12.6.-16.6.2021
5 Tage ca 610 km und 5300 hm
Karlsruhe (Durlach)-Ettlingen-Wintersdorf-Betschdorf-Morsbronn-Niederbronn-les Bains-Wingen-sur-Moder-Hinsbourg/ La Petite Pierre-Phalsbourg-Lutzelbourg-Troisfontaines-Abreschviller-Col du Donon-Raon-l'Étape -Saint Dié-Anould-Le Valtin-Le Markstein-Grand Ballon-Kruth/Wildenstein-Col de la Schlucht-Lac Blanc-Orbey-Col des Bagnelles-Sainte Marie- aux -Mines-Lièpvre-Dambach-Barr/Obernai-Strasbourg-Wintersdorf-Durmersheim-KarlsruheAus verschieden, überwiegend pandemiebedingten und wettertechnischen Gründen, ist unsere “normale“ Sommertour, die meist knapp drei Wochen umfasst, in diesem Jahr nicht möglich.
Wir können aber immerhin fünf Tage in der näheren Umgebung touren. Und weil Frankreich just an diesem Wochenende wieder für touristische Einreisen öffnet, beschließen wir der Einfachheit halber einmal wieder in die Vogesen zu radeln.
Da waren wir zwar schon sehr oft, wir sind aber gewillt uns diesmal auch der uns unbekannteren, lothringischen Seite zu widmen.
Morgens geht es daheim los und weil die Rheinfähre in Plittersdorf gerade außer Betrieb ist, nehmen wir die Brücke in Wintersdorf, um den Rhein nach Frankreich zu queren.
Das Wetter ist prächtig und in den Storchennestern wartet der hungrig klappernde, flauschige Nachwuchs auf Zuwendung.
Bei Betschdorf machen wir die erste längere Pause. Leider bricht mir hierbei die Schraube an der Sattelstütze, mit einer mitgeführten Schraube samt Mutter, kann das Malheur jedoch behoben werden.
Frisch gestärkt und repariert geht es auf die Veloroute durch den Wald von Hagenau und, aus dem Wald kommend, an den Vogesenrand, wo es durch schmucke, relativ ausgestorben wirkende Orte weiter nach Westen geht.
Ein sehr kräftiger Westwind bläst von vorne und verlangsamt das Fortkommen, auch erscheinen die Temperaturen dadurch wesentlich geringer, als das sonst der Fall wäre.
Bei Ingviller erreichen wir die Moder und weil uns die Straße zu stark befahren ist, nehmen wir den ruhigeren, aber umwegigeren und steigungsintensiveren Radweg nach Wingen.
Hier decken wir uns noch für das Abendessen ein und begeben uns dann aufwärts.
Unser anvisierter Nächtigungsplatz ist der uns hinlänglich bekannte Campingplatz in Hinsbourg, vorher statten wir der Moderquelle einen kurzen Besuch ab.
Auf dem Campingplatz sind außer uns nur weitere vier Personen, so dass einem ruhigen Abend am überdachten Grillplatz nichts entgegen steht.
Unser Zelt steht außerdem ausgesprochen idyllisch.
Am nächsten Morgen führt unsere Route quer durch das Gehügel der Nordvogesen in den Festungsort Phalsbourg
und von dort hinunter an den Rhein-Marne Kanal.
Wir verlassen ihn in Lützelburg beim Schiffshebewerk und fahren abermals aufwärts, allerdings nicht wie gewohnt hoch nach Dabo (was jedoch jedem, der dort noch nie war, trotzdem als Empfehlung ans Herz zu legen ist), sondern verbleiben am Vogesenrand auf Halbhöhe.
Nach einem pittoresken Wegverlauf, gelangen wir nach Abreschviller und von dort auf schöne Strecke durch ein Flusstal, aufwärts zum Col du Donon.
Weil wir hierzu die Mittagszeit erwischt haben, ist die Straße nahezu verkehrsfrei, als wir am Donon ankommen, steht der ganze Parkplatz vor den Gaststätten voller Motoräder und Autos.
Wir verweilen nicht länger, sondern begeben uns, überwiegend abfahrend, in Richtung - Raon-l'Étape, wobei ab Raon-sur-Plaine einen Radweg antesten, der ganz hübsch geführt wird.
Unterwegs lockt sogar ein Stausee mit Badestrand.
Kurz vor Saint Dié wird die Umgebung erheblich trostloser, wir treffen aber mehrere miteilungsfreudige Rennradler auf der parallel zur Nationalstraße verlaufenden Veloroute, so dass die Fahrt doch ganz unterhaltsam ausfällt.
Am Straßenrand blüht der Ginster in voller Pracht.
In S. Dié gönnen wir uns eine Kaffeepause in einer Bar, die zwar auch schon bessere Tage gesehen hat, aber gut gefüllt ist.
Ab hier wursteln wir uns weiter durch das eher industriell geprägte Tal nach Süden, wobei wir bei Saint-Léonhard den Bahntrassenweg erwischen, der uns direkt zum Campingplatz nach Anould führt.
Auch hier hat es nur spärlich Gäste, der Betreiber öffnet eigens für uns die Platzbar, wo wir uns in angenehmen Ambiente zwischen Palmen und Lichterketten verhocken.
Tags drauf geht es entlang der kleinen Meurthe auf einer uns bisher unbekannten, sehr hübschen Route wieder in die Vogesen.
Wir passieren eine wasserbetriebene Sägemühle,
die als Museumsbetrieb zu bewundern ist, und dann geht es entlang des lustig sprudelnden Wasserlaufs auf sehr schöner, ruhiger Strecke durch blühende Ginsterbüsche nach oben.
Im Skiort Le Valtin biegen wir in Richtung Kammstraße ab und sind bald oben.
Die Route des Crêtes fährt sich immer wieder schön. Hier ist zwar erheblich mehr los, aber dennoch hält sich der Andrang noch in Grenzen.
Für einen schönen Frühsommertag ist es sogar verhältnismäßig leer.
An der Skistation in Le Markstein gönnen wir uns eine Kaffeepause, auch kann ich einer Tarte aux Myrtilles nicht widerstehen und nehmen frisch gestärkt den Grand Ballon in Angriff.
Dort gibt es heute einen wunderbaren Alpenblick, den wir gerne genießen.
Ein begeistert fotografierender Herr erklärt gerade seiner weiblichen Begleitung mit wichtiger Miene, man könne hier sogar bis zum Mont Blanc sehen. Ich bezweifele das sehr, aber Berge sind schon im Sichtfeld.
Wir fahren ein Stück die gleiche Strecke retour und dann hinunter Richtung Kruth.
Es ist zwar erst Nachmittag, aber Kruth verfügt über einen angenehmen Campingplatz und wir wollen auch noch ein wenig am örtlichen Stausee verweilen. Vom Campingplatz aus kann man gut hinlaufen.
Am nächsten Morgen geht es dann erneut zum Stausee
Einen Wasserfall gibt es hier sogar auch, und weil es gestern so schön war, fahren wir wieder auf die Kammstraße hoch.
Am frühen Morgen ist auf der Route des Crêtes auch noch nicht so furchtbar viel los.
und wir können ein wenig herumtrödeln und die Aussicht genießen und bei der ein oder anderen Ferme Auberge auf einen Kaffee einkehren.
Gegen späten Vormittag, es ist fast schon Mittag, sind wir am Gazon du Faing und beschließen in der dortigen Ferme Auberge ein frühes Mittagsmahl einzunehmen.
Kaum haben wir bestellt,trifft eine größere Wanderergruppe ein und wir sind froh noch einen schönen Tisch auf der sonnigen Terrasse ergattert zu haben.
Satt und zufrieden fahren wir dann hinter der Skistation zum Lac Blanc
ab und weiter nach Orbey herunter, die hiesigen Käsereien, Herstellungsorte des berühmten Münsterkäses, den ich sehr schätze, sind zur Mittagszeit leider noch geschlossen.
Statt nun weiter nach unten zu rollen, fahren wir hier auf schöner Strecke wieder aufwärts,
fahren diesmal allerdings nicht hoch zum Bonhomme, sondern biegen auf eine einsame Route ab, die uns über den Col des Bagnelles nach Saint Marie bringt.
Hier folgen wir dann der Fahrradroute bis an den Rheintalrand, die dann dort auf die elsässische Weinstraße trifft.
Der von uns anvisierte Campingplatz im Rheintal hat geschlossen, weshalb wir wie im Jahr zuvor in Barr auf dem Camping an der Schule nächtigen. Die Madame dort begrüßt uns herzlich. Wir erfahren, dass der Platz ehrenamtlich von der Kirchengemeinde betrieben wird und sie sich trotz fortgeschrittenen Alters noch einmal bereitschlagen hat lassen, diese Aufgabe mangels Nachfolgerin für ein weiters Jahr zu übernehmen.
Es geht dann zum Abschluss entlang der Weinstraße nach Obernai und dann weiter nach Strasbourg, das wir diesmal einmal nicht umfahren wollen.
Und weil sich dort pandemiebedingt so gut wie keine Touristen aufhalten, ist die sehenswerte Innenstadt geradezu gespenstisch leer. Auf dem sonst brechend vollen Münsterplatz tummelt sich lediglich eine Schulklasse.
Wir bummeln ein wenig durch die Gassen und genießen einen Kaffee auf einem Bootrestaurant auf der Ill, bevor wir die Heimfahrt antreten.
Bei der Gelegenheit entdecken wir, dass der Rheinradweg ab Strasbourg nach Norden nun gesperrt ist und man über die Dörfer geleitet wird, was erheblich länger dauert als zuvor.
Wir umgehen die Absperrungen, die offenbar vom örtlichen Kieswerk angebracht wurden, mit einem Abstecher ins Gestrüpp und nehmen den geschotterten Rheindamm, bevor auch wir später wegen weiteren Sperranlagen auf die Dorfroute ausweichen.
Als schnelle Radroute taugt die französische Rheinseite in diesem Bereich nun leider nicht mehr.
Auf unspektakulärer Route durchs Rheintal gelangen wir dann im Laufe des Nachmittags wieder nach Hause, wobei wir rückzus durch Karlsruhe-Stadt hindurchfahren, weil ich noch bei der Wohnung meiner Nichte vorbeischneie.
Von einer ausgewachsenen Radreise kann hier zwar kaum gesprochen werden, aber die kleine Runde war dennoch ausgesprochen angenehm und sehr erholsam dazu.
Ich fand es auch einmal ganz spannend einige eher ungewohnte Tourvarianten einzubauen, so gab es ein paar neue Eindrücke im Vertrauten und durchaus Angenehme.
Ganz besonders gut hat mir beispielsweise die Strecke an der kleinen Meurthe gefallen, die wir bisher noch nie gefahren sind.
Natürlich hat auch das das fünf Tage anhaltende, prächtige Wetter zum Tourgefallen beigetragen.
Nur wenige Tage später kommt es in unserer Region zu sehr starken Regenfällen, in deren Verlauf sogar drei Menschen auf der Autobahn A8 zwischen Pforzheim und Karlsruhe ertrinken.
Wir hatten also unverschämtes Wetterglück.
Den ungefähren Wegverlauf findet Ihr
HIER