Hallo allerseits,

ich kaufe mir ein neues Fahrrad und lt. Größentabellen müsste ich bei ca. 184cm Körpergröße und ca. 87cm Schrittlänge ein Rad ab 56 cm Rahmenhöhe fahren. Allerdings habe ich jetzt das Kathmandu Pro von Cube getestet und es fuhr sich in 54 ausgezeichnet, Sitzposition passte für mich, gerade stehen konnte ich nicht mehr, etwas Zehenspitzeneinsatz war notwendig, obwohl zum Zeitpunkt des Tests der Sitz nur minimal erhöht war.

Die Maße des Rades:

SITZROHR
540

SITZROHR MITTE-MITTE
485

OBERROHR HORIZONTAL
583

Jetzt frage ich mich, täuscht mich mein gutes Gefühl, oder kann ich hier auch beim 54er zuschlagen? Danke schön mal für die Hilfe.

wenn Du dich nach einer ausgedehnten Probefahrt (mehrere Stunden ggf. mit Gepäck) wohlfühlst: ja.

Ich verstehe den Satz leider nicht richtig. Meinst du, du konntest beim Sitzen auf dem Sattel nicht mit dem ganzen Fuß auf den Boden kommen? Wenn das klappe würde, wäre der Sattel auch reichlich zu tief.

PS: Willkommen im Forum!

Die Rahmenhöhe ist seit mittlerweile vielen Jahren kein Entscheidungskriterium mehr beim Radkauf. Natürlich wird zur Unterscheidung der Rahmengrößen jeweils die Rahmenhöhe angegeben, aber diese fällt je nach Rahmengeometrie (Form und Länge aller Rohre) sehr verschieden aus.

Ein besseres Maß, wenn auch nicht das Einzige, ist die Oberrohrlänge.

Aber einmal zur Erklärung zurück zur Rahmenhöhe.
Dies ist die Distanz zwischen Tretlagermitte und dem oberen Abschluß des Sitzrohr. Das ist das Rohr, in dem die Sattelstütze steckt. Doch gerade weil die Sattelstütze variabel verstellbar ist, spielt die exakte Länge des Sitzrohres keine wirkliche Rolle für den Radler.
Das Oberrohr war früher bei einer klassischen Form des Herrenfahrrades horizontal und fast waagerecht platziert. Vermutlich eine gewünschte Ästhetik. Dadurch ergaben sich auch zwischen verschiedenen Herstellern in etwa vergleichbare Rahmengrößen, da beim horizontalen Oberrohr der Rahmen sich durch ein längeres Sitzrohr auch in den übrigen Maßen vergrößerte.
Ich habe mit 1,86m dann auf einen Rahmen mit 60cm Rahmenhöhe gut drauf gepasst.
Limitierender Faktor war dann eigentlich die Überstandshöhe. Also die Höhe des Oberrohres vom Boden aus gemessen. Das Rad passte, wenn man als Junge oder Mann ohne Kontakt mit den Weichteilen über dem Rad stehen konnte, wenn man es zwischen die Beine nahm.
Die Zeiten sind vorbei.

Entscheidender ist der Oberkörper und die Armlänge und die benötigen für eine erwünschte Sitzhaltung eine passende Länge des Fahrrades.
Ähnlich der Sattelstütze im Sitzrohr und der Distanz von Tretlager zum Sattel lässt sich zwar auch die Distanz zum Lenker verändern, aber der dazu nötige längere oder kürzere Vorbau ändert das Lenk- und Fahrverhalten des Rades deutlich, so das man hier nicht beliebig anpassen kann oder es zumindest nicht sollte.

Hat man nun ein Rad gefunden, auf dem man gut sitzt, fährt und das somit gut passt, sollte man dessen Oberrohr vermessen und dessen Vorbaulänge. Gemessen wird von der Mitte des Durchmessers der Sattelstütze bis zur Mitte des Steuersatzes und der Vorbau von der Mitte des Steuersatzes bis zur Mitte des Lenkers.

In deinem Fall suchst Du also vornehmlich ein Rad mit etwa 580mm Oberrohrlänge.

Was nun allerdings die Zehen auf dem Boden betrifft, wird es komplizierter.
Für die Sattelhöhe (Tretlager > Satteldecke) entscheidet man sich, indem man seine Beinlänge einbezieht und eben den Sattel so hoch oder tief setzt, das man das Bein während der Kurbelumdrehung fast durchstreckt (bei geradem Fuß).
Wie weit es aber vom Pedal bis zum Boden entfernt ist, so das man im Sitzen den Boden noch mit den Fußspitzen erreichen kann, bestimmt die Höhe des Tretlagers. Also wie hoch über dem Boden diese liegt und folglich auch, wie hoch eben die Pedale liegen.

Bei Straßenrädern liegt die Tretlagerhöhe niedriger als bei Geländerädern, zumindest oft. (Es gibt da je nach Hersteller und Modell auch Ausreisser.)

Da hat man dann als Käufer vier Möglichkeiten:
1. Man wählt ein Rad dessen Tretlagerhöhe niedriger liegt;
2. Man ändert die Höhe des Rades, in dem man schmalere und damit niedrigere Reifen montiert oder sofern möglich eine kleinere Radgröße;
3. Man stattet das Rad mit einer höhenverstellbaren Sattelstütze aus und kann durch Druck auf einen Knopf oder Hebel den Sattel absenken und so dem Boden näher kommen;
4. Man gewöhnt sich an, beim Stopp vom Sattel zu rutschen.

Immerhin hat man also vielfältige Möglichkeiten. Mit der Vario-Sattelstütze hat man die praxistauglichste Lösung, denn diese erleichtert auch das Aufsteigen. Einfach vom Sattel zu rutschen ist aber die kostengünstigste Lösung, denn solche Sattelstützen sind nicht ganz preiswert.

Und zum Abschluß noch:
Nein, Du täuscht dich nicht. Wenn es passt, kannst Du es kaufen.

Vielen Dank für die ausführliche Antwort, die Oberrojrlänge würde ja bei über 58cm liegen, viell. erklärt das, weshalb ich trotz meiner Körpergröße gut darauf sitzen kann, man kann auch die Höhe des Lenkers verstellen,genauso den Sitz.

Dann wäre meine Detailfrage zu dem Thema, von der Logik her, wenn ich ein eher kleineres Rad habe, wäre es doch eher sinnvoll den Lenker etwas zu erhöhen, den Sitz jedoch niedriger zu halten, meine Logik .

Und ja ich meinte wenn ich am Rad sitze, wie gesagt, mit den Zehenspitzen geht es.

Der Sitz (Sattel) kommt so hoch, wie er kommen muss, damit du auf dem Fahrrad bequem sitzen und pedalieren kannst. Alles andere ist erstmal uninteressant. Ebenso der Lenker. Die Rahmengröße sucht man danach aus, dass er Pedale (Kurbel), Sattel und Lenker "sinnreich" miteinander verbindet (also ohne Adapter und Türmchenbau etc.).

Wenn du auf dem Rad sitzt, solltest du auch nur so eben mit dem Zehenspitzen den Boden erreichen erreichen.

Danke für die Hilfe, tolle Community!

Wenn Du Dir die Tabelle ansiehst, stellst Du fest, dass die Absenkung des Tretlagers gegenüber der Nabenache bei allen Rahmengrößen (Cube Kathmandu) gleich ist. Das bedeutet, dass die Sattel bei Dir immer in der gleichen Höhe sein wird, egal ob bei kleinerem Rad nun die Sattelstütze weiter herausgezogen ist, oder bei größerem Rad die Sattelstütze eben weniger weit herausgezogen ist. Wenn also die Sattelhöhe für dich ergonomisch gerecht eingestellt ist, verändert sich Deine Sitzhöhe über der Straße nicht. Auswirkungen haben dann die verschiedenen Rahmengrößen nur noch bezüglich Oberrohrlänge (das hat Einfluß auf die Sitzposition), Radstand (das hat Einfluß auf das Fahrverhalten) und ein paar anderer Dinge.

Ergänzend zum schon erwähnten Thema Oberrohrlänge:

Die Rahmenhöhe als wichtigste Bezugsgröße stammt noch aus einer Zeit, als sich die Rahmen weitgehend auf die Diamantform mit waagrechtem Oberrohr beschränkten. Da sich zudem die Rohrwinkel kaum unterschieden, ließen sich aus der Rahmenhöhe in etwa die weiteren Maße ableiten.

Da sich aber die Sitzhöhe durch die Verstellbarkeit der Sattelstütze leicht und in großen Schritten ändern lässt, ist die Oberrohrlänge die eigentlich wichtigere Bezugsgröße. Die lässt sich nur in geringem Umfang durch Sattelposition und Vorbaulänge ändern.

Aber auch das ist alles graue Theorie, die lediglich zur groben Vorauswahl taugt, aber eine ausgiebige Testfahrt in unterschiedlichem Gelände mit unterschiedlichen Steigungen und mit möglichst gefüllten Packtaschen (Abstand zu den Fersen !) nicht ersetzen kann.

Juliane Neuß beklagt schon lange, dass die Räder immer kürzer werden.
Ich teile ihre Einschätzung und liebe ein Oberrohr von 625 mm am 58er Rahmen.
Körperlänge 184 cm. Fahrrad==> Patria Terra ..... mit der Zeit…… (Unsere Reiseräder)

Hallo,
ich habe mal den schönen Satz gelernt:
"Das Fahrrad muss beim fahren passen (und nicht beim stehen)."
Auch ich rate zu einer längeren Probefahrt.