An alle Fahrradbastler, die mehr wissen von den Details einer Shimano-Schaltung als ich...

so, nun ist es also passiert, es hat sich geraecht, dass ich das Fahrradfahrerdogma des "Ich fahre alles an einem Stueck" schon wieder gebrochen habe. Aber ich wollte doch vor "New Year's Day" in Phnom Penh ankommen (das ist naemlich morgen) und den Typen vom Umweltministerium noch sprechen, bevor die vier Tage Feiern beginnen ... es hat mir schon weh getan, als ich gesehen habe, wie das Fahrrad auf dem Minibus flach festgezurrt wurde - und erst als ich ankam, habe ich mitbekommen, dass sich noch etwa vier oder fuenf weitere Passagiere obendrauf gesetzt hatten. Nun ja.

Lenker und Vorderrad waren gegeneinander verdreht, aber dat war in zwei Sekunden behoben. Die Raeder liefen noch sauber, gut zentriert. Es schienen keine Blessuren vorhanden zu sein ... das habe ich erst ein paar Kilometer spaeter gemerkt, als die Schaltung hinten zu spinnen begann. Langer Einleitung kurzer Sinn: Der hintere XT-Umwerfer meines Wanderers W4 ist anscheinend nach innen verbogen (wenn ich das richtig gesehen habe). Zumindest springt die Kette immer wieder. Jetzt ist die Frage: Gehe ich da ran wie ein Tarzan und biege ihn einfach zurueck - oder mache ich damit nur noch viel mehr kaputt und sollte lieber "gezielt" biegen? Ersatzteile jibbet hier bestimmt nicht.

Das Bild gibt es hier in Vollaufloesung.



Danke fuer alles, was mich mit einem frohen Gefuehl auf die kambodschanischen Strassen zurueckfuehrt!

Christoph

Hallo Christoph,

wenn ich mir den Spalt zwischen Rohloff-Ausfallende und den Zahnrädern so anschau, sieht der doch recht keilförmig aus
Die Vermutung liegt also nahe, daß das ganze Ausfallende krumm ist.
Schnellreparatur:
Schaltwerk raus, Vorderrad raus. Vorderrad statt Schaltwerk im Schaltauge festknallen. Schauen, ob Hinterrad und Vorderrad parallel stehen. Wenn nicht, gradebiegen. Alles wieder richtig zusammenbauen und hoffen, daß das alles war.

Hallo, Flo,

vielen Dank fuer dein scharfes (oder zumindest schaerferes) Auge und deine Tips! Als Nicht-Fahrradingenieur muss ich aber nochmal nachfragen, ob ich die Ausdruecke richtig verstanden habe.

Schaltwerk = Umwerfer?
Schaltauge = Die Stelle, wo der Umwerfer festgemacht ist?
Also soll ich das Vorderrad von aussen in das Loch einsetzen, wo der Umwerfer sonst drinhaengt?

Und wenn zurueckbiegen: Hinterrad ausbauen und nur das Ausfallende zurueckbiegen?

Danke fuer jegliche Klaerung (auch von anderen Nicht-Fahrradingenieuren !

Christoph

Hi,
das Teil hinten ist das Schaltwerk. Das Ding was vorne die Kettenblätter wechselt ist der Umwerfer.

Einen besseren Tipp als zurückbiegen habe ich auch nicht, aber ich frage mich ob so ein Schaltwerk-Schutzbügel solche Schäden überhaupt vermeiden kann..
das Schaltauge wird dadurch ja nicht geschützt.

Nein, wenn sich Leute draufsetzen, hilft gar nix mehr...

Genau, das Hinterrad würde ich aber gar nicht ausbauen, weil das den restlichen Rahmen bei der (vorsichtigen !!! ) Biegeaktion stützt und vor Verzug bewahrt.

Das Vorderrad übernimmt dabei 2 Aufgaben:

1. wirkt es als Hebel um das Schaltauge ( Gewinde wo der hintere Umwerfer, also das Schaltwerk dran geschraubt ist) wieder schön langsam gerade zu biegen. Einfach das Vorderrad neben das Fahrrad mit dem Schnellspanner am Schaltauge eingespannen.
Evtl. findest du irgendwo eine fette Mutter o.Ä. als Distanzstück zum Einspannen zwischen Schnellspanner und Schaltauge.

2. Sieht man, wann es reicht, nämlich dann, wenn die Räder ungefähr parallel stehen.

Dabei sollte man immer mal kurz ein Stück weiterbiegen und nicht wieder zurück !
Je länger die Aktion dauert (vor allem die Pausen), um so besser. Also gemütlich angehen.
Warm machen vom Ausfallende kann auch helfen (z.B. Radl mittags in die Sonne legen) um Schäden zu vermeiden.

Evtl. hilft einer der (bestimmt anwesenden) Schaulustigen dabei, das Fahrrad am Boden festzuhalten, damit es nicht wackelt.

Das Gewinde des Schaltauges ist M 10x 1, der Achstummel des Vorderrades dürfte M9 o. ä. haben, das kann eigentlich kaum gehen, vielmehr besteht die Gefahr, daß Du Dein Problem verschlimmerst.
Daher: Wenn Du die Möglichkeit hast, nimm die Zahnkränze ab, bau das Hinterrad wieder ein und bieg das Schaltauge, nachdem Du das Schaltwerk abgenommen hast , vorsichtig mit einer fetten Zange wieder gerade. Das menschliche Auge ist empfindlich genug, daß Du ein ordentliches Ergebnis erzielen kannst (in beiden Ebenen kontrollieren!).

Viel Glück, gute Reise Schorsch

Mir ist jetzt noch was eingefallen:

Evtl. ist wirklich nur das Ausfallende verbogen. Man kann doch beim W4 das ganze (Rohloff-OEM-) Ausfallende abschrauben. Schraub's doch einfach mal ab und leg's auf einen Glastisch, dann siehst du ganz schnell ob's krumm ist.

Wenn's so ist, einfach zu einem Autoschlosser bringen, damit er es wieder gerade dengelt.

Vorteil der Aktion:
Dem Rahmen kann bei der Aktion nix passieren und man kann das Teil wieder fast perfekt plan biegen / hämmern / dengeln / drücken. Das kann wirklich jeder Autobastler.

Haupsache gerade, wenn's danach nicht mehr so ein perfektes Oberflächen-Finish hat, kann man's bei Bedarf immer noch Daheim kostengünstig ersetzen. Hauptsache es funktioniert für die Reise.

Wenn beide Laufräder in dieser Hinsicht gleich sind, danm hat auch das Vorderrad eine Hohlachse mit Stehbolzen oder Schnellverschluss. Dann wird wahrscheinlich nichts daran vorbeiführen, die Ritzel auszubauen - weil sonst der Platz nicht reicht. Dann allerdings würde ich es auch mit dem Vorderrad versuchen.

Falk, SchwlAbt

PS: Jörg, du warst schneller, Recht hast Du außerdem (Muss man da nicht einen ausgeben?)
FA

Eigentlich schon, ich gebe hiermit einen aus:



Aber wie ich oben schon bemerkte, kann man die Aktion ganz bleiben lassen, wenn man einfach das Ausfallende abschraubt (Wanderer Luxus Ausfallende sei dank) und zum Schlosser bringt...

Ein grosses Danke an alle, die sich an der Diskussion beteiligt haben (auch wenn ich ein paar davon erst gerade eben gelesen habe)

Also, heute morgen habe ich mich, in Schweiss triefend, weil in Phnom Penh die Temperaturen doch immer in Richtung Koerpertemperatur tendieren, einmal naeher mit meinem Rad beschaeftigt ... Vorder- und Hinterrad konnte ich nicht parallel stellen, weil sich da mein Gepaecktraeger mit den Speichen des Vorderrades geschlagen hat. Da aber auch meinem Augenmass zufolge nur das Ausfallende krumm war, habe ich es Mithilfe des am besten passenden Inbus-Schluessel meines Toppeak-Multitools zurueckgebogen (das Tool hat sich mitgebogen ) ... und dabei vergessen, dass ich damit das Schaltaugen-Gewinde ziemlich in Gefahr gebracht habe. Es war dann zwar etwas schwieriger, das Schaltwerk wieder aufzuschrauben, aber letztendlich ging's, und jetzt schaltet alles wie vorher ... zumindest sagt mir das mein Gefuehl. Als "neuwertig" kann ich es jetzt aber bestimmt nicht mehr verkaufen

Nochmal Danke und gute Fahrt an alle!

Christoph

Auch von mit eine gute Reise, bei uns ist es Nasskalt, sei froh über die Hitze...

Stop stop,
das mit dem Vorderrad wird nichts, aber Du kannst den Achsstummel der Hinterradnabe ( 10x1)ins Schaltauge schrauben - das passt. Am Besten wäre natürlich, Du hättest ein zweites Hinterrad,läßt das andere drin, und biegst so lange, bis beide Räder parallel stehen, habe ich schon selbst gemacht, funktioniert prima.
Alles Gute
Boddi

Blos gut, ich bin nicht der einzige, der schlecht sieht.
Hinterrad -> Schnellverschluss (kein Gewinde). Auf dem Bild sogar zu sehen. Mit M10x1 ist es also Öl, nein Essig.
(Außerdem funktioniert es wieder und das Ausfallende ist tauschbar).

Falk, SchwLAbt

Hallo Falk,
warum sollte 'ne Hinterachse mit Schnellspanner kein Gewinde haben, ich seh ja nicht, wie's gelagert ist ? Meine Shimano-Nabe (Konuslager)hat eins, und das passt auch ins Schaltungsauge :-)
frohe Ostern
Boddi

Weiss der Deibel. aber meine Hohlachsen (die natürlich keine Schellverschlüsse, sondern Stehbolzen mit Pitlockmuttern beinhalten) sind dort, wo sie in den Ausfallenden sitzen, konsequent glatt.

Falk, SchwLAbt