Hallo Leute,

wer kennt das nicht? Am Morgen Zeltabbau im Regen. Der Regen hört nicht auf, dafür kommt extremer Gegenwind dazu. Nach einer kleinen Pause wollt ihr weiterfahren, doch nun ist auch noch ein Plattfuß am Hinterrad. Alles Gepäck abrödeln (im Regen) und flicken. Der Magen meldet sich nun auch noch, doch die Packtaschen sind leer. Irgendwann ist die Stimmung so auf Null, dass man sich fragt: "Was machst Du hier überhaupt"?

Ja - und jetzt kommt der Moment wo man sich selbst wieder aufrichten muss. Bei mir hat es bisher immer gut funktioniert

Welche Maßnahmen und Strategien (von Schokolade bis Kraftausdrücken) habt ihr, um Euch wieder zu einem Siegertyp zu machen?

ich gönne mir eine nette Unterkunft am Abend und lasse es mir wieder mal gut gehen!

...und wenns keine "nette Unterkunft" gibt, dann verwöhne ich mich halt kulinarisch in einem guten Restaurant...

Da wird dann das nächste Kaffee gestürmt.
Ein, oder besser zwei große Stücke gedeckter Apfelkuchen mit einer extra großen Portion Sahne bestellt. Dazu eine große Tasse Kaffee. Und so nach 'ner halben Stunde geht das wieder.

In der Einöde ist es halt nur der Kaffee mit 'nem dick geschmiertem Nutellabrot. Etwas Süßes braucht der Mann, dann geht das schon!

Stimmt!
Hunger ist schlimmer als Heimweh und Süßes streichelt die Seele

In Antwort auf:

"Was machst du hier überhaupt"

Eben,drum fahr ich zum nächsten Bahnhof,steig in ein IC und hoff
auf besseres Wetter am Ankunftsort.
Unterwegs putz ich dann mein Bike,checke Schaltung und Bremsen,
führe eventuell anfallende kleine Reparaturen aus.
Dann setz ich mich gemütlich ins Abteil und schreibe Postkarten,
lese ein GEO-special.
Als Krönung des Tages speise ich im Bordbistro und trinke ein Viertel
Rouge.

Gruß Ronald

Hallo Detlef,

bei mir ist der erste Augenblick immer der Schlimmste. So das erste Realisieren dass es ein Sch....tag werden wird und dann läuft in etwa dieser Reihenfolge ab:

- erstmal so tun als ob alles nicht so schlimm wäre
- dann innerlich oder äusserlich fluchen (je nachdem ob Publikum da ist)
- Eintreten einer Beruhigungsphase und Pläne schmieden

Bei Schlechtwetter fahre ich trotzdem los und rede mir ein dass die Natur schliesslich auch Wasser braucht - und gönne mir einfach am Etappen-Ende ein gemütliche Unterkunft. Da steigt bei mir dann die Preiskategorie des Hotels/der Pension proportional zum schlechten Wetter an...

So richtig demotiviert war ich immer nur für kurze Augenblicke, rückblickend waren auch die Pannen- oder/und Schlechtwettertage gut für die Reise.

Allseits Gutes Reisewetter wünscht

Martin

Hallo Detlef!

Schlechtes Wetter macht mir eigentlich nicht viel aus (die Kombination mit Fahrradpanne und Hunger hatte ich allerdings noch nicht). Wenn ich so richtig nass geworden bin gibt's dann abends ein festes Dach überm Kopf statt Zelt, und lecker Essen im Restaurant.
Schlimmer finde ich Gegenwind! Wie zuletzt in Schottland drei Tage hintereinander, so Stärke 4-5. Die ersten beiden Tage ging's noch, am dritten Tag half nur noch fluchen und heulen (hoffentlich sieht mich keiner ... hoffentlich sieht mich jemand und hilft mir ... oder besser doch nicht ...) , eine ganze Tafel Schokolade und Bananen waren dann die Rettung . Als ich an der Westküste ankam, war plötzlich Windstille... und schönstes Wetter!

Viele Grüße,
Katja

Hallo,

"gute" Nachtunterkunft, gut essen, ein Bier (oder mehr) und alte Pläne über Bord schmeißen, bzw. neue machen.

Als ich diesen Sommer nahe Orbetello abends am Strand saß hatte ich ne kleine Krise. Ich hatte keine Lust auf die 3 Tagesetappen nach Pisa. Das Wetter war mies, die Landschaft auch (Toskana im August ist NICHT empfehlenswert, alles voll Dunst). Wild zelten kam in der Tourigegend am Meer nicht in Frage. Also bin ich schweren Herzens auf nen teuren Zeltplatz, hab ne Pizza verdrückt und zwei Bier. Geschlafen habe ich fantastisch, ganz ohne Hundegebell und die Sorge entdeckt zu werden..

Am nächsten Tag bin ich hochmotiviert in den Zug nach Pisa gestiegen.

Gruß Florian

Ach ja, ein kleiner Flachmann mit Single Malt ist natürlich auch immer dabei für den Notfall!

...oder eben eine gute Flasche vergorenen Traubensafts

Hi Detlef,

eigentlich wurde alles schon genannt: das nächste Cafe aufsuchen, eine überdachte Sehenswürdigkeit ansteuern, wenn ich die Landessprache verstehe, geht auch ein Buchladen, eine schicke Unterkunft mit Sauna und/oder Pool suchen.
Wenn möglich schaue ich mir allerdings auch den Wetterbericht an (in Skandinavien gibts meist einen recht ausführlichen in der Zeitung) und versuche so zu planen, dass ich erst gar nicht im Regen zelte (klappt aber nicht immer).
Und wenn gar nichts mehr hilft: entnervt heimfahren.

Martina

Hallo Martina,

habe ich richtig gelesen >>nach Hause fahren<<. Das wollte ich aber nicht hören

Man kann auch einen guten Tee trinken, wenn die Stimmung mal hin ist.

Sonst denken hier noch alle, wir sind ein verkappter Haufen Alkoholfreaks
Heißen wir nicht Bikefreaks oder täuscht mich da mein Gedächtnis

fröhliche Grüße aus dem recht bewölkten Leipzig

Hallo Bine!

Wie konnte ich nur den Tee vergessen! Gerade auf meinen so geliebten Britischen Inseln kann so mancher Tee am Torffeuer die Seele laben. (Wahrscheinlich haben die da oben den Tee nur wegen de schlechten Wetters erfunden )

Gruß,
Katja

ICH kenne es nicht.

Da ist bestimmt eine gehörige Portion Glück dabei. Mehrere Tage wirklich schlechtes Wetter am Stück habe ich noch nie gehabt. Bei Regen brauche ich nicht fahren, und wenn doch, dann will ich es nicht anders. Wenn schlechtes Wetter war (ohne Aussicht auf Besserung), dann fast immer zum Schluss der Tour hin und dann fahre ich auch konsequent vorzeitig heim.

Es hat aber auch was mit Vorbereitung und Durchführung zu tun. Pannen kenne ich seit 1996 nicht, ich pflege und checke mein bewusst stabiles Rad regelmässig. Ebenso lege ich immer Wert auf eine komfortable Unterkunft und gutes Essen, Zelten kommt für mich wg. des zus. Gewichtes, des Aufwands (Auf- / Abbau) und des mangelnden Komforts nicht in Frage. Tagesverpflegung - Wasser, Obst, Müsliriegel, Gebäck, ... - habe ich immer genug dabei, morgens einkaufen ist Pflicht.

So gesehen gab es bei mir nur kurzfristige Tiefpunkte und die übersteht man mit einer guten Portion Ruhe und Gelassenheit. Denn es gilt die wichtigste Regel beim Radurlaub: Ich muss nicht fahren, wenn es mir keinen Spass macht. Schliesslich bin ich in Urlaub und nicht auf der Flucht.

Gruss
Uli

Welch' wahres Wort!

Wolfrad

Hi Detlef,


Haben wir einmal auf einer längeren Radreise (bei der wir aber sowieso nur ins Blaue gefahren sind) und einmal auf einer Wochenendtour gemacht. Du siehst also, es hält sich doch sehr in Grenzen.

Martina

Motivation geht bei mir meist durch den Magen, ich sag nur:
SCHOKOLADE und KEKSE

hallo,

bisher hatt ich immer das glück mit optimistischen, wohlgelaunten leuten gemeinsam zu reisen, die mir bei gelegentlichen frustphasen über den berg geholfen haben.

was ich z.B. gemacht hätte, wenn mich einmal mein Reise-Gefährte nicht massiv davon abgehalten hätte, nach 6 reifenpannen in Folge mein bike von einer klippe zu schmeissen, weiß ich nicht.

vielleicht läßt man sich aber auch nicht so gehen, wenn man allein unterwegs ist - ich weiss es nicht. war bisher nur ca. 1 Woche allein mit dem radl unterwegs, und das verlief relativ krisenfrei.

aber einer der vorteile nicht allein zu fahren ist sicherlich, dass man sich über emotionale krisen gegenseitig hinweghelfen kann. dazu muß man allerding ein gutes "team" sein, sonst wird das schnell kontraproduktiv...

gruss, s.

Hallo Martina,

wir machen doch nur Spaß

Peace

Ich hab denen sogar eine Animation gewitmet.
Tschechische Kekse:

(eventuell warten, bis fertig geladen)

Sandro, der unterwegs massenhaft Kekse verdrückt

Hallo,

Also meine Stimmung war eigentlich noch nie so richtig down. Ich lebe auch nach dem Motto: So wie es kommt, so ist es schliesslich am Besten. Das hat sich bei mir schon oft bewahrheitet: Beispiel 1986 in England. Tagelang hatten mich Schmerzen im Knie geplagt. Da kam der Tag an dem wir dann 80km bei stroemenden Regen gefahren sind und damals waren unsere Packtaschen noch nicht so wasserdicht. Am Ende des kuehlen verregneten Tages war alles nass und feucht, aber meine Schmerzen im Knie waren verschwunden. Der kuehle Regen hatte meinem Knie gut getan.
Irgendwie fuegt sich immer alles.
Sich mit Tee, Kaffee etc zu vertroesten ist eine gute Idee, aber das goenne ich mir sowieso immer wenn mir danach ist.
Kleiner Tip am Rande: Immer positiv an eine Sache herangehen, nicht aengstlich.

Gruss
Peter

Stimmt,

ich erlebe zwischendurch auch schon mal das ein oder andere Tief. Ich habe mich aber noch nie darüber beklagt und sehe alles als Herausforderung. Wenn ich dann die Situation gemeistert habe gibt mir das danach immer einen enormen Motivationsschub. Jede überstandene schwierige Situation häuft die Erfahrung und stärkt das Selbstbewußtsein. Deshalb gehören für mich diese Situationen zum Leben, wie Ebbe und Flut.

Vielen Dank für die Einblicke in Eure Strategien.

hallo,

kleine motivationsdellen bekaempfe ich auch am besten mit schokoriegeln... aber diesmal hat es mich arg erwischt. ich sitze in istanbul und wollte eigentich noch ein oder zwei wochen weiterfahren richtung osten. aber irgendwie fehlte mir die motivation, nachdem ich erstmal ein paar tage pause gemacht hatte. (nach 6 wochen fahren mit nur einzelnen tagen pause). als ich mich dann endlich aufraffen wollte, wurde ich krank - magen und durchfall. mein zeitweilliger mitreisender meinte, das sei vielleicht die psyche, er sehe doch, dass ich nicht so furchbar motiviert waere alleine weiterzufahren. das setzte sich in meinem kopf irgenwie fest und ich verlegte meine heimreise eine woche nach vorne. am naechsten tag fuhr ich los, wenigstens noch eine kleine runde um istanbul machen, ich wollte doch die tuerkei kennenlernen...

aber es war keine gute idee dem gefuehl entgegen zu handeln. am naechsten morgen beschloss ich zurueck zu fahren und lieber noch ein paar tage in ruhe istanbul erleben bzw. in der unterkuft zu liegen und zu lesen und abends evtl. ins hammam gehen.

ich denke manchmal ist es besser, auch die option nicht weiterfahren oder gar nach hause fahren ins auge zu fassen. man muss sich ja nicht quaelen - es ist schliesslich urlaub. ich bin jedenfalls froh uebermorgen nach hause zu fahren, hab fuers erste genug vom rumreisen und unterkunft suchen. aber alles zusammen war es eine sehr schoene reise!

ansgar

Hallo Ansgar,

schön zu hören dass es Dir gut geht und Du eine schöne Reise hattest

Aufzuhören zum richtigen Zeitpunkt ist eine schwierige Sache, eigentlich die Königsdisziplin... Man denkt immer man verliert sein Gesicht dabei, aber eigentlich ist es klug und weise wenn man auf seinen Körper hört...

Wünsche Dir ein frohes Wiedereingewöhnen

Gruss von Martin

... und seine Seele.

Sonst hat Martin schon alles gesagt.

Wolfrad

Hallo zusammen,
vieles ist ja sowieso schon gesagt, aber ich möchte auch noch mal meinen Beitrag zu diesem Thema leisten:

Wenn es mal ein schlechter Tag auf der Piste ist - sei es Gegenwind, Sandpassagen von ungewisser Länge, Sorge um die Möglichkeit Wasser zu bekommen, nervige Wackersteine oder einfach "nur" Regen, oder die x-te Panne an diesem Tag, - so habe ich mit auf diversen Touren mit der Zeit gelernt, sich nicht durch die Situation verrückt machen zu lassen. Ich denke dann oft an ganz andere Dinge, überlege was wir uns abends gutes kochen könnten, oder genieße einfach nur die Landschaft. Der Körper arbeitet dann sozusagen automatisch und man läßt die unangenehme Situation nicht an sich ran. Schokoriegel, Tee, Kekse machen das dann natürlich noch etwas angehemer - und dann, falls es der Wasservorrat erlaubt - ist ein besonders üppige Abendessen sowieso Pflicht.

Schwierig wird die Sache dann, wenn in einer Gruppe einer/eine das eben nicht so wegstecken kann, und weit und breit nunmal auch kein Cafe oder sonstiges ist, wo man vorrübergehend der Situation enfliehen kann. Da kann es dann schon mal zu Auseinandersetzungen kommen (habe das schon mal auf einer Wandertour erlebt, wo ein Gruppenmitglied im Regen dann plötzlich heulend stehen blieb und erst nach intensivem Zureden zum weiterlaufen zu bewegen war...). Da ist es umso wichtiger den Reisepartner vorher möglichst gut kennenzulernen, um sich eventuell gegenseitig zu motivieren.

Die fehlende Motivation, eine Tour überhaupt fortzusetzen, habe ich ein bischen erlebt am Ende unserer Namibia-Tour, wo dann nach 10 Wochen radeln einfach die rechte Lust zum Weiterfahren gefehlt hat (Ansgar, ich verstehe dich gut!). Drei Tage Pause irgendwo in schöner Landschaft und die Überbrückung einer verkehrsreichen "öden" Straße durch eine Zugfahrt gaben mir dann wieder einen Motivationsschub.

Es ist tatsächlich so, man muß seiner Tour nicht nur physisch, sondern vor allem auch psychisch gewachsen sein. Wer sich in diesen Bereichen einschätzen kann, bzw. in der Lage ist, auf seinen Körper zu hören, wenn man sich ein Ziel zu hoch gesteckt hat, dem kann eigentlich schlechtes Wetter und sonstige "Unannehmlichkeiten" nicht die Tour vermiesen.

Frohes Radeln,

hallo allesamt

(ich bin übrigens wieder gut in deutschland angekommen)

@waltraud

ich fand es eigentlich besser als ich zu zweit unterwegs war - da konnte der eine den anderen in den tiefphasen ein wenig mitreissen und wieder auf die beine bringen. allerdings ist auch keiner von uns einmal heulend zusammengebrochen... natürlich kommt es auch mal zu meinungsverschiedenheiten und kleinen streits, aber ich hatte das glück einen partner zu haben mit dem ich mich immer wieder gut vertragen konnte (nach max. einer stunde wo der eine etwas vorraus fährt )

ansgar

Hi Ansgar,

Radlpartner ist wohl ein Thema für sich - hatte auch so ein Extremerlebnis, daß wir durchgezogen hatten.

1 Std. wurde da bei uns zu 6 Wochen dann reichte es wirklich...

Wie gesagt ein Thema für sich.

Ciao - wa! und ab in die Sonne...!