Hallo 4unterwegs und
hallo alle,
einen Grund, warum ich euch nie von meinen USA Radtouren unterrichtet habe, könnt ihr unter dem thread " Benutzername " nachlesen.
Es gibt aber noch einen Grund. Ich halte es nicht mehrfür etwas Besonderes kreuz und quer durch die USA zu radeln. Um das zu verstehen, muss ich euch zwei Geschichten erzählen.
1.
Eine wahre, sehr traurige und auch sehr schöne Geschichte. Eine Geschichte, die, wie es sich für mich gehört, sich auf einer Fahrradtour ereignet hat.
Es war in New Mexico. Sehr heiß. Die Luft flimmerte.
Wir lassen die Räder eine sehr lange, gerade Gefällstrecke hinunterrollen als wir etwas Unwirkliches, durch das Flimmern der Luft, Undefinierbares vor uns sahen.
Als wir näher kamen löste sich die Erscheinung in 2 Menschen auf. Einer, der kopfüber auf seinen Händen lief und ein anderer, der einen Bollerwagen(Handwagen), beladen mit Ausrüstung zog. Natürlich kamen wir ins Gespräch.
Der, der auf den Händen lief, war ein Vietnam Veteran, dem eine Granate beide Beine weggerissen hatte. Der andere war sein Freund, der dem Veteranen half.
Der Beinlose, wollte beweisen, dass man auch ohne Beine etwas erreichen kann, dass man nicht zum hilflosen Sozialhilfeempfänger wird, und war von der Ostküste zur Westküste auf Händen unterwegs.
Ich habe später in einem amerikanischen Fahrradmagazin gelesen, dass er, seinen Namen habe ich leider vergessen, in Los Angeles angekommen ist. 13 Wochen vor seinem Plan.
Ich, der immer geglaubt hat, dass es etwas Besonderes ist, mit dem Rad den amerikanischen Kontinent zu durchqueren.
2.
Die Geschichte handelt von "Gary" dem Penner.
1999 auf Radtour von Seattle nach Tijuana.
Ort der Handlung: Hiker & Biker site auf dem New Brighton State Beach Campground bei Santa Cruz.
Ich hatte eine kurze Etappe von Half Moon Bay nach Santa Cruz. Der Wind hat auch gestimmt und um 2 Uhr nachmittags saß ich, Zelt aufgebaut, frisch geduscht und nichts mehr zu tun an unserem typischen Campground Tisch.
Jetzt taucht Gary auf. Im Rollstuhl. Der Rollstuhl überladen mit Plastiktüten wie sie von den Obdachlosen wohl in der ganzen Welt benutzt werden. Alles ziemlich vergammelt. Gary sah auch so aus. Langes, ungepflegtes Haar mit grauen Stähnen genau wie in seinem schmutzigen Bart.
Er rollte auf die Biker & Hiker Site, hat nur genickt und fing an sein Zeug vom Rollstuhl loszubinden und zu verteilen. Dann hat er angefangen, im Rollstuhl, sein Zelt aufzubauen. Sah sehr professionell aus, bis er mit einem Rad an einer Baumwurzel hängenblieb und er umfiel. Ich hab ihm aufgeholfen und noch mit ihm zusammen sein Zelt aufgestellt.
Dann hat sich Gary bei mir bedankt, indem er mir seine, zur Haschischpfeife umgebaute Mini Mac Lite ( fällt nicht so auf) anbot, um mir einen "
" rein zu ziehen. Ich brauche kein dope um happy zu sein und außerdem hab ich Gary`s Gebiss gesehen. 3 oder 4 schwarze Zahnstummel hat er wohl noch gehabt. Ich hab also dankend abgelehnt und hab ihm angeboten einen Streifen aus meiner 700ml Sigg Aluflasche zu nehmen. Ich hab da immer einen Bourbon drin für Notfälle. Alkohol desinfiziert hab ich mir gedacht.
Nach unserem 2. Streifen hat mir Gary seine Lebensgeschicxhte erzählt. Von dem Unfall, bei dem er im besoffenen Kopf seine Beine verlor.
Er lebte in Denver und ist über die Rockys, durch die Wüsten und über die Sierra mit dem Rollstuhl gefahren. Er wollte nach Südkalifornien um ein schönes warmes Plätzchen zu finden. Mit dem bepackten Rollstuhl von Denver nach Santa Cruz!! Wir haben die Flasche noch zusammen leergetrunken.
Das war die Geschichte von Gary. Dem Penner?
Gary, ich weiß nicht wo du heute bist, aber ich hoffe, du hast dein warmes Plätzchen gefunden.
Seit den 2 Typen finde ich meine "Heldentaten" gar nicht mehr der Rede wert.
Mfg Guenter