Weiß jemand, wie es im Moment aussieht, mit Fahrrad nach Russland/Kaliningrad einzureisen?
Ich möchte Mitte Juni von Lettland aus immer an der Ostsee lang Richtung Deutschland radeln.
Die Grenze an der Kurischen Nehrung ist dicht. Laut Internet ist die Grenze Tilsit/Panemune für Fußgänger offen. Nur ich reise ja mit Fahrrad an. Weiß jemand, welche Granzübergänge mit Fahrrad möglich sind?
Plan ist bis jetzt über Tilsit/Panemune rein zu radeln und über Manonovo (Polen) wieder auszureisen.

Deine ganz direkte Frage kann ich nicht beantworten, aber ich würde diese Tour vielleicht doch lieber auf einen anderen Zeitpunkt verschieben, angesichts der aktuellen Entwicklungen - und dem, was da dem Chef im Kreml noch einfällt.
Zumindest eine Alternative andenken.

Viele Grüße,
Christine

Ich plane, Anfang Juni von Helsinki über die baltischen Staaten und Polen bis Berlin zu fahren. Dabei werde ich nicht nur der Küste entlang fahren. Ich wäre auch gern durch den russischen Teil gefahren, aber ich werde es sein lassen. Irgendwie schon aus Prinzip. Ich bin schon in Russland mit dem Rad unterwegs gewesen, aber das war noch vor dem russischen Überfall auf die Ukraine. Aktuell rät das Auswärtige Amt auch von einer Einreise ab, da willkürliche Festnahmen zu befürchten seien. Das muss aber jeder selber wissen.

Aktuell sind die Übergänge Bagrationowsk – Bezledy und Tschernyschewskoje – Kybartai für Fahrräder geöffnet. Der Grenzübergang Sowjetsk – Panemune ist nur von Fußgängern nutzbar.

Bei mir steht es auch noch nicht 100% fest, obe ich durch Russland, oder um Russland rum fahren werde.
In einem Russland Forum heißt es, dass schiebende Radler wohl als Fußgänger gelten...
Ich überlege noch. Ich habe keine Lust, Geld für´s Visum zu bezahlen und dann werde ich nicht "rein" gelassen.

Darüber würde ich mir keine Gedanken machen. Die Gefahr ist, dass du nicht wieder ausreisen darfst, weil die russischen Grenzer oder Polizisten unterwegs irgendwas in deinem Gepäck "finden" oder etwas gegen ihre Regierung "hören", wofür sie dich festnehmen. Dann kannst du von Glück reden, wenn da jemand mit deinem Bargeld als Taschengeld zufrieden ist und dich ausgeplündert weiterfahren lässt. Ansonsten darfst du ein paar Wochen, Monate oder noch länger russische Gefängnisse oder Lager besichtigen. Ich würde es nicht riskieren.

Nicht Alle, die nach Russland fahren, machen solche reiseverlängernden Erfahrungen. Wer solche Probleme kriegt, kommt dann aber in die Nachrichten.

Tilsit/Panemune liegt ja auch nicht an der Küste. Dann kannst du den sicheren Umweg über Budzisko oder so, auch noch fahren.
(Aber wenn wir Trump glaubten, sieht die Welt schon ganz bald friedensmäßig anders aus.)

Du hast insofern recht, dass es nicht jeden trifft, und dass es (zumindest so lange wir keinen offenen Krieg haben) wesentlich gefährlichere Gegenden gibt, durch die auch Menschen fahren. Ich wollte nur darauf aufmerksam machen, dass das Risiko nicht darin besteht, an der Grenze ein "Njet" zur Einreise zu hören und sich über den Verlust von der Visagebühr und 200 km Umweg durch Litauen zu ärgern, sondern dass man mehr riskiert.

Das ist bis jetzt auch der Plan. Mit Fahrrad bis Nida (Nidden). Dann mit der Fähre rübersetzen nach Vente und über Silute immer an der Grenze entlang Richtung Panemune. Wenn die mich da nicht reinlassen immer an der Grenze entlang (Memel) weiter und den nächsten Grenzübergang versuchen.

Da der Weg das Ziel ist, würde mich die 200 km Umweg durch Litauen nicht stören. Nur die Visa Gebühr wäre weg....

Meine Erfahrung ist 14 Jahre alt. Ich fand Kaliningrad schon interessant zu sehen, auch die Kontraste zwischen litauischen und russischen Ortschaften waren bemerkenswert.
Mach dir auf jeden Fall vorher Gedanken, wo du Rubel herbekommst. Einfach am Automaten Geld ziehen oder gar mit Kreditkarte zahlen ging schon damals nicht, daran hat sich (laut auswärtigem Amt) auch nichts geändert. Du wirst irgendwo bar tauschen müssen.

Ich hatte 2017 keine Rubel, habe Hotel und den "Eintritt" (46 Cent) für die Kurische Nehrung mit Karte bezahlt. Nur Kaliningrad mit dem Rad fand ich grausam, sechsspurige Straßen mit tiefen Schlaglöchern vollgestopft mit stinkenden Fahrzeugen ohne Kat, brrr.

Erfahrungen vor dem Überfall auf die Ukraine sind irrelevant.

Die eigene Sicherheit sollte einem wichtig sein, und nicht der Gedanke, hurra, ich habe einen Grenzübergang gefunden.

Reisewarnung AA

Gerade die Warnung vor willkürlichen Festnahmen, willkürlichen, konstruierten Prozessen mit langen Haftstrafen in kuscheligen russischen Gefängnissen sollte man ernst nehmen.

Es war früher schon immer wieder kritisch - einem meiner früheren Professoren, sehr reiseerfahren, haben Polizisten in St. Petersburg Geldbörse, Handy und Smartphone "konfisziert", er wäre angeblich auf einem verbotenen Grünstreifen gelaufen...

Es geht außen herum, warum dann das Risiko?

Natürlich gibt es viele faszinierende Orte in der russischen Föderation - mir fiele einiges ein... Nur aktuell?

Viele Grüße
Christine

Das war (und ist) auch meine Einschätzung. Wir können hier aber nur Ratschläge geben. Für mich ist die aktuelle Situation sehr unerfreulich (natürlich nicht so unerfreulich wie für die Ukrainer). Ich habe seit sehr vielen Jahren mit russischen Wissenschaftlern zusammengearbeitet. Dies liegt jetzt auf Eis und obwohl ich zu einigen der Wissenschaftler dort freundschaftliche Beziehungen habe, haben wir den Kontakt erst einmal unterbrochen. Ich will nicht, dass solche Kontakte ihnen am Ende Schwierigkeiten bereiten. Das wäre zwar unbegründet, aber wer fragt dort noch nach Gründen und Fakten (letzteres ist ja nicht nur in Russland scheinbar unwichtig geworden ).

Mögliche Willkür kann jeden treffen und so gerne ich in Russland unterwegs war, werde ich dort erst wieder einreisen, wenn sich hoffentlich irgendwann einmal die Lage wieder beruhigt hat. Meine Tourenplanung für dieses Jahr sieht daher eine "Umrundung" vor mit kurzen "Grenzbesuchen" ...

Ich würde es heute nicht machen, weil Du damit den russischen Faschismus und Krieg unterstützt.

2017 bin ich in umgekehrter Richtung gefahren. Es war schon ein etwa 90 min langes Gespräch bei der Einreise, weil ich ukrainische Stempel im Reisepass hatte.

Meine Routenempfehlung für den Moment: Einfach von Memel/Klaipeda nördlich der Memel durch das ehemalige Memelland und dann östlich an der Kalingrader Enklave vorbei bis nach Goldap oder Suwalki und ab da dann nach Westen bis zum frischen Haff.

Es ist Deine Entscheidung, aber ich würde mich freuen, wenn Du über diese Routenänderung nachdenkst.