vom Bierkonsum angeheitert – was machen die abends um acht? Am Müncherner Bahnhof lassen sich dann ganze Völkerwanderung in zünftiger Tracht aus den Regionalzügen heraus beobachten.
In Prien ist es dann wieder ruhig, noch trüb der Himmel, ab Bernau dann Sonne. Leichte Fahrt zum Maserer Pass in bunten Herbsttönen. Ohne in den Ort Reit im Winkl zu fahren gleich weiter in leichtem Auf und Ab auf der Deutschen Alpenstraße, der Laubverfall schon sehr fortgeschritten, einige Bäume kahl. Wenig später romantische Bergseen (Weitsee, Lödsee), Indian Summer pur, leuchtende Blätter in Rot, Gelb und Grün spiegeln sich auf ruhigen Wasserflächen, urige wie exotische Szenerien, die auch viele Wanderer auskosten.
Abwärts vom Seegatterl komme ich in einen festlichen Almabtrieb, Bauernjungen – und -frauen treiben die bunt und blumig geschmückten Kühe den Berg hinunter – gar im Laufstil – später eine zweite Gruppe – das Ziel ist wohl Ruhpolding – welches ich auch nördlich liegen lasse und gleich mit etwas stärkerer Steigung und dann kleiner Abfahrt durch das Weißenbachtal (viel Verkehr) fortfahre. Ein herrlicher Wasserfall eröffnet die Weißenbachschlucht, die allerdings von der Straße nicht einsehbar ist. Wer dort durch will, muss wandern. Ebendort auch ein kleiner Gletschergarten – offen zugänglich.
Nur wenige Kilometer noch bis zu Schneizlreuth, das ich erst nächsten Mittag erreiche – so sind die Umwege, die man fahren kann, nehme ich den Weg nach Bad Reichenhall, ein idyllischer See kurz zuvor, beschränke mich auf Alt-Bad Reichenhall mit den kleinen, teils schmucken Giebelhäusern – und gerade herrscht ein quirliger Kürbismarkt.
Auch der Pass Hallthurm ist keine große Herausforderung und doch bilden sich bald grandiose Bergpanoramen von Watzmann & Co heraus. In Berchtesgaden herrscht reges Treiben – ein Herbstfestwagen huldigt dem Bierbrauchtum – etwas knapp in der Zeit verzichte ich auf eine Ortsbegehung. Zunächst herrscht kräftiger Verkehr bis Unterau (Durchfahrt nach Salzburg), selbst bis Oberau noch viel Verkehr (Durchfahrt nach Hallein), erst dann entspannt sich die Verkehrslage. Die Mautstelle der Roßfeldringstraße (auch schlicht Roßfeldstraße, auch opulent Roßfeldhöhenringstraße) kommt sehr spät, bereits nach etlichen schweren, steilen Höhenmetern (ca. 1100 m). Die Steigung bleibt fast konstant hoch, erst im obersten Teil wird sie unmerklich schwächer. Es ist schon sehr kühl, ein wenig untrainiert komme ich mir vor, doch reicht es gut noch für eine Abfahrt im Hellen. Daniel, ein Internatsschüler aus BG, versucht sich schon nun wiederholt darin, die Straße einmal ohne Halt durchzufahren – er hat noch Arbeit vor sich, aber er ist ja noch jung. Heute schaffe ich es selbst auch nicht. Und eine Rennradlerin muss ich dann auch noch ziehen lassen. Die Roßfeldstraße ist in punkto Vegetation weniger aufregend, es geht auf beiden Seiten lange durch dunklen Nadelwald, erst spät uind insbesondere vom höchsten Punkt gibt es das weite Panorama nach Osten über die Salzach hinweg – nach Norden nach Salzburg, nach Süden zu der Kette der Niederen Tauern.
Die Abfahrt ist schnell vorbei, ich komme wieder in Unterau heraus. Eine dritte Variante, die Südrampe über Untersalzberg, soll besonders steil sein. In Berchtesgaden ist es dann schwierig, eine günstige Unterkunft per Zufall zu entdecken – die meisten Hotels haben doch mindestens drei Sterne. So fahre ich weiter – mittlerweile dunkel – etliche Gasthöfe und Vermieter sind ausgebucht. Trotz der vielen Privatzimmervermieter ist die Situation unübersichtlich, denn die meisten vermieten nicht an Radnomaden, die nur eine Nacht bleiben. Ich lande im Gästehaus „Sulzberger“ in Schönau, Ortsteil Schwöb für 20 Euro m.Fr. – dafür kann man nicht viel erwarten, ein wenig etwas seltsame Kaschemme, sehr kleines Zimmer, und doch schöne Aussicht – zum Duschen muss ich eine Etage runter in eine gerade frei stehende Ferienwohnung (eine Freiluftdusche hat sie mir auch noch angeboten). Dafür das Frühstück wieder erstaunlich gut.
Zum Essen muss ich nochmal raus. Etliche Gaststätten schließen bereits um 20 Uhr oder 20:30 h. Ich komme so bis Königssee, dort erschreckt mich der Anblick von McDonalds, in Schönau finde ich dann das zünftige Gasthaus „Unterstein“, dort herrscht reger Betrieb (offen bis 24 h). Für 21 Euro gibt es Knoblauchcremesuppe (sehr gut), Rostlendenpfanderl mit Röstzwiebeln und Bratkartoffeln (letztere etwas versalzen, sonst aber gut), Apfelstrudel mit Vanillesoße und ein süffiges Bier vom Königssee.
So, 30.9. Schönau - Königssee - Schwarzbachwartsattel (868m) - Schneizlreuth (516m) - Steinpass (606) - Kniepass (558m) - Lofer - Saalfelden (748m) - Filzensattel (1291m) - Dienten (1078m) - Dientner Sattel (1357m) - Bischofshofen (556m) - St. Johann/Pongau (616m)
123 km, 17,7 km/h, 6:46 h, 1620 Hm
Irrigerweise bin ich der Meinung, dass heute die Winterzeit beginnt, sodass ich fast eine Stunde verspätet frühstücke. Es ist aber morgens so kalt, dass es wohl im Nachhinein so ratsam war. Am Königssee bilden sich erste Touristentrauben an den Stegen zu den Booten – eleketrisch angetrieben, lautlos gleitend. Die Fahrt hin/zurück dauert nach St. Bartholomä ca. 1:20 h – ich beschränke mich in Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit auf einen Gang/Fahrt zum Malerwinkel – kann auch teils (oder ganz, je nach Rad und Fahrkünsten) mit dem Rad gefahren werden – allerdings offiziell Gehweg – daher nur zu wenig besuchten Zeiten machbar! Die bunte Herbstszenerie an diesem idyllischen See mit seiner mächtigen Bergkulisse umher fordert tiefste Verneigung vor dem Zauber der Natur. Leider ist die Sonne noch etwas zaghaft hinter Wolken, sodass nicht ganz ideal Fotobedingungen herrschen.
Von Schönau geht es in kleinen Auf und Abs nach Ramsau – die blumengeschmückten Alpenhäuser sind ebenso ein Hingucker wie die Postkartenpanoramen oder eine zwischengeschaltete kleine Schlucht. Unter ständigem Ausblick auf den Watzmann und seiner Kollegen geht es nach Ramsau stärker ansteigend zum Schwarzbachwartsattel, der allerdings schnell erreicht ist. Nach der Abfahrt ist die Topographie und der Tälerverlauf etwas verwirrend – nebst Herbstwald auch immer wieder tiefgrüne Wiesen. Der Verkehr Richtung Lofer ist sehr dicht, mittlerweile ist es eher sonnig, bleibt aber ziemlich kühl. Kurz vor der Grenze kann man frisch geräucherte Forellen direkt aus der Räucherkammer auf den Teller bekommen, um sie dann gleich nebenan in der Stube zu verspeisen. Die Werbung könnte nicht besser sein als der „Der Mann und das Meer“ aus Strohballen.
Der Steinpass ist nur eine kleine Erhebung, der Straßenverkehr geht noch kürzer durch einen Tunnel. Mit dem Rad macht man aber eine schöne Abfahrtsschleife durch Herbstwald mit alpinen Wasserkaskaden. Im ganzen Salzburger Land kündigen Strohpuppen vor vielen Orten den Bauernherbst an, Orte, die diverse Veranstaltungen zum Brauchtum pflegen. Das Tal bleibt noch ziemlich eng bis Lofer – ein charmanter Ort mit netten Winkeln und Häusern. Ein letztes Mal verengt sich das Tal zu einer schroff-lieblichen Kulisse.
Mit der Talöffnung Richtung Saalfelden und Zeller See wird der Blick frei über dir grünen Wiesen hinweg zu dem Massiv der Hohen Tauern mit dem Großglockner. Nach Norden hin liegt Saalfelden gleich zu Füßen des Steinernen Meers, das von unten wie ein Canyon-Wand anmutet. Es folgt eine lange, weiche Anfahrt mit Blick auf den Hochkönig – immerzu begleitet von den tollen Herbstfarben in der milden Nachmittagssonne – bunte Haine auf grünen Hügeln. Bei Hintertal steigt dann die Straße steil an und verläuft bei mitunter 15 % durch dunklen Nadelwald zum Filzensattel, wo sich eine geisterhafte Geschichte von der Filz nachlesen lässt. Eine kurze Abfahrt führt zu einem kompletten Landschaftswechsel, eine sehr offene grüne Wiesenlandschaft begleitet hinauf zum Dientner Sattel, immer noch vom Hochkönig begleitet. Die eher leichte, kurze Auffahrt ist von rasenden Autos und Motorrädern begleitet. Oben dann ein tolles Panorama Richtung Südost mit den Niederen Tauern. Die Abfahrt ist teils sehr steil, führt unmittelbar in den bunten Herbstwald, der dem Indian Summer wieder alle Ehre macht. Weiter unten folgt eine schluchtartige Talfahrt, dann eine kleine Panoramaabfahrt hinunter bei Bischofshofen.
In der Talebene ist es nur noch ein kurzer Weg bis St. Johann/Pongau, die Radstrecke führt abseits der Hauptverkehrsader. St. Johann hat kein besonderes Ortsbild trotz eines Domes. Im Wesentlichen hat sich St. Johann als Einkaufs- und Touristenort dank der nahegelegenen Liechtensteinklamm entwickelt. Ich übernachte beim Privatvermieter „Haus Monika“, 30 Euro m.Fr., Zimmer ordentlich, Frühstück dürftig, eher etwas zu teuer – auch weil einige Gasthöfe noch günstigere Zimmer anbieten. Essen im Gasthof „Silbergasser“ mit gediegen-angenehmen Ambiente, 25,30 Euro für einen ordentlichen Grillteller mit Gemüse und Pommes frites, Salzburger Nockerln (gleichen eher dem Großglocknermassiv, kann man auch als vollwertiges Gericht ansehen) und einem Viertel Rotwein.
Mo, 1.10. St. Johann/Pongau - Liechtensteinklamm - St. Johann - Bruck - Saalfelden (748m) - Grießenpass (967m) - St. Johann/Tirol (659m) - Kitzbühel - Pass Thurn (1274m) - Mittersill (788m) – Bramberg
153 km, 20,3 km/h, 7:28 h, 1350 Hm
Mit Beginn Oktober ist die Liechtensteinklamm erst ab 9:00 h geöffnet, bei der Nachtkälte allerdings zwischen den schattigen Felsen nachvollziehbar. Die Straße führt nur wenige Kilometer auswärts, mit einer kleinen Steigung zu einem Parkplatz. Ich bin der erste Besucher auf den Stegen zwischen den ausgewaschenen Felsen, die die tief eingegrabene Schlucht des Gebirgsbaches aus der Gletscherzeit herausgeschält hat. Man läuft unter Felsen, auch durch einen kleinen Bergstollen, über rauschenden Kaskaden – ein faszinierendes Werk der Natur. Den Abschluss bildet ein im Herbstlaub romantisch schimmernder Wasserfall, wieder etwas weiter geöffnet die Schlucht.
Mal Radweg, mal Bundesstraße, gelange ich schnell nach Schwarzach – ein Ort, der sich besonders den Radfahrern verpflichtet fühlt. Die Infotafel informiert über Preise der Unterkünfte und zählt quasi jeden Fahrradständer auf. Der Tauernradweg besteht nun teils aus einer alten Straße entlang der Salzach, kleine Teile führen aber auch über die Bundesstraße. Das Tal ist eng, die bunten Laubwaldhänge zieren auch diese Wegstrecke. Da die Schatten in den Bergen lang sind, dauert es auch wieder bis weit in den Mittag hinein, bis eine Wohlfühltemperatur erreicht wird. Der letzte Ort in der Talenge ist Taxenbach, dann öffnet sich die Ebene Richtung Zeller See und mit Blick auf das Hohe-Tauern-Massiv. Vom charmanten Ort Bruck aus halte ich mich am Ostufer des Zeller Sees – soweit die Privatverbauung den Blick freigibt – tolle Bergpanoramen nach Süden und idyllische Seewinkel nahbei. Zunächst auf einer Nebenstraße als Radweg, komme ich an einem romantischen Schloss vorbei, das ein Gourmet-Restaurant beherbergt – leider nicht ganz meine Preisklasse.
Der schnellere Wege führt dann über die heftig befahrene Bundesstraße, ohne weitere Ansicht von Saalfelden zweige ich dann zum Pass Grießen ab, eine weiche Auffahrt, die man Wahlweise über Straße oder Radweg angehen kann. Dazwischen ein Fall für die kuriose Beschilderung – wacht hier der Gaul über das Radfahrverbot?
– Meist begleiten weite Wiesen das Auge, am Pass fällt der Blick auf einen rauchenden Schornstein vor den herbstbunten Berghängen. Bei ebenso weicher Abfahrt bildet sich die neue Kulisse mit dem Kaisergebirge heraus, das nahe an St. Johann/Tirol heranreicht. Im Gegensatz zum gleichnamigen Ort im Pongau hat dieses St. Johann eine wahrhaft prächtig bemalte Häuserzeile aufzuweisen und es herrscht ein reges Treiben – Gepäckspezialitäten kann ich ebenso wenig widerstehen wie einem Spezialladen für Osttiroler Schoki – und gar einer Radlerschoki!
– Quizfrage: Was ist drin in der Radlerschoki?
Belanglos und verkehrsreich geht es weiter in das nur 10 km entfernte Kitzbühel. Gelegentliche in der Gegend aufkreuzende Ferraris zeugen vom Jetset gleichwie manche Schaufensterauslagen, sonst hat sich aber Kitzbühel weitgehend den Charme eines schmucken Tirolerortes bewahrt. Nicht weniger pittoresk als in St. Johann sind die Häuserverzierungen, die schattige Kühle drängt mich alsbald zur Weiterfahrt, ein Künstler hat seine Gussfiguren auf einer Wiese ausgestellt.
Lange zieht sich die Fahrt zum Pass Thurn ohne spürbaren Höhengewinn, bei Jochberg dann die erste kleine Verschärfung der Steigung und in einigen Schleifen vor der Passhöhe nochmal. Obwohl mein Tempo eher etwas zu hoch ist, wie ich abends an meinen „harten“ Beinen feststelle, radeln auch hier dynamische Mädels an mir vorbei. Die eher langweilige Auffahrt durch halboffenen Tannenwald wird dann an der Passhöhe durch ein weites Tauernpanorama aufgehellt und erlaubt eine launige, aber sehr gemäßigte Abfahrt (auffällige Flachteile). Die Radplastik am Pass ist übrigens demoliert: die Kurbel abgefallen – @ Glocknerfahrer – wer war’s, Hans, Falk? – ihr habt ja alle draufgesessen
Da gut in der Zeit, kann ich das Planziel Mittersill durchfahren und noch bis Bramberg am Wildkogel weiterradeln. Dort finde ich „Kaserer’s Gasthaus Straßenwirt“ vor – wo ich bereits 2003 am Ende der Kroatientour und nach der damaligen Königsetappe über das Hochtor gut genächtigt und gespeist habe. Fast alles wie damals: das Rad in die gegenüberliegende Garage, das Zimmer geräumig und der Glückskäfer auf der Bettdecke. Für 32 Euro (2003: 28 Euro) gehört auch ein opulentes Frühstücksbüffet dazu, am Tisch verdrücke ich für 26,70 Euro Knoblauchcremesuppe, Pinzgauer Jagdpfanderl (Schweinemedaillons mit Pfifferlingen & Spätzle) und Schokoladenpalatschinken mit Eis, dazu ein Viertel Rotwein - ausgezeichnet.
Di, 2.10. Bramberg - (alte Passstraße) - Gerlospass (1628m) - Zell/Ziller (580m) - Hippach - Zillertaler Höhenstraße (2020m) – (1400m) – Kaltenbachhütte (1800m) – Ried - Wiesing
109 km, 13,8 km/h, 7:45 h, 2695 Hm
Da ich die Gerlospassstraße via Krimml (mit den Krimmler Wasserfällen) bereits aus 2003 kenne, wähle ich die alte (kürzere) Gerlospassstraße auf der Nordseite mit den hochprozentigen Steigungen. Nach der schönen Fahrt mit Blick auf Großvenediger und seltsam wohlgeformte Kugelberge zweigt die Straße bei Wald ab und sorgt mit kräftigen Steigungen bereits unten für kräftzehrende Arbeit. Am offenen Hang liegen nach viele Ortsteile, Gasthöfe und Almen. Ein tolles Panorama bietet sich, die Krimmler Wasserfälle bleiben durch die weite Entfernung auf der gegenüberliegenden Seite entrückt. Abgründige Felsenwände rücken näher, grüne Almwiesen wechseln mit Mischwaldzonen. Es gibt nebst der steilen Rampen auch immer wieder entspannende flachere Passagen, am Ende finde ich die Straße weniger schwer als befürchtet. Man kommt der Salzachquelle nahe, urtümliche Waldböden wandeln sich zu einer herbstbunten Hochmoorlandschaft – hier kann der Pass nicht fern sein. Das offizielle Passchild steht nur an der neuen Straße wenige hundert Meter oberhalb der Zusammenführung beider Straßen und bleibt daher bei dieser Routenwahl ungesehen. Als Ausgleich gibt’s den Skielefanten.
Im milden Sonnenlicht sorgt die Wasserfläche des Dorlaßbodener Speicher für eine eindrucksvolle Bergszenerie. Nur eine kurze Abfahrt führt hinunter nach Gerlos mit zahlreichen höherpreisigen Hotels, fortan fast eine Flachstrecke – zunächst auf Bergflussebene, dann oberhalb einer sich immer tiefer grabenden Schlucht, die man von der Straße nie voll einsehen kann. Dunkler Tannenwald bleibt bis kurz vor den talführenden Kurven ins Zillertal, dort öffnen sich zu allen Seiten leuchtend grüne Bergwiesen. Nunmehr ist es sehr warm, die Terrassencafés in Zell am Ziller stark besucht. Es gibt bereits hier eine Auffahrt zur Zillertaler Höhenstraße, doch um die komplette Route auch mit dem Höchstpunkt zu fahren, muss man noch weiter bis Hippach fahren, wo sich auch das kleine Museum um den Schreiber des Liedes „Stille Nacht, Heilige Nacht“ befindet.
Fortan geht es unablässig steil zur Sache, am offenen Hang gibt es nahezu keine flacheren Erholungspausen wie am Gerlospass. Als Ausgleich ein immer atemberaubender werdendes Panorama auf die Zillertaler Alpen. Lange gibt es Häusergruppen, Gasthöfe und Almen an der Strecke, erst spät kommt die Mautstelle (bei 1500 oder 1600 müM). An einer Wasserstelle (noch weit unten, weiter oben keine mehr) fährt ein Rennradlerpaar vorbei – doch wird da nicht geschummelt? – Das Tempo kann ich nicht ganz halten, vor allem muss ich aber ständig kurze Pausen einlegen, fühle mich nicht mehr fit wie im Sommer – wohl sind die Beine von den Vortagen etwas überfordert worden und der lange, steile Anstieg ist dann auch objektiv als sehr schwer einzustufen. Am Melchboden treffe ich die beiden Münchner wieder, sie sind in Mayrhofen einquartiert und habe die kleine Runde über den höchsten Punkt gewählt. Auch wenn es hier steht, nach allen gängigen Erkenntnissen ist Melchboden keine Passhöhe, sondern nur ein Hochpunkt der Straße.
Von nun an treten immer mehr die bunten Farben der Bodensträucher hervor, geben dem Panorama der Tuxer Alpen ein fast exotisches Antlitz. Wasserfälle unterbrechen wie weiße Linien die bunten, zuweilen braunen Teppiche. In mehreren steilen Schwüngen mit kleinen Gegenanstiegen geht es unrhythmisch hinunter, bis der zweite längere Anstieg folgt, auch wieder kraftraubend steil – aus einer dunklen Waldzone heraus wieder in offene Bergwiesen – jetzt mit dem Panorama auf die niedrigeren Kitzbühler Alpen. Am zweiten Hochpunkt entwickelt sich eine verschandelnde Skilandschaft – noch überwiegt die Natur.
Die Abfahrt führt in zahlreichen steilen Kehren durch Nadel- und Mischwald, bald wild und bunt – erinnert mich an die untere Nordabfahrt am Finestre-Pass. Ab Ried, nun im flachen, unteren Zillertal, herrscht dann wieder Zillertalvermarktung, heftiger Verkehr und Gewerbeaktivität vor. Unberücksichtigt der möglichen Radwege strebe ich flott dem Inn zu, und fahre noch bis Wiesing als letzten Ort vor dem Anstieg zum Achensee. Dort finde ich die sehr angenehme Privatunterkunft „Haus Mayr“ für 20 Euro m.Fr., bin der einzige Gast, Frühstück wird abends wunschgemäß bereitgestellt, weil die Wirtin zur frühen Wanderung ausrücken möchte (sonst umfassendes Büffet), ihr Mann ist wenig motiviert, macht aber den Kaffee doch noch frisch. Schöner Wintergarten inmitten grüner Berghügel. Zum Abendmahl gibt’s für 20,30 Euro Spaghetti Bolognese (kein Festmahl), Rumpsteak mit Kroketten & Bohnen (gut), sowie ein Viertel Rotwein in dem durch Bustouristen etwas unruhigen Gasthof „Sonnhof“.
Mi, 3.10. Wiesing - Maurach (958m) - Achenpass (941m) - Rottach-Eggern - Bad Tölz - Wolfratshausen - Starnberg - Seefeld - Bhf. Geltendorf || Zug 19:23 - 22:24 || Stuttgart
163 km, 20,6 km/h, 7:50 h, 1150 Hm
Die Nacht hat es leicht geregnet, am Morgen gibt es ebenso noch leichte Nieselschauern, was mich aber nicht vom Start abhält – es ist erstmals morgens richtig mild. Der letzte Regen ist dann an der Kanzelkehre vorbei, von der sich eine eindrucksvolle Berg- und Wolkenkulisse über das Inntal hinaus präsentiert. Der Anstieg über die Straße ist mäßig, über einen alternativen Radweg geht es steiler hinauf nach Maurach (führt nicht an der Kanzelkehre vorbei). Gleich am Achensee entstehen faszinierende Bilder aus aufsteigenden Wolken, Wasserflächen und bunten Herbstfarben. Ziemlich lang streckt sich der See, die alte Uferstraße (Ostseite) dient als gut fahrbarer Radweg, die Bundesstraße verläuft leicht oberhalb des Sees. In Achenkirch erlebe ich erneut die schmucken Kühe eines Almabtriebs.
Ein wenig zieht sich die Strecke leicht nach unten, bevor die Grenze und der Abzweig nach Tegernsee kommt. Eine kurze Steigung noch bis zum Achenpass und weiter leuchten die Farben des Laubes, verweilen ein paar Ziegen in der Hersbstsonne. Über Kreuth bei gutem Ausflugsverkehr und leichtem Gegenwind erreiche ich Rottach-Eggern am Tegernsee, mit Schloss Tegernsee und idyllischen Seewinkeln. Nunmehr fast sommerlich überquere ich in einer etwas zähen Fahrt den Hügelrücken zur Isar hinüber nach Bad Tölz. Die Stadt ist ein wahres Juwel an verzierten und bemalten Häuserfassaden und -giebeln. Einfach toll.
Es geht einfach, aber auch etwas zäh auf der Bundesstraße Richtung München, meist abseits der Isar, bei Ascholding eine Nebenstraße leicht auf und ab – von Radlern viel genutzt – zu den Isarauen bei Wolfratshausen (Stoiber-Land), wo ich noch eine kurze Vesper- und Badepause einlege, weiter über den rechtsseitigen Radweg geradewegs bis zur Brücke hinüber nach Schäftlarn mit einer durchaus satten Steigung durch Laubwald, im Auf und Ab über Starnberg, Inning bis zum Bahnhof Geltendorf. Statt mit dem IC ab München (Radkarte und Radreservierung hatte ich) komme ich so zur Regionalzuganbindung via Buchloe, Memmingen, Ulm nach Stuttgart und kann 10 Euro sparen. Allerdings dies: der Zug aus München war rappelvoll. Gleich vier weitere RennradlerInnen wollten ebenso in Geltendorf hinein. Der Schaffner verweigerte den Zutritt – irgendwie haben wir uns alle dann aber noch zwischen biergetränkte Lederhosen und prallbusige Dirndlschönheiten
gezwängt. In Buchloe das ganze nochmal von vorne, in Memmingen hat’s sich dann deutlich ausgedünnt.
Alles in allem eine wunderschöne Herbsttour, die meine harten wirtschaftlichen Zeiten etwas aufzuhellen vermögen. Zum Nachfahren empfohlen.