Keine Angst, ich will das Rad nicht neu erfinden, schon gar nicht die Scheibenbremse. Aber eben stehe ich vor meinem und überlege, ob da was falsch montiert ist. Beruhigung kehrt ein, als ich den Richtungspfeil auf der Scheibe finde, auch die Abbildungen in den einschlägigen Radl-Pornos sind eindeutig: die Orientierung der Streben ist immer auflaufend. Dabei dachte ich bisher, dass Holz am besten Druckkräfte aufnimmt, Stahl hingegen lieber Zug mag. Nach dieser etwas simplen Theorie würde ein beherztes Betätigen der Scheibenbremse einen seitlichen Ausbruchsversuch der Scheibe provozieren...
Was spricht gegen die Montage mit ablaufender Orientierung?
Nicht dass ichs vorhätte, ich hab da nur gerade son Knopf im Hirn

Axel

Meines Erachtens spricht nichts dagegen. Wenn die "Speichen" Zug- anstatt Druckkräfte aufnehmen müssten wäre das besser. Es ist mir auch unverständlich, dass fast alle Scheibenbremshersteller das Gegenteil vorschreiben .

Gruss
Manuel

Wie heisst es so schön:

"Die Genossen werden sich schon was dabei gedacht haben".

Trotzdem habe ich mich auch schon mehrmals gefragt, warum die Drehrichtung so vorgeschrieben wird. Vielleicht gibt es ja hier mal eine plausible Erklärung.

Falk, SchwLAbt

Ich stocher einfach mal mit meinen laienhaften Mechanikkentnissen im Trüben:

Ich teile die Bremsscheibe einmal ein in Ring (wo die Bremszange angreift), Speichen und Nabe und nehme, um die wirkende Kraftverteilung zu vereinfachen, einmal an, daß alles über Einachsige Gelenke miteinander verbunden ist.
Bremse ich nun den Ring mit den Bremsbacken, so wird auf die Speichen derart ein Druck ausgeübt, daß sie sich ihrem Öffnungs Winkel folgend, aufstellen wollen und den Ring somit auf Zug belasten (erhöhung der Radius), wärend sie selbst auf Druck belastet werden.
Durch den auf Zug belasteten Ring bleibt die gesammte Bremsscheibe Formstabil.
Wäre es anders herum, so würden vor allem die Speichen in Nähe der Bremszange auf Zug belastet werden und den Ring Richtung Nabenachse zusammenfalten. - Dafür ist die Bremsscheibe zwar vermutlich zu Massiv, verziehen könnte sie sich aber wohl trotzdem.

Irgendwelche Einwände?

Grüße,
André

Hi Axel!

Exakt Deine Gedanken hatte ich auch, als ich die Magura-Scheiben das erste mal sah.
Ich war dann - IIRC Ende Neunziger auf der Eurobike - am Magurastand und habe nachgefragt.



Die Begründung ist die entstehende Wärme:
Richtig herum eingebaut induzieren die auf Druck belasteten Streben eine "Vergrößerung" der Bremsscheibe. Und die ist damit einverstanden, weil sie sowieso gerade "warmgemacht" wird ;-)
Bautest Du die Scheibe falsch rum ein (Streben werden auf Zug belastet) hättest Du eine gegenläufige Kraftverlaufsgeschichte: Die auf Zug belasteten Streben wollen den Bremsring "kleinziehen", der aber will sich ausdehnen, also größer werden.

Trubbys Erklärung ging kräftemäßig also exakt in die richtige Richtung, nur den Wärmeaspekt hatte er außenvorgelassen.

Ich finde es beruhigend, daß Ihr an genau der gleichen Stelle in's Grübeln kamt :-) Ich entsinne, daß ich damals ein wenig enttäuscht war, daß ich auf den Zusammenhang nicht alleine gekommen war ;-)

Grüße!

Urs

Nur nen kleinen In den Stegen herrschen nicht nur Druck, sondern auch Zugkräfte
Der Ring wird durch die Bremsung ja quasi festgehalten und die Nabe will sich weiterdrehen. Dadurch entstehen an der Vorderseite der Stege Zugkräfte, an der Rückseite der Stege Druckkräfte. So steil stehen die Stege nicht, daß nur Drückkräfte wirken.

Da Stahl je nach Legierung unterschiedliche Eigenschaften hat, kommt es auch beim der Bremsscheibe darauf an, aus welcher Stahllegierung sie ist. Entscheidend ist in vorliegender Frage die Zugfestigkeit, wenn die Bremsscheibe umgekehrt montiert würde. Dies ist der Wert, der auf metrischen Schraubenköpfen ersichtlich ist, z.B. 8.8 (weil für die Schraube von westenlicher Bedeutung). Ein relativ hoher Anteil an Kohlenstoff im Stahl setzt die "Dehnbarkeit" des Stahls z.B. wesentlich herab.
Wenn man die Eigenschaften des Materials nicht kennt, würde ich bei der Bremsscheibe von einer "ungekehrten" Montage absehen, da doch je nach Montagerichtung sehr hohe Druck- oder Zugwerte auf die Streben der Bremsscheibe einwirken.

Udo

Keiner will hier die Bremsscheiben umdrehen. Es soll nur geklärt werden warum sie sorum eingebaut werden, wie sie eben eingebaut werden.
Äh ja genau ..... toller Satz, aber egal.

Ich glaube es gibt ein Hersteller, welcher andersherum vorschreibt oder das zumindest mal so tat. Grimeca wenn ich mich nicht irre. Hat jemand eine Grimeca-Scheibe?

Manuel

Ja, Manuel,
zwar hab ich keine Grimeca-Bremse, aber beim Anschmachten der wunderschönen 3speichigen Magnesiumgussräder hätte ich das sehen können, wenn mich das Preisschild nicht so geschockt hätte...!
Die sind wirklich "andersrum"!

Axel