Hallo zusammen,

ich habe mich seit längerem nicht hier blicken lassen, bin ich jetzt aber wieder "aktiver" im Internet. Zuerst: Dieses Forum ist verdammt langsam geworden...

Kleine Frage: Wir sind ab MIttwoch auf Sizilien, landen in Catania und wollen die Insel einmal umrunden. Geplant sind am Tag ca. 125 KM, damit wir die 1000 Küstenkilometer in 8 Tagen schaffen. Nun meine Frage: Ist das von den Höhenmetern her überhaupt machbar?

Ist zufällig einer von Euch auch währen des Zeitraumes dort? Vielleicht kann man sich treffen...

Hat jemand Infos für uns, was man unbedingt beachten sollte? Vielleicht hat jemand von Euch dort schon mal etwas erlebt, was er lieber hätte vermieden, wenn er "es" gewusst hätte? Im Reiseführer steht, dass man am Abend keinen Cappo mehr bestellt (warum auch immer)

Vielen Dank für Eure Infos!

Michael

PS: Kann man wohl mit einer kurzen Radhose fahren? Temperaturmäßig, hatten wir auf mehr gehofft.

Hallo Michael,
wir waren letztes Jahr 3 Wochen auf Sizilien vom 19.4.-11.5.
Wir haben 1262km und 8951 Höhenmeter erstrampelt. Es gab für uns keine negativen Erlebnisse, abgesehen von tagelangem starken Gegenwind und manchmal viel Verkehr. Wir haben unsere Reise in Palermo begonnen und sind gegen den Uhrzeiger rund um die Insel gefahren. Anfangs war es noch recht frisch, sonst aber hatten wir angenehme Temperaturen. Es gibt unheimlich viel zu besichtigen. Aber bei einer Woche bist du immer auf der Flucht!
Grüße aus dem Süden und viel Spaß
wünschen N+F

Das hast du aber richtig genau gemessen... Wie hoch ist denn der Fehler des Gerätes? Meines erachtens gaukeln solche Angaben eine Genauigkeit vor, die das Gerät gar nicht leisten kann.

Bei mir jedenfalls tuts ein Blick auf die Karte und dann sage ich einfach "gut über 1200km und fast 9000Hm." Das muss reichen. Solch Geräte haben meist einen Fehler (Fehler im mathematischen Sinne). Und wenn der nur bei 3% liegt dann kommst du auf Werte, die du auch aus einer Karte herauslesen kannst.

Solch eine Genauigkeit (in Abhängigkeit von der Größe der Zahl)wie du sie angibst kann man mit herkömmlichen Geräten nicht erreichen.

Aber bevor ich mich da mal wieder zu weit aus dem Fenster lehne höre ich lieber auf und lasse mich gerne eines besseren belehren.

Daniel

Hallo,
war grad dort und hab in rennrad-news einen Bericht geschrieben, den ich dir einfach mal reinkopiere (vielleicht beantwortet er ja die eine oder andere Frage- Temp, etc.):

Also mal kurz paar Eindrücke und Erfahrungen zu Sizilien:

Das Wetter:
16-2 13/18 S
17-2 12/21 S
18-2 13/18 S
19-2 7/13 B/S
20-2 8/21 R/S
21-2 12/24 S
22-2 12/17 B
23-2 15/20 R/S
Datum, Temp um 8 Uhr, Temp max Regen,Sonne,Bedeckt
Also alles in allem wärmer als Malle, aber auch windiger.

Das Profil:
Bergiger als Malle, Sardinien, Cessenatico oder Kreta.
Wir sind in 8 Tagen über 17.000 hm aber nur 950 km gefahren. Liegt im wesentlichen daran, dass wir die Küstenstrasse gemieden haben.
Tagesleistung110-150 und 2000-3100. (trotz 0 Sport in 11, 12 und 1 - was sind wir stolz).

Die Unterkunft:
Jeden Tag wo anders (Rennrad, Gepäckträger, 8 kg Gepäck). Im Schnitt 50 € bed und breakfast für 2 Personen. Gesamt 450€ pro Person plus 56 € Flug mit Radtransport (Glück gehabt). Quartiere nur in größeren Orten. Fast alles noch zu. Fragen, fragen, fragen.

Die Fahrzeiten:
Max. 9,5 Std Licht. D.h. 7.45 Uhr Start, eher geht kaum, nur kurz Mittag, bis 17.30 max fahren, dann Quartiersuche.

Die Szene:
In den 8 Tagen einen einzigen Radler gesehen.

Die Straßen:
99% Gussasphalt, nur am Ätna etwas Makadamdecke.

Die Landschaft:
Grandios, bergig, abwechslungsreich, windig, autofrei

Die Tour:
1, Palermo,Belmonte, Bolognetta
2., Villafrati, Vicari, Alia, Caltaveutturo - Sclafanirunde
3., Polizzi, Cefalu
4., Castelbuono, Gangi,Nicosia
5., Cerami, Troina, Cesaro, Randazzo, Linguaglossa
6., Ätna1, Zafferana, Ätna2, Belpasso, Adrana, Regalbuto (130, 3175!)
7., Agira, Nicosia, Mistretta, Pettineo, Finale (!)
8., Cefalu, Campofelice, Caltaveturo, Cerda, Termini,Altavilla, Bolognetta
9., Villabate, Palermo
siehe Falk 1:200000


Das Radhotel Kalura in Cefalu:
Rentnergruppenhotel, Vino de Casa 18 €/ltr. Email-Reservierung unauffindbar. Versuchten neu zu verhandeln. Keine funktionsfähige Luftpumpe. Traumhafte Lage. Gute Zimmer mit Badewanne !! und Fön !!. Zahlten 45€ Halbpension / Pers. Argoganter und mieser Service.

Die Probleme:
Radkoffer können nicht am Flugplatz sondern nur am Bahnhof in Palermo eingelegert werden (ca 120 € für 8 Tage pro Koffer !!!). Netter Ladenbesitzer hat unsere Koffer umsonst in seinem Lager aufbewahrt.
Hab ca 45.000 km auf meinem Cube und dabei 3 Plattfüsse gehabt. 950 km Sizilien hat mit 3 weiteren Platten die Statisik versaut - Zufall? Unachtsamkeit?

Summary:
Wir fahren wieder hin (lieben Berge, Einsamkeit, einfaches Leben, Flow-Erlebnisse aufm Rad, nur radeln). Haben aber viele Radfahrfreunde deren Interessenslage anders ist und denen wir Sizilien nicht empfehlen können.

Wer mehr und genaueres wissen will soll mir mal ne mail schicken.

Thomas

Lass doch mal hören wie's war (Temp, Strecke, Wind, ...)
Thomas

Hallooooooooooooo!

Sind wieder da. Leider war das Wetter MIES!!!! Wir sind die ersten 3,5 Tage geradelt (300 KM) und danach haben wir beschlossen einen Mietwagen zu nehmen, Fahrräder rein und dann damit die Insel zu bereisen. Wir haben mit einigen Sizilianern gesprochen, die meinten alles, dass das Wetter seit Jahren nicht so kalt und schlecht gewesen sei. Wir haben Murmelgroße Hagelkörner aus einer Bar in Palermo gesehen!!! Es war super super windig, teilweise regnerisch, aber trotzdem witzig und interessant.

Was uns aufgefallen ist: Die Insel ist relativ schmutzig. Überall Müll.... vielleicht liegt es daran, dass die Hauptsaison noch nicht begonnen hat? Landschaftlich ist Sizilien aber sehr schön - es fällt aber auf, dass sehr viele Bauten unfertig sind - da fehlt wohl das Geld.

Hoffe, dass der nächste Radurlaub wieder ein richtiger RAD-Urlaub wird!

Viele Grüße,

MIchael

April 1988 im Süden der Toscana:
Ich ging in eine Bar, um mich vom letzten Wolkenbruch zu erholen.
Drinnen TV Wetterbericht: Ganz Europa hatte strahlende Sonne, nur zwischen Florenz und Rom kreiste ein Tiefdruckgebiet.

Ich bin weitergeradelt, aber viel mehr Küstenstraße als geplant. Da war das Wetter nicht ganz so nass.

UL

Hallo Michael,

tut mir Leid, das ihr so schlechtes Wetter hattet. Bei Italien denkt man ja eher an Sonnenschein...
Was du über die unfertigen Bauten schreibst, gilt wohl für ganz Süditalien (ungefähr ab Latium). Als ich das das erste Mal gesehen habe, war ich auch ziemlich entsetzt. Die Landschaft wird dadurch auch ziemlich verschandelt. Manche Häuser werden wohl nie zu Ende gebaut.. Es stehen immer wieder moderne Ruinen in der Gegend rum. Aber die (Süd-)Italiener empfinden das wohl als ziemlich normal. Ich habe immer versucht, den Hintergrund dafür herauszubekommen, aber meine Frage wurde irgendwie nicht richtig verstanden. Na ja, vielleicht lag's an mangelnden Italienisch-Kenntnissen.
Mittlerweise habe ich verschiedene Erklärungen gehört, u.a. dass es steuerrechtliche Vorteile hätte, ein Haus nicht zu Ende zu bauen.
Die Norditaliener sagen ja immer, hinter Rom beginnt Afrika, und da scheint ja was dran zu sein...
Übrigens bin ich als Reiseradler in Süditalien ziemlich bestaunt worden, es scheinen sich doch recht wenige Radler dort hin zu verirren, warum eigentlich?

Helmut

Ich finde es etwas schade, dass altertümliche Bauwerke teilweise von irgendwelchen Hoch-/Wohnhäusern umbaut wurden. Das Bild bekommt man in Palermo oft zu sehen (meiner Meinung nach). Man sucht nach Sehenswürdigkeiten und findet diese zwischen Hochhäusern - Diese kommen dort nicht mehr so richtig zur Geltung.

Catania fand ich als Stadt empfehlenswerter.... hier ist man "etwas" internationaler eingestellt; liegt vielleicht auch an der Uni.

Das Land "Sizilien", darauf bestehen ja manche Sizilianer, ist wie schon beschrieben landschaftlich recht ansprechend, aber für einen "normalen" Touristen nur bedingt zu empfehlen. Verkehrstechnisch ist Catania und Palermo in der Rushhour eine Katastrophe.... wir hatten um unseren Mietwagen mehr Angst, als "um unser Leben" ;-).

Zum Thema Afrika: Teilweise mache ich mir dort auch Gedanken zur Hygiene. Hier haben wir einen Markt in Catania besucht. Dort wurde Fleisch auf einem Karton liegenden Brett verkauft OHNE KÜHLUNG!

Gruß,
Michael

Hallo,

ich fand Palermo nicht herausragend schön, ich fand es ziemlich interessant.
Dazu gehört noch so manches, z.B.:
Ruinen aus dem 2. Weltkrieg in Stadtvierteln, in denen sonst jeder Quadratmeter genutzt wird.
Ein Wohnhaus, dessen Risse anzeigen, dass es mal eine gotische Kirche war.
Diese Hauptachse der Altstadt, Einbahnstaße, die von den Stadtbussen auch in Gegenrichtung befahren wird, ohne dass irgendein Strich ihnen Raum dafür zuweist.
Vespafahrer in Gassen mit Verkaufsständen, die so voll sind wie Karstadt im Winterschlussverkauf.

Das ist irgendwie anders als in Hannover, aber als Radreisender kann man sich freuen, dafür nicht bis nach Indien reisen zu müssen.

Ich hatte übrigens das Gegnteil von Eurem Wetter, ich war da bei Scirocco. Mein Programm musste ich wegen langer mittäglicher Zwangspausen etwas zusammenstreichen, dafür hatte ich das Wetter zur Landschaft.

Gruß

UL

"Wer mit dem Rad nach ... fährt, ist bestimmt nicht das erste Mal in Italien und kennt schon so manche schöne Gegend im Belpaese. Er hat wahrscheinlich bereits die Toskana gesehen, Venetien und die oberitalienischen Seen und war vielleicht auch schon in Rom. Und schon glaubt man, ein Kenner Italiens zu sein. Doch er war noch nie in Süditalien. Eben!
Denn Süditalien ist anders, und zwar ganz anders!"

Das habe ich als durchaus selbstkritisches Resümee nach der ersten Süditalien-Radtour (Apulien) aufgeschrieben und genauso empfinde ich es auch nach etlichen Touren al Sud. Wir durchleben immer erstmal einen kleinen Kulturschock, der umso heftiger ausfällt, je näher man bei den Leute ist/wohnt. Espresso aus Plastikeinmaltässchen, der 4jährige Sohnemann schläft nachts nur bei laufendem Fernseher, Müllverbrennung findet im eigenen Garten statt, ganze Stadtviertel werden nur noch als Fassade erhalten etc.

Nicht vergessen darf man, dass gerade Sizilien immer noch zu den Armenhäusern Europas zählt. Nicht akzeptieren kann ich die herablassenden Titulierungen der Norditaliener ihren Landsleuten gegenüber und die Hochnäsigkeit so mancher Touristen. Denn selten findet man ein so lebenswerte, humane Gesellschaft wie in Süditalien.

Gerhard, den es dort immer wieder hinzieht